Konzert am Nachmittag - Programm 2. Halbjahr
Speyer- Die Reihe „Konzert am Nachmittag“ des
Seniorenbüros Speyer besteht 2017 zehn Jahre. In dieser Zeit sind
diese Veranstaltungen zu einem festen Bestandteil der Speyerer
Kultur geworden. Die demografische Entwicklung hat Auswirkungen auf
alle gesellschaftlichen Bereiche. Wenn es also abends mehr und mehr
Menschen gibt, die nicht mehr gerne aus dem Haus gehen, dann muss
es auch tagsüber ein interessantes und qualitatives gutes Programm
geben.
In den zehn Jahren hat sich bewährt, dass ein Bedarf an solchen
Konzerten am Nachmittag ist. Die Besucher kommen gerne. Es ist dem
Seniorenbüro bis jetzt auch immer gelungen ein interessantes
Programm zusammenzustellen, immer mit einer anderen Besetzung.
Erstmals steht die Reihe 2017 unter einem Motto und zwar
Weltmusik.
Auch im zweiten Halbjahr ist es dem Seniorenbüro gelungen
entsprechende Konzerte zu organisieren.
Programm
Donnerstag, 24. August
2017
Zeitreise - Musik aus verschiedenen Kulturen
Rolf Verres, Konzertflügel und Percussion
Peter Hess, Gong, Indische Tabla, Digeridoo, Obertongesang
Jochen Sattler, Querflöte, Bambusflöte, Mundorgel, Digeridoo,
Trommeln
Historischer Ratssaal, 15 Uhr
Montag, 18. September
2017
The good life
Mit der Gruppe Jazz à la flute
Isabelle Bodenseh, Querflöten
Lorenzo Petrocca, Gitarre
Historischer Ratssaal, 15 Uhr
Mittwoch, 4. Oktober
2017
Die Winde des Mittelmeers und Ihre Geschichte
Tambur Duo
Hozan Tamburwan, Baglama und Gesang
Santino Scavelli, Perkussion
Historischer Ratssaal, 15 Uhr
Mittwoch, 8. November
2017
Neue Flamencos – Klassische Musik
Mit dem Spanischen Quintett , CONCUERDA Y MÁS
Daniel Yagüe, Flamencogitarre
José Carlos Martín, Geige
José Manuel Jiménez, Geige
Amparo Mas, Cello
José Antonio García, Kontrabass
Historischer Ratssaal, 15 Uhr
Dieses Konzert findet im Rahmen der Demografiewoche
Rheinland-Pfalz statt.
Donnerstag, 14. Dezember
2017
Wo Musik erklingt, da lass dich nieder
-Es ist ein Ros´entsprungen-
Kleine Wunder in der kalten Jahreszeit
Duo Marmor
Theresa Braisch, Klarinette
Maximilian Braisch, Fagott
Historischer Ratssaal, 15 Uhr
Dieses Konzert ist für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
Es ist aber offen für alle, die Musik lieben
Der Eintritt zu allen Konzerten ist kostenfrei.
Seniorenbüro der Stadt Speyer
13.07.2017
Der Mannheimer Mozartsommer 2016 geht erfolgreich zu Ende
Höchste Besucherzahl seit Gründung des Festivals
erreicht
Schwetzingen- Am letzten Sonntag fand nach neun
Festivaltagen die sechste Ausgabe des Mannheimer Mozartsommers mit
dem Open-Air-Konzert Schloss in Flammen ihren Abschluss. Mit
insgesamt 17.217 Zuschauern endete der Mannheimer Mozartsommer
2016. Die Zuschauerzahl ist die höchste, die seit der Gründung des
jüngsten Festivals der Metropolregion verbucht werden konnte.
Aufgrund der Vielzahl an Vorstellungen im Opern- und
Schauspielhaus und durch sehr gut besuchte Veranstaltungen wie
Mozart im Park konnte die Besucherzahl im Vergleich zur vorherigen
Ausgabe um 2.210 Besucher gesteigert werden (2014: 14.907). Auch
die sommerlichen Temperaturen haben in diesem Jahr dazu
beigetragen, dass sehr viele Besucher zu den Open-Air
Veranstaltungen in Mannheim und Schwetzingen strömten.
Die beiden Vorstellungen des Stücks Mozart in Moskau
mussten leider aufgrund eines Unfalls bei den Endproben entfallen.
Das Programm des Mozartsommers umfasste dennoch in diesem Jahr 17
Hauptveranstaltungen, sodass häufig an verschiedenen Orten
gleichzeitig Vorstellungen stattfanden. Daneben konnten sich die
Festivalbesucher über ein breites Rahmenprogramm wie z.B.
Nachtmusiken und Einführungen, ein Festvortrag und zwei
Installationen freuen, die die Mozartstädte Mannheim und
Schwetzingen verbanden.
Zu den Höhepunkten gehörte die Premiere der Eigenproduktionen
des Nationaltheaters, Idomeneo. GMD Dan Ettinger begeisterte
Publikum und Presse gleichermaßen mit seinem letzten
Premierendirigat am NTM. Der Countertenor Bejun Mehta sorgte
gemeinsam mit der Akademie für Alte Musik Berlin in einer Gala
ebenso für Begeisterungsstürme wie die Bastardkomödie Don Giovanni
des Thalia Theaters Hamburg oder das Vokalensemble ChorWerk Ruhr
und das Ensemble Resonanz, die im Dom zu Speyer die Zuschauer mit
Sieben Klangräumen in ihren Bann zogen. Auch die Wiederaufnahme der
Oper Mitridate, re di Ponte wurde beim diesjährigen Mozartsommer
erneut vom Publikum gefeiert.
Die vielseitige künstlerische Auseinandersetzung mit
Mozarts Werken wurde ergänzt durch das Stipendiatenprogramm
MozartPrisma mit renommierten Künstlern und Dozenten aus den
Bereichen der szenisch-musikalischen Praxis, der Musik- und
Theaterwissenschaft, des Kulturmanagements und der Komposition. 28
junge Studierende aus dem deutschsprachigen Raum nahmen an dem
Programm teil.
Der Mannheimer Mozartsommer 2016 wurde ermöglicht durch die
Stadt Mannheim, das Land Baden-Württemberg (Ministerium für
Wissenschaft, Forschung und Kunst) sowie den Hauptsponsor Roche
Diagnostics GmbH. Das Nationaltheater dankt den Freunden und
Förderern des Nationaltheaters Mannheim e.V. , der
Anneliese-Rothenberger-Stiftung , der Heinrich-Vetter-Stiftung, der
Baden-Württembergischen Bank sowie der Stiftung Nationaltheater
Mannheim für die Unterstützung des Festivals.
Der Mannheimer Mozartsommer fand in Kooperation mit den
Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg statt.
Text: NTM; Foto: dak
01.08.2016
Das „etwas andere“ Weihnachtsgeschenk
„Abo“ für Konzertreihe „Kammermusik im Rathaus“ öffnet
Zugang zu Musik der Extraklasse
cr. Speyer- Er war über viele Jahrzehnte
hinweg einer der international meist gefragten Exponenten seines
musikalisches Faches, der klassischen Trompete, und als Professor
für Trompete und Bläsermethodik an der renommierten Musikhochschule
in Würzburg ein weltweit angesehener Lehrer: Der Speyerer
Prof. Helmut Erb, der älteren Speyerern auch noch
durch seine legendären Jazz-Sessions aus den 1960er und 70er Jahren
lebhaft in Erinnerung ist. Zum 1. Oktober 2007 durch den Senat der
Würzburger Musikhochschule zu deren Präsident gewählt, übte Erb
dieses Amt bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2013 aus.
Im Schatten des Speyerer Altpörtel aufgewachsen, wo sein Vater
in der Gilgenstraße einen Musikalien- und Instrumentenhandel
betrieb, war Prof. Erb aber noch mehr: Er war ein durch und durch
überzeugter und bekennender Speyerer, der seine vielfältigen
Kontakte in die Spitze der „großen Welt der internationalen
Musikszene“ stets auch gerne dazu nutzte, nicht nur selbst in
seiner Heimatstadt mit vielbeachteten Konzerten in die
Öffentlichkeit zu treten, sondern auch immer wieder die
bedeutendsten Instrumentalisten und Sänger nach Speyer
einzuladen.
Um diese seine Möglichkeiten zu institutionalisieren und sie
besser in das in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich
angewachsene Speyerer Musikprogramm einbetten zu können, gründete
Prof. Erb im Jahr 1991 gemeinsam mit dem damaligen Speyerer
Kulturdezernenten, Bürgermeister Hanspeter Brohm,
die ob ihrer Qualität höchst erfolgreiche Konzertreihe „Kammermusik
im Rathaus“, die alljährlich in den Monaten Januar bis April
renommierte Solisten in den „Historischen Ratssaal“ in Speyer
zieht.
Für die 24. Auflage dieser Konzertreihe vom 22. Januar
bis zum 08. April 2016 – für die 25. „Jubiläumsausgabe“ im Jahr
2017 laufen übrigens die Verhandlungen zur Verpflichtung
hochrangiger Künstler ebenfalls bereits auf „Hochtouren“ - hat
Prof. Erb wieder ein beachtliches Programm zusammengestellt, das er
jetzt im Rahmen eines Pressegesprächs im Dienstzimmer des für den
Bereich „Kultur“ der Stadt Speyer zuständigen
Oberbürgermeisters Hansjörg Eger vorstellte. Im
Zentrum der Konzertreihe, so erklärte Prof. Erb, sollen im
kommenden Jahr die beiden „Titanen“ der Kompositionskunst
Ludwig van Beethoven und Robert
Schumann stehen, die mit ausgewählten Werken an drei von
vier Abenden die Programmfolge bestimmen werden.
Den Auftakt wird am 22.Januar 2016 der bereits
für diese Saison eingeplante Liederabend mit dem Tenor
Christian Elsner bilden, der dann aber krankheitsbedingt
absagen musste. Jetzt wird der geborene Freiburger, der zu den
vielseitigsten Sängern seines Fachs zählt und als Konzert-, Lied-
und Opernsänger gleichermaßen gefragt ist. begleitet von dem
koreanischen Pianisten Trung Sam mit einigen der
prominentesten Liederzyklen der Musikliteratur – mit Beethovens „an
die ferne Geliebte“, Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden
Gesellen“ sowie Robert Schumanns „Eichendorff-Liederkreis“ - im
Speyerer Rathaus zu Gast sein.
Mit Beethovens „Sieben Variationen Es-Dur“ über das Thema „Bei
Männern, welche Liebe fühlen“ aus Mozarts Erfolgsoper „Die
Zauberflöte“ werden am 12. Februar 2016 der
italienische Cellist Orfeo Madozzi, begleitet von
Bernd Glemser, Klavier, ihren Duoabend beginnen,
bei dem im weiteren Werke von Robert Schumann, Richard Strauß und
Sergej Rachmaninow erklingen werden.
Am 18. März 2016 wird das Konzertpodium
dann allein der in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, geborenen
Pianistin Milana Chernyavska gehören, die in den
vergangenen Jahren Preise und Auszeichnungen gleich dutzendweise
für sich „abräumen“ konnte. Im Speyerer Rathaus wird sie Werke von
Mozart, Ravel, Chopin und - natürlich auch Beethoven und Schumann -
zu Gehör bringen und damit ganz ohne Zweifel auch das Speyerer
Konzert-Publikum ob ihrer technischen Fertigkeiten und ihrer
Ausdrucksstärke in Verzückung versetzen.
Den glanzvollen Abschluss und Höhepunkt der Reihe wird dann am
08. April 2016 unter dem Titel
„VIRTUOSISSIMO“ das seit Jahren schon weithin
bekannte und gefeierte „Mainzer Kammerorchester“
mit den Solisten Paul Stauch-Erb (Violine), Isabelle Müller
(Harfe) sowie Renate Kehr und
Saskia Worf (Flöten) bilden. Sie werden ein buntes
und vielfältiges Programm mit „Bravourstücken“ von Antonio Vivaldi
über Wolfgang Amadeus Mozart, Hector Berlioz, Maurice Ravel, Pietro
Mascagni und Antonin Dvorák bis hin zu Franz Doppler und Pablo de
Sarasate in ihrem musikalischen „Gepäck“ haben. Ein Abend für
Liebhaber ganz besonderer musikalischer Delikatessen
also.
Einen ganz besonderen „Geheimtipp“ für die Musikfreunde hatte
schließlich noch der organisatorische Leiter der
Konzertreihe, Matthias Folz, parat: Er empfiehlt ihnen -
zum Verschenken zum bevorstehenden Weihnachtsfest oder auch zum
eigenen Genuss – ein Abonnement zum Preis von 60.- Euro (ermäßigt:
45,- Euro) für alle vier Konzerte, das gegenüber dem
Einzel-Ticketpreis von 18,- Euro pro Konzert (ermäßigt 13.- Euro)
doch eine spürbare Ersparnis darstellt. Und Oberbürgermeister Eger
ergänzt, dass dieses Abo „konzertweise“ auch auf gute Freunde
übertragbar ist.
Der Vorverkauf ist übrigens ab sofort bei der
„Tourist-Information“ der Stadt Speyer sowie bei allen
„Reservix-Vorverkaufsstellen“ eröffnet. Foto: gc
13.12.2015
Schwetzinger SWR Festspiele 2015 erfolgreich beendet
Schwetzingen- Mit über 40 Konzertveranstaltungen
und einer Opern-Uraufführung blicken die Schwetzinger SWR
Festspiele auf eine erfolgreiche fünfwöchige Saison zurück. Mehr
als 250 international bekannte Stars und beeindruckende
Nachwuchstalente wurden von 18.000 Besuchern herzlich in den
Konzertsälen des Schlosses sowie in den Speyrer Kirchen empfangen
und begeistert gefeiert.
Von „Magie“ war die Rede nach dem Klavierabend des jungen Pianisten
Adam Laloum (MaMo). Der Liederabend mit Christian Gerhaher und
Gerold Huber war schlichtweg „ schön, subtil und ergreifend“
(Schwetz.Ztg.). Der Blick in den musikalischen Westen entfesselte
„Höhepunkte in Serie“ mit dem Geiger Renaud Capuçon und dem
Pianisten David Kadouch (RNZ) und hinterließ den Eindruck von
„Unendlicher Schönheit“ mit dem Huelgas Ensemble in der Kirche St.
Joseph in Speyer. Das erste Open-Air Konzert der Festspiele mit der
Irish-Folk Band Altan beschenkte das Publikum mit „Musik, die Glück
bringt“ (MaMo).
„Wilde ist ein starkes Stück“ resümierten die Stuttgarter
Nachrichten über die diesjährige Opern-Uraufführung im Schwetzinger
Rokokotheater, inszeniert von Calixto Bieito. Die Komposition
stammt von dem spanischen Komponisten Hèctor Parra, dessen
musikalisches Schaffen im Fokus des zeitgenössischen
Festivalprogramms stand.
Wie jedes Jahr wurden alle Veranstaltungen von SWR2 aufgezeichnet
und live, zeitversetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt gesendet.
Zahlreiche Konzerte werden außerdem über Deutschland und Europa
hinaus in der ganzen Welt ausgestrahlt, was die Schwetzinger SWR
Festspiele nach wie vor zum größten Radio-Festival weltweit macht.
SWR2 war 2015 mit einer Vielzahl von Sendungen vor Ort und lockte
die Festival-Besucher und SWR2-Hörer mit dem Angebot, hautnah dabei
zu sein.
Auf arte-online wurde das Konzert des SIGNUM saxophone quartet live
in Ton und Bild übertragen und ist aktuell noch über weitere
hundert Tage nachhör- und sehbar:
http://concert.arte.tv/de/signum-saxophone-quartet-schwetzinger-festspiele-sibelius-ligeti-gershwin
und schwetzinger-swr-festspiele.de. Folgende fünf
Konzertmitschnitte werden zudem in den kommenden Wochen auf
der Homepage der Festspiele abrufbar sein: SWR Vokalensemble mit
dem Piano Duo Tal & Groethuysen unter der Leitung von Florian
Helgath, das Schwetzinger Debüt mit Janina Ruh und Boris Kusnezow,
der ARD-Preisträger und Perkussionist Simone Rubino, das
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR mit der Sopranistin
Marianne Beate Kielland unter der Leitung von Jos van Immerseel,
das Abschlusskonzert der Hofmusik-Akademie sowie die Musikstunde
mit Lars Reichow vom 30. Mai.
Die Schwetzinger SWR Festspiele danken den Spendern und Sponsoren,
insbesondere den beiden Hauptsponsoren, der Sparda-Bank
Baden-Württemberg eG und der BASF SE, zudem Fuchs Petrolub, dem
Freundeskreis der Schwetzinger SWR Festspiele sowie dem Land
Baden-Württemberg und der Stadt Schwetzingen.
Die 65. Schwetzinger SWR Festspiele finden vom
29.
April bis 4. Juni 2016 statt. Eröffnet wird die Saison mit
der Opern-Wiederentdeckung „Veremonda“ von Francesco Cavalli.
Schwetzinger SWR Festspiele gGmbH, Presse 03.06.2015
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz stellt Saison 2015/2016 vor
Ludwigshafen- Karl-Heinz Steffens,
Generalmusikdirektor, und Prof. Michael Kaufmann, Intendant der
Staatsphilharmonie, stellen das facettenreiche und hochkarätige
Programm des Orchesters für die Spielzeit 2015/2016 vor. Als
Philharmonie der erweiterten Metropolregion Rhein-Neckar wirkt das
Landes-Sinfonieorchester von Rheinland-Pfalz von Mainz bis
Karlsruhe und von Heidelberg bis Zweibrücken und Trier und
konzertiert als Kulturbotschafter des Landes unter anderem im
Wiener Musikverein.
Mit über 100 Konzerten präsentiert sich die Deutsche
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz auch in der Saison 2015/2016 als
ein verlässlicher Partner für die Veranstalter der Region und setzt
mit ihren eigenen Projekten die vor drei Jahren begonnene,
erfolgreiche Profilierung fort. Dabei stehen insbesondere das
Metropolregion Sommer-Musikfest MODERN TIMES, die der Mannheimer
und der Karlsruher Schule gewidmete Konzertreihe REBELLION IM
QUADRAT, die in den Domen der Pfalz veranstalteten KATHEDRALKLÄNGE:
BRUCKNER IN DEN DOMEN und das MUSIKFEST SPEYER, das 2016 Franz
Schubert gewidmet ist, für Kontinuität. In der Kooperation mit dem
Capitol in Mannheim setzen sich die Angebote fort, die die
Begrenzungen der „U“- und „E“-Musik überwinden – mit CONNECT IT!
beginnt eine neue Serie, die Klassik und Jazz verbindet. Eine
stärkere Abstimmung der Abonnementreihen im Pfalzbau Ludwigshafen
und im Rosengarten Mannheim zielt in Verbindung mit der neu
initiierten Serie der Heidelberger Meisterkonzerte darauf ab, mit
der Staatsphilharmonie eine wahrnehmbare, klingende Klammer für die
Metropolregion zu etablieren.
Solisten wie Gidon Kremer, Fazıl Say, Reinhold Friedrich,
Herbert Schuch, Michael Barenboim, Pinchas Zukerman, Christian
Zacharias, Alisa Weilerstein, Frank Dupree, Sergei Nakariakov,
Katharina Thalbach und nicht zuletzt Karl-Heinz Steffens zeigen
dabei sowohl die Bandbreite, wie auch die Klasse der angebotenen
Konzerte. Dass neben Dirigentinnen und Dirigenten wie Karen
Kamensek, Ariane Matiakh, Christoph-Mathias Mueller, und Frank
Strobel auch vier der Solisten als Dirigenten in Erscheinung
treten, ist eine Besonderheit der Saison und zeigt die
Vielfältigkeit der Künstler.
Besondere Höhepunkte in der Saison 2015/2016 werden zwei
herausragenden Künstlerpersönlichkeiten zu verdanken sein, die
weltweit gefeiert werden: Pinchas Zukerman wird als Dirigent und
Solist der Artist in Residence der Saison sein, Jörg Widmann
ist das Komponisten-Portrait gewidmet. 19 Konzerte an 10
Spielorten sind mit den beiden Künstlern verbunden; die
Staatsphilharmonie beweist eindrucksvoll, wie wegen eines fehlenden
zentralen Konzertsaals eine ganze Region zum Raum für die
Programmgestaltung werden kann. Viele der langjährigen lokalen
Veranstalter werden dabei zu zentralen Partnern einer inhaltlichen
Dramaturgie und einer Handschrift, die insbesondere dem Engagement
des Chefdirigenten Karl-Heinz Steffens zu verdanken ist: Bei über
40 Konzerten steht der Generalmusikdirektor selbst am Pult, bei
zwei Projekten tritt er zudem als Solist in Erscheinung. Dass die
Zusammenarbeit zwischen Chefdirigent und Orchester auch für die
kommende Saison eine Vielzahl von eindrucksvollen musikalischen
Erlebnissen erwarten lässt, spiegelt sich in der Vorfreude von
Karl-Heinz Steffens: „Wir sind ja in der tollen Situation, dass
sich die Projekte, die wir vor wenigen Jahren begonnen haben, so
gut entwickeln, dass wir auch wieder Neues beginnen können. Dass
wir jetzt mit dem Orchester im Musikverein in Wien konzertieren
oder einen solch absoluten Weltstar wie Pinchas Zukerman „In
Residence“ haben können, ist ja nur möglich, weil wir die Qualität
und unsere Ausstrahlung immer fest im Blick gehabt haben und weiter
haben werden.“
Mit „Lieder aus der Fremde“ und „Ad.agio: Begegnung der
Kulturen“ legt die Staatsphilharmonie ein deutliches Bekenntnis für
eine multikulturelle Gesellschaft ab und stellt sich zudem der
Frage, was wir tun können, damit auch die Menschen, die aus Not
nach Deutschland kommen, eine offenere Aufnahme und bessere
Integration erleben können. Neben den vielen Angeboten im
Educationbereich zeigen insbesondere diese Angebote die hohe
Verantwortung, die die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
als eine bedeutende kulturelle Institution für den Fortbestand und
die Weiterentwicklung einer humanen Zivilgesellschaft
empfindet.
Und auch die Nachwuchsförderung erlangt noch größere Bedeutung:
Durch eine neue Kooperation mit der Hochschule für Musik Karlsruhe,
die Fortsetzung der bestehenden Zusammenarbeit mit der Staatlichen
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim und mit den
Kollegen der Musikalischen Akademie des Nationaltheaterorchesters
Mannheim können junge Musiker und Musikmanager ihre Ausbildung
durch erste Berufserfahrungen ergänzen und erweitern. Einen
besonderen Stellenwert soll dabei die Musikvermittlung einnehmen,
so ist in Zusammenarbeit mit der Musikpädagogik der Hochschule für
Musik Karlsruhe auch die Neukonzeption des KlangReich des
Orchesters geplant, in dem Kinder in einen lebendigen Austausch mit
der klassischen, sinfonischen Musik kommen können.
Für Prof. Michael Kaufmann stellt die Spielzeit 2015/2016 die
wichtige Fortsetzung des erfolgreichen Wegs der letzten Jahre dar:
„Natürlich wünschen wir uns für die Region einen
Kristallisationspunkt für die Musik, einen wirklichen Konzertsaal,
in dem auch die Staatsphilharmonie ein Zuhause haben könnte.
Andererseits empfinden wir den Auftrag, die sinfonische Musik in
hervorragenden Konzerten zu den Menschen zu bringen, das
Sinfonieorchester für eine große, vitale und faszinierende Region
zu sein, als ein bedeutendes Geschenk. Das kann man, denke ich,
auch beim vorliegenden Programm erkennen. Wollte man den ‚alten‘
Begriff der Kulturregion Kurpfalz für die Zukunft einer sich noch
stärker verbindenden Metropolregion Rhein-Neckar begreifen, dann
wäre die Staatsphilharmonie ein bestmögliches Beispiel dafür, wie
die regionalen kulturellen Verbindungen erfahrbar werden können.
Dass sich Karl-Heinz Steffens – und mit ihm viele weitere
wunderbare und international gefeierte Künstler – dieser Aufgabe
stellt, macht unseren Weg überhaupt erst möglich. Dass wir diesen
Weg mit einer Vielzahl inspirierender und verlässlicher Partner
gehen können, scheint mir ein ganz besonderes Glück.“
Getragen wird die Staatsphilharmonie vom Land Rheinland-Pfalz.
Als einziges Konzertorchester des Landes hat sie eine zentrale
Funktion für die Meisterkonzerte in der Landeshauptstadt Mainz und
für die Sinfoniekonzerte in den Städten der Pfalz; zugleich
engagiert sie sich für das Land Rheinland-Pfalz in der
Metropolregion Rhein-Neckar und wirkt als Kulturbotschafterin
national und international, was erfolgreiche CD-Produktionen und
Konzerte im In- und Ausland belegen. Text und Foto: Deutsche
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
28.04.2015
Kunstpreis 2015 der „Ike und Berthold Roland-Stiftung“ verliehen
Ein großer Tag für die pfälzische Musik: Alexia und
Prof. Dr. Friedemann Eichhorn nehmen Kunstpreis 2015 der „Ike und
Berthold Roland-Stiftung“ entgegen.
Von Gerhard Cantzler
Natürlich war dieser letzte Samstagvormittag im zuende gehenden
Monat Februar im sonnendurchfluteten Festsaal der „Villa
Ludwigshöhe“ oberhalb von Edenkoben zuallererst den beiden
Preisträgern des Kunstpreises 2015 der „Ike und Berthold
Roland-Stiftung“, dem Ausnahmemusiker-Ehepaar
Alexia und Friedemann Eichhorn, gewidmet. Doch dank des
von den Laureaten selbst zusammengestellten, exquisiten
Musikprogramms und seiner exzellenten Interpretation durch die
beiden Geigenvirtuosen und ihre Freunde geriet die Feier zu einem
musikalischen Ereignis der „Extraklasse“, mit dem das fast die
Kapazitäten des Saales sprengende, kunstaffine Pfälzer Auditorium
zugleich auch einem der Ihren, dem langjährigen Kunstreferenten der
rheinland-pfälzischen Landesregierung und Initiator des an diesem
Tag immerhin schon zum elften Male vergebenen Kunstpreises ihre
ehrende Referenz erwies. In der Nachbarschaft zur „Villa
Ludwigshöhe“, in Rhodt u. Rietburg geborenen und in Speyer
aufgewachsen, zählt der renommierte Kunsthistoriker Dr.
Berthold Roland mit seiner Familienstiftungheute nämlich
sicher zu den sach- und fachkundigsten Mäzenen im Lande. So
gesehen, darf die Feier auf Schloß „Villa Ludwighöhe“ sicher auch
als „Familienfest“ für den international angesehenen Kunstexperten
verstanden werden, der nie seine Pfälzer Wurzeln vergessen hat.
Doch beginnen wir unseren Bericht mit dem, was den beiden im
Mittelpunkt dieser Feier stehenden Preisträgern Alexia und Prof.
Dr. Friedemann Eichhorn seit vielen Jahren schon Leidenschaft und
neben der Familie unbestrittener Mittelpunkt ihres Lebens ist: Die
Musik, mit der sie, glänzend inspieriert und interpretiert, weit
mehr als nur die Verbindungsteile zwischen den Reden und
Würdigungen dieses Tages boten – nein sie wurden quasi zum
tragenden Rückgrat dieser Veranstaltung – ein herrliches
Konzerterlebnis also – verzeihen Sie, liebe Glückwunschredner (!) -
mit passend eingestreuten Wortbeiträgen.
Los ging's gleich zu Beginn mit drei Piècen für zwei Violinen
und Klavier des 1854 in Breslau geborenen Moritz
Moszkowski, einem der Favoriten des großen, unvergessenen
Vladimir Horovitz, der eigentlich nie das Konzertpodium verließ,
ohne sein Publikum mit einem der ausdrucksstarken Stücke
Moszkowskis zu anhaltenden Beifallstürmen getrieben zu haben.
Dargeboten wurden an diesem Tag drei insbesondere durch ihre
rhythmischen Anforderungen beeindruckende Stücke - von Alexia und
Friedemann Eichhorn und kongenial begleitet von dem Weimarer
Pianisten Daniel Heide vortrefflich
interpretiert
Heide war dann auch der Partner von Friedemann Eichhorn im
Scherzo c-moll, das der junge Johannes Brahms in Verehrung seines
von ihm so bewunderten Freundes Joseph Joachim, dem führenden
Geigen-Vortuosen seiner Zeit, als seinen Beitrag zu der sogenannten
„F-A-E-Sonate“ komponierte, die Brahms, ganz im Stile der
„Widmungskompositionen“ jener Zeit, gemeinsam mit Robert Schumann
und dessen Schüler Albert Dietrich aufs Notenpapier brachte. Ein
echtes Bravourstück für jeden Geiger, dem sich Friedemann Eichhorn
zur Begeisterung seiner Zuhörer mit brillanter Technik in geradezu
atemberaubender Weise stellte.
Das nächste musikalische Highlight dann: Das „Aprés un réve“ von
Gabriel Fauré, einem der bedeutsamsten Vertreter des musikalischen
„Fin de siècle“, von dem Alexia Eichhorn in ihrer
Ankündigung sicher zurecht sagte, dass es sich dabei wohl um „die
schönste und anrührenste Komposition für Bratsche und Klavier
überhaupt“ handele. Und in der Tat: Mit ihrem warmen, vollen Ton
und ihren scheint's endlosen Lagato-Bögen traf die sympathische
Co-Preisträgerin dieses Tages die Zuhörer in die Tiefe ihrer Seelen
– ein überaus bewegendes, ja geradezu „heiliges Momentum“ in diesem
abwechselungsreichen Programm.
Doch welch gewaltiges musikalisches Spektrum Alexia und
Friedemann Eichhorn zu „bedienen“ vermögen, das zeigten sie dann
auch bei der dankenswerterweise in das Progromm dieses Vormittags
aufgenommenen Aufführung des musikalischen „Aktionsstücks
„Du?!“ - „Oh!“, das der Komponist und
SWR-Klassik-Musikredakteur Burkhard Egdorf vor ein paar
Jahren schon dem Preisträgerpaar gewidmet hat.
Witzig und dialogstark von der ersten bis zur letzten Phrase -
vom ersten bis zum letzten Ton, wenn die beiden Protagonisten sich
klammheimlich aus der Szenerie verabschieden – ein überaus
gelungenes, hintersinniges musikalisches Porträt einer Nah-, aber
sicher auch einer sich immer wieder einmal voneinander entfernenden
Beziehung, die sich am Ende wieder in Harmonie vereint. Ein echtes,
musikalisches „Sahnestückchen“, von dem sogar der eigens angereiste
Komponist bekannte, dass er es in der bei dieser Gelegenheit
dargebotenen Form noch nie erlebt habe.
Ein abschließender musikalischer Höhepunkt dann noch einmal mit
Johannes Brahms, als Friedemann Eichhorn seinen „Freund aus
musikslischen Kinder- und Jugendtagen“, den aus Bad Bergzabern
stammenden Prof. Alexander Hülshoff, Professor für
Violoncello an der Folkwang Universität der Künste in Essen,
scheint's beiläufig fragte, ob er – „rein zufällig?“ – vielleicht
sein Instrument mit dabei habe. Der „hatte“ natürlich - und schon
vereinigten sich die vier Künstler zu einer schwungvollen
Darbietung des letzten Satzes „Rondo alla Zingarese – Presto“ aus
Brahms' Klavierquartett g-Moll, op. 25.
Zwischen soviel großartig interpreteierter Musik gerieten die
„Wortbeiträge“ an diesem Vormttag durchaus etwas ins Hintertreffen:
Das begann schon mit der Begrüßung der Gäste durch die Direktorin
des Landesmuseums Mainz, Dr. Andrea Stockhammer,
eine der Nachfolgerinnen von Dr. Berthold Roland an der Spitze des
renommierten Hauses an der Mainzer Großen Bleiche, die für den
entschuldigten Mitveranstalter der Preisverleihung, den
Generaldirektor „Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz“, Thomas Metz,
das Wort ergriff. Sie konnte unter den Gästen aus der Politik - an
ihrer Spitze die Vizepräsidentin des rheinland-pfälzischen
Landtages, Barbara Schleicher-Rothmund, der Speyerer
Oberbürgermeister Hansjörg Eger und seine
Kulturdezenerntin, Bürgermeisterin Monika Kabs
sowie deren Neustadter Kollegen, Beigeordneter
Ingo Röthlingshofer auch Egers Amtsvorgänger
Werner Schineller – auch frühere Preisträger des
Kunstpreises wie Prof. Gernot Rumpf, Achim Ribbeck
und für die im Vorjahr mit dem Kunstpreis ausgezeichnete
Landesstiftung „Villa Musica“ deren Künstlerischen Leiter,
Prof. Alexander Hülshoff begrüßen, der auch als
Laudator der diesjährigen Preisträger „auserkoren“ war.
In dieser Eigenschaft würdigte er das Preisträgerehepaar als
außergewöhnlich begabte künstlerische Persönlichkeiten, die sowohl
als gefragte Solisten, als ausgezeichnete kammermusikalische
Partner wie als Lehrer in ihrem Fach, der Violine, Ausgezeichentes
leisteten. Gemeinsam seien die Fränkin Alexia und der Speyerer
Friedemann Eichhorn zudem ein „unschlagbares Team“, so Hülshoff,
ein Team, das sich auch mit Hingabe dem „Ausgraben“ und der
Aufführung verloren geglaubter Kompositionen aus den
untereschiedlichen Epochen widme.
Prof. Dr. Friedemann Eichhorn, der neben seiner künstlerischen
Ausbildung auch an der Musikhochschule in Mainz im Fach
Musikwissenschaften promovierte und damit, so Hülshoff, in
glückhafter Weise die künstlerische mit der theoretischen Erfahrung
verbinde, kenne er schon aus der gemeinsamen Zeit als Stipeniaten
der „Villa Musica“. Der Laudator zählte danach wichtige Stationen
im Werdegang Eichhorns auf, der im Jahr 2002 als Professor für
Violine an die Musikhochschule „Franz Liszt“ in Weimar berufen
worden sei. Als Initiator und Impulsgeber habe er zudem zahlreiche
Musikfestivals inspieriert, so auch die „Kronberg Academy“, wo
unter seiner Leitung hochbegabte junge Musiker gefördert
würden.
Er sei stolz darauf, mit Alexia und Friedemann Eichorn
befreundet zu sein - „zwei Menschen, die wie nur wenige dazu
geeignet sind, diesen ehrenvollen Kunstpreis entgegenzunehmen“, so
der Laudator, der zum Abschluß seiner Rede die „außerordentlich
positive Ausstrahlung und die mit Neugierde auf Neues gepaarte,
entspannt-aufmerksame und stets respektvolle Art“ des Auftretens
der beiden Künstler lobte.
Aus der Hand des Geschäftsführers der „Ike und
Berthold-Roland-Stiftung“, Oliver Roland, konnten die
beiden Preisträger dann die Urkunde und die damit verbundene
Geldprämie in Empfang nehmen, ehe der rheinland-pfälzische
Kulturstaatssekretär Walter Schumacher die
Preistrger zu ihrer Auszeichnung beglückwünschte und sich bei den
beiden Stiftern Ike und Barthold Roland – die
Juristin Dr. Ike Roland ist leider schon im Jahre 2010 verstorben –
für ihr großartiges gesellschaftliches Engagement bedankte. „Das
Land Rheinland-Pfalz wäre glücklich, wenn noch viele seiner
Bürgerinnen und Bürger Ihrem Beispiel nacheifern und private
Stiftungen gründen würden, mit denen besondere Leistungen in
Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet werden könnten“, so Schumacher
zu den Aktivitäten von Dr. Berthold Roland.
Dann könne man vielleicht noch mehr solcher Tage erleben wie
diesen letzten Tag im Febraur, „wo es draußen schon nach März
aussieht – an einem Samstag, der uns durch Sie, die Preisträger und
den Stifter, wie ein Sonntag vorkommt“, schloß der Politiker schon
fast poetisch.
Und in der Tat: Viele der Anwesenden, die im Anschluß an die
Feier trotz der noch immer empfindlichen Kühle von der Veranda der
„Villa Ludwigshöhe“ herab einen ersten Blick über die
sonnenüberflutete Rheinebene schweifen ließen, bekannten, dass sie
es bei einem solch exqusiten Musikprogramm und einer derart
vorzüglichen Stimmung durchaus noch einige Zeit in der „Villa“
ausgehalten hätten. Fotos: gc
01.03.2015
„25 Konzerte vor durchweg ausverkauften Häusern“
Konzertreihe „PalatinaKlassik“ zieht überzeugende Bilanz
für das Programmjahr 2014
spk. Speyer- Fast durchweg ausverkaufte
Häuser, Kirchen zumeist, und überschwängliche Kritiken – gerade
einmal drei Jahre nach ihrer Gründung, so scheint's, hat sich die
Konzertreihe „PalatinaKlassik“ einen festen Platz
im Bewußtsein und in den Herzen der Freunde klassischer Musik
zwischen Odenwald und der französischen Grenze erobert. Das konnte
jetzt der Vorsitzende des „Förderkreises
PalatinaKlassik e.V.“, Michael Wagner, bei der
turnusgemäßen Mitgliederversammlung des Vereins im Augustinersaal
der „Sparkasse Vorderpfalz“ in Speyer feststellen. Ein beachtliches
Programm mit insgesamt 25 erfolgreichen Konzerten konnte Wagner für
das abgelaufene Jahr 2014 aufführen – von zwei Konzerten in den
riesigen päpstlichen Basiliken „Santa Maria Maggiore“ und der
„Lateranbasilika“ in Rom mit jeweils mehr als 1.500 Zuhörern bis
hin zum kleinen Speyerer Feuerbachhaus, in dem sich auch im Jahr
2014 wieder exakt 54 Besucher nach einem ausgeklügelten Plan die
stets viel zu wenigen Plätze teilen mussten. „Mehr geht dort beim
besten Willen nicht“, musste der Vorsitzende bekennen. Dennoch, so
teilte er mit, will man auch in der Zukunft an dieser kleinen
Spielart klassischer Musik in Trio- oder maximal in
Quartettbesetzung festhalten, denn der Ansturm auf diese Konzerte
halte unvermindert an.
Ein weiterer Höhepunkt im Konzertgeschehen des
zurückliegenden Jahres: Das Konzert zum 70. Jahrestag des Attentats
auf Adolf Hitler am 20.Juni 1944, eine Gedenktag,bei dem
Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Bernhard Vogel
einen höchst bemerkenswerten Vortrag hielt. Der Speyerer
Ehrenbürger,, so konnte Wagner ankündigen, habe übrigens
PalatinKlassik zugesagt, auch 2015 wieder im
Rahmen eines Konzertes ans Rednerpult zu treten, wenn am 3. Oktober
2015 die 25, Wiederkehr der deutschen Wiedervereinigung gefeiert
werden kann.
Eine lange Aneindanderreihung musikalischer Erfolge also, über
die Wagner berichten und für deren Zustandekommen er sich bei den
rührigen Mitgliedern seines Vorstandes bedanken konnte, die allein
auf ehrenamtlicher Basis ein Programm „gestemmt“ hätten, für das
anderenorts umfangreiche personelle Kapazitäten zur Verfügung
stehen würden. Ein gleicher Dank galt aber auch den zahlreichen
Sponsoren der Konzertreihe, ohne deren Hilfe dieses umfangreiche
Programm mit seinem betont internationalen Akzent nicht hätte
realisiert werden können. „Kunst und Kultur brauchen Engagement!“
zitierte der Vorsitzende einen Slogan von
PalatinaKlassik, der am besten umschreibe, was
alle Beteiligten - Mitwirkende, Unterstützer und die treuen
Besucher - immer wieder antreibe.
Einen ganz besonderer Dank sagte Wagner schließlich seinem
Ersten Stellvertreter im Amt des Vorsitzenden und unermüdlichen
musikalischen Leiter des Festivals, Prof. Leo
Kraemer, der immer wieder mit neuen Ideen für ein
musikalisch breit aufgestelltes Programm zu überraschen
verstehe.
Auch für das laufende Jahr 2015 konnte Wagner Appetit auf ein
Festival-Programm mit derzeit 30 Konzerten machen, bei dem nach
heutigem Stand auch das im Vorjahr gefeierte Ensemble aus Chor und
Orchester des Staatlichen Konservatoriums in Kasan an der Wolga
wieder mit von der Partie sein wird.
Bei soviel erfolgreichen musikalischen Höhepunkten konnte auch
Michael Doll, Schatzmeister von
PalatinaKlassik, eine höchst erfreuliche Bilanz
des vergangenen Kassenjahres ziehen, die dem Förderkreis auch für
die Zukunft eine wirtschaftlich sichere und aussichtsreiche Zukunft
verspricht.
Nach dem von Burkhard Schramm für die beiden
Kassenprüfer abgegebenen Prüfungsbericht und dem von Schramm
gestellten Antrag auf Entlastung des gesamten Vorstandes, dem die
Mitglieder einstimmig folgten, konnte die Versammlung zur Wahl des
neuen Vorstandes übergehen, bei der es keinerlei personelle Wechsel
gab.
Somit wurden folgende Damen und Herren in ihren Ämtern bestätigt
und auf zwei Jahre wiedergewählt:
Vorsitzender: Michael Wagner
1. Stellv. Vorsitzender: Prof. Leo Kraemer
2. Stellv. Vorsitzender: Gerhard Cantzler
Schatzmeister: Michael Doll
Schriftführerin: Christiane Frank
Beisitzer: Dietmar Scherer und Christoph Barth
Kassenprüfer: Burkhard Schramm und Gisela Rödler
Abschließend dankte auch der musikalische Leiter von
PalatinaKlassik, Prof Leo Kraemer, allen, die sich
für das Festival einsetzten. „Ihr großes Engagement lässt uns
Musiker mit Zuversicht und den allerschönsten Hoffnungen in die
Zukunft blicken“, so Kraemer, der im weiteren über zahlreiche
Kontakte berichten konnte, aus denen er schon heute den Schluss
zieht, dass die Ensembles des pfälzisch-saarländischen Festivals
auch in diesem Jahr wieder an dem großen „Festival Internationale
musica e arte sacra" in Rom beteiligt sein werden.
Jedes der Konzerte, so Prof. Kraemer weiter, sei eine
Gelegenheit, Musik immer wieder neu entstehen zu lassen. „Denn
Musik im eigentlichen Sinne gibt es nicht – sie muss statt dessen
bei jeder Aufführung auf der Grundlage der Partitur neu geschaffen
werden“. Das sei das große Geheimnis der Musik, ein Faszinosum, das
auch ihn immer wieder neu antreibe. Foto: gc
29.01.2015
PalatinaKlassik-Konzert im Feuerbachhaus am 22. November 2014 ausverkauft
Kartenreservierung
für die öffentliche Generalprobe
Speyer- Innerhalb kürzester Zeit waren die
Eintrittskarten für das vom Förderkreis PalatinaKlassik e.V.
veranstaltete Konzert „Saitenklänge aus Wien im Feuerbachhaus“ mit
Prof. Leo Kraemer und Mitgliedern des
PalatinaKlassik-Barockensembles vergriffen.
Wegen der hohen Kartennachfrage bietet PalatinaKlassik eine
öffentliche Generalprobe am Samstag, den 22. November um 16.00 Uhr
im Feuerbachhaus zu einem ermäßigten Eintrittspreis von 10,00 €
an.
Kartenreservierungen beim PalatinaKlassik-Büro unter 06232
36225.
10.11.2014
„Bewegendes musikalisches Hochamt der Bruckner'schen Kunst“
Prof. Leo Kraemer führt mit Chor und Orchester des
Konservatoriums Kasan und seinen deutschen Ensembles zwei
bedeutende Werke der Romantik auf
spk. Speyer- Ein wahrhaft großartiges, in
gleich mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes Musikereignis konnten
jetzt all die Musikfreunde aus Speyer und weit darüber hinaus
erleben, die sich, trotz überreichen Wettbewerbs aus dem gleichen
Genre, q1 ^ dazu entschieden hatten, der Einladung in das
überglaste Atrium des Speyerer „Historischen Museums der Pfalz“ zu
folgen, wo die inzwischen bestens eingeführte Konzertreihe
„PalatinaKlassik“ mit einem nachhaltig wirkenden Programm mit
Werken von Anton Bruckner aufwartete.
Gut 120 junge Musikerinnen und Musiker des Staatlichen
Konservatoriums in Kasan, der Hauptstadt der heute autonomen
Republik Tartastan an der Wolga und einst Teil des Großreiches der
Sowjetunion – ein komplettes, bestens ausgebildetes
Sinfonie-Orchester sowie ein großartiger Chor – hatten sich in
viertägiger Busreise in die Pfalz aufgemacht, um unter der Leitung
von Prof. Leo Kraemer gemeinsam mit dem
Philharmonischen Chor an der Saar und dem
„PalatinaKlassik“-Vokalensemble nach einer
Aufführung des „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms am Abend
zuvor in Landau, in Speyer die „große Messe in f-Moll“
sowie das „Te Deum“ des österreichischen Großmeisters der
Romantik zur Aufführung zu bringen.
Bruckner und russische musikalische Aufführungspraxis –
das scheint auf den ersten Blick genausowenig zusammenzugehen wie
beispielsweise die Rezeption der großen Chor- und Orgelwerke von
Johann Sebastian Bach in dem über 80 Jahre hinweg allem Religiösen
abholden System. Doch der längst zum Pfälzer „mutierte“ Saarländer
Prof. Leo Kraemer - neben seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als
Domorganist und Domkapellmeister am Speyerer Dom auch schon seit
fast vierzig Jahren in den bedeutendsten Musikzentren in Osteuropa
unterwegs, wo er sich schon lange vor dem Fall des „Eisernen
Vorhangs“ als Juror in zahlreichen Orgel-Wettbewerben, als Dozent
an bekannten Konservatorien und Musikhochschulen sowie vor allem
als Dirigent bedeutender Orchester einen Namen gemacht hatte – sah
es schon früh als seine Verpflichtung an, die bedeutendsten
Komponisten der westeuropäischen Kirchenmusik auch in diesen Teil
der Welt zu bringen.
Chor und Orchester der Philharmonie der weißrussichen Hauptstadt
Minsk waren seine ersten musikalischen Partner, noch in der „alten“
Sowjetunion. Rasch folgten Tallinn im „musikverrückten“ Estland und
dann natürlich die Spitzenensembles in einer der bedeutendsten
Musikmetropolen der Welt, in St. Petersburg. In diesem für
westeuropäische Verhältnisse kaum vorstellbar großen Reservoir
überragender Solisten und Ensembles fand Kraemer rasch
Gleichgesinnte, die schon früh die Bedeutung der Musik für die
Überwindung ideologische Grenzen erkannten. Die Mitglieder des
Kammerorchesters der Staatlichen Philharmonie in St. Petersburg –
die besten Kräfte aus jeder Stimmgruppe des „großen“ Orchesters -
wählten Kraemer schon bald zu ihrem Chefdirigenten, weil er ihnen,
wie sie bis heute immer wieder betonen, mit der Aufführung von
Werken von ihnen zuvor verschlossener Komponisten neue musikalische
Horizonte eröffnete. Und stösst Kraemer mit seiner bei
westeuropäischen Ensembles oft „ungeliebten“ exzessiven
Probenpraxis mitunter auf Kritik, so hört er bei den Mitgliedern
dieses sicher zu den absoluten Spitzenorchestern der Welt zählenden
Klangkörpers oft genug den Wunsch nach „zusätzlichen Proben oder
zumindest einer gemeinsamen Stunde mehr“.
Vor genau 25 Jahren
kam Kraemer dann auch – per Zufall oder dank seines inzwischen
bereits dicht geknüpften Netzwerkes in der russischen Musikszene -
mit dem Staatlichen Konservatorium in Kasan an der Wolga in
Verbindung – in einer Zeit, in der viele Westeuropäer noch nicht
einmal ansatzweise wußten, wo diese Stadt überhaupt zu finden ist,
andere sie noch für ein unbedeutendes „Provinznest“ in der Weite
der tartarischen Steppe hielten. Kraemer jedoch fand in Kasan eine
weithin ausstrahlende, blühende Kulturstadt vor und war von Anfang
an begeistert von dem überwältigenden Interesse und der Wissbegier
der Studenten für die Musik und die Musikszene in Westeuropa.
Und da er überall in der Welt, wo er inzwischen bereits tätig
war – von Asien bis Lateinamerika, von Skandinavien bis auf die
Iberische Halbinsel – immer darum bemüht war, seine musikalischen
Partner und Schüler auch dorthin zu führen, wo die ihnen vom ihm
vermittelte Musik Heimat und Ursprung hat – in Mitteleuropa also
zumeist – fanden in all den Jahrzehnten seiner Arbeit auch
zahlreiche Ensembles, Solisten und Musikstudenten den Weg in
Kraemers Heimat nach Deutschland und in die Pfalz.
Und so waren Chor und Orchester des Staatlichen Konservatoriums
in Kasan – 3.248 entfernt von Speyer und kulturell vermeintlich in
einer anderen Welt – aus der gemeinsamen Probenarbeit mit dem
Speyerer Musiker mit Inhalten und Tonsprache der beiden höchst
anspruchsvollen Kompositionen des bedeutenden Symphonikers und
Kirchenmusikers Anton Bruckner bereits bestens vertraut, als sie
sich jetzt in Speyer zum wiederholten Male mit ihren pfälzischen
und saarländischen Partnerensembles zu einer überzeugenden
Aufführung der „großen Messe in f-Moll“ und des „Te Deum“ des
Meisters zusammenfanden.
Und das Ergebnis dieser Arbeit konnte sich einmal mehr
hören lassen: Kompakte Chorformationen - intonationssicher und
dynamisch bestens eingestellt – gaben dem „Bruckner“ breiten Raum,
um vielfarbig aufzublühen und so das gesamte Spektrum seiner
musikalischen Stilmittel zur Geltung kommen zu lassen.. Mit seiner
von viel „Bruckner-Erfahrung“ geprägten, intelligenten
Interpretation der beiden Werke gelang Leo Kraemer einmal mehr ein
überaus überzeugender Konzertabend – „ein bewegendes „musikalisches
Hochamt“ der Bruckner'schen Kunst“, wie es ein Zuhörer im Anschluß
an das Konzert anerkennend formulierte. Die überaus präzise Diktion
des Messtextes bis hin zu den punktgenau abgesprochenen
Schlußkonsonanten war da nur noch „ein Sahnehäubchen“ auf einer
ohnedies perfekten Vorstellung.
Dazu trug auch das überaus gut präparierte junge Orchester aus
Kasan bei: Beeindruckende Streicherflächen, weiche und warme
Blechbläserchöre und ausdrucksstarke und ansatzsichere
Holzbläserstimmen – es war eine wahre Freude mitzuerleben, wie es
Leo Kraemer wieder einmal gelungen ist, in sicher nicht leichter
Arbeit dieses Ensemble zu einer plastischen und durchsichtigen
Einheit zu verschmelzen.
Einen Besetzungswechsel musste Kraemer allerdings bei
seinem Solistenensemble verkraften: Die Sopranistin Susanne
Bernhard, in der Pfalz häufig und gerne gehörter Gast aus München,
musste wegen einer akuten Erkrankung kurzfristig absagen und wurde
durch die hochtalentierte, israelische Sängerin Thalia
Or ersetzt. Sie hatte schon am Vorabend in Landau Bernhard
in der Aufführung des „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms
überzeugend vertreten und dort mit ihrer berückend schönen, weichen
und kantilen Sopranstimme begeistert. Bereits auf der Rückreise in
die bayerische Landeshauptstadt erreichte sie dann am Konzerttag in
Speyer der erneute „Notruf“ Kraemers, dem sie - „dank“ des
Lokomotivführerstreiks über Stunden auf dem Mannheimer Hauptbahnhof
festsitzend – glücklicherweise dann noch nachkommen konnte.
Im Zusammenwirken mit der Altistin Susanne
Schaeffer, dem mexikanischen Tenor Oscar de la
Torre und dem profunden Bassisten Vincenz
Haab tat sie sich dann allerdings mitunter etwas schwer,
sich in den Quartettteilen durchzusetzen.
Susanne Schaeffer, in Speyer bestens
eingeführte Altistin und „Allzweckwaffe“ Kraemers in zahlreichen
Konzerten, überzeugte einmal mehr mit ihrer mit großer Routine
geführten Stimme und ihrem geschmeidig-dunklen Timbre.
Der mexikanische Tenor Oscar de la Torre
sparte nicht mit seiner glänzend-hellen Stimme, der er insbesondere
in den oberen Registern eindrucksvolle Spitzentöne mitzugeben
imstande ist.
„Fels in der Brandung“ des dramatischen Gestus in beiden
Bruckner-Werken: Bass-Bariton Vincenz Haab, der in
der gesamten Bandbreite seiner Stimme über eindrucksvolle
sängerische Qualitäten verfügt und diese auch unaufgeregt und
unprätentiös einzusetzen versteht. Mit seinem weit schwingendem
Stimmfluss macht er seinem in Speyer noch immer in bester
Erinnerung präsenten Lehrer Siegmund Nimsgern immer wieder alle
Ehre.
Langanhaltender Beifall, der in stehenden Ovationen gipfelte,
zeigte, dass das Publikum, darunter auch der Speyerer
Oberbürgermeister Hansjörg Eger und der frühere Speyerer
Kulturdezernent Hanspeter Brohm, verstanden hatte,
worauf es an diesem Abend neben der
Präsentation einer beeindruckend-überzeugenden
musikalischen Leistung auch ankam und worauf Hansjörg Eger auch in
seiner Grußadresse zu Beginn des Abends zu sprechen kam: Auf den
Bau von Brücken zwischen musikalischen Kulturen, aber auch – gerade
in diesen politisch wieder instabileren Zeiten fast noch wichtiger
– zwischen den Menschen zweier Völker - Russen und Deutschen, die
sich einst in unversöhnlicher Feindschaft gegenüberstanden und die
in der Zwischenzeit zu einer von großem Respekt getragenen
wunderbaren Freundschaft und einem großartigen Miteinander gefunden
hätten, das aber gerade gegenwärtig wieder in Gefahr zu geraten
drohe. Der Musik als dem vielleicht wunderbarsten Medium, das den
Menschen gegeben ist, so zeigte sich auch der Oberbürgermeister
überzeugt, komme jetzt die wichtige Aufgabe zu, dazu beizutragen
dass aktuell drohende Gräben zwischen den Völkern sich nicht weiter
öffneten. Die gemeinsamen Konzerte von Russen und Deutschen in
Landau und Speyer in der Pfalz - in Dillingen und Völklingen im
Saarland und danach auch noch in zwei der bedeutendsten Basiliken
der Christenheit in Rom seien dazu als musikalische Botschaften
bestens geeignet und verdienten deshalb auch jede Anerkennung und
Unterstützung. „Speyer und die Speyerer freuen sich, wenn wir Sie
auch zukünftig wieder in unserer Stadt begrüßen können“, betonte
Eger, der sich Anschluß an das Konzert von der hohen musikalischen
Qualität des Abends und der von ihm ausgehenden Botschaft tief
beeindruckt zeigte. Foto: gc
24.10.2014
Leo Kraemer dirigiert Deutsches Requiem von Johannes Brahms in Kasan/Russland
Drei Länder übergreifendes PalatinaKlassik-Großprojekt
"Gedenken an den Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren" hat
begonnen
Außergewöhnliche Konzerte in Russland, Deutschland und
Italien
Kasan- Im Rahmen des drei Länder
übergreifenden Großprojekt "Gedenken an den Ausbruch
des 1. Weltkrieges vor 100
Jahren" in Russland, Deutschland und
Italien hat Prof. Leo Kraemer, der musikalische
Leiter von PalatinaKlassik, jetzt in Russland/Kassan das Deutsche
Requiem von Johannes Brahms zur Aufführung gebracht.
Am 09. Oktober geht es weiter. Dann nämlich gelangen
Anton Bruckners F-Moll-Messe und sein Te
Deum in der Philharmonie des Staatlichen
Konservatoriums Kasan zur Aufführung, bevor sich dann 120 russische
Musiker auf den Weg nach Deutschland machen, um das gleiche Werk am
Samstag, 18. Oktober im Historischen Museum der Pfalz sowie
das Deutsche Requiem von Johannes
Brahms einen Tag früher in der Marienkirche in
Landau zusammen mit dem PalatinaKlassik aufzuführen.
Am 24. und 25. Oktober gastieren beide Gruppierungen im Rahmen
des weltberühmten Festivals "Internazionale musica e
arte sacra", bei dem u.a. auch die Wiener
Philharmoniker auftreten, in den Päpstlichen
Basiliken Santa Maria Maggiore und San Giovanni in Laterano in Rom
(http://www.festivalmusicaeartesacra.net/de/programm.php)
Text und Foto: Förderkreis PalatinaKlassik e.V.
22.09.2014
PalatinaKlassik-Gedenkveranstaltung spielt 1.400 € für Ruanda-Hilfe ein
Spende
persönlich in Ruanda an Frau Dr. Uta Düll übergeben
Speyer- Im Juli hatte PalatinaKlassik unter dem
Titel „Zukunft braucht Erinnerung“ zu einer Gedenkveranstaltung in
den Historischen Ratsaal der Stadt Speyer eingeladen. Mit Werken
von Franz Schubert, Felix Mendelssohn, Rudolf Tobias und einem
Vortrag gedachten PalatinaKlassik und Prof. Dr. Bernhard Vogel dem
Geschehen des 20. Juli 1944. Die Hauptverantwortlichen des Abends
Prof. Leo Kraemer, Michael Wagner und Prof. Dr. Bernhard Vogel
hatten bewußt auf einen Eintritt verzichtet und stattdessen am Ende
der Veranstltung um eine Spende für die so beeindruckend in Ruanda
wirkende deutsche Ärztin Dr. Uta Düll gebeten.
1400 Euro kamen zusammen, die Peter Sauter im August bei einer
seiner Reisen ins rheinlandpfälzische Partnerland persönlich
überbringen konnte. Er kennt die Ärztin seit vielen Jahren
persönlich und kann sich immer wieder überzeugen, wie sinnvoll die
Spenden von dieser bescheidenen Ordensfrau angelegt bzw. verwendet
werden. Ermöglichte vor einigen Jahren der Gewinn einer
Round-Table-Weinprobe mit Versteigerung zweier Kunstwerke von
Bernhard Vogel den Neubau eines so notwendigen OP-Traktes, so
schrieb die Ärztin dieses Mal an an den guten Freund ihrer Familie,
Prof. Vogel, um sich für diese großzügige Spende zu bedanken („ So
will ich Ihnen und dem PalatinaKlassik-Orchester nochmals herzlich
danken.“)
Sie fuhr fort und erläuterte, wofür sie das Geld verwenden
würde:
„Derzeit haben wir etwa 10 Kinder mit Osteomyelitis
(Knochen-Eiterung) im Krankenhaus. Dieses Krankheitsbild erfordert
oft mehrere chirurgische Interventionen, tägliche Wundpflege, teure
Antibiotika, wiederholte Röntgenkontrollen etc. Oft sind die Kinder
nicht nur Wochen, sondern Monate bei uns. Die Familien, die oft
weit entfernt wohnen, sind mit der Versorgung der Patienten
überfordert. So kommen neben den medizinischen Ausgaben auch noch
die Kosten für die wöchentliche Ration an Lebensmitteln hinzu. Für
diese Patienten habe ich Ihren Beitrag bestimmt und danke Ihnen in
Ihrem Namen ganz herzlich.“
Weitere Spenden für die Arbeit von Dr. Uta Düll in Ruanda können
unter dem Stichwort „Uta Düll, Ruanda“ auf das Konto
Bistum/Silbermöwe, Kontonummer 36340 bei der Liga-Bank Speyer,
BLZ 75090300, eingezahlt werden.
Die Beziehungen zu dem kleinen ostafrikanischen Land und seiner
Bevölkerung sind vielfältig: einige Speyerer sind der
qualifizierten und engagierten Ärztin persönlich begegnet und
reagierten beeindruckt. Zum rheinlandpfälzischen Ruandatag erwartet
die Stadt am kommenden Wochenende die Schulleiter der
Partnerschulen des Gymnasiums am Kaiserdom und der Grundschule
Speyer-Nord, Herrn Abbé Joseph und Herrn Charles Hitimana mit einer
Gruppe von zehn afrikanischen Jugendlichen, die zwei Wochen ihre
Partner in Speyer besuchen dürfen. Text und Foto: Förderkreis
PalatinaKlassik e.V.
12.09.2014
„Unter Einsatz ihres Lebens den entscheidenden Wurf gewagt“
„PalatinaKlassik“ erinnert mit Musik und einem Vortrag von
Prof. Dr. Bernhard Vogel zum 20. Juli 1944
von Gerhard Cantzler
Speyer- Es war das Verdienst der engagierten
„Macher“ des Speyerer Vereins „PalatinaKlassik e.V.“ um seinen
Vorsitzenden Michael Wagner, dass in dem an
Gedenktagen wahrlich überreichen Jahr 2014 auch ein Tag nicht aus
dem Gedächtnis geriet, der nach der gut 30 Jahre währenden Epoche
von 1914 bis 1945, die geprägt war von zwei verheerenden
Weltkriegen, dem weitgehenden Untergang der Zivilisation auf dem
Kontinent und vor allem von dem unsagbaren Leid der Völker in
Europa und der Welt für die Entstehung eines
freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens auf deutschem Boden von
kaum hoch genug zu schätzender Bedeutung war: Der 20. Juli 1944,
der Tag, an dem deutsche Offiziere und Zivilisten in einem letzten
verzweifelten Aufbäumen gegen ein mörderisches System ein Attentat
auf den Diktator Adolf Hitler wagten, um so ein Stück der
moralischen Integrität zurück zu gewinnen, die sie durch die
anfängliche kollektive Unterstützung des verbrecherischen
Nazi-Regimes längst eingebüßt hatten.
Mit dem Speyerer Ehrenbürger und langjährigen
Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Thüringen,
Prof. Dr. Bernhard Vogel, hatte der sonst
eigentlich ganz der klassischen Musik mit einem klaren Akzent auf
der sakralen Musik verpflichtete Verein zu diesem Tag einen
Referenten gewonnen, der durch sein eigenes, immer wieder deutlich
in der Öffentlichkeit vertretenes Bekenntnis zur Gebundenheit an
den Wertekanon von Humanismus und christlicher Soziallehre, vor
allem aber auch durch sein eigenes, verantwortliches politisches
Handeln in beiden Teilen Deutschlands wie wohl kaum ein anderer
dafür geeignet erschien, die Verbindungslinien von den Ursachen für
den Ersten Weltkrieg über die Vorgeschichte, den Verlauf und die
Folgen des Zweiten Weltkrieges, die in seiner Folge entstandene
deutsche Teilung und schließlich die glückhafte Wiedervereinigung
des deutschen Volkes in den Jahren 1989/90 zu ziehen.
In seinem Referat schloß sich Prof Dr. Vogel gleich zu Beginn
der Überzeugung eines Schülers des Speyerer
Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasiums an, der sich in einer
Facharbeit über die Nachwirkungen der Terrortaten der RAF in den
1970er, 1980er und 1990er Jahre dazu bekannt hatte, dass Menschen
und Völker sich auch mit dem „Unrühmlichen“ ihrer Geschichte
beschäftigen müssten. Zu diesen „Unrühmlichkeiten“ sei
unbestreitbar auch der Erste Weltkrieg zu zählen, den Prof. Dr.
Vogel in Übereinstimmung mit führenden Historikern als „die
Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnete.
Dass im Jahr 1919, am Ende dieses ersten, „industriealisierten“
Krieges in der Menschheitsgeschichte, Deutschland dann jedoch als
allein verantwortlicher Verursacher dieses Krieges bezeichnet
wurde, sei höchst ungerecht gewesen; der Versailler Vertrag. so Dr.
Vogel, habe zum späteren Scheitern der Weimarer Republik sicher
nicht weniger beigetragen, wie die Vorgänge im Vorfeld des Ersten
Weltkrieges in Deutschland selbst.
Hierzu folgt der Politikwissenschaftler – er promovierte
1960 bei dem Heidelberger Politologen Prof. Dolf Sternberger und
war bis zu seinem „Einstieg“ in die Politik vier Jahre lang
Lehrbeauftragter an dessen Forschungsinstitut, um auch nach seinem
Ausscheiden aus der „ersten Reihe der aktiven Politik“ wieder in
„seine geliebte Wissenschaft“ zurückzukehren, wo er zum
Wintersemester 2012 eine Gastprofessur an der „NRW School of
Governance“ der Universität Duisburg-Essen antrat, im Rahmen derer
er nun im Masterstudiengang "Politikmanagement, Public Policy und
öffentliche Verwaltung" lehrt – der These des an der englischen
Universität Cambridge lehrenden, australischen Historikers
Prof. Christopher Clark, der in seinem erstmals
2012 erschienenen Buch „Die Schlafwandler - Wie Europa in den
Ersten Weltkrieg zog“ (Penguin Books, London 2013, ISBN
978-0-14-102782-1) insbesondere auf die außerordentliche
Komplexität der Krise im Vorfeld des Ausbruchs des Ersten
Weltkrieges abhebt, „die u.a. durch die vielschichtigen und
teilweise intransparenten Entscheidungsprozesse der involvierten
Mächte zurückzuführen“ gewesen sei. Wie Clark lehnt es auch Vogel
deshalb ab, einen Schuldigen für diesen Krieg zu benennen.
Prof. Clark dazu: „In dieser Geschichte gibt es keine Tatwaffe als
unwiderlegbaren Beweis, oder genauer: Es gibt sie in der Hand jedes
einzelnen wichtigen Akteurs (zu Beginn dieses Krieges). Clark
weiter: „So gesehen war der Kriegsausbruch eine Tragödie, (aber)
kein Verbrechen.“ Deutschland trage deshalb, so Vogel, am
Kriegsausbruch zwar eine durchaus festmachbare Mitschuld, jedoch in
keinem Fall die Alleinschuld.
Anders sei dies beim Zweiten Weltkrieg gewesen, für den auch
Vogel Adolf Hitler und seiner NSDAP die alleinige Schuld zuweist.
Deren Aufstieg sei vor allem dem Scheitern der „Weimarar Republik“
zuzurechnen, die allerdings nicht, wie später ebenfalls oft
behauptet, ihrer Verfassung geschuldet gewesen sei – im Gegenteil -
Vogel: „Die Weimarer Verfassung war von hoher Qualität – was ihr
fehlte, waren die Demokraten, die sich gegen den Mob von rechts und
von links stellten“. Von daher habe es auch keine „Machtergreifung“
durch Hitler gegeben – er sei vielmehr „ganz legitim“ von
Reichspräsident von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt worden;
dann aber habe er alle geltenden Gesetze gebrochen.
„Deshalb hat Hitler die Alleinschuld am Zweiten
Weltkrieg“, bekräftigte der Referent seine These, auch wenn man den
europäischen Mächten jener Zeit den Vorwurf nicht ersparen könne,
dass sie im Jahr 1938. als Hitler zum ersten Mal seine
Hegemonialansprüche offenbarte, dem Diktator nicht entschieden
genug entgegengetreten seien – und dass sie den sich schon damals
in Deutschland entwickelnden Widerstand nicht erkannten und ihm von
außen die Unterstützung versagten. Als unvergessliche Beispiele für
diese Widerstandsgruppen nannte Vogel „die weiße Rose“ und andere
Gruppierungen junger Christen.
Aber auch aus Kreisen des Militärs habe es schon lange vor dem
20. Juli 1944 bereits über vierzig Versuche zum „Tyrannenmord“
gegeben, Anschläge, denen Hitler immer wieder entgangen sei, was
seiner Mystifizierung in der „deutschen Volksgemeinschaft“
zusätzlichen Auftrieb gegeben habe. Hitler sei gleichzeitig auf den
Schlachtfeldern Europas von Triumph zu Triumph geeilt und habe
damit ebenfalls eine breit angelegte Widerstandsbewegung in der
deutschen Bevölkerung verhindert. D
In dieser Situation sei erschwerend hinzu gekommen, dass sich
die Mehrzahl der deutschen Offiziere durch ihren Treueid auf den
Kriegsherrn Adolf Hitler an einer Revolte gehindert fühlten. Man
sei sich deshalb auch lange nicht einig darüber gewesen, ob man den
Diktator durch ein Attentat töten oder ihn vor ein ordentliches
Gericht stellen solle. „Die Männer des 20. Juli haben sich ihre
Entscheidung bitter schwer gemacht“, fasste Vogel diesen
unterschwellig tobenden Prozess zusammen, der zudem auch noch vor
den Häschern von Gestapo, SS und den zahllosen Denunzianten
verborgen werden musste, die es überall in der Nachbarschaft geben
konnte. Erst die dramatische Niederlage von Stalingrad habe der
Begeisterung in der deutschen Öffentlichkeit einen spürbaren
Dämpfer versetzt.
Was hätte bewirkt werden können, wenn das Attentat vom 20.
Juli 1944 gelungen wäre? Das machte Vogel an wenigen,
beeindruckenden Zahlen deutlich: Seien von Kriegsbeginn im Jahr
1939 bis zum 20. Juli 1944 täglich im Mittel 1.588 Deutsche ums
Leben gekommen, so sei diese Zahl nach dem 20. Juli dramatisch auf
16.661 pro Tag nach oben gegangen – betrug die Zahl der Kriegstoten
vor dem 20. Juli 1944 noch rund 2,8 Millionen, so stieg sie in
weniger als neun Monaten bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 noch
einmal dramatisch um 4,8 Millionen an. Darin sind die Toten anderer
Völker noch nicht erfasst, die sich am Ende auf insgesamt rund 50
Millionen Tote summieren sollten.
Ein weiteres Faktum war, dass auch die Mehrzahl der im Krieg im
alliierten Bombenhagel untergegangenen deutschen Großstädte erst
nach dem 20 Juli angegriffen und zerstört wurden.
Schließlich seien auch die Vorstellungen davon, wie es nach dem
gelungenen Umsturz mit Deutschland weitergehen solle, bei den
Verschwörern höchst unterschiedlich gewesen - „ein Staatswesen, wie
wir es heute mit der Bundesrepublik Deutschland haben, war
jedenfalls sicher nicht darunter“, so Prof. Dr. Vogel, der dennoch
die Männer des 20. Julis zu den Gründervätern der Bundesrepublik
zählen möchte, denn „ihnen verdanken wir die Möglichkeit, die
'zweite Chance' zu nutzen“, zitierte Vogel den in Deutschland
geborenen, USamerikanischen Historiker und Journalisten Fritz
Stern.
Und als eindrucksvollen Zeitzeugen jenes zähen Ringens unter den
Verschwörern um den richtigen Weg zitierte er einen Brief, den
einer der Mitverschwörer des 20. Juli, Generalmajor Henning von
Trewsckow, wenige Tage vor dem Anschlag an den Hitler-Attentäter
Claus Graf Schenk von Stauffenberg gerichtet hatte und in dem er
schreibt: „Das Attentat muß erfolgen, ….. Sollte es nicht gelingen,
so muß trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht
mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, daß die deutsche
Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte unter
Einsatz des Lebens den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere
ist daneben gleichgültig.“
Nur aus der folgenden „totalen Niederlage“ sei das Erstehen der
Bundesrepublik Deutschland möglich geworden, so Dr. Vogel, der sich
schließlich in einem Exkurs auf die Wendezeit am Ende der DDR auch
davon überzeugt zeigte, dass ohne den 20. Juli 1944 auch der 9.
November 1989 – der Fall der Mauer, die 28 Jahre lang die Spaltung
Deutschlands verkörperte – nicht möglich gewesen sei.
„Wir alle sollten deshalb dankbar dafür sein, dass es den
20. Juli 1944 als 'Lichtblick in dunkler Zeit' gegeben hat“, schloß
Prof. Dr. Vogel sein Referat, nicht ohne daran zu erinnern, dass
Frieden, Freiheit und Wohlstand auch heute nicht als
selbstverständliche Gegebenheiten hingenommen werden dürften. „Sie
zu verteidigen, braucht auch heute entschiedene Demokraten, denn
wer heute nicht dazu bereit ist, die freiheitliche Demokratie zu
verteidigen, wird morgen keine Gelegenheit mehr haben, Widerstand
zu leisten“.
Mit einem zu diesem Anlass mit großer Sorgfalt ausgewählten
musikalischen Programm, in dem „widerständige“ Komponisten mit
ihren Werken zur Aufführung kamen, umrahmte der musikalische Leiter
der Reihe „PalatinaKlassik“, Prof. Leo Kraemer,
mit seinem „PalatinaKlassik Vokalensemble“ sowie
dem Cellisten Prof. Roland Kuntze und der
Pianistin Hisako Nishizawa-Krämer den politischen
Vortrag Prof. Vogels, zu dem zahlreiche Gäste in den dicht
besetzten Historischen Ratssaal der Stadt gekommen waren, unter
ihnen Regierungspräsident a.D. Dr. Paul Schädler,
der frühere Speyerer Oberbürgermeister Werner Schineller,
Bischof em. Dr. Anton Schlembach sowie das
Vorstandsmitglied der Sparkasse Vorderpfalz, Clemens
Schnell.
Von innig vorgetragenen Teilen der schlichten „Deutschen
Messe“ von Franz Schubert bis hin zu
Rudolf Tobias' hymnischem Pfingstgesang, mit dem
in der Wendezeit des Jahres 1990 zehntausende Esten den
sowjetischen Panzern entgegentraten und - wie es Prof. Kraemer
damals selbst in der estnischen Hauptstadt Tallinn miterleben
konnte - die russischen Panzerkommandanten „durch die Macht einer
vom Glauben inspirierten Musik“ zum Zurückweichen veranlassten.
Dazwischen: Chorische Auszüge aus dem großartigen Oratorium „Elias“
des im „Dritten Reich“ verfemten musikalischen Versöhners zwischen
Juden- und Christentum, Felix
Mendelssohn-Bartholdy und Auszügen aus der bewegenden
„Missa Festina“ des musikalischen Brückenbauers zwischen Rußland,
Westeuropa und den USA und Schülers von Nikolai Rimski-Korsakow,
Alexander Tichonowitsch Gretschaninow. Gerade bei
den „großen“ Chören konnte das „PalatinaKlassik“- Ensemble einmal
mehr seine Fähigkeit unter Beweis stellen, mit seinem Leiter einen
gewaltigen musikalischen Kosmos zu durchmessen.
Auch der Mannheimer Meister-Cellist Prof. Rainer
Kuntze hatte sich für seine von Hisako
Nishizawa-Krämer am Klavier überzeugend begleiteten
Beiträge zum konzertanten Teil dieses Gedenktages zum Teil Werke
ausgewählt, deren Schöpfer für Widerstand gegen Willkür und
Verfolgung stehen: So der deutsche Komponist Ludwig van
Beethoven, der unter dem Eindruck der französischen
Revolution selbst zum künstlerischen Revolutionär wurde, oder der
große spanische Cellist und Komponist Pablo
Casals, der mit seiner Musik gar auf den spanischen
Bürgerkrieg einzuwirken versuchte.
Sie alle trugen an diesem Tag dazu bei, dass der vom
Referenten Prof. Dr. Bernhard Vogel formulierte eindringliche
Appell für einen individuellen Einsatz eines jeden Bürgers für
Freiheit und Demokratie in ein „Gesamtkunstwerk“ einmündete, von
dem am Ende auch eine humanitäre Einrichtung im fernen Ruanda
profitieren sollte, für die sich der frühere Ministerpräsident
schon seit Jahren mit großem Nachdruck einsetzt: Statt eines
Honorars hatte Prof. Dr. Vogel um Spenden für das Buschkrankenhaus
von Dr. Uta Elisabeth Düll in der Nähe von
Kuruhura in Ruanda gebeten, in dem als einzigem Hospital in dem
schwarzafrikanischen Land Kinder mit dem „Hydrocephalus-Syndrom“ -
dem sogenannten „Wasserkopf“ – behandelt werden können. Foto:
gc
Weitere Spenden für die Arbeit von Dr. Uta Düll in Ruanda können
unter dem Stichwort
„Uta Düll, Ruanda“
auf das Konto
Bistum/Silbermöwe
Kontonummer 36340
bei der
Liga-Bank Speyer
BLZ 75090300
eingezahlt werden.
30.07.2014
Schwetzinger SWR Festspiele 2014 - Glanzvolle Saison mit vielfältigen Highlights
Schwetzingen- Nach insgesamt 50 Opern- und
Konzertveranstaltungen sowie diversen SWR2-Sendungen vor Ort
endeten die 63. Schwetzinger SWR Festspiele mit dem krönenden
Abschlussfest, der Cena Ultima, am 7. Juni. Ganz im Zeichen
"Klangraum Europa - Kennst du das Land ...?" stand der Abend mit
musikalischen, kulinarischen und optischen Erlebnissen. Der
Südeuropa-Schwerpunkt zog sich wie ein roter Faden durch die
gesamte Saison. Zunächst eröffneten die Festspiele mit dem Blick
ins südliche Nachbarland. Der österreichische Bernhard Lang
komponierte im Auftrag der SWR Festspiele die Oper "Re:igen" nach
Arthur Schnitzlers Skandalstück von 1921. Die umgedrehten
Sichtverhältnisse, die jungen Stimmen und das
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR im Zusammenspiel mit der
SWR Big Band begeisterten und erstaunten Presse wie Publikum.
Ebenso wie die wiederentdeckte Oper "Leucippo" von Johann Adolph
Hasse mit dem Concerto Köln unter der Leitung von Konrad Junghänel,
die einen "musikalischen Volltreffer" (Stuttgarter Zeitung)
landeten.
Weiter ging es durch südliche Gefilde mit erfolgreichen
Konzertabenden mit dem Ensemble La Compagnia del Madrigale, dem
Cuarteto Casals und Carles Trepat an der Gitarre, sowie einem
Liederabend mit Nuria Rial. Das Barockorchester La Cetra wurde mit
"standing ovations" belohnt. Eine venezianische Nacht mit Musik der
besonderen Art vom Ensemble il pomo d'oro und dem gefeierten Trio
Rouge bildete einen für die Festspiele ungewöhnlichen
Zwischenstopp, der durch die sympathische Bestsellerautorin Donna
Leon sowie italienischen Gaumenfreuden abgerundet wurde.
Auch in den Norden fiel der Blick mit dem Jubilar Carl Philipp
Emanuel Bach, der unter anderem von der Akademie für Alte Musik
Berlin und dem Pianisten Alexander Melnikov gewürdigt wurde.
Ebenfalls überwältigenden Erfolg erfuhren die diesjährigen Stars
der internationalen Pianistenszene - Alexandre Tharaud, Michail
Lifits, Daniil Trifonov, Marc-André Hamelin und nicht zuletzt der
magische Grigory Sokolov. Auch Liebhaber der Vokalmusik kamen voll
auf ihre Kosten, denn großartige Sänger wie Christoph Prégardien,
Georg Nigl, Florian Boesch und der außergewöhnliche Countertenor
Philippe Jaroussky verzauberten die Räumlichkeiten des Schlosses.
Eine Premiere für Künstler und Publikum war mit dem SWR
Vokalensemble Stuttgart zu erleben. Das Wandelkonzert mit
Mendelssohns "Liedern im freien zu singen" führte über vier
Stationen durch das wundervolle Ambiente des Schlossparks. Den
vokalen Ausklang boten Singer Pur mit dem Hilliard Ensemble, die
den Speyerer Dom bis auf den letzten Platz füllten und dem UNESCO
Weltkulturerbe mit sakraler Musik Leben einhauchten. Dem Nachwuchs
konnten begeisterte Ohren in den sonntäglichen Matineen lauschen
sowie am Tag der ARD-Preisträger mit Gewinnern des renommierten
Wettbewerbs. Das Projekt der "Schwetzinger Hofmusik-Akademie" fand
nach dem letzjährigen Erfolg seine Fortsetzung und auch 2014
erntete der Orchesterworkshop mit jungen Musikern großes Lob.
Viele weitere Konzerte mit international bekannten Künstlern
sowie acht SWR2 Sendungen im Schloss lockten rund 19.000 Besucher
bei oft ausverkauftem Haus zu den Schwetzinger SWR Festspielen
2014.
Für arte und das SWR Fernsehen wurde die Oper Re:igen und die
Konzerte mit dem Cuarteto Casals und Carles Trepat sowie mit dem
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter der Leitung von Sir
Roger Norrington aufgezeichnet. Nachzusehen unter
http://concert.arte.tv/de/schwetzinger-festspiele-reigen und
schwetzinger-swr-festspiele.de
Als weltweit größtes Radio-Klassik-Festival werden alle Konzerte
auch über die European Broadcasting Union von Radiostationen in
aller Welt übernommen. Die Schwetzinger SWR Festspiele danken den
Spendern und Sponsoren 2014; der BASF SE, der Ernst von Siemens
Musikstiftung, Fuchs Petrolub und dem Freundeskreis der
Schwetzinger SWR Festspiele.
Die Schwetzinger SWR Festspiele 2015 finden vom 25.
April bis 30. Mai statt.
Text und Foto: Schwetzinger SWR Festspiele
08.06.2014
PalatinaKlassik eröffnet die Konzertsaison
Eröffnung der diesjährigen PalatinaKlassik Konzertsaison
am 09. Juni 2014 (Pfingstmontag) um 17.00 Uhr in der Zisterzienser
Abteikirche Eußerthal
Speyer- Eine internationale Dimension prägt die
Reihe PalatinaKlassik auch in ihrer inzwischen dritten Saison: Im
Oktober werden Konzerte mit deutschen und russischen Musikern in
einem drei Länder übergreifenden Großprojekt "Gedenken an den
Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren" in Russland,
Deutschland und Italien zur Aufführung gelangen. Dabei stehen die
Komponisten Anton Bruckner und Johannes Brahms im Mittelpunkt des
Geschehens. So gelangen am 09. Oktober Bruckners F-Moll-Messe in
der Philharmonie des Staatlichen Konservatoriums Kasan/Russland zur
Aufführung, bevor sich dann 120 russische Musiker auf den Weg nach
Deutschland machen, um das gleiche Werk sowie das Deutsche Requiem
von Johannes Brahms in Speyer, Landau und im Saarland zusammen mit
dem PalatinaKlassik-Vokalensemble aufzuführen. Am 24. und 25.
Oktober gastieren beide Gruppierungen im Rahmen des Festivals
"Internazionale musica e arte sacra" in den Päpstlichen Basiliken
Santa Maria Maggiore und Sant'Ignazio in Rom.
Mit insgesamt 23 Konzertterminen zwischen Mai und Januar wird
das ambitionierte Programm des Vorjahres sogar noch übertroffen.
Mit dabei bewährte Spielorte wie die Villa Ludwigshöhe, der
Historische Ratsaal, das Feuerbachhaus und das Historische Museum
in Speyer, die kath. Pfarrkirche in Forst. Das Saarland ist mit
Aufführungsorten in Saarbrücken, Püttlingen und Hülzweiler
vertreten. Neu auf der Agenda stehen die Pfarrkirchen in Deidesheim
(zum Abschluss des Deidesheimer Musikherbstes ) und Altrip, sowie
im badischen Raum die Spielstätten in Großsachsen, Hohensachsen und
Neulußheim.
Kultur braucht Engagement! Diesem Slogan ist der Förderkreis
PalatinaKlassik e.V. in ganz besonderem Maß verpflichtet. Im Mai
des Jahres 2012 wurde der gemeinnützige Verein "Förderkreis
PalatinaKlassik e.V." mit dem Ziel ins Leben gerufen, Kunst und
Kultur durch hochrangige Musikereignisse auch im Sinne der
Völkerverständigung zu fördern. Insbesondere mit Konzerten in der
Pfalz, in der Metropolregion Rhein-Neckar sowie in den
grenzüberschreitenden Regionen Saar-Lor-Lux und dem Elsaß möchte
PalatinaKlassik das kulturelle Geschehen eigenverantwortlich
mitgestalten und bereichern.
"Kunst gibt der Seele Nahrung und kann zu ihrem Teil mithelfen,
den Raum der inneren Freiheit zu erweitern", so der frühere
Bundespräsident Richard von Weizsäcker. In diesem Sinne bemüht sich
PalatinaKlassik, der Kunst den Stellenwert einzuräumen, der ihr im
Sinne der Menschlichkeit gebührt
Die Internationale Konzertreihe PalatinaKlassik beginnt am
Pfingstmontag, 09. Juni um 17.00 Uhr mit dem
Festlichen Eröffnungskonzert und Musik zum Pfingstfest
in der Zisterzienser Abteikirche Eußerthal, zu dem sich
wieder das PalatinaKlassik-Vokal- und das
PalatinaKlassik-Brassensemble unter der Leitung ihres Gründers
Prof. Leo Kraemer zusammenfinden. Auf dem Programm stehen u.a.
Werke von Marc-Antoine Charpentier, Giovanni Pierluigi da
Palestrina, Jakob Arcadelt, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Giovanni
Croce und des Dirigenten.
Leo Kraemer ist seit über 40 Jahren künstlerischer Leiter der
Musiktage Eußerthal. Vor seiner Verabschiedung 2009 war er 38 Jahre
lang Domorganist und seit 1990 Domkapellmeister am Dom zu
Speyer.
Das PalatinaKlassik-Vokalensemble führt 40 Sängerinnen und
Sänger des pfälzischen und saarländischen Raumes zusammen und gilt
als eines der profiliertesten Ensembles seiner Art im deutschen
Südwesten. Die Presse berichtete: "Chorklang aus einem Guss.
Beweglich in den Expressionen und feinharmonisch in der
Registerabstimmung, Chorklang wie man ihn sich wünscht, aber selten
erlebt".
Das PalatinaKlassik-Brassensemble in klassischer Besetzung mit
zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba, bei bedarf aber auch auf
größere formationen erweiterbar, setzt sich aus Mitgliedern der
bedeutenden Orchester der Metropolregion Rhein-Neckar und dem
Saarland zusammen. Mit ihrem breit angelegten Repertoire beweisen
sie hohe Flexibilität in der Interpretation Alter und Moderner
Musik und überzeugen insbesondere durch ihren viel gerühmten edlen
Wohlklang.
Karten zu 18,00 € (erm. 12,00 €) zzgl. VVK-Gebühren über
ReserviX Ticketingsystem, bei allen RHEINPFALZ-Vorverkaufsstellen
und an der Tageskasse. Gerne reservieren wir Ihnen Karten unter
06232 36225. Text und Foto: Förderverein PalatinaKlassik
e.V.
05.06.2014
„Ich lade gern mir Gäste ein...“
Sigrun Haaser (Sopran), Robert Langkemper (Tenor) und Mia
Wüsthof-Seidel (Klavier) feiern mit beliebten Operetten-Melodien
überwältigenden Erfolg
Speyer- Seit vielen Jahren schon sagen
Kulturskeptiker den alsbaldigen Tod der Operette als eigenständiger
musikalischer Kunstgattung vorher. Doch wer jetzt den Weg in den
ehrwürdigen Historischen Ratssaal in Speyer gefunden hatte, der
wurde dort rasch eines besseren belehrt: Die Operette lebt – und
wie! Fast bis auf den letzten Platz gefüllt war dieser stattliche
Saal, in den – frei nach Johann Strauß' „Fledermaus“ - die einst
aus dem Speyerer Domchor hervorgegangene
Sopranistin Sigrun Haaser „ihre
Gäste eingeladen“ hatte. Dort brannte die zierliche Sängerin - in
bester Manier einer Ingeborg Hallstein, einer Anneliese
Rothenberger und natürlich auch einer Erika Köth, die einst auf
Vermittlung des früheren Speyerer Bischofs Dr. Anton Schlembach als
eine der ersten außerhalb von Speyer die außerordentlichen
stimmlichen Fähigkeiten der jungen Sopranistin erkannt und ihr den
Weg in eine sängerische Berufslaufbahn gewiesen hatte - ein wahres
Feuerwerk bekannter „Operetten-Klassiker“ ab, mit denen sie ihre
Zuhörer ein ums andere mal zu wahren Beifallsstürmen hinriss. .
Johann Strauß' „Fledermaus“ - sein Couplet des Prinzen Orlovsky
„Ich lade gern mir Gäste ein“ - bildete nicht nur den Auftakt des
vergnüglichen Konzertes, sondern stellte, bereits als eine der
Zugaben, mit dem Champagner-Duett „im „Feuerstrom der Reben“, auch
den Schlusspunkt dar unter ein höchst amüsantes, unterhaltsamen
Programm, das Sigrun Haaser gemeinsam mit dem Tenor Robert
Langkemper und, stets souverän begleitet von der
Pianistin Mia Wüsthof-Seidel, überaus gelungen
zusammengestellt hatte
Gut, Robert Langkemper, ein kauziger, liebenswert
dilettierender Amateur und Freizeitsänger, offenbarte (an diesem
Tag?) durchaus die eine oder andere stimmliche Schwäche, die von
seiner Partnerin aber durchaus (über)kompensiert werden konnten. In
den oberen Lagen „flüchtete“ Langkemper sich oft schon frühzeitig
ins Falsett oder nahm „Zufliucht“ in Piani, die so von den
jeweiligen Komponisten musikalisch nicht immer und unbedingt
„angesagt“ sind. Dennoch entledigte er sich seiner Partien, die er
durchweg mit großer Verve vortrug, insgesamt durchaus mit
charmanter Routine, auch wenn seine Stimme dabei gegen Ende des
Konzertvormittages doch mehr und mehr angegriffen wirkte. Etwas
weniger Druck auf den Stimmapparat könnte da vielleicht Wunder
wirken, denn andererseits gelangen Langenkemper doch einige
Spitzentöne durchaus erstaunlich gut.
Aber, wie bereits gesagt, Sigrun Haaser vermochte diese kleinen
Defizite ihres Partners mit Bravour und großer Liebenswürdigkeit zu
überspielen. Ihr noch immer silbrig-obertöniger Sopran, an den sich
Musikfreunde sicher noch gerne erinnern, die sie schon in den
1980er Jahren in zahlreichen Solopartien bei Gottesdiensten und
Konzerten unter ihrem „Entdecker“ und ersten Lehrer, dem früheren
Domkapellmeister Bernhard Weck im Speyerer Dom hören konnten, ist
optimal geeignet für das ach so „leichte“ Genre Operette, das alles
andere als einfach ist, wenn man es so ernst nimmt wie dies die
heute an der Universität Würzburg lehrende Sängerin bei jedem ihrer
Auftritte tut. Da passte – jenseits ihres perfekten musikalischen
Auftritts – einfach alles: Jede Geste und jede Bewegung und vor
allem: Die Zuhörer konnten jedes einzelne Wort mühelos verstehen –
auch eine Tugend, die nicht jedem Sänger so selbstverständlich
gegeben ist.
Mit spürbarer Liebe zum Detail hat Haaser ihre Partien
gearbeitet, hat jede Phrase sorgfältig studiert und tritt – an
diesem Morgen jeweils passend zu den Rollen in den großen Arien und
Duetten der Operettenliteratur in gleich drei unterschiedlichen
Kostümen gekleidet – auf das Konzertpodium und hat - von der Blume
im Haar über die Rosen, die sie an ihr Publikum verteilt bis hin
zum Sekt beim „Campagner-Duett“ - an alle notwendigen Versatzstücke
gedacht und so eine vorzügliche „Performance hingelegt“.
Mia Wüsthof-Seidel war beiden Sängern eine stets einfühlsame,
überaus versierte Begleiterin und Partnerin, die sie mit großer
Aufmerksamkeit um die Klippen herumsteuerte, die auch solche
vermeintlich „leichte Musik“ in sich trägt. Respekt für ihr ganz
unprätensiöses Spiel !
Geboten wurde an diesem Vormittag fast alles, was
Operetten-Freunde sich wünschen können – alles, was die „grandes
dames“ des Sopranfachs (s.o.) oder große Tenöre wie Rudolf Schock
oder der unvergessene Fritz Wunderlich einst Sonntag für Sonntag in
zahllosen Wunschkonzerten über den Äther in die Haushalte der
Deutschen schickten: Von Franz Lehárs Ankündigung „Da geh' ich ins
Maxim“ - zuletzt das „Markenzeichen“ des großen „Joopie“ Heesters –
ging es im ersten Teil des Programms über „meine Lippen, die
„küssen so heiß“ aus Lehars „Giuditta“ zu der unverwüstlichen
Feststellung (oder war es mehr eine Frage?) „Niemand liebt doch so
wie ich“, dem „Wolgalied“ aus dem unverwüstlichen „Zarewitsch“ bis
zur „Lustigen Witwe“, deren „Lippen schweigen“. Bekannte und immer
wieder gern gehörte Kost für jeden Operetten-Freund.
Im zweiten Teil dann die „zwei Märchenaugen“ aus Emmerich
Kálmáns „Zirkusprinzessin“, Lehárs „Vilja-Lied aus der „Lustigen
Witwe bis hin zu Robert Stolz' gewagter Feststellung „Ob blond, ob
braun, ich liebe alle Frau'n“ - und schließlich einem bunten
Potpurri aus Franz Lehárs Erfolgsstück „Das Land des Lächelns“.
Das hochgradig enthusiasmierte Publikum hatte seine Freude an
diesem Konzert – und die Ausführenden offensichtlich auch. Stehend
bejubelten die Matinee-Besucher die Protagonisten, die schließlich
mit Zugaben nicht geizten und so für sich einen großartigen Erfolg
einfahren konnten. „Wann kommt Ihr wieder?“ wollten einige Zuhörer
am Ende wissen – man kann nur hoffen, schon möglichst bald!
spk. Speyer./ Fotos gc
04.02.2014
„Gedenken an 70 Jahre Schlacht von Stalingrad“
PalatinaKlassik und SPEYER-KURIER präsentieren Johannes
Brahms „Ein deutsches Requiem“ in bewegendem
Mitschnitt
cr. Speyer. Rechtzeitig zum Ende des
vergangenen und zum Beginn des neuen Kirchenjahres präsentiert
jetzt der SPEYER-KURIER den Video-Mitschnitt des
„Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms in einer
ganz besonderen Aufführung am 12. Oktober 2013 im Atrium des
Historischen Museums der Pfalz in Speyer.
Gemeinsam mit Chor und Orchester des Staatlichen
Konservatoriums in Kasan/Russland musizieren in dieser
Aufführung die Ensembles von „PalatinaKlasssik“
unter der Leitung von Prof.. Leo
Kraemer, Speyer. Die Solisten
sind Antje Bitterlich, Sopran (Mannheim) und Vinzenz Haab, Bass
(Saarbrücken).
Das Konzert, mit dem die Ausführenden zuvor bereits in Kasan,
der Hauptstadt der autonomen russischen Republik Tatarstan
gastierten und das noch einmal in Hülzweiler/Saar wiederholt wurde,
stand unter der Überschrift „Gedenken an 70 Jahre Schlacht
von Stalingrad“ und wurde u.a. vom Auswärtigen Amt der
Bundesrepublik Deutschland unterstützt.
Die Veranstalter hatten zu den sieben Sätzen des
„Deutschen Requiems“ Feldpostbriefe deutscher und eines russischen
Soldaten ausgewählt, die von dem Rundfunk- und
Fernsehsprecher Joachim Fillies (Wiesbaden) gelesen
wurden. Zuvor gab Joachim Fillies eine Einführung
in das historische Umfeld dieses zentralen Ereignisses des Zweiten
Weltkrieges, das vom Vorsitzenden des Freundeskreises
Speyer-Kursk, Paul Neumann, ins Russische übersetzt
wurde.
Achtung: Aufgrund einer technischen Störung
sind die gelesenen Texte leider nur mit sehr geringer Dynamik
aufgezeichnet. Wir empfehlen deshalb, während dieser Passagen alle
Tonregler an Ihrem Abspielgerät auf volle Lautstärke aufzuziehen.
Foto: wawi
Hören und sehen Sie jetzt die sieben Sätze des
„Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms in der Aufnahme vom 12.
Oktober 2013
Satz |
Titel |
Link zum anhören |
1 |
Selig sind, die da Leid tragen (Matth. 5,4)
|
https://www.youtube.com/watch?v=WTWl3lKZQFA |
2 |
Denn alles Fleisch, es ist wie Gras (Petrus-Brief
1,24)
|
https://www.youtube.com/watch?v=baR1qswo2Fo |
3 |
Herr, lehre doch mich, (Psalm 39,5)
|
http://www.youtube.com/watch?v=2w0WACg1_0E&feature=youtu.be |
4 |
Wie lieblich sind deine Wohnungen (Psalm
84,2)
|
http://www.youtube.com/watch?v=f86IUSdT9D0&feature=youtu.be |
5 |
Ihr habt nun Traurigkeit (Joh. 16, 2)
|
http://youtu.be/VyFo_N7eeQ8 |
6 |
Denn wir haben hier keine bleibende Statt (Hebr.
13,14)
|
http://youtu.be/pUy23MVr0zA |
7 |
Selig sind die Toten (Offenb. d. Joh.
14,13)
|
http://youtu.be/oDky-2GZSG8 |
Texte zu den sieben Sätzen Brahms-Requiem
Stalingrad – bis heute steht der Name dieser Stadt an der Wolga
– seit der Verfemung des sowjetischen Diktators Josef Stalin und
der „Entstalinisierung“ in der Folge des XX. Parteitags der KPdSU
im Jahr 1956 aus der öffentlichen Erwähnung getilgt und, im Jahre
1961 in Wolgograd umbenannt – synomym für die Wende in dem
verbrecherischen Krieg, mit dem Adolf Hitler am 22. Juni 1941 die
damals völlig unvorbereitete Sowjetunion überfallen hatte.
Im Sommer 1942 begann die 6. Deutsche Armee mit starken
Panzerverbänden und rund 250.000 Soldaten ihren Angriff auf
Stalingrad, dessen Einnahme für Hitler die gleiche symbolische
Wirkkraft haben sollte wie die Belagerung und beabsichtigte völlige
Zerstörung von Leningrad – heute schon längst wieder St.
Petersburg..
Um Stalingrad entwickelte sich ab dem Herbst 1942 und im
folgenden, überaus strengen Winter eine mörderische Schlacht, die
auch Ende Januar 1943 nach der offiziellen Kapitulation der 6.
Armee unter Generalfeldmarschall Friedrich Paulus noch längst nicht
zuende war. Bis Ende März 1943 zogen sich die erbitterten
Häuserkämpfe noch hin, bis endgültig feststand: Weit über 700.000
Menschen waren in der Schlacht von Stalingrad ums Leben gekommen -
die meisten von ihnen Soldaten der Roten Armee.
Von den rund 110.000 Soldaten der deutschen Wehrmacht und ihrer
Verbündeten, die damals in Gefangenschaft gingen, überlebten nur
rund 6.000 dieseb furchtbaren Krieg.
Mit dem heutigen Konzert wollen die Ensembles von
„PalatinaKlassik“ gemeinsam mit ihren russischen Freunden – Chor
und Orchester des Staatlichen Konservatoriums in Kasan an der Wolga
- an dieses Ereignis erinnern, das sich in diesem Jahr zum 70. mal
jährt.
Es war der ausdrückliche Wunsch der russischen
Freunde, aus diesem Anlass das „Deutsche Requiem“ von
Johannes Brahms zur Aufführung zu bringen und damit gemeinsam an
die Opfer eines Kriegereignisses zu erinnern, das Kriegshistoriker
als eine der furchtbarsten Schlachten der Menschheitsgeschichte
bezeichnen.
Nur wenige Augenzeugen dieser infernalischen Schlacht sind heute
noch am Leben – was jedoch dauerhaft bleibt, sind Zeugnissse ihrer
Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, wie sie sich in
Feldpostbriefen wiederfinden, die damals bei Angehörigen in der
Heimat ankamen, soweit sie nicht schon vorher der Zensur durch die
„Feldpolizei“ zum Opfer fielen.
Denn zuhause sollten die Menschen nur von „Siegen“ und
„Erfolgen“ erfahren – die wahre Stimmung an der Front und die
desaströse Verfassung der Soldaten auf beiden Seiten dagegen sollte
daheim verborgen bleiben.
Das ist auch der Grund, dass auf russischer Seite noch weitaus
weniger solcher Feldpostbriefe erhalten sind als auf der deutschen.
In der sowjetischen Armee nämlich war es gar bei Todesstrafe
verboten, brieflichen Kontakt mit „der Heimat“ aufzunehmen.
Damit die Erinnerung an dieses Ereignis nach dem Tod der letzten
Zeitzeugen nicht gänzlich in Vergessenheit gerät, hatte der frühere
Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher bereits zum 60.
Jahrestag der „Schlacht von Stalingrad“ im Jahe 2003 im
„Deutschlandfunk“ einen Aufruf veröffentlicht, in dem er Angehörige
gefallener Soldaten darum bat, erhaltene Feldpostbriefe vom
Kriegsschauplatz in Stalingrad zur Veröffentlichung
freizugeben.
Aus dieser Sammlung sollen heute zwischen den sieben Sätzen des
„Brahms-Requiems“ bewegende Beispiele vorgetragen werden. Auch
einer der ganz wenigen überlieferten Briefe eines russischen
Soldaten ist darunter.
Damit auch unsere russischen Freunde diesen Zusammenhang
verstehen, wird Paul Neumann, der Vorsitzende des Freundeskreises
Speyer-Kursk, jetzt dankenswerter Weise diese Einführung auch in
russischer Sprache vortragen.
Johannes Brahms verwendete in seinem „Deutschen Requiem“ nicht
die üblichen lateinischen Texte der katholischen Totenmesse,
sondern legte tiefgreifende Bibeltexte und Psalmen zugrunde, die
weniger Trauer, sondern Trost ausdrücken. So heißt es gleich zu
Anfang der hochromantischen Komposition: „Die mit Tränen säen,
werden mit Freuden ernten“ und der Prophetentext von Jesaja „Ich
will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ wird mit
empfindungsreicher Musik unterlegt. Und wenn aus dem ersten
Korintherbrief zitiert wird „Der Tod ist verschlungen in den Sieg.
Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“, erreicht das
Werk seinen Höhepunkt in der Zuversicht auf ein besseres Leben. Das
Brahms-Requiem ist ein Werk, das sicher jeden Zuhörer von der
ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann zu ziehen vermag.
1. Satz: Selig sind, die da Leid tragen (Matth. 5,4)
Meine Liebste,
unser persönliches Leben liegt ganz einfach vor uns. Wir haben
uns geachtet und geliebt und zwei Jahre gewartet. Es ist ganz gut,
daß die Zeit dazwischen liegt, sie hat zwar die Spannung auf das
Wiedersehen erhöht, aber auch in starkem Maße die Entfremdung
gefördert. Die Zeit ist es, die auch die Wunden meiner
Nichtwiederkehr schließen muß. Du wirst im Januar 28-Jahre alt, das
ist noch sehr jung für eine so hübsche Frau und ich freue mich, daß
ich Dir dieses Kompliment immer wieder machen durfte. Ich weiß, daß
Du mich sehr vermissen wirst, aber schließe Dich trotzdem nicht ab
von den Menschen. Laß ein paar Monate dazwischen liegen, aber nicht
länger. Denn Gertrud und Claus brauchen einen Vater - - -
Was jetzt mit uns geschehen wird, weiß niemand, aber ich glaube,
daß es für uns zu Ende ist. Wenn ich die Tage des Krieges gut
hinter mich gebracht hätte, dann würde ich erst verstanden haben,
was das bedeutet, Mann und Frau im rechten und tiefen Sinn zu sein.
Nun, da diese letzten Zeilen an Dich gehen, weiß ich es auch. Aber
ich kann es Dir nicht mehr sagen - - -
2. Satz: Denn alles Fleisch, es ist wie Gras (Petrus-Brief
1,24)
...Leichenberge auf dem Schlachtfeld: "So ist der Krieg, der Tod
lauert auf Schritt und Tritt. Es ist ein Kampf um Leben oder
Sterben"
"Die Nase haben wir alle restlos voll. Wir sind ja auch nur noch
wenige... Ja, wer ein oder zwei Jahre Krieg ausschalten könnte aus
seinem Gedächtnis, wie glücklich müßte dieser sein; nichts zu sehen
von den vielen Toten, Verwundeten und wie sie da lagen, mit welchem
Blick!"
Russische Feldpostbriefe bieten vergleichsweise wenig
Erhellendes zur Lage der Soldaten an der Front. Stalins Soldaten
waren einer "noch viel stärkeren Feldpostzensur" als die deutschen
Landser unterworfen. Manche Schreiben von der Front wirkten daher
"wie gestanzt". Was aber viele der von Stalin in die Schlacht
gejagten Soldaten wirklich empfanden, verrät ein Text des
Stalingrad-Veteranen Michail Alexejew:
"Das ausgebrannte schwarze Kampffeld war flächendeckend mit
Körpern übersät. Und es war nicht auszumachen, ob es mehr von uns
oder mehr Deutsche waren.".............
….... "Vor einer Stunde sah ich, dass sich eine unendliche Kette
von Verwundeten hinschleppte. Einige waren provisorisch verbunden.
Dreck und Blut hatten sich vermischt und machte diese Verbände
dunkelbraun, genauso wie die Gesichter der Menschen... Die meisten
hatten noch keine Zeit gehabt, sich zu verbinden, das Blut war noch
nicht geronnen, sondern lief über die dreckigen, finsteren,
verhärteten und gleichzeitig von all dem völlig entrückten
Gesichter."
3. Satz: Herr, lehre doch mich, (Psalm 39,5)
Was jetzt mit uns geschehen wird, weiß niemand. Ich jedenfalls
glaube, dass es zu Ende ist. Das sind harte Worte, aber Ihr müsst
sie verstehen, wie sie gemeint sind. Es ist anders geworden seit
dem Tage, an dem ich Abschied nahm und Soldat wurde. Damals lebten
wir noch in der Vorstellung, die von tausend Hoffnungen und
Erwartungen gespeist wurde, dass sicherlich einmal alles gut würde.
Und doch verbarg sich schon eine lähmende Sorge hinter den
Abschiedsworten, die unser zwei Monate langes Glück als Mann und
Frau trösten sollten. Ich erinnere mich noch eines Briefes von Dir,
in dem Du schriebst, dass Du am liebsten das Gesicht in die Hände
nehmen möchtest, um zu vergessen. Und ich schrieb Dir dann, dass es
nötig sei und dass die Nächte im Osten viel dunkler und schwerer
seien als daheim. Die dunklen Nächte im Osten sind geblieben und
sie sind viel dunkler geworden, als jemals angenommen habe. In
solchen Nächten lauscht man sehr oft nach dem tieferen Sinn des
Lebens und gelegentlich bekommt man Antwort. Nun stehen Raum und
Zeit zwischen uns und ich bin im Begriff, über die Schwelle zu
treten, die uns für ewig von unserer eigenen kleinen Welt trennt
und in jene führt, die größer, gefahrvoller, ja vernichtend ist.
Wenn ich die Tage des Krieges gut hinter mich gebracht hätte, dann
würde ich erst verstanden haben, was das bedeutet, Mann und Frau im
rechten und tiefen Sinn zu sein. Nun, da diese letzten Zeilen an
Dich gehen, weiß ich es auch…
Von den meisten, die hier starben, werden die Angehörigen nie
eine genaue Nachricht erhalten: Sie werden als vermisst gemeldet,
aber sie sind tot. Wenn je eine derartige Nachricht zu Euch kommen
sollte, dann dürft Ihr annehmen, dass ich unter denen bin, die
verwundet, gefangen, erfroren oder verhungert hier geopfert worden
sind... Grüßet alle, die mir teuer sind... Ich kann nirgends mehr
hinfahren als in die Arme Jesu."
4. Satz: Wie lieblich sind deine Wohnungen (Psalm
84,2)
Ich habe Dein liebes Bild noch einmal zur Hand genommen und es
lange betrachtet. In meiner Erinnerung steht das gemeinsame
Erlebnis an dem schönen Sommerabend des letzten Friedensjahres, als
wir durch das Blütental unserem Hause zugingen. Als wir uns zum
ersten Mal fanden, sprach aus uns nur die Stimme der Herzen, später
die Stimme der Liebe und die des Glückes. Wir sprachen von uns und
von der Zukunft, die wie ein farbenfroher Teppich vor uns lag.
Dieser farbenfrohe Teppich ist nicht mehr. Der Sommerabend ist
nicht mehr und auch nicht das Blütental, und wir sind nicht mehr
zusammen. An die Stelle des bunten Teppichs ist ein endloses weißes
Feld getreten. Es ist kein Sommer mehr, sondern Winter und es gibt
keine Zukunft mehr. Wenigstens nicht für mich, damit zwangsläufig
auch nicht für Dich. Ich habe die ganze Zeit ein unerklärliches
Gefühl gehabt und wusste nicht was es war. Aber heute weiß ich,
dass es die Angst um Dich gewesen ist. Ich empfand über die vielen
tausend Kilometer, wie Du ähnlich zu mir standest. Wenn Du diesen
Brief erhältst, dann lausche tief in ihn hinein, vielleicht hörst
Du dann dabei meine Stimme. Man sagt uns, dass unser Kampf für
Deutschland sei, aber es sind nur wenige hier, die glauben, dass
unserer Heimat das sinnlose Opfer von Nutzen sein kann…
5. Satz: Ihr habt nun Traurigkeit (Joh. 16,
2
Wenn es einen Gott gibt, hast Du mir in Deinem letzten Brief
geschrieben, dann bringt er Dich mir gesund und bald zurück, und Du
schriebst weiter, ein Mensch wie Du, der Tiere und Blumen liebt und
niemand Unrecht tut, der sein Kind und seine Frau liebt und
verehrt, wird immer im Schutze Gottes stehen. Ich danke Dir für
diese Worte und den Brief trage ich immer im Brustbeutel bei mir.
Aber, Liebste, wenn Deine Worte nun gewogen werden und Du davon die
Existenz Gottes abhängig machst, dann wirst Du vor eine schwere und
große Entscheidung gestellt. Ich bin ein religiöser Mensch, Du
warst immer ein gläubiger. Nun wird das anders werden müssen, wenn
wir beide die Konsequenzen aus unserer bisherigen Haltung ziehen,
weil ein Umstand eingetreten ist, der alles, an das wir glaubten,
über den Haufen wirft. Ich suche nach Worten, um es Dir zu sagen.
Oder ahnst Du es bereits? Ich finde, es ist ein so merkwürdiger Ton
in Deinem letzten Brief vom 8. Dezember. Wir haben Mitte Januar.
Dieses ist für lange Zeit, vielleicht für immer, mein letzter Brief
und von einem Kameraden, der zum Flugplatz muss, wird er
mitgenommen, denn morgen soll die letzte Maschine aus dem Kessel
fliegen. Die Lage ist unhaltbar geworden. Der Russe steht drei
Kilometer vor der letzten Flugbasis und wenn diese verloren ist,
kommt keine Maus mehr heraus und ich auch nicht. Gewiss,
Hunderttausende andere auch nicht, aber es ist ein schwacher Trost,
den eigenen Untergang mit anderen geteilt zu haben. Wenn es einen
Gott gibt. Drüben auf der anderen Seite sagen es auch viele, in
England und in Frankreich sicherlich Millionen. Ich glaube nicht
mehr, dass Gott gütig sein kann, denn sonst würde er ein so großes
Unrecht nicht mehr zulassen. Ich glaube nicht mehr daran, denn
sonst hätte Gott die Hirne der Menschen erleuchtet, die diesen
Krieg begannen und immer vom Frieden und vom Allmächtigen in drei
Sprachen redeten. Ich glaube nicht mehr an Gott, weil er uns
verraten hat. Ich glaube nicht mehr und Du musst sehen, wie Du mit
Deinem Glauben fertig wirst
6. Satz: Denn wir haben hier keine bleibende Statt (Hebr.
13,14)
In Stalingrad die Frage nach Gott stellen, heißt sie verneinen.
Ich muss Dir das sagen, lieber Vater und es ist mir doppelt leid
darum. Du hast mich erzogen, weil mir die Mutter fehlte und mir
Gott immer vor die Augen und die Seele gestellt. Und doppelt
bedaure ich meine Worte, weil es meine letzten sein werden und ich
hiernach keine Worte mehr sprechen kann, die ausgleichen könnten
und versöhnen. Du bist Seelsorger, Vater, und man sagt in seinem
letzten Brief nur das, was wahr ist oder von dem man glaubt, dass
es wahr sein könnte. Ich habe Gott gesucht in jedem Trichter, in
jedem zerstörten Haus, an jeder Ecke, bei jedem Kameraden, wenn ich
in meinem Loch lag, und am Himmel. Gott zeigte sich nicht, wenn
mein Herz nach ihm schrie. Die Häuser waren zerstört, die Kameraden
so tapfer oder so feige wie ich. Auf der Erde war Hunger und Mord,
vom Himmel kamen Bomben und Feuer, nur Gott war nicht da. Nein,
Vater, es gibt keinen Gott. Wieder schreibe ich es und weiß, dass
es entsetzlich ist und von mir nicht wider gut zu machen. Und wenn
es doch einen Gott geben sollte, dann gibt es ihn nur bei Euch, in
den Gesangbüchern und Gebeten, den frommen Sprüchen der Priester
und Pastore, dem Läuten der Glocken und dem Duft des Weihrauches,
aber in Stalingrad nicht…
7. Satz: Selig sind die Toten (Offenb. d.
Joh. 14,13)
01.12.2013
Auf dem Weg von der Wolga ins Historische Museum der Pfalz
Russische und
deutsche Ensembles vor der Aufführung eines denkwürdigen
„Brahms-Requiems“
spk. Speyer. Seit
heute früh sind sie unterwegs – die rund 65 Musikerinnen und
Musiker des Sinfonieorchesters des Staatlichen Konservatoriums in
Kasan an der Wolga. Per Bus und mit jeder Menge Vorfreude „im
Gepäck“ haben sie sich auf die Reise nach Speyer gemacht, wo sie am
Samstag, dem 12. Oktober 2013, um 19.00 Uhr im
Historischen Museum der Pfalz an einer
spektakulären Aufführung von Johannes Brahms „Deutschem
Requiem“ teilnehmen werden Ihre Kollegen aus dem
Fachbereich „Gesang“ dieser nach Moskau und St. Petersburg
drittgrößten, überaus renommierten Musikhochschule in dem an
solchen Einrichtungen wahrlich reichen Russland werden morgen mit
dem Flugzeug über Moskau nach Deutschland reisen und noch am Abend
in Speyer erwartet. Dort werden sie dann, schon deutlich vor ihren
Instrumentalkollegen, für fünf Tage in der „Kurpfalz-Kaserne“
Quartier nehmen – einige, die in Speyer schon von früheren
Aufenthalten her Freunde haben, werden auch privat in Familien
übernachten.
Spektakulär
wird diese Aufführung, die unter dem Rubrum „Gedenken an 70
Jahre Schlacht bei Stalingrad“ vor allem auch durch die
hochemotionalen Lesungen erschütternder Feldpostbriefe zwischen den
sieben Sätzen des Werkes und – ganz besonders selten erhalten, weil
in der stalinistischen Armee der Sowjetunion das Schreiben solcher
Briefe bei Todesstrafe verboten war – auch eines Zeugnisses aus der
Feder eines russischen Soldaten.
Solisten bei diesem Konzert sind
Susanne Bernhard (Sopran), München und
Vincenz Haab (Bassbariton) Saarbrücken – die
Lesungen spricht der bekannte Rundfunk- und Fernsehsprecher
Joachim Fillies, Wiesbaden. Die Gesamtleitung der
beiden Konzerte hat Prof. Leo Kraemer, Speyer.
Vor dem „Brahms-Requiem“ wird der
exquisite Kammerchor des Staatlichen Konservatoriums Kasan mit
einem erlesenen a-capella-Programm in den Abend einstimmen.
Zu beiden Konzerten gibt es
noch Restkarten an den Tageskassen.
Mit diesem Konzert, dem sich am
Sonntag, dem 13. Oktober 2013 um 17.00 Uhr in der
Pfarrkirche St. Laurentius in Hülzweiler/Saar eine
programmgleiche Wiederholung anschließen wird, erwidern die
russischen Musiker den Besuch der Chöre von „PalatinaKlassik“ und
dem „Philharmonischen Chor an der Saar“ in der letzten Woche in
Kasan.
Ein Mitglied des „PalatinaKlassik
Vokal-Ensemble“, die Speyerer Gymnasiatin Jana Sophie
Wagner (17) schildert im folgenden ihre Eindrücke von
dieser Reise in die ferne Stadt an der Wolga..
Lesen Sie dazu im
SPEYER-KURIER: 
09.10.2013
„Jana Sophie Wagner – meine Reise nach Kasan“
Bevor ich die Reise nach Kasan, die Hauptstadt der
autonomen Republik Tartastan in Russland, antrat,wusste ich
nicht,worauf ich mich da einließ; geschweige denn, wo Kasan
überhaupt liegt. Aus dem Bauch heraus hatte ich mich als
Teilnehmerin angemeldet -eher spontan zu dieser 5-tägigen Chorreise
mit dem PalatinaKlassik Vokalensemble und dem Philharmonischen Chor
an der Saar unter der Leitung von Professor Leo Kraemer.
Jeden Tag, an dem wir der Reise näher
kamen, wuchsen meine Vorfreude,aber auch meine Angst vor dem
Ungewissen. Wir erhielten zwar einen Ablaufplan verteilt, auf dem
das genaue Programm festgehalten war. Dennoch hatte ich keine
Ahnung,welche Menschen,welche Umstände und welche Situationen uns
in Russland erwarten würden.
Am vergangenen Mittwoch,dem 2. Oktober
2013, war es dann soweit. Um 09.30 Uhr früh fuhren wir mit dem Zug
von Speyer zum Flughafen nach Frankfurt: von dort ging es mit
aeroflot mit dem Flugzeug weiter nach Moskau. Dort hatten wir nicht
einmal eine halbe Stunde Zeit, um das Flugzeug zu wechseln – eine
fast unlösbare Aufgabe angesichts der riesigen Dimensionen des
Moskauer Internationalen Flughafens und der Kürze der durcj die
Verspätung des ankommenden Fluges bedingte Übergangszeit. Doch
hilfreiche machten es möglich: Geleitet von Helferinnen, die uns
mit dem Schild „Kasan“ quer durch das Labyrinth der Gänge
vorauseilten, schafften wir die Maschine nach Kasan..
Gegen 21:30 kamen wir müde und
erschöpft in Kasan am Flughafen an,wo wir von drei Studenten des
Konservatoriums und von Professor Leo Krämer in Empfang genommen
und mit einem Bus der Musikhochschule zu unserem Hotel gebracht
wurden. Dieses war übrigens erst vor kurzem aus Anlass der
Universiade neu gebaut worden und erfüllte durchaus hohe
Standards.
Für uns alle aber wohl noch weit
wichtiger: Von Anfang an spürte man die Freude und den Stolz der
drei jungen russischen Gastgeber darüber, dass sie diese 55
Menschen aus Deutschland empfangen und beherbergen durften.
Nach einem kleinen Imbiss im Hotel gingen wir müde und
deshalb auch rasch zu Bett, denn für den nächsten Tag hatte Prof.
Kraemer bereits früh die erste Probe für den frühen Morgen
angesetzt.
Nach dem Frühstück wurden wir auch am
ersten vollen Tag unseres Aufenthaltes wieder von Evgeni, einem
russischen Musikstudenten abgeholt, der sehr gut Englisch spricht
und uns mit zwei Bussen zum Konservatorium brachte. Im großen
Konzertsaal der Universität trafen wir mit dem Chor Kasaner des
Staatlichen Konservatoriums Ksan zusammen und probten dort die
„Missa Festiva“ von Alexander Tichonowitsch Gretschaninow, die bei
unserem ersten Konzert noch am gleichen Abend auf dem Programm
stand. Der riesige Konzertsaal – einfach gigantisch! Rund 800
Menschen finden darin Platz - er ist geschmückt mit festlichen,
riesigen Kronleuchtern, Wandmalereien, Marmorplatten und einer
großen Orgel.
Nach der Probe gab es für uns deutsche
Gäste ein eigens zubereitetes Mittagessen in der Mensa. Dann wieder
Probe – diesmal für das „Brahms Requiem“ - mit dem Orchester und
dem Chor der Universität und – natürlich auch wieder mit uns. Diese
Probe war für uns alle absolut beeindruckend! Allein die Disziplin
der russischen Musiker beeindruckte uns Deutsche gewaltig: Das
gesamte Orchester erhob sich beim Stimmen der Instrumente und wurde
mucksmäuschenstill, als Leo Kraemer die Szene betrat. Der
Zusammenklang des Studenten- und des deutschen Chores gemeinsam mit
der sanften, Piano-Parts oder der vollen, lauten Fortissimo-Klänge
des Orchesters waren mehr höchst eindrucksvoll und bezaubernd.
Dieser durchaus anstrengenden Probe
schloss sich dann auch schon das Konzert an, das mit einem
überwältigenden a-capella Programm des kasanischen Chores begann,
dem sich die Gretschaninov-Messe und das Klavierkonzert in c-moll
von Sergeij Rachmaninow anschloss.
Ergriffen und beseelt zugleich nahmen
wir im Anschluss daran in der Mensa unser Abendessen ein, bevor wir
müde, aber glücklich in das Hotel zurück kehrten.
Am nächsten Morgen konnten wir ein
wenig ausschlafen, gemütlich frühstücken und die Gegend um das
Hotel herum erkunden oder mit dem Taxi in die Innenstadt fahren. Um
12 Uhr wurden wir wieder von Evgeni mit den Bussen abgeholt und zum
Mittagessen und der anschließenden Brahms-Probe in das
Konservatorium gebracht.
Das Konzert am Abend – Johannes Beahms „Ein deutsches
Requiem“ - krönte dann mit seiner gewaltigen Ausdruckskraft und den
durch die Musik freigesetzten Emotionen die gesamte Reise. Das
„Requiem“ - ein Werk, das die Gefühle des Menschen sehr berührt und
deshalb für alle Ausführenden entsprechend anspruchsvoll ist. Leo
Kraemer verstand es vorzüglich und für alle spürbar, aus dem
leiseste Pianissimo die Stille der Toten, aus jedem mezzo-forte die
mystische Verwandlung und aus jedem Fortissimo den Triumphs des
Erlosers über die Hölle mit seinen Musikern herauszuarbeiten. Chor
und Orchester waren unter Leo Kraemer zu einer wahren Einheit
verschmolzen. Auch das Publikum konnte seine Euphorie zwischen den
einzelnen Sätzen kaum verbergen und bedankte sich mit tosendem
Szenenapplaus sowie mit „standing ovations“ am Ende dieses absolut
gelungenen und umwerfenden Konzertes. Viel Lob für uns Deutsche und
die Bitte, im nächsten Jahr wieder zu kommen, wurde uns von den
Zuhören zugetragen – und kaum einer traute sich auf dem Weg zum
Orgelsaal, wo im Anschluss an das Konzert ein Empfang vorbereitet
war, zu sprechen – zu sehr waren wir alle noch ergriffen und
sprachlos von den Eindrücken der letzten zwei Stunden.
Gemeinsam feierten wir noch den
Abschluss dieser grandiosen, atemberaubenden Reise. Vor allem aber
genossen wir die Seligkeit,die wir nach diesem Konzert in uns
trugen.
Ein kleines Hindernis bei den
gehaltenen Reden und den Unterhaltungen war dann doch,,dass nur
wenige Kasaner Englisch sprachen und wir uns so mit Stift und
Papier - mit Händen und Füßen verständigen mussten.
Nach dem Empfang und dem Abendessen
fuhren wir glücklich und erfüllt ins Hotel zurück, wo wir uns auch
gleich schlafen legten.
Am nächsten Morgen bekamen wir eine Stadtführung durch
Kasan, sahen uns den dortigen Kreml und weitere bedeutsame
Denkmäler an und hatten später noch zwei Stunden Zeit zur freien
Verfügung, in denen wir noch einmal ganz privat die Stadt erkunden
konnten.. Danach - um 19 Uhr - gingen wir gemeinsam mit den Chor-
und Orchesterleitern der Kasaner Ensembles und den beiden
Studenten,die uns die ganze Zeit über begleiteten, zum Essen in ein
bayrisches Lokal - auch so etwas gibt es inzwischen schon an der
fernen Wolga. Das war dann ein insgesamt schöner und würdiger
Abschlussabend unserer zu Ende gehenden Reise. Denn am folgenden
Tag war nämlich schon wieder der Tag unserer Abreise.
Mein Resummee: In diesen fünf Tagen ist
mir vor allem die große Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit unserer
russischen Freunde aufgefallen. Materiell hatten sie nicht viel,
aber dennoch war ihnen nichts für uns zu teuer. Sie stellten uns
alles, was sie hatten, zur Verfügung, nicht nur materiell, sondern
vor allem aber auch ideell – kurz: sie schenkten uns ihr Herz.
Wir hatten die ganze Zeit über einen
Studenten zur Seite, der perfekt englisch sprach. Er begleitete uns
überall hin, half uns in schwierigeren Situationen - und brachte
uns immer wieder auch zum Lachen. Auch ich habe in diesen wenigen
Tagen gemerkt, dass die Kunst, dass vor allem die Musik, die
wirkliche Sprache der Welt ist.
Wir hatten durchaus einige Schwierigkeiten uns gemeinsam
mit Hilfe der englischen Sprache zu verständigen. Doch in der Musik
haben wir unsere gemeinsame Sprache gefunden. Diese unglaubliche
Harmonie, sowohl die der Stimmen als auch die der Menschen,
fasziniert mich auch jetzt noch und wird mich auch weiterhin immer
wieder faszinieren.
Musik ist eben mehr als nur eine
Sprache - sie verbindet die Menschen über tausende Kilometer
miteinander und man kann sich durch die Musik blind
verständigen.
Die Angst, die ich zu Beginn dieser
Reise hatte, war also vollkommen unbegründet. Ich bin wirklich
froh, schon als 17jährige derart großartige Erfahrungen gesammelt
zu haben. Und deshalb freue mich schon jetzt darauf, den Freunden
aus Kasan ab diesem Freitag meine Heimatstadt Speyer zeigen und mit
ihnen gemeinsam am Samstag, dem 12.Oktober 2013 im Historischen
Museum der Pfalz das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms
musizieren zu können.
Jana Wagner (17 Jahre), Palatina
Klassik Vokalensemble
09.10.2013
Ensembles von „PalatinaKlassik“ zu Konzerten in Kasan an der Wolga eingetroffen
Direktor
beglückwünscht deutsches Volk am „Tag der deutschen Einheit“ zur
wiedererlangten Einheit in Freiheit
spk. Kasan/Tatarstan. Der Speyerer Dom grüsst
derzeit allüberall von den Plakatwänden und aus den Schaufenstern
der russischen Millionenstadt Kasan an der Wolga - seit dem Zerfall
der alten Sowjetunion Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan.
Der Grund: Die Ensembles der Konzertreihe „PalatinaKlassik“ mit
Sitz in Speyer sind derzeit an dem berühmten Konservatorium dieser
mit 1,145 Millionen Einwohnern siebtgrößten Stadt Russlands mit
zwei Aufsehen erregenden Konzerten zu Gast.
Unter der Leitung des Künstlerischen Leiters von
„PalatinaKlassik“, Prof. Leo Kraemer, gaben sie dort schon
am Tag nach ihrer Ankunft gemeinsam mit Chor und Orchester des
Staatlichen Konservatoriums ihren „Einstand“ mit einem viel
umjubelten Konzert, bei dem neben der „missa Festival“ von
Alexander Gretschaninow auch ausgewählte deutsche und russische
a-capella-Chorwerke sowie das Klavierkonzert c-moll von Sergej
Rachmaninov.zur Aufführung kamen. Im Rahmen dieses Konzertes
gratulierte der Direktor des Konservatoriums Kasan, Oleg
Karpov, unter dem lang anhaltenden Beifall der Gäste im
restlos ausverkauften Großen Konzertsaal des Hauses dem deutschen
Volk zu der 1990 wiedererlangten Einheit in Freiheit.
Heute nun steht als
Höhepunkt der fünftägigen Stippvisite der pfälzisch-saarländischen
Sängerinnen und Sänger an die Wolga die Aufführung des „Deutschen
Requiems“ von Johannes Brahms – ebenfals in einer Koproduktion mit
Chor und Orchester der traditionsreichen Kasaner Musikuniversität -
auf dem Programm. Schon die erste Probe dazu begisterte die
deutschen Sängerinnen und Sänger durch ihre klanglicbe
Geschlossenheit und ihrem interpretatorischen Tiefgang. „Wir alle
freuen uns schon sehr auf dieses Konzert“, freuten sich Mitwirkende
aus Speyer in e-mails an der SPEYER-KURIER, in der
sie sich auch begeistert über den herzlichen Empfanz durch die
Kasaner Freunde zeigten, die in der Vergangenheit bereits mehrfach
in Speyer zu Gast waren.
In der kommenden
Woche werden die rund 130 jungen Musikerinnnen und Musiker – Chor
und Orchester des Konservatoriums in Kasan - zum Gegenbesuch von
der Wolga nach Speyer kommen. Auch hier werden sie das „Deutsche
Requiem“ von Johannes Brahms am Samstag, dem 12. Oktober
2013, um 19.00 Uhr im Forum des Historischen Museums der Pfalz
- am darauf folgenden Tag, am 13. Oktober in der
St. Laurentiuskirche im saarländischen Hülzweiler zur
Aufführung bringen.
Beide Konzerte werden zwischen den sieben Sätzen des
„Brahms-Requiems“ durch die Lesung tief bewegender Feldpostbriefe
deutscher sowie eines russischen Soldaten vom Schlachtfeld von
Stalingrad eine ganz außergewöhnliche Überhöhung erfahren.
Foto: mw
Karten gibt es noch beim Historischen Museum der Pfalz
und an der Abendkasse.
04.10.2013
„Krieg und Frieden“ in der Herxheimer „Villa Wieser“
Russischer
Meisterpianist Andrei Ivanovitch mit virtuos-bewegendem Programm
der Erinnerung
Von Gerhard Cantzler
Herxheim- Es war – ganz im Sinne seiner
Überschrift „Krieg und Frieden“ – kein im eigentlichen Sinne
„schönes, gar musikalisch-kulinarisches“ Konzert, mit dem jetzt der
überragende St. Petersburger Pianist Andrei Ivanovitch sein
Publikum in dem bis auf den letzten Platz besetzten Herxheimer
Kulturzentrum „Villa Wieser“ konfrontierte. Erschütternd und die
Grenzen allen menschlichen Seins berührend hatte er ein Programm
zusammegestellt, das dem Künstler technisch alles abverlangte und
ihn interpretatorisch fast zweieinhalb Stunden lang zum Ausloten in
Musik geronnener menschlicher Abgründe zwang. „Es geht nicht allein
um 'Krieg und Frieden -'“, hatte Ivanovitch noch vor Beginn seines
Konzertes betont, „es geht vielmehr um alles – es geht um Leben und
Tod“.
Der Erinnerung
an die verheerende Schlacht von Stalingrad, die sich in diesem Jahr
zum 70male jährt sowie an die 871 Tage währende Blockade von
Leningrad – mit beidem wollte das verbrecherische Nazi-Regime
zugleich auch die Namen der damaligen Repräsentanten der
Sowjetunion schmählich von den Landkarten der Weltgeschichte
auslöschen – sie stehen bis heute synonym für unvorstellbare
Gräuel, für beispiellose Kriegsverbrechen und millinenfachen Tod.
Sie stehen aber auch für leuchtende Beispiele dafür, wie aus
künstlerischer Inspiration heraus in Not und Elend Trost und
Hoffnung wachsen können. Komponisten und ihre Interpreten also als
„Helden ohne Waffen“ - so hätte der Titel dieses Knzertes auch
lauten können...
Einer dieser Helden war ganz ohne Frage Dmitri Schostakowitsch,
der Komponist, der in den Hungerjahren der deutschen Blockade in
seiner eingeschlossenen Heimatstadt seine 7. Sinfonie, die
„Leningrader“, schrieb und sie mit den noch immer in der Stadt
lebenden großartigen Musikern und dem ihnen zur Verfügung stehenden
Instrumentenfundus zum ersten Mal zum Erklingen brachte, während
nur wenige Meter entfernt die ausgezehrten Mitbewohner seiner
Heimatstadt in ihrer Verzweiflung ihre an Hunger und Kälte
verstorbenen Angehörigen verzehrten – mit Musik und den sie
verströmenden Emotionen also ein Ankämpfen gegen die Folgen von
unvorstellbarem Terror und Grauen.
Bis heute sind die traumatischen Erlebnisse dieser Zeit noch
immer nicht völlig aus dem kollektiven Bewusstsein der Menschen in
dieser Stadt gewichen. Schon in den frühen fünfziger Jahren schrieb
Dmitri Schostakowitsch, noch ganz unter dem Eindruck des Erlebten
stehend, seine Praeludien op. 87 für Klavier, von denen Andrei
Ivanovitch sich für die Eröffnung dieses Abends in Herxhim
„Praeludium und Fuge in e-moll“ ausgewählt hatte.
Wer je erleben
durfte, mit welcher Freundlichkeit, ja Liebenswürdigkeit, die
Menschen in der von Deutschen einst so gequälten Stadt nicht erst
seit heute deutschen Gästen begegnen, der wird dieses Gefühl von
Versöhnung und Vergebung über die Gräber hinweg in dieser Musik aus
der Zeit direkt nach dem Krieg vorweg genommen wiederfinden, - ganz
so, wie Ivanovitch sie an diesem Abend seinen zutiefst bewegten
Zuhörern von innen heraus und ganz ohne Pathos vermittelte.
Ein zu allergrössten Hoffnungen Anlass gebender Meisterschüler
Schostakowitschs in jener Zeit war Boris Goltz, dessen Familie wohl
einst aus Deutschland nach Russland eingewandert war. Er war im
Belagerungswinter 1941/42 zur sojewtischen Kriegsmarine eingezeogen
worden und wie viele seiner Kameraden zur Befreiung seiner
Heimatstadt und zur Sprengung des deutschen Blockadegürtels um
Leningrad befohlen worden. Immer wieder rannten damals die zu
Infantristen umfunktionierten Matrosen gegen die deutschen Truppen
an, die sich in ihren Stellungen rund um das heute als
Touristenziel überaus beliebte Schloss „Peterhof“ im Norden der
Stadt an der Mündung der Newa in die Ostsee verschanzt hatten. Am
3. März 1942 vollendete sich das Leben dieses hochtalentierten
Komponisten im Alter von nur 29 Jahren im Geschoßhagel der
deutschen Truppen.
Fünf ausdrucksstarke Praeludien von Boris Goltz aus seinem opus
2, geprägt von großer Empfindsamkeit und Expressivität, von Andrei
Ivanovitch mit Empathie und grösster künstlerischer Sorgfalt
ausgewählt und von dem Meisterpianisten unter Ausschöpfung seiner
ganzen, breit angelegten Virtuosität eindrucksvoll dargeboten,
ließen deutlich werden, dass die Musikwelt von diesem allzu früh
vollendeten Komponisten sicher noch viel hätte erwarten dürfen.
Zum Abschluss
des ersten Teiles dieses höchst anspruchsvollen Konzertes hatte
Ivanovitch Sergej Prokofieffs Walzer aus seiner Suite „Krieg und
Frieden“ sowie mit gleicher Intention seine Sonate Nr. 7 in B-Dur –
Stalingrad – ins Programm aufgenommen. Beide Werke, 1944 bzw. schon
in der Zeit zwischen 1939 und und 1942 noch ganz unter dem Schock
des völkerrechtswidrigen Überfalls Deutschlands auf Prokofieffs
Heimat entstanden, spiegeln in einem sich riesig auftürmenden
Spannungsbogen zwischen stakkatohaften Rhythmisierungen und
phasenweise geradezu idyllischer Friedenssehnsucht das ganze Grauen
und den Widersinn dieses furchtbaren Krieges wider. Auch hier – wie
in dem gesamten Konzertprogramm – überzeugte Andrei Ivanovitch mit
seinem Wechselspiel aus äußerster Behutsamkeit und kompromisslos
zugreifendem Gestaltungswillen.
Nach soviel den Krieg reflektierender Musik, die den Zuhörern
mitunter schier das Blut in den Adern erstarren liess, stand im
zweiten Teil des Konzertabends der „Frieden“ im Mittelpunkt. Der
„Frieden“, wie er sich in Frédéric Chopins großartigem „Nocturne in
c-moll, op. 48 Nr. 1“ darstellt. Mit der ihm eigenen Zuneigung zu
dem großen „Wanderer zwischen den kulturellen Welten“ Chopin und
seiner intimen Konnentis seines Werkes erschloss Ivanovitch den
gewaltigen „Plot“ dieses „Nocturne“ und ließ seine Zuhörer
teilhaben an seiner eigenen, atemberaubenden Virtuosität.
Unvergleichlich: Die Gestaltung und Tempiwahl im abschließenden
„Trauermarsch“ zu dem „Nocturne“, das sicher zu den bedeutendsten
Werken des Komponisten überhaupt gehört.
Und da „alle
Musik“, wie der unvergleichliche Bachkenner Johannes Brahms es
einmal formulierte, „am Ende immer in Bach einmünden muss“, hatte
sich auch Andrei Ivanovitch als Schlusspunkt seines Konzertes ein
Werk des großen Leipziger Thomaskantors und Orgelvirtuosen Johann
Sebastian Bach vorgenommen. Um sich selbst an diesem Abend nichts
zu ersparen und um keiner musikalischen Herausforderung aus dem
Wege zu gehen, hatte Ivanovitch sich dazu die legendäre „Chaconne
in d-moll“ für Orgel in der konzertanten Bearbeitung für Klavier
durch den Italiener Ferruccio Busoni ausgewählt – ein weiterer
musikalischer „Gipfel“ in einem wahren „Gebirge musikalischer
Achttausender“ an diesem Abend. Wie schon zuvor konnte Ivanovitch
auch hier sein überragendes Können, seine musikalische
Meisterschaft und seine großartige Virtuosität, die ihn heute
sicher in die erste Reihe der lebenden russischen Pianisten rückt,
voll „ausspielen“, so dass ihn sein dankbar-gerührtes Publikum am
Ende mit lang anhaltenden Ovationen feierte.
In seinen
beiden Zugaben ließ Ivanovitch dann doch noch einmal die Gewalt und
Brutalität des Krieges aufscheinen – als ein Zeichen vielleicht,
dass auch in unserer ach so aufgeklärten Zeit kriegerische
Auseinandersetzungen den globalen Alltag bestimmen. Die Hoffnung
auf immerwährenden Frieden - sie scheint sich dem Menschen nicht zu
erfüllen. Kein allzu erfreuliches Resummee dieses – das sei zum
Abschluss noch einmal wiederholt – künstlerisch, interpretatorisch
und gestalterisch überragenden Abends also, für dessen Durchführung
auch dem Veranstalter, der Speyerer Konzertreihe
„PalatinaKlassik.“.um ihren Künstlerischen Leiter Prof. Leo Kraemer
und den Verantwortlichen der „Villa Wieser“ aufrichtig Dank gesagt
werden muss. Fotos: gca
21.08.2013
Emotionale Brücke in die alte Heimat geschlagen
Musikalische Ausnahmetalente Emma und Ina Rasmussen mit
eindrucksvollem Konzert mit Werken von Alfred Cahn u.a. zu Gast im
Historischen Ratssaal
Von Gerhard Cantzler
Speyer- Sie hätte durchaus das Zeug für einen
guten Filmstoff: Die nicht nur für so manchen Speyerer höchst
berührende Geschichte, für die gestern im Historischen Ratssaal in
Speyer ein weiteres Kapitel aufgeschlagen wurde: Die beiden
Protagonistinnen dieses Plot: Zwei junge Mädchen, die
Schwestern Emma und Ina Rasmussen, heute 16 und 18
Jahre alt - sie waren auf Einladung und Initiative der rührigen
Ria Krampitz vom Seniorenbüro Speyer mit einem
Klavierrezital in der Domtadt zu Gast. Ihre Eltern - der Vater: ein
dänischer Geschäftsmann - die Mutter: eine hochgradig musikaffine
Taiwan-Chinesin - hatten schon früh das musikalische Talent ihrer
Töchter erkannt und ihre außergewöhnliche Begabung bereits im Alter
von fünf Jahren durch ersten Klavierunterricht gefördert. Rasch
brach sich die Ausnahmebegabung der beiden Schwestern Bahn – erste
öffentliche Auftritte folgten - so auch im Jahr 2011, als sie mit
einem Konzert in der St. Pius-Kapelle in Milwaukee im
US-amerikanischen Staat Wisconsin zu Gast waren.
Dort wollte es eine glückliche Fügung, dass sie an diesem
Abend Alfred Cahn begegneten, jenem 1922 in Speyer
geborenen Komponisten und Pianisten, der bereits in den 1930er
Jahren in der Speyerer Synagoge - wie man hört – virtuos und mit
Hingabe die Orgel gespielt hatte, der dann aber wie so viele seiner
Glaubensgenossen zum Opfer der unseligen Verfolgungen durch das
verbrecherische Nazi-System wurde. Alfred Cahn kam in mehrere
Konzentrationslager – u.a ins KZ Dachau - und entkam der
gnadenlosen Vernichtungsstrategie der Nazis nur dank seiner
musikalischen Fähigkeiten mit knapper Not. Nach der Befreiuung aus
dem KZ im Jahr 1945 nahm Cahn wie so viele seiner Leidensgenossen
das Angebot zur Emigration in die USA an und lebt und arbeitet
seitdem in Milwaukee/Wisconsin.
Ihn also trafen die beiden jungen Pianistinnen an jenem
denkwürdigen Abend in St. Pius und Alfred Cahn war sofort
fasziniert von den gefühlvoll-ausdrucksstarken musikalischen
Interpretationen der beiden Schwestern. Die wiederum waren
ihrerseits tief beeindruckt von derm optimistischen Wesen und der
positiven Ausstrahlung, die Alfred Cahn trotz seines unvorstellbar
schweren Lebensschicksals um sich verbreitete. Der Komponist lud
das Geschwisterpaar zu sich nach Hause ein und stellte ihm seine
„Lyrik ohne Worte“ vor, einen Zyklus höchst cantabler, romantischer
Stücke, in denen er auch seine Kinder- und Jugendzeit in Speyer,
die Leidenzeit unter dem Terrorregime der Nazizeit und die schweren
Jahre seines Neuanfangs in den Vereinigten Staaten eindrucksvoll
ausgelotet und verarbeitet hat. Aus dieser musikalischen Begegnung
erwuchs rasch eine die Generationen übergreifende tiefe
Freundschaft, die darin einmündete, dass Cahn den beiden jungen
Klavier-Virtuosinnen seine „Lyrik ohne Worte“ zur Einspielung auf
CD anvertraute - ein Werk, das sie inzwischen erfolgreich zum
Abschluss gebracht haben.
Gestern nun kehrte das Opus und damit auch sein Schöpfer
Alfred Cahn an den Ort seiner frühen Jahre zurück – und auch wenn
der Komponist, der mit 80 Jahren in Irene Morgan noch einmal eine
neue Liebe fand, aufgrund seines hohen Alters und seiner derzeit
etwas angeschlagenen Gesundheit nicht körperlich bei diesem Konzert
zugegen sein konnte – geistig war er doch an diesem Nachmittag über
das Medium seiner Musik und durch die höchst inspirierenden jungen
Künstlerinnen mit den zahlreichen Besuchern auf das Engste
verbunden..
Die Interpretinnen trugen diese nicht zuletzt durch ihre
kompositorische Schlichheit überzeugenden, teils heiteren, teils
melancholischen Sätze der Sonate von Alfred Cahn mit bestechender
technischer Brillanz höchst ausdrucksstark und gefühlvoll vor, so
dass so mancher Zuhörer an der einen oder anderen Stelle das
Volksliedhafte in einzelnen Sätzen herauszuhören vermeinte. Eine
bewegende Begegnung mit ganz außergewöhlicher Musik, die Emma und
Ina Rasmussen da ihrer Zuhörerschaft gewährten, auch in ihrer
inneren Dramaturgie bestens angelegt, endeten doch beide Vorträge
der jungen Virtuosinnen jeweils mit einer glanzvollen musikalischen
Schlussapotheose.
Dass die beiden inzwischen auch in der gängigen,
„großen“, klassischen Klavierliteratur durchaus „zuhause sind“,
bewiesen die Schwestern im zweiten Tteil dieses Konzertes, für das
Emma Rasmussen Werke der „Klavier-Giganten“ Ludwig van Beethoven,
Johann Sebastian Bach und Frédéric Chopin - ihre Schwester Ina
Kompositionen von Alexander Skrjabon, von Wolfgang Amadeus Mozart,
Johann Sebastian Bach und Sergej Rachmaninoff ausgewählt hatten.
Hier mussten die beiden Pianistinnen zum Teil aber ganz anders
„zugreifen“ als bei den eher zurückhaltenden Werken des Speyerers
Alfred Cahn. Doch gerade hier zeigte sich das ungeheure
pianistische Potential, das in den beiden Ausnahmetalenten
schlummert und das sich in den nächsten Jahren im Rahmen ihres
Studiums in Dänemark und bei anderen Lehrern, mit denen sie bereits
im künstlerischen Austausch stehen, erst noch zur vollen Blüte
entfalten wird.
Viel Beifall von dem begeisterten Publikum dankte den
Solistinnen für einen außergwohnlichen musikalischen Nachmittag,
den Oberbürgermeister Hansjörg Eger mit einer
überaus hezlichen Begrüßung eröffnet hatte. Dabei verwies er auf
den „missionarischen Charakter“, mit dem die beiden Schwestern
unterwegs seien und der an diesem Tag auch dadurch einen Höhepunkt
erfahren habe, dass sie im Speyerer Ratssaal auf genau dem Flügel
musizierten, auf dem vor elf Jahren zuletzt auch Alfred Cahn selbst
gespielt habe.
Den Virtuosinnen gab der Oberbürgermeister für ihren nächsten
Auftritt in Milwaukee noch im August mit auf den Weg, dem
Komponisten und ehemaligen Speyerer Mitbürger Alfred Cahn die
dankbaren Grüße des Speyerer Publikums zu übermitteln. Den
Pianistinnen und ihrem sie begleitenden Vater dankte Eger dafür,
dass sie keine Kosten und Mühen gescheut hätten und eigens aus
Dänemark angereist seien, um, für den Komponisten im fernen
Milwaukee eine „emotionale Brücke in die alte Heimat“ zu schlagen.
Foto: gc
07.08.2013
Kammermusik im Rathaus: Duo La Corda setzt Schlusspunkt
Feingefühl und
Harmonie
Speyer- Mit dem Duo La Corda und einem im
Konzertleben seltener vorkommender Instrumentenkombination
von Gitarre und Mandoline setzte das Kulturbüro der Stadt Speyer
einen bemerkenswerten Schlusspunkt der Reihe „Kammermusik im
Rathaus“. Dank der glänzenden Verbindungen von Professor
Helmut Erb war es auch in der 21. Auflage gelungen, trotz des nicht
gerade üppigen Budgets hochkarätige Musiker für die vier
Rathaus-Konzerte zu verpflichten. „Die Reihe hat sich fest
etabliert, und wir sind mit dem Konzertbesuch sehr zufrieden“,
erklärt der künstlerische Leiter in einer ersten Bilanz.
In das beliebte Kammermusik-Paket hat Erb erstmals keine
Ensembles verpackt, sondern drei Duos engagiert und mit der
Verpflichtung des Spitzenpianisten Bernd Glemser für einen
ausverkauften historischen Ratssaal gesorgt. Zum glänzenden Auftakt
kredenzten die junge Ausnahmegeigerin Susanna
Yoko Henkel und die ukrainische Pianistin Milana Chernyavska
Werke von Mozart, Debussy und Richard Strauss. Einen Leckerbissen
servierten auch in der dritten Runde Lutz Koppetsch mit
seinem Saxophon und Markus Bellheim am Klavier.
Das 2001 gegründete Duo La Corda aus Weißrussland strahlte
beim erneut gut besuchten Konzertabend in der Domstadt
souveräne Harmonie aus. Katsia Prakopchyk (Mandoline) und Jan
Skryhan (Gitarre) ermöglichen bei acht Musikstücken ein
ausdrucksvolles, elegantes Klangerlebnis – in Teil I mit
Barockmandoline und Vihuela, im zweiten Konzertteil mit klassischer
Mandoline und Gitarre. Von bezaubernder Sanftheit bestimmt waren
die vier Kompositionen aus der Barockzeit. Mit einer Feder zupfte
Katsia Prakopchyk die sechs Doppelsaiten ihrer kleinen
Barockmandoline spürbar federleicht, und auch die sechs
Doppelsaiten der Vihuela (spanisches Zupfinstrument,
das als ein Vorgänger der modernen Gitarre gilt) ließ Jan
Skryhan einfühlsam zart erklingen. Auch auf der klassischen
Mandoline mit ihren acht Stahlsaiten zeigte die junge Musikerin bei
den Musikstücken von Gabriele Leone, Manuel de Falla, Astor
Piazzolla und Carlo Munier eindrucksvoll auf, warum sie viele
Wettbewerbe gewonnen hat. Und auch ihr Skryhans Gitarrenspiel
ist mehrfach preisgekrönt, wie der Weißrusse besonders bei den drei
Kompositionen Piazzollas (1921 -1992) bei den rhythmischen
Schlageinlagen auf dem Gitarrenkorpus nachempfinden lässt. Zum
Abschluss spielte das Duo bei Muniers Rossiniana nochmals mit
Feingefühl Leidenschaft und Melancholie gegeneinander aus. Dvoráks
Slawischer Tanz Nr.2 war der Dank des Duos aus Minsk für den
verdienten Applaus. Werner Schilling; Foto:
Archiv
30.04.2013
Mit Blech ins Neue Jahr – BRASSerie begeistert in Schifferstadt mit Heiterem und Nachdenklichem
von Gerhard
Cantzler
Das Blechbläser-Ensemble „BRASSerie“ hatte eingeladen und
viele, viele Musikfreunde aus Schifferstadt und der Umgebung kamen
am Dreikönigstag ins Evangelische Gemeindezentrum in der
Lillengasse, um einen höchst schwungvollen und vergnüglichen
Auftakt zum Neuen Jahr mitzuerleben. Doch bevor es losgehen konnte,
mussten zunächst noch aus allen Winkeln des Hauses
Sitzgelegenheiten herbeigeschafft werden, damit alle Gäste einen
Sizuplatz fanden – so gewaltig war der Ansturm...
Doch dann endlich konnte das beliebte und inzwischen weit über
die Grenzen Deutschlands bis nach China nachgefragte
Blechbläserquintett mit Schifferstädter Wurzeln sein
amüsant-mitreißendes Konzertprogramm starten. Darin höchst
anspruchsvolle Musik in bester Qualität locker und
jugendlich-frisch zu präsentieren - das ist jetzt schon seit jetzt
14 Jahren das Geheimnis des Erfolges der BRASSerie.
Konstantin
Pässler, als Moderator ebenso begabt wie als Posaunist des
Ensembles, führte die Gäste ebenso charmant wie sachkundig durch
ein abwechslungsreiches Programm, das edle Brassklänge vom
allerfeinsten - von Henry Purcell und Johann Sebastian Bach bis zum
„Popsong of the year 2012“, das „Call my maybe” von Carly Rae
Jepsen - bereithielt.
Doch der Reihe nach: Zunächst präsentierte sich das Ensemble als
Sänger mit der Pfälzer Hymne „In der Pfalz blühen unsere Reben“,
ehe sie dann zu ihren Instrumenten griffen, um - wie in allen an
diesem Nachmittag dargebotenen Stücken - in einem eigenen
Arrangement von BRASSerie ein wahres Feuerwerk
über das Thema des schmissigen Weinliedes zu zünden. Danach:
Fließend-schwelgerische, geordnete Wohlklänge: Henry Purcells
“Sound the trumpet” und das nachweihnachtlich stimmungsvolle
“Schafe können sicher weiden” von Johann Sebastian Bach.
Sodann die
Stunde des jungen Tubisten des Ensembles, Karl Berkel,
jüngster Spross der weit über die Region hinaus bekannten
Musiker-Familie Berkel-Janzen, seit kurzem Solotubist am
Brandenburgischen Staatstheater in Cottbus. Er präsentierte sich
als versierter Arrangeur des Karl-Jenkins-Titels “Palladio” ebenso
nachhaltig wie als Solist in dem berühmten Charakterstück
“Hummelflug” des russischen Komponisten Nikolai Rimski-Korsakoff –
ein Stück, so filigran, dass man es kaum für möglich halten möchte,
dass es auf der so weit mensurierten Tuba überhaupt spielbar sein
sollte. Karl Berkel bewies es mit Bravour: Es geht!
Spätestens jetzt war im Saal klar:
Die vom Moderator eingeforderte Abstimmung per Applaus –
verhaltenes Klatschen, frenetischer Beifall oder frenetischer
Beifall mit Trampeln und Johlen – sie sollte eindeutig zugunsten
der letzteren Variante ausgehen. Jrtzt können die vorgestellten
Titel dank des gestrigen Verdikts des Schifferstädter Publikums auf
CD aufgenommen werden – wenn sie es nicht bereits sind...
Karl Berkels
älterer Bruder Matthias Berkel - sicher der musikalisch
vielseitige Star der BRASSerie und auch dieses Abends - 1.
Solohornist bei der renommerten Bremer Philharmonie und seit kurzem
stolzer Vater von Söhnchen Jakob - dazu Moderator Konstantin
Pässler: “die BRASSerie ist eine Familie und Matthias und
seine Frau haben jetzt dafür gesorgt, dass wir einen begeisterten
Fan mehr haben” - hatte ihn bei einem österlichen Abstecher nach
Andalusien aufgeschnappt und für sein Ensemble arrangiert: Den
andalusischen Marsch, mit dem die Spanier in der Osterzeit durch
die Strassen ziehen. Ein gelungenes Experiment, ein in Ferienlaune
mit dem handy aufgenommenes Stück auf ein fünfköpfiges Ensemble
umzusetzen.
Ein gewagtes Experiment - vom
Publikum mit nicht weniger Beifall bedacht – dann auch die
musikalische Verschmelzung von Maurice Ravels berühmten “Bolero”
mit dem nicht weniger bekannten “kleinen Trommlerjungen” der
griechischen Sängerin Nana Mouskouri. Der gleichartige
Grundrhythmus beider Stücke hatte die jungen Musiker zu diesem
Exxperiment verführt, bei dem sich Konstantin Pässler – der
einzige aus dem Ensemble, der die Musik noch immer allein “aus Spaß
an der Freude “betreibt – mit eindrucksvollen
Posaunen-Interventionen zu beeidrucken verstand.
Mit “Buglers holiday” - “das Horn
hat Pause” – gingen dann auch Instruementalisten und Publikum in
die Pause, was allerdings nicht bedeutete, dass Matthias
Berkel schon vorzeitig zu Frau und Kind verschwinden konnte.
Nein, in diesem letzten Stück konnte er, der souveräne, klangschöne
Hornist, als 3., gleichberechtigter Trompeter seine Freunde und
Trompetenkollen Björn Bein, Trompetenlehrer an der
Kreismusikschule des Rhein-Pfalz-Kreises und Manuel
Viehmann, Solotrompeter bei den Bielefelder Philharmonikern,
tatkräftig und überzeugend-kongenial unterstützen.
Auch im
zweiten Teil des Programms: viel Unterhaltsames, gekonnt gemixt mit
Nachdenklichem - die Filmmusik aus “Brust oder Keule” des
unvergessenen Louis de Funès und ein Medley des
“Ohrwurmspezialisten” Paul H. Alpert, sodann Götz Alsmanns
hochvirtuoses “Montevideo” und Consuelo Velázquez “Besame Mucho” -
sie wechselten mit Engelbert Humperdimcks “Abendsegen” aus seiner
Märchenoper “Hänsel und Gretel” und – wie meinte doch der
Moderator? “Die kleinen Instrumente sind müde, die großen bleiben
wach und spielen …. Johann Sebastian Bach, denn Bach gehört einfach
zu einem Brass-Konzert dazu”. Das innig-schlichte Kunstlied des
Thomaskantors “Bist Du bei mir” in einem Arrangemant für Horn,
Posaune und Tuba sowie Matthais Berkels “selbstgemachter”
Willkommensgruß für seinen kleinen Stammhalter – alles in allem
viel Rührendes, viel Bewegendes, das sichließlich in einer zweiten
Zugabe glpfelte, in der das Ensemble die stolze Mutter der
“Berkel-Buben” Judith Janzen - frei nach Heino – mit ihrem
umgetexteten Lied “Judith, du musst doch nicht um Deine Jungens
weinen”....”anschmachteten”.
Zuvor schon
hate Matthias Berkel das Auditoium mit dem zweiten Satz aus
Rachmannioffs Klavierkonzert Nr. 2 begeistert – doch nicht auf dem
großen Klavier, sondern auf der kleinen Melodika, die wie ein
Klavier gespielt und wie ein Blasinstrument zum Leben erweckt wird
– Blechbläser hat, sie können's einfach nicht lassen...
Nein, “Judith” muss wahrlich nicht
weinen um ihre Jungens - und auch nicht um deren Freunde, die an
diesem Nachmittag mit ihrer BRASSerie dem dankbaren Publikum
allenfalls Tränen der Rührung und der Begeisterung in die Augen
trieben.
Danke BRASSerie, danke für
dieses köstliche Konzert – und hoffentlich bis bald! Foto:
gc
07.01.2013
Glanzvoll-prächtig in Speyer – nachdenklich -besinnlich in Eußerthal
Ensembles von
„PalatinaKlassik“ stimmen ihr Publikum auf Weihnachten ein
spk. Speyer. Mit einem fulminanten, musikalischen
„Doppelschlag“ haben jetzt die Ensembles der Konzertreihe
„PalatinaKlassik“ unter ihrem musikalischen Leiter Prof. Leo
Kraemer die Menschen in der Region in die „letzte Runde“ der
Vorweihnachtszeit entlassen und auf das für die meisten noch immer
„schönste Fest“ des Jahres eingestellt. Samstagabend im warmen
Foyer des Historischen Museums der Pfalz in Speyer, gerade einmal
zwanzig Stunden später - mit einem völlig anderen Programm - in der
winterlich-düsteren, romanischen Zisterzienser-Abtei-Kirche in
Eußerthal: Mitwirkende und dankbare Zuhörer hatten spürbar an
beiden Konzerten gleichermaßen ihre „helle Freude“.
Der Weihnachtsteil des aus gutem Grunde wohl berühmtesten
Oratoriums „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel, angereichert
mit dem legendären „Halleluja“ prägte den ersten Teil der
„Klassik-Gala“ im Speyerer Historischen Museum der Pfalz –
nach der Pause folgten Felix Mendelssohn-Bartholdys
Weihnachtskantate „Vom Himmel hoch“ nach Texten von Martin Luther
sowie - wiederum aus dem „Messias“ - das Rezitativ „Siehe, ich sage
Euch ein Geheimnis“ und die imposante Bass-Arie „Sie schallt, die
Posaune“ sowie der mächtige Schlusschor „Würdig ist das Lamm“ mit
der filigranen „Amen-Fuge“, dem Schlusschor des beliebten
Werkes.
Der auch an diesem Abend wieder blendend disponierte Apparat aus
„PalatinaKlassik-Kammerphilharmonie“ und „PalatinaKlassik
Vokalensemble“ zeigte sich bestens studiert, glänzte in allen
Stimmen mit überzeugender Intonationssicherheit und bester Diktion,
und folgte dem impulsiven Dirigat seines musikalischen Leiters
Prof. Leo Kraemer über alle Klippen dieses an rhythmischen und
harmonischen Herausforderungen wahrhaftig nicht armen Werkes.
Einmal mehr war die „PalatinaKammerphilharmonie“ dem Chor ein
adäquater Partner – anrührend warme Holzbläser und majestätisches
Blech legten sich genüsslich in das Klangbett des in kleiner
Kammerbesetzung agierenden Streichorchesters. Ganz herausragend:
der junge spanische Trompeter Manuel Davila, der mit der
Solopartie in der Bassarie „Sie schallt, die Trompete“ eine
brillante Visitenkarte hinterließ.
Mehr als nur
überzeugend auch die beiden Vokalsolisten dieses Abends: Die
Münchener Sopranistin Magdalena Hinterdobler und der
finnische Bass-Bariton Heikki Kipeläinen. Hinterdobler - mit
einer überaus beweglichen, leicht geführten und wohltimbrierten
Sopranstimme ausgestattet - wusste dem Auditorium insbesondere in
ihrer einschmeichelnd-wiegenden Arie „Er weidet seine Herde“ zu
überzeugen.
Heikki Kipelänen, eine der Säulen im Säger-Ensemble des
Staatstheaters in Mainz - groß geworden an einer der
Schmieden legendärer Opernstimmen, am Zürcher Opernhaus -
beeindruckte mit weit ausschwingenden Bögen und einer dem
Händel'schen Gestus aufs beste gerecht werdenden stimmlichen
Mischung aus würdevoller Präsentation seiner Arien – bewegend
überlagert von dem in dieser Musik allgegenwärtigen melancholischen
Unterton.
Historischer Aufführungstradition verpflichtet, lotete Leo
Kraemer diesen weihnachtlichen Teil des „Messias“ einmal mehr in
der vollen Tiefe seines dramatischen Geschehens aus, legte seine
ganzen Emotionen in die schwelgerischen Chorsätze und in das
mitreißende Accompagnato der Rezitative und Arien.
Bis in den alles überstrahlenden Schlussakkord der mächtigen
Amen-Fuge hinein - nach den sorgfältig übereinander geschichteten
und einander durchwebenden Fugen-Stimmen – führte Kraemer Chor und
Orchester mit nicht nachlassender Energie zu einem eindrucksvollen
klanglichen Erlebnis, für das sein Publikum ihm und seinem gesamten
Apparat mit kaum enden wollenden Beifall dankte.
„Jetzt kann
Weihnachten kommen“, so meinte eine Dame mit glücklichem
Gesichtsausdruck und strahlenden Augen, als sie nach Ende der
„Speyerer Klassik Gala“ das Foyer des Historischen Museums der
Pfalz verließ. Und so empfanden es sicher wohl alle Zuhörer in dem
dicht besetzten Saal des Museums – unter ihnen Oberbürgermeister
Hansjörg Eger, Landrat Clemens Körner, die Speyerer
Kulturdezernentin Monika Kabs und Landtagsabgeordneter
Dr. Axel Wilke - alle mit Partner/in - die sich schließlich
auch über die Ankündigung der Wiederholung dieser Klassik-Gala
am 14. Dezember 2013 an gleicher Stelle freuen durften.
Ein ganz
anderes Programm in ganz anderer Atmosphäre dann am darauffolgenden
Nachmittag in der traditionsreichen Abteikirche in Eußerthal: Kein
Orchester – an seiner Stelle das PalatinaKlassik
Brass-Ensemble – weniger überschwänglich-glanzvoll, dafür
leiser, mehr beschaulich und mit dem Speyerer Theatermann und
Rezitator Curt Timm um eine weitere, wertvolle künstlerische
„Farbe“ reicher: Die Darbietung weihnachtlich-nachdenklicher Texte
in bewegend-eindringlicher Form.
Goethe's Gedicht „Weihnachten“ hatte Timm mitgebracht, dazu
Berthold Brechts „Die gute Nacht“, in dem der Atheist Bert Brecht
sein geradezu kindlich-frommes Verhältnis zu dem Kind von Bethlehem
aufblitzen lässt - und schließlich die berührende Geschichte „vom
Engel, der die Welt verwandeln wollte“ von der Theologin und
Tiefenpsychologin Christa Spilling-Nöker, in dem die sphärische
Herrlichkeit des Himmels kontrastiert mit der Hektik und den
Begierden der Erdenschwere.
Zu dieser nachdenklich-hintergründigen Erzählung ließ Leo Krämer
an der Orgel der Zisterzienserabtei-Kirche eine kongeniale
Phantasie aufblühen, in der er die Zuhörer in berührender Weise den
schwirrenden Flügelschlag des kleinen Engels, das Rauschen der
himmlischen Heerscharen und - im Kontrast dazu – die überschäumende
Hektik des Erdengetriebes erfahrbar werden zu ließ, bis sich
schließlich der kleine Engel, so leise, wie er gekommen war, wieder
in die Ewigkeit entschwand.
Beliebte
Advents- und Weihnachtslieder ansonsten - von „Tochter Zion“ von
Händel bis „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ in den immer wieder zu
Herzen gehenden Sätzen von Johann Sebastian Bach und
Felix-Mendelssohn-Bartholdy. Vom gleichen Komponisten dann die
Sätze „Advent“ und „Weihnachten“ aus den „Sechs Sprüchen“ -
sängerisch nicht weniger anspruchsvoll wie Max Regers
großartig-subtilen Motetten „Und unserer lieben Frauen“ und „Macht
hoch die Tür, die Tor macht weit“. Dazwischen Bläsermusik der
Brass-Gruppe, Orgelmusik von Leo Kraemer und dann auch immer wieder
Soloeinlagen der Sopranistin Magdalena Hinterdobler: Die
Arie „Er weidet seine Herde“ aus Händels „Messias“ - eine
Reminiszenz an den Vorabend in Speyer. Dann das betörend schöne
„Mariae Wiegenlied“ von Max Reger und schließlich, als Überleitung
auf die eher besinnliche Mahnung „Wachet auf, ruft uns die Stimme“
das prachtvolle „Cantique de Noel“ des französischen Romantikers
Adolphe Adam, in das der gesamte Apparat noch einmal seine gesamten
vorweihnachtlichen Emotionen ausfahren konnte.
Den Besuchern
in der Eußerthaler Kirche – seit vielen Jahren gewohnt, am Zweiten
Weihnachtstag an diesen Schauplatz unzähliger Konzerte zu kommen,
die Prof. Leo Kraemer mit seinen unterschiedlichen Ensembles dort
gegeben hat – wurde es trotz der schon sprichwörtlichen Kälte des
Kirchenraumes – es war wieder einmal drinnen kälter als draußen –
und getreu der Pfälzer Weisheit, dass es „in Eußerthal sechs Monate
im Jahr Winter und die restliche Zeit kalt ist“ - diesen Besuchern
wurde es warm ums Herz bei soviel weihnachtlich-musikalischer
Seligkeit und – zum Trost: Im nächsten Jahr gibt es dieses Konzert
auch wieder am Zweiten Weihnachtsfeiertag. Foto: miwa
17.12.2012
„PalatinaKlassik“ präsentierte betörend-noblen Wohlklang, blitzende Läufe und rauschende Klangkaskaden
Russischer
Ausnahmepianist Andrei Ivanovitch fasziniert einmal mehr beim
„Klavierzauber“ auf der Villa Ludwigshöhe
gc. Edenkoben. Den Pfälzer Freunden exquisiter
Klaviermusik gilt er längst schon als Geheimtipp: Andrei
Ivanovitch, der St. Petersburger Pianist der Extraklasse, der jetzt
wieder einmal mit einem Konzert im Pompejianischen Saal der Villa
Ludwigshöhe auf der Anhöhe über Edenkoben Station machte. Theresia
„Resel“ Frühmesser aus Landau, früher selbst eine gefragte
Pianistin und Jurorin vieler internationaler Klavierwettbewerbe und
und seit langem Mäzenin sonderbegabter junger Musiker insbesondere
aus dem früheren Ostblock, hatte Ivanovitch einst aufgespürt und
„unter ihre Fittiche“ genommen. Bis heute kehrt der inzwischen
arrivierte und neben seiner Heimat insbesondere in Asien und
Nordamerika vielfach gefeierte Pianist, der bei Prof. Peter Eicher
an der Musikhochschule in Karlsruhe Teile seiner Ausbildung
absolvierte und heute selbst als Professor am berühmten
Konservatorium seiner Heimatstadt lehrt, immer wieder gerne in
seiner „zweiten Heimat“ am Landauer Marienring ein.
Eigentlich hatte er ein Programm u.a. mit Werken der großen
russischen Klavierkomponisten Alexander Skrjabin und Sergei
Rachmaninow vorbereitet, musste dies aber kurzfristig ändern, weil
er noch kurz vor seiner Abreise im Verkehrsgewühl seiner
Heimatstadt mit einer Radfahrerin kollidierte und sich dabei
erhebliche Prellungen am linken Unterarm zugezogen hatte. Fast ein
Wunder und Ausdruck unglaublicher Selbstdisziplin deshalb, dass er
die Freunde seiner Kunst nicht „versetzen“ und am Ende sogar
absagen musste. So blieb es zwar bei den angekündigten
Programmteilen von Mozart und Liszt, die „großen Russen“ aber
mussten aufgrund ihrer außergewöhnlichen Anforderungen speziell an
die linke Hand zugunsten von Frédéric Chopin und Claude Debussy
zurückstehen. Aber wie sagt das Sprichwort? „Aufgeschoben ist nicht
aufgehoben....“ Die Hörerschaft wartete schon gespannt...
Doch zurück zu
diesem außergewöhnlich qualitätvollen Klavierabend: Für
westeuropäische Ohren gleich zu Beginn, eher ungewöhnlich: Die
Mozart-Interpretationen Ivanovitchs - das „Modulierende
Praeludium“, das Rondo a-moll und die Sonata C-Dur, die er im
typisch russischen Gestus, glutvoll, eher schwermütig und mit
großem Ton zu Herzen gehend präsentierte, ohne darüber aber die
Brillanz der Kompositionen aus den Augen zu verlieren.
Dass Andrei Ivanovitch in beglückender Weise brillante Technik
mit außergewöhnlicher Empfindsamkeit zu verbinden weiß, wurde dann
auch bei seiner Interpretation der sieben Mazurken von Frédédric
Chopin deutlich. Mit einer überzeugenden Ausdeutung dieser ungemein
kontrastreichen Tanzsätze überzeugte er sein Publikum von Satz zu
Satz mehr, indem er betörend liedhafte Tänze voller Melancholie mit
wirkungsvoll Akzentuierten eindrucksvoll kontrastierte.
Pianistische Virtuosität, gepaart mit einer warm-wohligen
Tongebung auch bei der Ballade F-moll, op. 52 von Chopin, wo Andrei
Ivanovitch seine Zuhörer den dieser Komposition innewohnenden
dramatischen Spannungsbogen von den tiefen, in sich ruhenden
Gefühlsebenen bis hin zu den aufrüttelnden Eruptionen eindrucksvoll
auskosten ließ.
Die
Gelegenheit, die ganze Vielfalt seines pianistischen Könnens
auszubreiten, ließ sich Ivanovitch auch bei den 6 Praeludien von
Claude Debussy nicht entgehen. Mit unvergleichlicher Intensität,
aber auch mit der nötigen Leichtigkeit und exquisiter Tongebung
brillierte der Künstler auch bei diesen kleinen Pretiosen, die zum
Fordernsten im „Standardprogramm“ eines jeden Spitzenpianisten
gehören.
Mit Franz Liszt „Rhapsodie espagnole“ beendete der russische
Klaviermagier schließlich sein eindrucksvolles Programm - voller
Schwindel erregenden, blitzend-, präzisen Läufen und rauschenden
Klangkaskaden – ein „Klavierereignis“, das ein sachkundiges
Publikum zu langanhaltenden Ovationen anregte.
Mit vier Zugaben von Chopin und Liszt, darunter der beliebten
„Campanella“, „revanchierte“ sich der St. Petersburger
Ausnahme-Pianist, der an diesem Abend einmal mehr den Nachweis
dafür lieferte, dass er mit seinem ausdrucksstarken, noblen, ja
geradezu aristokratischen Spiel längst in die allererste Reihe der
an Klavierkünstlern wahrlich reichen Szene seines Heimatlandes
gezählt werden muss. Foto: gc
Lesen Sie hierzu auch einen Einwurf von Gerhard
Cantzler 
14.11.2012
Konzertreihe auf höchstem künstlerischem und intellektuellen Niveau -
PalatinaKlassik überzeugt mit vielseitigem Programm, leidet
aber an teilweise geringer Publikumsfrequenz.
Ein Einwurf von Gerhard Cantzler
Höchst qualitätsvolle Programme – herausragende Solisten –
vorzügliche Ensembles – so könnte man eine Zwischenbilanz nach
sieben von zehn Konzerten dieser ersten Spielzeit der neuen
Konzertreihe „PalatinaKlassik“ überschreiben. Ganz unterschiedliche
musikalische „Farben“ - von den Kirchenkonzerten in Eußerthal,
Ludwigshafen und in Großsachsen, über die „kleinen Spielformen“ wie
das bezaubernde Barockkonzert im Feuerbachhaus in Speyer und den
exquisiten Klavierabend auf der Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben bis
hin zu der opulenten „Italienischen Opernnacht“ in der
Weltkulturerbestätte „Völklinger Hütte“ - alles nur „vom Feinsten“
und in höchster Qualität.
Mit dem Gedenkkonzert am Vorabend des 9. November in der
Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften erschlossen
sich die Protagonisten der neuen Konzertreihe um ihren
musikalischen „spiritus rector“, Prof. Leo Kraemer, nicht nur einen
neuen und wissenschaftlich hochrangigen, wenn auch in Sachen
„Musik“ seit vielen Jahren eher „verwaisten“ Spielort – sie setzten
mit ihrer Herangehensweise an diesen höchst sensiblen Gedenktag
einen dem Ort angemessenen, weit über das Musikalische hinaus
gehenden, Aufsehen erregenden Akzent.
Denn mit der Belebung des Gedenkens an die jüdisch-stämmigen
Komponisten Viktor Ullmann und Erwin Schulhoff leisteten sie
nämlich zugleich auch einen exemplarischen Beitrag zur Darstellung
des bedeutenden jüdischen Anteils an der intellektuellen
Entwicklung Europas gerade auch in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts.
Mit der Einbeziehung des jüdischen Kantors Guido Shamir und des
charismatischen Theatermannes Curt Timm in dieses Programm des
Gedenkens gelang es „PalatinaKlassik“ schließlich auch, die
jüdischen Empfindungsebenen zu diesem Tag aufscheinen zu lassen,
und zugleich das – so scheint's – längst dem Vergessen anheim
gefallene musikalische Genre „Melodram“ ins Bewusstsein der Zuhörer
zurückzuholen.
Wenn es „PalatinaKlassik“ gelingt, an diesem hohen Anspruch
festzuhalten, dann darf man sich nicht nur auf die noch
ausstehenden Konzerte am 15. Dezember im Historischen Museum der
Pfalz in Speyer und am 16. Dezember erneut in der
Zisterzienser-Abteikirche in Eußerthal freuen, dann darf man auch
jetzt schon gespannt darauf sein, was Leo Kraemer und seine
Mitstreiter von „PalatinaKlassik“ sich für die nächste, die zweite
Spielzeit dieser Konzertreihe vornehmen.
Und dann wird sich sicher auch das hohe künstlerische und
intellektuelle Niveau dieser Konzertreihe einem breiteren Publikum
erschließen, als dies bisher der Fall war, als doch noch viele
Zeitgenossen wohl Wertvolles versäumten.
„Bitter-süssem Gedenktag“ in besonders intensiver Weise in Wort und Musik gedacht
„PalatinaKlassik
e.V.“ präsentiert exquisites Programm zum 9. November
spk. Speyer. Wie könnte man einem solch „bitter-süßen“
Gedenktag wie dem 9. November angemessener gerecht werden als durch
ein intellektuell höchst anspruchsvolles Programm aus beinahe
verstörend-anrührenden Texten und bewegender Musik? Dieser Tag, der
uns Deutsche Jahr für Jahr immer wieder auf eine „Achterbahn der
Gefühle“ schickt - zwischen abgrundtiefer Scham über das, was am 9.
November 1938 geschah – der Nacht, als in Deutschland die jüdischen
Synagogen brannten und jüdische Mitmenschen gequält und getötet
wurden und jenem 9. November 1989, als sich die Deutschen weinend
vor Glück in den Armen lagen, um die wieder gewonnene Einheit zu
feiern.
„Reichspogromnacht“ und „Mauerfall“ - wer könnte sich einen
größeren Gegensatz – eine schrillere Dissonanz vorstellen? Am
Vorabend dieses Tages hatten der Förderkreis „PalatinaKlassik e.V.“
gemeinsam mit der Stadt Speyer und der Jüdischen Kultusgemeinde der
Rheinpfalz in die Aula der Deutschen Universität für
Verwaltungswissenschaften eingeladen, um diesen Tag in einer ganz
besonderen Weise zu begehen.
Eingerahmt vom
„El male rachamin“ zu Beginn - dem Gebet „Gott der Barmherzigkeit“
- in dem die Juden in aller Welt in herzzerreißenden Worten der
sechs Millionen Opfer des Holocaust gedenken und dazu die Stätten
des Grauens und der Vernichtung, die Konzentrationslager von
Auschwitz, Buchenwald und Sobibor, von Maijdanek, Sachsenhausen und
Mauthausen aufrufen, und dem „Kaddish“ - dem traditionellen
jüdischen Gebet für alle Toten zum Ende der Feier - erlebten die
Besucher zwei Stunden von erschütternder Eindringlichkeit.
Zwei weithin unbekannte jüdische Komponisten – aus Familien
stammend, die noch unter der K.u.K.-Monarchie, wie so viele Juden
aus intellektuellen Kreisen in dieser Zeit, noch vor dem Ersten
Weltkrieg zum Christlichen Glauben übergetreten waren, weil sie nur
so eine Chance sahen, die gewünschte Berufslaufbahn einschlagen zu
dürfen – Viktor Ullmann und Erwin Schulhoff – sie
standen im Zentrum dieses Abends.
Die Speyerer
Pianistin Hisako Nishizawa-Kraemer eröffnete das Programm
mit der „Suite für Klavier“ von Erwin Schulhoff, dem – erkenn- und
vor allem hörbar wahrlich zu Unrecht in Vergessenheit geratenen
böhmischen Komponisten, der – 1894 in Prag geboren und 1942 in den
Hunger-Kerkern der Nazis viel zu früh zu Tode gebracht –
entscheidende Impulse für die Entwicklung der Musik in der ersten
Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gegeben hat. In den Jahrzehnten
seines künstlerischen Wirkens legte er dabei einen
unvergleichlichen Weg zurück - war zunächst fest verankert in der
spätromantischen Musiksprache eines Max Reger, um in den 1930er
Jahren eine radikale Wendung hin zu einem von Jazz-Rhythmen und
Atonalität beeinflussten Musikstil zu vollziehen, sich für
experimentelle Musikformen wie die „Viertel-Tonmusik“ oder den
Dadismus einzusetzen und so schließlich zu einem der Begründer des
„Sozialistischen Realismus“ in der Musik zu werden. Seine Suite für
Klavier“ ist noch ganz in der traditionellen Kompositionsweise
verhaftet und wurde von Hiskao Nishizawa-Kraemer mit großer
Ausdruckstiefe dargeboten.
Zweifellos der Höhepunkt des Abends aber: Die in der Form eine
Melodrams verfasste „Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph
Rilke“, eine Erzählung von Rainer Maria Rilke in der
musikalischen Fassung des aus dem polnischen Teschen (Ciestyn)
stammenden Komponisten Victor Ullmann.
Rainer Maria Rilke beschreibt in seinem Gedicht den Zug seines
Vorfahren Christoph Rilke von Langenau nach Ungarn in den
Türkenkrieg, wo er im Jahr 1663 den Tod fand. Auf dieser Reise
trifft der 18-jährige Adelige mit einem französischen Marquis
zusammen und wird dessen Freund. Von einer Rose, die der Marquis
von seiner Geliebten zum Abschied erhalten hat, schenkt er von
Langenau beim Abschied ein Rosenblatt, das ihn beschützen soll.
Aufgrund eines Empfehlungsschreibens wird von Langenau zum Cornet,
zum Fahnenträger, ernannt. Seiner Mutter schreibt er daraufhin
voller Stolz einen Brief, den er neben dem Rosenblatt verwahrt.
Jenseits des Grenzflusses Raab - an ihren Ufern fand die
entscheidende Schlacht von Magersdorf statt - übernachtet von
Langenau mit seiner Kompanie in einem Schloss. Mit der Gräfin
verbringt er dort die Nacht in einem abseits gelegenen Turmzimmer.
Doch während der Nacht wird das Schloss von den Türken angegriffen
und in Brand gesteckt. Um die Fahne zu retten und zu seiner bereits
aufgebrochenen Truppe zu gelangen, verzichtet er auf Waffenrock und
Helm, läuft durch das brennendn Gemäuer und reitet aus dem Schloss.
Mit der brennenden Fahne findet er sich allein mitten unter den
Feinden wieder und fällt.
Ein Stoff, der
nur auf den ersten Blick wenig mit dem Anlass dieses Abends zu tun
zu haben scheint. Doch hört man genauer hin, dann empfindet man
rasch die von Victor Ullmann in seiner Musik in unvergleichlicher
Weise eingewobene Dramatik des Geschehens, in dem es einmal mehr um
menschliche Urerfahrungen, um Angst und Schrecken, um Liebe und
Verzweiflung geht. Ullmann hat dazu die „Weise“ mehrerer ihrer
Nebenhandlungen entkleidet und sie auf die zentralen
Empfindungsebenen verdichtet. Die hochemotionale Musik lässt rasch
verspüren, welch außergewöhnliches Talent, ja, welche Genialität
die Welt mit der Ermordung Ullmanns im KZ Auschwitz durch
verblendete Nazi-Schergen verlustig ging.
Ihn auf eine Stufe mit dem für viele Jahrzehnte
als stilprägend geltenden Arnold Schönberg zu stellen, greift
deshalb sicher nicht zu weit. Hisako Nishizawa-Kraemer präsentierte
den anspruchsvollen Klavierpart dieses Werkes mit differenziertem
Einfühlungsvermögen, aber auch zupackend, wo es die Dramatik der
Handlung angebracht erscheinen lässt.
Curt Timm,
in der Lieblingsrolle seines Alters als Rezitator in Speyer längst
angekommen, gestaltete den Rilke-Text mit tief bewegendem und
mitreißendem Gestus.
Mit dem Vortrag der beiden Rilke-Gedichte „Der
Schauende“ und „Verkündigung“ hatte Curt Timm sein Publikum bereits
zuvor im ersten Teil des Programms mit seiner noch immer
unvergleichlich wandlungs- und modulationsfähigen Stimme auf die
besonderen Gefühlstiefen der Rilke'schen Sprache eingestimmt, die
die Werke dieses Lyrikers bis heute zu den herausragenden
Beispielen deutschsprachiger Dichtkunst machen.
Da fügten sich die berühmte und überaus
anspruchsvolle F-moll-Fantsie von Franz Schubert für Klavier zu 4
Händen, gespielt von Hisako Nishizawa-Kraemer und dem St.
Petersburger Klaviervirtuosen Andrei Ivanovitch ebenso kongenial in
das Programm ein, wie die zum Schlusspunkt der Feier hinführende
musikalische Interpretation des „Kaddish“, des jüdischen
Totengebetes, von Maurice Ravel in der Interpretation von Andrei
Ivanovitch.
Mit Auszügen
aus dem Oratorium „Elias“ von Felix-Mendelssohn-Bartholdy - dem
großen musikalischen Versöhner zwischen Juden- und Christentum -
mit dem 23. Psalm „Gott ist mein Hirt“ in der Vertonung von Franz
Schubert, und schließlich mit den Ecksätzen der „Missa choralis“
von Franz Liszt trug auch das „PalatinaKlassik
Vokal-Ensemble“ unter der Leitung von Prof. Leo Kraemer
- er zeichnete auch für die Gesamtleitung des Abends
verantwortlich - seinen Teil zu einem zutiefst stimmigen und
bewegenden Programm bei.
Eine ganz außergewöhnliche Herangehensweise an
den Gedenktag des 9. November – eine Form, die ganz ohne Reden
auskam und die dennoch oder gerade deshalb die Zuhörer in ganz
besonderer Weise ergriff und so den Gegenstand ihres Gedenkens in
denkbar inniger und intensiver Weise in ihrer Erinnerung
verankerte. Foto: fg
12.11.2012
Mit halsbrecherischer Geläufigkeit und edel-samtenem Wohlklang
„PalatinaKlassik“
zündet dritte Stufe seiner neuen Konzertreihe im Speyerer
Feuerbachhaus
spk. Speyer. PalatinaKlassik, das klassische
Musikfestival für die Pfalz, Baden und das Saarland - es hat sich
nach gerade einmal drei ganz unterschiedlichen Konzerten
eindrucksvoll zurückgemeldet. Nach dem überwältigenden
Eröffnungskonzert in der ehemaligen Zisterzienserabteikirche
Eußerthal – der SPEYER-KURIER berichtete in seiner Ausgabe
am 03.09.2012 - und dem opulenten „Festlichen Opernabend“ am „Tag
der deutschen Einheit“ im Weltkulturerbe „Völklinger Hütte“ hat
sich jetzt die in die Trägerschaft des „Förderkreises
PalatinaKlassik e.V. übergegangene Konzertreihe mit einer ganz
anderen, einer kleinen – der Intimität des Veranstaltungsortes
angemessenen konzertanten „Farbe“, endgültig manifestiert.
Im anheimelnden Speyerer Feuerbachhaus präsentierte der
Förderkreis jetzt nämlich ein „virtuos-barockes
Instrumental-Feuerwerk“ mit drei hochrangigen Solisten: Der
Saarländischen Blockflöten-Virtuosin Ingrid Paul, dem
Mannheimer Violoncello-Solisten Prof. Roland Kunze und dessen
Speyerer Kollegen Prof. Leo Krämer am Spinett.
Das
liebenswert-pittoreske Geburtshaus des Malers Anselm Feuerbach war
bereits lange vor Beginn des Konzertes bis auf den letzten Platz
gefüllt, so dass Michael Wagner, Vorsitzender des
Förderkreises, schon zehn Minuten, ehe er mit seiner Begrüßung
anfangen konnte, stöhnte: „Noch ein Stuhl und dann gibt es im
ganzen Haus keinen Sitzplatz mehr“. Der gewaltige Andrang hatte
sich bereits im Vorfeld des Konzertes abgezeichnet, waren doch die
Eintrittskarten schon wenige Stunden nach ihrer Auflage vergriffen,
so dass sich die Veranstalter entschlossen, das Haus bereits am
Nachmittag für eine öffentliche Generalprobe zu öffnen. Auch hier
war der Andrang interessierter Musikfreunde bereits beachtlich –
sie erlebten das Konzert in einer ganz anderen, für die meisten
ungewohnten Art – als spannendes Labor, das auf beeindruckende
Weise spürbar werden ließ, wie sich Musik von den aufgeschriebenen
Noten hin zur hör- und empfindbaren Kunst entwickelt. Eine gute
Idee, Zuhörer an diesem spannenden Prozess wenigstens für ein paar
Stunden lang teilhaben zu lassen.
Am Abend dann – wie gesagt – dichtes Gedränge in den beiden
Räumen im Erdgeschoss des Feuerbachhauses, zwischen denen sich das
Solistentrio seinen Platz gesucht hatte. Zwischen ihnen suchte sich
dann auch noch Michael Wagner ein Plätzchen, um die zahlreichen
Gäste des Konzertes zu begrüßen und dem Sponsor der Veranstaltung,
der Speyerer „Volksbank Kur- und Rheinpfalz“ in Person ihres
Vorstandsvorsitzenden Rudolf Müller für die Unterstützung zu
danken,
Doch dann
zündeten die bestens aufgelegten Solisten - moderiert und
inspiriert vom musikalischen Leiter der neuen Konzertreihe, Leo
Krämer - ein funkelnd-virtuoses Feuerwerk barocker Kabinettstücke,
insbesondere von der brillant agierenden Flötistin Ingrid Paul mit
oft atemberaubend halsbrecherischer Geläufigkeit dargeboten. Werke
aus dem Barock bis hin zur aufkommenden Klassik standen auf dem
Programm - Werke von Giulio Mussi, Diego Ortiz, dem
Bach-Zeitgenossen Johann Sigismund Weiss und Giuseppe Sammartini,
die der Solistin schon im ersten Teil des Abends Gelegenheit gaben,
ihr überragendes, virtuoses Können unter Beweis zu stellen.
Kompositionen von Martino Bitti, Francesco Mancini und Josef
Gelinek schlossen sich nach der Pause an und versetzten, eins ums
andere, das Publikum in helle Verzückung. Ingrid Paul hatte dazu
gleich ein ganzes Arsenal höchst unterschiedlich klingender
Blockflöten mitgebracht, die sie mit großem stilistischem
Sachverstand einsetzte - tänzerisch-federnd bis getragen-kantabel
kamen die dargebotene Passagen daher – für das begeisterte Publikum
ein mitreißender Ohrenschmaus.
Der Cellist Roland Kunze legte mit edel-samtenem Wohlklang der
Flötistin die warmtönend-kantable Basis für ihre oft
halsbrecherischen Bravourstücke, verstand sich aber auch selbst mit
dramaturgisch geschickt ins Spiel gebrachten musikalischen
Interventionen in den Vordergrund zu spielen. Motor und Impulsgeber
dieses beeindruckenden Konzertabends war einmal mehr Leo Krämer am
Spinett, der das musikalische innere „Uhrwerk“ der einzelnen Stücke
in gewohnt gekonnter Manier am Laufen hielt.
Er trug - gemeinsam mit Roland Kunze – an entscheidenden
Wegmarken des Konzertes mit Werken von Antonio Vivaldi und Francois
Francoeur auch wesentlich zur wohltuenden Beruhigung des
musikalischen Geschehens bei, ehe sich das Solistentrio noch einmal
in der eindrucksvollen, sich zum Ende hin noch einmal steigernden
D-Dur-Suite von Michel de la Barre für einen glanzvollen
Schlusspunkt sorgte.
Begeisterter Applaus zum Ende des Abends und das Versprechen von
Förderkreis und Sponsor, dass dieser Abend im Feuerbachhaus keine
„Eintagsfliege“ bleiben dürfe – man kann sich deshalb vielleicht
schon heute auf ein Da Capo im nächsten Jahr an gleicher Stelle und
notabene – wohl auch in gleicher Beengtheit - freuen. Foto:
gc
08.10.2012
Glanzvolle venezianische Mehrchörigkeit im “äußersten Tal der Südpfalz”
Überbordende
Chor- und Orgelmusik eröffnet überzeugend die neue Konzertreihe
“PalatinaKlassik”
spk. Eußerthal. Einen prachtvollen Einstieg
in die neue Konzertreihe “PalatinaKlassik” und zugleich in die
Feierlichkeiten zum 750. Weihejubiläum der Zisterzienser-Abtei
-Kirche Eußerthal bescherten jetzt Vokal- und Bläserensemble von
“PalatinaKlassik” unter der überzeugenden Leitung von Leo Kraemer
sich selbst und ihren Zuhörern, die am Sonntag nachmittag in
unerwartet großer Zahl in die sommerlich lichtdurchflutete
Klosterkirche im “äußersten Tal in der Südpfalz” gekommen waren.
Die Erinnerung an frühere glanzvolle Konzerte des international
renommierten Speyerer Musikers mit wechselnden Ensembles - unter
anderem auch an diesem magischen Ort - scheint halt doch noch nicht
verblasst zu sein.
Überbordende
Chor- und Bläsermusik - “Introitus” und “Magnificat” aus Claudio
Monteverdis “Marienvesper” - umrahmte - achtstimmig - das
vielseitige Programm, das schwerpunktmäßig von prächtig
aufblühenden, mehrchörigen Kompositionen aus Renaissance und
Romantik bestimmt war. “Musik - wie für diesen Raum mit seiner
schlichten, erhabenen Größe geschaffen”, zeigte sich ein Zuhörer
nach dem Konzert ergriffen - und mit den folgenden Programmpunkten
wurde diese Gefühlsebene sicher noch weiter angeregt: G.P. da
Palestrinas “Laudate Dominum” - jetzt gar dreichörig - zwölfstimmig
also - für ein knapp vierzigköpfiges Vokalensemble eine
bemerkenswerte Herausforderung, der sich die Sängerinnen und Sänger
von “PalatinaKlassik” mit großer Präzision, Bravour und
sängerischer Eleganz entledigten.
Mit Giovanni Gabrielis “Jubelt dem Herrn” und
Johann Pachelbels “Singet dem Herrn” standen danach zwei
doppelchörige Werke auf der Agenda - auch sie, jedes in seiner Art
von Chor und Bläsern hochbeweglich und stets klar und durchsichtig
interpretiert.
Dazwischen Bläsersätze von Gabrieli und Tylman
Susato, letzterer von dem bestens disponierten Bläserensemble mit
weit schwingendem Gestus präsentiert.
Im zweiten Teil des Konzertes dann Felix
Mendelssohn-Bartholdys achtsimmige Auszüge aus den “Sechs Sprüchen”
- “Frohlocket, ihr Völker auf Erden” und “Erhaben, o Herr über
alles Lob” - auch hier wieder wuchtig-überwältigender, wahrlich
großer Chorklang.
Ganz anders
dann die mit schlichter Demut daherkommende “Deutsche Messe” von
Franz Schubert - jeder der acht Sätze ein kleines Juwel und ein
bedeutsames Beispiel für eine zutiefst berührende Vertonung der
“Gesänge zur Feier des Opfers der heiligen Messe”, wie der tief
gläubige Komponist sein Werk selbst bezeichnete. Hier zeigte sich
der Chor mit großer Beweglichkeit, eindrucksvoller Homogenität und
großer Eleganz - folgte dem auf große Differenzierungen abhebenden
Gestus seines Dirigenten mit großer Bereitwilligkeit.
Im abschließenden “Magnificat” von Claudio
Monteverdi konnte der Chor sodann seine Tugenden noch einmal in
ganzer Schönheit ausfahren - glanzvoll strahlende Soprane und
Tenöre, tragfähig sonore Bässe, wohlklingende Altistinnen. Leo
Krämer hat seine Ensembles für die kommenden Konzerte in der Reihe
“PalatinaKlassik” bestens aufgestellt - man darf sich schon jetzt
auf die noch folgenden neun Abende - einer davon auch noch einmal
in Eußerthal - freuen.
Ach ja - das
darf auf keinen Fall vergessen werden: Vor den beiden
Mendelssohn-Sätzen meldete sich der Maestro auch noch als Komponist
und brillanter Orgel-Improvisateur zu Wort. Mit einer in seinem
typischen, rhythmusbetonten Stil angelegten Improvisation entführte
Kraemer das begeisterte Auditorium in die Shakespear’sche Welt von
Geistern, Feen und Trollen, ließ sie förmlich tanzen in der Kirche,
um dann die Szene mit dem Hornmotiv aus dem Mendelsohn’schen
“Nocturno” immer wieder zur Ruhe zu bringen. Eine großartige
musikalische Inspiration, mit der Leo Kraemer einmal mehr seine
ganze Meisterschaft als Komponist und als Organist unter Beweis
stellen konnte.
Lang anhaltender Beifall belohnte Solisten- wie
Ensemble-Leistungen. Mancher Zuhörer hätte sich gewünscht, dass der
Nachmittag garnicht mehr enden würde. Und was können sich Musiker
am Ende eines Konzertes mehr wünschen? Foto: spk
03.09.2012
“PalatinaKlassik” - Konzertreihe mit neuen Ideen, Spielorten und in neuer Rechtsform
Gemeinnütziger
Verein fördert zehn Konzerte der ersten Spielzeit in der Pfalz, im
Saarland und in Baden
spk. Speyer. Mit neuen Ideen, neuen
Spielorten und in einer neuen Rechtform geht jetzt die
“Internationale Konzertreihe PalatinaKlassik” an den Start
und will damit die erst seit wenigen Jahren für die Pfalz
initiierte Reihe “Palatia Classic” mit neuem Leben erfüllen.
Gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter der Reihe, dem Speyerer
Prof. Leo Krämer, konnte jetzt dazu Michael Wagner - frisch
gewählter Vorsitzender des in Form eines gemeinnützigen Vereins
konstituierten “Förderkreises PalatinaKlassik e.V.” - im
Rahmen eines Pressegesprächs im Historischen Speyerer Rathaus
Hintergründe für diese Neugründung erläutern.
Danach habe sich die privatwirtschaftlich geführte
Reihe “Palatia Classic” - bedingt durch immer weiter zurückgehende
öffentliche Zuwendungen, die angesichts von “Kommunalem
Entschuldungsfonds” und anderen finanziellen Zwängen nicht zu
verwundern seien, so Michael Wagner - als in der bisherigen Form
nicht länger darstellbar erwiesen. Auf diesem Hintergrund hätten
sich die Beteiligten dann einvernehmlich darauf verständigt,
“Palatia Classic” vorerst auszusetzen.
Dennoch seien sich alle B eteiligten sehr rasch
einig gewesen, dass es mit der in diesem Rahmen “gemachten” Musik
in jedem Fall in der bewährten Weise weitergehen müsse. “Von vielen
Seiten wurde uns damals signalisiert”, so berichtete Michael
Wagner, “dass es nicht zu verstehen wäre, wenn ein Musiker wie
Prof. Leo Krämer, der überall in der Welt nachgefragt werde, nicht
auch in seiner angestammten heimatlichen Region ein adäquates
Podium bekäme”.
Mit
der neuen “Internationalen Konzertreihe PalatinaKlassik”
wolle man deshalb einen anderen Weg gehen, indem alle Arbeiten zu
Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Konzerte auf
ehrenamtliche Kräfte verlagert würden. Zudem sei mit der
Anerkennung als gemeinnütziger Verein auch die Befreiung von der
Mehrwertsteuer verbunden, was die Tickets günstiger machen bzw. die
Konzentration aller Einnahmen für die selbstgestellte Kernaufgabe,
die Musik, möglich würde. “Mit der Erlangung der Gemeinnützigkeit
ist “PalatinaKlassik” durch Entscheid des Kultusministeriums
den Opernhäusern, Theatern und anderen Kultureinrichtungen im Lande
gleichgestellt”, freut sich Michael Wagner über diesen weit mehr
als nur formalen Vorteil.
15 Unternehmen aus der Region Pfalz, der Saarpfalz
und aus Baden hätten bereits in einer ersten”Runde” von Anfragen
spontan ihre Zusage gegeben, trotz der Kürze der zur Verfügung
stehenden Vorbereitungszeit das Anliegen von
“PalatinaKlassik” als Sponsoren zu unterstützen - 41
Musikfreunde, die sich mit ihrem Beitritt auch zur aktiven
Mitarbeit in dem Verein bekannt hätten, seien in wenigen Wochen
bereits gewonnen worden.
Dazu habe Prof. Krämer in kürzester Zeit für die
Saison 2012 ein im Kern aus zehn hochrangigen Konzerten bestehendes
Programm zusammengestellt, das dem in der Vereinssatzung
postulierten Zweck des Fördervereins in vollem Umfang entspreche,
der “die Förderung von Kunst und Kultur - auch unter
Berücksichtigung der Völkerverständigung - als Zielsetzug
postuliert”.
Wie
Leo Krämer sodann darlegte, startet die “Internationale
Konzertreihe Palatina Klassik” 2012 schon am 02.09. diesen
Jahres um 17.00 Uhr mit einem festlichen Eröffnungskonzert in der
Zisterzienser-Abtei-Kirche Eußerthal, in dem zum Teil mehrchörge
Werke von Giovanni Pierluigi da Palestrina, Claudio Monteverdi,
Andrea Gabrieli, Johann Pachelbel und Johann Sebastian Bach zur
Aufführung kommen werden. Ausführende sind das “PalatinaKlassik
Vokal Ensemble” und das “PalatinaKlassik Brass Ensemble”, die unter
der Leitung von Prof. Leo Krämer auftreten, den die Zuhörer auch an
der hörenswerten Orgel der kleinen Abteikirche erleben können. In
der Eußerthaler Abteikirche wird sich der Reigen hochrangiger
Konzerte von “PalatinaKlassik” im Premierenjahr schließlich
mit einem adventlichen Konzert am 16. Dezember 2012 schließen.
Ein weiteres Novum in der Konzertreihe sind die
neuen Spielorte, die “PalatinaKlassik” für seine
Darbietungen aufgetan hat. Dazu zählen in Speyer neben dem
bewährten Historischen Museum der Pfalz, wo sich die Ensembles am
15. Dezember mit einer großen vorweihnachtlichen Klassik Gala
präsentieren, jetzt auch das Feuerbachhaus, wo die Konzertreihe mit
kleinen, kammermusikalischen Spielformen am 6. Oktober einkehren
wird.
Neu ist auch die Zusammenarbeit mit der Deutschen
Universität für Verwaltungswissenschaften, deren festliche
Semestereröffnungsfeier am 14. November musikalisch vom
PalatinaKlassik Vokal Ensemble umrahmt werden wird. Am gleichen Ort
- in der Aula der Universität - wird es im zeitlichen Umfeld des 9.
November unter dem Titel “Musik der Erinnerung” ein Gedenkkonzert
zum Jahrestag der “Reichsprogromnacht” geben, bei dem u.a. Musik
der verfemten und im KZ ermordeten jüdischen Komponisten Viktor
Ullmann und Erwin Schünhoff erklingen wird. Im Rahmen dieses Abends
wird der inzwischen untrennbar mit dem Speyerer Kulturleben
verbundene Opern- und Theaterregisseur, Schauspieler und Rezitator
Curt Timm Gedichte von Rainer Maria Rilke darbieten.
Weitere
Spielorte in der Pfalz sind die Villa Ludwigshöhe, wo am 10.
November der russische Ausnahmepianist Andreij Ivanowitsch aus der
Musikmetropole St. Petersburg mit einem ausnahmslos russischen
Klavierprogramm zu hören sein wird sowie die Pfarrei St. Ludwig in
der Ludwighafener Innenstadt, die sich mit dem Konzert der
“PalatinaKlassik” Ensembles am 14. Oktober zum 150jährigen
Pfarrei-Jubiläum selbst ein ganz besonderes Geschenk bereiten
will.
Außerhalb der Pfalz wird “PalatinaKlassik”
in diesem Jahr mit einem Konzert mit geistlichen Werken am
03.112012 in der Evangelischen Kirche in Großsachsen bei Weinheim
Station machen - schon ein Monat früher, am 03.10.2012, am
deutschen Nationalfeiertag, steigt” in der Weltkulturerbestätte
“Völklinger Hütte” eine “Italienische Opernnacht” mit
internationalen Solisten und großen Ensembles.
Weitere Informationen zum Programm unter
www.palatinaklassik@t-online.de Der
SPEYER-KURIER wird außerdem jeweils zeitnah auf die
Konzertereignisse hinweisen und aktuelle Informationen geben.
In dem Pressegespräch ging Prof. Krämer auf Anfrage
auch auf seine sonstigen musikalischen Aktivitäten außerhalb seiner
näheren Heimat ein, die ihn inzwischen wohl schon den größeren Teil
des Jahres in ferne Länder führen: So ist er nach wir vor eng mit
dem Kammerorchester der Staatlichen Philharmonie in St. Petersburg
verbunden, gibt Meisterkurse am Konservatorium der
Weltmusikmetropole, wo er nach einer kürzlich in mehren umjubelten
Aufführungen gipfelnden, überaus erfolgreichen Einstudierung von
Johann Sebastian Bach’s “Matthäus-Passion” im kommenden Frühjahr
für eine stilgerechte Erarbeitung der “h-moll-Messe” des
Thomas-Kantors verpflichtet wurde.
Enge Arbeitskontakte pflegt Prof. Krämer aber auch
mit anderen russischen Musikzentren, u.a. in Kasan und Samara.
Aus
dieser Zusammenarbeit heraus wurde Leo Krämer von russischer Seite
mit dem Wunsch überrascht, im Jahr 2013 aus Anlass des Gedenkens an
den 70. Jahrestag des Endes der Schlacht von Stalingrad eine Reihe
von Konzerten zu leiten, die - mit Aufführungen von Johannes Brahms
“Deutschem Requiem” - an den im Zweiten Weltkrieg hart umkämpften
Städten entlang der Wolga - an die zahllosen Opfer auf beiden
Seiten erinnern und die schließlich in einem Abschlusskonzert im
heutigen Wolgograd ihren Höhepunkt finden sollen. Für einen
Deutschen sicher eine ganz besondere Auszeichnung, mit einer
solchen Aufgabe betraut zu werden und damit einen ganz persönlichen
Beitrag zur Aussöhnung zwischen den einst verfeindeten Völkern
leisten zu dürfen.
Aber auch auf anderen Kontinenten ist Leo Krämer
musikalisch unterwegs - gibt Meisterkurse in Japan, Südkorea und in
China, leitet Konzerte in Mexico und macht überall in der Welt
hochbegabte Musiker mit dem stilgerechten Umgang mit der Musik der
unterschiedlichen europäischen Epochen vertraut. Viele dieser
Kontakte haben eine lange Tradition und sind nicht zuletzt Ausfluss
von Leo Krämers langjähriger Arbeit am Speyerer Dom, von der auch
die Musikszene in der Pfalz bis heute profitiert. Foto:
gc
14.08.2012
Ein Hauch von Glyndebourne im Schwetzinger Schlossgarten
Ensemble des
Nationaltheaters Mannheim beschließt Mozartsommer 2012 mit
zauberhafter Soirée
pm. Schwetzingern. Ein Hauch von
Glyndebourne, Tanglewood oder Spoleto wehte durch den Schwetzinger
Schlossgarten, als Maestro Dan Ettinger am Sonntag abend den
Taktstock hob zu einem musikalischen Erlebnis der ganz besonderen
Art: Gemeinsam mit seinem prächtig disponierten Orchester vom
Nationaltheater Mannheim und Mitgliedern des Solistenensembles der
Mannheimer Oper zelebrierte er für die gut 5.000 Besucher in der
lauen Schwetzinger Sommernacht das Abschlusskonzert des Mannheimer
Musiksommers 2012 mit einer zauberhaften Soirée vor der betörend
schön illuminierten Kulisse des Schwetzinger Schlosses - gekrönt
von einem abschließenden Synchron-Feuerwerk zur
mitreißenden Konzertmusik von Rossini's "La gazza ladra"
Ouvertüre.
Sicherlich ein weiterer musikalischer
Höhepunkt die “Hymne” aller Klassik-open-air-Festivals, dem
Marsch “Pomp and Circumstances” von Edgar Elgar - fester
Schlusspunkt auch bei den legendären Londoner ”Last nights of the
proms”.
Dem
“mozärtlichen” Anlass angemessen bestimmten Werke des Salzburger
Großmeisters der Kompositionskunst den ersten Teil des
reichhaltigen Programms - Bravourstücke - Ohrwürmer fast, durch die
Mozart’sche Meisterwerke zum musikalischen Allgemeingut geworden
sind: Solo-“Schmankerl” wie die atemberaubende Koloraturarie der
Königin der Nacht “der Höllen Rachen kocht in meinem Herzen” aus
der “Zauberflöte” - von Iride Martinez zupackend, mit
halsbrecherischer Technik und mit großer Dramatik dargeboten;
sodann Bryan Boyce mit der schelmisch-spitzbübisch und mit großem
schauspielerischen Impetus vorgetragene Arie “Ein Mädchen oder
Weibchen” aus der gleichen Meisteroper Mozarts - dazu, in ganz
anderem, lyrischen Ton die Arie der Elettra “D’Oreste, d’Aiace” aus
“Idomeneo” und schließlich mit dem Rondo der Donna Anna aus Mozarts
“Don Giovanni” - von Cornelia Ptossek berührend-ausdrucksstark
präsentiert. Sie kontrastierten mit großen Ensemble-Stücken des
genialen Menschheits-Musikers, in denen er mit kunstfertigen
musikalischen Verwebungen seine hochdifferenzierte
Kompositionskunst stets ganz besonders eindrucksvoll umsetzen
konnte.
Gioacchino Rossini, Camille Saint-Saens, Gaetano
Donizetti und Georges Bizet - sie bestimmten dann den zweiten Teil
dieses außergewöhnlichen Konzertes, bei dem die Solisten noch
einmal ihr ganzes Können auffahren konnten, ehe dann das Orchester
des Nationaltheaters Mannheim mit der Ouvertüre zur Oper “Die
seidene Leiter” von G. Rossini zu dem eindrucksvollen, mit vielen
Effekten durchkomponierten Musikfeuerwerk überleiten konnte.
Wasserfälle aus Feuer, Blitze, Installationen auf der Erde, an den
Springbrunnen und an den Fassaden des Schlosses ergänzten auf
betörende Weise das Höhenspektakel und die Gesamtillumination des
Schlosses.
Der
international renommierte Pyrotechnik-Künstler Renzo Cargnelutti
wurde für diese Inszenierung vom Publikum ebenso dankbar-begeistert
gefeiert wie Moderator Christian “Chako” Habekost - er führte in
gewohnt humorvoll-hintergründiger Weise durch den Abend - sowie das
gesamte hochkarätige musikalische Ensemble unter
Generalmusikdirektor Dan Ettinger. Rauschender Beifall für sie alle
nicht nur aus den vorderen, “teuren” Sitzreihen, sondern auch von
den “billigen Plätzen” im Hintergrund - den “Liege”-Wiesen im
weiten Schloßpark, wo es sich - im besten englischen Country-Style
- Picknickgruppen bequem gemacht hatten. Und um auch daraus eine
kleine Tradition zu begründen, wurden die drei
schönsten Gruppen von einer Jury unter Leitung von
Schwetzingens Oberbürgermeister Dr. René Pöltl mit wertvollen
Preisen prämiert.
Chapeau ! -
Ein ganz großes Lob deshalb den Veranstaltern für diesen Abend: Den
Agenturen “Roth & friends” und “Yellow Concerts”, den
unaufgeregt agierenden Organisatoren der Großveranstaltung, die
dafür sorgten, dass alles reibungslos klappte und selbst das Wetter
- bis auf ein paar wenige, abkühlende Regentropfen - mitspielte,
dem Nationaltheater Mannheim für die musikalisch vorbildliche
Gestaltung dieses Konzerts am Ende eines insgesamt gelungenen
Festivals und schließlich der Verwaltung der “Staatlichen Schlösser
und Gärten in Baden-Württemberg”, die sich - was so nicht überall
möglich wäre - auf ein solches künstlerische Abenteuer eingelassen
hatte.
Sie alle sollten aus diesem Konzertabend die einzig
richtige Lehre ziehen und eine feste Einrichtung daraus machen -
nicht zuletzt, weil eine solch stimmungsvolle Sommernacht auch bei
denjenigen Zeitgenossen Freude an klassischer Musik wecken könnte,
die diesem Genre ansonsten eher fern stehen. Foto: pem
10.07.2012
Halsbrecherische Barock-Musik und ausladende romantische Chormusik
Benefizkonzert
“pro futura” für Schulen in Ruanda ein voller Erfolg
spk. Speyer. Es war ein Wagnis, doch es ist
aufgegangen: 1.500 Euro flossen am Sonntag bei dem Benefiz-Konzert
im Historischen Ratssaal auf das Konto für die Verbesserung der
schulischen Situation in der ruandesischen Partnerstadt Nkanka. Und
das, obwohl die Veranstalter selbst noch bis kurz vor Beginn des
Konzertes skeptisch waren, ob es ihnen gelingen würde, das
Interesse der Musikfreunde in Speyer für sich zu gewinnen, gab es
doch auch an diesem Tag - ja sogar zur gleichen Stunde - in der
Stadt “reichlich” Konkurrenz im gleichen Genre, der klassischen
Musik.
Doch
anscheinend hat der Name von Prof. Leo Krämer als dem
verantwortlichen musikalischen Leiter noch immer nichts von seiner
Strahlkraft eingebüßt, stehen die von ihm präsentierten Ensembles
noch immer für höchste Qualität. Und so war der Ratssaal dicht
besetzt, als der für die Städtepartnerschaften und speziell für die
mit Ruanda verantwortliche Beigeordnete Dr. Wolf Böhm die zahlreich
erschienenen Besucher begrüßte. Dabei wies er auf die besondere
Bedeutung solcher Partnerschaften “für die Zukunft der einen,
gemeinsamen Welt” hin. Dass Schülerinnen und Schüler des
Kaiserdom-Gymnasiums sowie der Siedlungsgrundschule inzwischen
Altersgenossen aus dem zentralafrikanischen Land bei sich in Speyer
zu Gast hätten und Speyerer Kinder und Jugendliche auch in diesem
Jahr wieder zu einem Gegenbesuch nach Ruanda aufbrechen würden, sei
ein beredtes Zeugnis dafür, dass die Partnerschaft zwischen
Rheinland-Pfalz und Ruanda auch im 30. Jahr ihres Bestehens so
lebendig sei wie eh und je.
Solche Initiativen nachhaltig zu unterstützen, sei
auch ihm und seinen Mitstreitern ein echtes Herzensanliegen. Das
unterstrich auch Prof. Leo Krämer in seiner Einstimmung auf das
Konzert und erinnerte in diesem Zusammenhang auch an das
Solidaritätskonzert für die von der Dreifachkatastrophe von
Fukushima betroffene Erdbebenregion in Japan , wo sich - wie jetzt
für Ruanda - hochrangige Musiker unentgeltlich in den Dienst der
guten Sache gestellt hätten.
Und was dann
in dem Konzert geboten wurde, war wirklich einmal mehr “vom
Allerfeinsten”. Barocke Instrumentalmusik - von der Flötistin
Ingrid Paul gemeinsam mit der Continuo-Gruppe, Roland Kunze (Cello)
und Leo Krämer (Cembalo), meisterlich dargeboten - wechselte mit
romantischen Chorwerke, für die einmal mehr das “PalatinaKLASSIK
Vokal-Ensemble” mit großem Engagement einstand.
Schon bei der einleitenden G-Dur-Sonate konnte
dabei Ingrid Paul ihre unglaubliche Virtuosität unter Beweis
stellen, entlockte ihren Blockflöten auch bei G.P. Telemanns
Sonatine a-moll ebenso wie bei der Sonate in C-Dur von Martino
Bitti und bei der G-Dur-Sonate des Italieners G.iovanni Batista
Sammartini erstaunliche, ja geradezu halsbrecherische Läufe -
Beispiele allerhöchster Spielkultur.
Dazu kontrastierte Roland Kunze, Cello-Professor an
der Mannheimer Musikhochschule, - einfühlsam am Klavier begleitet
von Leo Krämer - mit dem “Gesang des Vogels” des spanischen
Meistercellisten Pablo Casals in weit schwingenden Kantilenen und
mit warmem Timbre - ein Beispiel hochromantischer Musik, die den
Zuhörern das Herz aufgehen ließ.
Das ausgewogen
und mit großer dynamischer Spannweite agierende “PalatinaKLASSIK
Vokal-Ensemble” stellte sich zunächst mit Franz Schubert’s 23.
Psalm “Gott ist mein Hirt” vor - ein Werk, in dem die Seelentiefe
Schuberts ihren tief bewegenden Ausdruck findet.
Ganz anders dann bei den beiden Ecksätzen des viel
zu selten gespielten Oratoriums “Walpurgisnacht”, das Felix
Mendelssohn-Bartholdy nach Texten von Johann Wolfgang von Goethe
komponierte. Am Klavier begleitet von Hisako Nishizawa-Krämer
konnte der Chor hier so richtig “ausfahren” und seine Potentiale
eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Wie schon zuvor bei Ingrid Paul belohnte
frenetischer Beifall die überzeugende Leistung des Ensembles.
Nach zwei Sätzen aus Johannes Brahms’ “Ungarischen
Tänzen”, für die sich Hisako Nishizawa-Krämer mit ihrer Freundin
Yuko Hayashida-Mack zusammengetan hatte, beschlossen Auszüge aus
dem “Liebesliederwalzer” für Chor und Klavier zu vier Händen von
Johannes Brahms einen abwechslungsreichen musikalischen Nachmittag
- am Ende mit der beziehungsreich (und mit einem Augenzwinkern) auf
den Ratssaal, der in seinem langen Leben wohl zahllose verbissene
Diskussionen erlebt hat - dargebotene Pretiose “Ja, es ist nicht
auszuhalten mit den Leuten - alles wissen sie so giftig
auszudeuten” - kommunalpolitischer Alltag halt, wie er wohl schon
zu allen Zeiten auch hier an der Tagesordnung war.
Wer an diesem Nachmittag nicht in den Ratssaal
gekommen war, hat sicher etwas versäumt. Das gilt sicher auch für
den Schirmherrn des Konzertes, Ministerpräsident a.D. Prof. Dr.
Bernhard Vogel, der es trotz größter Bemühungen nicht mehr
schaffte, rechtzeitig von einem Termin im Rheinland wieder in seine
Heimatstadt Speyer zurückzukehren. In seinem Auftrag verlas Michael
Wagner sein Grußwort, das der SPEYER-KURIER schon im Vorfeld
des Konzertes veröffentlicht hatte.
Mit der Aussicht auf nachzureichende Weinpräsente
bedankte sich Dr. Wolf Böhm - er hatte zuvor schon unter den
Besuchern auch den Landtagsabgeordneten Dr. Axel Wilke und den
CDU-Fraktionsvorsitzenden im Speyerer Stadtrat, Dr. Gottfried Jung,
begrüßen können - bei den Solisten dieses Konzertes, wobei er auch
den Mitwirkenden im PalatinaKLASSIK Vokal-Ensemble attestierte,
dass eigentlich auch jeder von ihnen sich an diesem Tag als ein
wirklicher Solist erwiesen habe. Foto: gc
05.06.2012
Wiedersehen der ganz besonderen Art - St. Petersburger Philharmoniker, langjährige Gäste in Speyer und der Pfalz, mit Spitzenkonzerten in der “Alten Oper” in Frankfurt.
von Gerhard
Cantzler
Für eine Handvoll “musikverrückter” Speyerer gab es
an diesem Wochenende gleich zweimal die Gelegenheit zu einem
Wiedersehen der ganz besonderen Art: Sie konnten im Konzerthaus
“Alte Oper” in Frankfurt das großartige Orchester der St.
Petersburger Philharmoniker, dessen “Spitzenkräfte” über bald
zwanzig Jahre hinweg auf Einladung und Initiative des früheren
Speyerer Domkapellmeisters Prof. Leo Krämer Jahr für Jahr und oft
über Wochen in Speyer und bei Speyerer Familien zu Gast waren und
dort das musikalische “Rückgrat” der “Internationalen Musiktage Dom
zu Speyer” darstellten, in gleich zwei fulminanten Konzertabenden
erleben. Groß waren deshalb die Freude, echt und herzlich die
tiefen Gefühle, die Speyerer schon vor dem Konzert im Foyer der
alten Oper erleben durften. Da zeigte sich ganz augenfällig:
Regelmäßig miteinander telefonieren zu können - über Internet am
Leben der anderen teilzuhaben - ist toll - ganz besonders, wenn man
es mit der Situation noch in den frühen neunziger Jahren
vergleicht, wo eine Telefonverbindung nach St. Petersburg
aufzubauen oft Stunden dauerte und dann auch noch gewaltige Kosten
verursachte - sich jedoch als Freunde “leibhaftig” begegnen und in
die Arme schließen zu können - das ist dann doch wieder etwas ganz
anderes.
Da gab Tränen der Freude, aber auch Gelegenheit,
Freunden auf beiden Seiten zu gedenken, die in der Zwischenzeit
verstorben sind: Da war der hochgeschätzte Professor und exquisite,
wunderbare Solohornist auf der russischen Seite (Andrej, wir werden
Dich und Dein beseeltes Spiel nie vergessen) und auf der deutschen
Seite der aus langjähriger russischer Kriegsgefangenschaft statt
mit Groll gegen die Sieger mit einer unbändigen Liebe zu den Russen
und ihrem Wesen nach Speyer heimgekehrte Pädagoge, der sein ganz
Leben lang nicht müde wurde, seinen Schülern die Botschaft von der
“großen Seele” der russischen Menschen zu vermitteln.
Es war keine laute Freude, die dieses Treffen
bestimmte - eher das stille, erinnerungsgetriebe Glück, wieder für
ein paar Stunden in Erinnerungen voller Dankbarkeit an gemeinsam
Erlebtes zu schwelgen.
Und dann die
große Überraschung: Das Programm des ersten Konzertabends in
Frankfurt - Zufall oder glückliche Fügung - war - bis auf die
Zugaben am Ende - absolut identisch mit dem Programm, das die
Speyerer bei einem Konzertaufenthalt im Jahr 2002 in der St.
Petersburger Philharmonie miterlebt hatten: Angefangen von dem
einleitenden musikalischen Charakterstück “Kikimora” des am
Übergang von der russischen Spätromantik zum Impressionismus im
Stile von Alexander Skrijabin wirkenden Schülers von Nikolai
Rimski-Korsakow, Anatolij Ljadow, über das berühmte
d-Moll-Violinkonzert von Jan Sibelius - damals wie heute
eindrucksvoll und mit großer Subtilität interpretiert von der
unvergleichlichen, bezaubernden Julia Fischer - einschließlich des
von ihr als Zugabe ausgewählten “Caprice B-Dur” von Nicolo Paganini
- bis hin zu der abschließenden, legendären Sinfonie Nr. 9 von
Antonin Dvorak “Aus der neuen Welt”.
Natürlich war alles ganz anders als damals vor zehn
Jahren in St. Petersburg - bei Maestro Yuri Temirkanov, seiner
Solistin Julia Fischer und dem großartigen Orchester der Staatliche
Philharmonie St. Peterburg. Nirgendwo wurde das besser spürbar als
bei der Dvorak-Sinfonie: Dort, wo andere Interpreten - besonders im
zweiten und dritten Satz - auch einmal Zeit zum Durchatmen, zum
Innehalten lassen, will Temirkanow keine Zeit verlieren, hält
seinen Apparat fortdauernd auf Touren, feuert sein Orchester mit
oft großer Gestik an - “Moderne Zeiten” eben in der modernen “neuen
Welt” von heute. Eine mitreißende, über weite Strecken geradezu
“wilde” Interpretation, von der die Zuhörer zu Recht begeistert
waren.
Schnelle Tempi
auch beim Sibelius-Violinkonzert, wo Julia Fischer, insbesondere im
dritten Satz mit ihrer atemberaubenden Technik bestechen
konnte.
Was die St. Petersburger Philharmoniker bis heute
vor vielleicht allen Spitzenorchestern in der Welt auszeichnet,
sind die unermesslich sich ausbreitenden Flächen in den
Streicherstimmen - bei den Kontrabässen und Celli besonders: Satte,
samtene Klangfarben von unvergleichlicher Schönheit, über denen
edle Holzbläser und makelloses Blech ihre Schönheit verströmen. Das
ist immer ein ganz besonderer musikalischer Hochgenuss - so auch an
diesem Wochenende, der süchtig machen könnte.
Zwei Kabinettstückchen als Zugaben - Edgar Elgars
“Salut d’ amour” und das witzig-fröhliche Sätzchen aus Igor
Strawinskys Ballettmusik “Pulcinella”, von dem auch international
hoch geschätzten Posaunisten Maxim Ignatiew - auch einer der
“Speyer-Fahrer” der ersten Stunde - auf der ganz eigen
artikulierenden Bassposaune meisterlich vorgetragen und dafür zum
Schlussapplaus noch einmal eigens vor das Orchester geholt -
rundenten ein im besten Sinne “musikalisch-klassisches”
Konzertprogramm, für das sich das Frankfurter Publikum - mit
kleinen Speyerer Einsprengseln - mit kaum enden wollendem Beifall
bedankte.
Hoffnung auf
beiden Seiten - bei den Speyerer Zuhörern und den St. Petersburger
Künstlern - sich in nicht allzu ferner Zeit wieder einmal zu
gemeinsamen Taten in der Pfalz zusammen zu finden. Denn wie meinte
Alexander “Sascha” Solotarev, Konzertmeister in dem
Ausnahme-Orchester am Ende so wehmutsvoll? “Die schönsten Konzerte,
die wir gemacht haben, waren die in Speyer”. Wenn das kein Lob ist,
aus kompetentem Munde....
Übrigens: Wer dieses russische Ausnahme-Orchester
“live on stage” erleben möchte, dem bietet sich am 16. Mai 2012
noch einmal eine Chance. Dann gastiert das Orchester im Rahmen
seiner Tournee durch Deutschland , Luxemburg, Österreich und
Tschechien in der Stuttgarter Liederhalle. Fotos: mwa
06.05.2012
Bewegendes Gedenken und herzliche Solidarität
Benefizkonzert für die Opfer von Fukushima in
der Gedächtniskirche
sk.
Speyer. Zwei Stunden Klassik vom Feinsten - komponiert vom
vielleicht japanischsten aller deutschen Komponisten - Ludwig van
Beethoven - dessen große Sinfonien für Japaner ebenso zur
Allgemeinbildung zählen wie die Gedichte und Dramen deutscher
Klassiker - sie gaben den Rahmen für ein außergewöhnliches Zeichen
der Solidarität mit den Menschen im japanischen Katastrophengebiet
um Fukushima: Mit einem Benefizkonzert zugunsten einer völlig
zerstörten Musikschule in der rheinland-pfälzischen Partnerregion
Iwate wollte sich der “Spiritus rector” dieses Nachmittags in der
Gedächtniskirche, der langjährige Speyerer Domkapellmeister Prof.
Leo Krämer, ein Herzensanliegen erfüllen und ein Zeichen der
Verbundenheit mit den so schwer geschlagenen Menschen in Japan
setzen. Dazu hatte er Freunde und Kollegen aus der Musikszene -
Profimusiker ebenso wie Amateure - zur kostenlosen Mitwirkung bei
diesem Konzert gewinnen können, sodass alle Einnahmen -
Eintrittsgelder ebenso wie Spenden - ausnahmslos nach Japan
überwiesen werden können - eine Benefizgala also im besten
Wortsinne.
Gleich zwei hochrangige Vertreter der
Öffentlichkeit hatten sich bereit erklärt, die Schirmherrschaft
über dieses Konzert zu übernehmen: Der rheinland-pfälzische
Ministerpräsident Kurt Beck - an diesem Nachmittag terminlich
leider verhindert - und der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg
Eger. Zu ihnen gesellte sich als Vertreter des Kaiserreichs Japan
der Stellvertretende Generalkonsul in Frankfurt, Jiri
Nishimura.
Es war Prof. Leo Krämer - nicht nur durch familiäre
Beziehungen eng mit Japan verbunden - bei seiner Begrüßung sehr
wohl anzumerken, wie sehr ihn die Lage der Menschen in den
Katastrophengebieten Japans auch ganz persönlich bewegt. Darum
dankte er Sponsoren und Mitwirkenden bei diesem Konzert ebenso wie
den Zuhörern für ein großartiges Zeichen der Solidarität, das - so
seine eigenen Erfahrungen - von den Menschen in Japan mit großer
Dankbarkeit zur Kenntnis genommen würde. “Die Japaner verbinden
damit auch die Hoffnung, dass dieses furchbare Ereignis dazu
beitragen kann, die aufgrund räumlicher Entfernung und kultureller
Andersartigkeit noch immer bestehende Distanz zwischen Deutschen
und Japanern ein Stück weit zu überbrücken”, sagte Prof. Krämer in
einem Gespräch mit dem SPEYER-KURIER, “die Japaner lieben
Deutschland und die Deutschen und vor allem die deutsche Kultur, in
der sie oft besser ‘zuhause’ sind als wir Deutschen selbst”. Über
die Gefühlwelt der Japaner nach diesem furchtbaren Unglück handelte
auch das “Interview der Woche” des SPEYER-KURIER am 25.
April 2011 mit Prof. Leo Krämer. (siehe
Artikel-Archiv SPEYER-KURIER April 2011)
Auch Oberbürgemeister Eger, der unter den Gästen
auch den früheren Speyerer Kulturbürgermeister Hans-Peter Brohm und
Landtagsabgeordneten Dr. Axel Wilke begrüßen konnte, lobte die
Initiative der Musiker um Prof. Leo Krämer, die einmal mehr
deutlich werden lasse, dass die verbindende Wirkung von Musik
weltumspannend sei.
Der
stellvertretende Generalkonsul von Japan, Jiri Nishimura, äußerte
seinerseits große Freude und Dankbarkeit über das Engagement der
Musiker in Speyer, die damit einen mehr als nur symbolischen
Beitrag zur Überwindung der furchtbaren Katastrophe von Fukushima
leisteten. “Es ist erst sieben Monate her, dass dort über 16.000
Menschen ihr Leben verloren - über 4.000 gelten bis heute als
vermisst”, stellte der Diplomat in perfektem Deutsch fest. “Japan
hat in dieser Zeit viel Hilfe erfahren - gerade und insbesondere
auch aus Deutschland. Dadurch fühlen die Japaner, dass sie in der
Weltgemeinschaft nicht allein gelassen sind”, lobte Nishimura, der
darauf hinwies, dass Bundespräsident Christian Wulff in diesen
Tagen in Japan weile, um des 150. Jahrestages der Aufnahme von
diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu gedenken.
“Am 15. November werden wir dann aus diesem Anlass in Frankfurt ein
großes Fest feiern, bei dem dann die japanische Kultur im
Mittelpunkt steht”. Dazu lud Nishimura auch alle Besucher dieses
Konzertes ein und wies gleichzeitig darauf hin, dass gerade die 5.
Symphonie von Beethoven in Japan überaus populär sei. Vielleicht,
weil sie der Komponist selbst mit dem Zusatz “Schicksals-Symphonie”
bezeichnet habe und sie so für viele Japaner für eine ihrer
zentralen Tugenden stünde - die Unbeugsamkeit auch in schwerster
Zeit.
Eröffnet wurde das
Konzert dann aber mit eher weniger schicksalsbehafteten Tönen,
sondern mit romantischer Emotion pur: Robert Frank, 1.
Konzertmeister beim Orchester des Nationaltheaters Mannheim und mit
Leo Krämer von Kindesbeinen an eng befreundet, hatte die “Romanze
in F-Dur” von Ludwig van Beethoven mitgebracht, die er, begleitet
von einem Orchester aus Mitgliedern der führenden Ensembles aus der
Region, mit viel Ausdruck und Schmelz darbot und so die Herzen der
vielköpfigen Besucherschar eindrucksvoll für die nachfolgenden
Kompositionen vorbereitete.
Die 5. Symphonie von Beethoven geriet dann sicher
zu der großen Überraschung dieses Nachmittags: Weltweit alljährlich
hundert-, wenn nicht gar tausendfach gespielt, kennt sie der
Konzertgänger als ein Werk mit “dicker Besetzung” - sechs bis acht
Kontrabässe, darüber acht bis zwölf Celli - Streicher satt bis hin
zu den zehn bis zwölf Ersten Geigen. Dann Holz- und
Blechbläserbläser, oft doppelt besetzt - kurz, ein Übermaß an
Instrumentierung, die dann nur all zu oft in Gefahr gerät, zu
flächig, zu starr und unbeweglich zu verharren.
Anders bei Leo Krämer: Er hatte sich an dem Vorbild
des Komponisten selbst orientiert und ein Orchester in sparsamster
Besetzung zusammengestellt, so wie es Beethoven bei der
Uraufführung der “Fünften” am 22. Dezember 1808 in Wien zur
Verfügung stand: Zwei Bässe, drei Celli und eine entsprechende Zahl
I. und II. Geigen, Bratschen und - statt der üblichen Ventilhörner
mit Naturhörnern und ihrem “speziellen” Klang - bestückt.
Heraus kam eine
Symphonie voller Musizierfreude, Beweglichkeit und durchsichtiger
Klarheit. Das erinnerte an jene denkwürdige Aufführung der
“Fünften”, die Leo Krämer vor Jahren mit “seinen” Petersburgern
“auf das Speyerer Konzertpodium gestellt hatte. Um so
beeindruckender, dass ihm dies nun mit einem Orchester, mit dem er
zuvor noch nie zusammengearbeitet hatte, kaum weniger gut gelang -
und das mit einem Minimum an Probenzeit - die Mannheimer stecken ja
derzeit mitten in den Schlussproben für das “Rheingold”.
Leo Krämer gelang es einmal mehr, ein Orchester zu
Höchstleistungen anzuspornen - man denke nur an das Fugato im
dritten Satz - von den Bässen aufsteigend - oder im Finale, wo er
jeden einzelnen Musiker zu einer geradezu sportlichen
Höchstleistung anfeuerte.
Beethoven sollte es gefreut haben, wenn er diese
“Fünfte” aus “lichten Höhen” verfolgt hat - das Publikum jedenfalls
zeigte sich zu Recht begeistert und konnte diese Begeisterung
mitnehmen in den dritten Teil dieser Beethoven-Gala.
Hier stand die Messe C-Dur op. 86 für Soli, Chor
und Orchester auf dem Programm, nach Mozart’s “Krönungsmesse” eine
der wohl am häufigsten aufgeführten Orchestermessen im 19. und 20.
Jahrhundert. Hier geht es weit weniger “stürmisch” zu als in der
zuvor gehörten “Schicksals-Symphonie” - die
kontemplativ-feierlichen Abschnitte wechseln sich in liturgisch
angemessener Form mit leidenschaftlichen Ausbrüchen ab. Prof.
Krämer hatte dazu seine Chorensembles, das palatia Classic Vocal
Ensemble, den Philharmonischen Chor an der Saar und den Chor der
Saarländischen Bachgesellschaft - wie von ihm gewohnt - gründlich
auf dieses Konzert vorbereitet und die verschiedenen Stimmen sehr
gut aufeinander intoniert. Die bestens disponierten Vokalsolisten
Susanne Bernhard, Sopran, Susanne Schäffer, Mezzosopran, Uwe
Eikötter, Tenor und Vinzenz Haab, Bariton fühlten sich in dem von
Chor und vorzüglich agierendem Orchester bestens bereiteten
Klangbett hörbar wohl und konnten - jeder in seiner Art - seine
besonderen Fähigkeiten ausspielen.
Ein
in jeder Hinsicht gelungenes Konzert von hohem musikalischem Rang
und einer in jeder Beziehung gleichgewichteten Sinnstiftung, für
das das Publikum bewegt und langanhaltend Beifall spendete. Blumen
und Wein für die Solisten waren nicht zuletzt äußere Zeichen
überschwänglicher Dankbarkeit - in die - ganz am Schluss - im
Benedictus und Agnus Dei der Messe auch noch einmal das Gedenken an
die Opfer von Fukushima hineinschwang.
Ein großer Konzertnachmittag - ein großes
musikalisches Erlebnis, das allen, die zu dieser ungewöhnlichen
Stunde in die Gedächtniskirche gekommen waren, sicher noch lange in
Erinnerung bleiben wird. Foto: Kienipress
24.10.2011