„Über den Frieden muss man nicht nur leise reden – über den Frieden muss man laut singen“
Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz feiert froh und
ausgelassen jüdisches Lichterfest Chanukka
cr. Speyer- Noch bis zum kommenden Montag
feiern Menschen jüdischen Glaubens überall in der Welt, so auch in
Speyer, Chanukka, das jüdische Lichterfest. Dazu
entzünden sie Abend für Abend unmittelbar, nachdem die ersten
Sterne am Firmament zu sehen sind, mit dem „Schammasch“, der
Dienerkerze, eine neue Kerze an dem achtarmigen
„Chanukka-Leuchter“. Am fünften Abend dieses achttägigen
Lichterfestes hatte jetzt die „Jüdische Kultusgemeinde der
Rheinpfalz“ rund 400 ihrer Gemeindemitglieder sowie prominente
Speyerer Gäste in den Festsaal der Gemeinde in der Speyerer
Synagoge „Beith Schalom“ - „Haus des Friedens“ - auf dem Weidenberg
eingeladen, unter ihnen den Speyerer Oberbürgermeister
Hansjörg Eger und dessen ob seiner unvergänglichen
Verdienste um die Errichtung der neuen Synagoge ganz besonders hoch
geschätzten Amtsvorgänger Werner Schineller. Unter
den vom Vorsitzenden der Gemeinde, Israel Epstein,
namentlich
begrüßten Gästen sah man außerdem als Repräsentant der
Evangelischen Christen in der Stadt Dekan Markus
Jäckle sowie für dessen katholischen Glaubensgeschwister
Pastoralreferent Dr. Markus Lamm und den Leiter
der „Katholischen Erwachsenenbildung in der Süd- und Vorderpfalz“,
Erhard Steiger. Für die Sektion Pfalz der
„Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ war
Dr. Werner Transier gekommen, für die
Arbeitsgemeinschaft Speyer-Pfalz der „Deutsch-Israelischen
Gesellschaft“ deren Vorsitzender Günther Ott.
In seiner Begrüßung erinnerte Israel Epstein
daran, dass die Juden schon seit dem Sieg der Makkabäer über die
griechische Besatzungsmacht vor rund 2.200 Jahren das Lichterfest
„Chanukka“ alljährlich ausgelassen feierten.
Sodann bat er die Ehrengäste nach vorne auf die Bühne zu dem
„Chanukka-Leuchter“, wo er nach Oberbürgermeister Hansjörg Eger,
seinem Vorgänger Werner Schineller – ihm hat die
„Beith-Schalom-Gemeinde“ übrigens einen Ehrenplatz im Gestühl der
Speyerer Synagoge eingerichtet - dem Ältesten der Gemeinde,
Shemul Fleischmann, zusammen mit Kantor
Eugen Mjodovoij die Kerzen an dem Leuchter
entzündete.
Erfahren Sie in unserem Beitrag vom 22.11.2014 unter
„Shalom – Jüdisches Leben/Fest- und
Feiertage/Chanukka“ mehr zur Geschichte dieses jüdischen
Festes“ sowie zu den Riten und Bräuchen rund um dieses Fest.
Wie Israel Epstein anschließend weiter betonte, komme es getreu
dem jüdischen Wort „Über den Frieden muss man nicht nur
leise reden – über den Frieden muss man laut singen“,
gerade in unserer so unfriedlichen, konfliktbeladenen Zeit ganz
besonders darauf an, Chanukka fröhlich, laut und mit viel Musik zu
feiern. Unter der schon seit Jahren bewährten Leitung von
Imma Voshinskayja praktizierten dies dann auch der
Chor der „Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz“ mit ihren
stimmlich bestens geschulten Mitgliedern aus der gesamten Pfalz -
von Kaiserslautern und Ludwigshafen bis nach Speyer - in den sich
auch der neue jüdische Kantor der Gemeinde,
Eugen Mjodovoij, mit seinem hellen Timbre
„chordienlich“ einfügte, ebenso wie es die beiden jungen
Gitarristen der Gemeindejugend aus Ludwigshafen mit ihren
Saiteninstrumenten taten.
Von der jüdischen Fassung des „Tochter Zion, freue Dich“ aus
Georg Friedrich Händels Oratorium „Judas Makkabäus“ bis hin zum
weltumspannend bekannten „Halleluja“-Song von Eduard Cohen wurde
vom Chor musikalisch alles geboten, was Herz und Seele der Zuhörer
immer wieder zutiefst berührt: Schwermütig-emotionales bis
Mitreißend-fröhliches – es ist für die Freunde der
jüdisch-slavischen Chormusik immer wieder eine große Freude, diese
Musik erleben zu dürfen.
Doch dann hatten die Kinder der Gemeinde ihre Erwartungen
lange genug gezügelt: Aus der Hand von Israel
Epstein und der neuen Geschäftsführerin der
„Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz“, Marina
Nikiforova, durften sie endlich die individuell
ausgewählten, traditionellen Präsente zum „Chanukka“-Fest sowie die
nicht minder beliebten, kleinen Umschläge mit den Geldgeschenken in
Empfang nehmen.
Ja, und dann flogen die Türen zur Küche hinter dem Festsaal auf
und die zahlreichen Köstlichkeiten zum Fest wurden aufgetischt:
Verschiedene Sorten Fisch, frittierte Speisen, Berliner, Obst –
alles natürlich den jüdischen Speisevorschriften entsprechend
ebenso koscher wie der köstliche rote Wein. Dazwischen ging Israel
Epstein durch die Reihen der Gäste, stieß mit jedem einzelnen an
und eröffnete so einen langen Abend, in dessen Verlauf der eine
oder andere Gast gar noch das „Tanzbein“ geschwungen haben
soll....Foto: gc
13.12.2015
„Schana tova!“ - „ein gutes Neues Jahr“
Juden in aller Welt
feiern ihr Neujahrsfest – Gottesdienstordnung für Speyerer jüdische
Gemeinde „Beith Shalom“ ab sofort regelmäßig im SPEYER-KURIER
veröffentlicht.
cr. Speyer. "שנה טו" schana tova -
„ein gutes Jahr“ oder auch "שנה טו ומתוקה" schana tova
u'metuka - „ein gutes und süßes Jahr“. So rufen sich
Juden in aller Welt am heutigen Sonntag zu, wenn sie - am ersten
Tag des Monats Tischri des jüdischen Kalenders, in
diesem Jahr am 13. September – Rosch ha Schana,
das jüdische Neujahresfest feiern. Und auch der
SPEYER-KURIER möchte an diesem Tag allen
Mitbürgerinnen und Mitbürgern jüdischen Glaubens die besten Wünsche
für ein glückliches und gesegnetes Neues Jahr 5776 nach jüdischer
Zählweise übermitteln.
Mit Rosch ha-Schana beginnen für gläubige Juden „die zehn
ehrfurchtsvollen Tage“ – hebräisch Jamim Noraim - die mit
dem Versöhnungsfest Jom Kippur – in diesem Jahr ab dem 22.
September - enden. Rabbinische Gelehrte beschreiben diesen Tag als
„Tag des Gerichts“, den Tag, an dem Gott - auf seinem Richterstuhle
thronend – das Buch offen vor sich liegen hat, in dem die Taten
aller Menschen – gute wie böse - vermerkt sind..
Mit dem
Segenswunsch „Schana tova“ verbunden ist deshalb auch ein anderer
Gruß zu diesem hohen jüdischen Feiertag: „Ketivah VaChatinah
Tovah“, was soviel bedeutet wie „Möge Dein Name im Buch des Lebens
eingeschrieben werden“.- in jenes Buch, das Gott in seinen Händen
hält und in dem nach jüdischer Überlieferung die Namen aller
Menschen, die in ihrem Leben Gutes getan haben, sofort eingetragen
werden, während die Sünder ihren Namen im „Buch des Todes“ finden.
Schließlich gibt es noch ein weiteres Buch für all jeme, die sowohl
gute als auch schlechte Taten verübt haben. Die Entscheidung
darüber, ob auch ihnen das „Siegel des Lebens“ verliehen wird,
fällt der Überlieferung zufolge in den zehn Tagen, die zwischen
Rosch ha-Schana und Jom Kippur, dem großen Versöhungsfest der Juden
liegen.
Eine schöne Tradition, die Juden trotz des ernsten Hintergrundes
mit ihren Familien und Nachbarn in diesen Tagen ausgelassen
feiern.
Wie angekündigt, wird der SPEYER-KURIER ab
sofort regelmäßig die Termine der Gottesdienste in der Speyerer
Synagoge „Beith Shalom“ - „Haus des Friedens“ auf dem Weidenberg
veröffentlichen, zu denen – nach vorheriger formloser Anmeldung,
auch nichtjüdische Menschen herzlich eingeladen sind.
13.09.2015
2014 Abschluss des jüdischen Chanukka-Festes am Heiligen Abend
„Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz“ feiert
traditionelles Lichterfest in großem Kreis von Juden und
Nichtjuden
cr. Speyer- Es liegt an der grundsätzlichen
Ausrichtung des jüdischen Kalenders an den Mondphasen, mit
Schaltjahren zur Angleichung an das Sonnenjahr, dass im Jahr 2014
der letzte Tag des achttägigen Lichterfestes der Juden in der Welt
- dass Chanukka am 25. Tag des jüdischen Monats
Kislev des Jahres 5775 jüdischer Zeitrechnung mit dem 24. Dezember
des Jahres 2014 des gregorianischen Kalenders zusammenfällt und
dass so die achtarmigen Chanukka-Leuchter überall in den jüdischen
Gotteshäusern und in den Wohnungen der Familien genau dann ihren
größten Glanz verstrahlen, wenn Christen in aller Welt feiern, dass
mit dem Kind im Stall von Bethlehem das Licht und das Heil in die
Welt gekommen sind. Eine beeindruckende Koinzidenz des christlichen
Glaubens mit den Ritualen seiner „älteren Geschwister“, wie es der
heilige Papst Johannes Paul II. einst ausgedrückt hat.
An diesem Sonntag, am vierten Advent, waren nun weit über
200 Mitglieder der „Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz“ in den
Festsaal der immer noch neuen Synagoge „Beith Schalom“ auf dem
Speyerer Weidenberg gekommen, um mitzuerleben, wie unter der
zeremoniellen Leitung des neuen Kantors der Gemeinde, Eugen
Mjodovol, der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg
Eger, Bürgermeisterin Monika Kabs, Egers
Vorgänger im Amt, der bei der jüdischen Gemeinde hochangesehene
frühere Oberbürgermeister Werner Schineller,
Pfarrer Hubert Ehrmantraut für das „Interreligiöse
Forum Speyer“ und der Vorsitzende der „Deutsch-Israelischen
Gesellschaft“ Speyer, Günter Ott
gemeinsam mit dem Vorsitzenden der „Jüdischen
Kultusgemeinde der Rheinpfalz“. Israel Epstein, die
ehrenvolle Aufgabe übernahmen, am „Schammach“, der „Dienerkerze“
des Chanukkah-Leuchters, die ersten sechs Kerzen zu entzünden.
In seiner Begrüßungs- und Glückwunschadresse erinnerte der
Vorsitzende des Gemeindevorstandes, Israel Epstein. an Geschichte
und Bedeutung des Chanukka-Festes, das einst aus Anlass der Weihe
des zweiten Tempels in Jerusalem gestiftet worden war. Der
Chanukka-Leuchter, der am kommenden Mittwoch in seiner ganzen
glanzvollen Pracht erstrahlen werde, stehe für Wärme und Liebe
unter den Menschen und symbolisiere ihren Wunsch nach Friede und
Freiheit.
Jüdischer Tradition gemäss ging danach ein opulentes
musikalisch-kulturelles Programm „über die Bühne“ des Festsaals der
Speyerer Synagoge, angeführt von dem rührenden Kinderchor der
Gemeinde - wie überhaupt Chanukka auch und vor allem ein Fest für
die Kinder ist. Sie konnten sich dann auch am Ende des offiziellen
Programms über die von Israel Epstein und dem
Geschäftsführer der Gemeinde, Daniel Nemirowsky,
überreichten Geschenke freuen.
Davor allerdings hatte der gemischte Chor der
„Kultusgemeinde der Rheinpfalz“ mit einer Vielzahl traditioneller
und moderner Lieder – angefangen mit Georg Friedrich Händels
Vertonung des „Tochter Zion“ bis hin zu dem quer durch die Kulturen
bekannten und beliebten „Jeroshalem“ oder dem fröhlich-beschwingten
„Halleluja“ in seiner rhythmisch-swingenden Form. Mit ihren
geschulten Stimmen, darunter auch zwei eindrucksvoll solistisch
agierende Sänger - eine Sopranistin und ein Bariton – überzeugte
der Chor einmal mehr mit seinem klangschönen Gesang, der die
Besucher so richtig mitnahm auf eine Reise in die Welt jüdischer
Musiktradition. Schwermütig-melancholische Klänge wechseln hier ab
mit fröhlich-beschwingten Melodien, die bei so manchem Zuhörer „das
Tanzbein“ unter den festlich gedeckten Tischen kaum noch ruhen
ließ.
Dazwischen zeigte der Gemeindevorstand – eine Premiere bei
dieser Gelegenheit – ein gut gemachtes Video, in dem gleichfalls
noch einmal die Bedeutung des „Chanukka-Festes“ dargestellt wurde,
wobei angesichts der überwiegenden Herkunft der Gemeindemitglieder
aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion auch die Bedeutung des
Falls des Eisernen Vorhangs in den Jahren nach 1989 für die freie
Religionsausübung der Juden thematisiert wurde.
Solistische Beiträge zweier junger Gemeindemitglieder auf der
Gitarre leiteten dann über auf das gemeinsam genossene Festmahl aus
traditionellen jüdischen Speisen wie Fisch, Ei, Leberpasteten sowie
den schmackhaften koscheren Weinen, die – für Weinfreunde ein
absolutes „Must“ - auch direkt bei der „Jüdischen Gemeinde der
Rheinpfalz“ bezogen werden können. Foto: gc
22.12.2014
Rosch ha-Schana
Ministerpräsidentin
Malu Dreyer gratuliert zum Jüdischen Neujahrsfest
Mainz- Zum Rosch ha-Schana, dem
Jüdischen Neujahrsfest am 25. und 26. September 2014, hat
Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Mitgliedern der Jüdischen
Kultusgemeinden in Rheinland-Pfalz ihre Glückwünsche übermittelt.
„Rosch ha-Schana ist ein Tag der Freude. Wir verbinden damit
ebenfalls Freude und Dankbarkeit darüber, dass hier in
Rheinland-Pfalz jüdisches Leben wieder lebendig ist und jüdische
Kultur gedeiht“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Das Judentum bezeichnete die Ministerpräsidentin
als Bereicherung für das Zusammenleben und die Kultur in
Deutschland und Rheinland-Pfalz. „Nicht zuletzt die SchuM-Städte
und die Chance auf ihre Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe
stehen für die Verbundenheit unseres Landes mit den Menschen
jüdischen Glaubens, die hier leben und im besten Sinne zu Hause
sind“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Die Ministerpräsidentin nahm das Neujahrsfest zum
Anlass, um den Jüdischen Kultusgemeinden ihre tiefe Solidarität zu
versichern. „Jegliche Form von Antisemitismus hat in unserer
Gesellschaft keinen Platz. Wir werden alles dafür tun, dass unsere
jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger weiter in Frieden und
Sicherheit leben können. Sie wünschte der Jüdischen Bevölkerung ein
gesundes, friedliches und gutes Jahr 5775. „Schana Tova“, so
Ministerpräsidentin Malu Dreyer. stk-rlp
25.09.2014
„Chanukka sameach“ „Fest des Lichtes“
„Dank für unser kostbarstes Geschenk, unsere Kinder“ in
der Speyerer Synagoge eröffnet
cr. Speyer- Als Fest des Lichtes und der
frohgemuten Dankbarkeit für „das wichtigste, das wir in unserem
Leben haben – unsere Kinder“, so charakterisierte jetzt der
Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz,
Isreal Epstein, das Chanukka-Fest, das die Juden
in aller Welt in diesem Jahr seit dem 27. November feiern. Näheres
zum religiösen Hintergrund dieses Festes und zum Brauchtum von
Chanukka siehe SPEYER-KURIER vom 27. November
2013. An diesem ersten Abend des Festes hatte man in den Familien
die erste Kerze am achtarmigen Chanukka-Leuchter entzündet –
gestern abend nun trafen sich Gemeindemitglieder aus dem Raum
Ludwigshafen, Neustadt und Speyer im Großen Gemeindessaal der neuen
Speyerer Synagoge „Beith Schalom“, um gemeinsam die Entzündung der
beiden ersten Kerzen an dem dort aufgestellten Leuchter
mitzuerleben.
Der Geschäftsführer der Jüdischen Kultusgemeinde der
Rheinpfalz, Daniel Nemirovsky, hatte es
übernommen, nach der Begrüßung zahlreicher Gäste, unter ihnen
Pfarrer Hubert Ehrmantraut, den „Schamasch“, den
auf der Mitte des Leuchters aufgesteckten „Diener“ zu entzünden,
mit dem dann Israel Epstein die ersten beiden Kerzen anstecken
konnte. „Baruch atah Adonaj,Elohejnu“, betete Nemirovsky,
„Gepriesen seist Du, Ewiger, unser Gott“.
Dann war es an den erfreulich vielen Kindern der Gemeinde
– Israel Ehrlich: „Kinder sind unsere Zukunft“ - die für ein buntes
Programm sorgten: Die Kleinsten mit Tänzen, die etwas älteren mit
Liedern zu Chanukka, zwei weitere, Gabriel auf seiner Trompete und
Martin mit der Gitarre, die mit solistischen Auftritten gekonnt zu
dem Programm beitrugen. Und dann kam das, worauf sich wohl die
Kinder in allen Relligionsgemeinschaften in der Welt am meisten
freuen: Die Bescherung: Für sie alle gab es aus der Hand des
Gemeindevorsitzenden das symbolische Chanukka-Geld (aus Schokolade)
und einen „gut gepolsterten“ Umschlag (mit „echtem“ Geld) sowie
eine Tüte mit Leckereien und einen Chanukka-Leuchter en
miniature.
Die Bühne des Versammlungssaales übernahmen dann die
Mitglieder des gut geschulten Erwachsenenchores, der nach zwei
traditionellen Liedsätzen zu Chanukka gleich noch ein komplettes
Singspiel mit solistischen Einlagen mitgebracht hatte. Auch dies,
wie im traditionsverbundenen Judentum üblich, ein Beitrag, den man
im jüdischen Leben mit der gleichen Selbstverständlichkeit immer
wieder aufführt wie das Krippenspiel im Christentum.
Fröhlich und ausgelassen feierten die Gemeindemitglieder bei
ebenso traditionellen Speisen und koscherem Wein bis weit in die
Nacht – das Chanukka-Fest ist angebrochen und noch bis zum
kommenden Mittwoch wird Tag für Tag eine weitere Kerze angenzündet,
bis sie alle acht brennen und wieder ein wenig mehr Licht in
dieWelt bringen.
Allen jüdischen Leserinnen und Lesern ruft auch der
SPEYER-KURIER heute zu: Chanukka sameach – ein
frohes Chanukka-Fest.
Foto: gc29.11.2013
Heute beginnt "Chanukkah" - das Fest des Lichtes im Judentum
von Gerhard
Cantzler
Am kommenden Sonntag, am 1. Dezember 2013, entzünden Christen in
aller Welt wieder die erste Kerze an ihrem Adeventskranz - dann
wird es Woche für Woche um ein Licht heller in den Stuben, bis am
Heiligen Abend der Weihnachtsbaum im vollen Lichterglanz erstrahlt.
Ihre "älteren, jüdischen Geschwister" sind ihnen - in diesem
Jahr zumindest - hier schon ein Stück weit voraus. Denn heute abend
wird In allen jüdischen Haushalten bei Sonnenuntergang die erste
Kerze am Chanukkah-Leuchter entzündet und damit dieses
traditionelle, acht Tage dauernde Lichterfest, eröffnet. Abend für
Abend wird dann unter traditionellen Segenssprüchen eine weitere
Kerze angesteckt, bis der Leuchter in voller Pracht erstrahlt.
Der achtarmige Chanukka-Leuchter darf nur einmal im
Jahr - zu diesem Fest - entzündet werden. Traditionell ist in der
Mitte des Leuchters auch noch eine neunte Kerze, der Schamasch -
das bedeutet “der Diener” - aufgesteckt, mit dem die anderen Kerzen
des Leuchters angezündet werden.
Mit dem Chanukkah-Fest erinnern die Juden an die
Wiedereinweihung des Tempels von Jerusalem nach dem sogenannten
Makkabäeraufstand im Jahr 165 v. Chr., durch den die
Schreckensherrschaft der griechischen Syrerdynastie der Seleukiden
über die Juden beendet wurde. Nachdem dann der Tempel von den
griechischen Götzenbildern befreit und gereinigt worden war, musste
er nach jüdischem Ritus wieder neu konsekriert werden.
Chanukkah bedeutet deshalb soviel wie
“Neueinweihung” und erinnert an das folgende Ereignis: Damals war
im Tempel nur noch eine winzige Menge geweihtes Öl übrig, das
gerade gereicht hätte, den Tempel einen Tag lang zu erhellen. Das
Herstellen von neuem Öl hätte jedoch mehrere Tage in Anspruch
genommen - das ewige Licht im Tempel drohte also zu erlöschen. Da
ereignete sich das Wunder: Das Licht brannte zur allgemeinen
Verwunderung weiter - acht Tage lang....
Auch wenn Chanukkah im jüdischen Verständnis nur
ein “Halbfeiertag” ist, weil er nicht auf biblische Gebote
zurückgeht, sondern nur auf ein historisches Ereignis, so wird er
doch in den Familien und Gemeinden ausgelassen gefeiert. Für die
Kinder gibt es Geschenke und der Tisch ist an diesen Tagen mit
traditionellen Speisen reich gedeckt.
Chanukkah wird stets am Vorabend des 25. des Monats
Kislew - in diesem Jahr am 9. Dezember - gefeiert - im 5773. Jahr
jüdischer Zeitrechnung.
Der SPEYER-KURIER ruft deshalb
heute - am Vorabend 25. Kislew 5773 - allen Mitbürgern jüdischen
Glaubens für die nächsten acht Tage zu: “Hag Hanukkah
sameah”, ein “Schönes Chanukkah-Fest”.
Foto: spk-Archiv
27.11.2013
Grußwort zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana
Mainz- Das jüdische Neujahrsfest, das dieser
Tage von den jüdischen Gemeinden in aller Welt begangen wird,
unterscheidet sich sehr vom christlichen Silvesterfest zur
Jahreswende. Bei aller Hoffnung auf ein gutes Jahr, das bei den
Feierlichkeiten zum Ausdruck kommt, ist das jüdische Neujahrsfest
von Besinnlichkeit und Selbstbefragung geprägt, ja, es wird in der
Tradition auch als Tage der Furcht beschrieben. In diesen Tagen
herrscht Buße und Umkehr vor, da alle Juden in brünstig beten, noch
einmal in das Buch des Lebens eingeschrieben zu werden. Das
Schofar, das Widderhorn, wird in den Gottesdiensten geblasen, weil
man hofft, durch den Klang die göttlichen Mächte milder zu stimmen.
Rabbi Kruspedai präzisiert nun im Namen von Rabbi Jochanan diese
Vorstellung vom Buch des Lebens. Er spricht davon, dass es während
dieser Tage, bei denen es in der jüdischen Glaubenswelt um die
ganze Existenz geht, drei unterschiedliche Bücher gibt. Das erste
Buch zeichnet die schlechten Menschen auf. Sie sind des Todes und
das Buch wird gleich geschlossen. Das dritte Buch ist für die guten
Menschen; sie sollen und werden Leben und das Buch wird ebenfalls
sofort geschlossen. Es bleibt nun noch das zweite Buch. Es ist für
die „normalen“ Menschen, die gute und schlechte Eigenschaften
besitzen, vorgesehen. Dieses Buch bleibt bis Jom Kippur offen. Erst
dann ist das Schicksal der Menschen endgültig beschlossen und
besiegelt. Nun beten alle Juden bis Jom Kippur, denn allen ist das
Wesen des Menschen bewusst. Der Mensch ist eben nicht nur gut oder
böse, sondern er besitzt beide Eigenschaften, die ineinander
undurchdringlich verschlungen sind. Auch Handlungen, die noch so
gut gemeint sein mögen, werden oft von Motiven, wie Hass oder
Egoismus begleitet. Es kommt nun in diesen Tagen darauf an, mit
sich selbst schonungslos in Gericht zu gehen, um sein Handeln für
das nächste Jahr wieder neu auszurichten.
Da diese Tage die Zeit der Selbstkritik sind, ist es Tradition
auch die Gesellschaft, in der wir leben, kritisch unter die Lupe zu
nehmen. Was mich sehr betrüblich stimmt, ist unser Umgang mit
Menschen, die Asyl suchen und für den die Ereignisse in Hellersdorf
nur ein sprechendes Beispiel sind. Vielleicht tut hier ein
kritischer Blick auf uns selbst Not. Dass wir in einem Land mit
gefestigter Demokratie und großem Wohlstand leben, ist ein
unverdientes Glück. Aus diesem Grund sollten wir mehr Verständnis
und Großzügigkeit gegenüber Menschen zeigen, die ebenso wie wir ein
Recht auf ein gutes Leben besitzen. Da wir in Frieden leben, ist es
unsere Pflicht, an die Menschen zu denken, die um ihr Leben
fürchten müssen. Wir alle sollten für nächstes Jahr hoffen und
beten, dass Israel und der Nahe Osten endlich zur Ruhe kommen und
dass die humanitäre Katastrophe in Syrien nicht noch größere
Ausmaße annimmt.
Mir bleibt nun noch übrig, allen Menschen in Rheinland Pfalz ein
glückliches, erfolgreiches und süßes neues Jahr zu wünschen,
Dr. P. Waldmann (Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen
Gemeinden von Rheinland Pfalz)
LANDESVERBAND DER JÜDISCHEN GEMEINDEN VON RHEINLAND-PFALZ,
Presse
06.09.2013
Juden in Speyer und in der Welt feiern Pessach - das Fest “der ungesäuerten Brote”...
...und der SPEYER-KURIER wünscht dazu allen
jüdischen Mitbürgern ein frohes und koscheres
Pessach-Fest.
cr.
Speyer. Zeitgleich mit dem christlichen Osterfest feiern die
Juden in aller Welt in diesen Tagen PESSACH - das Fest der
Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft und ihrem
Auszug aus Ägypten - auch "Exodus" genannt. Das Pessach- oder auch
Passahfest gilt seither als das Bekenntnis der Juden zu dem einen
Gott Jahwe, der das jüdische Volk aus Ägypten
herausführte.
Das Fest beginnt am 14./ 15. Nissan des jüdischen
Mondkalenders - dies entspricht im gregorianischen Kalender in
diesem Jahr dem 6./7. April - und dauert außerhalb von Israel - in
der Diaspora - 8 Tage. Die jüdischen Mitbürger aus Speyer und der
Region haben dieses Fest zum ersten Male in der Gemeinde in ihrer
neuen Synagoge “Beith Schalom” am Weidenberg eröffnet.
Den Auftakt am Vorabend des jüdischen Festes bildet
dabei der traditionell im Kreise der Familie begangene und nach
einer überlieferten Ordnung vollzogene "Sederabend" - eine Art
Familiengottesdienst. Dieser Sederabend wird gemeinsam mit Freunden
und Verwandten gefeiert und mit einem festlichen Mahl gekrönt,
wobei auch der Tisch aufwändig geschmückt wird.
Die Speisen, die an diesen Tagen gereicht werden,
sind - wie so vieles im Judentum - zugleich Symbole für
entscheidende Ereignisse in der Geschichte der Kinder Israels. Dazu
gehört auch das Pessachlamm, das an die Gottesopfer im Tempel von
Jerusalem erinnern soll. Auch Bitterkräuter und Meerrettich sind
auf dem Tisch zu finden. Sie symbolisieren die "Bitterkeit" der
Sklaverei, der die Kinder Israels in Ägypten ausgesetzt waren.
Die Mazzot - auch Mazza oder Matzen genannt - sind
ungesäuerte Brote und stehen für den hastigen Auszug der Juden aus
Ägypten, bei dem das Brot - der biblischen Erzählung nach - keine
Zeit mehr zum Gären hatte. Für Juden ist es eine Pflicht,
Gesäuertes (Chamez) an Pessach zu meiden - es nicht zu essen, im
Hause aufzubewahren oder auch nur anzusehen. Chamez dürfen an
Pessach weder zur Zubereitung oder Darreichung von Speisen, ja
nicht einmal zur Viehfütterung genutzt werden. Als Säuerndes gilt
jede der fünf Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und
Dinkel, die für mindestens 18 Minuten mit Wasser in Kontakt kam,
sowie jede Speise und jedes Getränk, das aus einer dieser
Getreidesorten hergestellt ist oder sie enthält.
Jüdische Familien säubern zu diesem Fest das ganze
Haus und entfernen alles Chamez. Insofern wird Pessach auch als das
"Fest der ungesäuerten Brote" oder als "Mazzotfest" bezeichnet.
Charosset, ein Fruchtmus aus Äpfeln, Nüssen, und
Zimt, steht für den Lehm, den die Israeliten in der Zeit der
Knechtschaft für die ägyptischen Bauten verwendeten. Frisches
Gemüse wie Sellerie, Petersilie und Kartoffeln gelten als Früchte
der Erde und als Symbole für die Hoffnung auf einen Neubeginn.
Schließlich gehört auch das Ei als Zeichen für die Trauer über die
Zerstörung des Tempels in Jerusalem zu den besonderen Beilagen.
Dazu wird Wein getrunken, was die Freude über den
erfolgreichen Weg aus Sklaverei und Fremdherrschaft ausdrücken
soll.
Traditionell wird an diesem Abend aus der
Pessach-Haggadah vorgelesen, die auch die Geschichte vom Auszug aus
Ägypten enthält.
Bis zur
Zerstörung des Tempels von Jerusalem kam dem 16. Nissan im Verlauf
des Pessach-Festes eine ganz besondere Bedeutung zu. An diesem Tag
wurde der Omer dargebracht, die erste Garbe der neuen Ernte des
Getreides. Die Omer-Garbe wurde einst mit großem Aufwand
geschnitten und - mit einem Brandopfer verbunden -dargebracht. Erst
danach war der Genuss der neuen Getreideernte erlaubt. Für das
Datum der Omer-Darbringung bestimmt die Tora in Lev 23,11 EU den
„Tag nach dem Sabbat“. Die Boethusäer, Sadduzäer und Karäer
verstanden den Sabbat als Wochentag und feierten die
Omer-Darbringung deshalb immer an einem Sonntag. Durchgesetzt hat
sich aber die Auffassung der Pharisäer. Sie betrachteten den Sabbat
im Sinne von Lev 23,11 als den ersten Tag des Pessachfestes.
Deshalb fand die Omer-Darbringung dann immer am 16. Nisan statt.
Gemäß Dtn 16,9f EU beginnt mit der Darbringung des Omers eine
Zählung von sieben Wochen. Wegen der Zerstörung des Tempels ist nur
noch die förmliche Zählung der Tage üblich, die seit talmudischer
Zeit wegen der Ermordung der Schüler von Rabbi Akiba auch noch als
Trauerzeit gelten. Diese wird nur durch Lag BaOmer am 33. Tag
unterbrochen, der als Freudentag begangen wird. Auf den fünfzigsten
Tag fällt dann das Wochenfest Schawuot.
Am letzten Festtag des Pessach wird bis heute
verstorbener Familienangehöriger mit dem Jiskor-Gebet gedacht.
Dabei beten die Lebenden für die Verstorbenen und sollen sich dabei
auf die Zerbrechlichkeit und Nichtigkeit des Menschen besinnen. Sie
versprechen in einzelnen Abschnitten des Gebets, für Wohltätigkeit
und Tora-Ausbildung zu spenden. Ziel des Gebets ist es, dass Gott
der Seelen der verstorbenen Verwandten wohlwollend gedenken soll.
Dieses Gebet wird nicht nur am letzten Pessachtag, sondern auch an
Jom Kippur, Schawuot und Schmini Azeret gesprochen. Am eigentlichen
Jiskor nehmen nur diejenigen teil, die bereits einen oder beide
Elternteile verloren haben. Die Juden, deren beide Eltern noch
leben, verlassen während dieses Gebets die Synagoge bzw. den
Betsaal und kehren anschließend zurück.
Aus dem jüdischen Seder-Mahl zu Beginn des
Pessach-Festes ist auch das urchristliche Abendmahl entstanden und
hat inhaltliche Elemente - häusliche Feier, Deuteworte zu den
Speisen, Dankgebet und Segensbecher - daraus übernommen. Dazu
gehört auch das christologische Bild des Osterlammes, das an die
bis 70 n. Chr. am Tempel geschlachteten Pessachopfer erinnert. Für
Paulus von Tarsus ist Christus als „unser Pas-cha“ geschlachtet
worden, so dass alles Festhalten am „alten Sauerteig“ der
innerchristlichen Machtkämpfe sich erübrige.
Pessach - für Juden und Christen gleichermaßen ein
bedeutsamer Festtag - für die einen eine jahrtausendealte
Tradition, für die anderen das Fest, an dem sie dem zentralen
Ereignis, der Auferstehung ihres Stifters Jesus Christus gedenken.
Für beide Gelegenheit, sich immer wieder aufs Neue zu ihrem Glauben
zu bekennen. Foto: spk
10.04.2012
Tu BiSchwat - Juden in aller Welt feiern heute das “Neujahrsfest der Bäume”
Wann, liebe Leserin, lieber Leser, haben Sie
zuletzt einem Baum ein gesegnetes Neues Jahr gewünscht? Heute, am
8. Februar, können Sie es tun, denn heute - am 15. Tag des
hebräischen Monats Schwat - feiern die Menschen jüdischen Glaubens
in aller Welt Tu BiSchwat das “Neujahrsfest der Bäume”.
Dass dieser Tag um ein so Vieles später gefeiert
wird als das Neujahrsfest der Menschen, hängt mit der Regensaison
im Heiligen Land zusammen, die als Voraussetzung dafür gilt, dass
die Bäume in jedem Jahr aufs neue Früchte bringen können. Diese
Regensaison beginnt mit dem jüdischen Sukkot-Fest - dem
Laubhüttenfest - das sieben Tage lang - in diesem Jahr ab dem 1.
Oktober - gefeiert wird. Vier Monate dauert es dann - so die
jüdische Überlieferung - bis die Bäume wieder genügend Kraft
gesammelt haben, um all diese Früchte hervorzubringen.
Traditionell werden an Tu BiSchwat in den
jüdischen Familien Früchte wie Oliven, Datteln, Trauben, Feigen und
Granatäpfel gegessen - kurz all das, was Israel an Früchten
hervorbringt.
Ein eigener Segensspruch begleitet dieses Fest:
Baruch ata Ado-naj, Elohenu Melech ha ‘Olam,
borej pri haez.
Gesegnet seist Du, G-OTT unser G-OTT, König des
Universums, Schöpfer der Baumfrucht.cr.
01.02.2012