Ein irischer Abend mit Musik und Geschichten - Paddy Schmidt
Ein Mann, eine
Gitarre, eine Bühne und viele Mundharmonikas
Speyer- Mehr braucht es nicht für einen
unterhaltsamen Auftritt von Paddy Schmidt. Damit war der dritte
Abend der Reihe „Kultur im Fachkraftwerk“ treffend umschrieben. Vor
gut gefüllten Plätzen entführte Paddy Schmidt sein Publikum am 22.
Juni sein Publikum auf die grüne Insel. Zunächst erfuhren die
Besucher etwas über die CoLab, deren Arbeit mit den eingenommenen
Spenden des Abends unterstützt wird.
Aus seinem umfangreichen Repertoire eigener Lieder und Volkslieder
aus Irland spielte Paddy Schmidt eine gelungene Auswahl. Teils
waren die Lieder schwungvoll, teils waren sie eher melancholisch.
Und zu jedem Lied hatte Paddy Schmidt eine Geschichte parat. So
erfuhren die Zuhörer Hintergründe zu den Liedern oder zu deren
Entstehung.
Wie kommt man in der Badewanne auf die Titanic oder warum wurde das
einzige deutschsprachige Lied des Abends ausgewählt? Am Ende des
gelungenen Abends waren alle schlauer. Wie ein Lied sich anhört,
wenn es in verschiedenen Stilen gespielt wurde, zeigte Paddy
Schmidt am Beispiel des irischen Volksliedes „The Irish Rover“.
Erst erklang es als Reggae, dann als Blues. Da es allen sehr gut
gefallen hat, wird es im nächsten Jahr wieder einen Auftritt
geben.
Kultur im Fachkraftwerk
Künstler aus der Region spielen handgemachte Musik oder spielen
ihre Darbietung hautnah vor einem kleinen Publikum. Die
Veranstaltungsreihe soll das Kulturleben in Speyer um handgemachte
Musik und Kleinkunst in einem kleinen familiären Rahmen
erweitern.
„Kultur im Fachkraftwerk“ ist eine Benefizveranstaltung, um die
Arbeit der CoLab zu unterstützen. Ein wichtiger Aspekt der
Kulturreihe ist es daher, auf die prekäre Lebenswelt
benachteiligter junger Menschen aus der Vorderpfalz, manche sogar
ohne festen Wohnsitz, aufmerksam zu machen. Text und Foto:
CoLab gGmbH - Das Fachkraftwerk, Presse
27.06.2016
Es gibt drei Arten von Lügen: Weiß - Grau - Schwarz
100 Jahre Christoph Sonntag – die Jubeltour!
bk.Speyer- Ein Spruch aus China sagt: Jede
Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. Also
hat sich für alle Besucher, die am Donnerstag, den 07.04.2016 in
der gut besuchten Speyerer Stadthalle waren, das Leben deutlich
verlängert.
Beim Bühnenbild sah man unter anderem ein Regal mit
verschiedenen Schubladen, die beschriftet waren mit: „Ideen fein“,
„Ideen grob“, „Ideen Schwein“, „Ideen geklaut“, „Presse gut“,
„Presse schlecht (Altpapier)“.
Nach einem Einspieler von der Landesschau Baden-Württemberg, der
Christoph Sonntag ankündigte, kam er dann auf die Bühne und
begeisterte von Anfang an sein Publikum. So nahm er sofort Kontakt
auf zu einem Mann namens Claus – mit „C“ – auf und bestätigte ihm:
„Da haben die Eltern sich was gegönnt.“
Ein Ausflug in die Politik fehlte auch nicht – Sonntag
sagte, er könne nicht verstehen, daß einige Länder in Europa zwar
alle Vorteil und Subventionen mitgenommen haben – unter anderem
Ungarn und Polen – nun aber, wo sie etwas zurückgeben sollten,
mauern. Und er meinte, er wäre richtig froh, daß die polnische
Partei pis Partei heißen würde – da wäre der Name Programm.
Zu einem Programmpunkt war die Einleitung, daß es drei
verschiedene Arten von Lügen gibt:
- Weiße Lügen, wenn man jemanden nicht verletzen will,
- graue Lügen, die weder schaden noch nutzen
- schwarze Lügen, die selbstsüchtig sind und den anderen
verletzen
Dazu hat er folgende Geschichte erzählt: Ein Mann war mit
Freunden abends einen trinken und kam total betrunken nach Hause –
morgens um halb fünf. Also schleicht er sich leise an die Haustür,
schließt leise auf und sieht, als er die Türe geöffnet hat, daß
seine Frau mit einem Besen im Hausflur steht. Und nun kommen die
verschiedenen Lügen ins Spiel:
1. Ich war mit meinen Freunden aus und habe
ein Bier getrunken. Dann hatte ich solche Sehnsucht nach Dir, daß
ich mit der nächsten Straßenbahn nach Hause gefahren bin. Während
der Fahrt dachte ich daran, wie sehr ich Dich nach allen diesen
Jahr3en noch liebe und wie glücklich ich bin, Dich zur Frau zu
haben. Über allen diesen Gedanken muss ich eingeschlafen sein und
als ich wieder wach wurde, stand die Straßenbahn im Depot, es war
halb vier. Eine ganze Zeit musste ich rufen und mit den Fäusten an
die Scheiben klopfen, bis der Hausmeister mich befreit hat; aber
nun bin ich endlich wieder bei Dir.
2. Ich habe das Haus verlassen und wurde von
Außerirdischen entführt. Diese haben mir einen Trichter in den Mund
gestopft und mir fünfzehn Liter Bier eingeflößt. Gerade erst haben
sie mich wieder frei gelassen und hier bin ich.
3. Willst Du kehren oder fliegst Du noch
weg?
Aber Christoph Sonntag ist das Kabarett lange nicht
genug. Deshalb hat er im August 2007 die STIPHTUNG CHRISTOPH
SONNTAG gegründet, mit der er die Welt ein wenig besser machen
möchte. Dazu gehört unter anderem ein Hilfsprojekt für sozial
benachteiligte Kinder „Sternchenfänger“. Mittlerweile konnte die
STIPHTUNG für ihre Projekte mehr als vier Millionen Mark
einsammeln. So werden unter anderem von jeder verkauften
Eintrittskarte und jedem verkauften Buch von Christoph Sonntag ein
Euro an die Stiftung gespendet.
Wer nun Lust bekommen hat, das Programm live zu sehen, kann sich
am 03.06.2016 um 20 Uhr im Universum Kino Landau dieses Vergnügen
gönnen. Am 30.11.2016 ist Christoph Sonntag im Capitol
Mannheim.
Alle weiteren Veranstaltungstermine finden Sie im Internet unter
folgendem Link:http://www.roth-friends.de/artist.php?id=442
Übrigens: Wer die STIPHTUNG von Christoph
Sonntag unterstützen möchte hat durch den Kauf von einem, zwei oder
drei Büchern die Qual der Wahl. Und selbstverständlich läßt es sich
der Autor nicht nehmen die Bücher nach der Veranstaltung
individuell zu signieren. So kommen auch Sie in den Besitz eines
"echten Sonntag´s". Foto: pem
10.04.2016
Vince Ebert - Evolution
Bensheim/Bühl/St. Leon Rot- Der
menschliche Organismus ist ein wahres Wunderwerk. Hautzellen werden
alle vier Wochen regeneriert, rote Blutkörperchen alle 120 Tage.
Man schätzt, dass nach sieben Jahren jede Zelle in unserem Körper
komplett erneuert wurde. Und spätestens dann sagen viele Ehefrauen:
„Du bist mir so fremd geworden...“
Der Wissenschaftskabarettist Vince Ebert beschäftigt sich in
seinem neuen Programm mit dem größten Thema überhaupt: dem
Geheimnis des Lebens! Vor rund 3,5 Milliarden Jahren entstand die
erste Lebensform in einem ölig-schleimigen Tümpel, quasi die
Vorform eines Versicherungsvertreters.
Wir haben uns gegen Dinosaurier, Säbelzahntiger und Pestviren
durchgesetzt. Selbst Lehmann- Brothers, Fernsehköche und Doku-Soaps
konnten uns nicht aus der Bahn werfen. Inzwischen hat der Mensch
keine natürlichen Feinde mehr. Bis auf die eigene Verwandtschaft
natürlich.
Was also ist der Schlüssel zur einzigartigen Karriere des Homo
sapiens? Warum entwickeln wir Mondraketen, Antibiotika und
Reisezwiebelschneider, während unsere Vettern im Urwald immer noch
mit Stöcken in Termitenbauten herumstochern? Wir haben das
Higgs-Teilchen gefunden, kennen die Größe des Universums und sind
sogar fähig, uns mit Nuklearwaffen selbst zu zerstören. Das soll
uns ein Schimpanse erst mal nachmachen!
Und doch sind wir immer noch irrational und unperfekt. Warum
neigen wir dazu, an Gott zu glauben? Wieso schaffen es Frauen
nicht, den Lidstrich mit geschlossenem Mund zu ziehen? Und warum
vergessen wir den Namen unseres Schwippschwagers, während wir das
Lied „Da steht ein Pferd auf`m Flur“ nicht mehr aus dem Kopf
bekommen?
Vince Ebert gibt naturwissenschaftlich fundierte Antworten und
erklärt, warum die Natur Sex erfunden hat, ob wir jemals
unsterblich werden können und ob der Musikantenstadl mit der
Evolutionstheorie vereinbar ist.
Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter
www.roth-friends.de.
Über Vince Ebert Vince
Ebert wurde 1968 in Amorbach im Odenwald geboren und studierte
Physik an der Julius-Maximilians- Universität Würzburg. Nach dem
Studium arbeitete er zunächst in einer Unternehmensberatung und in
der Marktforschung, bevor er 1998 seine Karriere als Kabarettist
begann. Vince Eberts Anliegen: die Vermittlung wissenschaftlicher
Zusammenhänge mit den Gesetzen des Humors. Seine Bühnenprogramme
„Physik ist sexy“ (2004), „Denken lohnt sich“ (2007) und „Freiheit
ist alles“ (2010) machten ihn als Wissenschaftskabarettist bekannt,
der mit Wortwitz und Komik sowohl Laien als auch
naturwissenschaftliches Fachpublikum unterhält.
Im September 2013 wird Vince Ebert mit einem neuen
Bühnenprogramm „EVOLUTION“ Premiere feiern, in der ARD moderiert er
regelmäßig die Sendung „Wissen vor 8 – Werkstatt“.
Seine beiden Bestseller „Denken Sie selbst! Sonst tun es andere
für Sie“ und „Machen Sie sich frei“! Sonst tut es keiner für Sie“
standen monatelang auf der Bestsellerliste und verkauften sich über
eine halbe Million mal. Im Herbst 2013 erscheint sein drittes Buch
„Bleiben Sie neugierig!“.
Mehr über Vince Ebert erfahren Sie unter: www.vince-ebert.de und auf www.facebook.com/Vince.Ebert
Text und Foto: Roth & Friends Veranstaltungsagentur,
Presse
23.02.2016
"Weinen könnte ich, weinen..."
RPR 1 Comedian Sven Hieronymus in der Stadthalle Speyer zu
Gast
dk.Speyer- "Weinen könnte ich, weinen..." Mit diesem
Spruch enden in der Regel die Anekdoten und Sketche von Sven
Hieronymus.
Bekannt wurde er durch seine täglichen Ausstrahlungen beim
Radiosender RPR 1 sowie seinem Blog. Hier erzählt er von
alltäglichen Dingen, die jedem von uns passieren, aber irgendwie
Sven Hieronymus immer besonders treffen. Diese verpackt er dann in
Pfälzer Mundart und seinen ganz eigenen Sinn von Humor.
Weinen konnten daher auch die vielen Besucher der ausverkauften
Veranstaltung am Mittwochabend in der Stadthalle vor
Lachen.
Sein neues Programm "Unter Strom" füllte nicht nur
spielend die Stadthalle Speyer, sondern bescherte auch allen
Besucher einen herrlichen Abend voll Schmunzeln und herzhaftem
Lachen.
In seinem Programm erzählt er unter anderem von den Problemen
mit seiner Tochter und deren Führerschein und seiner
nachtragenden Frau, die ihm immer noch den letzten Ausflug mit
seinen Kumpels vorhält, bei dem eine Badewanne und eine Flasche
Obstler eine entscheidende Rolle spielen...
Unter anderem taucht er auch dank eines Klassentreffens in seine
Jugend ab und führt damit das Publikum nicht nur von einem
Lachanfall zum nächsten, sondern ebenfalls in die eigenen
Jugenderinnerungen.
So schildert er sehr plastisch seine Probleme mit dem
Schulrowdy... den er natürlich auch aktuell wieder trifft, die
ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht und die daraus
resultierenden Probleme bis hin zu seinem momentanen Leben und
"aktuellen Begebenheiten".
Allerdings möchte der Autor an dieser Stelle
nicht viel von dem Programm wiedergeben, da Sven Hieronymus
im Augenblick noch durch die Region tourt. Informationen zu den
Terminen sowie die Möglichkeit, Karten zu kaufen gibt es unter
http://www.sven-hieronymus.de/termine.htm
Wer Hieronymus kennt und mag, sollte in jedem Fall die
Gelegenheit nutzen, sich in dem über 2,5 stündigen Programm über
das Neueste aus dem Leben von Sven Hieronymus zu informieren. Alle
Besucher sowie der Autor haben diesen Abend in jedem Fall sehr
genossen. Foto:dak
17.05.2015
Spitz & Stumpf: zum 20-Jährigen neues Programm “Äänzich Artige““
Einzigartiges Pfälzer Weingut jubiliert
Von unserem Mitarbeiter Werner Schilling
Speyer- So aufgeregt wie vor ihrem ersten
Auftritt. Dabei liegt der 20 Jahre zurück und starteten Bernhard
Weller und sein kongenialer Copilot Götz Valter damals ihre
Bühnenkarriere als „Spitz & Stumpf“. In den zwei Jahrzehnten
haben die beiden Pfälzer Weingut-Humoristen rein gar nichts von
ihrer Urwüchsigkeit eingebüßt und keinerlei Firnis angesetzt. In
ihr Jubiläumsjahr startet das einzigartige Spaßmacher-Duo mit einem
neuen Programm unter dem Titel „Äänzich Artige!“.
Bei der „Premiere“ im Alten Stadtsaal ziehen der ewig
halsstarrige Weingutbesitzer Eicheen Stumpf und sein
selbsternannter besserwisserischer Consultant Friedel Spitz
einmal mehr so richtig vom Leder, liefern köstliche Beweise ihrer
grenzenlosen Tollpatschigkeit und haarsträubenden Dollbohrerei. Und
das im wahrsten Sinne des Wortes tierisch gut. Als es nämlich darum
geht, für Eicheens nächste Sendung von TV und Radio Büchelberch ein
dort noch nicht vorgestelltes Tier zu finden. Der „hausgemeine
Spitz“, über den Stumpf im Internet einiges auf seinen weinseligen
Partner Passendes und Unpassendes („hat den Ruf eines Kläffers“)
recherchiert hat, stößt beim Berater nicht auf Gegenliebe. Deshalb
sucht Spitz im Lexikon nach äänzichardischen Tieren und findet
Schrödingers Katze. Spitzfindig legt er Stumpf die imaginäre Mieze
ans Herz und erläutert dem Tiersendungsspezialisten das viel
zitierte Paradoxon von Physik und Philosophie des Nobelpreisträgers
Erwin Schrödinger. Dabei hat doch der Schrödinger, der eine Straße
weiter wohnt, nur einen Hund“, stutzt Stumpf und muss vor lauter
Quantensprung mit seinen Quanten in ein entspannendes Fußbad
eintauchen.
Dank zweier Telefone und eines multifunktionalen Tablets
lüftet sich im „äänzich Artige“-Abend das Geheimnis um die
andauernden Kur-Aufenthalte von Mathild, Eicheens Frau. Und Mathild
wird auch richtig aktiv, hat sie doch beschlossen, Friedel unter
die Haube und damit ein bisschen Ruhe ins Weingut sowie ihren Mann
näher zu ihr zu bringen. Das muss ja daneben gehen, obwohl Eicheen
seinen Partner wunderbar auf sein erstes Date vorbereitet. Kurz
vorm Kussproben nehmen sie ihre rosarote Brille ab und auf diesen
Schreck hin erst mal einen kräftigen Schluck Rotwein. Wenn’s mit
der „Liebe auf den ersten Blick“ nicht klappt, soll man nicht
gleich „den Sand in den Kopp schdecke“, sinniert der Weinproduzent
und –konsument und hat deshalb immer bissel Sand in der
Jackentasche.
In die unglaublichsten Verstrickungen des weinseligen Alltags,
die in Stumpfs herzergreifenden Telefonat mit seinem „persönlichen
Berater“ bei der Versicherung gipfeln, sind auch wieder zwei
mitreißende Lieder à la spitzundstumpf eingebettet, ein
Badensern gewidmetes „Heer mol heer, her!“ und
das Spitz-Solo mit einer „Mickeplätsch“. Seinen großen
Solo-Auftritt zelebriert Schauspieler Götz Valter auch wieder mit
blonder Perücke und knallengem Jackett als „Olli aus Sausenheim“,
der sich vor lauter Schwärmen für die Mädels auf die Zunge beißt,
deshalb nur noch lispelt und eine für die erste Reihe im Publikum
gefährlich nasse Aussprache hat. Allein schon diese einzigartige
Nummer ist den Eintritt wert.
Info Spitz & Stumpf: E-Mail info@spitzundstumpf.de ∙
www.spitzundstumpf.de
.
Kartenvorverkauf: Spitz & Stumpf ∙ www.reservix.de und an allen
bekannten VVK-Stellen.
27.01.2015
Literarische Kostbarkeit mit musikalischen Pretiosen verbunden
Curt Timm und
Burkhard Maria Weber mit Storms „Immensee“ zu Gast im Speyerer
Rathaus
spk. Speyer. Er hat einst eine längst untergegangen
geglaubte Kunstgattung wieder ins Bewusstsein auch der Speyerer
Literaturfreunde zurückgeholt: Curt Timm, der mit seinen
stimmungsvollen Lesungen schon vor Jahren das Genre der Rezitation
in Deutschland wiederbelebte. Damit weckte er zugleich Erinnerungen
an große Rezitatoren vor ihm - von Heinrich George bis Matthias
Wiemann und vielleicht hat er mit seiner Kunst auch zeitgenössische
Schauspielkollegen wie André Eisermann oder Ben Becker für diese
kleine, aber feine Spielform der darstellenden Kunst inspiriert. Im
kulturellen Jahreskalender der Stadt Speyer jedenfalls hat sich der
inzwischen 87jährige gebürtige Hamburger Theaterintendant,
Schauspieler und Regisseur, der schon seit ein paar Jahren in der
Speyerer Altstadt lebt, längst einen festen Platz erworben und im
Zusammenwirken mit dem Wormser Cellisten Burkhard Maria
Weber mit seinen „Konzertlesungen“ für sich eine völlig
neuartige Darstellungsform entwickelt.
Jetzt präsentierte sich der inzwischen längst auch als
engagierter Mitbürger in Speyer „angekommene“ Curt Timm
seinem Publikum im intimen Rahmen des Alten Stadtarchivs im
Speyerer Rathaus mit seinem neuesten Programm: Dazu hatte er sich
Theodor Storms großartige Novelle „Immensee“ vorgenommen – die
melancholische Geschichte eines älteren Herrn und seiner
unerfüllten Kindheits- und Jugendliebe, die den Protagonisten der
(Nicht-)Handlung sein ganzes Leben lang nicht losläßt. Eine
Geschichte, die in ihrem eindimensionalen Handluungsverlauf so
recht an das Ende eines schwül-warmen Sommertages passt, wo die
Bewegungen in den Menschen so langsam zur Ruhe kommen.
Curt Timm
hatte diese Novelle in großer Verantwortung vor der literarischen
Meisterschaft des gleich im selbst ein Leben lang von der Weite
seiner norddeutschen Heimat geprägten bedeutenden Dichters Theodor
Storm auf eine der Dramatisierung entgegenkommende rund 90minütige
Fassung eingekürzt, die dem Zuhörerkreis durch die musikalischen
Interludien noch zusätzlichen Raum zur Reflexion des Gehörten
bot.
In höchst einfühlsamer Form zeichnete Timm die parallelen
Gefühlswelten der handelnden Figuren im „Immernsee“ nach und
vermochte es durch seinen mit den Jahren immer reifer werdenden
stimmlichen Farbenreichtum und seine ausgeprägte
Modulationsfähigkeit, den Abend höchst besinnlich und kurzweilig
zugleich zu gestalten. Den melancholische Grundton durchbrachen
dabei immer wieder tief berührende Gefühlsaufwallungen – eine
Liebesgeschichte ganz eigener Art – tief- und nicht vordergründig -
Nachklang nur aus einer längst vergangenen Zeit?
Burkhard Maria Weber hatte eigene Kompositionen, aber auch
prominente Werke anderer Komponisten wie Johann Sebastian Bachs
„Allemande“ aus seiner Suite Nr. 6 mitgebracht. Dominierend an
diesem Abend aber Webers Eigenkomposition „Summer 99“, in der er
den von ihm virtuos beherrschten Rundbogen immer wieder
eindrucksvoll zum Einsatz bringt.
Ganz der Absicht gewidmet, Wort und Musik noch dichter
miteinander zu verbinden, waren die zu den einzelnen
Rezitationsabschnitten hinführenden freien Improvisationen des
Cellisten, die die Melancholie des Textes und die gleichfalls nicht
gerade überbordend fröhliche Grundstimmung des Instrumentes in
kongenialer Weise zusammenführten.
Einmal mehr ein überaus gelungener Abend, an dem sich eine
literarische Kostbarkeit glückhaft mit zahllosen kleinen
musikalischen Pretiosen verband. Foto: spk-Archiv
25.08.2013
MARIANNE SÄGEBRECHT KAM NACH LIMBURGERHOF
v.l. Rainer Magold, Marianne Sägebrecht, Lilo Salten
Limburgerhof- Am 15.12.2012 lud Salten Theater
Promotion in Die Kleine Komödie am Burgunderplatz in
Limburgerhof ein:
Auf dem Programm stand „… und ob der Mensch den Menschen liebt“,
eine musikalisch-literarische Weihnachtsreise mit Marianne
Sägebrecht (Rezitation) und Ralph Gleck an der Gitarre. Geboten
wurden Geschichten u.a. von Oskar Maria Graf, Karl Heinrich Waggerl
und natürlich von ihr selbst. Begleitet wurde sie auf der Gitarre
von Ralph Gleck, der sein Instrument sehr gut beherrscht und auch
mit seiner Stimme sehr überzeugt. Seine Einlagen setzten immer
wieder dynamische Akzente, in der zweiten Hälfte des Abends
verstärkt und häufiger.
Die Schauspielerin und Autorin Marianne Sägebrecht führte uns u.a.
zu Betrachtungen der Weihnachtsgans von Oskar Maria Graf und in
Auszügen einer Predigt von 1644. Dazu kredenzt Glecks verrocktes
„Leise rieselt der Schnee“. Herbert Schreibers „Das
Weihnachtsgeschenk“ konfrontiert uns mit einer verblüffend
einfachen Lösung der körperlichen Zuwendung: Man(n) schenke sich
selbst – nackt! - am Heiligabend. Das verwirrende Gedicht von
Alfons Schweigert zielt auf die Einheit in der Verschiedenheit ab:
"Wenn ich du wäre, und du ich, dann wären wir wir!" Jede Wahrheit
hat eben zwei Seiten, genau wie in Glecks Lied über Papst und
Sultan, von jeder Seite eine Zutat und schon hat man die passende
Mischung! Wein von den Christen und Polygamie von den Moslems …
In Christian Heinischs "Weihnachtsmärchen" wird anlässlich eines
Überfalls auf einen türkischen Laden klar, dass wir ohne
ausländische Mitbürger oder ausländische Waren um vieles ärmer
wären. Die Autorin erzählte uns auch etwas zu ihrer eigenen
Geschichte, dargestellt in „Mein Leben zwischen Himmel und Erde“.
Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, etwa um 1949, als die Mutter
Sägebrecht zwei kleine Kinder in schwerer Not durchbringen musste,
und dabei von einem Bauer und einem jüdischen Baron unterstützt
wurde.
Am Ende überreichte die Veranstalterin Lilo Salten mit großem
Dank an die Schauspielerin zwei üppige Gebinde auf der Bühne und
kündigte noch ein besonderes Geschenk von Rainer Magold an. Der
stiftete bereits Wochen zuvor ein Gemälde von Marianne Sägebrecht
zu einer noch einige Tage dauernden
Versteigerung bei ebay, deren Erlös "Ein Herz für Kinder"
zufließen wird. Und der großartige Expressionist und Porträtmaler
Magold kam mit einem weiteren großformatigen Porträt von Marianne
Sägebrecht in den Saal und schenkte es, als Zeichen seiner
Verehrung, der Schauspielerin und Autorin, die ganz gerührt und
betroffen das wunderbare Gemälde von der Bühne trug.
LS-SV
18.12.2012
“Der Mensch ist zum moralischem und verantwortlichen Handeln angelegt...”
Curt Timm und Bischof Wiesemann - Reflektionen
zum Epos “Reineke Fuchs”
spk/is.
Speyer. Mit den eindrucksvoll dargebotenen Schlüsselszenen aus
dem Epos “Reineke Fuchs” von Johann Wolfgang von Goethe setzte
jetzt der in Speyer lebende Schauspieler und Regisseur Curt Timm
die Reihe seiner Rezitationen aus großen Werken der Weltliteratur
in der Reihe “Kultur im Rathaus” im Historischen Ratssaal fort.
“Reineke Fuchs”, in dem Goethe das höfische Leben seiner Zeit in
zum Teil höchst ironischer Weise karikiert, lässt sich sicher auch
leicht auf unsere heutige Zeit übertragen. Kaum ein menschlicher
Abgrund, kaum eine Charakterschwäche , die hier nicht - auf
“Doubles” aus dem Tierreich übertragen - offen gelegt wird. Mit
seiner modulationsstarken, wandlungsfähigen Stimme vermochte es
Timm es einmal mehr, seine Hörerschaft gefangen zu nehmen, ihnen
die gesamte Bandbreite vom amüsiert-mokanten Lächeln bis hin zum
“kalten Grausen” zu vermitteln. Timm gehört ganz zweifelsohne zu
der Spezies der ganz großen Rezitatoren unserer Zeit - dass wir ihn
hier in Speyer unter uns wissen ist ein ganz besonderes
Geschenk.
Besonders
hervorzuheben ist dabei auch die Tatsache, dass es Timm immer
wieder gelingt, zu seinen Rezitationsveranstaltungen kongeniale
Partner hinzu zu ziehen - dieses mal den Speyerer Bischof Dr.
Karl-Heinz Wiesemann, dem es oblag, mit seinem Vortrag unter der
Überschrift “Ethik und Gesellschaft” die Brücke vom “Reich der
Tiere” zurück in den Welt menschlicher Verhaltensmuster zu
schlagen. Dabei verwies der Bischof gleich zu Beginn darauf, dass
“moralisches und verantwortliches Handeln im Menschen von Natur aus
angelegt” sei. “Reineke Fuchs”, so Bischof Wiesemann, sei als "eine
bitter ironische Verarbeitung des spätmittelalterlichen Stoffes ein
entlarvender Gesellschaftsspiegel. Goethe selbst habe seine
Dichtung eine "unheilige Weltbibel" genannt. "Es handele sich dabei
um die “Weltgeschichte im scharf ironischen Gegensatz zur
göttlichen Heilsgeschichte”, sozusagen um die “unheilige Vorsehung
und Fügung des Weltgeschehens, die den rücksichtslos Cleveren immer
wieder nach oben spült." Der Skandal dieser Art von Weltordnung,
die sich für Goethe immer wiederhole, scheine in der Natur des
Menschen begründet zu sein. Diese bittere Ironie über die ständige
Korrumpierbarkeit des Weltenlaufes und der in ihm stehenden
Personen sei nicht an eine bestimmte Staatsform oder Gesellschaft
geknüpft. Was hier gesagt werde, betreffe in gleichem Umfang auch
die Demokratie als freiheitlich-rechtsstaatliche
Gesellschaftsordnung, erklärte Wiesemann.
Der Bischof
widersprach jedoch der These von der "quasi naturhaften Korruption
des Weltenlaufes". Der Auffassung, dass der Mensch aus angeborenem
Überlebenstrieb dem andern gegenüber wie ein Wolf sei - also ein
Rivale und Feind -, stellte er die Einsicht des heiligen Thomas von
Aquin gegenüber, von seiner Natur her sei der Mensch eigentlich dem
Menschen ein Freund. "Der Mensch ist ein moralisches Wesen von
Natur aus: Homo homini non lupus, sed amicus”. Das zeige sich
insbesondere in der Not - in der Fähigkeit des Menschen zur
Solidarität, auch wenn ihm selbst dadurch Nachteile entstehen
könnten, betonte der Bischof. Wenn die menschliche Natur aber eine
Moralnatur sei, dann könne man sich ihr gegenüber nicht moralisch
neutral verhalten. "Das bedeutet zunächst, unsere eigene Moralnatur
zu schützen: Gut zu leben, weil wir gut gedacht und geschaffen
sind." Es bedeute aber auch, die Moralnatur des Nächsten zu achten
und zu schützen. "Weil Gott ein Freund der Menschen ist, ist es in
der Natur verankert, dass der Mensch ein Freund des Menschen
ist”.
Ein höchst nachhaltiger Abend, in dem sich das
Goethe’sche Epos als moralische Instanz der Literatur
widerspiegelte in den theologisch-philosophisch begründeten
Reflexionen des Bischofs und damit den Bogen schlug mitten hinein
in das zwischenmenschliche Verhalten der Gesellschaft unserer Tage.
“Reineke Fuchs” - ein ganz aktueller Stoff - ein Lehrstück also mit
Gültigkeit über die Zeit hinaus. Foto: Kienipress
07.03.2012
Kabarett-Ensemble der Spitzenklasse zu Gast in Speyer
“Leipziger Pfeffermühle” präsentiert Programm
mit vielen Höhepunkten
spk.
Speyer. Sie gelten seit fast 60 Jahren als das
Vorzeige-Ensemble der an Kabarettisten stets reichen sächsischen
Kulturszene: Die Akteure der “Leipziger Pfeffermühle”. Einst als
Studentenbühne unter dem Eindruck des Volksaufstandes in der DDR im
Sommer 1953 gegründet, gehörten sie auch 1989 zu den Wegbereitern
der “neuen Zeit”. Ihre spitzzüngigen Programme, die ihnen einst die
“besondere Aufmerksamkeit” der DDR-Oberen sicherten - sie brauchen
sie heute nicht mehr zu fürchten. Die “Stammgäste” von der “Firma”,
die einst jede ihrer Vorstellungen besuchten - sie sind
Vergangenheit, die Angst, nach einer “unbotmäßigen” Sottise in den
Verhörzimmern der Stasi zu landen - sie sind Geschichte. Heute
können sich die “Pfeffermüller” im Herzen der “Heldenstadt” Leipzig
auf die Schwächen der gesamtdeutschen Gesellschaft konzentrieren,
können die Euro-Bürokraten in den Kakao tunken und die politische
Klasse in dem in Leipzig ohnedies nie besonders geliebten Berlin
ins Visier nehmen. Und - für einen Sachsen stets ganz besonders
wichtig - sie können heutzutage reisen, reisen, reisen, wohin sie
auch immer wollen - auch nach Speyer.
In ihrem aktuellen Programm “Hurra, wir bleiben
in-kompetent”, mit dem sie jetzt in der Speyerer Stadthalle zu Gast
waren, nehmen sie auch eine der großen Schwächen unserer Zeit aufs
Korn, sich zu allem und jedem zu Wort zu melden, was einem über den
Weg läuft - egal, ob man eine Ahnung hat oder nicht. Die “In-“Worte
sind deshalb “in” - die IN-Flation, die IN-Toleranz, die
IN-Effizienz, die In-Solvenz, kurz alles, was wir mit der nötigen
IN-Diskretion über das allgegenwärtige IN-ternet verbreiten
können.
Der Leipziger
Kabarettstil, wie ihn Hans-Jürgen Silbermann, Tina Rottensteiner
und Matthias Avemarg heute in bester Tradition repräsentieren - er
hat so gar nichts mit den auf vordergründigen “Comedy-Klamauk”
angelegten Programmen gemein, die heutzutage über unsere
Bildschirme flimmern und die großen Hallen zum Kreischen bringen.
Kabarett - das bedeutet vielmehr, mitdenken zu müssen - auch einmal
die eine oder andere Sekunde verstreichen zu lassen, bis die Pointe
“ankommt”. Kabarett - das bedeutet das gekonnte Spiel mit dem Wort
wie bei der Pointe über Bahnchef Grube, “in die er seine ICEs und
S-Bahnen ungebremst hineinsteuert und damit bei Bombardier eine
“Bombenstimmung” auslöst.”Wer heute noch Bahn fährt, ist nur zu
faul zum Laufen” möchte man da mit dem Kabarettisten sagen.
Und natürlich mußten auch die “Bundes-Granden” dran
glauben: Von der “wandlungsfähigen” Bundeskanzlerin Angela Merkel
als “Miss Europa” im kleinen Schwarzen - die Wehrpflicht
abgeschafft, die Atomkraft abgeschafft, die Hauptschule geopfert
und auch den Mindestlohn wird sie noch einführen - bis zum
kommenden Bundespräsidenten Joachim Gauck, dem die Kabarettisten
den Rat mit in die Wahl gaben “nie die Hand aufhalten bei so
schlimmen Gestalten - dann bleibst du uns vielleicht erhalten”.
“Seit wann müssen Philosophen rechnen und
EU-Kommissare Englisch sprechen können?”, zermalen sich die
“Pfeffermüller” ihr Gehirn - ist Oettinger dann eine Biermarke oder
nur eine teure, leere Pfandflasche, die niemand zurücknehmen
will?
Fragen über
Fragenm die die Welt bewegen....
Und schließlich doch noch einmal das liebe Geld:
“Die Griechen sind die Ossis unserer Zeit: Erst nahmen die Sachsen,
Thüringer und Brandenburger “unser” Geld - heute sind es die
Hellenen, juxten die Pfeffermüller selbstironisch.
Viele spitzfindige Pointen und gelungene,
“gepfefferte” Sketche verführten das vielköpfige Publikum in der
Speyerer Stadthalle zu lang anhaltendem Beifall - die Kabarettisten
bedankten sich dafür mit reichlich Zugaben. Auf Wiedersehen,
“Pfeffermühle” - in Speyer oder - “mein Leipzig lob ich mir” -
zuhause in der “Pfeffermühle” in Kretschmann’s Hof in der
Katharinenstraße in der sächsischen Messemetropole. Foto:
Kienipress
04.03.2012
Gelungene politische Parodien als Vorgeschmack auf die “närrischen Tage”
Mathias Richling erneut gefeierter Gast in der
“Kleinen Komödie” in Limburgerhof.
spk.
Limburgerhof. Er gilt nicht umsonst als “der König der
politischen Parodie”: Mathias Richling, der jetzt mit seinem
aktuellen Programm “der Richling Code” in der Kleinen Komödie” im
“Theater am Burgunderplatz” in Limburgerhof zu Gast war. Kaum einer
der “Politstars” aus Gegenwart und jüngerer Vergangenheit blieb
“ungeschoren” an diesem Abend - jeder bekam sein Fett weg. Ob “die
Mutti”, Angela Merkel, ob ihr Außenminister Quido Westerwelle oder
die anderen Mitglieder ihres Kabinetts - sie alle erwischte Mathias
Richling mit spitzer Zunge und umwerfender Komik an ihren jeweils
eigenen Schwachstellen - politisches Kabarett vom feinsten auf
höchstem literarischen und darstellerischen Niveau.
Wer Mathias Richling nur aus dem Fernsehen kennt,
der kennt ihn nicht wirklich richtig. Dort nämlich “irrlichtert” er
oft nur so durch sein Programm - verbreitet Hektik, wirkt oft schon
fast ansteckend nervig, nur um seinen zumeist kurzen Auftritten
Geschwindigkeit und Drive zu verleihen. Ganz anders auf der Bühne:
Hier legt er - souverän und locker - ein gut zweistündiges
Non-Stop-Programm auf die Bretter, in dem er - in einer
hervorragend aufgebauten Dramaturgie - auch
nachdenklich-besinnliche Nummern geschickt mit den überwiegend
lauthals überbordenden Teilen mixt. Dann tritt er mit spitzer Zunge
seinen Parforceritt durch die politische Landschaft an, verteilt
kabarettistische Nadel- und Florettstiche nach recht und links,
“äzt” über seinen schwäbischen Landsmann und Ministerpräsidenten
Winfried Kretschmann (“grün”) ebenso wie über einen anderen
Baden-Württemberger, den zugereisten Badener
Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (“Gott hat am letzten Tag den
Menschen erschaffen - da konnte ja nichts besseres mehr dabei
rauskommen wie ein Dirk Niebel”) und landet auch schon mal einen
heftigeren “Säbelhieb” über den “Linken”, tiefroten
“Porsche-Fahrer” Klaus Ernst.
Auch “Kanzler-Kandidaten-Macher” Helmut Schmidt und
sein politsicher Enkel im Amt, “Gasmann” Gerhard Schröder, blieben
von ironisch-sarkastischen Anmerkungen nicht verschont.
Köstlich schließlich - bereits in der
“Nachspielzeit” - die Parodie auf das Interview eines chinesischen
Reporters mit dem FDP-Granden und “Silbenverschlucker” Rainer
Brüderle, bei dem - “Ja nie konkret werden” - nicht nur der
Reporter ins Deutsche übersetzt werden mußte.
Gentechnologie - naheliegend in Limburgerhof -, das
Desaster der Atompolitik und natürlich die Europa- und die
Bankenkrise waren nur einige der Themenschwerpunkte, die Mathias
Richling treffend und genüsslich “tunkend” karikierte - mit Ironie
und Hintersinn - einfach meisterhaft.
Lang anhaltender, frenetischer Beifall des
Auditoriums in dem restlos ausverkauften Saal entlockte dem
Schwaben Mathias Richling nach seinem fordernden Programm noch zwei
Zugaben - ein toller Abend, der dem Publikum einen ganz besonderen,
kulinarisch gepfefferten Vorgeschmack auf die kommenden “närrischen
Tage” lieferte. Foto: Salten
13.02.2012
“Penthesilea” in szenischer Darbietung - als szenische Lesung ein großer Erfolg
Curt Timm und
Freunde präsentieren Kleist-Drama in neuem Zuschnitt.
von Gerhard Cantzler
Zwar ist das “offizielle” Kleist-Jahr schon wieder
ein paar Tage vorüber - in Speyer aber ist es längst noch nicht
vorbei: Mit einer ganz besonderen Adaption von Heinrich von Kleists
Drama “Penthesiliea” hat es - zumindest in unserer Region noch
einen weiteren Höhepunkt erfahren. Curt Timm, Regisseur und
Schauspieler - seit einiger Zeit Speyerer Mitbürger und Protagonist
hochrangiger Rezitationsveranstaltungen, über den der
SPEYERKURIER nach seinem ersten Kleist-Abend im Sommer
letzten Jahres geschrieben hatte, er habe damit ein altes Genre in
Speyer neu mit Leben erfüllt - er hat sich jetzt mit seiner Fassung
der “Penthesilea” die “Latte” noch einmal höher gelegt - und sie
mit Bravour übersprungen.
Doch der Reihe nach: Diesmal sollte es sich um die
szenische Lesung des Kleist’schen Dramas handeln, für die der Chef
des Zimmertheaters im Speyerer Kulturhof, Mate Irrniss, den
bekannten Bühnenkünstler Curt Timm begeistern konnte. Gemeinsam mit
der ausdrucksstarken Mannheimer Schauspielerin und Theaterpädagogin
Beate Metz und dem Speyerer Literaturwissenschaftler Dr. Martin
Hussong präsentierte er eine spannende Fassung des Dramas, die
durch ihre Kontrastierung mit der “Iphigenie” von Goethe und der
gleichzeitigen literaturwissenschaftlichen Einordnung eine geradezu
fesselnde Dynamik entfaltete. Dazu gab Oberbürgermeister a.D.
Werner Schineller eine sachkundige Einführung - wie gewohnt, nicht
ohne ein Augenzwinkern (“Speyer feiert Kleist auch über das
Kleist-Jahr hinaus, obwohl der Dichter nie in Speyer war - was wir
alle nur zutiefst bedauern können”). Dazu gab er eine historische
Einordnung der Entstehungszeit des Werkes und der Rolle, die Kleist
in dieser Zeit gespielt hat , als er versuchte, sich in der
Nachfolge von Schiller als Antipode zu Goethe zu positionieren.
Auch auf
“Penthesilea”, die Königin der Amazonen selbst kam Schineller zu
sprechen, als er auf die im letzten Jahr im Speyerer Historischen
Museum der Pfalz nach großer Publikumsresonanz zu Ende gegangene
“Amazonen”-Ausstellung verwies.
Dresden wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum
literarischen Zentrum des deutschen Sprachraums und löste damit
Weimar ab. Und hier in Dresden - in den literarischen Salons jener
Zeit - wurde im Jahr 1807 auch die “Penthesilea” zum ersten Mal
einer tief beeindruckten Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Stück selbst geht auf die griechische
Mythologie zurück und stellt eine Nebenhandlung zum Trojanischen
Krieg dar, in der auch die kriegerischen Auseinandersetzungen
zwischen den Griechen unter ihrem Anführer Achilles und den
Amazonen hin- und herwogen, bis Achill und Penthesilea im direkten
Kampf aufeinander treffen. In Liebe entbrannt, versuchen beide, den
anderen für sich zu gewinnen, was ihnen aber ihre Stellung in ihrer
jeweiligen Gesellschaft unmöglich macht. Der Versuch, sich dem
jeweils anderen im Opfertod hinzugeben, misslingt ebenfalls. Als
Penthesilea schließlich in einem letzten Kampf Achill mit dem Pfeil
tödlich verletzt, stürzt sie sich in überbordender Verzweiflung auf
den Geliebten und zerfleischt ihn. Von der Oberpriesterin aus ihrem
Wahn aufgeweckt und mit ihrem Frevel konfrontiert, tötet sie sich
schließlich selbst.
Die Akteure
dieser Aufführung des Dramas in der Speyerer szenischen Lesung
hatten das Stück auf eine Reihe von Schlüsselszenen reduziert, die
von Beate Metz und Kurt Timm in höchst eindrucksvoller Weise
dargeboten wurde. Beide unterstreichen mit wenigen Gesten ihre
jeweilige Gemütsverfassung - Wut und Hass, Liebe und Ekstase -
alles weitere besorgen ihre außergewöhnlichen stimmlichen
Ausdrucksmöglichkeiten. Martin Hussong’s Rolle wuchs rasch über die
des in der griechischen Tragödie fest verankerten Erzählers hinaus,
indem er gleichzeitig auch Bezüge zum Leben und zum Schicksal
Heinrich von Kleists in seine Texte mit verwob - kurz, der Erzähler
wurde so phasenweise selbst zur Partei in dem Drama.
Der Klarinettist Martin Albrecht (Worms), dem
Speyerer Publikum noch aus dem ersten Kleist-Rezitationsabend Curt
Timms im letzten Sommer in guter Erinnerung, hatte sich auch bei
dieser Matinee wieder - quasi in der Rolle des griechischen Chores
- mit Improvisationen und Interludien eingebracht, die er zum Teil
mit Naturgeräuschen unterlegte und so einen zusätzlichen Beitrag
zur Erhöhung der Spannung auf einer weiteren Ebene leistete. Dass
man an einigen Stellen sogar auf den argentinischen Tango
zurückgriff, unterstrich die Universalität des Sujets der
“Penthesilea” - der ewigen Abfolge von Liebe, Hass und Tod - von
der griechischen Tragödie über den argentinischen Tango bis in die
alltäglichen Zeitungsmeldungen unserer Tage.
Man darf schon heute gespannt sein, was Curt Timm -
er konnte übrigens in diesen Tagen seinen 86. Gebrurtstag feiern -
was er und seine Künstlerfreunde sich als nächstes werden einfallen
lassen, um die Gefühlswelt ihres Auditoriums auf ein weiteres, noch
fordernderes Niveau zu heben - um aus vorzüglich rezitierten Texten
und phantasievoller Musik neue Abstraktionsebenen zu weben.
Die “Penthesilea” im Speyerer Zimmertheater
jedenfalls war eine beeindruckender, ein großartiger Erfolg, dem
sein in großer Zahl erschienenes Publikum - tief ergriffenen - lang
anhaltenden Beifall zollte. Das Kammerstück hätte es in jedem Fall
verdient, nicht nur dieses eine mal auf die Bühne gestellt zu
werden, denn in dieser Form ist es auch heutzutage gut zu verstehen
- ja geradezu modern. Foto: miwa
05.02.2012
Sonntag am Samstag? Schwäbisches für Pfälzer - von gestern für heute -
AZNZ mit Christoph Sonntag in der ausverkauften
Speyerer Stadthalle.
spk. Speyer. Sonntag am
Samstag? Ja, liebe Leserin, lieber Leser - in Speyer ist
auch das möglich, wenn der “König der Comedy” in die Stadt kommt:
Christoph Sonntag, der jetzt mit seinem aktuellen Programm “AZNZ -
Alte Zeiten - Neue Zeiten” in der Speyerer Stadthalle gastierte,
vergleicht darin die Siebziger und Achtziger Jahre des letzten
Jahrhunderts mit unseren “Modernen Zeiten”, bietet Schwäbisches für
Pfälzer von gestern für heute (oder Schwäbisches von gestern für
Pfälzer von heute, oder wie?) Wer da gewonnen hat? Sicher vor allem
die zahlreichen Comedy-Freunde, die die Kartenvorverkaufsstellen
schon wenige Tage nach der Bekanntgabe des Veranstaltungstermins
“geräubert” hatten.
Und das zu Recht: Die zahlreichen Hörer von SWR3,
dem Haus- und Hofsender Sonntags, die vor allem am Dienstag
- manche nur wegen ihm - den Sender einschalten, um ja keine der
herrlichen Parodien z.B. der baden-württembergischen
Ministerpräsidenten Oettinger (a.D.!) und Kretschmann (aktuell!) zu
verpassen - “mir kennet alles außer Hochdeitsch” - sie bogen sich
vor Lachen, als sie “ihren” Bühnenstar Christoph Sonntag jetzt live
auf der Speyerer Bühne erleben durften. Seine Art, die schwäbische
“Kleinbürgerwelt” zu veralbern und sa-ti(e)risch auf die Schippe zu
nehmen, traf bei den Pfälzern und vor allem wohl auch bei den
anwesenden “Badensern” - den “Lieblingsgegnern” der Schwaben - auf
mehr als offene Ohren - getoppt nur noch vom Spott über den
einzigen anwesenden Saarländer.
Und dann seine Reminiszenzen an Zeiten, in denen es
im Fernsehen nur drei, an manchen Orten sogar nur zwei
Fernsehprogramme gab - wo das Telefon noch Telefonieren und nichts
anderes als “nur Telefonieren” konnte - einfach köstlich, wie der
Waiblinger diese noch garnicht so lange vergangenen Zeiten wieder
aufleben lässt und sie in Kontrast zur voll durchdigitalisierten
Gegenwartswelt stellt - wo jeder, der will, 1.000 Fernseh- und
3.000 Hörfunkprogramme empfangen, aber auch nicht viel mehr
verstehen kann als schon 1965 - wo man sein Wissen nicht mehr aus
dem eigenen Gehirn, sondern aus zahllosen “Apps” im smartphone
bezieht und wo man schlicht nicht mehr selber denkt, sondern denken
lässt. Gute Zeiten? Schlechte Zeiten?
Was es allerdings heute im Überfluss gibt - und das
auf allen Kanälen - ist Werbung: Und so wollte auch der Protagonist
des Abends nicht auf “seine” Werbeeinschaltung verzichten: Er
machte - nur ein ganz klein wenig - Reklame für seine inzwischen
schon zahlreichen Bücher und DVDs - die sich die Fans im Anschluss
an das gut zweistündige Programm auch noch von ihm signieren lassen
konnten - und vor allem für seine sympathische “Stiphtung Christoph
Sonntag”, mit der er schon seit Jahren Projekte im Umwelt- und
Naturschutz fördert - halt eben doch “ein perfekter Sonntag - auch
am Samstag;
Bleibt nur zu hoffen, dass die Lachmuskeln der
Besucher an diesem Abend nicht zu sehr strapaziert wurden oder dass
sich zumindest ihr Muskelkater in Bauch und applaudierenden Händen
bis zum Wochenbeginn wieder verzogen hat.
Übrigens: Wer diese “Nebenwirkung” eines
Christoph-Sonntag-Programms nicht scheut, für den gibt es noch eine
zweite Chance: Am 18. April 2012 - übrigens ein Mittwoch -
kommt der schwäbische Kabarettist noch einmal in die Speyerer
Stadthalle - der großen Nachfrage und der übergroßen Liebe der
Badener und der Pfälzer zu den Schwaben wegen. Lohnen tut’s
allemal!
Nachklapp: Zu Montag, Donnerstag und
Freitag ist uns an diesem Samstag im Zusammenhang mit
Sonntag nun gar nichts mehr eingefallen. Foto:
miwa
29.01.2012
SOLO 2012
Matthias Deutschmann in der Stadthalle
Speyer am 15. 03. um 20 Uhr
Deutschmann. Der Name ist Programm und steht seit vielen Jahren
für politische Unterhaltungskunst der besonderen Art: Deutschmann
kombiniert Aktualität und Tiefe mit Musikalität, Witz und dem Mut
zur Improvisation.
Was könnte man über das neue Programm von Deutschmann nicht
alles schreiben! Es ist bissiger geworden und kommt
eigenartigerweise leichter daher. Es ist – wie man so schön sagt –
auf der Höhe der Zeit und die hat zurzeit einiges an schnellen
Themen zu bieten. Antworten und weitere Fragen am 15. März um 20
Uhr in der Stadthalle.
MARTINA EISENREICH
...die Zaubergeigerin und ihr Quartett
am 29.
März um 20 Uhr in der Stadthalle Speyer.
Ihre Musik trifft einen tief und unvermittelt. Wie ein Film, den
man durch seine Ohren sieht und mit dem Herzen hört. Gipsy Swing,
Klezmer, Irish und Tango, dann und wann schleichen sich Elemente
aus Rock, Pop und Filmmusik dazu, und unter einer 3000 Jahre alten
mongolischen Melodie entdeckt man plötzlich Led Zeppelin.
Martina Eisenreich – Geige
Wolfgang Lohmeier – Percussionist
Christoph Müller – Gitarre
Stephan Glaubitz - Kontrabassist
Karten gibt es bei Touristinfo Speyer, Maximilianstr. 13, Tel. 0
62 32/14-22 39, der pavillon, Landauer Str. 1, Tel. 0 62 32/53 96
55, Rheinpfalz-Ticketservice, Tel. 01 80/5 00 34 17, unter
www.ticketload.de oder per E-Mail limburgerhof@saltengastspiele.de.
30.01.2012
“Braucht es da noch Mut zum “Nein-Sagen?”
Heinrich Heines
”Wintermärchen” und der Rechtsextremismus - Rezitationen und
Gedanken von Curt Timm, Johannes Bruno und Klaus Fresenius
Von Gerhard Cantzler
Es hat Bewertungen höchst unterschiedlichster Art
erfahren wie kaum ein anderes: Heinrich Heine’s satirisches Epos
“Deutschland - ein Wintermärchen”, das jetzt im Mittelpunkt eines
wunderbaren Rezitationsabends mit dem inzwischen zum “echten”
Speyerer gewordenen Theatermann Curt Timm stand. Als “Schmähschrift
eines heimatlosen Vaterlandsverräters” geißelten die Gegner Heines
das Werk in der von Kleinstaaterei und nationalistischer, geistiger
Enge geprägten Entstehungszeit des Werkes und lieferten damit ein
Jahrhundert später den Nationalsozialisten die Vorlage für eine
unbeschreibliche Hetzkampagne gegen den getauften Juden Heinrich
Heine und sein bedeutendes Werk.
Heute hat sich der Blick auf Heine entscheidend
gewandelt: Frei von Nationalismus und Deutschtümelei sehen viele in
ihm einen bedeutenden Visionär für die europäische Integration -
auch wenn, wie in diesen Tagen wieder, das “nationalistische
Ungeheuer” aus dem Untergrund sein hässliches Haupt erhebt.
Und so war es
sicher ein mehr als beklommen machender Zufall, dass Curt Timm zu
seinem Heine-Rezitationsabend mit Johannes Bruno und Klaus
Fresenius zwei Berichterstatter über jüdisches Leben und jüdisches
Schicksal in Speyer ausgerechnet in einer Zeit eingeladen hatte, in
der Deutschland von den fast stündlich neuen Erkenntnissen über
bisher verborgene Untaten eines vielleicht nie ganz untergegangenen
Antisemitismus und einer latenten Ausländerfeindlichkeit
erschüttert wird.
So mußte Johannes Bruno, der kürzlich sein neues
Buch über Jüdische Lebensschicksale in Speyer vorstellte, auch
darauf verweisen, dass die Geschichte der Juden in der Stadt fast
immer bestimmt war von dem Auf und Ab zwischen Verfolgung und
Akzeptanz. Denn als Bischof Rüdiger Hutzmann vor fast tausend
Jahren die ersten Juden aus Mainz nach Speyer holte, geschah dies
wohl schon damals nicht aus Zuneigung zu diesen Menschen. Vielmehr
versprach sich der Bischof von den Zuwanderern das Geld, das er für
den Weiterbau des Domes in Speyer dringend brauchte.
Bruno erinnerte an den hohen
religionswissenschaftlichen Rang, den das Speyerer Judentum in
dieser Zeit erlangt hatte und das den Namen Speyers - gemeinsam mit
Mainz und Worms - bis heute bei den Juden der Welt wach halte.
Allerdings hätten die Juden immer wieder an den Folgen schwerer
Übergriffe in Pogromzeiten zu leiden gehabt, ehe sie Mitte des 14.
Jahrhunderts endgültig die Stadt verließen. Erst an der Wende des
18. zum 19. Jahrhundert hätten sich, in der Folge der Französischen
Revolution, wieder Juden in der Stadt niedergelassen. Bruno
erinnerte an bedeutende jüdische Familien, die in dem folgenden
Jahrhundert für die Stadt an Bedeutung gewonnen hätten: Siegmund
Hertz, Isidor Roos oder Siegmund Dreyfuß - sie waren Ärzte,
Kaufleute - und sie waren auch - zum Beispiel als Ratsherren oder
in sozialen Einrichtungen - dem Gemeinwohl in vielfältiger Weise
verpflichtete Bürger.
45 Jahre nach dem Holocaust und dem Ende der
nationalsozialistischen Schreckensherrschaft seien wieder Juden in
die Stadt zugewandert. Sie kamen zumeist aus den Staaten der
früheren Sowjetunion, wo sie zuvor gleichfalls unterdrückt wurden
und ihren Glauben nicht leben durften. Mit der neuen Synagoge, so
Bruno, seien nun die Voraussetzung dafür geschaffen, dass Judentum
in Speyer sich wieder den religiösen Regeln gemäß entwickeln
könne.
In seiner
Meditation setzte sich Klaus Fresenius in ganz eigener Weise mit
Ausländerhetze, Antisemitismus und Rassenhass auseinander, wie es
sie auch heute noch gibt. Fresenius schreibt seine Gedanken zu dem,
was er den Tag über in sich aufnimmt - aus Nachrichten, Zeitungen
und aus persönlichen Gesprächen - des Nachts auf - von rechts nach
links übrigens, um sie dann von der Rückseite des Blattes
durchscheinend lesen zu können. Dadurch entstehen bizarre
Spiegelungen, an denen er seine Zuhörer in beklemmender Weise
Anteil nehmen lässt: Die Ausweisung von Roma-Familien aus
Frankreich heute, gespiegelt in den Deportationen jüdischer Kinder
im Dritten Reich - Unmenschlichkeit gegen Unmenschlichkeit -
Zynismus gegen Zynismus...
“Braucht es da noch Mut zum Nein-Sagen?” fragte
Fresenius seine Zuhörer, die mit erkennbarer Erschütterung auf die
Parallelen zwischen “damals” und der gegenwärtigen Situation und
dem an die Oberfläche gespülten rechten Terror reagierten.
Vor diesem Hintergrund hörte sich die Rezitation
von Heines Versen aus dem “Wintermärchen” noch einmal um einige
Nuancen anders an: Mahnender vielleicht - auch dort, wo sie mit
aufblitzendem Schalk oder auch mit ätzender Satire daherkommen.
Curt Timm, der das Genre der Rezitation wie kaum
ein anderer in unserer Zeit beherrscht, ließ die Gefühle der
ansehnlichen Zuhörerschar zwischen Momenten wechseln, wo ihnen ob
der Bezüge in die Gegenwart das Blut in den Adern zu gefrieren
drohte und solchen von befreiendem Lachen - Heine sei Dank.
Die
vielfältigen Farben und Modulationen in der Stimme des Rezitators,
die die Hörer schon bei seinem kürzlichen Kleist-Rezitations-Abend
bewunderten, sie machten auch das “Wintermärchen” zu einem
unvergesslichen Erlebnis - und waren für wohl alle Besucher ein
Grund mehr für die Hoffnung, dass sich solche Abende - auch mit
ihrer den Themenkern durchaus überschreitenden Ausgestaltung - in
Speyer zu einer regelmäßigen Einrichtung entwickeln mögen.
Ein großartiger, ein nachhaltiger Abend also, der
auch durch die Mitwirkung des Klarinettisten Martin Albrecht zu
einer besonderen Kostbarkeit wurde. Er hatte ein Programm
mitgebracht, das stets dicht an den Texten der Vorträge und
Rezitationen blieb: Zwischen Klezmer und dem französischen
Expressionisten Olivier Messiaen - zu Beginn und am Ende des Abends
auch auf der selten zu hörenden Bassklarinette gespielt, die mit
ihrem melancholisch-schwermütigen Klang den Gestus des Abends auch
musikalisch auf das Beste abrundete. Foto: MiWa
17.11.2011