Gemeinsam gegen Terror
Speyer- Der Anschlag in Berlin hat uns
zutiefst erschüttert. Viele Menschen, egal welcher Nationalität
oder Religion, versammeln sich auf Weihnachtsmärkten, um mit
Freunden und Bekannten schöne Stunden zu erleben. Weihnachtsmärkte
sind Ausdruck des Miteinanders und ein Ausdruck der Begegnung und
des Austausches. Somit ist dieser Anschlag auch ein Angriff auf
unsere Gesellschaft und unser Miteinander.
In diesen Tagen galten unsere Gedanken den Terroropfern und
ihren Angehörigen in Ankara, in Kayseri, Jordanien und im Jemen.
Gemeinsam sind wir aufgestanden, um den Terror gegen die
Bevölkerung von Aleppo zu verurteilen und für die Menschen und für
Frieden in Syrien, im Nahen Osten und in der Welt zu beten.
Heute sind unsere Gebete mit den Opfern der brutalen Gewalt hier
in unserer Heimat.
Dieser bösartige Anschlag zielt auf unsere Gemeinsamkeit. Er
will, dass wir unsere Freiheiten in Frage stellen, in Angst leben
und von unseren Werten wie Toleranz und Weltoffenheit abrücken. Das
dürfen wir nicht zulassen.
Wir sind alle Bürger dieses Landes. Dieser Anschlag ist ein
Anschlag auf uns alle. Unsere Einheit darf durch Terrorakte nicht
gestört werden.
Wir schließen uns der gemeinsamen Erklärungen (http://koordinationsrat.de/) der
in der KRM organisierten muslimischen Verbände an und beteiligen
uns an der heutigen Mahnwache.
Möge uns Allah vor weiterem Terror bewahren. dtip Speyer,
Presse
21.12.2016
Amtswechsel in der Speyerer „Fatih-Camii-Moschee“
Selahattin Yilfirim hinterlässt eine wunderbare Moschee
und eine in sich geschlossene Gemeinde
cr. Speyer- Gestern Mittag, Punkt 12.30
Uhr: Bei ganz und gar nicht winterlichen Temperaturen stehen im Hof
der „Fatih-Camii-Moschee“ in der Speyerer Brunckstraße männliche
Angehörige der „Türkisch-islamischen Gemeinde“ zu Speyer bei
strahlendem Sonnenschein in Gruppen zusammen und besprechen die
Ereignisse der zuende gehenden Woche. Auch hier ist die gewaltige
Flüchtlingswelle, die ihrem Heimatland, der Türkei, inzwischen mehr
als zwei Millionen Flüchtlinge ins Land „gespült“ hat, das alles
andere überlagernde Thema.
Das christliche Weihnachtsfest, das auch den Speyerer Muslimen
in diesem Jahr gleich mehrere freie Tage „am Stück“ beschert,
macht, dass heute ganz besonders viele Gläubige zum Freitagsgebet
in die Moschee gekommen sind. Und während man sich noch draußen die
Köpfe heiß redet, legt im Inneren des geräumigen Betsaals im
Hochparterre der Moschee Imam Riza Akdemir die
Suren des Koran aus – belegt ein um das andere Mal mit
einschlägigen Zitaten, dass Gewalt gegen andere Menschen genau das
Gegenteil dessen ist, was Inhalt des Heiligen Buches der Muslime
ist.
Rasch füllt sich jetzt aber der große Betsaal mit
Männern, die sich zu Boden werfen und ihre rituellen Handlungen
durchführen, um sich auf das bevorstehende Freitagsgebet
vorzubereiten.
Doch ehe Imam Akdemir dazu das Wort ergreift, tritt der vor
Wochenfrist neugewählte Vorsitzende der Moscheengemeinde,
Servet Özel, ans Mikrophon, um - immer wieder
unterbrochen vom stürmischen Beifall der
Gemeindemitglieder - seinen verdienstvollen Vorgänger im
Amt, Selahattin Yilidrim aus seinem Amt zu
verabschieden. „Er war entscheidend dafür verantwortlich, dass wir
heute in dieser wunderbaren Moschee beten dürfen“, lobt Özel. „Denn
ohne Selahattin Yildirim stünde dieses Gebäude heute wohl nicht
hier an diesem Platz“.
Yildirim, Flugzeugbauer bei den Speyerer „Pfalzflugzeugwerken
PFW“, habe das Projekt „Moschee in der Brunckstraße“ mit ganzer
Hingabe vorangetrieben und es zum Erfolg geführt, stellte Özel
fest. Von der Planung bis zum „letzten Stein“ trage das Gotteshaus
die Handschrift Yildirims, so Özel dankbar, der daran erinnerte,
dass der bisherige Vorsitzende über viele Monate nahezu „Tag und
Nacht auf der Baustelle“ präsent gewesen sei.
Entsprechend der früheren Satzung der deutschen
„Ditib-Gemeinden“ habe der bisherige Yildirim zwei Jahre lang an
der Spitze der Speyerer Gemeinde gestanden und danach, nach Maßgabe
der neuen Satzung, die Gemeinde weitere drei Jahre lang geführt.
„Dies waren sicher mit die entscheidendsten Jahre unserer
Gemeinde“, konstatierte Özel in türkischer und deutscher Sprache,
habe dieser Neubau doch wohl alle Mitglieder des „alten“ Vorstandes
bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit strapaziert.
Dass es Yildirim daneben auch gelungen sei, in seiner Amtszeit
den inneren Zusammenhalt der Gemeinde nachhaltig zu stärken – das
habe sich nicht zuletzt in der Bereitschaft so vieler zur aktiven
Mitarbeit bei der Baumaßnahme gezeigt, bei der sie schließlich
sogar Nichtmuslime aus Speyer und der Region zur aktiven
Unterstützung des Projektes motivieren konnten. Dies alles zeige in
überzeugender Weise die große Fähigkeit des ausgeschiedenen
Vorsitzenden zur Integration der Gemeindemitglieder.
Dass Yildirim jetzt bei der Neuwahl eines neuen Vorstandes auf
eine erneute Kandidatur verzichten wollte, dafür habe nach all den
Herausforderungen und Mühen der letzten fünf Jahre wohl jedermann
in der Gemeinde Verständnis aufgebracht, betonte Özel.
„Selahattin Yildirim hinterlässt heute eine in sich höchst
geschlossene, einige und geeinte Gemeinde“, betonte Özel
abschließend. Das habe sich auch bei den Wahlen am vergangenen
Sonntag erwiesen, als von den 181 stimmberechtigten Mitgliedern der
Gemeinde rund 150 an der Abstimmung teilnehmenden Wahlberechtigte
einhellig der Einheitsliste unter der Führung von Servet Özel ihr
Votum gaben. „Mehr Einmütigkeit geht kaum noch“, freute sich da der
neue Vorsitzende, der den ausscheidenden Mitgliedern des alten
Vorstandes gleich eine ganze Reihe von Geschenken mit auf ihren
weiteren Lebensweg geben konnte.
In seiner Dankesrede sagte Selahattin Yildirim zu, falls
gewünscht, auch weiterhin mit seinem Rat und seinen Ideen zur
Verfügung zu stehen. „Ich bin nicht aus der Welt und werde auch
weiterhin für jedermann in der Gemeinde als Ansprechpartner zur
Verfügung stehen“, not er an.
Eine Erwartung und Hoffnung, die schließlich auch Imam Akdemir
in der Fortsetzung des Gottesdienstes in seinem Freitagsgebet
anklingen ließ, denn auch er weiß um die großen Verdienste des
bisherigen Gemeindevorstandes um Selahattim Yildirim, an dem sich
seine Nachfolger wohl erst noch messen lassen müssen. Foto:
gc
26.12.2015
Amtswechsel in der Speyerer „Fatih-Camii-Moschee“ - Bilderalbum
„Wachwechsel“ an der Spitze der Speyerer „Fatih Camii Moschee“
Servet Özel folgt Selahattin Yildirim im Amt des
Vorsitzenden der ´Türkisch-islamischen Gemeinde
cr. Speyer- Bei den turnusgemäßen Wahlen
des Vorstandes der Türkisch-Islamischen
„Ditib-Fatih-Camii-Gemeinde“ in der Speyerer Brunckstraße wurde bei
der jüngsten Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag der
bisherige Stellvertretende Vorsitzende des Gemeindevorstandes,
Servet Özel, mit großer Mehrheit zum Nachfolger
von Selahattin Yildirim als
Gemeindevorsitzender gewählt, der nach mehrfacher
Bestätigung im Amt satzungsgemäß nicht erneut für die Position des
Vorstandsvorsitzenden kandidieren konnte. Servet Özel (45), Vater
von drei Kindern und von Beruf Anlagen-Techniker, ist zugleich auch
gewähltes Mitglied im „Beirat für Migration und Integration“ der
Stadt Speyer. Diesen städtischen Beirat leitet seit seiner letzten
Wahl Selda Ünsal als Vorsitzende, die jetzt auch
als Nachfolgerin von Servet Özel ins Amt der Stellvertretenden
Vorsitzenden des neuformierten Gemeinde-Vorstandes der
Türkisch-Islamischen Gemeinde gewählt wurde.
Bei der Festlegung der weiteren Vorstandsmitglieder, so
Servet Özel im Gespräch mit dem SPEYER-KURIER,
habe er besonderen Wert darauf gelegt, dass diese auch im Alltag
Berufe ausübten, die eine hohe Übereinstimmung mit ihrer
ehrenamtlichen Tätigkeit im Gemeinde-Vorstand aufweisen. So sei
neben Hakan Tüysüz als zweitem stellvertretenden
Vorsitzendem sowie Gökhan Evcümen als
Schriftführer und Tuncay Olgun als Schatzmeister
der Bausachverständige Edip Kilic als
Verantwortlicher für das Bauwesen in den Vorstand gewählt worden.
Die Interessen des Elternbeirates in dem neuen Vorstand vertritt
Nilgün Ağlayan, die der weiblichen
Gemeindemitglieder Sevgi Sayıner vom autonomen
Frauenbeirat der Gemeinde sowie die der Jugendlichen Faruk
Sayıner vom Jugendbeirat.
181 Familienwerden derzeit durch die Gemeinde versorgt –
gut 150 hatten sich am Sonntag an den alle drei Jahre
stattfindenden Wahlen des Gemeinde-Vorstandes beteiligt – eine
durchaus beachtenswerte Quote, die ein Stück weit das große
Interesse der Gemeindemitglieder an der gemeinsamen Arbeit zum
Ausdruck bringt.
Für die Zukunft, die mit der offiziellen Übernahme der
Vorstandspflichten am 1. Januar 2016 beginnt, kündigte der neue
Vorsitzende an, dass sich die Ditib-Gemeinde nach dem Bau der neuen
Speyerer Moschee, die in den vergangenen Jahren viele Kräfte
gebunden habe, in der Zukunft verstärkt in den interreligiösen
Dialogprozeß einbringen wolle und dazu die Moschee noch mehr als in
der Vergangenheit auch für Nichtmuslime zu öffnen. Ein weiterer
Akzent solle auch künftig auf der Fürsorge für Flüchtlinge
muslimischen Glaubens liegen, für deren Integration sich die
Gemeinde sich künftig noch stärker einbringen wolle. Foto:
Privat
23.12.2015
„Wachwechsel“ an der Spitze der „Fatih Camii Moschee“ - Bilderalbum
Botschaft der Türkisch Islamische Gemeinde Speyer zum Opferfest 2015
Speyer- Wir freuen uns darüber, erneut die Zeit
des Opferfestes erreicht zu haben. Es ist einer der Zeiträume,
worin wir das in der Hektik des Lebens vielmals unbewusst und
unverantwortlich vergeudete Kapital der Zeit und die Werte des
Friedens, der Liebe, des Wohlergehens, des Teilens und der
Geschwisterlichkeit zu einem Gewinn wandeln können. Als islamische
Welt werden wir das Opferfest am Donnerstag, dem 24.
September 2015 erneut mit Ausrufen des Takbir empfangen.
Alle gemeinsam werden wir die Festtage der Weisheit, der Vergebung
und Barmherzigkeit begehen. Dafür danken wir unserem erhabenen
Herren Allah unendlich.
Die Tage des Opferfestes sind gesegnete Zeiträume, in der die
Gläubigen entsprechend des Bittgebetes von Abraham (s) zu einem
Herzen und zu einem Körper werden. Darin treffen sie sich auch mit
dem gleichen Bekenntnis und dem gleichen Geist an dem gesegneten
Ort und dem gesegneten Land. Zu diesem Anlass treffen sie sich am
Berg Arafat, indem sie sich in das einfache Gewand einkleiden und
jegliche Diskriminierung bei Seite legen. In diesen gesegneten
Zeiten treffen sie sich an einem Zentrum, umrunden die Kaaba und
erfüllen alle religiösen Erfordernisse der Hadsch
(Pilgerfahrt).
Ohne Zweifel erinnern die als Bittgebete zum Opferfest
rezitierten Verse die Muslime bei jeder Gelegenheit an den Geist
der Hingabe. Denn Kurban (das Opfer) ist ein Ausdruck der Hingabe
an Allah. Allerdings sollte diese Hingabe nur gegenüber Allah sein.
Was wir heutzutage hinterfragen sollten, ist es, in wie weit wir
unsere Hingabe an unseren Herren Allah richten und zu hinterfragen,
in wie weit wir Gefangene unserer Egos, Triebe und Gelüste sind. Es
sollte endlich bemerkt werden, dass je weiter wir uns von dem Geist
der Hingabe entfernen, desto mehr die Muslime mit Unglück, Wirre
und Streichen konfrontiert werden und als Folge dessen anstatt der
gottseitigen Gabe des Blutes ihrer Opfertiere das Blut unzähliger
Gläubigen fließt. Genauso sollte man sich die Situation der
Gläubigen anschauen und erkennen, wie viele Machtzentren über das
Blut der Gläubigen sich Kraft verschaffen und die
Geschwisterlichkeit vernichtet, die eigentlich die Muslime einander
nähert, und diese zum Streit, ja sogar zur Feindschaft gewendet
werden. Unsere Opfertiere und unsere Feste sollten die Näherung und
Liebe zwischen den Herzen der Gläubigen gewährleisten. Auch sollten
die Herzen der Gläubigen wach sein gegenüber jeglicher Wirre,
jeglichem Chaos, Unfrieden und jeglichen Desastern, das die Wirre
hervorbringt. Alle sollten sich mit Weisheit und Besonnenheit
dagegen stellen und dem keine Möglichkeiten einräumen.
Lassen Sie uns als heutige Menschen und Erben der Region hoher
Zivilisation erneut Vertrauen in der islamischen Welt bilden.
Lassen Sie uns das gegenseitige Vertrauen ohne die Macht der
Waffen, sondern mit der Barmherzigkeit des Friedens herstellen und
somit das Wohl und den Frieden stärken. Lassen Sie uns Hoffnung für
die Menschheit sein, die im Tal der Hoffnungslosigkeit herumirrt.
Möge dieses Fest Quell für unsere ausgetrockneten Lippen sein und
unsere verkarsteten Herzen nähren. Lassen Sie unsere Stimmen in
unseren für das Bittgebet geöffneten Handflächen aufsammeln und
unsere Schanden, Fehltritte, Reuen und Wehen in den Schoß seiner
Barmherzigkeit fallen. Lassen Sie uns als im Schlamm der
Sorglosigkeit steckende Menschheit alle gemeinsam - ohne auf Farbe,
Volk, Sprache, Kultur, Region, Amt und Position zu achten -
geschwisterlich existieren. Lassen Sie uns Beispiele sein! Lassen
Sie uns Hoffnung sein! In einer Zeit, wo der Bruder seinen Bruder
in den Brunnen wirft und sich die Geschwister einander die Hand
anheben um zu schlagen, ist es erforderlich, dass wir Inbegriff der
Weitsichtigkeit von Abel, Tiefgründigkeit von Josef (s),
Sanftmütigkeit von Abraham (s) und Geduld von Ismail (s) sind.
Obwohl wir Muslime als Individuen unserer Hadsch- und
Opferpflicht selbst oder durch Beauftragung im Rahmen einer
Organisation nachkommen, werden wir uns im angesichts der aktuellen
Ereignisse, in dessen Wirbel sich die islamische Welt befindet, vor
der Geschichte verantworten müssen, weil wir die mit den eigenen
Händen konstruierten Gefängnisse nicht überwinden können. Aus
diesem Grunde sollte jedes Opfertier und jeder Tropfen
Opferblut uns daran erinnern, was wir jahrhundertelang für die
Bewahrung unserer Existenz dargeboten haben und unsere Herzen mit
diesem Feuer entfachen, unsere Zukunft mit einem starken Licht
aufhellen und das Vergießen von Blut der Gläubigen verhindern, das
Blutvergießen und die Augentränen in der islamischen Welt
verhindern. Das Opferfest sollte die Gläubigen zum Bewusstsein der
Einheit veranlassen, die gläubigen Individuen sollten die
Friedensbotschaft des Islam erfassen und entsprechend des Prinzips
„Die Gläubigen sind offenkundig Geschwister“ zum Bewusstsein
gelangen, Geschwister und eine Gemeinschaft zu sein.
Verwehren Sie die Freude des Festes nicht von unseren syrischen
und anderen Geschwistern, die gezwungen wurden, getrennt von ihren
Häusern, ihrer Heimat und ihrem Land hier sein müssen und hier um
Zuflucht gesucht haben. Auch wenn es nur mit einem Lächeln ist;
lassen sie uns alle sie unterstützen. Nehmen Sie sich der
Flüchtlinge und Alleinstehenden an.
Lassen Sie uns auch gemeinsam dafür beten, dass die Wirre des
Terrors aus der Welt geschaffen werden möge, wodurch die Einheit
und Eintracht unseres Heimatlandes angegriffen, unschuldige
Mitbürger umgebracht, das Wohlwollen und der Landfrieden ständig
bedroht werden und uns alle unter ihre Macht nehmen möchte.
In diesem Sinne gratuliere ich allen Geschwistern in der
islamischen Welt zu Ihrem Opferfest. Ich wünsche vom erhabenen
Allah, dass das Opferfest unserer inneren Welt, unseren Häusern,
unseren Ländern und unserer ganzen Welt Frieden und Glückseligkeit
bringt. Text: Türkisch Islamische Gemeinde Ditib-Fatih Camii
Speyer, Presse
24.09.2015
Aufbruch in neue Aera der Hilfsbereitschaft
Gesprächsrunde in der „Fatih Camii Moschee“ zeigt viele
Möglichkeiten zur individuellen und institutionellen Hilfe für
Flüchtlinge in der Stadt auf
Von Gerhard Cantzler
Speyer- Es war sicher eine ganz besonders
lohnens- und lobenswerte Idee der Jugendgruppe der Speyerer
„Türkisch-Islamischen Gemeinde“ um ihre Sprecherin Betül
Mis, die übrigens seit kurzem auch Vorsitzende des
Speyerer Jugendstadtrates ist, gemeinsam mit dem „Beirat für
Migration und Integration“ in der Stadt um seine neue
Vorsitzende Selda Ünsal, gegenwärtig in der
Domstadt lebende Flüchtlinge und Asylbewerber aus Anlass der
„Internationalen Woche gegen Rassismus“ in die Speyerer „Fatih
Camii-Moschee“ einzuladen, um sie dort vor deutschen und türkischen
Speyerern und vor all denjenigen, die sich vom Schicksal der
unzähligen, aus ihren Heimatländern in aller Welt in die Flucht
getriebenen Menschen anrühren lassen, über ihren jeweils ganz
persönlichen Weg als Flüchtling nach Speyer, über ihre Wünsche und
ihre Träume für die Zukunft und darüber informieren zu lassen, was
sie bei ihrer Flucht in der angestammten Heimat zurücklassen
mussten. 
Möglich geworden war dieses zutiefst bewegende Treffen auch dank
des selbst aus der irakischen Stadt Mossul stammenden und vor
Jahrzehnten schon „der Liebe und der Arbeit wegen“ nach Deutschland
emigrierten und dort zum allseits angesehenen und beliebten
Speyerer gewordenen Daoud Hattab, der als „native
speaker“ - als Muttersprachler in der in Syrien wichtigsten
Amtssprache Syrisch-Aramäisch ebenso zuhause ist wie im Arabischen.
Er ist ein echter Glücksfall für all die Flüchtlinge aus dem
vorderen Orient, die neben ihrer Muttersprache keine weitere
Fremdsprache beherrschen, oder auch für alle anderen, wenn es darum
geht, sich in der aufnehmenden, deutschen Gesellschaft über
hochkomplexe Inhalte auszutauschen, bei denen selbst gut geschulte
Deutsche mit ihrem Schulenglisch nur schwer „den richtigen Ton“ zu
treffen vermögen.
„Erzähl uns Deine Geschichte“, hatten die Initiatorinnen
dieses Nachmittags diese Talkrunde überschrieben, in der nach einer
Besichtigung der Moschee unter der Gesprächsleitung von
Betül Mis neben dem Stellvertretenden Vorsitzenden
der „Türkisch-Islamischen Gemeinde Speyer“, Servet
Özel und Sevcan Mercik, der zweiten
Sprecherin der türkischen Jugendlichen in der Stadt, vor allem die
syrischen Asylbewerber Badirkhan Junidi (23) und
Hassan Muslim (21) gefragt waren. Sie sollten in
dieser Runde über ihre zum Teil traumatischen Erlebnisse während
ihrer Flucht aus der Heimat und über ihre Aufnahme in Speyer
berichten. Für Daoud Hattab als unermüdlicher
Übersetzer und mitfühlender Vermittler der Emotionen der jungen
Redner und Selda Ünsal, die in ihrem Statement
Migration auch innerhalb des eigenen Landes als „Entwurzelung!
beschrieb, die darum auch Einheimische betreffen könne, die nicht
auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung seien.
Als Flüchtlinge hätten sie rasch in Speyer eine neue
Heimat gefunden, weil die Menschen in der Stadt in aller Regel
„sehr nett“ zu ihnen seien, waren sich die beiden jungen Syrer
einig, die inzwischen schon seit einigen Monaten in einem Wohnheim
am Speyerer Stadtrand leben. Badirkhan, der vor
seiner Flucht schon zwei Semester lang Medizin an einer russischen
Universität studiert hatte, ehe ihm seine Regierung wie allen
Studierenden im Ausland das Stipendium strich und ihm so „den
Geldhahn“ abdrehte, sei von Rußland zurück in sein Heimatland
Syrien geschickt worden, wo er inmitten des Kriegsgebietes gelandet
sei. Angesichts der unvorstellbaren Kriegsgräuel habe er sich dann
schweren Herzens dazu entschlossen, seinem Heimatland den Rücken zu
kehren und nach Deutschland zu fliehen. Sein größter Wunsch wäre es
jetzt, hier sein Studium fortzusetzen und es hier auch beenden zu
können. Der neben arabisch und der syrisch-aramäischen
Landessprache auch fließend russisch und perfekt englisch
sprechende Badirkhan weiß, dass der Spracherwerb das wichtigste
Mittel zur Integration ist und lernt deshalb auch selbst fleißig
deutsch – und was diese Bemühungen in der kurzen Zeit seiner
Anwesenheit in Deutschland bereits gebracht haben, gibt Anlaß zu
den besten Hoffnungen..
Auch Hassan, der in seiner Heimat Syrien
als Driller in der Erdölexploration tätig war, möchte am liebsten
auch in Deutschland in seinem erlernten Beruf weiterarbeiten. Wie
sein Schicksalsgefährte Badirkhan nennt auch er als einen
wesentlichen Grund für sein Fluchtziel: „Deutschland hat Geschichte
und Deutschland hat Kultur“. Dennoch sind sich beide einig, dass
nichts die verloren gegangene Heimat ersetzen könne. Und Hassan
fügt traurig hinzu: „In Syrien feiern wir heute Muttertag. Auch wir
umarmen heute aus der Ferne unsere Mütter und denken an alle, die
ihre Männer, ihre Söhne oder andere liebe Menschen in diesem Krieg
verloren haben“.
Sie alle sind auf ganz unterschiedlichen Wegen in die neue
Heimat gekommen: Wer Glück, Beziehungen und das nötige Geld hatte,
mit dem Flugzeug - andere, wie sie sagen, „über das Wasser“ und
meinen damit die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer in
einem der fast allabendlich in den Nachrichtensendungen zu sehenden
„Seelenverkäufern“, die schon für so manchen Flüchtling zur
Todesfalle geworden sind. Hassan selbst ist, verborgen unter der
Ladung eines LKW, von Syrien bis nach Deutschland gekommen, wo ihn
der Fahrer nach tagelanger Fahrt aufforderte: „Du kannst rauskommen
- wir sind in Hannover“.
So wie die beiden jungen Redner sind auch andere Landsleute von
ihnen, die sich inzwischen in das Gespräch auf dem Podium
eingeschaltet hatten, davon überzeugt, dass allein das rasche
Erlernen der deutschen Sprache „der Schlüssel zu einer gelingenden
Integration“ sein werde. Dazu aber reiche allein die Teilnahme an
den angebotenen, obligatorischen Sprachkursen nicht aus. „Wir
brauchen mehr – wir brauchen auch jenseits solcher Kurse die
Möglichkeit zur Konversation“, bitten sie die Menschen in Speyer,
ihnen solche Gesprächsmöglichkeiten zu gewähren.
Auf die Frage von Betül Mis, was sie am liebsten aus ihrer
Heimat mitgenommen hätten, wenn sie dies angesichts ihrer
Fluchtsituation noch für sich hätten entscheiden können, kommt die
Antwort der beiden syrischen Gesprächsgäste ganz spontan: „Unsere
Familien und Freunde, damit auch die in Frieden und in Sicherheit
leben könnten“.
Jetzt schaltete sich auch eine aus dem äußersten Osten von
Afrika, aus Somalia am „Horn von Afrika“ geflohene Frau in das
Gespräch ein: Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern, von
denen das jüngste bereits im Speyerer Diakonissenkrankenhaus das
Licht der Welt erblickte. in einem kleinen Zimmer in einem
Flüchtlingswohnheim im Erlich. „Wir sind dankbar, dass wir in
Speyer Zuflucht gefunden haben“, erklärt sie. Doch es sei
schwierig, in den beengten Verhältnissen mit fünf Personen zu
wohnen „Eine kleine Wohnung mit zwei Zimmern, einem kleinen Bad und
einer kleinen Küche, damit ich endlich wieder für meine Familie
kochen kann“. Das wäre der Wunschtraum der jungen Frau, die sich
ein wenig traurig darüber zeigt, dass manche Speyerer, die sie beim
Einkaufen oder in der Stadt mit einem kleinen „Hallo“ oder einem
„Guten Tag“ zu grüßen versucht, sie oftmals nicht einmal eines
Blickes würdigen würden. „Das tut weh“, sagt sie, wolle sie mit
diesem Gruß doch nur ihren Respekt vor ihren Gastgebern zum
Ausdruck bringen. Ist das Rassismus? - Fremdenfeindlichkeit? -
„Nein“, meint Selda Ünsal, „Es ist nur die Angst vor dem, was man
nicht kennt und was einem deshalb fremd ist“.Das sieht auch
Angelika Geist, Betreuerin im Flüchtlingshaus im Erlich,
so.
Dennoch, so mag sich der eine oder andere an diesem
Nachmittag in der Moschee - oder vielleicht auch nach der Lektüre
dieses Berichts vornehmen: Bei der nächsten Gelegenheit sollte ich
doch einen solchen Gruß erwidern, – oder, besser noch, so möchten
wir sagen: Sprechen Sie diese in ihrer unendlichen Not aus
der Heimat geflüchteten Menschen einfach einmal an und zeigen Sie
ihnen damit, dass sie bei uns willkommen sind. Öffnen Sie Ihr Herz
und Sie werden erleben, wie sich auch Ihnen die Herzen dieser
Menschen öffnen. Die so oft beschworene „Willkommenskultur“ ist
halt immer und zu allererst das Verhalten des einzelnen gegenüber
seinem Mitmenschen.
Noch lange nach der Veranstaltung, als man im direkten Dialog
noch den einen oder anderen weiteren Flüchtling kennenlernen
konnte, wurden weitere Probleme offenbar, die Willkommenskultur
Gäste so nicht in aller Öffentlichkeit ansprechen wollten: Da ist
die Geschichte eines approbierten jungen Arztes, der nach seiner
abenteuerlichen Flucht aus Syrien in Österreich von der Polizei
aufgegriffen, dort 'erkennungsdienstlich behandelt' und nach
mehrwöchiger Haft wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, und den
aufgrund der europaweit geltenden Bestimmungen jetzt in Speyer nach
seinem Versuch, hier Asyl zu beantragen, eine Ausweisungsverfügung
zurück nach Österreich erreichte, weil er nur in dem Land Asyl
beantragen darf, wo er zuerst den Boden der EU betreten hat. Eine
geradezu absurde Situation angesichts der Tatsache, dass
Deutschland aus demografischen Gründen bereits jetzt händeringend
nach Ärzten sucht.
Nur eines von vielen Beispielen, wo Menschen unter die
Räder deutscher und europäischer Bürokratien geraten, nur weil sie
die Sprache und die „Spielregeln“ des aufnehmenden Landes sowie die
„Logik“ eines auch für Einheimische oft nur schwer
nachvollziehbaren Regulariums der Asylgewährung nicht kennen und
auch nicht verstehen können. Hier wäre mehr Offenheit und
Flexibilität gefragt – von den staatlichen Institutionen, die den
Flüchtlingen ohne Verzögerung das Erlernen der Sprache des
Gastlandes, die Aufnahme einer Arbeit und ihren Kindern den Besuch
von KiTas und Schulen ermöglichen müssten und von jedem einzelnen
von uns, indem er einem der zahlreichen Asylbewerber und
Flüchtlingen dabei hilft, seinen Alltag im neuen Lebensumfeld
besser bestehen zu können.
Nehmen Sie deshalb „Ihren“ Schützling bei der Hand, begleiten
Sie ihn,, wenn er einen Behördengang erledigen muss, nehmen Sie ihn
mit zum Sport, geben Sie ihm Gelegenheit zur Konversation. Es gibt
unendlich viele Möglichkeiten, an diesen Menschen Gutes zu tun, so
wie es ein nicht geringer Teil unserer Bevölkerung nach dem Zweiten
Weltkrieg erleben durfte, als über 12 Millionen Flüchtlinge aus
ganz Europa in unsere Gesellschaft integriert werden mussten.
Natürlich gibt es bereits viel öffentliche, aber auch
ganz im Stillen erbrachte Hilfsbereitschaft: Die wöchentlichen
„Flüchtlingstreffs“ im Martin-Luther-King-Haus oder bei der Caritas
in ihrem „Second-hand-Laden“ zum Beispiel. Und auch die Speyerer
Moschee-Gemeinde will einen solchen regelmäßigen Treff für
Flüchtlinge initiieren – vielleicht auch zu einer Tageszeit, zu der
auch Berufstätige dazu kommen können.
Das Treffen in der „Fatih-Camii-Moschee“ jedenfalls hat viele
Möglichkeiten zur individuellen wie zur institutionellen Hilfe
aufgezeigt. Jetzt ist es an uns allen, eine dieser Möglichkeiten
zum mitmenschlichen Handeln aufzugreifen.
Denn wie sagte doch der Autor Erich Kästner?: „Es gibt nichts
Gutes. Außer man tut es“ - also lassen Sie uns es tun – alle
gemeinsam und jeder ganz persönlich. Foto:gc
Freitagsgebet in der Speyerer „Fatih-Camii-Moschee“
Treffpunkt der Kulturen
Schon am Vortag, zum traditionellen islamischen
Freitagsgebet, bei dem seit längerem schon die Verse des Heiligen
Koran in arabischer und deutscher Sprache gebetet, die Predigt von
Imam Riza Akdemir aber in türkisch und -
übersetzt von Gemeindevorstand Servet Özel
- auch in deutscher Sprache gehalten wird, hatten
sich aus Anlass der „Internationalen Woche gegen Rassismus“ neben
zahlreichen gläubigen Muslimen und interkulturell engagierten
Speyerern auch Oberbürgermeister Hansjörg
Eger, Mitglieder des Stadtrates,
Diakon Dr. Markus Lamm und
Pfarrer Uwe Weinerth für das
„Interreligiöse Forum Speyer“ und Polizeikommissar Michael
Grewening, Verbindungsbeamter bei der Polizeiinspektion
Speyer zu dem wie immer gut besuchten Gottesdienst eingefunden.
Foto: fa
24.03.2015
„Vermutlich einmalig in der Bundesrepublik“
„Das Erste“ berichtet im „ARD Mittagsmagazin“ am Freitag,
dem 21.11.2014 über das Speyerer „Interreligiöse
Forum“
cr. Speyer- Ein Reportageteam der ARD war
gestern zu Gast beim Freitagsgebet in der Speyerer „Fatih Camii“ -
Moschee der Türkisch-Islamischen Gemeinde in der Speyerer
Brunckstraße. Grund des Besuchs: Der kürzlich erfolgte Wechsel in
der geistlichen Spitze der Gemeinde und die Einführung des neuen
Iman Riza Akdemir in diese Funktion (der
SPEYER-KURIER berichtete) sowie das inzwischen
weit über die Grenzen der Stadt hinaus beachtete vorbildliche
Zusammenwirken der abrahamitischen Religionsgemeinschaften in der
Stadt im „Interreligiösen Forum“.
ARD-Reporterin Dr. Carla Köhler hatte von beidem
gehört, ein Interview mit dem neuen Imam in einer Zeitung gelesen
und die jetzt gestern gestartete Produktion dieses Filmes
vorgeschlagen. „Ich weiß nicht, ob es so etwas noch ein zweites Mal
in Deutschland gibt“, bekannte die Journalistin bei ihrem ersten
Zusammentreffen mit dem Vorstand der Speyerer Türkisch-Islamischen
Gemeinde um Selahattin Yildirim und Servet
Özel, zu dem sich – auch sonst häufige und regelmäßige
Gäste in der Moschee – der Sprecher des „Interreligiösen Forums“,
Pastoralreferent Dr. Markus Lamm sowie die
Pfarrer Hubert Ehrmantraut für die katholische und
Uwe Weinerth für die protestantische Kirche eingefunden hatten. Den
„Freund und Kollegen“ Daniel Nemirowsky,
Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde der Rheinpfalz aus der neuen
Speyerer Synagoge „Beith Schalom“ musste Dr. Lamm bei dieser
Gelegenheit entschuldigen – der musste zu dieser Zeit an einer
unaufschiebbaren kultischen Handlung der von ihm gleichfalls
betreuten Jüdischen Gemeinde in Baden-Baden teilnehmen.
Von viel Gemeinsamem konnte die Runde im Hof vor der
Moschee an diesem sonnigen Vormittag der Journalistin berichten –
auf manch anderes mussten auch sie erst wieder erinnert werden, ist
das Gemeinsame zwischen den Religionen in Speyer doch längst zur
Selbstverständlichkeit geworden. Doch Neues gibt es dennoch: Schon
in Kürze soll im Speyerer Stadtrat nämlich im Zuge der Neuordnung
des Speyerer Friedhofs ein eigener Bereich ausgewiesen werden, wo
die Mitglieder der Islamischen Gemeinschaft ihre Verstorbenen nach
muslimischem Ritus bestatten können und – ein weiteres, 'starkes'
Zeichen für den festen Willen der Mitglieder der
Türkisch-Muslimischen Gemeinde zur Integration in die Speyerer
Bürgergesellschaft – erstmals haben junge Mitglieder der Gemeinde
mit dem Leiter der Freiwiliigen Feuerwehr Speyer Kontakt
aufgenommen mit dem Ziel, dieser Gemeinschaft beizutreten.
Selahattim Yildirim: „Wir möchten halt auf allen Ebenen Bürger
unter Bürgern, Speyerer unter Speyerern sein“.
Interviews mit Dr. Markus Lamm und Imam
Riza Akdemir - letzterer auch vor der Kulisse des Speyerer
Kaiserdomes, dem „Herzstück aller Religiosität in der Stadt“ - und
gedolmetscht von der rührigen Selma Ünsal, nachdem
der neue Imam sich zwar selbst inzwischen wohl schon in der Stadt,
nicht aber in gleichem Maße in der deutschen Sprache zuhause fühlt,
werden authentisch über das Zusammenwirken der
Religionsgemeinschaften in Speyer berichten.
„Wir möchten, dass Angehörige aller Religionen zu uns kommen“,
erneuerte der Imam seinen Wunsch vom ersten Tag nach seiner Ankunft
in Speyer, „unsere Türen stehen für alle offen....“.
Die Reportage wird – beziehungsreich - am kommenden
Freitag, dem 21. November 2014 zwischen 13.00 und 14.00 Uhr im
„Mittagsmagazin“ der ARD zu sehen sein. Und: Ihre Autorin,
Reporterin Dr. Carla Köhler, hat bereits weitere Pläne zum Thema
„Interreligiöses Forum in Speyer“. Lassen wir uns also
überraschen.
Foto: gc
16.11.2014
Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht
Im Vorfeld zum
Weltfriedenstag starten Moscheen deutschlandweit am 19. September
eine Friedensinitiative und Gedenken der Opfer von Hass, Gewalt und
Unrecht durch eine gemeinsame Erklärung und ein gemeinsames
Friedensgebet.
Speyer- Die Stimmen der Muslime, der Moscheen und der
muslimischen Verbände verhallen im Tagesgeschehen um Krisen- und
Konfliktherde allzu oft, sodass an diesem Tag über 2000 Moscheen
unter Teilnahme wichtiger Akteure gemeinsam ein deutliches Signal
für den Frieden und gegen Hass setzen wollen. Denn insbesondere
Muslime sind zerrissen zwischen Entsetzen, Distanzierung, Empörung
und resigniertem Schweigen – der Alltag im Privaten wie auch in der
Gemeinde gestaltet sich zunehmend zwischen Gemütslagen der
Entrüstung, Bedrängung und Bedrohung.
Dass bereits im Juni ein „Appell zur Besonnenheit an die Islamische
Welt“ gestartet wurde und sich daran anschließend im Juli im Rahmen
einer Friedensinitiative religiöse muslimische Autoritäten
geschlossen und umfassend gegen den Missbrauch der Religionen und
für ein zivilisiertes und friedliches Zusammenleben stark machten,
fand in der Öffentlichkeit bislang nicht die gebührende
Beachtung.
Im Spiegel der aktuellen öffentlichen Empörung gegen den Terror im
Nahen/ Mittleren Osten und Anderswo in der Welt, der Provokationen
um die „Sharia-Police“ in Deutschland, aber auch allein 5
Übergriffe auf Moscheen in den letzten 3 Wochen, bleiben mahnende
Stimmen der Vernunft -insbesondere von Muslimen getätigte-
ungehört.
Manchmal, so scheint es, bedingen mediale Öffentlichkeit und
Provokateure einander: die einen, um Nachrichten zu produzieren,
die anderen, um präsent und damit wirkungsvoll zu sein. Sie sind
die zwei Seiten einer Medaille, die sich auf Kosten der
friedliebenden Muslime (re-)produzieren. Dies schadet auf so vielen
Ebenen. Den Anfängen muss gewehrt werden, um hier Frau
Bundeskanzlerin Merkel zu zitieren.
So wollen wir gemeinsam mit den anderen muslimischen Dachverbänden
im Koordinationsrat der Muslime (KRM) in Deutschland am
Freitag den 19.09.2014 vor dem Weltfriedenstag unsere Stimmen
vereinen und ein deutliches Zeichen gegen Hass und Gewalt setzen.
Wir wollen derer gedenken, die Opfer von Hass, Gewalt und
Ungerechtigkeit sind. Wir wollen gemeinsam aufstehen für
Menschenwürde, Menschlichkeit und Friedfertigkeit.
Dazu werden in über 2000 teilnehmenden Moscheegemeinden Aktionen
durchgeführt, in acht Moscheen stellvertretend für diese
Gemeinschaft ausgedehntere Aktionen mit prominenten Teilnehmern
stattfinden. So begrüßt unter anderem die DITIB-Gemeinde
Ronnnenberg zu diesem Anlass Herrn de Maizière, Bundesminister des
Innern, die DITIB-Gemeinde zu Mölln Herrn Breitner, Minister des
Inneren des Landes Schleswig-Holstein, und Herrn Bürgermeister
Wiegels, die VIKZ-Gemeinde in Bielefeld Herrn Schneider, Arbeits-
und Integrationsminister des Landes NRW. Frau Özoğuz, Beauftragte
der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration,
besucht zu diesem Anlass die Türkisch-Islamische Gemeinde zu
München und Herr Detlef Scheele, Senator der Behörde für Arbeit,
Soziales, Familie und Integration, die Zentrumsmoschee
Hamburg.
In den Städten Berlin, Oldenburg, Frankfurt und Stuttgart sind die
teilnehmenden Vertreter aus Religion, Politik und Gesellschaft noch
bekannt zu geben.
KRM: www.koordinationsrat.eu
Türkisch Islamische Gemeinde - Ditib-Fatih
Camii Speyer
19.09.2014
Predigt zum Ramadanfest
Verehrte Brüder!
Oh meine gläubigen Brüder, die durch Anbetung an Allah und Teilhabe
an der Ummah des Propheten Mohammed (Friede sei mit Ihm) die größte
Ehre und den größten Stolz erlangt haben! Ich wünsche euch ein
frohes Fest! Heute ist das Fest… das Ramadanfest… Feste sind
Geschenke Allahs, die die Absicht haben, uns, den Angehörigen der
gleichen Religion und des gleichen Glaubens, zu vereinen. Dieses
Fest ist das Fest des Friedens, des Wohlbefindens; es ist das Fest
des Islams. Dieses Fest ist das Fest, an das wir uns an unser
Versprechen erinnern, das wir einst als Gemeinschaft an Allah
gegeben haben und lediglich uns unseren Schwächen gegenüberstellen.
Dieses Fest ist das Fest der Rückkehr zu unserer Natur; es ist das
Fest des Widerstands gegenüber der uns selbst entfremdeten Materie,
der Begierde und das Verlangen, die uns gefangen nehmen. Dieses
Fest ist das Fest des Fastenbrechens; es ist das Fest, an das unser
durch den Fastenbeginn gezüchtigtes Ego belohnt wird und Bittgebete
und Gottesgaben in einem Festessen verwandelt werden. Dieses Fest
ist das Fest der Bewirtung; es ist das Fest, an das wir die Armut,
den Hunger und den Durst verspüren und aus diesem Grund die Gaben
mit anderen teilen. Es ist das Fest der gegenseitigen
Hilfeleistung, der Solidarität und des Gebens. Dieses Fest ist das
Fest der Almosensteuer, die sowohl unser Ego als auch unser Hab und
Gut bewahrt. Es ist das Fest der Fitra (Almosen), die wir als Dank
für unser Leben an unsere Brüder und Schwester geben. Dieses Fest
ist das Fest der Einigkeit Allahs; es ist das Fest, an das jedes
Geschöpf seinen Wert durch seinen Schöpfer gewinnt, keiner
höhergestellt ist als jemand anderer und jeder gleichwertig
ist.
Meine lieben Brüder!
Das Ramadanfest ist ein Freudentag. In diesem Fest erreichen wir
das Geschenk, vom Höllenfeuer zur Erlösung zu gelangen; es ist das
Geschenk für unsere seelische Veränderung, für die Umrahmung durch
den Gnaden Allahs und der Säuberung durch Seinen Erbarmen während
Ramadan. Das Fest ist die Freude zum Aufstieg des Menschen in seine
höchstmögliche Position und zur Zeugenschaft der Herabsendung des
Koran in der Nacht der Bestimmung. Das Fest ist die Erreichung der
inneren Ruhe durch den Wind des Paradieses.
Das Ramadanfest ist zugleich ein Trauertag. Es ist der Trauer für
die Menschen in Palästina, Gaza, Jerusalem, Syrien, Irak,
Ostturkestan, Myanmar und noch vielen anderen islamischen Ländern;
es ist der Trauer für die, die sterben, ohne ihr Fasten gebrochen
zu haben; für die, dessen Haus eingestürzt ist, bevor sie mit ihrem
Fasten begonnen konnten; für die Unschuldigen und Unterdrückten,
mit deren Blut sich die Nächte in rot verfärbt haben. Es ist der
Trauer auf die unvernünftigen und unüberlegten Muslime, die
aufgrund von Heuchelei, Konfessionsvielfalt und Nervosität
untereinander die Köpfe abschlachten, die Brüderlichkeit
zunichtemachen und somit ihren Freunden in Trauer versetzen und
ihren Feinden Freude zubereiten.
Das Ramadanfest ist der Tag des Sieges. Es ist der Triumph über den
Kampf mit sich selbst und der Einigkeit Allahs in den Herzen der
Gläubigen.
Meine geschätzten Brüder!
Das Ramadanfest ist der Tag der Gelegenheit. Es ist die Gelegenheit
dafür, durch die wirkungsvollen Bittgebete der Eltern und den
Respekt gegenüber ihnen durch die sich dadurch eröffnete Tür des
Paradieses einzutreten. Das Fest ist die Gelegenheit für die
Erinnerung und die Besuch Erstattung an die Verwandten im Fernen,
an vergessene Freunde und Brüdern und Schwestern. Das Fest ist die
Gelegenheit dafür, für die Alleinstehenden, Hilflosen, Armen und
Unterdrückten als Freund, Heilmittel, Ausweg, Gefährte beizustehen.
Das Fest ist nicht der Zeitpunkt für Urlaub; es ist die schönste
Gelegenheit für die Versöhnung mit den Menschen, die man am meisten
lieb hat. Das Fest ist die Gelegenheit dafür, unseren Ehepartnern,
mit denen wir gemeinsam Probleme überwinden, eine Freude zu
bereiten; unseren Kindern die Begeisterung zum Festtag erleben zu
lassen. Das Fest ist die Gelegenheit dafür, kranken Menschen ein
Gefallen zu tun. Es ist die Gelegenheit für die Beendigung der
Streite, die Reparatur der Verärgerungen, die Stärkung unserer
Brüderlichkeit und die Kräftigung unserer Freundschaften.
Verehrte Brüder!
Wir haben diese Festtage nach etlichen Tagen, nach etlichen
Fastenbrechen und Fastenbeginnen erreicht. Nachdem wir so viele
Tage gefastet haben, sind wir nun an die Schwelle der Fröhlichkeit,
der Freude und des Friedens gelangt. Wir haben nach den langen
Fastentagen, an denen wir zum Hungern und Dursten bereit und
einverstanden waren, den Morgen des Heils und Wohls erreicht. Möge
dieses Fest der Anlass für weitere Feste sein und unsere Freude
fortbestehen! Möge unsere Ruhe und unser Frieden der Heilmittel für
etliche Unruhen sein und unser Glück der Trost für den Leid und
Kummer anderer sein! Möge dieses Fest Hoffnung für die ganze
Menschheit sein und der Anlass der Erlangung des Friedens der
Menschen weltweit! Mögen Kriege, Sorgen, Armut, Hunger und Durst
die Menschen und die Menschheit nicht zugrunde richten! Die
Menschheit soll endlich Heil und Wohl erreichen. Hochmut, Hass,
Rachsucht, Feindseligkeit, Selbstsucht, Diskriminierung, Tyrannei,
Unterdrückung und Blutvergießen sollen nun ein Ende haben. Keiner
soll trauern, gekränkt sein, unterdrückt, benachteiligt und
schikaniert werden! Die islamische Welt soll der Ort sein, in der
Menschen unter den Prinzipien der Liebe, der Barmherzigkeit, der
Gerechtigkeit, des Friedens und der Toleranz leben und ihren Stolz
bewahren.
Nun, verehrte Muslime!
Lasst uns denen, die von uns Heiterkeit zum Fest erwarten, diese
geben! Lasst uns die Freude und die Begeisterung zum Fest in uns
fühlen! Lasst uns diese Fröhlichkeit in die Herzen, Häuser, Städte
und Länder tragen! Ich wünsche ein frohes Ramadanfest!
Ich möchte meine Predigt mit dem folgenden Bittgebet
abschließen. Oh, mein Herr! In den letzten Jahren erleben die
islamischen Länder immer wieder traurige und herbe Festtage, und
erreichen keinerlei Stabilität und Frieden. So ermögliche uns
erneut die Gründung der Brüderlichkeit, Solidarität, Frieden, Ruhe
und Vertrauen; mache uns möglich, die islamische Welt noch einmal
in eine Welt der Wissenschaft und der Zivilisation, des Friedens
und des Wohls umzuwandeln!
Oh, mein Herr!
Bitte gewährleiste das Ende des Blutvergießens und das Ende der
Tränen in der islamischen Welt -in Palästina, in Gaza, in
Jerusalem, in Syrien, im Irak, in Ägypten, in Ostturkestan, in
Arakan, in Myanmar-! Lass all unseren Brüdern und Schwestern die
Freude zum Fest erleben! Verleihe unseren Märtyrern deinen Gnaden
und Segen, und unseren Verletzten baldige Heilung! Lass uns
möglichst bald die Festtage erreichen, die wir als Ummah
(Gemeinschaft) in Frieden und Ruhe verbringen können!
Türkisch Islamische Gemeinde, Ditib-Fatih Camii
Speyer
28.07.2014
Botschaft zum Ramadanfest
Wir haben den Fastenmonat Ramadan -den gesegnetesten Monat des
Jahres-, der uns mit seiner Gnade empfang, uns mit seinem Segen
umarmte, den Muslimen die Geduld, den Dank an die Gottesgaben, die
Wahrnehmung und Teilung dessen, was uns nah ist und was wir
besitzen, lehrte, hinter uns gelassen und haben nun die Festtage
erreicht, in der Glück und Freude, Liebe und Brüderlichkeit sich in
der Gesellschaft verbreiten. Wir erhoffen und wünschen uns, dass
der Fastenmonat Ramadan mit seinen Werten und Verpflichtungen, die
unsere Hingabe zu Allah ausbessern; seinen Prinzipien, die uns
ermöglichen, uns selbst zur Rechenschaft zu ziehen; seinen Maßen
der Ethik und der Tugend, die uns erneut verformen; seinen
Freundschafts-, Brüderlichkeits- und Nachbarschaftsbeziehungen, die
uns ein zweites Mal beleben und stärken; zweifellos ein äußerst
ertragreicher und fruchtbarer Monat gewesen ist.
Wir haben in diesem gesegneten Fastenmonat die seelische
Erziehung des Fastens, den Segen des Fastenbeginns und des
Fastenbrechens, die Begeisterung zum Teravih-Gebet und die Freude
über der durch die Koranrezitationen in unseren Herzen entstandene
Demut empfunden, unsere Herzen aufgefrischt und unsere Seligkeit
gestärkt. Unsere Moscheen haben mit den Gemeinschaftsgebeten eine
besondere Lebendigkeit gewonnen. Wir haben uns in dieser Zeit noch
mehr für das Gute angestrengt als sonst. Wir haben hinsichtlich der
Rücksicht auf arme und alleinstehende Menschen, der Hilfeleistung
und Solidarität gegenüber Bedürftige, dem gegenseitigen Wettkampf
zur Erzielung des Guten, dem Interesse für die Leiden und Sorgen
anderer, unser Bestes gegeben.
Wir haben, indem wir erkannt haben, dass wir ein
bedeutungsvoller Teil des großen Ganzen sind, unseren materiellen
Reichtum, unsere schönen Aussagen und Wünsche und unsere Liebe mit
jedem geteilt. Wir haben uns bemüht, für unsere alleinstehenden
Brüdern und Schwestern da zu sein. Wir haben während des
Fastenmonats für unsere unter Grausamkeit und Tyrannei lebenden
muslimischen Geschwister gebetet. Nun haben wir endlich die
Festtage des Ramadan erreicht.
Die Feste sind Geschenke Allahs, die die Absicht haben, uns, den
Angehörigen der gleichen Religion und des gleichen Glaubens, zu
vereinen, die Herzen zu verbinden, die Brüderlichkeit zu
befestigen, die Verärgerungen untereinander zu reparieren. Feste
sind die Schauplätze für die Glaubensbrüderschaft der Nationen.
Feste sind außergewöhnliche Phasen, indem es den Glauben, die
religiösen Pflichten, die Geschichte und Kultur in einer
Freudenatmosphäre zusammenbringt, uns in die Zukunft begleitet und
im geschichtlichen Kontext uns Muslimen eine Kontinuität
verleiht.
Doch leider verbringen wir die diesjährigen Festtage des Ramadan
in Kummer und Schmerz. Weltweit gibt es Muslime, die mit
Unterdrückung und Ungerechtigkeit konfrontiert sind und ihr Fasten
angesichts der Bombenfälle brechen. Während wir in diesen Festtagen
in unseren gemütlichen Wohnungen, in jeglichen Möglichkeiten und
Bequemlichkeiten, in Ruhe und Frieden mit unseren Kindern,
Verwandten und Angehörigen feiern, gibt es weltweit in den
verschiedensten Orten Muslime, die den Ramadanfest unter
Bombenfällen und Schüssen willkommen heißen. Unsere Aufgabe ist es,
in diesen Festtagen unseren Brüdern und Schwestern in Not und Armut
beizustehen, ihnen zu helfen und für sie zu beten.
Mit diesen Eindrücken und Gedanken hoffe ich, dass diese
Festtage der Anlass für solche Feste werden, die auch wirklich im
Sinne von Festen verbracht werden; zudem wünsche ich mir, dass
diese Anlass für einen dominierenden Weltfrieden, für die Wahrung
der Menschenrechte, der Gerechtigkeit und der Rechte, für eine
Welt, in der Kriege, Blut und Tränen in Vergangenheit geraten,
werden. Ich gratuliere allen, und vor allem in Deutschland lebenden
Muslimen zum Ramadanfest und bete zu Allah, dass dieses Fest neue
Hoffnungen und Möglichkeiten für die ganze Menschheit, im Sinne
eines menschlichen und friedlichen Zusammenlebens mit sich
bringt.
Prof. Dr. Izzet Er
DITIB Vorstandsvorsitzender
Türkisch Islamische Gemeinde, Ditib-Fatih Camii
Speyer
26.07.2014
Zwei Tage im Zeichen von Freundschaft und großer Offenheit
Erstes Sommerfest der Islamisch-Türkischen Gemeinde Speyer
trotz (über)großer Hitze ein überwältigender Erfolg
gc. Speyer- Trotz glühend-brütenden
Sommerhitze: Die Bankreihen im Hof der neuen Speyerer „Fatih Camii
Moschee“ in der Brunckstraße waren zwei Tage lang dicht besetzt,
als jetzt die Türkisch-Islamische Gemeinde zu ihrem ersten
Sommerfest eingeladen hatte. Für die Organisatoren des Festes um
den rührigen Vorstandsvorsitzenden der Gemeinde, Selahttin
Yildirim, Zeichen für das große Interesse an der
islamischen Kultur war dabei der Umstand, dass „so viele der Gäste
von außen“ kamen – also nicht selbst Mitglieder der Speyerer
Gemeinde sind. Das sei ein beredtes Zeichen dafür, dass die
Türkisch-Islamische Gemeinde auch in der Speyerer Zivilgesellschaft
angekommen sei, so Yidirim in seiner Begrüßung. Darin wies er
insbesondere auf die sich überaus positiv entwickelnden
geschwisterlichen Beziehungen zu den anderen monotheistischen
Religionsgemeinschaften in der Stadt hin und nannte dazu an erster
Stelle die „Jüdische Gemeinde der Rheinpfalz“ als Repräsentantin
der ältesten Glaubensgemeinschaft, mit der seine eigene Gemeinde in
Speyer mit den beiden christlichen Kirchen im „Interreligösen
Forum“ zusammenwirke.
Seitens der Zivilgesellschaft freute er sich, auch den „ersten
Bürger der Stadt“, Oberbürgermeister Hansjörg Eger
und die Speyerer Kulturdezernentin, Bürgermeisterin Monika
Kabs, zu diesem Fest begrüßen zu können. „Wir haben zu
allen hier vertretenen Gemeinschaften ein sehr, sehr gutes
Verhältnis“, betonte Yildirim, „zu den religiösen ebenso wie zu den
politischen“. Das drücke sich u.a. auch in der Tatsache aus, dass
zunehmend auch Nichtmuslime der Speyerer DiTib-Gemeinde beitreten
würden, die seit der Eröffnung ihrer Moschee von 80 auf 200
Mitgliedsfamilien angewachsen sei. „Wir brauchen diese Mitglieder“,
bekannte Yildirim freimütig, „weil wir allein darüber unsere
religiöse und soziale Arbeit finanzieren können“. Dabei komme der
ehrenamtlichen Mitarbeit der Mitglieder auch nach der weitgehenden
Fertigstellung des Moscheen-Neubaus eine besondere Bedeutung
zu.
Das zeigte sich auch einmal mehr an diesen beiden
Festtagen, für deren Verlauf der Vorstandsvorsitzende auf
zahlreiche kulturelle und kulinarische Spezialitäten hinweisen
konnte, die entweder vor Ort angerichtet oder aus den heimischen
Küchen der Mitglieder mitgebracht worden waren. Beiträge dazu
lieferten neben den Angehörigen seiner eigenen, Speyerer Gemeinde
auch solche von Nachbargemeinden in der Südpfalz.
Da waberten dann die köstlichen Düfte des Orients über das
Gelände am Rande des Speyerer Waldes, dazu wurden kräftiger
türkischer Tee und schwarzer Mokka sowie honigsüsse Leckereien
gereicht – wem da nicht das Wasser im Mundes zusammenlief....
Dabei konnte das reiche Angebot nur annähernd einen Eindruck von
der Vielfalt der türkischen Küche vermitteln, das so groß ist wie
das Land zwischen Bosporus und anatolischem Hochland, zwischen
schwarzem Meer und türkischer Riviera selbst.
Dazu Musik und Tänze, u.a. auch dargeboten mit Schellen
und Schalmeien von einer traditionellen Janitscharen-Kapelle (oder
dem, was einmal zu einer solchen werden will) – einer ganz
besonderen Jugendband eben – es gab unendlich viel zu hören und zu
sehen an diesen beiden Tagen, die sich so oder ähnlich künftig
alljährlich rund um die Speyerer Moschee wiederholen sollen. „Mit
solchen Tagen wollen wir zugleich auch ein Stück weit einem Bild
von Islam entgegentreten, das so garnichts mit dem friedlichen und
gastfreundlichen wirklichen Wesen unseres Glaubens zu tun hat“,
erklärte Selahattin Yildirim, der in diesem Zusammenhang auch auf
die sich in vielen Details niederschlagende Offenheit seiner
Gemeinde für interessierte Nichtmuslime hinwies. Und das ist der
Speyerer muslimischen Gemeinde, die sich übrigens nicht nur aus
Türken zusammensetzt, auch mit diesen beiden Tagen einmal mehr in
vorbildlicher Weise gelungen.
Für einen aus dem Kreise der Gemeinde war dieser Tag jedoch auch
der Beginn eines langen Abschieds: Bilal Gündiz,
seit fünf Jahren Imam und damit geistlicher Leiter der
islamisch-türkischen DiTib-Gemeinde in Speyer, wird zur Jahresmitte
in seine türkische Heimat zurückkehren und dort eine neue Aufgabe
als Religionsgelehrter übernehmen. Foto:miwa
12.06.2014
Spendenübergabe für die Flutopfer in Deggendorf
Deggendorf- Die Türkisch-Islamische Union (kurz
DITIB) hatte angesichts der verheerenden Flutkatastrophe im Süden
Deutschlands am 14. Juni zu einer bundesweiten Spendenaktion
aufgerufen. Zum Abschluss der Kampagne erfolgte die Spendenübergabe
unter reger Teilnahme am Freitag (08.11.2013) im einzig dafür
nutzbaren Raum im Obergeschoss der DITIB-Moschee zu Deggendorf.
Als Hausherr hat zu diesem Anlass Herr Bünyamin YÜKSEL,
Vorsitzender der DITIB-Moschee zu Deggendorf, vor dem Freitagsgebet
eingeladen.
Als Vertreter des DITIB-Bundesvorstands waren Herr Suat OKUYAN,
Generalsekretär, und Vorstandsmitglied Herr Selim MERCAN anwesend.
Zur Spendenübergabe waren weiter zugegen
Stellv. Generalkonsul Hr. Selim Çukurkaya, Stellv.
Religionsattaché Hr. Abdullah Haçkalı, Landrat Hr. Christian
Bernreiter und Oberbürgermeister Hr. Dr. Christian Moser, Vertreter
des DITIB-Landesverbandes Hr. Oğuz Taşdelen, Fr. Serap Çınar
und Hr. Aykan İnan, sowie Dialogbeauftragter Hr. Cem
Yasinoğlu.
Eine der am stärksten betroffenen Städte war und ist nach wie
vor Deggendorf. Viele öffentliche und private Gebäude sind stark
beschädigt und nicht nutzbar, sodass ein Abriss häufig unvermeidbar
ist. Auch die DITIB-Moschee in Deggendorf ist von der
Flutkatastrophe so stark beschädigt, dass nach Prüfungen durch
Sachverständige selbige vollständig zurückgebaut werden muss.
Gerade in Deggendorf ist die gelebte Gemeinschaft in vielerlei
Hinsicht schon sehr vorbildlich. So, wie Herr Oberbürgermeister Dr.
Moser der Gemeinde selbstverständlich vorübergehend einen
Gebetssaal zu Verfügung stellte, so haben auch die
Gemeindemitglieder den Nachbarn geholfen und in gemeinsamen
Aktionen bei den Aufräumarbeiten mitgewirkt.
Schicksalsschläge wie diese Flut zeigen, wie sehr Menschen
einander bedürfen und aufeinander bauen können. Eben diese gezeigte
Solidarität und den Zusammenhalt zwischen den Menschen
unterschiedlicher Religionen, Kulturen und Herkunft hoben daher
auch Oberbürgermeister Dr. Moser und Landrat Bernreiter in ihren
Dankensreden hervor. Oberbürgermeister Dr. Moser sicherte den
Gemeindemitgliedern in diesem Rahmen zu, dass der Wiederaufbau
eines neuen Gemeindezentrums durch die Stadt Deggendorf unterstützt
werden wird.
Herr Okuyan, Generalsekretär im Bundesvorstand, ergänzte:
„Unsere Religion mahnt uns immer auch daran, uns nicht allein
religiös einzubringen, sondern auch im besten Sinne
gesellschaftlich aktiv zu sein. Seit jeher machen wir uns stark für
den Zusammenhalt und das gedeihliche Miteinander. Dabei haben wir
stets den Menschen und sein Wohlergehen im Blick. So war es der
Gesamtheit der muslimischen DITIB-Gemeinden eine
Selbstverständlichkeit, zu spenden - dafür möchte ich herzlichen
danken. Wir hoffen, mit diesen Spenden unseren Beitrag zu leisten
und damit einen Teil der Not zu lindern. Natürlich reicht die Summe
nicht aus, um alle Wunden dieser Katastrophe zu heilen. Dieser
Spendenbeitrag ist nur das Salz in der Suppe. Insofern ist dieser
Betrag auch ein symbolischer Beitrag, damit das Zusammenleben der
Menschen und der Heilungsprozess noch „schmackhafter“ werden.“ Auch
dankte er zu diesem Anlass allen Rettungs- und Hilfskräften vor
Ort.
Selim Mercan, Mitglied des DITIB-Bundesvorstandes, sagte im
Rahmen der Spendenübergabe: „Man kann den Menschen in Deggendorf
nur dazu gratulieren, dass in dieser schwierigen Zeit Toleranz und
der Zusammenhalt beispiellos an den Tag gelegt wurde. Ferner
wünschen wir uns, dass das neue Gemeindezentrum als eine einladende
und offene Moschee konzipiert und gebaut wird, so dass das gute
Miteinander auch in der Zukunft weiter fortgeführt wird.“
An die Reden anschließend wurde von Herrn Mercan der Scheck in
Höhe von 75.000,- € an die Stadt Deggendorf übergeben. Die Spende
über 100.000,- € für die Deggendorfer DITIB-Gemeinde übergab Herr
Okuyan an den Gemeindevorsitzenden Herrn Yüksel.
Nach der feierlichen Spendenübergabe wurde das Freitagsgebet in
Gemeinschaft verrichtet.
DITIB-Dachverband, Presse
15.11.2013
Gespräch über weitere Möglichkeiten des interkulturellen Austauschs
CDU-Arbeitskreis
„Migration und Integration“ zu Gast in der neuen Speyerer „Fatih
Camii“- Moschee
spk. Speyer. Gelungene Überraschung für die
kleine Abordnung des „Arbeitskreises Migration und Integration“ der
Speyerer CDU, die sich jetzt in der neuen Speyerer „Fatih
Camii“-Moschee der türkisch-islamischen Gemeinde in der
Brunckstraße zu einem Informationsbesuch verabredet hatte:
Imam Bilal Gündiz und die Mitglieder des
Gemeindesvorstandes um Selahattin Yildirim führten
die Gäste um den Arbeitskreis-Vorsitzenden Daoud
Hattab mit Dr. Axel Wilke MdL und den
früheren Vorsitzenden des Speyerer Jugendstadtrates, Chong
Zhang, zu einem neue angelegten Hain am Rande des
Grundstücks, wo junge Bäume bereits darauf warteten, von den
Besuchern eingepflanzt zu werden.
Danach zog man sich zu einem gut zweieinhalbstündigen intensiven
Meinungsaustausch in den Salon im Untergeschoss der Moschee zurück,
wo in großer Offenheit zahlreiche beiderseitig interessierende
Themen erörtert wurden. Dabei stellte Gemeinde-Vorsitzender
Yildirim erneut die große Offenheit seiner Glaubensgemeinschaft
auch gegenüber Nichtmuslimen heraus. Diese seien zu allen
Gelegenheiten in der Moschee willkommen, betonte Yildirim, der
darauf hinwies, dass inzwischen alle Predigten des Imam im
Freitagsgebet, dem geistlichen Höhepunkt der muslimischen Woche,
grundsätzlich auch ins Deutsche übersetzt würden. „Wir alle fühlen
uns inzwischen ebenso als Speyerer wie als Türken“, betonte
Yidirim, „und manche von uns, die schon in der dritten Generation
hier leben, sprechen inzwischen oft schon besser deutsch als
türkisch“, stellte er mit Blick auf seine Landsleute fest.
Neben weiteren
Ansätzen zur Verbesserung und Erleichterung des muslimischen
Glaubenslebens in Speyer wurden dann aber auch ganz praktische
Lebensfragen angesprochen: So will sich Stadtratsmitglied Dr. Axel
Wilke dafür stark machen, dass junge Mitglieder der
türkisch-islamischen Gemeinde in die Freiwilligen Feuerwehr und zum
Technischen Hilfswerk in Speyer eingeladen werden – auch dies
weitere wichtige Schritte zu einer gelungenen Integration.
Weitere Themen, die bei dieser ersten offiziellen Begegnung
angesprochen wurden – die meisten Teilnehmer hatten allerdings die
Moschee zuvor schon bei anderer Gelegenheit besucht – sollen jetzt
zunächst in die Speyerer CDU-Stadtratsfraktion getragen und danach
auch öffentlich erörtert werden.
Bis zum Beginn des Abendgebetes der Gemeinde wurde die
Aussprache dann bei einem Imbiss im neuen Gemeindesaal fortgeführt,
ehe man sich mit der Verabredung regelmässiger Konsultationen.in
der Zukunft freundschaftlich voneinander verabschiedete. Foto:
gc
22.10.2013
„Kurban bayraminiz kutlu olsun“ - für Friede, Freundschaft und Integration
Türkisch-islamische
Gemeinde in Speyer feiert mit dem Opferfest das wichtigeste
religiöse Fest des Jahres
Von Gerhard Cantzler
Speyer- Heute früh, kurz nach 07.00 Uhr: In der
neuen „Fatih Camii“-Moschee in der Speyerer Brunckstraße versammeln
sich die ersten Gläubigen. Heute ist ein großer Tag im Leben eines
jeden Muslimen - heute begehen sie ihren höchsten religiösen
Feiertag - das „Opferfest“.
Imam
Bilal Gündüz stimmt die ersten Gebete an - ein ums andere
mal werfen sich die Männer zu Boden, erheben sich wieder und
streichen sich mit beiden Händen über Augen und Gesicht – dann
beginnt der Imam mit seiner Ansprache – leise und eindringlich
spricht er vom Frieden und der Verpflichtung eines jeden Muslims
zur Freundschaft und Versöhnung mit allen Menschen - auch über alle
konfesionellen Grenzen hinweg. Gut 30 Minuten spricht Imam Gündüz
an diesem Tag – erinnert die Gläubigen an ihre Pflicht, gerade an
diesem Tag die Bedürftigen nicht zu vergessen und an den Armen
„Gutes zu tun“. Es ist ein besonderer Tag heute. .
Eine Stunde
später: Immer mehr Männer legen im Vorraum der Moschee ihre Schuhe
ab und strömen in den Gebetsraum - einige haben auch ihre Kinder
dabei, wollen sie schon früh mit „der Schönheit ihres Glaubens“
vertraut machen, wie einer dem nichtmuslimischen Schreiber erklärt.
Ein kleines Mädchen, noch etwas verschlafen zu dieser frühen
Stunde, schmiegt sich vertrauensvoll an ihren Vater.
Bald schon knien gut 400 Gläubige dicht an dicht auf den in
langen Reihen im Gebetssaal ausgelegten Teppichen. Inzwischen ist
im Osten – über der Gebetsnische im Zentrum der Rückwand der
Moschee - die Sonne aufgegangen und schickt ihre Strahlen über die
versammelten Gemeinde.
Da im Islam
kirchliche und weltliche Dinge dichter miteinander verwoben sind
als z.B, im Christentum, ist dieser höchste religiöse Feiertag
zugleich auch der Tag, an dem der Gemeindvorstand vor seinen
Mitgliedern Rechenschaft über das vergangene Jahr ablegen muss.
Gemeindevorsitzender Selahattim Yildirim berichtet
über die gemeinsame Arbeit der Gemeindemitglieder an der neuen
Moschee, sein Stellvertreter Servet Özel erstattet
den Kassenbericht – die neue Moschee ist ausschließlich aus Spenden
der Gemeindmitglieder finanziert worden, berichtet er – ein
gewaltiger Kraftakt, auf den die Speyerer „Türkisch-Islamische
Gemeinde“ zu Recht stolz ist. An diesem Tag aber gelten die
Spenden, die während des Gottesdienstes eingesammelt werden, nicht
dem eigenen Gotteshaus – sie sind den Bedürftigen in der Gemeinde
und in der Welt zugedacht.
Imam Gündiz setzt den Gottesdienst fort und betritt jetzt die
Kanzel, liest von dort aus in arabischer Sprache Suren aus dem
Koran und legt diese aus.
Vor den abschließenden Gebeten – wieder aus der Gebetsnische
gesprochen – verliesst Servet Özel schließlich als
ein Zeichen des Willens zur Integration ein Grußwort der Gemeinde
in deutscher Sprache - dann verlassen die Männer langsam den
Betsaal.
Lesen Sie das Grußwort des Vorstandes der
Türkisch-Islamischen Gemeinde von heute im
Wortlaut im SPEYER-KURIER. 
Draußen stehen köstliche Süssigkeiten für jedermann bereit –
Tradition auch dies. Man gibt und nimmt – Speisen und gute Wünsche.
„kurban bayraminiz kutlu olsun“, ruft man sich
einander zu, umarmt sich – Jüngere küssen den Älteren ehrerbietig
die Hand. „kurban bayraminiz kutlu olsun“ wünscht
man sich und den Gästen - auch den nichtmuslimischen.
An
Kurban Bayrami gedenken die Muslime ihres
Propheten und Urvaters Ibrahim (Abraham), der die göttliche Probe
bestanden hatte und bereit war, seinen Sohn Ismael (Isaak) für
Allah (Gott) zu opfern. Als Allah Ismaels Bereitschaft und sein
Gottvertrauen erkannte, gebot er ihm Einhalt. Ibrahim und Ismail
opferten daraufhin voll Dankbarkeit im Kreis von Freunden und
Bedürftigen einen Widder.
Eine Überlieferung, in der sich Anhänger aller monotheistischen
Religionen – Juden, Christen und Muslime – gleichermaßen
wiederfinden.
An diesem Festtag, der zugleich auch das Ende der Hadsch, der
Wallfahrt zum Berg Arafat markiert, die jeder Muslie einmal in
seinem Leben absolvieren sollte, wird insbesondere in den Familien
weitergefeiert. Ein Lamm ist geschlachtet und zubereitet worden –
für ein zweites bezahlt der Hausherr die Kosten in einen Fonds ein,
aus dem Arme in der Heimat, aber auch in der „neuen Heimat“, in
Deutschland, gespeist werden . Ein durchaus intelligentes
Verfahren, Bedürftige auch über viele tausend Kilometer am eigenen
Festrmahl teilhaben zu lassen.
Also:„Kurban bayraminiz kutlu olsun“ ruft auch
der SPEYER-KURIER heute seinen muslimischen
Leserinnen und Lesern zu – ! Foto: gc
15.10.2013
Grußwort der Gemeinde zum Opferfest
Verehrte Geschwister,
Dank sei Allah, dass Er uns mit dem heutigen Tage ein weiteres Mal
das Opferfest erreichen lässt.
Heute beginnt das religiöse Hochfest der Muslime. Das Fest, zu dem
Opfertiere dargebracht und die Bedürftigen versorgt werden. Das
Fest, das die Herzen mit Liebe und Barmherzigkeit erfüllen lässt.
In diesen Tagen besuchen wir wieder die Verwandten und Erwachsenen.
Wir küssen ihnen die Hand und den Kleinen küssen wir die Augen. Die
Zerstrittenen unter uns, sie finden wieder zueinander. Wir vergeben
den Menschen heute wieder. Unsere Einheit und unser Zusammenhalt,
sie sind heute wieder so stark wie nie zuvor.
Und nicht nur der heutige Tag ist ein gesegneter. Der ganze Monat,
in dem wir uns befinden, ist es. Denn dieser Monat ist der Monat
des Hadsch. So heißt es hierzu im Koran:
„Die
Hadsch-Monate, sie sind bestimmte Monate.“ [1] Und diese
sind die Monate Schawwal, Zulqada und eben der Zulhidscha, in dem
wir uns befinden. [2] Über den Hadsch sagte unser Prophet (saw)
dereinst:
„Der Hadsch ist Arafat!“ [3] Mit anderen
Worten ist dieser Gottesdienst nur dann richtig vollführt, wenn man
auch die Waqfa bei Arafat macht. Dies ist nur einmal im Jahr
möglich. Am Arafa-Tag, dem Tag vor dem Fest.
Verehrte Geschwister,
Arafat ist der Ort, an dem schon die Propheten Adem (a.s.), Ibrahim
(a.s.) und hunderte andere Propheten und natürlich auch der Prophet
Muhammed Mustafa (saw), die Sonne der beiden Welten, Allah
angerufen und Ihn angefleht haben. Er ist der Ort, an dem die
Gebete der Muslime angenommen und ihre Sünden vergeben
werden.
Hier machen die Pilger in ihrem Ihram einen Probelauf für die
Versammlung zur Rechenschaft. Hier verstehen sie, dass weder die
Welt noch Vermögen oder Stand eine Bedeutung haben. Dass alles
vergänglich ist. „Labbayk, labbayk!“ rufen sie hier alle wie aus
einem Mund, wenn sie sich gemeinschaftlich ihrem Herrn
hinwenden.
Unser geliebter Prophet (saw) sagte dereinst:
“Die Zahl der
Diener, die Allah am Arafa-Tag von der Hölle freispricht, ist nicht
im entferntesten zu vergleichen mit der Zahl an anderen
Tagen.“ [4]
“Wer den Hadsch vollführt ohne ein
schlechtes Wort zu reden und eine große Sünde zu begehen, der kehrt
zurück nach Hause so sündenfrei wie am Tag, an dem ihn seine Mutter
geboren hat. “ [5]
Verehrte Gemeinde,
den Wert dieser gesegneten Tage sollten wir zu schätzen wissen.
Dazu gehört, dass wir Tieropfer darbringen, um uns damit Allah zu
nähern. Auch wir sollten damit die Ergebenheit in Allah
demonstrieren, die der Prophet Ibrahim (a.s.) und sein Sohn Ismail
(a.s.) gezeigt haben. Wir sollten alle unseren Familien, unseren
Kindern und der ganzen Menschheit zu Sinnbildern werden der Liebe
und der Barmherzigkeit.
Verehrte Gläubige,
möge das Opferfest der islamischen Welt und der gesamten Menschheit
Frieden und Eintracht bringen. Ich wünsche allen ein gesegnetes
Fest. Möge es unserer Brüderlichkeit, unserer Einheit und unserem
Zusammenhalt beitragen und uns Vergebung bringen. Möge es uns allen
Gelegenheit geben unsere religiösen Werte zu leben und leben zu
lassen. In der Hoffnung auf nachfolgende Generationen voller Iman
wünsche ich uns allen noch etliche solche Festtage.
Ich beende heute meine Ansprache mit der ungefähren Bedeutung des
Eingangsverses:
“Weder das Fleisch der Opfertiere erreicht
Allah noch ihr Blut. Einzig eure Ehrfurcht wird es sein, die Ihn
erreicht…“ [6]
15.10.2013
Botschaft zum Opferfest 2013
Heute am
Dienstag, den 15. Oktober 2013, beginnt das Opferfest. Für die
vielen Pilger in den Heiligen Stätten, die hier als Zeichen ihrer
Dienerschaft vor Allah den Hadsch vollführen und in dieser
freudevollen und segenreichen Atmosphäre zu gewahren suchen was
vergangen, gegenwärtig und noch kommen wird; aber auch für all die
Gläubigen, deren Herzen sich sehnen nach diesen Heiligen Stätten,
für all jene beginnt nun mit diesen Tagen ein religiöses Hochfest,
das für tiefste Ergebenheit in den Schöpfer sowie für Solidarität
in der Gesellschaft und ein Näherkommen dieser steht.
Das Opferfest ist uns eine der außerordentlichen weil
segenreichen Zeitabschnitte, da wir innehalten und das Kapital der
Zeit, das wir sonst verantwortungslos verschwenden, ummünzen können
in Liebe, Frieden und Eintracht, in Teilen und Brüderlichkeit.
Allah, dem Erhabenen, sei Dank dafür, dass Er uns diese Tage noch
einmal erreichen lässt.
Mit dem Opferfest halten wir auch in Erinnerung die
Barmherzigkeit, die herabkam auf die Propheten Ibrahim (a.s.) und
Ismail (a.s.). Sie hatten sich Ihm und Seinem Befehl in vollem
Gehorsam ergeben. So lehrt uns das Opferfest, dass die
Gottesdienste die Ergebung in Allah, das Ihm Nahen symbolisieren.
Dass unser Vermögen - uns von Allah nur anvertraut - und die Liebe
in den Herzen nur zunehmen je mehr wir hiervon geben und damit
teilen. Dass nicht das Fleisch der Opfertiere Ihn erreicht noch ihr
Blut, sondern einzig unsere Ehrfürchtigkeit, unsere Frömmigkeit und
Empfindsamkeit.
Religiöse Hochfeste sind für uns persönlich Tage der Freude,
aber auch Tage, da wir die anderen erfreuen. Tage, da wir die
Sorgen unserer Mitmenschen teilen und uns mit ihnen freuen.
Kleinkrämerei, Egoismus, sinnlose Streitigkeiten und Kränkungen
gehören nun beiseitegeschoben. Niedergerissen Mauern, die sich vor
dem Ego des Menschen auftürmen. Niedergerissen, so dass er aus sich
selbst wieder raus kommt, seine Mitmenschen wieder gewahrt, und
schließlich, als Mensch, der vollkommen ist, vollkommen im
Charakter wie der Islam ihn beschreibt, wieder lernt zu teilen,
seine Mitmenschen zu umarmen und sie zu lieben. Das Gebet zum
Festtag will uns auch wieder etwas sagen. Das gemeinschaftliche
Gebet, die Reihen, in denen sich die Gläubigen zum Gebet aufstellen
Schulter an Schulter, sie künden uns davon, dass die Hochfeste
gleichzeitig auch für Einheit und Gemeinsamkeit stehen. Dass
Separation und Abspaltung die Gesellschaft nur schwächen und dass
ein Miteinander uns als Gesellschaft und religiöse Gemeinschaft nur
stärkt.
Trotz all der traurigen Ereignisse in der heutigen Welt sind
religiöse Hochfeste uns eine wichtige Auszeit, in der wir uns dem
Alltäglichen entziehen und wieder zu uns kommen. Sie sind uns
Gelegenheit uns wieder der Werte zu erinnern, die uns zu Menschen
machen und dem zu Individualismus neigenden Menschen helfen, sich
und seine Umwelt zu entdecken. Auf gesellschaftlicher Ebene bieten
sie uns eine Atmosphäre der Liebe oder auch der Traurigkeit. Hier
stehen nun im Vordergrund Liebe, Freundschaft und das Teilen. Den
Frieden und die innere Ruhe des Einzelnen spüren wir nun als
Gesellschaft.
Daher sollten wir religiöse Hochfeste begreifen als Tage, da wir
wieder aufeinander zugehen und nicht etwa uns voneinander abwenden.
In diesen Tagen sollten alle etwaige Kränkungen vergessen sein und
die Herzen wieder zueinander finden. Auf der anderen Seite besteht
der Sinn des Opfergottesdienstes nicht darin, Blut fließen zu
lassen, sondern das Fleisch der Opfertiere an Bedürftige in der
mittelbaren und unmittelbaren Umgebung oder auch am anderen Ende
der Welt zukommen zu lassen. Auf diesem Weg zu stärken die
Brüderlichkeit und die Liebe.
Mögen alle Festtage auch in der Stimmung und Atmosphäre eben
solcher vergehen. In der Hoffnung auf eine Welt, in der Frieden und
Eintracht herrschen, in der Recht und Gerechtigkeit walten und
Krieg, Terror wie Armut ein Ende finden wünsche ich der islamischen
Welt und insbesondere den Muslimen in Deutschland ein gesegnetes
Opferfest. Möge es uns allen, möge es der gesamten Menschheit Wohl
bringen.
Prof. Dr. Izzet ER, Vorsitzender DITIB-Dachverband
Türkisch Islamische Gemeinde, Ditib-Fatih Camii
Speyer
www.ditib-speyer.de
15.10.2013
Türkisch-Islamische Gemeinde Speyer hatte zum ersten „Tag der Offenen Moschee“ geladen
Weder Sprache
noch Rasse – weder Religion noch Glaube dürfen Hindernis sein auf
dem Weg zur gegenseitigen Verständigung und Liebe
Von Gerhard Cantzler
Speyer- Bundesweit war er bereits der zwölfte -
in Speyer aber der allererste „Tag der Offenen
Moschee“, zu dem die Speyerer Türkisch-Islamische
Ditib-Gemeinde heute mit berechtigtem Stolz in ihre neue
„Fatih Camii-Moschee“ in die Brunckstraße im
„Gewerbegebiet Speyer-West“ eingeladen hatte. Und mehr als 400
Gäste – je zur Hälfte etwa Muslime und Christen – folgten am
„Tag der Deutschen Einheit“ dieser Einladung und
unterstrichen so ihren unverbrüchlichen Willen zur Einheit und
Verständigung auch über konfessionelle Grenzen hinweg. Unter ihnen
sah man auch viel politische Prominenz - angeführt von dem für
Migration und Integration zuständigen Städtischen
Beigeordneten Dr. Wolf Böhm, Landtagsabgeordnetem Dr. Axel
Wilke und Vertretern nahezu aller im Speyerer Stadtrat
vertretenen Fraktionen.. Dazu die Vorsitzende des Speyerer
Migrationsbeirates, Dr. Brenda Hart-Bohne und der
Sprecher des „Intereligiösen Forums“ in der Stadt,
Pastoralreferent Dr. Markus Lamm sowie
Pfarrer Hubert Ehrmanntraut und den
Protagonisteten des interreligiösen Austauschs in der Stadt,
Pfarrer i.R. Bernhard Linvers.
Sie alle
wurden in Vertretung des Vorsitzenden der Speyerer
„Türkisch-Islamischen Gemeinde“, Selahattim
Yildirim, von dessen „Vize“ Servet Özel,
begrüßt – Yildirim selbst - gerade noch rechtzeitig von einer
mehrwöchigen Reise in seine „alte“ türkische Heimat nach Speyer
zurückgekehrt – gesellte sich so erst später unter dem großem
„Hallo“ seiner muslimischen und christlichen Freunde zu dieser
Veranstaltung.
„Umweltschutz - Moscheen setzen sich ein“ - so
laute das Motto des diesjährigen „Tages der Offenen Moschee“,
erläuterte Servet Özel in seiner Begrüßungsansprache. Damit wollten
auch die Muslime in Speyer ihre besondere Verantwortung für den
Erhalt von Natur und Umwelt dokumentieren, die allen Menschen von
dem gemeinsamen Gott anvertraut sei. „Die Ethik der drei
abrahamitischen Weltreligionen lehrt uns alle die gleiche Liebe und
Verständigung über religiös-konfessionelle Grenzen hinweg“, betonte
Srvet Özel weiter. Eingedenk dieser Forderung habe die Gemeinde zu
diesem Tag rund um die neue Moschee Bäume gepflanzt – ein
besonderes Exemplar, ein Kugel-Ginko, der von den Ratsmitgliedern
und dem Migrationsbeirat sowie dem „Interreligiösen Forum“
gestiftet worden sei, dokumentiere diese Zusammengehörigkeit auf
ganz besondere Weise.
Als lebendiges
Zeichen der „Freundschaft und der Toleranz zwischen den Religionen“
bezeichnte auch Dr. Markus Lamm die Pflanzung
dieses Baumes. „Möge das Miteinander unserer Religionen weiter so
wachsen wie dieser Baum“, wünschte Dr. Lamm, der sich noch einmal
ausdrücklich für die spontane Hilfsbereitschaft der Speyerer
Moscheengemeinde bedankte, die den obdachlos gewordenen Menschen
aus der von der Gasexplosion am vergangegen Samstag so schwer
betroffenen Menschen aus Harthausen mit größter
Selbstverständlichkeit ihr Haus geöffnet hätten. „Wir haben nur
getan, was uns der Koran gebietet“, wehrten Servet Özel und der
inzwischen gleichfalls eingetroffene Selahattim Yildirim
Dankesbekundungen ab, an die sich auch
Beigeordneter Dr. Böhm angeschlossen hatte. Dr.
Böhm erinnerte auch daran, dass der Ginko mit über 300 Millionen
Jahren zu den ältesten Baumarten der Welt gehöre und deshalb ein
ganz besonderes Symbol für die Langlebigkeit und Haltbarkeit der
Freundschaft auch zwischen Ethnien und Religionen darstelle.
„Freuen wir
uns über die Realität“, rief Dr. Brenda Hart-Bohne
in ihrem Grusswort der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu, „denn
Speyer gehört uns allen – egal, woher wir stammen und wie lange wir
schon in der Stadt zuhause sind“.
Den religiösen Hintergrund dieses Tages unterstrich sodann der
Speyerer
Imam
Bilal Gündiz, der daran erinnerte, dass Gläubige aller
drei monotheistischen Religionen – Juden, Christen und Muslime –
gleichermaßen Kinder von Adam und Eva seien. Von Selda
Ünsal einmal mehr perfekt ins Deutsche übersetzt, sprach
er sich leidenschaftlich dafür aus, dass weder Sprache noch Rasse –
weder Religion noch Glaube ein Hindernis sein dürften auf dem Weg
zur gegenseitigen Verständigung und Liebe, „denn wir lieben das
Geschöpf, weil wir in ihm den Schöpfer lieben“.
An die „deutschen Geschwister“ gewandt dankte der Imam dafür,
dass sie den Muslimen in der Stadt immer wieder mit offenen Armen
und offenem Herzen begegnen würden und es ihnen so ermöglichten,
ihren Glauben und ihre Religion zu leben.
An dem bereits in die Erde vor der Moschee eingepflanzten
Kugel-Ginko - Dr. Böhm: „Wir haben diese spezielle Ginko-Art
deshalb ausgewählt, weil dieser Baum nicht zu groß wird und die
Moschee - statt den Blick auf sie zu verstellen – sie nur mehr
zusätzlich schmückt“ - versammelten sich sodann die Ehrengäste, um
- jeder für sich und für die von ihm vertretenen Gruppe dem Baum
beste Wünsche zu überbringen. Mit dem aus dem Irak stammenden
Daoud Hattab für Asien, Dr. Brenda
Hart-Bohne für Amerika und Dr. Peter
Kerstjens für Australien seien neben den zahlreichen
Europäern Vertreter von vier von fünf Kontinenten an dem Baum
versammelt, betonte Dr. Böhm – ein gutes Zeichen für „die eine,
gemeinsame Welt“.
Unter den
Klängen einer traditionellen Ney-Langflöte hatten die anwesenden
Vertreter der politischen Parteien und Institutionen - unter ihnen
auch die Nachbarin der Moschee, die Doyenne des Speyerer
Stadtrates, Margret Boiselle-Vogler, Gelegenheit,
dem frisch gepflanzten Baum eine Schippe Erde und beste Wünsche auf
sein hoffentlich langes Leben mit auf den Weg zu geben.
Dann war der
Kinderchor der Moschee – seit seinem letzten Auftritt schon wieder
deutlich angewachsen - an der Reihe, die anwesenden Gäste, die sich
zwischenzeitlich, je nach Lust und Laune, an süssen bzw, an
deftigen türkischen Köstlichkeiten gütlich taten, mit türkischen
Kinderliedern zu unterhalten. Zuvor schon hatte der kleine
Mert Özkan – von Mama inspiriert – gestenreich die
türkische Nationalhymne zu Gehör gebracht.
Im Betsaal der
Moschee hatten sich inzwischen interessierte Gäste versammelt, die
an diesem Tag zum ersten Mal in des Moschee zu Gast waren. Sie
wurden von Imam Bilal Gündiz und Selda
Ünsal höchst kompetent in die Gebetskultur und den Ritus
der Muslime eingeführt - erfuhren, dass man die Moschee nicht nur
barfuss, sondern auch mit dem rechten Fuss zuerst betritt, um so
die Aufmerksamkeit für das zu schärfen, was einem im Gebet
begegnet. Höchst spannende Informationen und sicher für jeden
Nicht-Muslimen Grund genug, sich mit den religiösen Sitten und
Gebräuche der muslimischen Nachbarn – Türken in aller Regel bei uns
– einmal etwas näher zu beschäftigen.
Und eine Möglichkeit für jeden, Verständnis und Empathie für
jene Nachbarn zu gewinnen, die vor mehr oder weniger langer Zeit zu
uns gekommen sind, weil wir sie als Arbeitskräfte in unserer
Wirtschaft brauchten und die inzwischen zu gleichberechtigten
Mitbürgern geworden sind – getragen von gleichen
Glaubensgrundsätzen, wie man heute beim „Tag der Offenen Moschee“
wieder lernen konnte. Foto: gc
03.10.2013
Malu Dreyer: DITIB leistet wichtige Arbeit im Land
Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit dem Landesvorstand von DITIB Rheinland-Pfalz
Mainz- Ministerpräsidentin Malu
Dreyer hat sich heute zu einem Gespräch mit dem Vorstand des
Landesverbandes der DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt
für Religion) in der Staatskanzlei getroffen. Der Vorsitzende
Yilmaz Yildiz informierte die Ministerpräsidentin über neue
Entwicklungen und Projekte bei DITIB. Mit 45 Moscheegemeinden und
6.700 Mitgliedern (25.000 Familienmitglieder) ist DITIB die größte
Vertretung der Rheinland-Pfälzer und Rheinland-Pfälzerinnen
muslimischen Bekenntnisses.
Ministerpräsidentin Dreyer dankte dem
Landesvorstand und den Gemeinden für die wichtige Arbeit und nannte
als Beispiele die Mitwirkung am Runden Tisch Islam, die
Kooperationen mit der Polizei und die Gründungs eines
Landesfrauenverbandes und eines Landesjugendverbandes. „Die
Landesregierung möchte den Dialog mit den Rheinland-Pfälzerinnen
und Rheinland-Pfälzern muslimischen Bekenntnisses weiter vertiefen.
Deshalb ist mir der regelmäßige Meinungsaustausch mit DITIB sehr
wichtig“, sagte die Ministerpräsidentin. Es sei eine gemeinsame
Aufgabe, für ein gutes Miteinander der Menschen und Religionen zu
werben und noch bestehende Vorurteile abzubauen. DITIB trage seit
vielen Jahren mit seinem Engagement zum gegenseitigen Verständnis
und zum friedlichen Zusammenleben der Menschen in Rheinland-Pfalz
bei. Malu Dreyer und DITIB waren sich einig, ehrenamtliches
Engagement auch in islamischen Moscheegemeinden und Verbänden
stärker zu würdigen. Der Vorstand kündigte an, dazu auch vermehrt
Vorschläge für Ehrungen einzureichen.
An dem Termin nahm auch der Beauftragte der
Landesregierung für Migration und Integration, Miguel Vicente,
teil, der den Runden Tisch Islam leitet. Vicente: „Ich freue mich,
dass sich auch der interreligiöse Dialog zwischen DITIB, den
Kirchen und den jüdischen Gemeinden immer mehr vertieft.
Ein gutes Beispiel ist das interreligiöse Gebet zur
Eröffnung des landesweiten Ehrenamtstags am 29. September 2013 in
Speyer.“
Text und Foto: stk-rlp
21.08.2013
„Ramazan Bayramin mübarek olsun" - „ein gesegnetes Ramadan-Fest“
Muslimische
Mitbürger feiern in ihren Familien und mit Freunden drei Tage lang
das Ende des Fastenmonats Ramadan
Von Gerhard Cantzler
Speyer- Heute früh gegen 7:30 Uhr
im Innenhof der„Fatih Camii – Moschee“ in der
Speyerer Brunckstraße Während sich die Sonne über der mit vier
kleinen Minaretten geschmückten Moschee langsam, langsam ihre Bahn
durch die Wolken bricht, treten die gut 400 Männer der Speyerer
Türkisch-Islamischen Gemeinde, die heute früh schon an dem
festlichen Gottesdienst zum „Bayramin“, der Eröffnung des
dreitägigen Ramadan-Festes teilgenommen haben, aus der Moschee –
rufen sich immer wieder gegenseitig ein herzliches "Ramazan
Bayramin mübarek olsun" zu – „einen gesegneten Ramadan“ und
tauschen in großer Innigkeit den Friedensgruss miteinander.
Schon gut zwei
Stunden zuvor waren sie alle in den großen Betsaal, den Mittelpunkt
ihrer Gemeinde gekommen, wo Iman Bilal Gündiz beim
Sonnenaufgang um 05:48 Uhr mit einem Gebet den Beginn des
dreitägigen „Festes des Fastenbrechens“, des „Id al-Fitr“
angekündet hatte. Für viele der Anwesenden ist es noch immer ein
kleines Wunder, dass es ihnen gelungen ist, mit ihrer eigenen Hände
Arbeit und mit viel Unterstützung auch vieler nichtmuslimischer
Freunde dieses eindrucksvolle geistliche Zentrum ihrer Gemeinschaft
in Speyer zu errichten.
Nach der am vegangenen
Samstag mit großer öffentlicher Beteiligung begangenen
Kadir Gecesi – der „Nacht der Bestimmung“ (lesen
Sie dazu mehr im SPEYER-KURIER vom 04.08.2013)
sind die nun folgenden drei Tage eher dem Feiern in der Familie und
mit engen Freunden vorbehalten. Wer seine Verstorbenen in der Nähe
begraben hat – bisher ist dies allerdings noch immer eher die
Ausnahme – der besucht die Gräber seiner Vorfahren und Anverwandten
oder reist – wie der Vorsitzende der Speyerer Gemeinde,
Selahattin Yildirim - noch am ersten Tag des Festes in die
Heimat, um dem in Speyer verstorbenen und in der Türkei begrabenen
Vater nahe zu sein.
Für den Imam
der Speyerer Gemeinde ist dieses Ramadan-Fest 2013 ein ganz
besonderes: Bilal Gündiz, der jetzt schon im
vierten Jahr seinen Dienst in Speyer versieht und im nächsten Jahr,
nach Ablauf seiner auf fünf Jahre befristeten Amtszeit wieder in
die Türkei zurückkehren wird, kann zu diesem Ramadan-Fest nämlich
besonders lieben Besuch begrüßen: Sein Sohn
Mehmet, das zweite seiner vier Kindern, 23 Jahre alt und
derzeit Student der Chemie an der Universität in Bursa, ist
gekommen, um die bedeutenden Feiertage mit seinen Eltern zu
begehen. Er ist schon zum zweiten Mal in Speyer, hat die im
Verhältnis zu türkischen Großstädten eher beschauliche Stadt am
Rhein lieb gewonnen und könnte sich durchaus vorstellen, später
einmal wieder – vielleicht sogar dauerhaft - hierher
zurückzukommen.
Heute früh hat Mehmet miterlebt, wie sein Vater bei
Sonnenaufgang aus der gen Mekka ausgerichteten Gebetsnische in der
Ostwand der Moschee die traditionellen Gebete zum „Bayram-Fest“
gespochen hat - hat beobachtet, wie er, der Imam, auf die Kanzel
gestiegen ist, deren oberste Stufe aus Ehrfurcht nicht betreten
wird, weil von dort herab einst der Prophet Muhammed predigte, und
hat gehört, wie der Vater zu den Gläubigen von Ehrfurcht gegenüber
Allah sprach, von Respekt vor den Mitmenschen und von Toleranz
gegenüber allen Andersgläubigen.
Die Mitglieder
der Speyerer türkisch-islamischen Gemeinde, von denen sich viele
wie der vor 33 Jahren aus Pakistan nach Speyer eingewanderte
Rosenhändler Ahmed Rashid, inzwischen längst als
„Speyerer muslimischen Glaubens“ verstehen – sie sind längst
angekommen in einer Gesellschaft, in der sich mitunter die
„aufnehmende Mehrheitsbevölkerung“ mit der „ankommenden
Zuwandererminderheit“ noch immer schwererzu tun scheint als
umgekehrt. Die letzten Tage haben es überzeugend dargestellt: Die
Pforten der Speyerer Moschee stehen auch Nichtmuslimen immer offen
– wir Nichtmuslime sollten dieses mit offenen Armen gemachte
Angebot bereitwillig annehmen.
Und so war es heute früh auch für für Imam Bilal
Gündiz wieder selbstverständlich, in seine Segensgebete zum
Abschluss dieses feierlichen Gottesdienstes auch die ganze Stadt
Speyer und all ihre Bürgerinnen und Bürger – unabhängig von
Konfession und Glauben - mit einzubeziehen.
Also, liebe muslimische Mitbürgerinnen und
Mitbürger: Auch der SPEYER-KURIER wünscht Ihnen
ein gesegnetes Ramadan-Fest und den Kindern, die
sich auf diese aus gutem Grunde auch „Zuckerfest“ genannten Tage
ganz besonders freuen, viele Geschenke und köstliche Leckereien.
Deshalb noch einmal: "Ramazan Bayramin mübarek olsun
!" Foto: gc; Archiv spk
08.08.2013
Dem Gedenken an die Überbringung des Korans an den Propheten Mohammed gewidmet
Türkisch-Islamische Gemeinde
Speyer feiert „Nacht der Bestimmung – Kadir Gecesi“
von Gerhard Cantzler
Speyer- Der Himmel über der neuen
„Fatih Camii“-Moschee in der Speyerer Brunckstraße
hatte sich bedrohlich grau bezogen, als am gestrigen Samstagabend
die Mitglieder der Türkisch-Islamischen Gemeinde mit ihren Speyerer
Gästen zur „Nacht der Bestimmung Kadir Gecesi“ -
zur „Nacht der Offenbarung“ zusammenkamen - jener
Nacht, in der der Überlieferung nach Allah durch seinen Erzengel
Gabriel das heilige Buch der Muslime, den Koran, an seinen
Propheten Mohammed überbringen ließ. Diese wohl heiligste Nacht im
islamischenJahreslauf wird jeweils an den ungeraden Tagen ab dem
20. Tag des Fastenmonats Ramadan gefeiert – in der Regel ist es die
27. Nacht des Ramadan, der in diesem Jahr mit dem Sonnenuntergang
am kommenden Mittwoch, am 7. August endet.
Als jetzt an dieser „Kadir Gecesi“ 2013 der
Imam der Speyerer Gemeinde, Bilal
Gündüz, zum Sonnenuntergang um Punkt 21:11 Uhr den „Ezan“
- den Aufruf zum Gebet – erschallen ließ und damit das Fasten
„brach“ an diesem Tage, da strahlte der Vorsitzende der Speyerer
Dittib-Gemeinde, Selahttin Yildirim übers ganze
Gesicht, denn durch die immer weiter aufreissende
Wolkendecke brach sich noch einmal zögerend die Sonne Bahn und
spiegelte sich in den vier kleinen Minaretten auf dem Vordach der
Moschee: „Allah – Gott – ist mit den Seinen“, so Yildirim dankbar
gerührt.
Zuvor schon
hatte der Vorsitzende der Speyerer Türkisch-Islamischen
Gemeindeneben Oberbürgermeister Hansjörg Eger und
seinem für Fragen der Integration zuständigen Städtischen
Beigeordneten Dr. Wolf Böhm auch zahlreiche Vertreter der
für den Speyerer Westen zuständigen christlichen Kirchen begrüßen
können: Pfarrer Hubert Ehrmanntraut und seinen
schon seit Jahrzehnten um den interreligösen Dialog bemühten,
emeritierten Kollegen Bernhard Linvers, dazu
Pastoralreferent Dr. Markus Lamm - ihre
evangelischen Kollegen mussten sich wegen der Ferienzeit
entschuldigen. Gekommen waren dagegen die Vorsitzende des Speyerer
Beirates für Migration und Integration, Dr. Brenda
Hart-Bohne mit ihrem Stellvertreter Daoud
Hattab sowie dier Vorsitzende der „Johann Joachim Becher
Gesellschaft“, Hans-Joachim Spengler mit Ehefrau
Brigitte. Entschuldigt hatten sich für diesen Abend auch
die Mitglieder der Speyerer Israelitischen Kultusgemeinde: Die
strengen Bestimmungen ihres Glaubens für den 'Schabbat' hatten
ihnen eine Teilnahme an diesem Samstag unmöglich gemacht.
Selahattin Yildirim betonte in seiner Begrüßung
den hohen Rang, den seine Gemeinde der Außendarstellung des Islams
beimesse. Gleichzeitig seien die Speyerer Muslime aber auch an
einer aufrichtigen und intensiven Pflege des interreligösen Dialogs
- der kulturellen Begegnung mit den anderen monotheistischen
Religionen - mit Juden und Christen - interessiert. Dieses habe
sich immer wieder in den gemeinsamen Friedensgebeten aller
religöser Gemeinschaften in Speyer manifestiert und dokumentiere
sich auch an diesem Tag in dem gemeinsame Begehen des
Fastenbrechens.
Selda
Ünsal, im Brotberuf medizinisch-technische Assistentin und
ehrenamtlich als kenntnisreiche Führerin durch die Speyerer Moschee
und als bestens beschlagene Kennerin des Islam unterwegs, hatte es
übernommen, den nichtmuslimischen Gästen den Hintergrund dieser
feierlichen Nacht zu erläutern
Lesen Sie dazu die Ausführungen von Selda Ünsal
im Wortlaut im SPEYER-KURIER 
Frau Unsal erklärte dannach den interssierten
Gästen auch den Gebetsritus innerhalb des imposanten Betsaals der
Moschee, wo Männer und Frauen in getrennten Räumen den vom Imam in
der Ursprache des “Heiligen Buches“ - in Arabisch - rezitierten
Worten des Koran lauschen – nur die Lesungen und die Predgt werden
in der Speyerer Gemeinde in türkischer Sprache gehalten. Selda
Ünsal zu dieser Geschlechtertrennung: „Die gab es im Islam nicht
von Anfang an, sondern sie wurde erst später eingeführt, um zu
vermeiden, dass die Menschen durch die Anwesenheit des jeweils
anderen Geschlechts in ihrer Konzentration allein auf das Gebet
abgelenkt werden“.
Nach einem
Grußwort von Oberbürgermeister Hansjörg Eger, in
dem er seiner Freude über die offenischtlich gelungene Integration
der islamischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zum Ausdruck brachte,
und noch ehe dann Imam Bilal Gündüz das Dankgebet
für diesen „gesegneten Fastentag“ sprach, forderte
Selahattin Yildirim die Gäste auf, sich schon
einmal an den reichlich zubereiteten Speisen zu bedienen, um nach
dem offiziellen Fastenbrechen unverzügliche mit dem Schmausen
beginnen zu können. Gut so, denn immerhin hatten die gläubigen
Muslime an diesem Tag bis zum Fastenbrechen schon schon gut 17
Stunden ohne Essen und Trinken auskommen müssen - und die
wunderbaren Düfte des Orients, die bei der Zubereitung der
köstlichen Speisen verströmt wurden, ließen die Selbstkasteiung
durch das Fasten nur noch um so stärker erlebbar werden.
Umrahmt von
musikalischen Beiträgen der Kindergruppe der
Moschee und einem virtuosen Spieler einer traditionellen
türkischen Langflöte genossen die inzwischen fast 500 Besucher an
diesem Abend das köstliche Mahl, das die meisten mit einem
inzwischen auch in der Pfalz zu einem Lieblingsgetränk
aufgestiegenen aromatischen türkischen Tee beschlossen.
Nach einem weiteren Dankgebet des Imam – diesmal den herrlichen,
den Menschen von Gott geschenkten Speisen gewidmet – überreichte
der Vorstand der Islamisch-Türkischen Gemeinde Speyer „seinem“
Oberbürgermeister eine prachtvoll gebundene Ausgabe des Korans mit
deutscher Übersetzung - eben jenes Buches, das so ganz im
Mittelpunkt dieses eindrucksvollen Abends stand.
Um 23:00 Uhr schließlich versammelten sich die
Gemeindemitglieder noch einmal in dem großen Betsaal zum
traditionellen Nachtgebet, dem sich dann noch eine lange gemeinsame
Nacht der gastfreundlichen türkisch-muslimischen Mitbürger mit
ihren rundherum begeistert-beeindruckten Gästen anschloss.
Foto: gc
04.08.2013
Selda Ünsal:
Kadir Gecesi „Nacht der Bestimmung“ bzw. „Nacht der Offenbarung“
Was ist die „Nacht der Bestimmung"?
Es ist dies die Nacht, in der unser heiliges Buch,
der Koran, zum ersten Mal von Allah durch den Engel Gabriel an
unseren Propheten Mohammed herabgesandt bzw. überliefert worden
ist.
Der Koran ist ein Wegweiser für die Glückseligkeit
des Menschen auf der Erde und im Jenseits und der Erlöser aus dem
Dunkeln der Unwissenheit.
Die Offenbarung des Korans dauerte 23 Jahre -
zunächst in Mekka und dann in Medina – Jahre, in denen er als eine
Antwort auf Entwicklungen und Ereignisse herabgesandt wurde , sowie
der Abfolge entsprechend, die notwendig war, um die Übermittlung
der Botschaft zu beenden.
Der Koran wurde zum ersten mal um das Jahr 610 nach
heutiger Zeitrechnung an unseren Propheten herabgesandt.
Die Nacht der Bestimmung - Kadir
Gecesi - wird im Koran in der Kadr Sure erwähnt, wo es
heißt:
Wahrlich wurde der Koran in der Nacht der
Offenbarung herabgesandt.
-
Wisst ihr, was das für eine Nacht ist ?
-
Die Nacht der Offenbarung ist wertvoller als 1000 Monate.
-
Die Engel und der Geist (Gabriel ) kommen mit Gottes Wille in
dieser Nacht herunter auf die Erde.
-
Frieden sei mit Euch bis zur Morgenröte.
Aus diesem Grund gilt die „Nacht der Offenbarung“ als
die heiligste Nacht im
islamischenJahr.
Wann wird die „Nacht der Bestimmung“ bzw.“Nacht der Offenbarung“
begangen ?
Von unserem Propheten Mohammed wird berichtet, daß er sich in
den letzten Tagen des Fastenmonats Ramadan zum Gebet und zum Lesen
des Korans in die Moschee zurückzog. Deswegen ist dies ein Vorbild,
welches alle Muslime während dieser Zeit nachahmen.
Es gibt verschiedene Überlieferungen, an welchem Tag genau dies
sein könnte. Die gängigste ist, dass die Nacht ab dem 20. Tag des
Fastenmonats Ramadan zu erwarten ist - und zwar an den ungeraden
Tagen. Generell nimmt man an, daß es die 27. Nacht im Fastenmonat
Ramadan ist.
Was wurde als erstes offenbart ?
Gemäß der Überlieferung fand die erste Offenbarung in einer
Höhle im Berg Hira statt. Dies sind die ersten 5 Verse der Sure
Alak, die aus insgesamt 19 Versen besteht. Sie beginnt
folgendermaßen:
Lies im Namen deines Herren, Der erschuf
-
Er schuf den Menschen aus einem Klumpen Blut.
-
Lies ! Denn dein Herr ist der Allgütige.
-
Der ( den Menschen ) lehrte durch die Feder.
-
Der den Menschen lehrte, was er nicht wußte.
Was bedeuten diese Verse ?
Diese Verse verdeutlichen die Wichtigkeit des Lesens, Lernens,
Schreibens und die Entstehung des Menschen. Es soll dem Menschen
klar machen, wie wichtig es ist, dass sich jemand entwickelt und
sich fördern lässt. Der Mensch ist mit wertvollen Gaben durch Gott
ausgestattet, die er nur zu nutzen braucht. Dies wiederum sollte
den Menschen auch dazu bewegen, sich Gedanken über seinen Schöpfer
zu machen und sich dann dafür dementsprechend zu bedanken.
04.08.2013
Spendenaufruf: Eine Hilfewelle nach der Flutwelle
Dies ist auch unsere Heimat: Wir teilen den Erfolg, die Freude,
die Hoffnung, natürlich auch die Not, die Verzweiflung und
Betroffenheit.
Insgesamt 8 Menschen starben in Folge des Hochwassers und
Tausende stehen nun ohne Heim, Hab und Gut da. Wie furchtbar
ohnmächtig und hilflos mögen die dunklen Stunden der Verzweifelten
sein!
Nachdem die Flutwellen überstanden sind, geht’s bald ans
Aufräumen. Für viele Betroffene wird dann erst das erschreckende
Ausmaß der Verwüstung sichtbar. Nach der Hilflosigkeit während der
dramatischen Pegelstände kommen nun Erschöpfung, Depression und
scheinbare Ausweglosigkeit zum Tragen.
So ist es uns als Gesamtheit der DITIB-Gemeinden eine
Selbstverständlichkeit, für die betroffenen Menschen zu spenden.
Jeder Cent kann etwas Licht in die düstere Verzweiflung tragen,
jeder Euro etwas Hoffnung und Sicherheit spenden.
Solidarität und gelebte Nachbarschaft ist unser religiöses
Gebot. Unsere Religion mahnt uns immer auch daran, uns nicht allein
religiös einzubringen, sondern auch im besten Sinne
gesellschaftlich aktiv zu sein. Seit jeher machen wir uns stark für
den Zusammenhalt und das Miteinander. Dabei haben wir stets den
Menschen im Blick – unabhängig von Herkunft, Kultur oder
Religion.
Dass bereits in den schwersten Stunden der Not Beistand
geleistet wurde, ist Ausdruck der gelebten Solidarisierung und
lindert die erste Not. Staatliche und freiwillige Organisationen
und Privatpersonen sind den Opfern in ihrer Not zur Hilfe geeilt
und verdienen höchsten Respekt, Anerkennung und viel Dank.
Nun sind auch wir aufgerufen zu helfen!
Am Freitag, den 14.06.2013, werden deutschlandweit anschließend
an das Freitagsgebet in allen Mitgliedsgemeinden der DITIB Spenden
für die Flutopfer gesammelt.
Die Spendenbereitschaft war bereits zur Jahrhundertflut 2002
sehr groß. Jetzt wie damals wurde ein eigenes Spendenkonto für die
Flutopfer eingerichtet.
Empfänger: Türkisch
Islamische Union
Bank: Commerzbank AG Köln
Konto: 50 55 66 003
BLZ: 370 400 44
Stichwort:
Flutopferhilfe
Möge Allah den Flutopfern in Ihrer Not und in den dunklen
Stunden beistehen.
Und möge Allah einem Jeden, der den Betroffenen hilft, sein
Bemühen vergelten.
Vorstand
DITIB-Dachverband
14.06.2013
Erster Kindergarten der Türkisch Islamischen Union eröffnet in Mannheim
Der Muslimische Kindergarten Lalezar, getragen vom DITIB
Kindergarten-Trägerverein, erfährt Unterstützung vom
Oberbürgermeister wie vom Rat der Stadt Mannheim. Muslimische
Eltern in Mannheim haben nunmehr die Möglichkeit, ihre Kinder im
Alter von 3-6 Jahren über das normale Anmeldeverfahren der Stadt
Mannheim in einem muslimischen Kindergarten anzumelden, in dem
ihnen eine Erziehung in ihren eigenen Werten angedeihen wird. Mit
dem Projekt, das in Kooperation mit der Stadt Mannheim läuft,
wird ca. vierzig Kindern ein Ganztagskindergarten geboten. Im
Leistungsspektrum inbegriffen sind in diesem Modell auch
Verpflegung und Möglichkeit zum Mittagsschlaf.
Die Voranmeldung für einen Platz im Muslimischen Kindergarten
Lalezar erfolgt über die DITIB Yavuz Sultan Moschee in Mannheim
sowie das Meldesystem Kindergarten (MEKI) des städtischen
Jugendamts. Anträge von Eltern, die sich bei der Anmeldung für den
Muslimische Kindergarten Lalezar entscheiden, werden nach der Reihe
ihres Eingangs berücksichtigt. Das Interesse für einen Platz im
Kindergarten ist groß, die Kapazitäten werden dementsprechend
schnell ausgeschöpft sein. Interessierte Eltern werden daher
gebeten sich zu beeilen mit der Anmeldung.
Weitere Informationen gibt es unter info@kiga.ditib-ma.de Türkisch Islamische
Gemeinde Speyer, Presse
01.06.2013
Unfassbare Schändung einer Moschee in Düren: „NSU lebt weiter und ihr werdet die nächsten Opfer sein!“
DITIB-Vorstandssprecher
ruft zu Zivilcourage und religionsübergreifendem Einstehen gegen
rassistische und xenophobe Strömungen auf
spk. Köln. Eine beunruhigende
Zunahme von Übergriffen auf islamische Gotteshäuser verzeichnet
derzeit die DITIB, die „Union Türkisch-Islamischer Gemeinden“ in
Deutschland, zu der auch die Speyerer Moscheen-Gemeinde in der
Brunckstraße zählt. Allein im Mai habe es bereits wieder vier
polizeilich relevante Fälle gegeben - in Rheinland-Pfalz wurde
zuletzt in der Nacht zum 20. Mai in Bullay die DITIB-Moschee
besudelt, indem dort Plakate einer rechten, völkisch-nationalen
Tochter-Organisation der NPD angeklebt wurden, die als
deutschlandweite „Jugendorganisation“ getarnt ist. Hier sind die
Sicherheitsbehörden derzeit noch mit ihren Ermittlungen
beschäftigt.
In der Nacht von Samstag zum Sonntag, dem 18. Mai
2013, wurde dann der Eingang der Islamischen Gemeinde in Düren mit
Parolen beschmiert, in denen es u.a. hieß: „NSU lebt weiter und ihr
werdet die nächsten Opfer sein!!!“
Die Pressestelle der DITIB in Köln bezeichnete diese
Vorgänge jetzt als besonders infam, zeigten sie doch die
Verstrickung von politischen Strukturen, Tochterorganisationen,
Kameradschaften, Aktionsgruppen und ähnlichem, die eindeutig aus
dem rechten Spektrum stammten und die inzwischen deutschlandweit
eine verheerende Wirkung auch auf sozio-politischer Ebene
entfalteten. Damit handle es sich auch in dem Dürener Fall um eine
implizide Drohung, die sehr ernst zu nehmen sei.
Auch nach den aktuellen, vorläufigen Zahlen des
Bundesinnenministeriums sei bei den politisch rechts motivierten
Straftaten zuletzt ein Anstieg um vier Prozent auf rund 17.600
Delikte zu verzeichnen gewesen, davon mindestens 840 Gewalttaten.
Diese erschreckenden Zahlen, aber auch aktuelle Studien belegten,
dass rechtsradikale, rassistische Gewalt und die dazu gehörende
menschenverachtende Gesinnung zur Realität in Deutschland gehörten.
Die von dieser Gewalt und Gesinnung betroffenen Opfer aber
benötigten Hilfe und Unterstützung aus Politik, Staat und
Zivilgesellschaft.
Dazu erinnert
Bekir Alboga, Vorstandsprecher und stellv. Generalsekretär
des DITIB-Bundesvorstandes: „Genau in diesen Tagen blicken
wir auch auf die vor 20 Jahren verübten Anschläge von Solingen,
Mölln, Rostock und Hoyerswerda zurück und gedenken der Opfer und
ihrer Angehörigen“.
Die aktuellen menschenverachtenden Taten seien vor
dem Hintergrund eines politischen und sozialen Gesamtkontexts
entstanden, in dem sich zwar vielleicht Begrifflichkeiten und
Etiketten über die Jahrzehnte hinweg verändert haben mögen - „die
Schublade aber, in die Menschen durch diese xenophoben und
rassistischen Haltungen gesteckt werden, bleiben immer dieselben“,
so Alboga. „Terminologische Haarspaltereien bringen unsere
Gesellschaft aber nicht weiter“, stellt der DITIB-Vorstandssprecher
in seiner Stellungnahme heraus. Wenn von Islamfeindlichkeit
gesprochen werde, dann klinge dies für manche Menschen scheinbar
tolerabel, - dies sei es aber nicht. Alboga: „Sie trifft mit ihrer
Muslim-Feindlichkeit die Moscheen – die Gotteshäuser. - trifft
Gemeinden.und die Mneschen, die dort iihre Religion ausüben wollen.
Und dass diese Menschen meist auch Migranten sind, ist eben kein
Zufall“.
Um Mechanismen von Ausgrenzung, Diskriminierung und
Stigmatisierung aufzubrechen, ruft Alboga dazu auf, diese bewusst
zu machen, sie zu benennen und die Täter zu belangen. „Mehr denn je
brauchen wir neben diesem Bewusstsein eine starke Haltung gegen
Xenophobie und Rassismus aus Politik, Staat und Zivilgesellschaft.
Dies vermissen wir aber leider noch viel zu oft.“.
Zusammenfassend mahnt Alnoga Politik und
Gesellschaft, religiöse und kulturelle Grenzziehungen zu meiden, um
so ein gesellschaftliches Klima zu ermöglichen, in dem sich
Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und Religion frei entfalten
können. „Dazu gehört auch, dass sich Politik, Religion und
Zivilgesellschaft schützend vor angefeindete Gotteshäuser und
Gläubige stellen“ so der Appell des DITIB-Vorstandssorechers.
Zivilcourage sei ein Auftrag an das Individuum und
die ganzeGesellschaft gleichermaßen. Gemeinsam müssten rassistische
und xenophobe Serientäter in die Schranken gewiesen werden -
gemeinsam müsse menschenverachtender Geisteshaltung der Nährboden
entzogen werden, um braune Sümpfe und xenophobe Sickergruben
trocken zu legen. Foto: Bekir Alboga
23.05.2013
Neuer Imam im Rathaus begrüßt
Fatih Sahan von der Koordinierungsstelle des DITIB LANDESVERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG, REGIONALVERBAND KARLSRUHE e.V., Imam Cumaali Deniz, Bürgermeister Werner Zimmermann und Ali Keles, Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Vereins Hockenheim.
Einen handgefertigten, bronzefarbenen Teller aus
seiner Heimatstadt Gaziantep überreichte der neue Imam des
Türkisch-Islamischen Vereins Hockenheim, Cumaali Deniz, an
Bürgermeister Werner Zimmermann bei seinem Antrittsbesuch im
Rathaus. „Hockenheim 2012 – Mit freundlichen Grüßen an die Stadt
Hockenheim“, so die Widmung, die auf dem Unikat von einem
heimischen Künstler aufgebracht wurde.
„Weltoffenheit und Toleranz sind eine
Selbstverständlichkeit in einer so bekannten Rennstadt wie
Hockenheim. Wir freuen uns auf den Dialog mit dem neuen Imam“, so
Bürgermeister Zimmermann bei der Begrüßung. Seit rund drei Monaten
lebt Imam Cumaali Deniz in Hockenheim, geplant ist, dass er die
kommenden fünf Jahre hier beim Türkisch-Islamischen Verein tätig
ist. „Ich wurde freundlich in Hockenheim aufgenommen und freue mich
auf meine kommenden Aufgaben“, so Imam Cumaali Deniz. Stadt
Hockenheim, Presse
18.12.2012
Aschura 2012 – Muslime gedenken gleich mehrerer denkwürdiger Ereignisse ihrer Religionsgeschichte
cr.
Speyer. Einen hohen und wichtigen religiösen Feiertag können am
heutigen 24. November 2012 muslimische Menschen in der
gesamten islamischen Welt begehen. Den Mitgliedern der
Islamisch-türkischen Gemeinde in Speyer übermittelt der
SPEYER-KURIER zu diesem Anlass beste Glück- und
Segenswünsche.
Mit dem Aschura-Fest, am zehnten Tag des heiligen Monats
Muharram, gedenken die Muslime neben zahlreichen anderen
Ereignissen wie der Anerkennung der Reue Adams, der Errettung
Ibrahims (Abrahams) vom Feuer und der Errettung des Propheten Musa
– im Alten Testament und im Judentum der „Stammvater“ Moses - von
der Unterdrückung durch den Pharao, insbesondere auch ihres großen
Imam Husain Ali. Dieser Enkel des Propheten Mohammed
unterlag im Machtkampf um die Führerschaft der Muslime dem Kalifen
Yazid I und starb im Jahr 680 als Märtyrer in der Schlacht von
Kerbala. Dieses Ereignis besiegelte die Trennung von Sunniten und
Schiiten und steht bis heute symbolisch für den Kampf zwischen Gut
und Böse.
Schließlich gilt das Gedenken auch dem Propheten Noah, der an
diesem Tag nach der Sintflut mit seiner Arche auf dem Berg Cudi
(Ararat) in der heutigen Türkei gestrandet sein soll.
Für diesen Tag bereiten die Muslime ein Festessen zu, um die
Erlösung der Menschheit von der Sintflut zu feiern. Wie damals, als
die Sippe Noahs nur noch über wenige Nahrungsmittel verfügte, wird
dazu alles, wie es auch damals noch vorrätig war, zusammengetan und
aus Hülsenfrüchten und Trockenobst die Aschura-Suppe zubereitet,
die sich durch die Gnade Gottes so vermehrt haben soll, dass jeder
davon satt wurde.
Auch heute noch wird diese Speise auch an Verwandte und Bekannte
in der Nachbarschaft verteilt und damit zugleich der Dialog unter
den Menschen und zwischen den Kulturen gefördert.
24.11.2012
„Bayraminiz mübarek olsun !“
„Ein frohes und gesegnetes Fest“ - so grüßen sich heute, am
islamischen Neujahrstag, türkisch sprechende Muslime in aller Welt
und so ruft auch der SPEYER-KURIER seinen
türkisch-islamischen Leserinnen und Lesern zum Beginn des Jahres
1434 n.H., - nach dem Auszug des Propheten Mohammed aus Mekka -
zu.
An diesem Tag im Jahre 622 n. Chr. ist der Stifter des Islam mit
seinen Anhängern nach Medina gewandert, um seinen Glauben dorthin
weiterzutragen. Dieses Ereignis wurde zum Beginn des ersten
muslimischen Jahres erklärt und ist somit auch ausschlaggebend für
die islamische Zeitrechnung.
Für die Muslime ist deshalb das Neujahrsfest, das traditionell
über zwei Tage hinweg begangen wird, kein Feiertag mit Böllern und
lautem Feuerwerk, sondern ein Gedenktag, der schon mit
Sonnenuntergang am Vorabend mit großen, traditionellen
Musikinstrumenten begrüßt wird.
Das Festessen zu diesem Tag, das die Hoffnung
auf ein gutes Neues Jahr darstellen soll, besteht aus sieben Teilen
mit symbolischer Bedeutung. Die ursprünglichen sieben
Symbole sind: Mehlbeeren, Süßgebäck, eine Münze, grüne
Weizentriebe, ein Apfel, Essig und Knoblauch.
Ihre Bedeutungen sind Glück, Gesundheit, Wohlergehen und
Fruchtbarkeit. In der islamischen Zeit kamen noch gefärbte Eier,
Gewürz, Weihrauch und ein Koran mit auf den Tisch.
15.11.2012
„kurban bayraminiz kutlu olsun“
So entbieten heute, am
10. Tag des islamischen Monats Dhu l-hiddscha - in diesem Jahr am
26. Oktober - türkisch-islamische Muslime - wie in aller Welt so
auch in Speyer - ihren Glaubensgenossen Glückwünsche zum höchsten
islamischen Festtag – dem Opferfest - und so grüßt der
SPEYER-KURIER alle Mitbürgerinnen und Mitbürger islamischen
Glaubens in Speyer, in der Region und überall dort in der Welt, wo
man diese Glückwünsche liest.
An Kurban Bayrami gedenken die Muslime ihres Propheten
und Urvaters Ibrahim (Abraham), der die göttliche Probe bestanden
hatte und bereit war, seinen Sohn Ismael (Isaak) Allah (Gott) zu
opfern. Als Allah Ismaels Bereitschaft und sein Gottvertrauen
erkannte, gebot er ihm Einhalt. Ibrahim und Ismail opferten
daraufhin voll Dankbarkeit im Kreis von Freunden und Bedürftigen
einen Widder.
Eine Überlieferung, in der sich Anhänger aller monotheistischen
Religionen – Juden, Christen und Muslime – gleichermaßen
wiederfinden.
Bis heute bringen
Muslime deshalb an diesem Tag – dem Beginn des viertägigen
Opferfestes - in Erinnerung an dieses Ereignis und als Symbol ihrer
eigenen Hingabe an Gott Tiere zum Opfer dar. Der Festtag wird damit
begonnen, dass die Muslime sich am Morgen zum Festgebet in der
Moschee versammeln und dann gemeinsam ihr Gebet verrichten.
Anschließend wird ein Tier geopfert. Das Besuchen der Verwandten
gehört ebenso zu diesem Feiertag, wie auch das Zubereiten eines
Festmahles aus dem Opfertier.
Als Opfertiere sind nur gesunde Paarhufer wie Schafe, Kühe oder
Ziegen zulässig. Das Fleisch des Opfertieres wird in der Regel
geteilt, indem man einen Teil für sich behält und den Rest an
Bedürftige verschenkt. Das Opferfest mit der Opferung eines Tieres
ist auch der Abschluss der Pilgerfahrt nach Mekka. Diese
Pilgerfahrt - arabisch: Haddsch - ist eine Pflicht für jeden
Muslim, der dazu finanziell und körperlich in der Lage ist. Foto:
express.de; Jens Helmstedt
26.10.2012
Über 400 Muslime feiern zum Ende des Fastenmonats Ramadan das erste Bayram-Fest in der neuen Speyerer “Fatih Camii - Moschee”
Bewährungsprobe
glanzvoll bestanden
von Gerhard Cantzler
Heute früh, kurz vor 7.00 Uhr: Im Osten ist die
Sonne schon mannshoch über den Horizont aufgestiegen, als Bilal
Gündiz, der Imam der Speyerer Türkisch-Islamischen
DITIB-Gemeinde in der neuen “Fatih Camii - Moschee” seine
Stimme zum Gebet erhebt: Es ist ein großer Tag heute, der erste Tag
des Ramadan-Festes, mit dem die 30tägige Fastenzeit der Muslime in
aller Welt beendet wird. Gut 400 Gläubige sind schon zu dieser
früher Stunde in die neue Moschee in der Brunckstraße geströmt -
aus Speyer kommen sie und aus dem gesamten Umland - Türken zumeist,
aber auch Araber aus den Ländern der südlichen Mittelmeerküste.
“Auch davon gibt es in Speyer eine ganze Reihe”, erläutert
Selahattin Yildirim, Vorstand der Speyerer DITIB-Gemeinde,
der darauf verweist, dass jeder Muslim an den Feiern der Gemeinde
teilnehmen könne und auch Nichtmuslime - nach vorheriger Anmeldung
- jederzeit willkommen seien.
Imam Bilal Gündiz spricht die traditionellen Gebete
zum Bayram-Fest, wie diese drei hohen Festtage zum Ende des Ramadan
im Türkischen genannt werden - die Männer im großen Betsaal und im
Versammlungsraum im Tiefegeschoss verbeugen sich, berühren ihre
Gesichter mit den Händen, werfen sich demütig zu Boden -
eindrucksvolle, berührende Bilder, die etwas erahnen lassen von der
tiefen Verbundenheit dieser Menschen mit dem einen Gott, der
Muslime, Juden und Christen geschwisterlich verbindet.
Der Imam hat
inzwischen seinen zentralen Platz in der Mitte der Ostwand der
neuen Moschee verlassen und ist hinüber gegangen zur Kanzel in der
südwestlichen Ecke des Betsaales. Dort steigt er die Stufen zu
seinem Platz hinauf, von dem herab er der Gemeinde seine Botschaft
zu diesem großen Feiertag verkündet. Er spricht über Sinn und
Inhalt dieses Festtages, mahnt die Gläubigen zur Freigebigkeit
gegenüber den Bedürftigen. Voller Stolz und Dankbarkeit erinnert er
daran, dass die Speyerer Gemeinde heute zum ersten Male diesen
Gottesdienst - einen der beiden wichtigsten im muslimischen
Jahreskreis - in der neuen Moschee feiern könne, einem Sakralbau,
der von den Männern der Gemeinde mit eigenen Händen erbaut worden
sei.
Weitere Gebete schließen sich an, nachdem die
Männer in minutenlanger Andacht und Stille das eben Gehörte in sich
einwirken lassen. Man gedenkt - fern der Gräber, die Türken noch
immer zumeist in ihrer alten Heimat finden - der Verstorbenen.
“Ich habe für meinen Vater gebetet, der hier in
Speyer gestorben und in der Türkei begraben ist”, berichtet
Selahattin Yildirimwehmütig. Und er denkt darüber nach, ob es
längerfristig vielleicht nicht besser wäre, wenn die vielen
türkischen Menschen, die inzwischen zum Teil schon in der dritten
und vierten Generation in Deutschland leben, schließlich auch ihre
letzte Ruhe in der “neuen Heimat” fänden. “Dann wären wir Ihnen
nahe und könnten an diesem für uns so wichtigen Tag unsere Gebete
an ihren Gräbern sprechen...”
Mit Segenssprüchen und dem Schlussgebet entlässt
Imam Bilal Gündiz die Männer, die sich nun gegenseitig zu diesem
Tag beglückwünschen - da ein Handschlag, dort eine brüderliche
Umarmung, hier ein Handkuss - als Zeichen der Ehrfurcht gegenüber
einem Älteren. Langsam drängen sich die Gläubigen ins Freie, ziehen
ihre Schuhe wieder an, die sie vor dem Betreten des Betsaales
abgelegt hatten.
“Zuckerfest”
heißt dieser Tag auch - am Ausgang der Moschee sind beziehungsreich
Platten voll süßer Köstlichkeiten aufgebaut, von denen sich Kinder
und Erwachsene bedienen. Man hat die Fastenzeit gut überstanden
- hat seine Sünden gebüßt -nun darf auch wieder geschlemmt
werden. Das wollen die kleinen Würfel aus türkischem Honig und
das mannigfache Gebäck signalisieren.
Dann kehren die Männer nach Hause zurück, um dort
im Kreise ihrer Familien und mit Freunden sowie mit Bedürftigen den
Tag am reich gedeckten Tisch zu feiern.
Der erste Gottesdienst zu einem Bayram-Fest in der
neuen “Fatih Camii - Moschee” ist vorüber - die neue Moschee hat
ihre Bewährungsprobe mit Bravour bestanden. Foto: gc
19.08.2012
Gemeinsame Gebete und gegenseitige Glückwünsche zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan
Speyerer
Gemeinde feiert erstmals ihr Fest zum Fastenbrechen in der neuen
“Fatih Camii - Moschee”
von Gerhard Cantzler
"Bayraminiz mübarek olsun" - so ruft der
SPEYER-KURIER heute allen türkischen Mitbürgern in der Stadt
und in der Region zu und wünscht ihnen allen mit diesem Gruß
gesegnete Feiertage. Denn mit dem heutigen Tag endet für die
Muslime die 30tägige Fastenzeit, deren Abschluss mit dem
dreitägigen “Fest des Fastenbrechens” - einem der beiden höchsten
Feste im Islam - gefeiert wird - von der Islamisch-türkischen
Gemeinde in Speyer erstmals in der neuen “Fatih Camii - Moschee” in
der Brunckstraße. Zwar ist diese neue Moschee noch nicht offiziell
in Dienst gestellt, dennoch aber haben sich hier in den letzten
Tagen so viele Gläubige in dem großen Gebetssaal versammelt, dass
man dafür auch noch den geräumigen Versammlungsraum im Tiefgeschoss
des Gotteshauses für das Gebet herrichten mußte.
Am ersten
Morgen dieses Festes - im Türkischen auch als Zuckerfest (Şeker
Bayramı) bezeichnet - versammeln sich die Männer in der Moschee, um
dort das gemeinsame und besondere Gebet dieses Festtages zu
zelebrieren, das aus zwei “rakʿāt” besteht und die Besonderheit
hat, dass die Ansprache des Imam erst nach dem Gebet erfolgt, und
nicht wie beim Freitagsgebet schon zuvor. Das Festgebet ist sowohl
für Männer als auch für Frauen optional - die Speyerer
islamisch-türkishe Gemeinde hat sich dazu heute schon am frühen
Morgen in der Moschee versammelt.
Im Anschluss an das Gebet beglückwünschen sich alle
Anwesenden gegenseitig dazu, dass sie die Anforderungen der
Fastenzeit so gut und getreu den Vorschriften des Koran bestanden
haben.
In der türkischen Heimat schließt sich an den
Besuch der Moschee meist ein Besuch des Friedhofs an, um der
verstorbenen Verwandten und Bekannten zu gedenken und für sie
Koranverse zu lesen und Bittgebete zu sprechen - hierbei
insbesondere die Koransure Al-Fatiha, der im Islam ein ähnlicher
Stellenwert zukommt wie dem Kaddisch, dem Totengebet im
Judentum.
Der restliche
Tag wird genutzt, um Verwandte und Bekannte zu besuchen. Dabei
werden meist süße Gerichte gereicht und eine Menge Süßigkeiten
verteilt und gegessen. Man macht sich gegenseitig und oftmals auch
den Bedürftigen Geschenke. Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt des
Islam und wird als “sehr ehrenwerte Tat” bezeichnet. Männer wie
Frauen ziehen sich an diesem Tag besonders festliche Kleidung an,
das Haus wird für diesen Festtag festtagsmäßig aufgeräumt und
gesäubert.
Dass der Beginn des Zuckerfestes in diesem Jahr auf
einen Sonntag fällt, empfinden die Muslime als einen besonderen
Glücksfall, können dadurch doch besonders viele von ihnen an den
umfangreichen Festlichkeiten teilnehmen. Foto: gc
19.08.2012
Neuanfang und Chance für den Menschen
Im Ramadan
kann der Mensch wieder Gottes Nähe finden und durch Fasten seine
Barmherzigkeit erlangen
Zum Beginn des Monats Ramadan 2012 am 20.
Juli
roi.Speyer. “Ramazan Bayramin mübarek olsun”
- mit diesen Worten grüßen heute türkische Muslime rund um den
Erdball ihre Familien und Freunde - und mit diesen Worten grüßt der
SPEYER-KURIER heute alle Menschen muslimischen Glaubens in
unserer Stadt und in unserer Gesellschaft. Denn mit der
Morgendämmerung am heutigen 20. Juli - in Speyer um genau 04:08 Uhr
- beginnt für die mehr als eine Milliarde Muslime weltweit wieder
der islamische Fastenmonat - nach dem Opferfest der höchste
islamische Feiertag überhaupt. “Möge Allah unser Fasten annehmen
und unsere Sünden auslöschen”, wünscht man sich deshalb auch in
der türkisch-islamischen Gemeinde in Speyer, in der man derzeit mit
großer Spannung und Vorfreude der endgültigen Fertigstellung und
feierlichen Einweihung der “Fatih Camii - Moschee” in der
Brunckstraße entgegenfiebert.
Der Ramadan - deutsch “Sommerhitze“ - ist der
neunte Monat im Mondkalender und wird von den Muslimen in aller
Welt alljährlich mit großer Freude erwartet, wird er doch als ein
Neuanfang betrachtet, der dem Menschen immer aufs Neue die
Möglichkeit bietet, an Leib und Seele zu genesen und die Nähe zu
Gott wieder zu finden.
Historisch gründet der Ramadan auf einer
Offenbarung des Propheten Muhammed eineinhalb Jahre nach dem Auszug
der muslimischen Gemeinde nach Medina, in der er sagte: “O ihr
Gläubigen! Das Fasten ist euch vorgeschrieben worden - so wie es
denjenigen vor euch (schon) vorgeschrieben wurde” (KORAN: Sure 2,
Vers 183-184). Somit gilt das Fasten als der dritten von fünf
Säulen des Islam als fester Bestandteil des Lebens der Muslime. Des
weiteren wird in dem Vers darauf Bezug genommen, dass das Fasten
bereits im Alten und Neuen Testament als eine Form des
Gottesdienstes und der Buße vor Gott Erwähnung fand. Der Ablauf und
die Regeln des islamischen Fastens wurden im Koran und durch die
Praxis des Propheten bestimmt. Der Monat Ramadan, in dem in der
“laylat-al-kadr” - der “Nacht der Bestimmung” - die erste
Offenbarung des Koran stattgefunden hatte, wurde im Koran als der
vorgeschriebene Zeitraum zum Fasten festgelegt. Seitdem fasten alle
Muslime weltweit so, wie es Muhammed, seine Familie und seine
Gefährten vor gut 1.400 Jahren schon taten.
Wann und wie wird gefastet?
Mit dem
heutigen 20. Juli, dem Beginn des Ramadan - im türkischen auch
“Zuckerfest” genannt - bricht die alljährliche Fastenzeit an. Da
der Ramadan ein Monat des Mondkalenders ist, dessen Jahr nur 354
Tage dauert, durchläuft er im Laufe von ca. 33 Jahren alle
Jahreszeiten. Das heißt, dass der Muslim es lernt, die Entbehrungen
des Fastens während drückender Hitze ebenso zu ertragen wie bei
strenger Kälte. Das Fasten ist jedem Muslim und jeder Muslima ab
der Pubertät vorgeschrieben. Entbunden von der Pflicht zu fasten
sind Kinder, Altersschwache, Kranke, Reisende und Frauen während
der Menstruation, der Schwangerschaft und nach der Entbindung. Vom
Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang sind Essen, Trinken, das
Einatmen von aromatischem Rauch, die Zufuhr von jeglichen Stoffen
sowie geschlechtlicher Kontakt untersagt. Wenn am Morgen die
Absicht zu fasten gefasst wurde, dieses aber vorzeitig gebrochen
wird, gilt der betreffende Tag nicht als Fastentag und erfordert je
nach Situation einen Akt des Ausgleich. Eine Reihe erleichternder
Regelungen sollen dem Fastenden in verschiedenen Lebenssituationen
entgegenkommen und diesen Ausgleichsakt minimieren. Denn überhaupt
bietet der Islam genügend Freiräume, die sich in schwierigen
Situationen nutzen lassen. Im Koran heißt es dazu, “dass Gott es
den Menschen leicht machen will und von niemandem mehr verlangt,
als er zu leisten vermag”. So gibt es Regelungen, die einen
vorzeitigen Abbruch von Fastentagen erlauben und vor allem für
Menschen gelten, die vom Fasten völlig erschöpft sind.
Erfolglos verlaufene Fastentage sollen aber bei
nächster Gelegenheit nachgeholt werden. Wenn die Umstände das
verbieten, so ist eine Armenspeisung vorgeschrieben. Laut Koran ist
es aber am erstrebenswertesten ,zu fasten und gleichzeitig armen
Menschen Speise zu geben.
Der Ablauf eines Tages im Fastenmonat
Ramadan
Eine vom Propheten vorgegebene unverbindliche
Praxis ist es, zu einem Frühmahl aufzustehen, um sich für den
anstehenden Fastentag ausreichend zu stärken. Gegebenenfalls wartet
man auf die Morgendämmerung, um noch vor Aufgang der Sonne das
rituelle Morgengebet zu verrichten. Der Fastende ist dazu
angehalten, seinen üblichen Tagesablauf beizubehalten. Das
Auftreten von Hunger und Durst während des Tages ist nicht etwa ein
unerwünschter Nebeneffekt, sondern gerade der zentrale Bestandteil
des Fastens. Denn nur so entfaltet das Fasten seine Wirkung auf
Geist und Charakter des fastenden Menschen.
Wenn der Sonnenuntergang naht, ist es nach den
Worten des Propheten das gute Recht eines jeden Muslims, sich auf
das Fastenbrechen zu freuen. Um den schönen Moment des
Fastenbrechens in der Gemeinschaft zu erleben, versucht man
entweder mit der Familie oder mit Freunden, vor allem aber auch mit
ärmeren Menschen zusammenzukommen bzw. sie mit ihrer ganzen Familie
zu sich nach Hause einzuladen.
Muslime fasten also nicht einen ganzen Monat
hindurch, sondern jeweils nur vom Morgengrauen bis zum
Sonnenuntergang. Dabei ist ihnen nicht nur das Essen, sondern auch
das Trinken untersagt. Zwischen Sonnenuntergang und Morgengrauen
ist dafür alles wieder erlaubt, was während des Tages verboten
ist.
Der spirituellen Aspekt des Fastens im
Ramadan
Der Ramadan
gilt als die Zeit der Wiederentdeckung der Barmherzigkeit Gottes
und als Monat der Barmherzigkeit überhaupt, und das in zweierlei
Hinsicht: Zum einen erwartet den Muslim die großzügige Vergebung
vieler seiner Sünden. Zum anderen lernt er, die Gaben Gottes,
sprich: Seine Barmherzigkeit, angemessen zu würdigen. Für den
gläubigen Menschen stellt die Welt eine Abglanz der Barmherzigkeit
Gottes dar. Unter Barmherzigkeit in diesem Sinne versteht man die
Eigenschaft Gottes, die die Welt zu einer nie versiegenden Quelle
an Gaben und Geschenken macht.
Jeder Atemzug des Menschen, jede Neubelebung der
Erde im Frühling, jedes belebte und unbelebte Element in der Welt,
das seine Rolle in diesem, dem Menschen gewidmeten kosmischen
Theater spielt - in all diesem spiegelt sich für den Muslim die
allumfassende Barmherzigkeit Gottes wider. So heißt es im Koran,
dass Gottes Barmherzigkeit jedes Ding umschließt.
Denn wer alles hat, was er braucht, der beginnt
schnell, Ansprüche zu stellen. Plötzlich wird der Mensch wählerisch
und legt die Messlatte für die Befriedigung seiner Bedürfnisse Tag
für Tag ein Stück höher. Der Fastenritus verfolgt hier nun das
Ziel, dem Fastenden wieder klar zu machen, welch existenzielle
Bedeutung Essen und Trinken für ihn haben. Denn vor dem Hintergrund
des Hungers schmecken auch die unbeliebtesten Speisen wie Festmahle
- ein Glas Orangensaft z.B. lässt förmlich die Sonne aufgehen.
Die Nahrung erfährt in den Augen des Menschen eine
Aufwertung, von der er noch ein ganzes Jahr zehren kann - kurz: Der
Muslim empfindet das Fastenbrechen am Abend als eine großzügige
Einladung seines Schöpfers. Er erkennt, wie großartig die Dinge
sind, die ihm auf der Welt zur Verfügung stehen, und wie wohltuend
es ist, die sich in der Natur manifestierende Barmherzigkeit zu
spüren - eine Barmherzigkeit, von der alle Geschöpfe Gottes
profitieren.
Je hungriger der Mensch am Abend ist, umso größer
ist seine Dankbarkeit gegenüber dem, der unser Dasein und unsere
Versorgung ermöglicht hat und der uns die Gelegenheit bietet, durch
unsere bewusste Wahrnehmung Zeuge unserer Emotionen und unserer
Nahrungsaufnahme zu werden.
Ramadan - Erziehung zur Bescheidenheit.
Eine weitere,
mit der Barmherzigkeit Gottes in Zusammenhang stehende Tugend, die
im Islam groß geschrieben wird, ist die Bescheidenheit.
Eigenschaften wie Arroganz und Überheblichkeit gelten als Irrwege
des Egos, das seine Unabhängigkeit von der Welt und letztendlich
von Gott zu behaupten versucht. Der Weg des Muslims zu Gott führt
jedoch über die Anerkennung der Größe Gottes und der Abhängigkeit
des Menschen von Seiner Güte und Macht.
Das Fasten hilft dem Menschen dabei, sich seiner
Stellung vor Gott bewusst zu werden. Die Bescheidenheit gegenüber
dem Schöpfer und seinen Geschöpfen dient uns nicht nur dazu, zu uns
selbst zu finden, sondern auch, um unsere Erwartungen
herunterzuschrauben und stets mit dem glücklich und zufrieden zu
sein, was uns vergönnt ist.
So ist der Fastenmonat Ramadan auch eine Zeit, in
der die Geduld und die Demut gegenüber Gott ganz besonders auf die
Probe gestellt werden. Jeder Fastende sollte versuchen, in sich
einen Zustand der Gelassenheit und der Ausgeglichenheit zu
erreichen. Vom Propheten wird überliefert, dass der als unangenehm
empfundene Geruch des Hungers vor Gott wertvoller ist, als so manch
angenehmes Aroma.
Das Fasten, das nur zu Gottes Wohlgefallen
durchgeführt wird, gilt als eine besondere Form des Gottesdienstes,
dessen Lohn einzig und allein von Gott bemessen werden kann. So ist
das geduldige Warten in den letzten Minuten vor dem Fastenbrechen
ein besonders verdienstvoller Dienst an Gott. Man nimmt ja
schließlich nicht an einer Hungerkur teil, sondern fastet, um sich
einmal mehr seiner selbst als Diener Gottes bewusst zu werden!
Der Ramadan will die Aufmerksamkeit auf Armut
und Not lenken
Das Fasten öffnet dadurch die Türen zu einer
sozialeren und rücksichtsvolleren Gemeinschaft. Der Mensch erhält
die Möglichkeit, in den tiefen Abgrund des Hungers und der
Bedürftigkeit zu blicken. Wohlhabenden wird deutlich, dass ihr
Wohlbefinden keine Selbstverständlichkeit ist. Der Islam, der sich
z.B. mit der Armensteuer ohnehin gegen die Spaltung der
Gesellschaft wandte, lässt die Reichen in der Fastenzeit einen
Einblick in die Probleme der Armen nehmen. Wirtschaftliche
Unterschiede zwischen den Menschen verlieren an Bedeutung. Dadurch,
dass Menschen, die es sich leisten können, dazu angehalten sind,
das Fastenbrechen mit den Armen durchzuführen, wird außerdem die
Gemeinschaft auch praktisch gefördert.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die
Armensteuer gerade im Ramadan zu zahlen ist.
Ramadan - Zeit der Freundschaft
Im Ramadan wird besonders viel Wert auf das
Zusammenwachsen der Gemeinschaft gelegt. Die verpflichtende
Armensteuer, die ebenfalls zu den fünf Säulen des Islam gehört,
wird fällig, und daneben wird auch viel freiwillig gespendet. Der
Muslim soll sich in diesem Monat besonders davor hüten, zu streiten
oder Zwietracht zu säen. Man lädt sich gegenseitig zum
Fastenbrechen ein, und man freut sich auf das Ramadanfest, bei dem
die Menschen endgültig wieder zueinander finden sollen.
Das große Finale des Ramadan - das
Ramadanfest
Als Finale und
Höhepunkt des Ramadan feiern die Muslime das Ramadanfest, das sich
an den letzten Fastentag anschließt. Dieses Fest ist einerseits ein
Ausdruck der Freude, den Ramadan erlebt zu haben, und andererseits
ein Höhepunkt der gemeinschaftlichen Verbundenheit. Im Türkischen
bezeichnet man Festtage als 'Bayram'. Das Ramadanfest ist neben dem
Opferfest eines der beiden Hauptfeste der Muslime.
Nach dem Festtagsgebet am Morgen des ersten Tages
beginnt eine Zeit der Warmherzigkeit, in der sich alle
Familienmitglieder und Freunde gratulieren, sich gegenseitig
besuchen und sich jeder zum Ziel setzt, aus Feinden und
Zerstrittenen Freunde zu machen. Nach dem Ramadan sollen alle
Unstimmigkeiten ausgeräumt und Frieden und Freundschaft eingekehrt
sein. Kinder genießen bei diesem Fest die ganz besondere
Aufmerksamkeit der Erwachsenen.
Übrigens: Auch alle Nichtmuslime sind
eingeladen, sich auch während des Ramadan ein eigenes Bild und
einen Eindruck vom Ablauf der Zusammenkünfte der Muslime zu machen.
So können sie nach Absprache mit den Verantwortlichen der
jeweiligen Moschee bei den allabendlichen Gebeten anwesend sein -
Muslime freuen sich auch, wenn sie Interessierte und Nachbarn zum
Fastenbrechen begrüßen können. Foto: gc
20.07.2012
Türken und Islam auch in der Metropolregion längst angekommen
Mannheimer Maimarkt
präsentiert Sonderausstellung zum 50. Jahrestag des
Deutsch-Türkischen Anwerbeabkommens
cr/mm. Mannheim. Am 2. November letzten Jahres
jährte sich zum 50. Male der Abschluss des deutsch-türkischen
Anwerbeabkommens von 1961, in dessen Folge zahlreiche Menschen aus
der Türkei nach Deutschland einwanderten. Viele von ihnen leben
seitdem mit ihren Familien - z.T. schon in der 3. Generation und
bis heute in dem Land, in dem sie damals eigentlich nur für eine
befristete Zeit als “Gastarbeiter” bleiben wollten und das ihnen
inzwischen zur zweiten Heimat geworden ist..
Mit einem hochrangig besetzten Festakt - neben Bundeskanzlerin
Angela Merkel und der Ludwigshafener Bundestagsabgeordneten und für
Integration und Zuwanderung zuständigen Staatsministerin im
Bundeskanzleramt, Prof. Dr. Maria Böhmer, war auch der türkische
Premierminister Recep Tayip Erdogan nach Berlin gekommen - wurde im
vergangenen Jahr an dieses Ereignis erinnert. Bereits im Vorfeld zu
diesem denkwürdigen Tag hatte der damalige Bundespräsident
Christian Wulff den Zuwanderern attestiert, dass sie und mit ihnen
der Islam längst in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen
seien.
Wie alles begann -
in der Bundesrepublik und in der Metropolregion
Deutschland wenige Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieg - Die
Wirtschaft erholt sich in den 1950er Jahren unerwartet schnell. Um
den Mangel an Arbeitskräften auszugleichen, wirbt die
Bundesrepublik ausländische Arbeitskräfte an und schließt in den
Folgejahren mehrere Verträge – 1955 mit Italien, 1960 mit
Griechenland und Spanien, 1961 mit der Türkei; weitere
Vereinbarungen folgen 1963 mit Marokko, 1964 mit Portugal, 1965 mit
Tunesien und 1968 mit Jugoslawien.
Heute leben in Deutschland rund drei Millionen Menschen, die ihre
Wurzeln in der Türkei haben; etwa die Hälfte von ihnen hat die
deutsche Staatsangehörigkeit. Die Metropolregion Rhein-Neckar ist
weithin anerkannt als eine internationale, offene Region, geprägt
von kultureller und religiöser Vielfalt und Toleranz. Auch hier ist
die türkische Bevölkerung ein wichtiger Bestandteil der
Gesellschaft, die türkischen Unternehmen sind ein bedeutender
Wirtschaftsfaktor . Selbstständige Kaufleute, Handwerker und
Akademiker mit türkischen Wurzeln betreiben heute etwa 1400
Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar mit einer Vielzahl
von Mitarbeitern
Türkische Vielfalt auf dem Mannheimer
Maimarkt

Auf dem Mannheimer
Maimarkt können Besucher vom 28. April bis zum 8. Mai täglich von
9.00 bis 18.00 Uhr türkische Kultur, Kaufleute und Kulinarisches
zwischen Tradition und Moderne kennenlernen, einen Hauch von
geheimnisvollem Orient entdecken, die Schönheit von Landschaften
und antiken Stätten auf sich wirken lassen und ein Stück
deutsch-türkischer Wirtschaftsgeschichte nachempfinden.
Aussteller mit türkischen Wurzeln sind in den jeweiligen
Maimarkt-Fachschauen zu finden. Das Spektrum der Waren und
Dienstleistungen reicht von Computertechnik und Telekommunikation
über türkische und mediterrane Spezialitäten, Modekreationen,
Modernen Haushalt, Finanzdienstleistungen, Gebäudemanagement,
Eventmanagement, Kindermode und Spielzeug bis zu Reisegepäck und
Schmuck.
Bei den türkischen Spezialitäten haben Besucher z.B. die Wahl
zwischen Klassisch und Vegetarisch – so gibt es Yprak Sarma
(gefüllte Weinblätter), Börek (Teigblätter gefüllt mit Spinat,
Käse, Gemüsemischungen, gehacktem Kalb- oder Lammfleisch), Cig
Köfte (gewürzte Getreidebällchen), Icli Köfte (Frikadellen mit
Griesmantel), Salate mit verschiedenen Dressings, Baklava (dünn
ausgewalzter Teig mit Pistazien und süßer Füllung), Trockenfrüchte
und Nüsse, einen Energiedrink namens „Fire of Istanbul“, das
Joghurt-Erfrischungsgetränk Ayran, Türkischen Kaffee und
Schwarztee.
Tanzende Derwische, Marmorpapier und
Flötenspiel
Auf dem Maimarkt erinnert zudem eine Sonderschau in Halle 25 an den
Jahrestag des Anwerbeabkommens. Das FABIZ Familien- und
Bildungszentrum in Mannheim präsentiert eine Bilderausstellung der
Türkischen Rundfunk- und Fernsehanstalt TRT sowie einen
Dokumentarfilm. Der 10-minütige Film wird täglich ab 11 Uhr zu
jeder vollen Stunde gezeigt. Eine Bilderausstellung der türkischen
Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi zeigt in großformatigen Motiven
typische Regionen der Türkei.
Eine kleine Buchmesse mit rund 15 Verlagen und 10.000 Büchern
präsentiert türkische und deutsche Literatur zu den Themen Familie,
Kinder und Jugend sowie Bestseller türkischer Verlage. Namhafte
Autoren sind vor Ort und laden zu Lesungen ein. Die künstlerischen
Darbietungen umfassen z.B. Ney-Flötenspiele, Tanzende Derwische,
Marmor-Papier (Ebru) sowie Kalligraphie.
Semazen Derwisch-Tanz: Die Mitglieder einer
asketisch-religiösen Ordensgemeinschaft gelten als Quelle der
Klugheit, der Heilkunst, der Poesie und der Weisheit. Bekannt ist
u.a. der ekstatische Trancetanz der Drehenden Derwische. Heute
treten bei Veranstaltungen meist professionelle Tänzer auf.
Ney-Flötenspiel: Die Ney ist eine Längsflöte aus
einem offenen Pfahlrohr und wird in der türkischen, persischen und
arabischen Musik gespielt.
Türkische / arabische Kalligraphie: Aufgrund des Verbots
persönlicher Bilder im Islam hat sich die arabische Kalligrafie aus
der arabischen Schrift zu einer traditionellen bildenden Kunst in
der islamischen Welt entwickelt.
Ebru / Marmorpapier: Handverzierte Papierbögen, die man zum Teil
noch heute als Überzugsmaterial für handgebundene Bücher oder
Geschenkpapier verwendet.
Foto: MAG - Mannheimer
Ausstellungs-GmbH13.04.2012
“Fatih Camii - Moschee” vor der Fertigstellung
Ort zum Beten und Feiern für alle Religionen und
Kulturen in der Stadt
Islamische Gemeinde will auch türkische
Sprachkurse für Deutsche anbieten
Eine Reportage von Gerhard Cantzler
Ein neues
geistliches und kulturelles Zentrum geht derzeit in Speyer seiner
Vollendung entgegen. In der Brunckstraße 16 im Industriegebiet
Speyer-West arbeiten derzeit Mitglieder und Freunde der
türkisch-islamischen Fatih Camii - Gemeinde mit Hochdruck an der
Fertigstellung ihrer neuen Moschee. Aus der gesamten Region der
Vorderpfalz und aus Baden kommen derzeit Muslime auf der Baustelle
zusammen und bringen hier ihre ganz unterschiedlichen
handwerklichen Fertigkeiten ein. Selahattin Yildirim, Vorsitzender
der türkisch-islamischen Gemeinde Speyer, verbringt derzeit jede
freie Stunde in dem neuen Gebäude, um die Baumaßnahme zu
koordinieren und am Laufen zu halten. Da wird gebohrt, gesägt,
gefliest und gehämmert, dass man oft sein eigenes Wort nicht mehr
versteht. Bei unserem Besuch auf der Baustelle waren gut zwanzig
Freiwillige im Einsatz für die gute Sache. “Auch viele
Nicht-Muslime kommen, um uns zu helfen”, freut sich Yildirim, der
uns stolz durch das neue Gebäude führt. Bis Ende Mai, so hofft er,
wird der Bau fertiggestellt sein - so Gott will. Der harte Winter
jedenfalls hat den Bau um einige Wochen zurückgeworfen, weil die
überall im Haus verlegte Fußbodenheizung einen kapitalen
Frostschaden erlitt.
Im Mai letzten
Jahres, so berichtet Yldirim, hätten sie auf dem etwa 3.000 qm
großen Areal - 1.000 qm davon sind derzeit an einen
Nutzfahrzeughändler vermietet (“Wir brauchen auch Einnahmen, um
unsere Moschee zu finanzieren”) - mit der Arbeit an dem ehemaligen
Werkstattgebäude begonnen - hätten umgebaut, angebaut, vorhandene
Räume zusammen gelegt - kurz: Aus einer ehemaligen Werkstatt eine
voll funktionsfähige Moschee entwickelt.
Gut 500 qm Nutzfläche weist das neue Gotteshaus
auf, Herz und Zentrum ist der 150 qm große Gebetssaal für die
Männer mit der typischen Gebetsnische an der Längsseite des Raumes,
aus der der Imam beim Freitagsgebet seine Predigt hält. In einem
angrenzenden, separaten Gebetsraum mit gut 50 qm versammeln sich
die Frauen.
Neben diesen
zentralen Räumen wird es im Sousterrain einen großen Gemeindesaal
mit 120 qm geben, dem eine leistungsfähige Küche angeschlossen ist,
aus der 80 - 100 Personen verpflegt werden sollen. Gleichfalls im
Untergeschoss befinden sich die Nassräume für die rituellen
Waschungen, denen sich jeder Muslim vor dem Besuch der Moschee
unterziehen muss. Die hier in Reihen an den Wänden angebrachten
Waschbecken sind so niedrig aufgehängt, dass daran auch bequem die
vorgeschriebenen rituellen Fußwaschungen vorgenommen werden können.
Daneben der Raum mit den Nasszellen, in denen sich die gläubigen
Muslime den rituell notwendigen Ganzkörperreinigungen unterziehen
können. Räume, in denen die Frauen zusammenkommen können und
andere, in denen Kinder Hausaufgabenbetreuung erfahren und
Nachhilfeunterricht nehmen können, runden das Raumprogramm ab.
Rund 500.000
Euro wird die Fatih Camii - Gemeinde in die neue Moschee
investieren - Grund und Boden inklusive, erklärt Selahattin
Yildirim. Realisierbar geworden sei dieser Betrag nur durch den
Verkauf des alten Gemeindehauses in der Johannesstraße - nach dem
ersten Gebetssaal am St. Guido-Stifts-Platz erst der zweite
Treffpunkt der Speyerer Gemeinde - und vor allem, weil bisher noch
kein Euro für Arbeitskosten aufgewendet werden musste. “Alle kommen
mit Freude und arbeiten freiwillig hier - alle - auch unsere
nichtmuslimischen Freunde - empfinden es als Ehre und eine große
Auszeichnung, beim Bau einer Moschee mithelfen zu dürfen”. So hat
Yildirim in den letzten Monaten schon weit über 50 Fachleute aus
den unterschiedlichsten Baufachberufen auf der Baustelle begrüßen
können.
In einem
geräumigen Anbau ist - über einen separaten Eingang erschlossen -
die Dienstwohnung für den Imam der Speyerer Muslime untergebracht.
Derzeit ist das der im türkischen Konya geborene Bilal Gündiz, der
derzeit noch mit Frau und Kind in einer Speyerer Pension zur
Untermiete wohnt. Wenn er in Kürze in die kurz vor der
Fertigstellung stehende Wohnung einzieht, dann wird er seinen
Dienst in dem bereits jetzt zum Gebet genutzten und jeweils
kurzfristig zum Gebetsraum umgewandelten Saal einfacher verrichten
können.
Als Imam ist Gündiz Mitarbeiter der DITIB, der
Türkisch-Islamischen Union - Anstalt für Religion e.V., einem
Dachverband, dem auch die Speyerer türkisch-islamische Gemeinde
angehört. Sie hat ihn - wie alle seine Kollegen in den gut 900
deutschen, in der DITIB zusammengeschlossenen Gemeinden, ausbilden
lassen, ist für seinen jeweils auf fünf Jahre befristeten Einsatz
verantwortlich und sorgt auch für seine Bezahlung.
Derzeit noch
nicht selbstverständlich, will die DITIB dafür sorgen, dass alle
Imame künftig mit guten deutschen Sprachkenntnissen ausgerüstet
nach Deutschland kommen. “So sollen sie noch besser als
Kommunikatoren mit der sie aufnehmenden Kultur qualifiziert
werden”, freut sich Selahattin Yildirim, der die neue
Fatih-Camii-Moschee in Speyer zu einem Treffpunkt aller Religionen
und Kulturen in der Stadt machen will. “Deshalb möchten wir in
unserem Haus nicht nur Sprachkurse mit Deutsch für Türken,
Tunesier, Algerier, Albaner und Serben anbieten - von überall dort
kommen derzeit unsere Gemeindemitglieder - sondern auch Kurse in
der türkischen Sprache für unsere deutschen Freunde”, erklärt
Yildirim, der sich davon überzeugt zeigt, dass ein umfassendes
gegenseitige Verständnis nur über das Beherrschen der jeweils
anderen Sprache gelingen wird. “Deshalb freue ich mich schon jetzt
darauf, nach der Fertigstellung der neuen Moschee auch möglichst
viele Nichtmuslime aus Speyer und der Region in unserem Haus
begrüßen zu dürfen”.
Miteinander zu beten und zu feiern, das solle
zwischen allen Kulturen und allen Menschen guten Willens möglich
sein - wünscht sich der Vorsitzende der Türkisch-Islamischen
Gemeinde. In der Speyerer Brunckstraße wird es nächstens einen Ort
geben, um das gemeinsam zu leben. Foto: jüs
08.03.2012