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Konzert am Nachmittag - Programm 2. Halbjahr

Speyer- Die Reihe „Konzert am Nachmittag“ des Seniorenbüros Speyer besteht 2017 zehn Jahre. In dieser Zeit sind diese Veranstaltungen zu einem festen Bestandteil der Speyerer Kultur geworden. Die demografische Entwicklung hat Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche. Wenn es also abends mehr und mehr Menschen gibt, die nicht mehr gerne aus dem Haus gehen, dann muss es auch tagsüber ein interessantes und qualitatives gutes Programm geben.

In den zehn Jahren hat sich bewährt, dass ein Bedarf an solchen Konzerten am Nachmittag ist. Die Besucher kommen gerne. Es ist dem Seniorenbüro bis jetzt auch immer gelungen ein interessantes Programm zusammenzustellen, immer mit einer anderen Besetzung.

Erstmals steht die Reihe 2017 unter einem Motto und zwar Weltmusik.

Auch im zweiten Halbjahr ist es dem Seniorenbüro gelungen entsprechende Konzerte zu organisieren.

Programm

Donnerstag, 24. August 2017

Zeitreise - Musik aus verschiedenen Kulturen

Rolf Verres, Konzertflügel und Percussion

Peter Hess, Gong, Indische Tabla, Digeridoo, Obertongesang

Jochen Sattler, Querflöte, Bambusflöte, Mundorgel, Digeridoo, Trommeln

Historischer Ratssaal, 15 Uhr

 

Montag, 18. September 2017

The good life

Mit der Gruppe Jazz à la flute

Isabelle Bodenseh, Querflöten 

Lorenzo Petrocca, Gitarre 

Historischer Ratssaal, 15 Uhr

 

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Die Winde des Mittelmeers und Ihre Geschichte

Tambur Duo

Hozan Tamburwan, Baglama und Gesang

Santino Scavelli,  Perkussion

Historischer Ratssaal, 15 Uhr

 

Mittwoch, 8. November 2017

Neue Flamencos – Klassische Musik

Mit dem Spanischen Quintett , CONCUERDA Y MÁS

Daniel Yagüe, Flamencogitarre

José Carlos Martín, Geige

José Manuel Jiménez, Geige

Amparo Mas, Cello

José Antonio García, Kontrabass

Historischer Ratssaal, 15 Uhr

Dieses Konzert findet im Rahmen der Demografiewoche Rheinland-Pfalz statt.

 

Donnerstag, 14. Dezember 2017

Wo Musik erklingt, da lass dich nieder

-Es ist ein Ros´entsprungen-

Kleine Wunder in der kalten Jahreszeit

Duo Marmor

Theresa Braisch, Klarinette

Maximilian Braisch, Fagott

Historischer Ratssaal, 15 Uhr

Dieses Konzert ist für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Es ist aber offen für alle, die Musik lieben

Der Eintritt zu allen Konzerten ist kostenfrei.

Seniorenbüro der Stadt Speyer

13.07.2017


Der Mannheimer Mozartsommer 2016 geht erfolgreich zu Ende

Höchste Besucherzahl seit Gründung des Festivals erreicht

Schwetzingen- Am letzten Sonntag fand nach neun Festivaltagen die sechste Ausgabe des Mannheimer Mozartsommers mit dem Open-Air-Konzert Schloss in Flammen ihren Abschluss. Mit insgesamt 17.217 Zuschauern endete der Mannheimer Mozartsommer 2016. Die Zuschauerzahl ist die höchste, die seit der Gründung des jüngsten Festivals der Metropolregion verbucht werden konnte.

Aufgrund der Vielzahl an Vorstellungen im Opern- und Schauspielhaus und durch sehr gut besuchte Veranstaltungen wie Mozart im Park konnte die Besucherzahl im Vergleich zur vorherigen Ausgabe um 2.210 Besucher gesteigert werden (2014: 14.907). Auch die sommerlichen Temperaturen haben in diesem Jahr dazu beigetragen, dass sehr viele Besucher zu den Open-Air Veranstaltungen in Mannheim und Schwetzingen strömten.

Die beiden Vorstellungen des Stücks Mozart in Moskau mussten leider aufgrund eines Unfalls bei den Endproben entfallen. Das Programm des Mozartsommers umfasste dennoch in diesem Jahr 17 Hauptveranstaltungen, sodass häufig an verschiedenen Orten gleichzeitig Vorstellungen stattfanden. Daneben konnten sich die Festivalbesucher über ein breites Rahmenprogramm wie z.B. Nachtmusiken und Einführungen, ein Festvortrag und zwei Installationen freuen, die die Mozartstädte Mannheim und Schwetzingen verbanden.

Zu den Höhepunkten gehörte die Premiere der Eigenproduktionen des Nationaltheaters, Idomeneo. GMD Dan Ettinger begeisterte Publikum und Presse gleichermaßen mit seinem letzten Premierendirigat am NTM. Der Countertenor Bejun Mehta sorgte gemeinsam mit der Akademie für Alte Musik Berlin in einer Gala ebenso für Begeisterungsstürme wie die Bastardkomödie Don Giovanni des Thalia Theaters Hamburg oder das Vokalensemble ChorWerk Ruhr und das Ensemble Resonanz, die im Dom zu Speyer die Zuschauer mit Sieben Klangräumen in ihren Bann zogen. Auch die Wiederaufnahme der Oper Mitridate, re di Ponte wurde beim diesjährigen Mozartsommer erneut vom Publikum gefeiert.

Die vielseitige künstlerische Auseinandersetzung mit Mozarts Werken wurde ergänzt durch das Stipendiatenprogramm MozartPrisma mit renommierten Künstlern und Dozenten aus den Bereichen der szenisch-musikalischen Praxis, der Musik- und Theaterwissenschaft, des Kulturmanagements und der Komposition. 28 junge Studierende aus dem deutschsprachigen Raum nahmen an dem Programm teil.

Der Mannheimer Mozartsommer 2016 wurde ermöglicht durch die Stadt Mannheim, das Land Baden-Württemberg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst) sowie den Hauptsponsor Roche Diagnostics GmbH. Das Nationaltheater dankt den Freunden und Förderern des Nationaltheaters Mannheim e.V. , der Anneliese-Rothenberger-Stiftung , der Heinrich-Vetter-Stiftung, der Baden-Württembergischen Bank sowie der Stiftung Nationaltheater Mannheim für die Unterstützung des Festivals.

Der Mannheimer Mozartsommer fand in Kooperation mit den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg statt.

Text: NTM; Foto: dak

01.08.2016


Das „etwas andere“ Weihnachtsgeschenk

„Abo“ für Konzertreihe „Kammermusik im Rathaus“ öffnet Zugang zu Musik der Extraklasse

cr. Speyer-  Er war über viele Jahrzehnte hinweg einer der international meist gefragten Exponenten seines musikalisches Faches, der klassischen Trompete, und als Professor für Trompete und Bläsermethodik an der renommierten Musikhochschule in Würzburg ein weltweit angesehener Lehrer: Der Speyerer Prof. Helmut Erb, der älteren Speyerern auch noch durch seine legendären Jazz-Sessions aus den 1960er und 70er Jahren lebhaft in Erinnerung ist. Zum 1. Oktober 2007 durch den Senat der Würzburger Musikhochschule zu deren Präsident gewählt, übte Erb dieses Amt bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2013 aus.

Im Schatten des Speyerer Altpörtel aufgewachsen, wo sein Vater in der Gilgenstraße einen Musikalien- und Instrumentenhandel betrieb, war Prof. Erb aber noch mehr: Er war ein durch und durch überzeugter und bekennender Speyerer, der seine vielfältigen Kontakte in die Spitze der „großen Welt der internationalen Musikszene“ stets auch gerne dazu nutzte, nicht nur selbst in seiner Heimatstadt mit vielbeachteten Konzerten in die Öffentlichkeit zu treten, sondern auch immer wieder die bedeutendsten Instrumentalisten und Sänger nach Speyer einzuladen.

Um diese seine Möglichkeiten zu institutionalisieren und sie besser in das in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich angewachsene Speyerer Musikprogramm einbetten zu können, gründete Prof. Erb im Jahr 1991 gemeinsam mit dem damaligen Speyerer Kulturdezernenten, Bürgermeister Hanspeter Brohm, die ob ihrer Qualität höchst erfolgreiche Konzertreihe „Kammermusik im Rathaus“, die alljährlich in den Monaten Januar bis April renommierte Solisten in den „Historischen Ratssaal“ in Speyer zieht.

Für die 24. Auflage dieser Konzertreihe vom 22. Januar bis zum 08. April 2016 – für die 25. „Jubiläumsausgabe“ im Jahr 2017 laufen übrigens die Verhandlungen zur Verpflichtung hochrangiger Künstler ebenfalls bereits auf „Hochtouren“ - hat Prof. Erb wieder ein beachtliches Programm zusammengestellt, das er jetzt im Rahmen eines Pressegesprächs im Dienstzimmer des für den Bereich „Kultur“ der Stadt Speyer zuständigen Oberbürgermeisters Hansjörg Eger vorstellte. Im Zentrum der Konzertreihe, so erklärte Prof. Erb, sollen im kommenden Jahr die beiden „Titanen“ der Kompositionskunst Ludwig van Beethoven und Robert Schumann stehen, die mit ausgewählten Werken an drei von vier Abenden die Programmfolge bestimmen werden.

Den Auftakt wird am 22.Januar 2016 der bereits für diese Saison eingeplante Liederabend mit dem Tenor Christian Elsner bilden, der dann aber krankheitsbedingt absagen musste. Jetzt wird der geborene Freiburger, der zu den vielseitigsten Sängern seines Fachs zählt und als Konzert-, Lied- und Opernsänger gleichermaßen gefragt ist. begleitet von dem koreanischen Pianisten Trung Sam mit einigen der prominentesten Liederzyklen der Musikliteratur – mit Beethovens „an die ferne Geliebte“, Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ sowie Robert Schumanns „Eichendorff-Liederkreis“ - im Speyerer Rathaus zu Gast sein.

Mit Beethovens „Sieben Variationen Es-Dur“ über das Thema „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus Mozarts Erfolgsoper „Die Zauberflöte“ werden am 12. Februar 2016 der italienische Cellist Orfeo Madozzi, begleitet von Bernd Glemser, Klavier, ihren Duoabend beginnen, bei dem im weiteren Werke von Robert Schumann, Richard Strauß und Sergej Rachmaninow erklingen werden.

Am 18. März 2016 wird das Konzertpodium dann allein der in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, geborenen Pianistin Milana Chernyavska gehören, die in den vergangenen Jahren Preise und Auszeichnungen gleich dutzendweise für sich „abräumen“ konnte. Im Speyerer Rathaus wird sie Werke von Mozart, Ravel, Chopin und - natürlich auch Beethoven und Schumann - zu Gehör bringen und damit ganz ohne Zweifel auch das Speyerer Konzert-Publikum ob ihrer technischen Fertigkeiten und ihrer Ausdrucksstärke in Verzückung versetzen.

Den glanzvollen Abschluss und Höhepunkt der Reihe wird dann am 08. April 2016 unter dem Titel „VIRTUOSISSIMO“ das seit Jahren schon weithin bekannte und gefeierte „Mainzer Kammerorchester“ mit den Solisten Paul Stauch-Erb (Violine), Isabelle Müller (Harfe) sowie Renate Kehr und Saskia Worf (Flöten) bilden. Sie werden ein buntes und vielfältiges Programm mit „Bravourstücken“ von Antonio Vivaldi über Wolfgang Amadeus Mozart, Hector Berlioz, Maurice Ravel, Pietro Mascagni und Antonin Dvorák bis hin zu Franz Doppler und Pablo de Sarasate in ihrem musikalischen „Gepäck“ haben. Ein Abend für Liebhaber ganz besonderer musikalischer Delikatessen also.

Einen ganz besonderen „Geheimtipp“ für die Musikfreunde hatte schließlich noch der organisatorische Leiter der Konzertreihe, Matthias Folz, parat: Er empfiehlt ihnen - zum Verschenken zum bevorstehenden Weihnachtsfest oder auch zum eigenen Genuss – ein Abonnement zum Preis von 60.- Euro (ermäßigt: 45,- Euro) für alle vier Konzerte, das gegenüber dem Einzel-Ticketpreis von 18,- Euro pro Konzert (ermäßigt 13.- Euro) doch eine spürbare Ersparnis darstellt. Und Oberbürgermeister Eger ergänzt, dass dieses Abo „konzertweise“ auch auf gute Freunde übertragbar ist.

Der Vorverkauf ist übrigens ab sofort bei der „Tourist-Information“ der Stadt Speyer sowie bei allen „Reservix-Vorverkaufsstellen“ eröffnet. Foto: gc

13.12.2015


Schwetzinger SWR Festspiele 2015 erfolgreich beendet

Schwetzingen- Mit über 40 Konzertveranstaltungen und einer Opern-Uraufführung blicken die Schwetzinger SWR Festspiele auf eine erfolgreiche fünfwöchige Saison zurück. Mehr als 250 international bekannte Stars und beeindruckende Nachwuchstalente wurden von 18.000 Besuchern herzlich in den Konzertsälen des Schlosses sowie in den Speyrer Kirchen empfangen und begeistert gefeiert.

Von „Magie“ war die Rede nach dem Klavierabend des jungen Pianisten Adam Laloum (MaMo). Der Liederabend mit Christian Gerhaher und Gerold Huber war schlichtweg „ schön, subtil und ergreifend“ (Schwetz.Ztg.). Der Blick in den musikalischen Westen entfesselte „Höhepunkte in Serie“ mit dem Geiger Renaud Capuçon und dem Pianisten David Kadouch (RNZ) und hinterließ den Eindruck von „Unendlicher Schönheit“ mit dem Huelgas Ensemble in der Kirche St. Joseph in Speyer. Das erste Open-Air Konzert der Festspiele mit der Irish-Folk Band Altan beschenkte das Publikum mit „Musik, die Glück bringt“ (MaMo).

„Wilde ist ein starkes Stück“ resümierten die Stuttgarter Nachrichten über die diesjährige Opern-Uraufführung im Schwetzinger Rokokotheater, inszeniert von Calixto Bieito. Die Komposition  stammt von dem spanischen Komponisten Hèctor Parra, dessen musikalisches Schaffen im Fokus des zeitgenössischen Festivalprogramms stand.

Wie jedes Jahr wurden alle Veranstaltungen von SWR2 aufgezeichnet und live, zeitversetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt gesendet. Zahlreiche Konzerte werden außerdem über Deutschland und Europa hinaus in der ganzen Welt ausgestrahlt, was die Schwetzinger SWR Festspiele nach wie vor zum größten Radio-Festival weltweit macht. SWR2 war 2015 mit einer Vielzahl von Sendungen vor Ort und lockte die Festival-Besucher und SWR2-Hörer mit dem Angebot, hautnah dabei zu sein.

Auf arte-online wurde das Konzert des SIGNUM saxophone quartet live in Ton und Bild übertragen und ist aktuell noch über weitere hundert Tage nachhör- und sehbar: http://concert.arte.tv/de/signum-saxophone-quartet-schwetzinger-festspiele-sibelius-ligeti-gershwin und schwetzinger-swr-festspiele.de. Folgende fünf  Konzertmitschnitte werden zudem in den kommenden Wochen auf der Homepage der Festspiele abrufbar sein: SWR Vokalensemble mit dem Piano Duo Tal & Groethuysen unter der Leitung von Florian Helgath, das Schwetzinger Debüt mit Janina Ruh und Boris Kusnezow, der ARD-Preisträger und Perkussionist Simone Rubino, das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR mit der Sopranistin Marianne Beate Kielland unter der Leitung von Jos van Immerseel, das Abschlusskonzert der Hofmusik-Akademie sowie die Musikstunde mit Lars Reichow vom 30. Mai.

Die Schwetzinger SWR Festspiele danken den Spendern und Sponsoren, insbesondere den beiden Hauptsponsoren, der Sparda-Bank Baden-Württemberg eG und der BASF SE, zudem Fuchs Petrolub, dem Freundeskreis der Schwetzinger SWR Festspiele sowie dem Land Baden-Württemberg und der Stadt Schwetzingen.

Die 65. Schwetzinger SWR Festspiele  finden vom 29. April bis 4. Juni 2016 statt. Eröffnet wird die Saison mit der Opern-Wiederentdeckung „Veremonda“ von Francesco Cavalli.

Schwetzinger SWR Festspiele gGmbH, Presse 

03.06.2015


Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz stellt Saison 2015/2016 vor

Ludwigshafen-  Karl-Heinz Steffens, Generalmusikdirektor, und Prof. Michael Kaufmann, Intendant der Staatsphilharmonie, stellen das facettenreiche und hochkarätige Programm des Orchesters für die Spielzeit 2015/2016 vor. Als Philharmonie der erweiterten Metropolregion Rhein-Neckar wirkt das Landes-Sinfonieorchester von Rheinland-Pfalz von Mainz bis Karlsruhe und von Heidelberg bis Zweibrücken und Trier und konzertiert als Kulturbotschafter des Landes unter anderem im Wiener Musikverein.

Mit über 100 Konzerten präsentiert sich die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz auch in der Saison 2015/2016 als ein verlässlicher Partner für die Veranstalter der Region und setzt mit ihren eigenen Projekten die vor drei Jahren begonnene, erfolgreiche Profilierung fort. Dabei stehen insbesondere das Metropolregion Sommer-Musikfest MODERN TIMES, die der Mannheimer und der Karlsruher Schule gewidmete Konzertreihe REBELLION IM QUADRAT, die in den Domen der Pfalz veranstalteten KATHEDRALKLÄNGE: BRUCKNER IN DEN DOMEN und das MUSIKFEST SPEYER, das 2016 Franz Schubert gewidmet ist, für Kontinuität. In der Kooperation mit dem Capitol in Mannheim setzen sich die Angebote fort, die die Begrenzungen der „U“- und „E“-Musik überwinden – mit CONNECT IT! beginnt eine neue Serie, die Klassik und Jazz verbindet. Eine stärkere Abstimmung der Abonnementreihen im Pfalzbau Ludwigshafen und im Rosengarten Mannheim zielt in Verbindung mit der neu initiierten Serie der Heidelberger Meisterkonzerte darauf ab, mit der Staatsphilharmonie eine wahrnehmbare, klingende Klammer für die Metropolregion zu etablieren.

Solisten wie Gidon Kremer, Fazıl Say, Reinhold Friedrich, Herbert Schuch, Michael Barenboim, Pinchas Zukerman, Christian Zacharias, Alisa Weilerstein, Frank Dupree, Sergei Nakariakov, Katharina Thalbach und nicht zuletzt Karl-Heinz Steffens zeigen dabei sowohl die Bandbreite, wie auch die Klasse der angebotenen Konzerte. Dass neben Dirigentinnen und Dirigenten wie Karen Kamensek, Ariane Matiakh, Christoph-Mathias Mueller, und Frank Strobel auch vier der Solisten als Dirigenten in Erscheinung treten, ist eine Besonderheit der Saison und zeigt die Vielfältigkeit der Künstler.

Besondere Höhepunkte in der Saison 2015/2016 werden zwei herausragenden Künstlerpersönlichkeiten zu verdanken sein, die weltweit gefeiert werden: Pinchas Zukerman wird als Dirigent und Solist der Artist in Residence der Saison sein, Jörg Widmann ist das Komponisten-Portrait gewidmet. 19 Konzerte an 10 Spielorten sind mit den beiden Künstlern verbunden; die Staatsphilharmonie beweist eindrucksvoll, wie wegen eines fehlenden zentralen Konzertsaals eine ganze Region zum Raum für die Programmgestaltung werden kann. Viele der langjährigen lokalen Veranstalter werden dabei zu zentralen Partnern einer inhaltlichen Dramaturgie und einer Handschrift, die insbesondere dem Engagement des Chefdirigenten Karl-Heinz Steffens zu verdanken ist: Bei über 40 Konzerten steht der Generalmusikdirektor selbst am Pult, bei zwei Projekten tritt er zudem als Solist in Erscheinung. Dass die Zusammenarbeit zwischen Chefdirigent und Orchester auch für die kommende Saison eine Vielzahl von eindrucksvollen musikalischen Erlebnissen erwarten lässt, spiegelt sich in der Vorfreude von Karl-Heinz Steffens: „Wir sind ja in der tollen Situation, dass sich die Projekte, die wir vor wenigen Jahren begonnen haben, so gut entwickeln, dass wir auch wieder Neues beginnen können. Dass wir jetzt mit dem Orchester im Musikverein in Wien konzertieren oder einen solch absoluten Weltstar wie Pinchas Zukerman „In Residence“ haben können, ist ja nur möglich, weil wir die Qualität und unsere Ausstrahlung immer fest im Blick gehabt haben und weiter haben werden.“     

Mit „Lieder aus der Fremde“ und „Ad.agio: Begegnung der Kulturen“ legt die Staatsphilharmonie ein deutliches Bekenntnis für eine multikulturelle Gesellschaft ab und stellt sich zudem der Frage, was wir tun können, damit auch die Menschen, die aus Not nach Deutschland kommen, eine offenere Aufnahme und bessere Integration erleben können. Neben den vielen Angeboten im Educationbereich zeigen insbesondere diese Angebote die hohe Verantwortung, die die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz als eine bedeutende kulturelle Institution für den Fortbestand und die Weiterentwicklung einer humanen Zivilgesellschaft empfindet.

Und auch die Nachwuchsförderung erlangt noch größere Bedeutung: Durch eine neue Kooperation mit der Hochschule für Musik Karlsruhe, die Fortsetzung der bestehenden Zusammenarbeit mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim und mit den Kollegen der Musikalischen Akademie des Nationaltheaterorchesters Mannheim können junge Musiker und Musikmanager ihre Ausbildung durch erste Berufserfahrungen ergänzen und erweitern. Einen besonderen Stellenwert soll dabei die Musikvermittlung einnehmen, so ist in Zusammenarbeit mit der Musikpädagogik der Hochschule für Musik Karlsruhe auch die Neukonzeption des KlangReich des Orchesters geplant, in dem Kinder in einen lebendigen Austausch mit der klassischen, sinfonischen Musik kommen können.

Für Prof. Michael Kaufmann stellt die Spielzeit 2015/2016 die wichtige Fortsetzung des erfolgreichen Wegs der letzten Jahre dar: „Natürlich wünschen wir uns für die Region einen Kristallisationspunkt für die Musik, einen wirklichen Konzertsaal, in dem auch die Staatsphilharmonie ein Zuhause haben könnte. Andererseits empfinden wir den Auftrag, die sinfonische Musik in hervorragenden Konzerten zu den Menschen zu bringen, das Sinfonieorchester für eine große, vitale und faszinierende Region zu sein, als ein bedeutendes Geschenk. Das kann man, denke ich, auch beim vorliegenden Programm erkennen. Wollte man den ‚alten‘ Begriff der Kulturregion Kurpfalz für die Zukunft einer sich noch stärker verbindenden Metropolregion Rhein-Neckar begreifen, dann wäre die Staatsphilharmonie ein bestmögliches Beispiel dafür, wie die regionalen kulturellen Verbindungen erfahrbar werden können. Dass sich Karl-Heinz Steffens – und mit ihm viele weitere wunderbare und international gefeierte Künstler – dieser Aufgabe stellt, macht unseren Weg überhaupt erst möglich. Dass wir diesen Weg mit einer Vielzahl inspirierender und verlässlicher Partner gehen können, scheint mir ein ganz besonderes Glück.“

Getragen wird die Staatsphilharmonie vom Land Rheinland-Pfalz. Als einziges Konzertorchester des Landes hat sie eine zentrale Funktion für die Meisterkonzerte in der Landeshauptstadt Mainz und für die Sinfoniekonzerte in den Städten der Pfalz; zugleich engagiert sie sich für das Land Rheinland-Pfalz in der Metropolregion Rhein-Neckar und wirkt als Kulturbotschafterin national und international, was erfolgreiche CD-Produktionen und Konzerte im In- und Ausland belegen. Text und Foto: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

28.04.2015


Kunstpreis 2015 der „Ike und Berthold Roland-Stiftung“ verliehen

Ein großer Tag für die pfälzische Musik: Alexia und Prof. Dr. Friedemann Eichhorn nehmen Kunstpreis 2015 der „Ike und Berthold Roland-Stiftung“ entgegen.

Von Gerhard Cantzler

Natürlich war dieser letzte Samstagvormittag im zuende gehenden Monat Februar im sonnendurchfluteten Festsaal der „Villa Ludwigshöhe“ oberhalb von Edenkoben zuallererst den beiden Preisträgern des Kunstpreises 2015 der „Ike und Berthold Roland-Stiftung“, dem Ausnahmemusiker-Ehepaar Alexia und Friedemann Eichhorn, gewidmet. Doch dank des von den Laureaten selbst zusammengestellten, exquisiten Musikprogramms und seiner exzellenten Interpretation durch die beiden Geigenvirtuosen und ihre Freunde geriet die Feier zu einem musikalischen Ereignis der „Extraklasse“, mit dem das fast die Kapazitäten des Saales sprengende, kunstaffine Pfälzer Auditorium zugleich auch einem der Ihren, dem langjährigen Kunstreferenten der rheinland-pfälzischen Landesregierung und Initiator des an diesem Tag immerhin schon zum elften Male vergebenen Kunstpreises ihre ehrende Referenz erwies. In der Nachbarschaft zur „Villa Ludwigshöhe“, in Rhodt u. Rietburg geborenen und in Speyer aufgewachsen, zählt der renommierte Kunsthistoriker Dr. Berthold Roland mit seiner Familienstiftungheute nämlich sicher zu den sach- und fachkundigsten Mäzenen im Lande. So gesehen, darf die Feier auf Schloß „Villa Ludwighöhe“ sicher auch als „Familienfest“ für den international angesehenen Kunstexperten verstanden werden, der nie seine Pfälzer Wurzeln vergessen hat.

Doch beginnen wir unseren Bericht mit dem, was den beiden im Mittelpunkt dieser Feier stehenden Preisträgern Alexia und Prof. Dr. Friedemann Eichhorn seit vielen Jahren schon Leidenschaft und neben der Familie unbestrittener Mittelpunkt ihres Lebens ist: Die Musik, mit der sie, glänzend inspieriert und interpretiert, weit mehr als nur die Verbindungsteile zwischen den Reden und Würdigungen dieses Tages boten – nein sie wurden quasi zum tragenden Rückgrat dieser Veranstaltung – ein herrliches Konzerterlebnis also – verzeihen Sie, liebe Glückwunschredner (!) - mit passend eingestreuten Wortbeiträgen.

Los ging's gleich zu Beginn mit drei Piècen für zwei Violinen und Klavier des 1854 in Breslau geborenen Moritz Moszkowski, einem der Favoriten des großen, unvergessenen Vladimir Horovitz, der eigentlich nie das Konzertpodium verließ, ohne sein Publikum mit einem der ausdrucksstarken Stücke Moszkowskis zu anhaltenden Beifallstürmen getrieben zu haben. Dargeboten wurden an diesem Tag drei insbesondere durch ihre rhythmischen Anforderungen beeindruckende Stücke - von Alexia und Friedemann Eichhorn und kongenial begleitet von dem Weimarer Pianisten Daniel Heide vortrefflich interpretiert

Heide war dann auch der Partner von Friedemann Eichhorn im Scherzo c-moll, das der junge Johannes Brahms in Verehrung seines von ihm so bewunderten Freundes Joseph Joachim, dem führenden Geigen-Vortuosen seiner Zeit, als seinen Beitrag zu der sogenannten „F-A-E-Sonate“ komponierte, die Brahms, ganz im Stile der „Widmungskompositionen“ jener Zeit, gemeinsam mit Robert Schumann und dessen Schüler Albert Dietrich aufs Notenpapier brachte. Ein echtes Bravourstück für jeden Geiger, dem sich Friedemann Eichhorn zur Begeisterung seiner Zuhörer mit brillanter Technik in geradezu atemberaubender Weise stellte.

Das nächste musikalische Highlight dann: Das „Aprés un réve“ von Gabriel Fauré, einem der bedeutsamsten Vertreter des musikalischen „Fin de siècle“, von dem Alexia Eichhorn in ihrer Ankündigung sicher zurecht sagte, dass es sich dabei wohl um „die schönste und anrührenste Komposition für Bratsche und Klavier überhaupt“ handele. Und in der Tat: Mit ihrem warmen, vollen Ton und ihren scheint's endlosen Lagato-Bögen traf die sympathische Co-Preisträgerin dieses Tages die Zuhörer in die Tiefe ihrer Seelen – ein überaus bewegendes, ja geradezu „heiliges Momentum“ in diesem abwechselungsreichen Programm.

Doch welch gewaltiges musikalisches Spektrum Alexia und Friedemann Eichhorn zu „bedienen“ vermögen, das zeigten sie dann auch bei der dankenswerterweise in das Progromm dieses Vormittags aufgenommenen Aufführung des musikalischen „Aktionsstücks „Du?!“ - „Oh!“, das der Komponist und SWR-Klassik-Musikredakteur Burkhard Egdorf vor ein paar Jahren schon dem Preisträgerpaar gewidmet hat.

Witzig und dialogstark von der ersten bis zur letzten Phrase - vom ersten bis zum letzten Ton, wenn die beiden Protagonisten sich klammheimlich aus der Szenerie verabschieden – ein überaus gelungenes, hintersinniges musikalisches Porträt einer Nah-, aber sicher auch einer sich immer wieder einmal voneinander entfernenden Beziehung, die sich am Ende wieder in Harmonie vereint. Ein echtes, musikalisches „Sahnestückchen“, von dem sogar der eigens angereiste Komponist bekannte, dass er es in der bei dieser Gelegenheit dargebotenen Form noch nie erlebt habe.

Ein abschließender musikalischer Höhepunkt dann noch einmal mit Johannes Brahms, als Friedemann Eichhorn seinen „Freund aus musikslischen Kinder- und Jugendtagen“, den aus Bad Bergzabern stammenden Prof. Alexander Hülshoff, Professor für Violoncello an der Folkwang Universität der Künste in Essen, scheint's beiläufig fragte, ob er – „rein zufällig?“ – vielleicht sein Instrument mit dabei habe. Der „hatte“ natürlich - und schon vereinigten sich die vier Künstler zu einer schwungvollen Darbietung des letzten Satzes „Rondo alla Zingarese – Presto“ aus Brahms' Klavierquartett g-Moll, op. 25.

Zwischen soviel großartig interpreteierter Musik gerieten die „Wortbeiträge“ an diesem Vormttag durchaus etwas ins Hintertreffen: Das begann schon mit der Begrüßung der Gäste durch die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Andrea Stockhammer, eine der Nachfolgerinnen von Dr. Berthold Roland an der Spitze des renommierten Hauses an der Mainzer Großen Bleiche, die für den entschuldigten Mitveranstalter der Preisverleihung, den Generaldirektor „Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz“, Thomas Metz, das Wort ergriff. Sie konnte unter den Gästen aus der Politik - an ihrer Spitze die Vizepräsidentin des rheinland-pfälzischen Landtages, Barbara Schleicher-Rothmund, der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger und seine Kulturdezenerntin, Bürgermeisterin Monika Kabs sowie deren Neustadter Kollegen, Beigeordneter Ingo Röthlingshofer auch Egers Amtsvorgänger Werner Schineller – auch frühere Preisträger des Kunstpreises wie Prof. Gernot Rumpf, Achim Ribbeck und für die im Vorjahr mit dem Kunstpreis ausgezeichnete Landesstiftung „Villa Musica“ deren Künstlerischen Leiter, Prof. Alexander Hülshoff begrüßen, der auch als Laudator der diesjährigen Preisträger „auserkoren“ war.

In dieser Eigenschaft würdigte er das Preisträgerehepaar als außergewöhnlich begabte künstlerische Persönlichkeiten, die sowohl als gefragte Solisten, als ausgezeichnete kammermusikalische Partner wie als Lehrer in ihrem Fach, der Violine, Ausgezeichentes leisteten. Gemeinsam seien die Fränkin Alexia und der Speyerer Friedemann Eichhorn zudem ein „unschlagbares Team“, so Hülshoff, ein Team, das sich auch mit Hingabe dem „Ausgraben“ und der Aufführung verloren geglaubter Kompositionen aus den untereschiedlichen Epochen widme.

Prof. Dr. Friedemann Eichhorn, der neben seiner künstlerischen Ausbildung auch an der Musikhochschule in Mainz im Fach Musikwissenschaften promovierte und damit, so Hülshoff, in glückhafter Weise die künstlerische mit der theoretischen Erfahrung verbinde, kenne er schon aus der gemeinsamen Zeit als Stipeniaten der „Villa Musica“. Der Laudator zählte danach wichtige Stationen im Werdegang Eichhorns auf, der im Jahr 2002 als Professor für Violine an die Musikhochschule „Franz Liszt“ in Weimar berufen worden sei. Als Initiator und Impulsgeber habe er zudem zahlreiche Musikfestivals inspieriert, so auch die „Kronberg Academy“, wo unter seiner Leitung hochbegabte junge Musiker gefördert würden.

Er sei stolz darauf, mit Alexia und Friedemann Eichorn befreundet zu sein - „zwei Menschen, die wie nur wenige dazu geeignet sind, diesen ehrenvollen Kunstpreis entgegenzunehmen“, so der Laudator, der zum Abschluß seiner Rede die „außerordentlich positive Ausstrahlung und die mit Neugierde auf Neues gepaarte, entspannt-aufmerksame und stets respektvolle Art“ des Auftretens der beiden Künstler lobte.

Aus der Hand des Geschäftsführers der „Ike und Berthold-Roland-Stiftung“, Oliver Roland, konnten die beiden Preisträger dann die Urkunde und die damit verbundene Geldprämie in Empfang nehmen, ehe der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Walter Schumacher die Preistrger zu ihrer Auszeichnung beglückwünschte und sich bei den beiden Stiftern Ike und Barthold Roland – die Juristin Dr. Ike Roland ist leider schon im Jahre 2010 verstorben – für ihr großartiges gesellschaftliches Engagement bedankte. „Das Land Rheinland-Pfalz wäre glücklich, wenn noch viele seiner Bürgerinnen und Bürger Ihrem Beispiel nacheifern und private Stiftungen gründen würden, mit denen besondere Leistungen in Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet werden könnten“, so Schumacher zu den Aktivitäten von Dr. Berthold Roland.

Dann könne man vielleicht noch mehr solcher Tage erleben wie diesen letzten Tag im Febraur, „wo es draußen schon nach März aussieht – an einem Samstag, der uns durch Sie, die Preisträger und den Stifter, wie ein Sonntag vorkommt“, schloß der Politiker schon fast poetisch.

Und in der Tat: Viele der Anwesenden, die im Anschluß an die Feier trotz der noch immer empfindlichen Kühle von der Veranda der „Villa Ludwigshöhe“ herab einen ersten Blick über die sonnenüberflutete Rheinebene schweifen ließen, bekannten, dass sie es bei einem solch exqusiten Musikprogramm und einer derart vorzüglichen Stimmung durchaus noch einige Zeit in der „Villa“ ausgehalten hätten. Fotos: gc

01.03.2015


„25 Konzerte vor durchweg ausverkauften Häusern“

Konzertreihe „PalatinaKlassik“ zieht überzeugende Bilanz für das Programmjahr 2014

spk. Speyer- Fast durchweg ausverkaufte Häuser, Kirchen zumeist, und überschwängliche Kritiken – gerade einmal drei Jahre nach ihrer Gründung, so scheint's, hat sich die Konzertreihe „PalatinaKlassik“ einen festen Platz im Bewußtsein und in den Herzen der Freunde klassischer Musik zwischen Odenwald und der französischen Grenze erobert. Das konnte jetzt der Vorsitzende des „Förderkreises PalatinaKlassik e.V.“, Michael Wagner, bei der turnusgemäßen Mitgliederversammlung des Vereins im Augustinersaal der „Sparkasse Vorderpfalz“ in Speyer feststellen. Ein beachtliches Programm mit insgesamt 25 erfolgreichen Konzerten konnte Wagner für das abgelaufene Jahr 2014 aufführen – von zwei Konzerten in den riesigen päpstlichen Basiliken „Santa Maria Maggiore“ und der „Lateranbasilika“ in Rom mit jeweils mehr als 1.500 Zuhörern bis hin zum kleinen Speyerer Feuerbachhaus, in dem sich auch im Jahr 2014 wieder exakt 54 Besucher nach einem ausgeklügelten Plan die stets viel zu wenigen Plätze teilen mussten. „Mehr geht dort beim besten Willen nicht“, musste der Vorsitzende bekennen. Dennoch, so teilte er mit, will man auch in der Zukunft an dieser kleinen Spielart klassischer Musik in Trio- oder maximal in Quartettbesetzung festhalten, denn der Ansturm auf diese Konzerte halte unvermindert an.

Ein weiterer Höhepunkt im Konzertgeschehen des zurückliegenden Jahres: Das Konzert zum 70. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler am 20.Juni 1944, eine Gedenktag,bei dem Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Bernhard Vogel einen höchst bemerkenswerten Vortrag hielt. Der Speyerer Ehrenbürger,, so konnte Wagner ankündigen, habe übrigens PalatinKlassik zugesagt, auch 2015 wieder im Rahmen eines Konzertes ans Rednerpult zu treten, wenn am 3. Oktober 2015 die 25, Wiederkehr der deutschen Wiedervereinigung gefeiert werden kann.

Eine lange Aneindanderreihung musikalischer Erfolge also, über die Wagner berichten und für deren Zustandekommen er sich bei den rührigen Mitgliedern seines Vorstandes bedanken konnte, die allein auf ehrenamtlicher Basis ein Programm „gestemmt“ hätten, für das anderenorts umfangreiche personelle Kapazitäten zur Verfügung stehen würden. Ein gleicher Dank galt aber auch den zahlreichen Sponsoren der Konzertreihe, ohne deren Hilfe dieses umfangreiche Programm mit seinem betont internationalen Akzent nicht hätte realisiert werden können. „Kunst und Kultur brauchen Engagement!“ zitierte der Vorsitzende einen Slogan von PalatinaKlassik, der am besten umschreibe, was alle Beteiligten - Mitwirkende, Unterstützer und die treuen Besucher - immer wieder antreibe.

Einen ganz besonderer Dank sagte Wagner schließlich seinem Ersten Stellvertreter im Amt des Vorsitzenden und unermüdlichen musikalischen Leiter des Festivals, Prof. Leo Kraemer, der immer wieder mit neuen Ideen für ein musikalisch breit aufgestelltes Programm zu überraschen verstehe.

Auch für das laufende Jahr 2015 konnte Wagner Appetit auf ein Festival-Programm mit derzeit 30 Konzerten machen, bei dem nach heutigem Stand auch das im Vorjahr gefeierte Ensemble aus Chor und Orchester des Staatlichen Konservatoriums in Kasan an der Wolga wieder mit von der Partie sein wird.

Bei soviel erfolgreichen musikalischen Höhepunkten konnte auch Michael Doll, Schatzmeister von PalatinaKlassik, eine höchst erfreuliche Bilanz des vergangenen Kassenjahres ziehen, die dem Förderkreis auch für die Zukunft eine wirtschaftlich sichere und aussichtsreiche Zukunft verspricht.

Nach dem von Burkhard Schramm für die beiden Kassenprüfer abgegebenen Prüfungsbericht und dem von Schramm gestellten Antrag auf Entlastung des gesamten Vorstandes, dem die Mitglieder einstimmig folgten, konnte die Versammlung zur Wahl des neuen Vorstandes übergehen, bei der es keinerlei personelle Wechsel gab.

Somit wurden folgende Damen und Herren in ihren Ämtern bestätigt und auf zwei Jahre wiedergewählt:

Vorsitzender: Michael Wagner
1. Stellv. Vorsitzender: Prof. Leo Kraemer
2. Stellv. Vorsitzender: Gerhard Cantzler
Schatzmeister: Michael Doll
Schriftführerin: Christiane Frank
Beisitzer: Dietmar Scherer und Christoph Barth
Kassenprüfer: Burkhard Schramm und Gisela Rödler

Abschließend dankte auch der musikalische Leiter von PalatinaKlassik, Prof Leo Kraemer, allen, die sich für das Festival einsetzten. „Ihr großes Engagement lässt uns Musiker mit Zuversicht und den allerschönsten Hoffnungen in die Zukunft blicken“, so Kraemer, der im weiteren über zahlreiche Kontakte berichten konnte, aus denen er schon heute den Schluss zieht, dass die Ensembles des pfälzisch-saarländischen Festivals auch in diesem Jahr wieder an dem großen „Festival Internationale musica e arte sacra" in Rom beteiligt sein werden.

Jedes der Konzerte, so Prof. Kraemer weiter, sei eine Gelegenheit, Musik immer wieder neu entstehen zu lassen. „Denn Musik im eigentlichen Sinne gibt es nicht – sie muss statt dessen bei jeder Aufführung auf der Grundlage der Partitur neu geschaffen werden“. Das sei das große Geheimnis der Musik, ein Faszinosum, das auch ihn immer wieder neu antreibe. Foto: gc

29.01.2015


PalatinaKlassik-Konzert im Feuerbachhaus am 22. November 2014 ausverkauft

Kartenreservierung für die öffentliche Generalprobe

Speyer- Innerhalb kürzester Zeit waren die Eintrittskarten für das vom Förderkreis PalatinaKlassik e.V. veranstaltete Konzert „Saitenklänge aus Wien im Feuerbachhaus“ mit Prof. Leo Kraemer und Mitgliedern des PalatinaKlassik-Barockensembles vergriffen.

Wegen der hohen Kartennachfrage bietet PalatinaKlassik eine öffentliche Generalprobe am Samstag, den 22. November um 16.00 Uhr im Feuerbachhaus zu einem ermäßigten Eintrittspreis von 10,00 € an.

 Kartenreservierungen beim PalatinaKlassik-Büro unter 06232 36225.

10.11.2014


„Bewegendes musikalisches Hochamt der Bruckner'schen Kunst“

Prof. Leo Kraemer führt mit Chor und Orchester des Konservatoriums Kasan und seinen deutschen Ensembles zwei bedeutende Werke der Romantik auf

spk. Speyer- Ein wahrhaft großartiges, in gleich mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes Musikereignis konnten jetzt all die Musikfreunde aus Speyer und weit darüber hinaus erleben, die sich, trotz überreichen Wettbewerbs aus dem gleichen Genre, q1 ^ dazu entschieden hatten, der Einladung in das überglaste Atrium des Speyerer „Historischen Museums der Pfalz“ zu folgen, wo die inzwischen bestens eingeführte Konzertreihe „PalatinaKlassik“ mit einem nachhaltig wirkenden Programm mit Werken von Anton Bruckner aufwartete.

Gut 120 junge Musikerinnen und Musiker des Staatlichen Konservatoriums in Kasan, der Hauptstadt der heute autonomen Republik Tartastan an der Wolga und einst Teil des Großreiches der Sowjetunion – ein komplettes, bestens ausgebildetes Sinfonie-Orchester sowie ein großartiger Chor – hatten sich in viertägiger Busreise in die Pfalz aufgemacht, um unter der Leitung von Prof. Leo Kraemer gemeinsam mit dem Philharmonischen Chor an der Saar und dem „PalatinaKlassik“-Vokalensemble nach einer Aufführung des „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms am Abend zuvor in Landau, in Speyer die „große Messe in f-Moll“ sowie das „Te Deum“ des österreichischen Großmeisters der Romantik zur Aufführung zu bringen.

Bruckner und russische musikalische Aufführungspraxis – das scheint auf den ersten Blick genausowenig zusammenzugehen wie beispielsweise die Rezeption der großen Chor- und Orgelwerke von Johann Sebastian Bach in dem über 80 Jahre hinweg allem Religiösen abholden System. Doch der längst zum Pfälzer „mutierte“ Saarländer Prof. Leo Kraemer - neben seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Domorganist und Domkapellmeister am Speyerer Dom auch schon seit fast vierzig Jahren in den bedeutendsten Musikzentren in Osteuropa unterwegs, wo er sich schon lange vor dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ als Juror in zahlreichen Orgel-Wettbewerben, als Dozent an bekannten Konservatorien und Musikhochschulen sowie vor allem als Dirigent bedeutender Orchester einen Namen gemacht hatte – sah es schon früh als seine Verpflichtung an, die bedeutendsten Komponisten der westeuropäischen Kirchenmusik auch in diesen Teil der Welt zu bringen.

Chor und Orchester der Philharmonie der weißrussichen Hauptstadt Minsk waren seine ersten musikalischen Partner, noch in der „alten“ Sowjetunion. Rasch folgten Tallinn im „musikverrückten“ Estland und dann natürlich die Spitzenensembles in einer der bedeutendsten Musikmetropolen der Welt, in St. Petersburg. In diesem für westeuropäische Verhältnisse kaum vorstellbar großen Reservoir überragender Solisten und Ensembles fand Kraemer rasch Gleichgesinnte, die schon früh die Bedeutung der Musik für die Überwindung ideologische Grenzen erkannten. Die Mitglieder des Kammerorchesters der Staatlichen Philharmonie in St. Petersburg – die besten Kräfte aus jeder Stimmgruppe des „großen“ Orchesters - wählten Kraemer schon bald zu ihrem Chefdirigenten, weil er ihnen, wie sie bis heute immer wieder betonen, mit der Aufführung von Werken von ihnen zuvor verschlossener Komponisten neue musikalische Horizonte eröffnete. Und stösst Kraemer mit seiner bei westeuropäischen Ensembles oft „ungeliebten“ exzessiven Probenpraxis mitunter auf Kritik, so hört er bei den Mitgliedern dieses sicher zu den absoluten Spitzenorchestern der Welt zählenden Klangkörpers oft genug den Wunsch nach „zusätzlichen Proben oder zumindest einer gemeinsamen Stunde mehr“.

Vor genau 25 Jahren kam Kraemer dann auch – per Zufall oder dank seines inzwischen bereits dicht geknüpften Netzwerkes in der russischen Musikszene - mit dem Staatlichen Konservatorium in Kasan an der Wolga in Verbindung – in einer Zeit, in der viele Westeuropäer noch nicht einmal ansatzweise wußten, wo diese Stadt überhaupt zu finden ist, andere sie noch für ein unbedeutendes „Provinznest“ in der Weite der tartarischen Steppe hielten. Kraemer jedoch fand in Kasan eine weithin ausstrahlende, blühende Kulturstadt vor und war von Anfang an begeistert von dem überwältigenden Interesse und der Wissbegier der Studenten für die Musik und die Musikszene in Westeuropa.

Und da er überall in der Welt, wo er inzwischen bereits tätig war – von Asien bis Lateinamerika, von Skandinavien bis auf die Iberische Halbinsel – immer darum bemüht war, seine musikalischen Partner und Schüler auch dorthin zu führen, wo die ihnen vom ihm vermittelte Musik Heimat und Ursprung hat – in Mitteleuropa also zumeist – fanden in all den Jahrzehnten seiner Arbeit auch zahlreiche Ensembles, Solisten und Musikstudenten den Weg in Kraemers Heimat nach Deutschland und in die Pfalz.

Und so waren Chor und Orchester des Staatlichen Konservatoriums in Kasan – 3.248 entfernt von Speyer und kulturell vermeintlich in einer anderen Welt – aus der gemeinsamen Probenarbeit mit dem Speyerer Musiker mit Inhalten und Tonsprache der beiden höchst anspruchsvollen Kompositionen des bedeutenden Symphonikers und Kirchenmusikers Anton Bruckner bereits bestens vertraut, als sie sich jetzt in Speyer zum wiederholten Male mit ihren pfälzischen und saarländischen Partnerensembles zu einer überzeugenden Aufführung der „großen Messe in f-Moll“ und des „Te Deum“ des Meisters zusammenfanden.

Und das Ergebnis dieser Arbeit konnte sich einmal mehr hören lassen: Kompakte Chorformationen - intonationssicher und dynamisch bestens eingestellt – gaben dem „Bruckner“ breiten Raum, um vielfarbig aufzublühen und so das gesamte Spektrum seiner musikalischen Stilmittel zur Geltung kommen zu lassen.. Mit seiner von viel „Bruckner-Erfahrung“ geprägten, intelligenten Interpretation der beiden Werke gelang Leo Kraemer einmal mehr ein überaus überzeugender Konzertabend – „ein bewegendes „musikalisches Hochamt“ der Bruckner'schen Kunst“, wie es ein Zuhörer im Anschluß an das Konzert anerkennend formulierte. Die überaus präzise Diktion des Messtextes bis hin zu den punktgenau abgesprochenen Schlußkonsonanten war da nur noch „ein Sahnehäubchen“ auf einer ohnedies perfekten Vorstellung.

Dazu trug auch das überaus gut präparierte junge Orchester aus Kasan bei: Beeindruckende Streicherflächen, weiche und warme Blechbläserchöre und ausdrucksstarke und ansatzsichere Holzbläserstimmen – es war eine wahre Freude mitzuerleben, wie es Leo Kraemer wieder einmal gelungen ist, in sicher nicht leichter Arbeit dieses Ensemble zu einer plastischen und durchsichtigen Einheit zu verschmelzen.

Einen Besetzungswechsel musste Kraemer allerdings bei seinem Solistenensemble verkraften: Die Sopranistin Susanne Bernhard, in der Pfalz häufig und gerne gehörter Gast aus München, musste wegen einer akuten Erkrankung kurzfristig absagen und wurde durch die hochtalentierte, israelische Sängerin Thalia Or ersetzt. Sie hatte schon am Vorabend in Landau Bernhard in der Aufführung des „Deutschen Requiem“ von Johannes Brahms überzeugend vertreten und dort mit ihrer berückend schönen, weichen und kantilen Sopranstimme begeistert. Bereits auf der Rückreise in die bayerische Landeshauptstadt erreichte sie dann am Konzerttag in Speyer der erneute „Notruf“ Kraemers, dem sie - „dank“ des Lokomotivführerstreiks über Stunden auf dem Mannheimer Hauptbahnhof festsitzend – glücklicherweise dann noch nachkommen konnte.

Im Zusammenwirken mit der Altistin Susanne Schaeffer, dem mexikanischen Tenor Oscar de la Torre und dem profunden Bassisten Vincenz Haab tat sie sich dann allerdings mitunter etwas schwer, sich in den Quartettteilen durchzusetzen.

Susanne Schaeffer, in Speyer bestens eingeführte Altistin und „Allzweckwaffe“ Kraemers in zahlreichen Konzerten, überzeugte einmal mehr mit ihrer mit großer Routine geführten Stimme und ihrem geschmeidig-dunklen Timbre.

Der mexikanische Tenor Oscar de la Torre sparte nicht mit seiner glänzend-hellen Stimme, der er insbesondere in den oberen Registern eindrucksvolle Spitzentöne mitzugeben imstande ist.

„Fels in der Brandung“ des dramatischen Gestus in beiden Bruckner-Werken: Bass-Bariton Vincenz Haab, der in der gesamten Bandbreite seiner Stimme über eindrucksvolle sängerische Qualitäten verfügt und diese auch unaufgeregt und unprätentiös einzusetzen versteht. Mit seinem weit schwingendem Stimmfluss macht er seinem in Speyer noch immer in bester Erinnerung präsenten Lehrer Siegmund Nimsgern immer wieder alle Ehre.

Langanhaltender Beifall, der in stehenden Ovationen gipfelte, zeigte, dass das Publikum, darunter auch der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger und der frühere Speyerer Kulturdezernent Hanspeter Brohm, verstanden hatte, worauf es an diesem Abend neben der Präsentation einer beeindruckend-überzeugenden musikalischen Leistung auch ankam und worauf Hansjörg Eger auch in seiner Grußadresse zu Beginn des Abends zu sprechen kam: Auf den Bau von Brücken zwischen musikalischen Kulturen, aber auch – gerade in diesen politisch wieder instabileren Zeiten fast noch wichtiger – zwischen den Menschen zweier Völker - Russen und Deutschen, die sich einst in unversöhnlicher Feindschaft gegenüberstanden und die in der Zwischenzeit zu einer von großem Respekt getragenen wunderbaren Freundschaft und einem großartigen Miteinander gefunden hätten, das aber gerade gegenwärtig wieder in Gefahr zu geraten drohe. Der Musik als dem vielleicht wunderbarsten Medium, das den Menschen gegeben ist, so zeigte sich auch der Oberbürgermeister überzeugt, komme jetzt die wichtige Aufgabe zu, dazu beizutragen dass aktuell drohende Gräben zwischen den Völkern sich nicht weiter öffneten. Die gemeinsamen Konzerte von Russen und Deutschen in Landau und Speyer in der Pfalz - in Dillingen und Völklingen im Saarland und danach auch noch in zwei der bedeutendsten Basiliken der Christenheit in Rom seien dazu als musikalische Botschaften bestens geeignet und verdienten deshalb auch jede Anerkennung und Unterstützung. „Speyer und die Speyerer freuen sich, wenn wir Sie auch zukünftig wieder in unserer Stadt begrüßen können“, betonte Eger, der sich Anschluß an das Konzert von der hohen musikalischen Qualität des Abends und der von ihm ausgehenden Botschaft tief beeindruckt zeigte. Foto: gc

24.10.2014


Leo Kraemer dirigiert Deutsches Requiem von Johannes Brahms in Kasan/Russland

Drei Länder übergreifendes PalatinaKlassik-Großprojekt "Gedenken an den Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren" hat begonnen
Außergewöhnliche Konzerte in Russland, Deutschland und Italien

Kasan- Im Rahmen des drei Länder übergreifenden Großprojekt "Gedenken an den Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren" in Russland, Deutschland und Italien hat Prof. Leo Kraemer, der musikalische Leiter von PalatinaKlassik, jetzt in Russland/Kassan das Deutsche Requiem von Johannes Brahms zur Aufführung gebracht.

Am 09. Oktober geht es weiter. Dann nämlich gelangen  Anton Bruckners F-Moll-Messe und sein Te Deum in der Philharmonie des Staatlichen Konservatoriums Kasan zur Aufführung, bevor sich dann 120 russische Musiker auf den Weg nach Deutschland machen, um das gleiche Werk am Samstag, 18. Oktober im Historischen Museum der Pfalz sowie das Deutsche Requiem von Johannes Brahms einen Tag früher in der Marienkirche in Landau zusammen mit dem PalatinaKlassik aufzuführen.

Am 24. und 25. Oktober gastieren beide Gruppierungen im Rahmen des weltberühmten Festivals "Internazionale musica e arte sacra", bei dem u.a. auch die Wiener Philharmoniker auftreten, in den Päpstlichen Basiliken Santa Maria Maggiore und San Giovanni in Laterano in Rom (http://www.festivalmusicaeartesacra.net/de/programm.php) Text und Foto: Förderkreis PalatinaKlassik e.V.

22.09.2014


PalatinaKlassik-Gedenkveranstaltung spielt 1.400 € für Ruanda-Hilfe ein

Spende persönlich in Ruanda an Frau Dr. Uta Düll übergeben

Speyer- Im Juli hatte PalatinaKlassik unter dem Titel „Zukunft braucht Erinnerung“ zu einer Gedenkveranstaltung in den Historischen Ratsaal der Stadt Speyer eingeladen. Mit Werken von Franz Schubert, Felix Mendelssohn, Rudolf Tobias und einem Vortrag gedachten PalatinaKlassik und Prof. Dr. Bernhard Vogel dem Geschehen des 20. Juli 1944. Die Hauptverantwortlichen des Abends Prof. Leo Kraemer, Michael Wagner und Prof. Dr. Bernhard Vogel hatten bewußt auf einen Eintritt verzichtet und stattdessen am Ende der Veranstltung um eine Spende für die so beeindruckend in Ruanda wirkende deutsche Ärztin Dr. Uta Düll gebeten.

1400 Euro kamen zusammen, die Peter Sauter im August bei einer seiner Reisen ins rheinlandpfälzische Partnerland persönlich überbringen konnte. Er kennt die Ärztin seit vielen Jahren persönlich und kann sich immer wieder überzeugen, wie sinnvoll die Spenden von dieser bescheidenen Ordensfrau angelegt bzw. verwendet werden. Ermöglichte vor einigen Jahren der Gewinn einer Round-Table-Weinprobe mit Versteigerung zweier Kunstwerke von Bernhard Vogel den Neubau eines so notwendigen OP-Traktes, so schrieb die Ärztin dieses Mal an an den guten Freund ihrer Familie, Prof. Vogel, um sich für diese großzügige Spende zu bedanken („ So will ich Ihnen und dem PalatinaKlassik-Orchester nochmals herzlich danken.“)

Sie fuhr fort und erläuterte, wofür sie das Geld verwenden würde:

„Derzeit haben wir etwa 10 Kinder mit Osteomyelitis (Knochen-Eiterung) im Krankenhaus. Dieses Krankheitsbild erfordert oft mehrere chirurgische Interventionen, tägliche Wundpflege, teure Antibiotika, wiederholte Röntgenkontrollen etc. Oft sind die Kinder nicht nur Wochen, sondern Monate bei uns. Die Familien, die oft weit entfernt wohnen, sind mit der Versorgung der Patienten überfordert. So kommen neben den medizinischen Ausgaben auch noch die Kosten für die wöchentliche Ration an Lebensmitteln hinzu. Für diese Patienten habe ich Ihren Beitrag bestimmt und danke Ihnen in Ihrem Namen ganz herzlich.“

Weitere Spenden für die Arbeit von Dr. Uta Düll in Ruanda können unter dem Stichwort „Uta Düll, Ruanda“ auf das Konto Bistum/Silbermöwe, Kontonummer 36340 bei der Liga-Bank Speyer, BLZ 75090300, eingezahlt werden.

Die Beziehungen zu dem kleinen ostafrikanischen Land und seiner Bevölkerung sind vielfältig: einige Speyerer sind der qualifizierten und engagierten Ärztin persönlich begegnet und reagierten beeindruckt. Zum rheinlandpfälzischen Ruandatag erwartet die Stadt am kommenden Wochenende die Schulleiter der Partnerschulen des Gymnasiums am Kaiserdom und der Grundschule Speyer-Nord, Herrn Abbé Joseph und Herrn Charles Hitimana mit einer Gruppe von zehn afrikanischen Jugendlichen, die zwei Wochen ihre Partner in Speyer besuchen dürfen. Text und Foto: Förderkreis PalatinaKlassik e.V.

12.09.2014


„Unter Einsatz ihres Lebens den entscheidenden Wurf gewagt“

„PalatinaKlassik“ erinnert mit Musik und einem Vortrag von Prof. Dr. Bernhard Vogel zum 20. Juli 1944

von Gerhard Cantzler

Speyer- Es war das Verdienst der engagierten „Macher“ des Speyerer Vereins „PalatinaKlassik e.V.“ um seinen Vorsitzenden Michael Wagner, dass in dem an Gedenktagen wahrlich überreichen Jahr 2014 auch ein Tag nicht aus dem Gedächtnis geriet, der nach der gut 30 Jahre währenden Epoche von 1914 bis 1945, die geprägt war von zwei verheerenden Weltkriegen, dem weitgehenden Untergang der Zivilisation auf dem Kontinent und vor allem von dem unsagbaren Leid der Völker in Europa und der Welt für die Entstehung eines freiheitlich-demokratischen Gemeinwesens auf deutschem Boden von kaum hoch genug zu schätzender Bedeutung war: Der 20. Juli 1944, der Tag, an dem deutsche Offiziere und Zivilisten in einem letzten verzweifelten Aufbäumen gegen ein mörderisches System ein Attentat auf den Diktator Adolf Hitler wagten, um so ein Stück der moralischen Integrität zurück zu gewinnen, die sie durch die anfängliche kollektive Unterstützung des verbrecherischen Nazi-Regimes längst eingebüßt hatten.

Mit dem Speyerer Ehrenbürger und langjährigen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Prof. Dr. Bernhard Vogel, hatte der sonst eigentlich ganz der klassischen Musik mit einem klaren Akzent auf der sakralen Musik verpflichtete Verein zu diesem Tag einen Referenten gewonnen, der durch sein eigenes, immer wieder deutlich in der Öffentlichkeit vertretenes Bekenntnis zur Gebundenheit an den Wertekanon von Humanismus und christlicher Soziallehre, vor allem aber auch durch sein eigenes, verantwortliches politisches Handeln in beiden Teilen Deutschlands wie wohl kaum ein anderer dafür geeignet erschien, die Verbindungslinien von den Ursachen für den Ersten Weltkrieg über die Vorgeschichte, den Verlauf und die Folgen des Zweiten Weltkrieges, die in seiner Folge entstandene deutsche Teilung und schließlich die glückhafte Wiedervereinigung des deutschen Volkes in den Jahren 1989/90 zu ziehen.

In seinem Referat schloß sich Prof Dr. Vogel gleich zu Beginn der Überzeugung eines Schülers des Speyerer Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasiums an, der sich in einer Facharbeit über die Nachwirkungen der Terrortaten der RAF in den 1970er, 1980er und 1990er Jahre dazu bekannt hatte, dass Menschen und Völker sich auch mit dem „Unrühmlichen“ ihrer Geschichte beschäftigen müssten. Zu diesen „Unrühmlichkeiten“ sei unbestreitbar auch der Erste Weltkrieg zu zählen, den Prof. Dr. Vogel in Übereinstimmung mit führenden Historikern als „die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnete.

Dass im Jahr 1919, am Ende dieses ersten, „industriealisierten“ Krieges in der Menschheitsgeschichte, Deutschland dann jedoch als allein verantwortlicher Verursacher dieses Krieges bezeichnet wurde, sei höchst ungerecht gewesen; der Versailler Vertrag. so Dr. Vogel, habe zum späteren Scheitern der Weimarer Republik sicher nicht weniger beigetragen, wie die Vorgänge im Vorfeld des Ersten Weltkrieges in Deutschland selbst.

Hierzu folgt der Politikwissenschaftler – er promovierte 1960 bei dem Heidelberger Politologen Prof. Dolf Sternberger und war bis zu seinem „Einstieg“ in die Politik vier Jahre lang Lehrbeauftragter an dessen Forschungsinstitut, um auch nach seinem Ausscheiden aus der „ersten Reihe der aktiven Politik“ wieder in „seine geliebte Wissenschaft“ zurückzukehren, wo er zum Wintersemester 2012 eine Gastprofessur an der „NRW School of Governance“ der Universität Duisburg-Essen antrat, im Rahmen derer er nun im Masterstudiengang "Politikmanagement, Public Policy und öffentliche Verwaltung" lehrt – der These des an der englischen Universität Cambridge lehrenden, australischen Historikers Prof. Christopher Clark, der in seinem erstmals 2012 erschienenen Buch „Die Schlafwandler - Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ (Penguin Books, London 2013, ISBN 978-0-14-102782-1) insbesondere auf die außerordentliche Komplexität der Krise im Vorfeld des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges abhebt, „die u.a. durch die vielschichtigen und teilweise intransparenten Entscheidungsprozesse der involvierten Mächte zurückzuführen“ gewesen sei. Wie Clark lehnt es auch Vogel deshalb ab, einen Schuldigen für diesen Krieg zu benennen. Prof. Clark dazu: „In dieser Geschichte gibt es keine Tatwaffe als unwiderlegbaren Beweis, oder genauer: Es gibt sie in der Hand jedes einzelnen wichtigen Akteurs (zu Beginn dieses Krieges). Clark weiter: „So gesehen war der Kriegsausbruch eine Tragödie, (aber) kein Verbrechen.“ Deutschland trage deshalb, so Vogel, am Kriegsausbruch zwar eine durchaus festmachbare Mitschuld, jedoch in keinem Fall die Alleinschuld.

Anders sei dies beim Zweiten Weltkrieg gewesen, für den auch Vogel Adolf Hitler und seiner NSDAP die alleinige Schuld zuweist. Deren Aufstieg sei vor allem dem Scheitern der „Weimarar Republik“ zuzurechnen, die allerdings nicht, wie später ebenfalls oft behauptet, ihrer Verfassung geschuldet gewesen sei – im Gegenteil - Vogel: „Die Weimarer Verfassung war von hoher Qualität – was ihr fehlte, waren die Demokraten, die sich gegen den Mob von rechts und von links stellten“. Von daher habe es auch keine „Machtergreifung“ durch Hitler gegeben – er sei vielmehr „ganz legitim“ von Reichspräsident von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt worden; dann aber habe er alle geltenden Gesetze gebrochen.

„Deshalb hat Hitler die Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg“, bekräftigte der Referent seine These, auch wenn man den europäischen Mächten jener Zeit den Vorwurf nicht ersparen könne, dass sie im Jahr 1938. als Hitler zum ersten Mal seine Hegemonialansprüche offenbarte, dem Diktator nicht entschieden genug entgegengetreten seien – und dass sie den sich schon damals in Deutschland entwickelnden Widerstand nicht erkannten und ihm von außen die Unterstützung versagten. Als unvergessliche Beispiele für diese Widerstandsgruppen nannte Vogel „die weiße Rose“ und andere Gruppierungen junger Christen.

Aber auch aus Kreisen des Militärs habe es schon lange vor dem 20. Juli 1944 bereits über vierzig Versuche zum „Tyrannenmord“ gegeben, Anschläge, denen Hitler immer wieder entgangen sei, was seiner Mystifizierung in der „deutschen Volksgemeinschaft“ zusätzlichen Auftrieb gegeben habe. Hitler sei gleichzeitig auf den Schlachtfeldern Europas von Triumph zu Triumph geeilt und habe damit ebenfalls eine breit angelegte Widerstandsbewegung in der deutschen Bevölkerung verhindert. D

In dieser Situation sei erschwerend hinzu gekommen, dass sich die Mehrzahl der deutschen Offiziere durch ihren Treueid auf den Kriegsherrn Adolf Hitler an einer Revolte gehindert fühlten. Man sei sich deshalb auch lange nicht einig darüber gewesen, ob man den Diktator durch ein Attentat töten oder ihn vor ein ordentliches Gericht stellen solle. „Die Männer des 20. Juli haben sich ihre Entscheidung bitter schwer gemacht“, fasste Vogel diesen unterschwellig tobenden Prozess zusammen, der zudem auch noch vor den Häschern von Gestapo, SS und den zahllosen Denunzianten verborgen werden musste, die es überall in der Nachbarschaft geben konnte. Erst die dramatische Niederlage von Stalingrad habe der Begeisterung in der deutschen Öffentlichkeit einen spürbaren Dämpfer versetzt.

Was hätte bewirkt werden können, wenn das Attentat vom 20. Juli 1944 gelungen wäre? Das machte Vogel an wenigen, beeindruckenden Zahlen deutlich: Seien von Kriegsbeginn im Jahr 1939 bis zum 20. Juli 1944 täglich im Mittel 1.588 Deutsche ums Leben gekommen, so sei diese Zahl nach dem 20. Juli dramatisch auf 16.661 pro Tag nach oben gegangen – betrug die Zahl der Kriegstoten vor dem 20. Juli 1944 noch rund 2,8 Millionen, so stieg sie in weniger als neun Monaten bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 noch einmal dramatisch um 4,8 Millionen an. Darin sind die Toten anderer Völker noch nicht erfasst, die sich am Ende auf insgesamt rund 50 Millionen Tote summieren sollten.

Ein weiteres Faktum war, dass auch die Mehrzahl der im Krieg im alliierten Bombenhagel untergegangenen deutschen Großstädte erst nach dem 20 Juli angegriffen und zerstört wurden.

Schließlich seien auch die Vorstellungen davon, wie es nach dem gelungenen Umsturz mit Deutschland weitergehen solle, bei den Verschwörern höchst unterschiedlich gewesen - „ein Staatswesen, wie wir es heute mit der Bundesrepublik Deutschland haben, war jedenfalls sicher nicht darunter“, so Prof. Dr. Vogel, der dennoch die Männer des 20. Julis zu den Gründervätern der Bundesrepublik zählen möchte, denn „ihnen verdanken wir die Möglichkeit, die 'zweite Chance' zu nutzen“, zitierte Vogel den in Deutschland geborenen, USamerikanischen Historiker und Journalisten Fritz Stern.

Und als eindrucksvollen Zeitzeugen jenes zähen Ringens unter den Verschwörern um den richtigen Weg zitierte er einen Brief, den einer der Mitverschwörer des 20. Juli, Generalmajor Henning von Trewsckow, wenige Tage vor dem Anschlag an den Hitler-Attentäter Claus Graf Schenk von Stauffenberg gerichtet hatte und in dem er schreibt: „Das Attentat muß erfolgen, ….. Sollte es nicht gelingen, so muß trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, daß die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte unter Einsatz des Lebens den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig.“

Nur aus der folgenden „totalen Niederlage“ sei das Erstehen der Bundesrepublik Deutschland möglich geworden, so Dr. Vogel, der sich schließlich in einem Exkurs auf die Wendezeit am Ende der DDR auch davon überzeugt zeigte, dass ohne den 20. Juli 1944 auch der 9. November 1989 – der Fall der Mauer, die 28 Jahre lang die Spaltung Deutschlands verkörperte – nicht möglich gewesen sei.

„Wir alle sollten deshalb dankbar dafür sein, dass es den 20. Juli 1944 als 'Lichtblick in dunkler Zeit' gegeben hat“, schloß Prof. Dr. Vogel sein Referat, nicht ohne daran zu erinnern, dass Frieden, Freiheit und Wohlstand auch heute nicht als selbstverständliche Gegebenheiten hingenommen werden dürften. „Sie zu verteidigen, braucht auch heute entschiedene Demokraten, denn wer heute nicht dazu bereit ist, die freiheitliche Demokratie zu verteidigen, wird morgen keine Gelegenheit mehr haben, Widerstand zu leisten“.

Mit einem zu diesem Anlass mit großer Sorgfalt ausgewählten musikalischen Programm, in dem „widerständige“ Komponisten mit ihren Werken zur Aufführung kamen, umrahmte der musikalische Leiter der Reihe „PalatinaKlassik“, Prof. Leo Kraemer, mit seinem „PalatinaKlassik Vokalensemble“ sowie dem Cellisten Prof. Roland Kuntze und der Pianistin Hisako Nishizawa-Krämer den politischen Vortrag Prof. Vogels, zu dem zahlreiche Gäste in den dicht besetzten Historischen Ratssaal der Stadt gekommen waren, unter ihnen Regierungspräsident a.D. Dr. Paul Schädler, der frühere Speyerer Oberbürgermeister Werner Schineller, Bischof em. Dr. Anton Schlembach sowie das Vorstandsmitglied der Sparkasse Vorderpfalz, Clemens Schnell.

Von innig vorgetragenen Teilen der schlichten „Deutschen Messe“ von Franz Schubert bis hin zu Rudolf Tobias' hymnischem Pfingstgesang, mit dem in der Wendezeit des Jahres 1990 zehntausende Esten den sowjetischen Panzern entgegentraten und - wie es Prof. Kraemer damals selbst in der estnischen Hauptstadt Tallinn miterleben konnte - die russischen Panzerkommandanten „durch die Macht einer vom Glauben inspirierten Musik“ zum Zurückweichen veranlassten. Dazwischen: Chorische Auszüge aus dem großartigen Oratorium „Elias“ des im „Dritten Reich“ verfemten musikalischen Versöhners zwischen Juden- und Christentum, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Auszügen aus der bewegenden „Missa Festina“ des musikalischen Brückenbauers zwischen Rußland, Westeuropa und den USA und Schülers von Nikolai Rimski-Korsakow, Alexander Tichonowitsch Gretschaninow. Gerade bei den „großen“ Chören konnte das „PalatinaKlassik“- Ensemble einmal mehr seine Fähigkeit unter Beweis stellen, mit seinem Leiter einen gewaltigen musikalischen Kosmos zu durchmessen.

Auch der Mannheimer Meister-Cellist Prof. Rainer Kuntze hatte sich für seine von Hisako Nishizawa-Krämer am Klavier überzeugend begleiteten Beiträge zum konzertanten Teil dieses Gedenktages zum Teil Werke ausgewählt, deren Schöpfer für Widerstand gegen Willkür und Verfolgung stehen: So der deutsche Komponist Ludwig van Beethoven, der unter dem Eindruck der französischen Revolution selbst zum künstlerischen Revolutionär wurde, oder der große spanische Cellist und Komponist Pablo Casals, der mit seiner Musik gar auf den spanischen Bürgerkrieg einzuwirken versuchte.

Sie alle trugen an diesem Tag dazu bei, dass der vom Referenten Prof. Dr. Bernhard Vogel formulierte eindringliche Appell für einen individuellen Einsatz eines jeden Bürgers für Freiheit und Demokratie in ein „Gesamtkunstwerk“ einmündete, von dem am Ende auch eine humanitäre Einrichtung im fernen Ruanda profitieren sollte, für die sich der frühere Ministerpräsident schon seit Jahren mit großem Nachdruck einsetzt: Statt eines Honorars hatte Prof. Dr. Vogel um Spenden für das Buschkrankenhaus von Dr. Uta Elisabeth Düll in der Nähe von Kuruhura in Ruanda gebeten, in dem als einzigem Hospital in dem schwarzafrikanischen Land Kinder mit dem „Hydrocephalus-Syndrom“ - dem sogenannten „Wasserkopf“ – behandelt werden können. Foto: gc

Weitere Spenden für die Arbeit von Dr. Uta Düll in Ruanda können unter dem Stichwort 
Uta Düll, Ruanda“ 
auf das Konto 
Bistum/Silbermöwe
Kontonummer 36340
 
bei der 
Liga-Bank Speyer
BLZ 75090300 

eingezahlt werden.

30.07.2014


Schwetzinger SWR Festspiele 2014 - Glanzvolle Saison mit vielfältigen Highlights

Schwetzingen- Nach insgesamt 50 Opern- und Konzertveranstaltungen sowie diversen SWR2-Sendungen vor Ort endeten die 63. Schwetzinger SWR Festspiele mit dem krönenden Abschlussfest, der Cena Ultima, am 7. Juni. Ganz im Zeichen "Klangraum Europa - Kennst du das Land ...?" stand der Abend mit musikalischen, kulinarischen und optischen Erlebnissen. Der Südeuropa-Schwerpunkt zog sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison. Zunächst eröffneten die Festspiele mit dem Blick ins südliche Nachbarland. Der österreichische Bernhard Lang komponierte im Auftrag der SWR Festspiele die Oper "Re:igen" nach Arthur Schnitzlers Skandalstück von 1921. Die umgedrehten Sichtverhältnisse, die jungen Stimmen und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR im Zusammenspiel mit der SWR Big Band begeisterten und erstaunten Presse wie Publikum. Ebenso wie die wiederentdeckte Oper "Leucippo" von Johann Adolph Hasse mit dem Concerto Köln unter der Leitung von Konrad Junghänel, die einen "musikalischen Volltreffer" (Stuttgarter Zeitung) landeten.

Weiter ging es durch südliche Gefilde mit erfolgreichen Konzertabenden mit dem Ensemble La Compagnia del Madrigale, dem Cuarteto Casals und Carles Trepat an der Gitarre, sowie einem Liederabend mit Nuria Rial. Das Barockorchester La Cetra wurde mit "standing ovations" belohnt. Eine venezianische Nacht mit Musik der besonderen Art vom Ensemble il pomo d'oro und dem gefeierten Trio Rouge bildete einen für die Festspiele ungewöhnlichen Zwischenstopp, der durch die sympathische Bestsellerautorin Donna Leon sowie italienischen Gaumenfreuden abgerundet wurde.

Auch in den Norden fiel der Blick mit dem Jubilar Carl Philipp Emanuel Bach, der unter anderem von der Akademie für Alte Musik Berlin und dem Pianisten Alexander Melnikov gewürdigt wurde. Ebenfalls überwältigenden Erfolg erfuhren die diesjährigen Stars der internationalen Pianistenszene - Alexandre Tharaud, Michail Lifits, Daniil Trifonov, Marc-André Hamelin und nicht zuletzt der magische Grigory Sokolov. Auch Liebhaber der Vokalmusik kamen voll auf ihre Kosten, denn großartige Sänger wie Christoph Prégardien, Georg Nigl, Florian Boesch und der außergewöhnliche Countertenor Philippe Jaroussky verzauberten die Räumlichkeiten des Schlosses. Eine Premiere für Künstler und Publikum war mit dem SWR Vokalensemble Stuttgart zu erleben. Das Wandelkonzert mit Mendelssohns "Liedern im freien zu singen" führte über vier Stationen durch das wundervolle Ambiente des Schlossparks. Den vokalen Ausklang boten Singer Pur mit dem Hilliard Ensemble, die den Speyerer Dom bis auf den letzten Platz füllten und dem UNESCO Weltkulturerbe mit sakraler Musik Leben einhauchten. Dem Nachwuchs konnten begeisterte Ohren in den sonntäglichen Matineen lauschen sowie am Tag der ARD-Preisträger mit Gewinnern des renommierten Wettbewerbs. Das Projekt der "Schwetzinger Hofmusik-Akademie" fand nach dem letzjährigen Erfolg seine Fortsetzung und auch 2014 erntete der Orchesterworkshop mit jungen Musikern großes Lob.

Viele weitere Konzerte mit international bekannten Künstlern sowie acht SWR2 Sendungen im Schloss lockten rund 19.000 Besucher bei oft ausverkauftem Haus zu den Schwetzinger SWR Festspielen 2014.

Für arte und das SWR Fernsehen wurde die Oper Re:igen und die Konzerte mit dem Cuarteto Casals und Carles Trepat sowie mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter der Leitung von Sir Roger Norrington aufgezeichnet. Nachzusehen unter http://concert.arte.tv/de/schwetzinger-festspiele-reigen und schwetzinger-swr-festspiele.de

Als weltweit größtes Radio-Klassik-Festival werden alle Konzerte auch über die European Broadcasting Union von Radiostationen in aller Welt übernommen. Die Schwetzinger SWR Festspiele danken den Spendern und Sponsoren 2014; der BASF SE, der Ernst von Siemens Musikstiftung, Fuchs Petrolub und dem Freundeskreis der Schwetzinger SWR Festspiele.

Die Schwetzinger SWR Festspiele 2015 finden vom 25. April bis 30. Mai statt.

Text und Foto: Schwetzinger SWR Festspiele

08.06.2014


PalatinaKlassik eröffnet die Konzertsaison

Eröffnung der diesjährigen PalatinaKlassik Konzertsaison am 09. Juni 2014 (Pfingstmontag) um 17.00 Uhr in der Zisterzienser Abteikirche Eußerthal

Speyer- Eine internationale Dimension prägt die Reihe PalatinaKlassik auch in ihrer inzwischen dritten Saison: Im Oktober werden Konzerte mit deutschen und russischen Musikern in einem drei Länder übergreifenden Großprojekt "Gedenken an den Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren" in Russland, Deutschland und Italien zur Aufführung gelangen. Dabei stehen die Komponisten Anton Bruckner und Johannes Brahms im Mittelpunkt des Geschehens. So gelangen am 09. Oktober Bruckners F-Moll-Messe in der Philharmonie des Staatlichen Konservatoriums Kasan/Russland zur Aufführung, bevor sich dann 120 russische Musiker auf den Weg nach Deutschland machen, um das gleiche Werk sowie das Deutsche Requiem von Johannes Brahms in Speyer, Landau und im Saarland zusammen mit dem PalatinaKlassik-Vokalensemble aufzuführen. Am 24. und 25. Oktober gastieren beide Gruppierungen im Rahmen des Festivals "Internazionale musica e arte sacra" in den Päpstlichen Basiliken Santa Maria Maggiore und Sant'Ignazio in Rom.

Mit insgesamt 23 Konzertterminen zwischen Mai und Januar wird das ambitionierte Programm des Vorjahres sogar noch übertroffen. Mit dabei bewährte Spielorte wie die Villa Ludwigshöhe, der Historische Ratsaal, das Feuerbachhaus und das Historische Museum in Speyer, die kath. Pfarrkirche in Forst. Das Saarland ist mit Aufführungsorten in Saarbrücken, Püttlingen und Hülzweiler vertreten. Neu auf der Agenda stehen die Pfarrkirchen in Deidesheim (zum Abschluss des Deidesheimer Musikherbstes ) und Altrip, sowie im badischen Raum die Spielstätten in Großsachsen, Hohensachsen und Neulußheim.  

Kultur braucht Engagement! Diesem Slogan ist der Förderkreis PalatinaKlassik e.V. in ganz besonderem Maß verpflichtet. Im Mai des Jahres 2012 wurde der gemeinnützige Verein "Förderkreis PalatinaKlassik e.V." mit dem Ziel ins Leben gerufen, Kunst und Kultur durch hochrangige Musikereignisse auch im Sinne der Völkerverständigung zu fördern. Insbesondere mit Konzerten in der Pfalz, in der Metropolregion Rhein-Neckar sowie in den grenzüberschreitenden Regionen Saar-Lor-Lux und dem Elsaß möchte PalatinaKlassik das kulturelle Geschehen eigenverantwortlich mitgestalten und bereichern.

"Kunst gibt der Seele Nahrung und kann zu ihrem Teil mithelfen, den Raum der inneren Freiheit zu erweitern", so der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker. In diesem Sinne bemüht sich PalatinaKlassik, der Kunst den Stellenwert einzuräumen, der ihr im Sinne der Menschlichkeit gebührt

Die Internationale Konzertreihe PalatinaKlassik beginnt am Pfingstmontag, 09. Juni um 17.00 Uhr mit dem Festlichen Eröffnungskonzert und Musik zum Pfingstfest in der Zisterzienser Abteikirche Eußerthal, zu dem sich wieder das PalatinaKlassik-Vokal- und das PalatinaKlassik-Brassensemble unter der Leitung ihres Gründers Prof. Leo Kraemer zusammenfinden. Auf dem Programm stehen u.a. Werke von Marc-Antoine Charpentier, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Jakob Arcadelt, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Giovanni Croce und des Dirigenten.  

Leo Kraemer ist seit über 40 Jahren künstlerischer Leiter der Musiktage Eußerthal. Vor seiner Verabschiedung 2009 war er 38 Jahre lang Domorganist und seit 1990 Domkapellmeister am Dom zu Speyer. 

Das PalatinaKlassik-Vokalensemble führt 40 Sängerinnen und Sänger des pfälzischen und saarländischen Raumes zusammen und gilt als eines der profiliertesten Ensembles seiner Art im deutschen Südwesten. Die Presse berichtete: "Chorklang aus einem Guss. Beweglich in den Expressionen und feinharmonisch in der Registerabstimmung, Chorklang wie man ihn sich wünscht, aber selten erlebt".

Das PalatinaKlassik-Brassensemble in klassischer Besetzung mit zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba, bei bedarf aber auch auf größere formationen erweiterbar, setzt sich aus Mitgliedern der bedeutenden Orchester der Metropolregion Rhein-Neckar und dem Saarland zusammen. Mit ihrem breit angelegten Repertoire beweisen sie hohe Flexibilität in der Interpretation Alter und Moderner Musik und überzeugen insbesondere durch ihren viel gerühmten edlen Wohlklang. 

Karten zu 18,00 € (erm. 12,00 €) zzgl. VVK-Gebühren über ReserviX Ticketingsystem, bei allen RHEINPFALZ-Vorverkaufsstellen und an der Tageskasse. Gerne reservieren wir Ihnen Karten unter 06232 36225. Text und Foto: Förderverein PalatinaKlassik e.V.

05.06.2014


„Ich lade gern mir Gäste ein...“

Sigrun Haaser (Sopran), Robert Langkemper (Tenor) und Mia Wüsthof-Seidel (Klavier) feiern mit beliebten Operetten-Melodien überwältigenden Erfolg

Speyer- Seit vielen Jahren schon sagen Kulturskeptiker den alsbaldigen Tod der Operette als eigenständiger musikalischer Kunstgattung vorher. Doch wer jetzt den Weg in den ehrwürdigen Historischen Ratssaal in Speyer gefunden hatte, der wurde dort rasch eines besseren belehrt: Die Operette lebt – und wie! Fast bis auf den letzten Platz gefüllt war dieser stattliche Saal, in den – frei nach Johann Strauß' „Fledermaus“ - die einst aus dem Speyerer Domchor hervorgegangene Sopranistin Sigrun Haaser „ihre Gäste eingeladen“ hatte. Dort brannte die zierliche Sängerin - in bester Manier einer Ingeborg Hallstein, einer Anneliese Rothenberger und natürlich auch einer Erika Köth, die einst auf Vermittlung des früheren Speyerer Bischofs Dr. Anton Schlembach als eine der ersten außerhalb von Speyer die außerordentlichen stimmlichen Fähigkeiten der jungen Sopranistin erkannt und ihr den Weg in eine sängerische Berufslaufbahn gewiesen hatte - ein wahres Feuerwerk bekannter „Operetten-Klassiker“ ab, mit denen sie ihre Zuhörer ein ums andere mal zu wahren Beifallsstürmen hinriss. .

Johann Strauß' „Fledermaus“ - sein Couplet des Prinzen Orlovsky „Ich lade gern mir Gäste ein“ - bildete nicht nur den Auftakt des vergnüglichen Konzertes, sondern stellte, bereits als eine der Zugaben, mit dem Champagner-Duett „im „Feuerstrom der Reben“, auch den Schlusspunkt dar unter ein höchst amüsantes, unterhaltsamen Programm, das Sigrun Haaser gemeinsam mit dem Tenor Robert Langkemper und, stets souverän begleitet von der Pianistin Mia Wüsthof-Seidel, überaus gelungen zusammengestellt hatte

Gut, Robert Langkemper, ein kauziger, liebenswert dilettierender Amateur und Freizeitsänger, offenbarte (an diesem Tag?) durchaus die eine oder andere stimmliche Schwäche, die von seiner Partnerin aber durchaus (über)kompensiert werden konnten. In den oberen Lagen „flüchtete“ Langkemper sich oft schon frühzeitig ins Falsett oder nahm „Zufliucht“ in Piani, die so von den jeweiligen Komponisten musikalisch nicht immer und unbedingt „angesagt“ sind. Dennoch entledigte er sich seiner Partien, die er durchweg mit großer Verve vortrug, insgesamt durchaus mit charmanter Routine, auch wenn seine Stimme dabei gegen Ende des Konzertvormittages doch mehr und mehr angegriffen wirkte. Etwas weniger Druck auf den Stimmapparat könnte da vielleicht Wunder wirken, denn andererseits gelangen Langenkemper doch einige Spitzentöne durchaus erstaunlich gut.

Aber, wie bereits gesagt, Sigrun Haaser vermochte diese kleinen Defizite ihres Partners mit Bravour und großer Liebenswürdigkeit zu überspielen. Ihr noch immer silbrig-obertöniger Sopran, an den sich Musikfreunde sicher noch gerne erinnern, die sie schon in den 1980er Jahren in zahlreichen Solopartien bei Gottesdiensten und Konzerten unter ihrem „Entdecker“ und ersten Lehrer, dem früheren Domkapellmeister Bernhard Weck im Speyerer Dom hören konnten, ist optimal geeignet für das ach so „leichte“ Genre Operette, das alles andere als einfach ist, wenn man es so ernst nimmt wie dies die heute an der Universität Würzburg lehrende Sängerin bei jedem ihrer Auftritte tut. Da passte – jenseits ihres perfekten musikalischen Auftritts – einfach alles: Jede Geste und jede Bewegung und vor allem: Die Zuhörer konnten jedes einzelne Wort mühelos verstehen – auch eine Tugend, die nicht jedem Sänger so selbstverständlich gegeben ist.

Mit spürbarer Liebe zum Detail hat Haaser ihre Partien gearbeitet, hat jede Phrase sorgfältig studiert und tritt – an diesem Morgen jeweils passend zu den Rollen in den großen Arien und Duetten der Operettenliteratur in gleich drei unterschiedlichen Kostümen gekleidet – auf das Konzertpodium und hat - von der Blume im Haar über die Rosen, die sie an ihr Publikum verteilt bis hin zum Sekt beim „Campagner-Duett“ - an alle notwendigen Versatzstücke gedacht und so eine vorzügliche „Performance hingelegt“.

Mia Wüsthof-Seidel war beiden Sängern eine stets einfühlsame, überaus versierte Begleiterin und Partnerin, die sie mit großer Aufmerksamkeit um die Klippen herumsteuerte, die auch solche vermeintlich „leichte Musik“ in sich trägt. Respekt für ihr ganz unprätensiöses Spiel !

Geboten wurde an diesem Vormittag fast alles, was Operetten-Freunde sich wünschen können – alles, was die „grandes dames“ des Sopranfachs (s.o.) oder große Tenöre wie Rudolf Schock oder der unvergessene Fritz Wunderlich einst Sonntag für Sonntag in zahllosen Wunschkonzerten über den Äther in die Haushalte der Deutschen schickten: Von Franz Lehárs Ankündigung „Da geh' ich ins Maxim“ - zuletzt das „Markenzeichen“ des großen „Joopie“ Heesters – ging es im ersten Teil des Programms über „meine Lippen, die „küssen so heiß“ aus Lehars „Giuditta“ zu der unverwüstlichen Feststellung (oder war es mehr eine Frage?) „Niemand liebt doch so wie ich“, dem „Wolgalied“ aus dem unverwüstlichen „Zarewitsch“ bis zur „Lustigen Witwe“, deren „Lippen schweigen“. Bekannte und immer wieder gern gehörte Kost für jeden Operetten-Freund.

Im zweiten Teil dann die „zwei Märchenaugen“ aus Emmerich Kálmáns „Zirkusprinzessin“, Lehárs „Vilja-Lied aus der „Lustigen Witwe bis hin zu Robert Stolz' gewagter Feststellung „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau'n“ - und schließlich einem bunten Potpurri aus Franz Lehárs Erfolgsstück „Das Land des Lächelns“.

Das hochgradig enthusiasmierte Publikum hatte seine Freude an diesem Konzert – und die Ausführenden offensichtlich auch. Stehend bejubelten die Matinee-Besucher die Protagonisten, die schließlich mit Zugaben nicht geizten und so für sich einen großartigen Erfolg einfahren konnten. „Wann kommt Ihr wieder?“ wollten einige Zuhörer am Ende wissen – man kann nur hoffen, schon möglichst bald! spk. Speyer./ Fotos gc

04.02.2014


„Gedenken an 70 Jahre Schlacht von Stalingrad“

PalatinaKlassik und SPEYER-KURIER präsentieren Johannes Brahms „Ein deutsches Requiem“ in bewegendem Mitschnitt

cr. Speyer. Rechtzeitig zum Ende des vergangenen und zum Beginn des neuen Kirchenjahres präsentiert jetzt der SPEYER-KURIER den Video-Mitschnitt des „Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms in einer ganz besonderen Aufführung am 12. Oktober 2013 im Atrium des Historischen Museums der Pfalz in Speyer.

Gemeinsam mit Chor und Orchester des Staatlichen Konservatoriums in Kasan/Russland musizieren in dieser Aufführung die Ensembles von „PalatinaKlasssik“ unter der Leitung von Prof.. Leo Kraemer, Speyer. Die Solisten sind Antje Bitterlich, Sopran (Mannheim) und Vinzenz Haab, Bass (Saarbrücken).

Das Konzert, mit dem die Ausführenden zuvor bereits in Kasan, der Hauptstadt der autonomen russischen Republik Tatarstan gastierten und das noch einmal in Hülzweiler/Saar wiederholt wurde, stand unter der Überschrift „Gedenken an 70 Jahre Schlacht von Stalingrad“ und wurde u.a. vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland unterstützt.

Die Veranstalter hatten zu den sieben Sätzen des „Deutschen Requiems“ Feldpostbriefe deutscher und eines russischen Soldaten ausgewählt, die von dem Rundfunk- und Fernsehsprecher Joachim Fillies (Wiesbaden) gelesen wurden. Zuvor gab Joachim Fillies eine Einführung in das historische Umfeld dieses zentralen Ereignisses des Zweiten Weltkrieges, das vom Vorsitzenden des Freundeskreises Speyer-Kursk, Paul Neumann, ins Russische übersetzt wurde.

Achtung: Aufgrund einer technischen Störung sind die gelesenen Texte leider nur mit sehr geringer Dynamik aufgezeichnet. Wir empfehlen deshalb, während dieser Passagen alle Tonregler an Ihrem Abspielgerät auf volle Lautstärke aufzuziehen. Foto: wawi

 

Hören und sehen Sie jetzt die sieben Sätze des „Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms in der Aufnahme vom 12. Oktober 2013

 

Satz Titel Link zum anhören
1

Selig sind, die da Leid tragen (Matth. 5,4)

https://www.youtube.com/watch?v=WTWl3lKZQFA
2

Denn alles Fleisch, es ist wie Gras (Petrus-Brief 1,24)

https://www.youtube.com/watch?v=baR1qswo2Fo
3

Herr, lehre doch mich, (Psalm 39,5)

http://www.youtube.com/watch?v=2w0WACg1_0E&feature=youtu.be
4

Wie lieblich sind deine Wohnungen (Psalm 84,2)

http://www.youtube.com/watch?v=f86IUSdT9D0&feature=youtu.be
5

Ihr habt nun Traurigkeit (Joh. 16, 2)

http://youtu.be/VyFo_N7eeQ8
6

Denn wir haben hier keine bleibende Statt (Hebr. 13,14)

http://youtu.be/pUy23MVr0zA
7

Selig sind die Toten (Offenb. d. Joh. 14,13)

http://youtu.be/oDky-2GZSG8

Texte zu den sieben Sätzen Brahms-Requiem

Stalingrad – bis heute steht der Name dieser Stadt an der Wolga – seit der Verfemung des sowjetischen Diktators Josef Stalin und der „Entstalinisierung“ in der Folge des XX. Parteitags der KPdSU im Jahr 1956 aus der öffentlichen Erwähnung getilgt und, im Jahre 1961 in Wolgograd umbenannt – synomym für die Wende in dem verbrecherischen Krieg, mit dem Adolf Hitler am 22. Juni 1941 die damals völlig unvorbereitete Sowjetunion überfallen hatte.

Im Sommer 1942 begann die 6. Deutsche Armee mit starken Panzerverbänden und rund 250.000 Soldaten ihren Angriff auf Stalingrad, dessen Einnahme für Hitler die gleiche symbolische Wirkkraft haben sollte wie die Belagerung und beabsichtigte völlige Zerstörung von Leningrad – heute schon längst wieder St. Petersburg..

Um Stalingrad entwickelte sich ab dem Herbst 1942 und im folgenden, überaus strengen Winter eine mörderische Schlacht, die auch Ende Januar 1943 nach der offiziellen Kapitulation der 6. Armee unter Generalfeldmarschall Friedrich Paulus noch längst nicht zuende war. Bis Ende März 1943 zogen sich die erbitterten Häuserkämpfe noch hin, bis endgültig feststand: Weit über 700.000 Menschen waren in der Schlacht von Stalingrad ums Leben gekommen - die meisten von ihnen Soldaten der Roten Armee.

Von den rund 110.000 Soldaten der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten, die damals in Gefangenschaft gingen, überlebten nur rund 6.000 dieseb furchtbaren Krieg.

Mit dem heutigen Konzert wollen die Ensembles von „PalatinaKlassik“ gemeinsam mit ihren russischen Freunden – Chor und Orchester des Staatlichen Konservatoriums in Kasan an der Wolga - an dieses Ereignis erinnern, das sich in diesem Jahr zum 70. mal jährt.

Es war der ausdrückliche Wunsch der russischen Freunde, aus diesem Anlass das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms zur Aufführung zu bringen und damit gemeinsam an die Opfer eines Kriegereignisses zu erinnern, das Kriegshistoriker als eine der furchtbarsten Schlachten der Menschheitsgeschichte bezeichnen.

Nur wenige Augenzeugen dieser infernalischen Schlacht sind heute noch am Leben – was jedoch dauerhaft bleibt, sind Zeugnissse ihrer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, wie sie sich in Feldpostbriefen wiederfinden, die damals bei Angehörigen in der Heimat ankamen, soweit sie nicht schon vorher der Zensur durch die „Feldpolizei“ zum Opfer fielen.

Denn zuhause sollten die Menschen nur von „Siegen“ und „Erfolgen“ erfahren – die wahre Stimmung an der Front und die desaströse Verfassung der Soldaten auf beiden Seiten dagegen sollte daheim verborgen bleiben.

Das ist auch der Grund, dass auf russischer Seite noch weitaus weniger solcher Feldpostbriefe erhalten sind als auf der deutschen. In der sowjetischen Armee nämlich war es gar bei Todesstrafe verboten, brieflichen Kontakt mit „der Heimat“ aufzunehmen.

Damit die Erinnerung an dieses Ereignis nach dem Tod der letzten Zeitzeugen nicht gänzlich in Vergessenheit gerät, hatte der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher bereits zum 60. Jahrestag der „Schlacht von Stalingrad“ im Jahe 2003 im „Deutschlandfunk“ einen Aufruf veröffentlicht, in dem er Angehörige gefallener Soldaten darum bat, erhaltene Feldpostbriefe vom Kriegsschauplatz in Stalingrad zur Veröffentlichung freizugeben.

Aus dieser Sammlung sollen heute zwischen den sieben Sätzen des „Brahms-Requiems“ bewegende Beispiele vorgetragen werden. Auch einer der ganz wenigen überlieferten Briefe eines russischen Soldaten ist darunter.

Damit auch unsere russischen Freunde diesen Zusammenhang verstehen, wird Paul Neumann, der Vorsitzende des Freundeskreises Speyer-Kursk, jetzt dankenswerter Weise diese Einführung auch in russischer Sprache vortragen.

Johannes Brahms verwendete in seinem „Deutschen Requiem“ nicht die üblichen lateinischen Texte der katholischen Totenmesse, sondern legte tiefgreifende Bibeltexte und Psalmen zugrunde, die weniger Trauer, sondern Trost ausdrücken. So heißt es gleich zu Anfang der hochromantischen Komposition: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“ und der Prophetentext von Jesaja „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ wird mit empfindungsreicher Musik unterlegt. Und wenn aus dem ersten Korintherbrief zitiert wird „Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“, erreicht das Werk seinen Höhepunkt in der Zuversicht auf ein besseres Leben. Das Brahms-Requiem ist ein Werk, das sicher jeden Zuhörer von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann zu ziehen vermag.

1. Satz: Selig sind, die da Leid tragen (Matth. 5,4)

Meine Liebste,

unser persönliches Leben liegt ganz einfach vor uns. Wir haben uns geachtet und geliebt und zwei Jahre gewartet. Es ist ganz gut, daß die Zeit dazwischen liegt, sie hat zwar die Spannung auf das Wiedersehen erhöht, aber auch in starkem Maße die Entfremdung gefördert. Die Zeit ist es, die auch die Wunden meiner Nichtwiederkehr schließen muß. Du wirst im Januar 28-Jahre alt, das ist noch sehr jung für eine so hübsche Frau und ich freue mich, daß ich Dir dieses Kompliment immer wieder machen durfte. Ich weiß, daß Du mich sehr vermissen wirst, aber schließe Dich trotzdem nicht ab von den Menschen. Laß ein paar Monate dazwischen liegen, aber nicht länger. Denn Gertrud und Claus brauchen einen Vater - - -

Was jetzt mit uns geschehen wird, weiß niemand, aber ich glaube, daß es für uns zu Ende ist. Wenn ich die Tage des Krieges gut hinter mich gebracht hätte, dann würde ich erst verstanden haben, was das bedeutet, Mann und Frau im rechten und tiefen Sinn zu sein. Nun, da diese letzten Zeilen an Dich gehen, weiß ich es auch. Aber ich kann es Dir nicht mehr sagen - - -

2. Satz: Denn alles Fleisch, es ist wie Gras (Petrus-Brief 1,24)

...Leichenberge auf dem Schlachtfeld: "So ist der Krieg, der Tod lauert auf Schritt und Tritt. Es ist ein Kampf um Leben oder Sterben"

"Die Nase haben wir alle restlos voll. Wir sind ja auch nur noch wenige... Ja, wer ein oder zwei Jahre Krieg ausschalten könnte aus seinem Gedächtnis, wie glücklich müßte dieser sein; nichts zu sehen von den vielen Toten, Verwundeten und wie sie da lagen, mit welchem Blick!"



Russische Feldpostbriefe bieten vergleichsweise wenig Erhellendes zur Lage der Soldaten an der Front. Stalins Soldaten waren einer "noch viel stärkeren Feldpostzensur" als die deutschen Landser unterworfen. Manche Schreiben von der Front wirkten daher "wie gestanzt". Was aber viele der von Stalin in die Schlacht gejagten Soldaten wirklich empfanden, verrät ein Text des Stalingrad-Veteranen Michail Alexejew:

"Das ausgebrannte schwarze Kampffeld war flächendeckend mit Körpern übersät. Und es war nicht auszumachen, ob es mehr von uns oder mehr Deutsche waren.".............

….... "Vor einer Stunde sah ich, dass sich eine unendliche Kette von Verwundeten hinschleppte. Einige waren provisorisch verbunden. Dreck und Blut hatten sich vermischt und machte diese Verbände dunkelbraun, genauso wie die Gesichter der Menschen... Die meisten hatten noch keine Zeit gehabt, sich zu verbinden, das Blut war noch nicht geronnen, sondern lief über die dreckigen, finsteren, verhärteten und gleichzeitig von all dem völlig entrückten Gesichter."

3. Satz: Herr, lehre doch mich, (Psalm 39,5)

Was jetzt mit uns geschehen wird, weiß niemand. Ich jedenfalls glaube, dass es zu Ende ist. Das sind harte Worte, aber Ihr müsst sie verstehen, wie sie gemeint sind. Es ist anders geworden seit dem Tage, an dem ich Abschied nahm und Soldat wurde. Damals lebten wir noch in der Vorstellung, die von tausend Hoffnungen und Erwartungen gespeist wurde, dass sicherlich einmal alles gut würde. Und doch verbarg sich schon eine lähmende Sorge hinter den Abschiedsworten, die unser zwei Monate langes Glück als Mann und Frau trösten sollten. Ich erinnere mich noch eines Briefes von Dir, in dem Du schriebst, dass Du am liebsten das Gesicht in die Hände nehmen möchtest, um zu vergessen. Und ich schrieb Dir dann, dass es nötig sei und dass die Nächte im Osten viel dunkler und schwerer seien als daheim. Die dunklen Nächte im Osten sind geblieben und sie sind viel dunkler geworden, als jemals angenommen habe. In solchen Nächten lauscht man sehr oft nach dem tieferen Sinn des Lebens und gelegentlich bekommt man Antwort. Nun stehen Raum und Zeit zwischen uns und ich bin im Begriff, über die Schwelle zu treten, die uns für ewig von unserer eigenen kleinen Welt trennt und in jene führt, die größer, gefahrvoller, ja vernichtend ist. Wenn ich die Tage des Krieges gut hinter mich gebracht hätte, dann würde ich erst verstanden haben, was das bedeutet, Mann und Frau im rechten und tiefen Sinn zu sein. Nun, da diese letzten Zeilen an Dich gehen, weiß ich es auch…

Von den meisten, die hier starben, werden die Angehörigen nie eine genaue Nachricht erhalten: Sie werden als vermisst gemeldet, aber sie sind tot. Wenn je eine derartige Nachricht zu Euch kommen sollte, dann dürft Ihr annehmen, dass ich unter denen bin, die verwundet, gefangen, erfroren oder verhungert hier geopfert worden sind... Grüßet alle, die mir teuer sind... Ich kann nirgends mehr hinfahren als in die Arme Jesu."

4. Satz: Wie lieblich sind deine Wohnungen (Psalm 84,2)

Ich habe Dein liebes Bild noch einmal zur Hand genommen und es lange betrachtet. In meiner Erinnerung steht das gemeinsame Erlebnis an dem schönen Sommerabend des letzten Friedensjahres, als wir durch das Blütental unserem Hause zugingen. Als wir uns zum ersten Mal fanden, sprach aus uns nur die Stimme der Herzen, später die Stimme der Liebe und die des Glückes. Wir sprachen von uns und von der Zukunft, die wie ein farbenfroher Teppich vor uns lag. Dieser farbenfrohe Teppich ist nicht mehr. Der Sommerabend ist nicht mehr und auch nicht das Blütental, und wir sind nicht mehr zusammen. An die Stelle des bunten Teppichs ist ein endloses weißes Feld getreten. Es ist kein Sommer mehr, sondern Winter und es gibt keine Zukunft mehr. Wenigstens nicht für mich, damit zwangsläufig auch nicht für Dich. Ich habe die ganze Zeit ein unerklärliches Gefühl gehabt und wusste nicht was es war. Aber heute weiß ich, dass es die Angst um Dich gewesen ist. Ich empfand über die vielen tausend Kilometer, wie Du ähnlich zu mir standest. Wenn Du diesen Brief erhältst, dann lausche tief in ihn hinein, vielleicht hörst Du dann dabei meine Stimme. Man sagt uns, dass unser Kampf für Deutschland sei, aber es sind nur wenige hier, die glauben, dass unserer Heimat das sinnlose Opfer von Nutzen sein kann…

5. Satz: Ihr habt nun Traurigkeit (Joh. 16, 2

Wenn es einen Gott gibt, hast Du mir in Deinem letzten Brief geschrieben, dann bringt er Dich mir gesund und bald zurück, und Du schriebst weiter, ein Mensch wie Du, der Tiere und Blumen liebt und niemand Unrecht tut, der sein Kind und seine Frau liebt und verehrt, wird immer im Schutze Gottes stehen. Ich danke Dir für diese Worte und den Brief trage ich immer im Brustbeutel bei mir. Aber, Liebste, wenn Deine Worte nun gewogen werden und Du davon die Existenz Gottes abhängig machst, dann wirst Du vor eine schwere und große Entscheidung gestellt. Ich bin ein religiöser Mensch, Du warst immer ein gläubiger. Nun wird das anders werden müssen, wenn wir beide die Konsequenzen aus unserer bisherigen Haltung ziehen, weil ein Umstand eingetreten ist, der alles, an das wir glaubten, über den Haufen wirft. Ich suche nach Worten, um es Dir zu sagen. Oder ahnst Du es bereits? Ich finde, es ist ein so merkwürdiger Ton in Deinem letzten Brief vom 8. Dezember. Wir haben Mitte Januar. Dieses ist für lange Zeit, vielleicht für immer, mein letzter Brief und von einem Kameraden, der zum Flugplatz muss, wird er mitgenommen, denn morgen soll die letzte Maschine aus dem Kessel fliegen. Die Lage ist unhaltbar geworden. Der Russe steht drei Kilometer vor der letzten Flugbasis und wenn diese verloren ist, kommt keine Maus mehr heraus und ich auch nicht. Gewiss, Hunderttausende andere auch nicht, aber es ist ein schwacher Trost, den eigenen Untergang mit anderen geteilt zu haben. Wenn es einen Gott gibt. Drüben auf der anderen Seite sagen es auch viele, in England und in Frankreich sicherlich Millionen. Ich glaube nicht mehr, dass Gott gütig sein kann, denn sonst würde er ein so großes Unrecht nicht mehr zulassen. Ich glaube nicht mehr daran, denn sonst hätte Gott die Hirne der Menschen erleuchtet, die diesen Krieg begannen und immer vom Frieden und vom Allmächtigen in drei Sprachen redeten. Ich glaube nicht mehr an Gott, weil er uns verraten hat. Ich glaube nicht mehr und Du musst sehen, wie Du mit Deinem Glauben fertig wirst

6. Satz: Denn wir haben hier keine bleibende Statt (Hebr. 13,14)

In Stalingrad die Frage nach Gott stellen, heißt sie verneinen. Ich muss Dir das sagen, lieber Vater und es ist mir doppelt leid darum. Du hast mich erzogen, weil mir die Mutter fehlte und mir Gott immer vor die Augen und die Seele gestellt. Und doppelt bedaure ich meine Worte, weil es meine letzten sein werden und ich hiernach keine Worte mehr sprechen kann, die ausgleichen könnten und versöhnen. Du bist Seelsorger, Vater, und man sagt in seinem letzten Brief nur das, was wahr ist oder von dem man glaubt, dass es wahr sein könnte. Ich habe Gott gesucht in jedem Trichter, in jedem zerstörten Haus, an jeder Ecke, bei jedem Kameraden, wenn ich in meinem Loch lag, und am Himmel. Gott zeigte sich nicht, wenn mein Herz nach ihm schrie. Die Häuser waren zerstört, die Kameraden so tapfer oder so feige wie ich. Auf der Erde war Hunger und Mord, vom Himmel kamen Bomben und Feuer, nur Gott war nicht da. Nein, Vater, es gibt keinen Gott. Wieder schreibe ich es und weiß, dass es entsetzlich ist und von mir nicht wider gut zu machen. Und wenn es doch einen Gott geben sollte, dann gibt es ihn nur bei Euch, in den Gesangbüchern und Gebeten, den frommen Sprüchen der Priester und Pastore, dem Läuten der Glocken und dem Duft des Weihrauches, aber in Stalingrad nicht…

7. Satz: Selig sind die Toten (Offenb. d. Joh. 14,13)

01.12.2013


Auf dem Weg von der Wolga ins Historische Museum der Pfalz

Russische und deutsche Ensembles vor der Aufführung eines denkwürdigen „Brahms-Requiems“

spk. Speyer. Seit heute früh sind sie unterwegs – die rund 65 Musikerinnen und Musiker des Sinfonieorchesters des Staatlichen Konservatoriums in Kasan an der Wolga. Per Bus und mit jeder Menge Vorfreude „im Gepäck“ haben sie sich auf die Reise nach Speyer gemacht, wo sie am Samstag, dem 12. Oktober 2013, um 19.00 Uhr im Historischen Museum der Pfalz an einer spektakulären Aufführung von Johannes Brahms „Deutschem Requiem“ teilnehmen werden Ihre Kollegen aus dem Fachbereich „Gesang“ dieser nach Moskau und St. Petersburg drittgrößten, überaus renommierten Musikhochschule in dem an solchen Einrichtungen wahrlich reichen Russland werden morgen mit dem Flugzeug über Moskau nach Deutschland reisen und noch am Abend in Speyer erwartet. Dort werden sie dann, schon deutlich vor ihren Instrumentalkollegen, für fünf Tage in der „Kurpfalz-Kaserne“ Quartier nehmen – einige, die in Speyer schon von früheren Aufenthalten her Freunde haben, werden auch privat in Familien übernachten.

Spektakulär wird diese Aufführung, die unter dem Rubrum „Gedenken an 70 Jahre Schlacht bei Stalingrad“ vor allem auch durch die hochemotionalen Lesungen erschütternder Feldpostbriefe zwischen den sieben Sätzen des Werkes und – ganz besonders selten erhalten, weil in der stalinistischen Armee der Sowjetunion das Schreiben solcher Briefe bei Todesstrafe verboten war – auch eines Zeugnisses aus der Feder eines russischen Soldaten.

Solisten bei diesem Konzert sind Susanne Bernhard (Sopran), München und Vincenz Haab (Bassbariton) Saarbrücken – die Lesungen spricht der bekannte Rundfunk- und Fernsehsprecher Joachim Fillies, Wiesbaden. Die Gesamtleitung der beiden Konzerte hat Prof. Leo Kraemer, Speyer.

Vor dem „Brahms-Requiem“ wird der exquisite Kammerchor des Staatlichen Konservatoriums Kasan mit einem erlesenen a-capella-Programm in den Abend einstimmen.

Zu beiden Konzerten gibt es noch Restkarten an den Tageskassen.

Mit diesem Konzert, dem sich am Sonntag, dem 13. Oktober 2013 um 17.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Laurentius in Hülzweiler/Saar eine programmgleiche Wiederholung anschließen wird, erwidern die russischen Musiker den Besuch der Chöre von „PalatinaKlassik“ und dem „Philharmonischen Chor an der Saar“ in der letzten Woche in Kasan.

Ein Mitglied des „PalatinaKlassik Vokal-Ensemble“, die Speyerer Gymnasiatin Jana Sophie Wagner (17) schildert im folgenden ihre Eindrücke von dieser Reise in die ferne Stadt an der Wolga..

Lesen Sie dazu im SPEYER-KURIER:

09.10.2013


„Jana Sophie Wagner – meine Reise nach Kasan“

Bevor ich die Reise nach Kasan, die Hauptstadt der autonomen Republik Tartastan in Russland, antrat,wusste ich nicht,worauf ich mich da einließ; geschweige denn, wo Kasan überhaupt liegt. Aus dem Bauch heraus hatte ich mich als Teilnehmerin angemeldet -eher spontan zu dieser 5-tägigen Chorreise mit dem PalatinaKlassik Vokalensemble und dem Philharmonischen Chor an der Saar unter der Leitung von Professor Leo Kraemer.

Jeden Tag, an dem wir der Reise näher kamen, wuchsen meine Vorfreude,aber auch meine Angst vor dem Ungewissen. Wir erhielten zwar einen Ablaufplan verteilt, auf dem das genaue Programm festgehalten war. Dennoch hatte ich keine Ahnung,welche Menschen,welche Umstände und welche Situationen uns in Russland erwarten würden.

Am vergangenen Mittwoch,dem 2. Oktober 2013, war es dann soweit. Um 09.30 Uhr früh fuhren wir mit dem Zug von Speyer zum Flughafen nach Frankfurt: von dort ging es mit aeroflot mit dem Flugzeug weiter nach Moskau. Dort hatten wir nicht einmal eine halbe Stunde Zeit, um das Flugzeug zu wechseln – eine fast unlösbare Aufgabe angesichts der riesigen Dimensionen des Moskauer Internationalen Flughafens und der Kürze der durcj die Verspätung des ankommenden Fluges bedingte Übergangszeit. Doch hilfreiche machten es möglich: Geleitet von Helferinnen, die uns mit dem Schild „Kasan“ quer durch das Labyrinth der Gänge vorauseilten, schafften wir die Maschine nach Kasan..

Gegen 21:30 kamen wir müde und erschöpft in Kasan am Flughafen an,wo wir von drei Studenten des Konservatoriums und von Professor Leo Krämer in Empfang genommen und mit einem Bus der Musikhochschule zu unserem Hotel gebracht wurden. Dieses war übrigens erst vor kurzem aus Anlass der Universiade neu gebaut worden und erfüllte durchaus hohe Standards.

Für uns alle aber wohl noch weit wichtiger: Von Anfang an spürte man die Freude und den Stolz der drei jungen russischen Gastgeber darüber, dass sie diese 55 Menschen aus Deutschland empfangen und beherbergen durften.

Nach einem kleinen Imbiss im Hotel gingen wir müde und deshalb auch rasch zu Bett, denn für den nächsten Tag hatte Prof. Kraemer bereits früh die erste Probe für den frühen Morgen angesetzt.

Nach dem Frühstück wurden wir auch am ersten vollen Tag unseres Aufenthaltes wieder von Evgeni, einem russischen Musikstudenten abgeholt, der sehr gut Englisch spricht und uns mit zwei Bussen zum Konservatorium brachte. Im großen Konzertsaal der Universität trafen wir mit dem Chor Kasaner des Staatlichen Konservatoriums Ksan zusammen und probten dort die „Missa Festiva“ von Alexander Tichonowitsch Gretschaninow, die bei unserem ersten Konzert noch am gleichen Abend auf dem Programm stand. Der riesige Konzertsaal – einfach gigantisch! Rund 800 Menschen finden darin Platz - er ist geschmückt mit festlichen, riesigen Kronleuchtern, Wandmalereien, Marmorplatten und einer großen Orgel.

Nach der Probe gab es für uns deutsche Gäste ein eigens zubereitetes Mittagessen in der Mensa. Dann wieder Probe – diesmal für das „Brahms Requiem“ - mit dem Orchester und dem Chor der Universität und – natürlich auch wieder mit uns. Diese Probe war für uns alle absolut beeindruckend! Allein die Disziplin der russischen Musiker beeindruckte uns Deutsche gewaltig: Das gesamte Orchester erhob sich beim Stimmen der Instrumente und wurde mucksmäuschenstill, als Leo Kraemer die Szene betrat. Der Zusammenklang des Studenten- und des deutschen Chores gemeinsam mit der sanften, Piano-Parts oder der vollen, lauten Fortissimo-Klänge des Orchesters waren mehr höchst eindrucksvoll und bezaubernd.

Dieser durchaus anstrengenden Probe schloss sich dann auch schon das Konzert an, das mit einem überwältigenden a-capella Programm des kasanischen Chores begann, dem sich die Gretschaninov-Messe und das Klavierkonzert in c-moll von Sergeij Rachmaninow anschloss.

Ergriffen und beseelt zugleich nahmen wir im Anschluss daran in der Mensa unser Abendessen ein, bevor wir müde, aber glücklich in das Hotel zurück kehrten.

Am nächsten Morgen konnten wir ein wenig ausschlafen, gemütlich frühstücken und die Gegend um das Hotel herum erkunden oder mit dem Taxi in die Innenstadt fahren. Um 12 Uhr wurden wir wieder von Evgeni mit den Bussen abgeholt und zum Mittagessen und der anschließenden Brahms-Probe in das Konservatorium gebracht.

Das Konzert am Abend – Johannes Beahms „Ein deutsches Requiem“ - krönte dann mit seiner gewaltigen Ausdruckskraft und den durch die Musik freigesetzten Emotionen die gesamte Reise. Das „Requiem“ - ein Werk, das die Gefühle des Menschen sehr berührt und deshalb für alle Ausführenden entsprechend anspruchsvoll ist. Leo Kraemer verstand es vorzüglich und für alle spürbar, aus dem leiseste Pianissimo die Stille der Toten, aus jedem mezzo-forte die mystische Verwandlung und aus jedem Fortissimo den Triumphs des Erlosers über die Hölle mit seinen Musikern herauszuarbeiten. Chor und Orchester waren unter Leo Kraemer zu einer wahren Einheit verschmolzen. Auch das Publikum konnte seine Euphorie zwischen den einzelnen Sätzen kaum verbergen und bedankte sich mit tosendem Szenenapplaus sowie mit „standing ovations“ am Ende dieses absolut gelungenen und umwerfenden Konzertes. Viel Lob für uns Deutsche und die Bitte, im nächsten Jahr wieder zu kommen, wurde uns von den Zuhören zugetragen – und kaum einer traute sich auf dem Weg zum Orgelsaal, wo im Anschluss an das Konzert ein Empfang vorbereitet war, zu sprechen – zu sehr waren wir alle noch ergriffen und sprachlos von den Eindrücken der letzten zwei Stunden.

Gemeinsam feierten wir noch den Abschluss dieser grandiosen, atemberaubenden Reise. Vor allem aber genossen wir die Seligkeit,die wir nach diesem Konzert in uns trugen.

Ein kleines Hindernis bei den gehaltenen Reden und den Unterhaltungen war dann doch,,dass nur wenige Kasaner Englisch sprachen und wir uns so mit Stift und Papier - mit Händen und Füßen verständigen mussten.

Nach dem Empfang und dem Abendessen fuhren wir glücklich und erfüllt ins Hotel zurück, wo wir uns auch gleich schlafen legten.

Am nächsten Morgen bekamen wir eine Stadtführung durch Kasan, sahen uns den dortigen Kreml und weitere bedeutsame Denkmäler an und hatten später noch zwei Stunden Zeit zur freien Verfügung, in denen wir noch einmal ganz privat die Stadt erkunden konnten.. Danach - um 19 Uhr - gingen wir gemeinsam mit den Chor- und Orchesterleitern der Kasaner Ensembles und den beiden Studenten,die uns die ganze Zeit über begleiteten, zum Essen in ein bayrisches Lokal - auch so etwas gibt es inzwischen schon an der fernen Wolga. Das war dann ein insgesamt schöner und würdiger Abschlussabend unserer zu Ende gehenden Reise. Denn am folgenden Tag war nämlich schon wieder der Tag unserer Abreise.

Mein Resummee: In diesen fünf Tagen ist mir vor allem die große Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit unserer russischen Freunde aufgefallen. Materiell hatten sie nicht viel, aber dennoch war ihnen nichts für uns zu teuer. Sie stellten uns alles, was sie hatten, zur Verfügung, nicht nur materiell, sondern vor allem aber auch ideell – kurz: sie schenkten uns ihr Herz.

Wir hatten die ganze Zeit über einen Studenten zur Seite, der perfekt englisch sprach. Er begleitete uns überall hin, half uns in schwierigeren Situationen - und brachte uns immer wieder auch zum Lachen. Auch ich habe in diesen wenigen Tagen gemerkt, dass die Kunst, dass vor allem die Musik, die wirkliche Sprache der Welt ist.

Wir hatten durchaus einige Schwierigkeiten uns gemeinsam mit Hilfe der englischen Sprache zu verständigen. Doch in der Musik haben wir unsere gemeinsame Sprache gefunden. Diese unglaubliche Harmonie, sowohl die der Stimmen als auch die der Menschen, fasziniert mich auch jetzt noch und wird mich auch weiterhin immer wieder faszinieren.

Musik ist eben mehr als nur eine Sprache - sie verbindet die Menschen über tausende Kilometer miteinander und man kann sich durch die Musik blind verständigen.

Die Angst, die ich zu Beginn dieser Reise hatte, war also vollkommen unbegründet. Ich bin wirklich froh, schon als 17jährige derart großartige Erfahrungen gesammelt zu haben. Und deshalb freue mich schon jetzt darauf, den Freunden aus Kasan ab diesem Freitag meine Heimatstadt Speyer zeigen und mit ihnen gemeinsam am Samstag, dem 12.Oktober 2013 im Historischen Museum der Pfalz das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms musizieren zu können.

Jana Wagner (17 Jahre), Palatina Klassik Vokalensemble

09.10.2013


Ensembles von „PalatinaKlassik“ zu Konzerten in Kasan an der Wolga eingetroffen

Direktor beglückwünscht deutsches Volk am „Tag der deutschen Einheit“ zur wiedererlangten Einheit in Freiheit

spk. Kasan/Tatarstan. Der Speyerer Dom grüsst derzeit allüberall von den Plakatwänden und aus den Schaufenstern der russischen Millionenstadt Kasan an der Wolga - seit dem Zerfall der alten Sowjetunion Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan. Der Grund: Die Ensembles der Konzertreihe „PalatinaKlassik“ mit Sitz in Speyer sind derzeit an dem berühmten Konservatorium dieser mit 1,145 Millionen Einwohnern siebtgrößten Stadt Russlands mit zwei Aufsehen erregenden Konzerten zu Gast.

Unter der Leitung des Künstlerischen Leiters von „PalatinaKlassik“, Prof. Leo Kraemer, gaben sie dort schon am Tag nach ihrer Ankunft gemeinsam mit Chor und Orchester des Staatlichen Konservatoriums ihren „Einstand“ mit einem viel umjubelten Konzert, bei dem neben der „missa Festival“ von Alexander Gretschaninow auch ausgewählte deutsche und russische a-capella-Chorwerke sowie das Klavierkonzert c-moll von Sergej Rachmaninov.zur Aufführung kamen. Im Rahmen dieses Konzertes gratulierte der Direktor des Konservatoriums Kasan, Oleg Karpov, unter dem lang anhaltenden Beifall der Gäste im restlos ausverkauften Großen Konzertsaal des Hauses dem deutschen Volk zu der 1990 wiedererlangten Einheit in Freiheit.

Heute nun steht als Höhepunkt der fünftägigen Stippvisite der pfälzisch-saarländischen Sängerinnen und Sänger an die Wolga die Aufführung des „Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms – ebenfals in einer Koproduktion mit Chor und Orchester der traditionsreichen Kasaner Musikuniversität - auf dem Programm. Schon die erste Probe dazu begisterte die deutschen Sängerinnen und Sänger durch ihre klanglicbe Geschlossenheit und ihrem interpretatorischen Tiefgang. „Wir alle freuen uns schon sehr auf dieses Konzert“, freuten sich Mitwirkende aus Speyer in e-mails an der SPEYER-KURIER, in der sie sich auch begeistert über den herzlichen Empfanz durch die Kasaner Freunde zeigten, die in der Vergangenheit bereits mehrfach in Speyer zu Gast waren.

In der kommenden Woche werden die rund 130 jungen Musikerinnnen und Musiker – Chor und Orchester des Konservatoriums in Kasan - zum Gegenbesuch von der Wolga nach Speyer kommen. Auch hier werden sie das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms am Samstag, dem 12. Oktober 2013, um 19.00 Uhr im Forum des Historischen Museums der Pfalz - am darauf folgenden Tag, am 13. Oktober in der St. Laurentiuskirche im saarländischen Hülzweiler zur Aufführung bringen.

Beide Konzerte werden zwischen den sieben Sätzen des „Brahms-Requiems“ durch die Lesung tief bewegender Feldpostbriefe deutscher sowie eines russischen Soldaten vom Schlachtfeld von Stalingrad eine ganz außergewöhnliche Überhöhung erfahren. Foto: mw

Karten gibt es noch beim Historischen Museum der Pfalz und an der Abendkasse.

04.10.2013


„Krieg und Frieden“ in der Herxheimer „Villa Wieser“

Russischer Meisterpianist Andrei Ivanovitch mit virtuos-bewegendem Programm der Erinnerung

Von Gerhard Cantzler

Herxheim- Es war – ganz im Sinne seiner Überschrift „Krieg und Frieden“ – kein im eigentlichen Sinne „schönes, gar musikalisch-kulinarisches“ Konzert, mit dem jetzt der überragende St. Petersburger Pianist Andrei Ivanovitch sein Publikum in dem bis auf den letzten Platz besetzten Herxheimer Kulturzentrum „Villa Wieser“ konfrontierte. Erschütternd und die Grenzen allen menschlichen Seins berührend hatte er ein Programm zusammegestellt, das dem Künstler technisch alles abverlangte und ihn interpretatorisch fast zweieinhalb Stunden lang zum Ausloten in Musik geronnener menschlicher Abgründe zwang. „Es geht nicht allein um 'Krieg und Frieden -'“, hatte Ivanovitch noch vor Beginn seines Konzertes betont, „es geht vielmehr um alles – es geht um Leben und Tod“.

Der Erinnerung an die verheerende Schlacht von Stalingrad, die sich in diesem Jahr zum 70male jährt sowie an die 871 Tage währende Blockade von Leningrad – mit beidem wollte das verbrecherische Nazi-Regime zugleich auch die Namen der damaligen Repräsentanten der Sowjetunion schmählich von den Landkarten der Weltgeschichte auslöschen – sie stehen bis heute synonym für unvorstellbare Gräuel, für beispiellose Kriegsverbrechen und millinenfachen Tod. Sie stehen aber auch für leuchtende Beispiele dafür, wie aus künstlerischer Inspiration heraus in Not und Elend Trost und Hoffnung wachsen können. Komponisten und ihre Interpreten also als „Helden ohne Waffen“ - so hätte der Titel dieses Knzertes auch lauten können...

Einer dieser Helden war ganz ohne Frage Dmitri Schostakowitsch, der Komponist, der in den Hungerjahren der deutschen Blockade in seiner eingeschlossenen Heimatstadt seine 7. Sinfonie, die „Leningrader“, schrieb und sie mit den noch immer in der Stadt lebenden großartigen Musikern und dem ihnen zur Verfügung stehenden Instrumentenfundus zum ersten Mal zum Erklingen brachte, während nur wenige Meter entfernt die ausgezehrten Mitbewohner seiner Heimatstadt in ihrer Verzweiflung ihre an Hunger und Kälte verstorbenen Angehörigen verzehrten – mit Musik und den sie verströmenden Emotionen also ein Ankämpfen gegen die Folgen von unvorstellbarem Terror und Grauen.

Bis heute sind die traumatischen Erlebnisse dieser Zeit noch immer nicht völlig aus dem kollektiven Bewusstsein der Menschen in dieser Stadt gewichen. Schon in den frühen fünfziger Jahren schrieb Dmitri Schostakowitsch, noch ganz unter dem Eindruck des Erlebten stehend, seine Praeludien op. 87 für Klavier, von denen Andrei Ivanovitch sich für die Eröffnung dieses Abends in Herxhim „Praeludium und Fuge in e-moll“ ausgewählt hatte.

Wer je erleben durfte, mit welcher Freundlichkeit, ja Liebenswürdigkeit, die Menschen in der von Deutschen einst so gequälten Stadt nicht erst seit heute deutschen Gästen begegnen, der wird dieses Gefühl von Versöhnung und Vergebung über die Gräber hinweg in dieser Musik aus der Zeit direkt nach dem Krieg vorweg genommen wiederfinden, - ganz so, wie Ivanovitch sie an diesem Abend seinen zutiefst bewegten Zuhörern von innen heraus und ganz ohne Pathos vermittelte.

Ein zu allergrössten Hoffnungen Anlass gebender Meisterschüler Schostakowitschs in jener Zeit war Boris Goltz, dessen Familie wohl einst aus Deutschland nach Russland eingewandert war. Er war im Belagerungswinter 1941/42 zur sojewtischen Kriegsmarine eingezeogen worden und wie viele seiner Kameraden zur Befreiung seiner Heimatstadt und zur Sprengung des deutschen Blockadegürtels um Leningrad befohlen worden. Immer wieder rannten damals die zu Infantristen umfunktionierten Matrosen gegen die deutschen Truppen an, die sich in ihren Stellungen rund um das heute als Touristenziel überaus beliebte Schloss „Peterhof“ im Norden der Stadt an der Mündung der Newa in die Ostsee verschanzt hatten. Am 3. März 1942 vollendete sich das Leben dieses hochtalentierten Komponisten im Alter von nur 29 Jahren im Geschoßhagel der deutschen Truppen.

Fünf ausdrucksstarke Praeludien von Boris Goltz aus seinem opus 2, geprägt von großer Empfindsamkeit und Expressivität, von Andrei Ivanovitch mit Empathie und grösster künstlerischer Sorgfalt ausgewählt und von dem Meisterpianisten unter Ausschöpfung seiner ganzen, breit angelegten Virtuosität eindrucksvoll dargeboten, ließen deutlich werden, dass die Musikwelt von diesem allzu früh vollendeten Komponisten sicher noch viel hätte erwarten dürfen.

Zum Abschluss des ersten Teiles dieses höchst anspruchsvollen Konzertes hatte Ivanovitch Sergej Prokofieffs Walzer aus seiner Suite „Krieg und Frieden“ sowie mit gleicher Intention seine Sonate Nr. 7 in B-Dur – Stalingrad – ins Programm aufgenommen. Beide Werke, 1944 bzw. schon in der Zeit zwischen 1939 und und 1942 noch ganz unter dem Schock des völkerrechtswidrigen Überfalls Deutschlands auf Prokofieffs Heimat entstanden, spiegeln in einem sich riesig auftürmenden Spannungsbogen zwischen stakkatohaften Rhythmisierungen und phasenweise geradezu idyllischer Friedenssehnsucht das ganze Grauen und den Widersinn dieses furchtbaren Krieges wider. Auch hier – wie in dem gesamten Konzertprogramm – überzeugte Andrei Ivanovitch mit seinem Wechselspiel aus äußerster Behutsamkeit und kompromisslos zugreifendem Gestaltungswillen.

Nach soviel den Krieg reflektierender Musik, die den Zuhörern mitunter schier das Blut in den Adern erstarren liess, stand im zweiten Teil des Konzertabends der „Frieden“ im Mittelpunkt. Der „Frieden“, wie er sich in Frédéric Chopins großartigem „Nocturne in c-moll, op. 48 Nr. 1“ darstellt. Mit der ihm eigenen Zuneigung zu dem großen „Wanderer zwischen den kulturellen Welten“ Chopin und seiner intimen Konnentis seines Werkes erschloss Ivanovitch den gewaltigen „Plot“ dieses „Nocturne“ und ließ seine Zuhörer teilhaben an seiner eigenen, atemberaubenden Virtuosität. Unvergleichlich: Die Gestaltung und Tempiwahl im abschließenden „Trauermarsch“ zu dem „Nocturne“, das sicher zu den bedeutendsten Werken des Komponisten überhaupt gehört.

Und da „alle Musik“, wie der unvergleichliche Bachkenner Johannes Brahms es einmal formulierte, „am Ende immer in Bach einmünden muss“, hatte sich auch Andrei Ivanovitch als Schlusspunkt seines Konzertes ein Werk des großen Leipziger Thomaskantors und Orgelvirtuosen Johann Sebastian Bach vorgenommen. Um sich selbst an diesem Abend nichts zu ersparen und um keiner musikalischen Herausforderung aus dem Wege zu gehen, hatte Ivanovitch sich dazu die legendäre „Chaconne in d-moll“ für Orgel in der konzertanten Bearbeitung für Klavier durch den Italiener Ferruccio Busoni ausgewählt – ein weiterer musikalischer „Gipfel“ in einem wahren „Gebirge musikalischer Achttausender“ an diesem Abend. Wie schon zuvor konnte Ivanovitch auch hier sein überragendes Können, seine musikalische Meisterschaft und seine großartige Virtuosität, die ihn heute sicher in die erste Reihe der lebenden russischen Pianisten rückt, voll „ausspielen“, so dass ihn sein dankbar-gerührtes Publikum am Ende mit lang anhaltenden Ovationen feierte.

In seinen beiden Zugaben ließ Ivanovitch dann doch noch einmal die Gewalt und Brutalität des Krieges aufscheinen – als ein Zeichen vielleicht, dass auch in unserer ach so aufgeklärten Zeit kriegerische Auseinandersetzungen den globalen Alltag bestimmen. Die Hoffnung auf immerwährenden Frieden - sie scheint sich dem Menschen nicht zu erfüllen. Kein allzu erfreuliches Resummee dieses – das sei zum Abschluss noch einmal wiederholt – künstlerisch, interpretatorisch und gestalterisch überragenden Abends also, für dessen Durchführung auch dem Veranstalter, der Speyerer Konzertreihe „PalatinaKlassik.“.um ihren Künstlerischen Leiter Prof. Leo Kraemer und den Verantwortlichen der „Villa Wieser“ aufrichtig Dank gesagt werden muss. Fotos: gca

21.08.2013


Emotionale Brücke in die alte Heimat geschlagen

Musikalische Ausnahmetalente Emma und Ina Rasmussen mit eindrucksvollem Konzert mit Werken von Alfred Cahn u.a. zu Gast im Historischen Ratssaal

Von Gerhard Cantzler

Speyer- Sie hätte durchaus das Zeug für einen guten Filmstoff: Die nicht nur für so manchen Speyerer höchst berührende Geschichte, für die gestern im Historischen Ratssaal in Speyer ein weiteres Kapitel aufgeschlagen wurde: Die beiden Protagonistinnen dieses Plot: Zwei junge Mädchen, die Schwestern Emma und Ina Rasmussen, heute 16 und 18 Jahre alt - sie waren auf Einladung und Initiative der rührigen Ria Krampitz vom Seniorenbüro Speyer mit einem Klavierrezital in der Domtadt zu Gast. Ihre Eltern - der Vater: ein dänischer Geschäftsmann - die Mutter: eine hochgradig musikaffine Taiwan-Chinesin - hatten schon früh das musikalische Talent ihrer Töchter erkannt und ihre außergewöhnliche Begabung bereits im Alter von fünf Jahren durch ersten Klavierunterricht gefördert. Rasch brach sich die Ausnahmebegabung der beiden Schwestern Bahn – erste öffentliche Auftritte folgten - so auch im Jahr 2011, als sie mit einem Konzert in der St. Pius-Kapelle in Milwaukee im US-amerikanischen Staat Wisconsin zu Gast waren.

Alfred Cahn 2013Dort wollte es eine glückliche Fügung, dass sie an diesem Abend Alfred Cahn begegneten, jenem 1922 in Speyer geborenen Komponisten und Pianisten, der bereits in den 1930er Jahren in der Speyerer Synagoge - wie man hört – virtuos und mit Hingabe die Orgel gespielt hatte, der dann aber wie so viele seiner Glaubensgenossen zum Opfer der unseligen Verfolgungen durch das verbrecherische Nazi-System wurde. Alfred Cahn kam in mehrere Konzentrationslager – u.a ins KZ Dachau - und entkam der gnadenlosen Vernichtungsstrategie der Nazis nur dank seiner musikalischen Fähigkeiten mit knapper Not. Nach der Befreiuung aus dem KZ im Jahr 1945 nahm Cahn wie so viele seiner Leidensgenossen das Angebot zur Emigration in die USA an und lebt und arbeitet seitdem in Milwaukee/Wisconsin.

Ihn also trafen die beiden jungen Pianistinnen an jenem denkwürdigen Abend in St. Pius und Alfred Cahn war sofort fasziniert von den gefühlvoll-ausdrucksstarken musikalischen Interpretationen der beiden Schwestern. Die wiederum waren ihrerseits tief beeindruckt von derm optimistischen Wesen und der positiven Ausstrahlung, die Alfred Cahn trotz seines unvorstellbar schweren Lebensschicksals um sich verbreitete. Der Komponist lud das Geschwisterpaar zu sich nach Hause ein und stellte ihm seine „Lyrik ohne Worte“ vor, einen Zyklus höchst cantabler, romantischer Stücke, in denen er auch seine Kinder- und Jugendzeit in Speyer, die Leidenzeit unter dem Terrorregime der Nazizeit und die schweren Jahre seines Neuanfangs in den Vereinigten Staaten eindrucksvoll ausgelotet und verarbeitet hat. Aus dieser musikalischen Begegnung erwuchs rasch eine die Generationen übergreifende tiefe Freundschaft, die darin einmündete, dass Cahn den beiden jungen Klavier-Virtuosinnen seine „Lyrik ohne Worte“ zur Einspielung auf CD anvertraute - ein Werk, das sie inzwischen erfolgreich zum Abschluss gebracht haben.

Gestern nun kehrte das Opus und damit auch sein Schöpfer Alfred Cahn an den Ort seiner frühen Jahre zurück – und auch wenn der Komponist, der mit 80 Jahren in Irene Morgan noch einmal eine neue Liebe fand, aufgrund seines hohen Alters und seiner derzeit etwas angeschlagenen Gesundheit nicht körperlich bei diesem Konzert zugegen sein konnte – geistig war er doch an diesem Nachmittag über das Medium seiner Musik und durch die höchst inspirierenden jungen Künstlerinnen mit den zahlreichen Besuchern auf das Engste verbunden..

Die Interpretinnen trugen diese nicht zuletzt durch ihre kompositorische Schlichheit überzeugenden, teils heiteren, teils melancholischen Sätze der Sonate von Alfred Cahn mit bestechender technischer Brillanz höchst ausdrucksstark und gefühlvoll vor, so dass so mancher Zuhörer an der einen oder anderen Stelle das Volksliedhafte in einzelnen Sätzen herauszuhören vermeinte. Eine bewegende Begegnung mit ganz außergewöhlicher Musik, die Emma und Ina Rasmussen da ihrer Zuhörerschaft gewährten, auch in ihrer inneren Dramaturgie bestens angelegt, endeten doch beide Vorträge der jungen Virtuosinnen jeweils mit einer glanzvollen musikalischen Schlussapotheose.

Dass die beiden inzwischen auch in der gängigen, „großen“, klassischen Klavierliteratur durchaus „zuhause sind“, bewiesen die Schwestern im zweiten Tteil dieses Konzertes, für das Emma Rasmussen Werke der „Klavier-Giganten“ Ludwig van Beethoven, Johann Sebastian Bach und Frédéric Chopin - ihre Schwester Ina Kompositionen von Alexander Skrjabon, von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Sebastian Bach und Sergej Rachmaninoff ausgewählt hatten. Hier mussten die beiden Pianistinnen zum Teil aber ganz anders „zugreifen“ als bei den eher zurückhaltenden Werken des Speyerers Alfred Cahn. Doch gerade hier zeigte sich das ungeheure pianistische Potential, das in den beiden Ausnahmetalenten schlummert und das sich in den nächsten Jahren im Rahmen ihres Studiums in Dänemark und bei anderen Lehrern, mit denen sie bereits im künstlerischen Austausch stehen, erst noch zur vollen Blüte entfalten wird.

Viel Beifall von dem begeisterten Publikum dankte den Solistinnen für einen außergwohnlichen musikalischen Nachmittag, den Oberbürgermeister Hansjörg Eger mit einer überaus hezlichen Begrüßung eröffnet hatte. Dabei verwies er auf den „missionarischen Charakter“, mit dem die beiden Schwestern unterwegs seien und der an diesem Tag auch dadurch einen Höhepunkt erfahren habe, dass sie im Speyerer Ratssaal auf genau dem Flügel musizierten, auf dem vor elf Jahren zuletzt auch Alfred Cahn selbst gespielt habe.

Den Virtuosinnen gab der Oberbürgermeister für ihren nächsten Auftritt in Milwaukee noch im August mit auf den Weg, dem Komponisten und ehemaligen Speyerer Mitbürger Alfred Cahn die dankbaren Grüße des Speyerer Publikums zu übermitteln. Den Pianistinnen und ihrem sie begleitenden Vater dankte Eger dafür, dass sie keine Kosten und Mühen gescheut hätten und eigens aus Dänemark angereist seien, um, für den Komponisten im fernen Milwaukee eine „emotionale Brücke in die alte Heimat“ zu schlagen. Foto: gc

07.08.2013


Kammermusik im Rathaus: Duo La Corda setzt Schlusspunkt

Feingefühl und Harmonie

Speyer- Mit dem Duo La Corda und einem im Konzertleben seltener vorkommender Instrumentenkombination  von Gitarre und Mandoline setzte das Kulturbüro der Stadt Speyer einen bemerkenswerten Schlusspunkt der Reihe „Kammermusik im Rathaus“.  Dank der glänzenden Verbindungen von Professor Helmut Erb war es auch in der 21. Auflage gelungen, trotz des nicht gerade üppigen Budgets hochkarätige Musiker für die vier Rathaus-Konzerte zu verpflichten. „Die Reihe hat sich fest etabliert, und wir sind mit dem Konzertbesuch sehr zufrieden“, erklärt der künstlerische Leiter  in einer ersten Bilanz.

In das beliebte Kammermusik-Paket hat Erb erstmals keine Ensembles verpackt, sondern drei Duos engagiert und mit der Verpflichtung des Spitzenpianisten Bernd Glemser für einen ausverkauften historischen Ratssaal gesorgt. Zum glänzenden Auftakt kredenzten  die  junge  Ausnahmegeigerin Susanna Yoko Henkel und die ukrainische Pianistin Milana Chernyavska  Werke von Mozart, Debussy und Richard Strauss. Einen Leckerbissen servierten auch in der dritten Runde Lutz Koppetsch  mit seinem Saxophon und Markus Bellheim am Klavier.

Das 2001 gegründete Duo La Corda  aus Weißrussland strahlte beim erneut gut besuchten  Konzertabend in der Domstadt souveräne Harmonie aus. Katsia Prakopchyk (Mandoline) und Jan Skryhan (Gitarre)  ermöglichen bei acht Musikstücken ein ausdrucksvolles, elegantes Klangerlebnis – in Teil I mit Barockmandoline und Vihuela, im zweiten Konzertteil mit klassischer Mandoline und Gitarre. Von bezaubernder Sanftheit bestimmt waren die vier Kompositionen aus der Barockzeit. Mit einer Feder zupfte Katsia Prakopchyk die sechs Doppelsaiten ihrer kleinen Barockmandoline  spürbar federleicht, und auch die sechs Doppelsaiten der Vihuela (spanisches Zupfinstrument, das als ein Vorgänger der modernen Gitarre gilt) ließ Jan Skryhan einfühlsam  zart erklingen. Auch auf der klassischen Mandoline mit ihren acht Stahlsaiten zeigte die junge Musikerin bei den Musikstücken von Gabriele Leone, Manuel de Falla, Astor Piazzolla und Carlo Munier eindrucksvoll auf, warum sie viele Wettbewerbe gewonnen hat. Und auch ihr  Skryhans Gitarrenspiel ist mehrfach preisgekrönt, wie der Weißrusse besonders bei den drei Kompositionen Piazzollas (1921 -1992) bei den rhythmischen Schlageinlagen auf dem Gitarrenkorpus nachempfinden lässt. Zum Abschluss spielte das Duo bei Muniers Rossiniana nochmals mit Feingefühl Leidenschaft und Melancholie gegeneinander aus. Dvoráks Slawischer Tanz Nr.2 war der Dank des Duos aus Minsk für den verdienten Applaus.   Werner Schilling; Foto: Archiv

30.04.2013


Mit Blech ins Neue Jahr – BRASSerie begeistert in Schifferstadt mit Heiterem und Nachdenklichem

von Gerhard Cantzler

Das Blechbläser-Ensemble „BRASSerie“ hatte eingeladen und viele, viele Musikfreunde aus Schifferstadt und der Umgebung kamen am Dreikönigstag ins Evangelische Gemeindezentrum in der Lillengasse, um einen höchst schwungvollen und vergnüglichen Auftakt zum Neuen Jahr mitzuerleben. Doch bevor es losgehen konnte, mussten zunächst noch aus allen Winkeln des Hauses Sitzgelegenheiten herbeigeschafft werden, damit alle Gäste einen Sizuplatz fanden – so gewaltig war der Ansturm...

Doch dann endlich konnte das beliebte und inzwischen weit über die Grenzen Deutschlands bis nach China nachgefragte Blechbläserquintett mit Schifferstädter Wurzeln sein amüsant-mitreißendes Konzertprogramm starten. Darin höchst anspruchsvolle Musik in bester Qualität locker und jugendlich-frisch zu präsentieren - das ist jetzt schon seit jetzt 14 Jahren das Geheimnis des Erfolges der BRASSerie.

Konstantin Pässler, als Moderator ebenso begabt wie als Posaunist des Ensembles, führte die Gäste ebenso charmant wie sachkundig durch ein abwechslungsreiches Programm, das edle Brassklänge vom allerfeinsten - von Henry Purcell und Johann Sebastian Bach bis zum „Popsong of the year 2012“, das „Call my maybe” von Carly Rae Jepsen - bereithielt.

Doch der Reihe nach: Zunächst präsentierte sich das Ensemble als Sänger mit der Pfälzer Hymne „In der Pfalz blühen unsere Reben“, ehe sie dann zu ihren Instrumenten griffen, um - wie in allen an diesem Nachmittag dargebotenen Stücken - in einem eigenen Arrangement von BRASSerie ein wahres Feuerwerk über das Thema des schmissigen Weinliedes zu zünden. Danach: Fließend-schwelgerische, geordnete Wohlklänge: Henry Purcells “Sound the trumpet” und das nachweihnachtlich stimmungsvolle “Schafe können sicher weiden” von Johann Sebastian Bach.

Sodann die Stunde des jungen Tubisten des Ensembles, Karl Berkel, jüngster Spross der weit über die Region hinaus bekannten Musiker-Familie Berkel-Janzen, seit kurzem Solotubist am Brandenburgischen Staatstheater in Cottbus. Er präsentierte sich als versierter Arrangeur des Karl-Jenkins-Titels “Palladio” ebenso nachhaltig wie als Solist in dem berühmten Charakterstück “Hummelflug” des russischen Komponisten Nikolai Rimski-Korsakoff – ein Stück, so filigran, dass man es kaum für möglich halten möchte, dass es auf der so weit mensurierten Tuba überhaupt spielbar sein sollte. Karl Berkel bewies es mit Bravour: Es geht!

Spätestens jetzt war im Saal klar: Die vom Moderator eingeforderte Abstimmung per Applaus – verhaltenes Klatschen, frenetischer Beifall oder frenetischer Beifall mit Trampeln und Johlen – sie sollte eindeutig zugunsten der letzteren Variante ausgehen. Jrtzt können die vorgestellten Titel dank des gestrigen Verdikts des Schifferstädter Publikums auf CD aufgenommen werden – wenn sie es nicht bereits sind...

Karl Berkels älterer Bruder Matthias Berkel - sicher der musikalisch vielseitige Star der BRASSerie und auch dieses Abends - 1. Solohornist bei der renommerten Bremer Philharmonie und seit kurzem stolzer Vater von Söhnchen Jakob - dazu Moderator Konstantin Pässler: “die BRASSerie ist eine Familie und Matthias und seine Frau haben jetzt dafür gesorgt, dass wir einen begeisterten Fan mehr haben” - hatte ihn bei einem österlichen Abstecher nach Andalusien aufgeschnappt und für sein Ensemble arrangiert: Den andalusischen Marsch, mit dem die Spanier in der Osterzeit durch die Strassen ziehen. Ein gelungenes Experiment, ein in Ferienlaune mit dem handy aufgenommenes Stück auf ein fünfköpfiges Ensemble umzusetzen.

Ein gewagtes Experiment - vom Publikum mit nicht weniger Beifall bedacht – dann auch die musikalische Verschmelzung von Maurice Ravels berühmten “Bolero” mit dem nicht weniger bekannten “kleinen Trommlerjungen” der griechischen Sängerin Nana Mouskouri. Der gleichartige Grundrhythmus beider Stücke hatte die jungen Musiker zu diesem Exxperiment verführt, bei dem sich Konstantin Pässler – der einzige aus dem Ensemble, der die Musik noch immer allein “aus Spaß an der Freude “betreibt – mit eindrucksvollen Posaunen-Interventionen zu beeidrucken verstand.

Mit “Buglers holiday” - “das Horn hat Pause” – gingen dann auch Instruementalisten und Publikum in die Pause, was allerdings nicht bedeutete, dass Matthias Berkel schon vorzeitig zu Frau und Kind verschwinden konnte. Nein, in diesem letzten Stück konnte er, der souveräne, klangschöne Hornist, als 3., gleichberechtigter Trompeter seine Freunde und Trompetenkollen Björn Bein, Trompetenlehrer an der Kreismusikschule des Rhein-Pfalz-Kreises und Manuel Viehmann, Solotrompeter bei den Bielefelder Philharmonikern, tatkräftig und überzeugend-kongenial unterstützen.

Auch im zweiten Teil des Programms: viel Unterhaltsames, gekonnt gemixt mit Nachdenklichem - die Filmmusik aus “Brust oder Keule” des unvergessenen Louis de Funès und ein Medley des “Ohrwurmspezialisten” Paul H. Alpert, sodann Götz Alsmanns hochvirtuoses “Montevideo” und Consuelo Velázquez “Besame Mucho” - sie wechselten mit Engelbert Humperdimcks “Abendsegen” aus seiner Märchenoper “Hänsel und Gretel” und – wie meinte doch der Moderator? “Die kleinen Instrumente sind müde, die großen bleiben wach und spielen …. Johann Sebastian Bach, denn Bach gehört einfach zu einem Brass-Konzert dazu”. Das innig-schlichte Kunstlied des Thomaskantors “Bist Du bei mir” in einem Arrangemant für Horn, Posaune und Tuba sowie Matthais Berkels “selbstgemachter” Willkommensgruß für seinen kleinen Stammhalter – alles in allem viel Rührendes, viel Bewegendes, das sichließlich in einer zweiten Zugabe glpfelte, in der das Ensemble die stolze Mutter der “Berkel-Buben” Judith Janzen - frei nach Heino – mit ihrem umgetexteten Lied “Judith, du musst doch nicht um Deine Jungens weinen”....”anschmachteten”.

Zuvor schon hate Matthias Berkel das Auditoium mit dem zweiten Satz aus Rachmannioffs Klavierkonzert Nr. 2 begeistert – doch nicht auf dem großen Klavier, sondern auf der kleinen Melodika, die wie ein Klavier gespielt und wie ein Blasinstrument zum Leben erweckt wird – Blechbläser hat, sie können's einfach nicht lassen...

Nein, “Judith” muss wahrlich nicht weinen um ihre Jungens - und auch nicht um deren Freunde, die an diesem Nachmittag mit ihrer BRASSerie dem dankbaren Publikum allenfalls Tränen der Rührung und der Begeisterung in die Augen trieben.

Danke BRASSerie, danke für dieses köstliche Konzert – und hoffentlich bis bald! Foto: gc

07.01.2013


Glanzvoll-prächtig in Speyer – nachdenklich -besinnlich in Eußerthal

Ensembles von „PalatinaKlassik“ stimmen ihr Publikum auf Weihnachten ein

spk. Speyer. Mit einem fulminanten, musikalischen „Doppelschlag“ haben jetzt die Ensembles der Konzertreihe „PalatinaKlassik“ unter ihrem musikalischen Leiter Prof. Leo Kraemer die Menschen in der Region in die „letzte Runde“ der Vorweihnachtszeit entlassen und auf das für die meisten noch immer „schönste Fest“ des Jahres eingestellt. Samstagabend im warmen Foyer des Historischen Museums der Pfalz in Speyer, gerade einmal zwanzig Stunden später - mit einem völlig anderen Programm - in der winterlich-düsteren, romanischen Zisterzienser-Abtei-Kirche in Eußerthal: Mitwirkende und dankbare Zuhörer hatten spürbar an beiden Konzerten gleichermaßen ihre „helle Freude“.

Der Weihnachtsteil des aus gutem Grunde wohl berühmtesten Oratoriums „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel, angereichert mit dem legendären „Halleluja“ prägte den ersten Teil der „Klassik-Gala“ im Speyerer Historischen Museum der Pfalz – nach der Pause folgten Felix Mendelssohn-Bartholdys Weihnachtskantate „Vom Himmel hoch“ nach Texten von Martin Luther sowie - wiederum aus dem „Messias“ - das Rezitativ „Siehe, ich sage Euch ein Geheimnis“ und die imposante Bass-Arie „Sie schallt, die Posaune“ sowie der mächtige Schlusschor „Würdig ist das Lamm“ mit der filigranen „Amen-Fuge“, dem Schlusschor des beliebten Werkes.

Der auch an diesem Abend wieder blendend disponierte Apparat aus „PalatinaKlassik-Kammerphilharmonie“ und „PalatinaKlassik Vokalensemble“ zeigte sich bestens studiert, glänzte in allen Stimmen mit überzeugender Intonationssicherheit und bester Diktion, und folgte dem impulsiven Dirigat seines musikalischen Leiters Prof. Leo Kraemer über alle Klippen dieses an rhythmischen und harmonischen Herausforderungen wahrhaftig nicht armen Werkes.

Einmal mehr war die „PalatinaKammerphilharmonie“ dem Chor ein adäquater Partner – anrührend warme Holzbläser und majestätisches Blech legten sich genüsslich in das Klangbett des in kleiner Kammerbesetzung agierenden Streichorchesters. Ganz herausragend: der junge spanische Trompeter Manuel Davila, der mit der Solopartie in der Bassarie „Sie schallt, die Trompete“ eine brillante Visitenkarte hinterließ.

Mehr als nur überzeugend auch die beiden Vokalsolisten dieses Abends: Die Münchener Sopranistin Magdalena Hinterdobler und der finnische Bass-Bariton Heikki Kipeläinen. Hinterdobler - mit einer überaus beweglichen, leicht geführten und wohltimbrierten Sopranstimme ausgestattet - wusste dem Auditorium insbesondere in ihrer einschmeichelnd-wiegenden Arie „Er weidet seine Herde“ zu überzeugen.

Heikki Kipelänen, eine der Säulen im Säger-Ensemble des Staatstheaters in Mainz - groß geworden an einer der Schmieden legendärer Opernstimmen, am Zürcher Opernhaus - beeindruckte mit weit ausschwingenden Bögen und einer dem Händel'schen Gestus aufs beste gerecht werdenden stimmlichen Mischung aus würdevoller Präsentation seiner Arien – bewegend überlagert von dem in dieser Musik allgegenwärtigen melancholischen Unterton.

Historischer Aufführungstradition verpflichtet, lotete Leo Kraemer diesen weihnachtlichen Teil des „Messias“ einmal mehr in der vollen Tiefe seines dramatischen Geschehens aus, legte seine ganzen Emotionen in die schwelgerischen Chorsätze und in das mitreißende Accompagnato der Rezitative und Arien.

Bis in den alles überstrahlenden Schlussakkord der mächtigen Amen-Fuge hinein - nach den sorgfältig übereinander geschichteten und einander durchwebenden Fugen-Stimmen – führte Kraemer Chor und Orchester mit nicht nachlassender Energie zu einem eindrucksvollen klanglichen Erlebnis, für das sein Publikum ihm und seinem gesamten Apparat mit kaum enden wollenden Beifall dankte.

„Jetzt kann Weihnachten kommen“, so meinte eine Dame mit glücklichem Gesichtsausdruck und strahlenden Augen, als sie nach Ende der „Speyerer Klassik Gala“ das Foyer des Historischen Museums der Pfalz verließ. Und so empfanden es sicher wohl alle Zuhörer in dem dicht besetzten Saal des Museums – unter ihnen Oberbürgermeister Hansjörg Eger, Landrat Clemens Körner, die Speyerer Kulturdezernentin Monika Kabs und Landtagsabgeordneter Dr. Axel Wilke - alle mit Partner/in - die sich schließlich auch über die Ankündigung der Wiederholung dieser Klassik-Gala am 14. Dezember 2013 an gleicher Stelle freuen durften.

Ein ganz anderes Programm in ganz anderer Atmosphäre dann am darauffolgenden Nachmittag in der traditionsreichen Abteikirche in Eußerthal: Kein Orchester – an seiner Stelle das PalatinaKlassik Brass-Ensemble – weniger überschwänglich-glanzvoll, dafür leiser, mehr beschaulich und mit dem Speyerer Theatermann und Rezitator Curt Timm um eine weitere, wertvolle künstlerische „Farbe“ reicher: Die Darbietung weihnachtlich-nachdenklicher Texte in bewegend-eindringlicher Form.

Goethe's Gedicht „Weihnachten“ hatte Timm mitgebracht, dazu Berthold Brechts „Die gute Nacht“, in dem der Atheist Bert Brecht sein geradezu kindlich-frommes Verhältnis zu dem Kind von Bethlehem aufblitzen lässt - und schließlich die berührende Geschichte „vom Engel, der die Welt verwandeln wollte“ von der Theologin und Tiefenpsychologin Christa Spilling-Nöker, in dem die sphärische Herrlichkeit des Himmels kontrastiert mit der Hektik und den Begierden der Erdenschwere.

Zu dieser nachdenklich-hintergründigen Erzählung ließ Leo Krämer an der Orgel der Zisterzienserabtei-Kirche eine kongeniale Phantasie aufblühen, in der er die Zuhörer in berührender Weise den schwirrenden Flügelschlag des kleinen Engels, das Rauschen der himmlischen Heerscharen und - im Kontrast dazu – die überschäumende Hektik des Erdengetriebes erfahrbar werden zu ließ, bis sich schließlich der kleine Engel, so leise, wie er gekommen war, wieder in die Ewigkeit entschwand.

Beliebte Advents- und Weihnachtslieder ansonsten - von „Tochter Zion“ von Händel bis „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ in den immer wieder zu Herzen gehenden Sätzen von Johann Sebastian Bach und Felix-Mendelssohn-Bartholdy. Vom gleichen Komponisten dann die Sätze „Advent“ und „Weihnachten“ aus den „Sechs Sprüchen“ - sängerisch nicht weniger anspruchsvoll wie Max Regers großartig-subtilen Motetten „Und unserer lieben Frauen“ und „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Dazwischen Bläsermusik der Brass-Gruppe, Orgelmusik von Leo Kraemer und dann auch immer wieder Soloeinlagen der Sopranistin Magdalena Hinterdobler: Die Arie „Er weidet seine Herde“ aus Händels „Messias“ - eine Reminiszenz an den Vorabend in Speyer. Dann das betörend schöne „Mariae Wiegenlied“ von Max Reger und schließlich, als Überleitung auf die eher besinnliche Mahnung „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ das prachtvolle „Cantique de Noel“ des französischen Romantikers Adolphe Adam, in das der gesamte Apparat noch einmal seine gesamten vorweihnachtlichen Emotionen ausfahren konnte.

Den Besuchern in der Eußerthaler Kirche – seit vielen Jahren gewohnt, am Zweiten Weihnachtstag an diesen Schauplatz unzähliger Konzerte zu kommen, die Prof. Leo Kraemer mit seinen unterschiedlichen Ensembles dort gegeben hat – wurde es trotz der schon sprichwörtlichen Kälte des Kirchenraumes – es war wieder einmal drinnen kälter als draußen – und getreu der Pfälzer Weisheit, dass es „in Eußerthal sechs Monate im Jahr Winter und die restliche Zeit kalt ist“ - diesen Besuchern wurde es warm ums Herz bei soviel weihnachtlich-musikalischer Seligkeit und – zum Trost: Im nächsten Jahr gibt es dieses Konzert auch wieder am Zweiten Weihnachtsfeiertag. Foto: miwa

17.12.2012


„PalatinaKlassik“ präsentierte betörend-noblen Wohlklang, blitzende Läufe und rauschende Klangkaskaden

Russischer Ausnahmepianist Andrei Ivanovitch fasziniert einmal mehr beim „Klavierzauber“ auf der Villa Ludwigshöhe

gc. Edenkoben. Den Pfälzer Freunden exquisiter Klaviermusik gilt er längst schon als Geheimtipp: Andrei Ivanovitch, der St. Petersburger Pianist der Extraklasse, der jetzt wieder einmal mit einem Konzert im Pompejianischen Saal der Villa Ludwigshöhe auf der Anhöhe über Edenkoben Station machte. Theresia „Resel“ Frühmesser aus Landau, früher selbst eine gefragte Pianistin und Jurorin vieler internationaler Klavierwettbewerbe und und seit langem Mäzenin sonderbegabter junger Musiker insbesondere aus dem früheren Ostblock, hatte Ivanovitch einst aufgespürt und „unter ihre Fittiche“ genommen. Bis heute kehrt der inzwischen arrivierte und neben seiner Heimat insbesondere in Asien und Nordamerika vielfach gefeierte Pianist, der bei Prof. Peter Eicher an der Musikhochschule in Karlsruhe Teile seiner Ausbildung absolvierte und heute selbst als Professor am berühmten Konservatorium seiner Heimatstadt lehrt, immer wieder gerne in seiner „zweiten Heimat“ am Landauer Marienring ein.

Eigentlich hatte er ein Programm u.a. mit Werken der großen russischen Klavierkomponisten Alexander Skrjabin und Sergei Rachmaninow vorbereitet, musste dies aber kurzfristig ändern, weil er noch kurz vor seiner Abreise im Verkehrsgewühl seiner Heimatstadt mit einer Radfahrerin kollidierte und sich dabei erhebliche Prellungen am linken Unterarm zugezogen hatte. Fast ein Wunder und Ausdruck unglaublicher Selbstdisziplin deshalb, dass er die Freunde seiner Kunst nicht „versetzen“ und am Ende sogar absagen musste. So blieb es zwar bei den angekündigten Programmteilen von Mozart und Liszt, die „großen Russen“ aber mussten aufgrund ihrer außergewöhnlichen Anforderungen speziell an die linke Hand zugunsten von Frédéric Chopin und Claude Debussy zurückstehen. Aber wie sagt das Sprichwort? „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben....“ Die Hörerschaft wartete schon gespannt...

Doch zurück zu diesem außergewöhnlich qualitätvollen Klavierabend: Für westeuropäische Ohren gleich zu Beginn, eher ungewöhnlich: Die Mozart-Interpretationen Ivanovitchs - das „Modulierende Praeludium“, das Rondo a-moll und die Sonata C-Dur, die er im typisch russischen Gestus, glutvoll, eher schwermütig und mit großem Ton zu Herzen gehend präsentierte, ohne darüber aber die Brillanz der Kompositionen aus den Augen zu verlieren.

Dass Andrei Ivanovitch in beglückender Weise brillante Technik mit außergewöhnlicher Empfindsamkeit zu verbinden weiß, wurde dann auch bei seiner Interpretation der sieben Mazurken von Frédédric Chopin deutlich. Mit einer überzeugenden Ausdeutung dieser ungemein kontrastreichen Tanzsätze überzeugte er sein Publikum von Satz zu Satz mehr, indem er betörend liedhafte Tänze voller Melancholie mit wirkungsvoll Akzentuierten eindrucksvoll kontrastierte.

Pianistische Virtuosität, gepaart mit einer warm-wohligen Tongebung auch bei der Ballade F-moll, op. 52 von Chopin, wo Andrei Ivanovitch seine Zuhörer den dieser Komposition innewohnenden dramatischen Spannungsbogen von den tiefen, in sich ruhenden Gefühlsebenen bis hin zu den aufrüttelnden Eruptionen eindrucksvoll auskosten ließ.

Die Gelegenheit, die ganze Vielfalt seines pianistischen Könnens auszubreiten, ließ sich Ivanovitch auch bei den 6 Praeludien von Claude Debussy nicht entgehen. Mit unvergleichlicher Intensität, aber auch mit der nötigen Leichtigkeit und exquisiter Tongebung brillierte der Künstler auch bei diesen kleinen Pretiosen, die zum Fordernsten im „Standardprogramm“ eines jeden Spitzenpianisten gehören.

Mit Franz Liszt „Rhapsodie espagnole“ beendete der russische Klaviermagier schließlich sein eindrucksvolles Programm - voller Schwindel erregenden, blitzend-, präzisen Läufen und rauschenden Klangkaskaden – ein „Klavierereignis“, das ein sachkundiges Publikum zu langanhaltenden Ovationen anregte.

Mit vier Zugaben von Chopin und Liszt, darunter der beliebten „Campanella“, „revanchierte“ sich der St. Petersburger Ausnahme-Pianist, der an diesem Abend einmal mehr den Nachweis dafür lieferte, dass er mit seinem ausdrucksstarken, noblen, ja geradezu aristokratischen Spiel längst in die allererste Reihe der an Klavierkünstlern wahrlich reichen Szene seines Heimatlandes gezählt werden muss. Foto: gc

Lesen Sie hierzu auch einen Einwurf von Gerhard Cantzler

14.11.2012


Konzertreihe auf höchstem künstlerischem und intellektuellen Niveau -

PalatinaKlassik überzeugt mit vielseitigem Programm, leidet aber an teilweise geringer Publikumsfrequenz.

Ein Einwurf von Gerhard Cantzler

Höchst qualitätsvolle Programme – herausragende Solisten – vorzügliche Ensembles – so könnte man eine Zwischenbilanz nach sieben von zehn Konzerten dieser ersten Spielzeit der neuen Konzertreihe „PalatinaKlassik“ überschreiben. Ganz unterschiedliche musikalische „Farben“ - von den Kirchenkonzerten in Eußerthal, Ludwigshafen und in Großsachsen, über die „kleinen Spielformen“ wie das bezaubernde Barockkonzert im Feuerbachhaus in Speyer und den exquisiten Klavierabend auf der Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben bis hin zu der opulenten „Italienischen Opernnacht“ in der Weltkulturerbestätte „Völklinger Hütte“ - alles nur „vom Feinsten“ und in höchster Qualität.


Mit dem Gedenkkonzert am Vorabend des 9. November in der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften erschlossen sich die Protagonisten der neuen Konzertreihe um ihren musikalischen „spiritus rector“, Prof. Leo Kraemer, nicht nur einen neuen und wissenschaftlich hochrangigen, wenn auch in Sachen „Musik“ seit vielen Jahren eher „verwaisten“ Spielort – sie setzten mit ihrer Herangehensweise an diesen höchst sensiblen Gedenktag einen dem Ort angemessenen, weit über das Musikalische hinaus gehenden, Aufsehen erregenden Akzent.


Denn mit der Belebung des Gedenkens an die jüdisch-stämmigen Komponisten Viktor Ullmann und Erwin Schulhoff leisteten sie nämlich zugleich auch einen exemplarischen Beitrag zur Darstellung des bedeutenden jüdischen Anteils an der intellektuellen Entwicklung Europas gerade auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


Mit der Einbeziehung des jüdischen Kantors Guido Shamir und des charismatischen Theatermannes Curt Timm in dieses Programm des Gedenkens gelang es „PalatinaKlassik“ schließlich auch, die jüdischen Empfindungsebenen zu diesem Tag aufscheinen zu lassen, und zugleich das – so scheint's – längst dem Vergessen anheim gefallene musikalische Genre „Melodram“ ins Bewusstsein der Zuhörer zurückzuholen.


Wenn es „PalatinaKlassik“ gelingt, an diesem hohen Anspruch festzuhalten, dann darf man sich nicht nur auf die noch ausstehenden Konzerte am 15. Dezember im Historischen Museum der Pfalz in Speyer und am 16. Dezember erneut in der Zisterzienser-Abteikirche in Eußerthal freuen, dann darf man auch jetzt schon gespannt darauf sein, was Leo Kraemer und seine Mitstreiter von „PalatinaKlassik“ sich für die nächste, die zweite Spielzeit dieser Konzertreihe vornehmen.


Und dann wird sich sicher auch das hohe künstlerische und intellektuelle Niveau dieser Konzertreihe einem breiteren Publikum erschließen, als dies bisher der Fall war, als doch noch viele Zeitgenossen wohl Wertvolles versäumten.

„Bitter-süssem Gedenktag“ in besonders intensiver Weise in Wort und Musik gedacht

„PalatinaKlassik e.V.“ präsentiert exquisites Programm zum 9. November

spk. Speyer. Wie könnte man einem solch „bitter-süßen“ Gedenktag wie dem 9. November angemessener gerecht werden als durch ein intellektuell höchst anspruchsvolles Programm aus beinahe verstörend-anrührenden Texten und bewegender Musik? Dieser Tag, der uns Deutsche Jahr für Jahr immer wieder auf eine „Achterbahn der Gefühle“ schickt - zwischen abgrundtiefer Scham über das, was am 9. November 1938 geschah – der Nacht, als in Deutschland die jüdischen Synagogen brannten und jüdische Mitmenschen gequält und getötet wurden und jenem 9. November 1989, als sich die Deutschen weinend vor Glück in den Armen lagen, um die wieder gewonnene Einheit zu feiern.

„Reichspogromnacht“ und „Mauerfall“ - wer könnte sich einen größeren Gegensatz – eine schrillere Dissonanz vorstellen? Am Vorabend dieses Tages hatten der Förderkreis „PalatinaKlassik e.V.“ gemeinsam mit der Stadt Speyer und der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz in die Aula der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften eingeladen, um diesen Tag in einer ganz besonderen Weise zu begehen.

Eingerahmt vom „El male rachamin“ zu Beginn - dem Gebet „Gott der Barmherzigkeit“ - in dem die Juden in aller Welt in herzzerreißenden Worten der sechs Millionen Opfer des Holocaust gedenken und dazu die Stätten des Grauens und der Vernichtung, die Konzentrationslager von Auschwitz, Buchenwald und Sobibor, von Maijdanek, Sachsenhausen und Mauthausen aufrufen, und dem „Kaddish“ - dem traditionellen jüdischen Gebet für alle Toten zum Ende der Feier - erlebten die Besucher zwei Stunden von erschütternder Eindringlichkeit.

Zwei weithin unbekannte jüdische Komponisten – aus Familien stammend, die noch unter der K.u.K.-Monarchie, wie so viele Juden aus intellektuellen Kreisen in dieser Zeit, noch vor dem Ersten Weltkrieg zum Christlichen Glauben übergetreten waren, weil sie nur so eine Chance sahen, die gewünschte Berufslaufbahn einschlagen zu dürfen – Viktor Ullmann und Erwin Schulhoff – sie standen im Zentrum dieses Abends.

Die Speyerer Pianistin Hisako Nishizawa-Kraemer eröffnete das Programm mit der „Suite für Klavier“ von Erwin Schulhoff, dem – erkenn- und vor allem hörbar wahrlich zu Unrecht in Vergessenheit geratenen böhmischen Komponisten, der – 1894 in Prag geboren und 1942 in den Hunger-Kerkern der Nazis viel zu früh zu Tode gebracht – entscheidende Impulse für die Entwicklung der Musik in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gegeben hat. In den Jahrzehnten seines künstlerischen Wirkens legte er dabei einen unvergleichlichen Weg zurück - war zunächst fest verankert in der spätromantischen Musiksprache eines Max Reger, um in den 1930er Jahren eine radikale Wendung hin zu einem von Jazz-Rhythmen und Atonalität beeinflussten Musikstil zu vollziehen, sich für experimentelle Musikformen wie die „Viertel-Tonmusik“ oder den Dadismus einzusetzen und so schließlich zu einem der Begründer des „Sozialistischen Realismus“ in der Musik zu werden. Seine Suite für Klavier“ ist noch ganz in der traditionellen Kompositionsweise verhaftet und wurde von Hiskao Nishizawa-Kraemer mit großer Ausdruckstiefe dargeboten.

Zweifellos der Höhepunkt des Abends aber: Die in der Form eine Melodrams verfasste „Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“, eine Erzählung von Rainer Maria Rilke in der musikalischen Fassung des aus dem polnischen Teschen (Ciestyn) stammenden Komponisten Victor Ullmann.

Rainer Maria Rilke beschreibt in seinem Gedicht den Zug seines Vorfahren Christoph Rilke von Langenau nach Ungarn in den Türkenkrieg, wo er im Jahr 1663 den Tod fand. Auf dieser Reise trifft der 18-jährige Adelige mit einem französischen Marquis zusammen und wird dessen Freund. Von einer Rose, die der Marquis von seiner Geliebten zum Abschied erhalten hat, schenkt er von Langenau beim Abschied ein Rosenblatt, das ihn beschützen soll. Aufgrund eines Empfehlungsschreibens wird von Langenau zum Cornet, zum Fahnenträger, ernannt. Seiner Mutter schreibt er daraufhin voller Stolz einen Brief, den er neben dem Rosenblatt verwahrt. Jenseits des Grenzflusses Raab - an ihren Ufern fand die entscheidende Schlacht von Magersdorf statt - übernachtet von Langenau mit seiner Kompanie in einem Schloss. Mit der Gräfin verbringt er dort die Nacht in einem abseits gelegenen Turmzimmer. Doch während der Nacht wird das Schloss von den Türken angegriffen und in Brand gesteckt. Um die Fahne zu retten und zu seiner bereits aufgebrochenen Truppe zu gelangen, verzichtet er auf Waffenrock und Helm, läuft durch das brennendn Gemäuer und reitet aus dem Schloss. Mit der brennenden Fahne findet er sich allein mitten unter den Feinden wieder und fällt.

Ein Stoff, der nur auf den ersten Blick wenig mit dem Anlass dieses Abends zu tun zu haben scheint. Doch hört man genauer hin, dann empfindet man rasch die von Victor Ullmann in seiner Musik in unvergleichlicher Weise eingewobene Dramatik des Geschehens, in dem es einmal mehr um menschliche Urerfahrungen, um Angst und Schrecken, um Liebe und Verzweiflung geht. Ullmann hat dazu die „Weise“ mehrerer ihrer Nebenhandlungen entkleidet und sie auf die zentralen Empfindungsebenen verdichtet. Die hochemotionale Musik lässt rasch verspüren, welch außergewöhnliches Talent, ja, welche Genialität die Welt mit der Ermordung Ullmanns im KZ Auschwitz durch verblendete Nazi-Schergen verlustig ging.

Ihn auf eine Stufe mit dem für viele Jahrzehnte als stilprägend geltenden Arnold Schönberg zu stellen, greift deshalb sicher nicht zu weit. Hisako Nishizawa-Kraemer präsentierte den anspruchsvollen Klavierpart dieses Werkes mit differenziertem Einfühlungsvermögen, aber auch zupackend, wo es die Dramatik der Handlung angebracht erscheinen lässt.

Curt Timm, in der Lieblingsrolle seines Alters als Rezitator in Speyer längst angekommen, gestaltete den Rilke-Text mit tief bewegendem und mitreißendem Gestus.

Mit dem Vortrag der beiden Rilke-Gedichte „Der Schauende“ und „Verkündigung“ hatte Curt Timm sein Publikum bereits zuvor im ersten Teil des Programms mit seiner noch immer unvergleichlich wandlungs- und modulationsfähigen Stimme auf die besonderen Gefühlstiefen der Rilke'schen Sprache eingestimmt, die die Werke dieses Lyrikers bis heute zu den herausragenden Beispielen deutschsprachiger Dichtkunst machen.

Da fügten sich die berühmte und überaus anspruchsvolle F-moll-Fantsie von Franz Schubert für Klavier zu 4 Händen, gespielt von Hisako Nishizawa-Kraemer und dem St. Petersburger Klaviervirtuosen Andrei Ivanovitch ebenso kongenial in das Programm ein, wie die zum Schlusspunkt der Feier hinführende musikalische Interpretation des „Kaddish“, des jüdischen Totengebetes, von Maurice Ravel in der Interpretation von Andrei Ivanovitch.

Mit Auszügen aus dem Oratorium „Elias“ von Felix-Mendelssohn-Bartholdy - dem großen musikalischen Versöhner zwischen Juden- und Christentum - mit dem 23. Psalm „Gott ist mein Hirt“ in der Vertonung von Franz Schubert, und schließlich mit den Ecksätzen der „Missa choralis“ von Franz Liszt trug auch das „PalatinaKlassik Vokal-Ensemble“ unter der Leitung von Prof. Leo Kraemer - er zeichnete auch für die Gesamtleitung des Abends verantwortlich - seinen Teil zu einem zutiefst stimmigen und bewegenden Programm bei.

Eine ganz außergewöhnliche Herangehensweise an den Gedenktag des 9. November – eine Form, die ganz ohne Reden auskam und die dennoch oder gerade deshalb die Zuhörer in ganz besonderer Weise ergriff und so den Gegenstand ihres Gedenkens in denkbar inniger und intensiver Weise in ihrer Erinnerung verankerte. Foto: fg

12.11.2012


Mit halsbrecherischer Geläufigkeit und edel-samtenem Wohlklang

„PalatinaKlassik“ zündet dritte Stufe seiner neuen Konzertreihe im Speyerer Feuerbachhaus

spk. Speyer. PalatinaKlassik, das klassische Musikfestival für die Pfalz, Baden und das Saarland - es hat sich nach gerade einmal drei ganz unterschiedlichen Konzerten eindrucksvoll zurückgemeldet. Nach dem überwältigenden Eröffnungskonzert in der ehemaligen Zisterzienserabteikirche Eußerthal – der SPEYER-KURIER berichtete in seiner Ausgabe am 03.09.2012 - und dem opulenten „Festlichen Opernabend“ am „Tag der deutschen Einheit“ im Weltkulturerbe „Völklinger Hütte“ hat sich jetzt die in die Trägerschaft des „Förderkreises PalatinaKlassik e.V. übergegangene Konzertreihe mit einer ganz anderen, einer kleinen – der Intimität des Veranstaltungsortes angemessenen konzertanten „Farbe“, endgültig manifestiert.

Im anheimelnden Speyerer Feuerbachhaus präsentierte der Förderkreis jetzt nämlich ein „virtuos-barockes Instrumental-Feuerwerk“ mit drei hochrangigen Solisten: Der Saarländischen Blockflöten-Virtuosin Ingrid Paul, dem Mannheimer Violoncello-Solisten Prof. Roland Kunze und dessen Speyerer Kollegen Prof. Leo Krämer am Spinett.

Das liebenswert-pittoreske Geburtshaus des Malers Anselm Feuerbach war bereits lange vor Beginn des Konzertes bis auf den letzten Platz gefüllt, so dass Michael Wagner, Vorsitzender des Förderkreises, schon zehn Minuten, ehe er mit seiner Begrüßung anfangen konnte, stöhnte: „Noch ein Stuhl und dann gibt es im ganzen Haus keinen Sitzplatz mehr“. Der gewaltige Andrang hatte sich bereits im Vorfeld des Konzertes abgezeichnet, waren doch die Eintrittskarten schon wenige Stunden nach ihrer Auflage vergriffen, so dass sich die Veranstalter entschlossen, das Haus bereits am Nachmittag für eine öffentliche Generalprobe zu öffnen. Auch hier war der Andrang interessierter Musikfreunde bereits beachtlich – sie erlebten das Konzert in einer ganz anderen, für die meisten ungewohnten Art – als spannendes Labor, das auf beeindruckende Weise spürbar werden ließ, wie sich Musik von den aufgeschriebenen Noten hin zur hör- und empfindbaren Kunst entwickelt. Eine gute Idee, Zuhörer an diesem spannenden Prozess wenigstens für ein paar Stunden lang teilhaben zu lassen.

Am Abend dann – wie gesagt – dichtes Gedränge in den beiden Räumen im Erdgeschoss des Feuerbachhauses, zwischen denen sich das Solistentrio seinen Platz gesucht hatte. Zwischen ihnen suchte sich dann auch noch Michael Wagner ein Plätzchen, um die zahlreichen Gäste des Konzertes zu begrüßen und dem Sponsor der Veranstaltung, der Speyerer „Volksbank Kur- und Rheinpfalz“ in Person ihres Vorstandsvorsitzenden Rudolf Müller für die Unterstützung zu danken,

Doch dann zündeten die bestens aufgelegten Solisten - moderiert und inspiriert vom musikalischen Leiter der neuen Konzertreihe, Leo Krämer - ein funkelnd-virtuoses Feuerwerk barocker Kabinettstücke, insbesondere von der brillant agierenden Flötistin Ingrid Paul mit oft atemberaubend halsbrecherischer Geläufigkeit dargeboten. Werke aus dem Barock bis hin zur aufkommenden Klassik standen auf dem Programm - Werke von Giulio Mussi, Diego Ortiz, dem Bach-Zeitgenossen Johann Sigismund Weiss und Giuseppe Sammartini, die der Solistin schon im ersten Teil des Abends Gelegenheit gaben, ihr überragendes, virtuoses Können unter Beweis zu stellen. Kompositionen von Martino Bitti, Francesco Mancini und Josef Gelinek schlossen sich nach der Pause an und versetzten, eins ums andere, das Publikum in helle Verzückung. Ingrid Paul hatte dazu gleich ein ganzes Arsenal höchst unterschiedlich klingender Blockflöten mitgebracht, die sie mit großem stilistischem Sachverstand einsetzte - tänzerisch-federnd bis getragen-kantabel kamen die dargebotene Passagen daher – für das begeisterte Publikum ein mitreißender Ohrenschmaus.

Der Cellist Roland Kunze legte mit edel-samtenem Wohlklang der Flötistin die warmtönend-kantable Basis für ihre oft halsbrecherischen Bravourstücke, verstand sich aber auch selbst mit dramaturgisch geschickt ins Spiel gebrachten musikalischen Interventionen in den Vordergrund zu spielen. Motor und Impulsgeber dieses beeindruckenden Konzertabends war einmal mehr Leo Krämer am Spinett, der das musikalische innere „Uhrwerk“ der einzelnen Stücke in gewohnt gekonnter Manier am Laufen hielt.

Er trug - gemeinsam mit Roland Kunze – an entscheidenden Wegmarken des Konzertes mit Werken von Antonio Vivaldi und Francois Francoeur auch wesentlich zur wohltuenden Beruhigung des musikalischen Geschehens bei, ehe sich das Solistentrio noch einmal in der eindrucksvollen, sich zum Ende hin noch einmal steigernden D-Dur-Suite von Michel de la Barre für einen glanzvollen Schlusspunkt sorgte.

Begeisterter Applaus zum Ende des Abends und das Versprechen von Förderkreis und Sponsor, dass dieser Abend im Feuerbachhaus keine „Eintagsfliege“ bleiben dürfe – man kann sich deshalb vielleicht schon heute auf ein Da Capo im nächsten Jahr an gleicher Stelle und notabene – wohl auch in gleicher Beengtheit - freuen. Foto: gc

08.10.2012


Glanzvolle venezianische Mehrchörigkeit im “äußersten Tal der Südpfalz”

Überbordende Chor- und Orgelmusik eröffnet überzeugend die neue Konzertreihe “PalatinaKlassik”

spk. Eußerthal. Einen prachtvollen Einstieg in die neue Konzertreihe “PalatinaKlassik” und zugleich in die Feierlichkeiten zum 750. Weihejubiläum der Zisterzienser-Abtei -Kirche Eußerthal bescherten jetzt Vokal- und Bläserensemble von “PalatinaKlassik” unter der überzeugenden Leitung von Leo Kraemer sich selbst und ihren Zuhörern, die am Sonntag nachmittag in unerwartet großer Zahl in die sommerlich lichtdurchflutete Klosterkirche im “äußersten Tal in der Südpfalz” gekommen waren. Die Erinnerung an frühere glanzvolle Konzerte des international renommierten Speyerer Musikers mit wechselnden Ensembles - unter anderem auch an diesem magischen Ort - scheint halt doch noch nicht verblasst zu sein.

Überbordende Chor- und Bläsermusik - “Introitus” und “Magnificat” aus Claudio Monteverdis “Marienvesper” - umrahmte - achtstimmig - das vielseitige Programm, das schwerpunktmäßig von prächtig aufblühenden, mehrchörigen Kompositionen aus Renaissance und Romantik bestimmt war. “Musik - wie für diesen Raum mit seiner schlichten, erhabenen Größe geschaffen”, zeigte sich ein Zuhörer nach dem Konzert ergriffen - und mit den folgenden Programmpunkten wurde diese Gefühlsebene sicher noch weiter angeregt: G.P. da Palestrinas “Laudate Dominum” - jetzt gar dreichörig - zwölfstimmig also - für ein knapp vierzigköpfiges Vokalensemble eine bemerkenswerte Herausforderung, der sich die Sängerinnen und Sänger von “PalatinaKlassik” mit großer Präzision, Bravour und sängerischer Eleganz entledigten.

Mit Giovanni Gabrielis “Jubelt dem Herrn” und Johann Pachelbels “Singet dem Herrn” standen danach zwei doppelchörige Werke auf der Agenda - auch sie, jedes in seiner Art von Chor und Bläsern hochbeweglich und stets klar und durchsichtig interpretiert.

Dazwischen Bläsersätze von Gabrieli und Tylman Susato, letzterer von dem bestens disponierten Bläserensemble mit weit schwingendem Gestus präsentiert.

Im zweiten Teil des Konzertes dann Felix Mendelssohn-Bartholdys achtsimmige Auszüge aus den “Sechs Sprüchen” - “Frohlocket, ihr Völker auf Erden” und “Erhaben, o Herr über alles Lob” - auch hier wieder wuchtig-überwältigender, wahrlich großer Chorklang.

Ganz anders dann die mit schlichter Demut daherkommende “Deutsche Messe” von Franz Schubert - jeder der acht Sätze ein kleines Juwel und ein bedeutsames Beispiel für eine zutiefst berührende Vertonung der “Gesänge zur Feier des Opfers der heiligen Messe”, wie der tief gläubige Komponist sein Werk selbst bezeichnete. Hier zeigte sich der Chor mit großer Beweglichkeit, eindrucksvoller Homogenität und großer Eleganz - folgte dem auf große Differenzierungen abhebenden Gestus seines Dirigenten mit großer Bereitwilligkeit.

Im abschließenden “Magnificat” von Claudio Monteverdi konnte der Chor sodann seine Tugenden noch einmal in ganzer Schönheit ausfahren - glanzvoll strahlende Soprane und Tenöre, tragfähig sonore Bässe, wohlklingende Altistinnen. Leo Krämer hat seine Ensembles für die kommenden Konzerte in der Reihe “PalatinaKlassik” bestens aufgestellt - man darf sich schon jetzt auf die noch folgenden neun Abende - einer davon auch noch einmal in Eußerthal - freuen.

Ach ja - das darf auf keinen Fall vergessen werden: Vor den beiden Mendelssohn-Sätzen meldete sich der Maestro auch noch als Komponist und brillanter Orgel-Improvisateur zu Wort. Mit einer in seinem typischen, rhythmusbetonten Stil angelegten Improvisation entführte Kraemer das begeisterte Auditorium in die Shakespear’sche Welt von Geistern, Feen und Trollen, ließ sie förmlich tanzen in der Kirche, um dann die Szene mit dem Hornmotiv aus dem Mendelsohn’schen “Nocturno” immer wieder zur Ruhe zu bringen. Eine großartige musikalische Inspiration, mit der Leo Kraemer einmal mehr seine ganze Meisterschaft als Komponist und als Organist unter Beweis stellen konnte.

Lang anhaltender Beifall belohnte Solisten- wie Ensemble-Leistungen. Mancher Zuhörer hätte sich gewünscht, dass der Nachmittag garnicht mehr enden würde. Und was können sich Musiker am Ende eines Konzertes mehr wünschen? Foto: spk

03.09.2012


“PalatinaKlassik” - Konzertreihe mit neuen Ideen, Spielorten und in neuer Rechtsform

Gemeinnütziger Verein fördert zehn Konzerte der ersten Spielzeit in der Pfalz, im Saarland und in Baden

spk. Speyer. Mit neuen Ideen, neuen Spielorten und in einer neuen Rechtform geht jetzt die “Internationale Konzertreihe PalatinaKlassik” an den Start und will damit die erst seit wenigen Jahren für die Pfalz initiierte Reihe “Palatia Classic” mit neuem Leben erfüllen. Gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter der Reihe, dem Speyerer Prof. Leo Krämer, konnte jetzt dazu Michael Wagner - frisch gewählter Vorsitzender des in Form eines gemeinnützigen Vereins konstituierten “Förderkreises PalatinaKlassik e.V.” - im Rahmen eines Pressegesprächs im Historischen Speyerer Rathaus Hintergründe für diese Neugründung erläutern.

Danach habe sich die privatwirtschaftlich geführte Reihe “Palatia Classic” - bedingt durch immer weiter zurückgehende öffentliche Zuwendungen, die angesichts von “Kommunalem Entschuldungsfonds” und anderen finanziellen Zwängen nicht zu verwundern seien, so Michael Wagner - als in der bisherigen Form nicht länger darstellbar erwiesen. Auf diesem Hintergrund hätten sich die Beteiligten dann einvernehmlich darauf verständigt, “Palatia Classic” vorerst auszusetzen.

Dennoch seien sich alle B eteiligten sehr rasch einig gewesen, dass es mit der in diesem Rahmen “gemachten” Musik in jedem Fall in der bewährten Weise weitergehen müsse. “Von vielen Seiten wurde uns damals signalisiert”, so berichtete Michael Wagner, “dass es nicht zu verstehen wäre, wenn ein Musiker wie Prof. Leo Krämer, der überall in der Welt nachgefragt werde, nicht auch in seiner angestammten heimatlichen Region ein adäquates Podium bekäme”.

Mit der neuen “Internationalen Konzertreihe PalatinaKlassik” wolle man deshalb einen anderen Weg gehen, indem alle Arbeiten zu Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Konzerte auf ehrenamtliche Kräfte verlagert würden. Zudem sei mit der Anerkennung als gemeinnütziger Verein auch die Befreiung von der Mehrwertsteuer verbunden, was die Tickets günstiger machen bzw. die Konzentration aller Einnahmen für die selbstgestellte Kernaufgabe, die Musik, möglich würde. “Mit der Erlangung der Gemeinnützigkeit ist “PalatinaKlassik” durch Entscheid des Kultusministeriums den Opernhäusern, Theatern und anderen Kultureinrichtungen im Lande gleichgestellt”, freut sich Michael Wagner über diesen weit mehr als nur formalen Vorteil.

15 Unternehmen aus der Region Pfalz, der Saarpfalz und aus Baden hätten bereits in einer ersten”Runde” von Anfragen spontan ihre Zusage gegeben, trotz der Kürze der zur Verfügung stehenden Vorbereitungszeit das Anliegen von “PalatinaKlassik” als Sponsoren zu unterstützen - 41 Musikfreunde, die sich mit ihrem Beitritt auch zur aktiven Mitarbeit in dem Verein bekannt hätten, seien in wenigen Wochen bereits gewonnen worden.

Dazu habe Prof. Krämer in kürzester Zeit für die Saison 2012 ein im Kern aus zehn hochrangigen Konzerten bestehendes Programm zusammengestellt, das dem in der Vereinssatzung postulierten Zweck des Fördervereins in vollem Umfang entspreche, der “die Förderung von Kunst und Kultur - auch unter Berücksichtigung der Völkerverständigung - als Zielsetzug postuliert”.

Wie Leo Krämer sodann darlegte, startet die “Internationale Konzertreihe Palatina Klassik” 2012 schon am 02.09. diesen Jahres um 17.00 Uhr mit einem festlichen Eröffnungskonzert in der Zisterzienser-Abtei-Kirche Eußerthal, in dem zum Teil mehrchörge Werke von Giovanni Pierluigi da Palestrina, Claudio Monteverdi, Andrea Gabrieli, Johann Pachelbel und Johann Sebastian Bach zur Aufführung kommen werden. Ausführende sind das “PalatinaKlassik Vokal Ensemble” und das “PalatinaKlassik Brass Ensemble”, die unter der Leitung von Prof. Leo Krämer auftreten, den die Zuhörer auch an der hörenswerten Orgel der kleinen Abteikirche erleben können. In der Eußerthaler Abteikirche wird sich der Reigen hochrangiger Konzerte von “PalatinaKlassik” im Premierenjahr schließlich mit einem adventlichen Konzert am 16. Dezember 2012 schließen.

Ein weiteres Novum in der Konzertreihe sind die neuen Spielorte, die “PalatinaKlassik” für seine Darbietungen aufgetan hat. Dazu zählen in Speyer neben dem bewährten Historischen Museum der Pfalz, wo sich die Ensembles am 15. Dezember mit einer großen vorweihnachtlichen Klassik Gala präsentieren, jetzt auch das Feuerbachhaus, wo die Konzertreihe mit kleinen, kammermusikalischen Spielformen am 6. Oktober einkehren wird.

Neu ist auch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften, deren festliche Semestereröffnungsfeier am 14. November musikalisch vom PalatinaKlassik Vokal Ensemble umrahmt werden wird. Am gleichen Ort - in der Aula der Universität - wird es im zeitlichen Umfeld des 9. November unter dem Titel “Musik der Erinnerung” ein Gedenkkonzert zum Jahrestag der “Reichsprogromnacht” geben, bei dem u.a. Musik der verfemten und im KZ ermordeten jüdischen Komponisten Viktor Ullmann und Erwin Schünhoff erklingen wird. Im Rahmen dieses Abends wird der inzwischen untrennbar mit dem Speyerer Kulturleben verbundene Opern- und Theaterregisseur, Schauspieler und Rezitator Curt Timm Gedichte von Rainer Maria Rilke darbieten.

Weitere Spielorte in der Pfalz sind die Villa Ludwigshöhe, wo am 10. November der russische Ausnahmepianist Andreij Ivanowitsch aus der Musikmetropole St. Petersburg mit einem ausnahmslos russischen Klavierprogramm zu hören sein wird sowie die Pfarrei St. Ludwig in der Ludwighafener Innenstadt, die sich mit dem Konzert der “PalatinaKlassik” Ensembles am 14. Oktober zum 150jährigen Pfarrei-Jubiläum selbst ein ganz besonderes Geschenk bereiten will.

Außerhalb der Pfalz wird “PalatinaKlassik” in diesem Jahr mit einem Konzert mit geistlichen Werken am 03.112012 in der Evangelischen Kirche in Großsachsen bei Weinheim Station machen - schon ein Monat früher, am 03.10.2012, am deutschen Nationalfeiertag, steigt” in der Weltkulturerbestätte “Völklinger Hütte” eine “Italienische Opernnacht” mit internationalen Solisten und großen Ensembles.

Weitere Informationen zum Programm unter www.palatinaklassik@t-online.de Der SPEYER-KURIER wird außerdem jeweils zeitnah auf die Konzertereignisse hinweisen und aktuelle Informationen geben.

In dem Pressegespräch ging Prof. Krämer auf Anfrage auch auf seine sonstigen musikalischen Aktivitäten außerhalb seiner näheren Heimat ein, die ihn inzwischen wohl schon den größeren Teil des Jahres in ferne Länder führen: So ist er nach wir vor eng mit dem Kammerorchester der Staatlichen Philharmonie in St. Petersburg verbunden, gibt Meisterkurse am Konservatorium der Weltmusikmetropole, wo er nach einer kürzlich in mehren umjubelten Aufführungen gipfelnden, überaus erfolgreichen Einstudierung von Johann Sebastian Bach’s “Matthäus-Passion” im kommenden Frühjahr für eine stilgerechte Erarbeitung der “h-moll-Messe” des Thomas-Kantors verpflichtet wurde.

Enge Arbeitskontakte pflegt Prof. Krämer aber auch mit anderen russischen Musikzentren, u.a. in Kasan und Samara.

Aus dieser Zusammenarbeit heraus wurde Leo Krämer von russischer Seite mit dem Wunsch überrascht, im Jahr 2013 aus Anlass des Gedenkens an den 70. Jahrestag des Endes der Schlacht von Stalingrad eine Reihe von Konzerten zu leiten, die - mit Aufführungen von Johannes Brahms “Deutschem Requiem” - an den im Zweiten Weltkrieg hart umkämpften Städten entlang der Wolga - an die zahllosen Opfer auf beiden Seiten erinnern und die schließlich in einem Abschlusskonzert im heutigen Wolgograd ihren Höhepunkt finden sollen. Für einen Deutschen sicher eine ganz besondere Auszeichnung, mit einer solchen Aufgabe betraut zu werden und damit einen ganz persönlichen Beitrag zur Aussöhnung zwischen den einst verfeindeten Völkern leisten zu dürfen.

Aber auch auf anderen Kontinenten ist Leo Krämer musikalisch unterwegs - gibt Meisterkurse in Japan, Südkorea und in China, leitet Konzerte in Mexico und macht überall in der Welt hochbegabte Musiker mit dem stilgerechten Umgang mit der Musik der unterschiedlichen europäischen Epochen vertraut. Viele dieser Kontakte haben eine lange Tradition und sind nicht zuletzt Ausfluss von Leo Krämers langjähriger Arbeit am Speyerer Dom, von der auch die Musikszene in der Pfalz bis heute profitiert. Foto: gc

14.08.2012


Ein Hauch von Glyndebourne im Schwetzinger Schlossgarten

Ensemble des Nationaltheaters Mannheim beschließt Mozartsommer 2012 mit zauberhafter Soirée

pm. Schwetzingern. Ein Hauch von Glyndebourne, Tanglewood oder Spoleto wehte durch den Schwetzinger Schlossgarten, als Maestro Dan Ettinger am Sonntag abend den Taktstock hob zu einem musikalischen Erlebnis der ganz besonderen Art: Gemeinsam mit seinem prächtig disponierten Orchester vom Nationaltheater Mannheim und Mitgliedern des Solistenensembles der Mannheimer Oper zelebrierte er für die gut 5.000 Besucher in der lauen Schwetzinger Sommernacht das Abschlusskonzert des Mannheimer Musiksommers 2012 mit einer zauberhaften Soirée vor der betörend schön illuminierten Kulisse des Schwetzinger Schlosses - gekrönt von einem abschließenden Synchron-Feuerwerk zur mitreißenden Konzertmusik von Rossini's "La gazza ladra" Ouvertüre.

Sicherlich ein weiterer musikalischer Höhepunkt die “Hymne” aller Klassik-open-air-Festivals, dem Marsch “Pomp and Circumstances” von Edgar Elgar - fester Schlusspunkt auch bei den legendären Londoner ”Last nights of the proms”.

Dem “mozärtlichen” Anlass angemessen bestimmten Werke des Salzburger Großmeisters der Kompositionskunst den ersten Teil des reichhaltigen Programms - Bravourstücke - Ohrwürmer fast, durch die Mozart’sche Meisterwerke zum musikalischen Allgemeingut geworden sind: Solo-“Schmankerl” wie die atemberaubende Koloraturarie der Königin der Nacht “der Höllen Rachen kocht in meinem Herzen” aus der “Zauberflöte” - von Iride Martinez zupackend, mit halsbrecherischer Technik und mit großer Dramatik dargeboten; sodann Bryan Boyce mit der schelmisch-spitzbübisch und mit großem schauspielerischen Impetus vorgetragene Arie “Ein Mädchen oder Weibchen” aus der gleichen Meisteroper Mozarts - dazu, in ganz anderem, lyrischen Ton die Arie der Elettra “D’Oreste, d’Aiace” aus “Idomeneo” und schließlich mit dem Rondo der Donna Anna aus Mozarts “Don Giovanni” - von Cornelia Ptossek berührend-ausdrucksstark präsentiert. Sie kontrastierten mit großen Ensemble-Stücken des genialen Menschheits-Musikers, in denen er mit kunstfertigen musikalischen Verwebungen seine hochdifferenzierte Kompositionskunst stets ganz besonders eindrucksvoll umsetzen konnte.

Gioacchino Rossini, Camille Saint-Saens, Gaetano Donizetti und Georges Bizet - sie bestimmten dann den zweiten Teil dieses außergewöhnlichen Konzertes, bei dem die Solisten noch einmal ihr ganzes Können auffahren konnten, ehe dann das Orchester des Nationaltheaters Mannheim mit der Ouvertüre zur Oper “Die seidene Leiter” von G. Rossini zu dem eindrucksvollen, mit vielen Effekten durchkomponierten Musikfeuerwerk überleiten konnte. Wasserfälle aus Feuer, Blitze, Installationen auf der Erde, an den Springbrunnen und an den Fassaden des Schlosses ergänzten auf betörende Weise das Höhenspektakel und die Gesamtillumination des Schlosses.

Der international renommierte Pyrotechnik-Künstler Renzo Cargnelutti wurde für diese Inszenierung vom Publikum ebenso dankbar-begeistert gefeiert wie Moderator Christian “Chako” Habekost - er führte in gewohnt humorvoll-hintergründiger Weise durch den Abend - sowie das gesamte hochkarätige musikalische Ensemble unter Generalmusikdirektor Dan Ettinger. Rauschender Beifall für sie alle nicht nur aus den vorderen, “teuren” Sitzreihen, sondern auch von den “billigen Plätzen” im Hintergrund - den “Liege”-Wiesen im weiten Schloßpark, wo es sich - im besten englischen Country-Style - Picknickgruppen bequem gemacht hatten. Und um auch daraus eine kleine Tradition zu begründen, wurden die drei schönsten Gruppen von einer Jury unter Leitung von Schwetzingens Oberbürgermeister Dr. René Pöltl mit wertvollen Preisen prämiert.

Chapeau ! - Ein ganz großes Lob deshalb den Veranstaltern für diesen Abend: Den Agenturen “Roth & friends” und “Yellow Concerts”, den unaufgeregt agierenden Organisatoren der Großveranstaltung, die dafür sorgten, dass alles reibungslos klappte und selbst das Wetter - bis auf ein paar wenige, abkühlende Regentropfen - mitspielte, dem Nationaltheater Mannheim für die musikalisch vorbildliche Gestaltung dieses Konzerts am Ende eines insgesamt gelungenen Festivals und schließlich der Verwaltung der “Staatlichen Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg”, die sich - was so nicht überall möglich wäre - auf ein solches künstlerische Abenteuer eingelassen hatte.

Sie alle sollten aus diesem Konzertabend die einzig richtige Lehre ziehen und eine feste Einrichtung daraus machen - nicht zuletzt, weil eine solch stimmungsvolle Sommernacht auch bei denjenigen Zeitgenossen Freude an klassischer Musik wecken könnte, die diesem Genre ansonsten eher fern stehen. Foto: pem

10.07.2012


Halsbrecherische Barock-Musik und ausladende romantische Chormusik

Benefizkonzert “pro futura” für Schulen in Ruanda ein voller Erfolg

spk. Speyer. Es war ein Wagnis, doch es ist aufgegangen: 1.500 Euro flossen am Sonntag bei dem Benefiz-Konzert im Historischen Ratssaal auf das Konto für die Verbesserung der schulischen Situation in der ruandesischen Partnerstadt Nkanka. Und das, obwohl die Veranstalter selbst noch bis kurz vor Beginn des Konzertes skeptisch waren, ob es ihnen gelingen würde, das Interesse der Musikfreunde in Speyer für sich zu gewinnen, gab es doch auch an diesem Tag - ja sogar zur gleichen Stunde - in der Stadt “reichlich” Konkurrenz im gleichen Genre, der klassischen Musik.

Doch anscheinend hat der Name von Prof. Leo Krämer als dem verantwortlichen musikalischen Leiter noch immer nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt, stehen die von ihm präsentierten Ensembles noch immer für höchste Qualität. Und so war der Ratssaal dicht besetzt, als der für die Städtepartnerschaften und speziell für die mit Ruanda verantwortliche Beigeordnete Dr. Wolf Böhm die zahlreich erschienenen Besucher begrüßte. Dabei wies er auf die besondere Bedeutung solcher Partnerschaften “für die Zukunft der einen, gemeinsamen Welt” hin. Dass Schülerinnen und Schüler des Kaiserdom-Gymnasiums sowie der Siedlungsgrundschule inzwischen Altersgenossen aus dem zentralafrikanischen Land bei sich in Speyer zu Gast hätten und Speyerer Kinder und Jugendliche auch in diesem Jahr wieder zu einem Gegenbesuch nach Ruanda aufbrechen würden, sei ein beredtes Zeugnis dafür, dass die Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda auch im 30. Jahr ihres Bestehens so lebendig sei wie eh und je.

Solche Initiativen nachhaltig zu unterstützen, sei auch ihm und seinen Mitstreitern ein echtes Herzensanliegen. Das unterstrich auch Prof. Leo Krämer in seiner Einstimmung auf das Konzert und erinnerte in diesem Zusammenhang auch an das Solidaritätskonzert für die von der Dreifachkatastrophe von Fukushima betroffene Erdbebenregion in Japan , wo sich - wie jetzt für Ruanda - hochrangige Musiker unentgeltlich in den Dienst der guten Sache gestellt hätten.

Und was dann in dem Konzert geboten wurde, war wirklich einmal mehr “vom Allerfeinsten”. Barocke Instrumentalmusik - von der Flötistin Ingrid Paul gemeinsam mit der Continuo-Gruppe, Roland Kunze (Cello) und Leo Krämer (Cembalo), meisterlich dargeboten - wechselte mit romantischen Chorwerke, für die einmal mehr das “PalatinaKLASSIK Vokal-Ensemble” mit großem Engagement einstand.

Schon bei der einleitenden G-Dur-Sonate konnte dabei Ingrid Paul ihre unglaubliche Virtuosität unter Beweis stellen, entlockte ihren Blockflöten auch bei G.P. Telemanns Sonatine a-moll ebenso wie bei der Sonate in C-Dur von Martino Bitti und bei der G-Dur-Sonate des Italieners G.iovanni Batista Sammartini erstaunliche, ja geradezu halsbrecherische Läufe - Beispiele allerhöchster Spielkultur.

Dazu kontrastierte Roland Kunze, Cello-Professor an der Mannheimer Musikhochschule, - einfühlsam am Klavier begleitet von Leo Krämer - mit dem “Gesang des Vogels” des spanischen Meistercellisten Pablo Casals in weit schwingenden Kantilenen und mit warmem Timbre - ein Beispiel hochromantischer Musik, die den Zuhörern das Herz aufgehen ließ.

Das ausgewogen und mit großer dynamischer Spannweite agierende “PalatinaKLASSIK Vokal-Ensemble” stellte sich zunächst mit Franz Schubert’s 23. Psalm “Gott ist mein Hirt” vor - ein Werk, in dem die Seelentiefe Schuberts ihren tief bewegenden Ausdruck findet.

Ganz anders dann bei den beiden Ecksätzen des viel zu selten gespielten Oratoriums “Walpurgisnacht”, das Felix Mendelssohn-Bartholdy nach Texten von Johann Wolfgang von Goethe komponierte. Am Klavier begleitet von Hisako Nishizawa-Krämer konnte der Chor hier so richtig “ausfahren” und seine Potentiale eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Wie schon zuvor bei Ingrid Paul belohnte frenetischer Beifall die überzeugende Leistung des Ensembles.

Nach zwei Sätzen aus Johannes Brahms’ “Ungarischen Tänzen”, für die sich Hisako Nishizawa-Krämer mit ihrer Freundin Yuko Hayashida-Mack zusammengetan hatte, beschlossen Auszüge aus dem “Liebesliederwalzer” für Chor und Klavier zu vier Händen von Johannes Brahms einen abwechslungsreichen musikalischen Nachmittag - am Ende mit der beziehungsreich (und mit einem Augenzwinkern) auf den Ratssaal, der in seinem langen Leben wohl zahllose verbissene Diskussionen erlebt hat - dargebotene Pretiose “Ja, es ist nicht auszuhalten mit den Leuten - alles wissen sie so giftig auszudeuten” - kommunalpolitischer Alltag halt, wie er wohl schon zu allen Zeiten auch hier an der Tagesordnung war.

Wer an diesem Nachmittag nicht in den Ratssaal gekommen war, hat sicher etwas versäumt. Das gilt sicher auch für den Schirmherrn des Konzertes, Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Bernhard Vogel, der es trotz größter Bemühungen nicht mehr schaffte, rechtzeitig von einem Termin im Rheinland wieder in seine Heimatstadt Speyer zurückzukehren. In seinem Auftrag verlas Michael Wagner sein Grußwort, das der SPEYER-KURIER schon im Vorfeld des Konzertes veröffentlicht hatte.

Mit der Aussicht auf nachzureichende Weinpräsente bedankte sich Dr. Wolf Böhm - er hatte zuvor schon unter den Besuchern auch den Landtagsabgeordneten Dr. Axel Wilke und den CDU-Fraktionsvorsitzenden im Speyerer Stadtrat, Dr. Gottfried Jung, begrüßen können - bei den Solisten dieses Konzertes, wobei er auch den Mitwirkenden im PalatinaKLASSIK Vokal-Ensemble attestierte, dass eigentlich auch jeder von ihnen sich an diesem Tag als ein wirklicher Solist erwiesen habe. Foto: gc

05.06.2012


Wiedersehen der ganz besonderen Art - St. Petersburger Philharmoniker, langjährige Gäste in Speyer und der Pfalz, mit Spitzenkonzerten in der “Alten Oper” in Frankfurt.

von Gerhard Cantzler

Für eine Handvoll “musikverrückter” Speyerer gab es an diesem Wochenende gleich zweimal die Gelegenheit zu einem Wiedersehen der ganz besonderen Art: Sie konnten im Konzerthaus “Alte Oper” in Frankfurt das großartige Orchester der St. Petersburger Philharmoniker, dessen “Spitzenkräfte” über bald zwanzig Jahre hinweg auf Einladung und Initiative des früheren Speyerer Domkapellmeisters Prof. Leo Krämer Jahr für Jahr und oft über Wochen in Speyer und bei Speyerer Familien zu Gast waren und dort das musikalische “Rückgrat” der “Internationalen Musiktage Dom zu Speyer” darstellten, in gleich zwei fulminanten Konzertabenden erleben. Groß waren deshalb die Freude, echt und herzlich die tiefen Gefühle, die Speyerer schon vor dem Konzert im Foyer der alten Oper erleben durften. Da zeigte sich ganz augenfällig: Regelmäßig miteinander telefonieren zu können - über Internet am Leben der anderen teilzuhaben - ist toll - ganz besonders, wenn man es mit der Situation noch in den frühen neunziger Jahren vergleicht, wo eine Telefonverbindung nach St. Petersburg aufzubauen oft Stunden dauerte und dann auch noch gewaltige Kosten verursachte - sich jedoch als Freunde “leibhaftig” begegnen und in die Arme schließen zu können - das ist dann doch wieder etwas ganz anderes.

Da gab Tränen der Freude, aber auch Gelegenheit, Freunden auf beiden Seiten zu gedenken, die in der Zwischenzeit verstorben sind: Da war der hochgeschätzte Professor und exquisite, wunderbare Solohornist auf der russischen Seite (Andrej, wir werden Dich und Dein beseeltes Spiel nie vergessen) und auf der deutschen Seite der aus langjähriger russischer Kriegsgefangenschaft statt mit Groll gegen die Sieger mit einer unbändigen Liebe zu den Russen und ihrem Wesen nach Speyer heimgekehrte Pädagoge, der sein ganz Leben lang nicht müde wurde, seinen Schülern die Botschaft von der “großen Seele” der russischen Menschen zu vermitteln.

Es war keine laute Freude, die dieses Treffen bestimmte - eher das stille, erinnerungsgetriebe Glück, wieder für ein paar Stunden in Erinnerungen voller Dankbarkeit an gemeinsam Erlebtes zu schwelgen.

Und dann die große Überraschung: Das Programm des ersten Konzertabends in Frankfurt - Zufall oder glückliche Fügung - war - bis auf die Zugaben am Ende - absolut identisch mit dem Programm, das die Speyerer bei einem Konzertaufenthalt im Jahr 2002 in der St. Petersburger Philharmonie miterlebt hatten: Angefangen von dem einleitenden musikalischen Charakterstück “Kikimora” des am Übergang von der russischen Spätromantik zum Impressionismus im Stile von Alexander Skrijabin wirkenden Schülers von Nikolai Rimski-Korsakow, Anatolij Ljadow, über das berühmte d-Moll-Violinkonzert von Jan Sibelius - damals wie heute eindrucksvoll und mit großer Subtilität interpretiert von der unvergleichlichen, bezaubernden Julia Fischer - einschließlich des von ihr als Zugabe ausgewählten “Caprice B-Dur” von Nicolo Paganini - bis hin zu der abschließenden, legendären Sinfonie Nr. 9 von Antonin Dvorak “Aus der neuen Welt”.

Natürlich war alles ganz anders als damals vor zehn Jahren in St. Petersburg - bei Maestro Yuri Temirkanov, seiner Solistin Julia Fischer und dem großartigen Orchester der Staatliche Philharmonie St. Peterburg. Nirgendwo wurde das besser spürbar als bei der Dvorak-Sinfonie: Dort, wo andere Interpreten - besonders im zweiten und dritten Satz - auch einmal Zeit zum Durchatmen, zum Innehalten lassen, will Temirkanow keine Zeit verlieren, hält seinen Apparat fortdauernd auf Touren, feuert sein Orchester mit oft großer Gestik an - “Moderne Zeiten” eben in der modernen “neuen Welt” von heute. Eine mitreißende, über weite Strecken geradezu “wilde” Interpretation, von der die Zuhörer zu Recht begeistert waren.

Schnelle Tempi auch beim Sibelius-Violinkonzert, wo Julia Fischer, insbesondere im dritten Satz mit ihrer atemberaubenden Technik bestechen konnte.

Was die St. Petersburger Philharmoniker bis heute vor vielleicht allen Spitzenorchestern in der Welt auszeichnet, sind die unermesslich sich ausbreitenden Flächen in den Streicherstimmen - bei den Kontrabässen und Celli besonders: Satte, samtene Klangfarben von unvergleichlicher Schönheit, über denen edle Holzbläser und makelloses Blech ihre Schönheit verströmen. Das ist immer ein ganz besonderer musikalischer Hochgenuss - so auch an diesem Wochenende, der süchtig machen könnte.

Zwei Kabinettstückchen als Zugaben - Edgar Elgars “Salut d’ amour” und das witzig-fröhliche Sätzchen aus Igor Strawinskys Ballettmusik “Pulcinella”, von dem auch international hoch geschätzten Posaunisten Maxim Ignatiew - auch einer der “Speyer-Fahrer” der ersten Stunde - auf der ganz eigen artikulierenden Bassposaune meisterlich vorgetragen und dafür zum Schlussapplaus noch einmal eigens vor das Orchester geholt - rundenten ein im besten Sinne “musikalisch-klassisches” Konzertprogramm, für das sich das Frankfurter Publikum - mit kleinen Speyerer Einsprengseln - mit kaum enden wollendem Beifall bedankte.

Hoffnung auf beiden Seiten - bei den Speyerer Zuhörern und den St. Petersburger Künstlern - sich in nicht allzu ferner Zeit wieder einmal zu gemeinsamen Taten in der Pfalz zusammen zu finden. Denn wie meinte Alexander “Sascha” Solotarev, Konzertmeister in dem Ausnahme-Orchester am Ende so wehmutsvoll? “Die schönsten Konzerte, die wir gemacht haben, waren die in Speyer”. Wenn das kein Lob ist, aus kompetentem Munde....

Übrigens: Wer dieses russische Ausnahme-Orchester “live on stage” erleben möchte, dem bietet sich am 16. Mai 2012 noch einmal eine Chance. Dann gastiert das Orchester im Rahmen seiner Tournee durch Deutschland , Luxemburg, Österreich und Tschechien in der Stuttgarter Liederhalle. Fotos: mwa

06.05.2012


Bewegendes Gedenken und herzliche Solidarität

Benefizkonzert für die Opfer von Fukushima in der Gedächtniskirche

sk. Speyer. Zwei Stunden Klassik vom Feinsten - komponiert vom vielleicht japanischsten aller deutschen Komponisten - Ludwig van Beethoven - dessen große Sinfonien für Japaner ebenso zur Allgemeinbildung zählen wie die Gedichte und Dramen deutscher Klassiker - sie gaben den Rahmen für ein außergewöhnliches Zeichen der Solidarität mit den Menschen im japanischen Katastrophengebiet um Fukushima: Mit einem Benefizkonzert zugunsten einer völlig zerstörten Musikschule in der rheinland-pfälzischen Partnerregion Iwate wollte sich der “Spiritus rector” dieses Nachmittags in der Gedächtniskirche, der langjährige Speyerer Domkapellmeister Prof. Leo Krämer, ein Herzensanliegen erfüllen und ein Zeichen der Verbundenheit mit den so schwer geschlagenen Menschen in Japan setzen. Dazu hatte er Freunde und Kollegen aus der Musikszene - Profimusiker ebenso wie Amateure - zur kostenlosen Mitwirkung bei diesem Konzert gewinnen können, sodass alle Einnahmen - Eintrittsgelder ebenso wie Spenden - ausnahmslos nach Japan überwiesen werden können - eine Benefizgala also im besten Wortsinne.

Gleich zwei hochrangige Vertreter der Öffentlichkeit hatten sich bereit erklärt, die Schirmherrschaft über dieses Konzert zu übernehmen: Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck - an diesem Nachmittag terminlich leider verhindert - und der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger. Zu ihnen gesellte sich als Vertreter des Kaiserreichs Japan der Stellvertretende Generalkonsul in Frankfurt, Jiri Nishimura.

Es war Prof. Leo Krämer - nicht nur durch familiäre Beziehungen eng mit Japan verbunden - bei seiner Begrüßung sehr wohl anzumerken, wie sehr ihn die Lage der Menschen in den Katastrophengebieten Japans auch ganz persönlich bewegt. Darum dankte er Sponsoren und Mitwirkenden bei diesem Konzert ebenso wie den Zuhörern für ein großartiges Zeichen der Solidarität, das - so seine eigenen Erfahrungen - von den Menschen in Japan mit großer Dankbarkeit zur Kenntnis genommen würde. “Die Japaner verbinden damit auch die Hoffnung, dass dieses furchbare Ereignis dazu beitragen kann, die aufgrund räumlicher Entfernung und kultureller Andersartigkeit noch immer bestehende Distanz zwischen Deutschen und Japanern ein Stück weit zu überbrücken”, sagte Prof. Krämer in einem Gespräch mit dem SPEYER-KURIER, “die Japaner lieben Deutschland und die Deutschen und vor allem die deutsche Kultur, in der sie oft besser ‘zuhause’ sind als wir Deutschen selbst”. Über die Gefühlwelt der Japaner nach diesem furchtbaren Unglück handelte auch das “Interview der Woche” des SPEYER-KURIER am 25. April 2011 mit Prof. Leo Krämer. (siehe Artikel-Archiv SPEYER-KURIER April 2011)

Auch Oberbürgemeister Eger, der unter den Gästen auch den früheren Speyerer Kulturbürgermeister Hans-Peter Brohm und Landtagsabgeordneten Dr. Axel Wilke begrüßen konnte, lobte die Initiative der Musiker um Prof. Leo Krämer, die einmal mehr deutlich werden lasse, dass die verbindende Wirkung von Musik weltumspannend sei.

Der stellvertretende Generalkonsul von Japan, Jiri Nishimura, äußerte seinerseits große Freude und Dankbarkeit über das Engagement der Musiker in Speyer, die damit einen mehr als nur symbolischen Beitrag zur Überwindung der furchtbaren Katastrophe von Fukushima leisteten. “Es ist erst sieben Monate her, dass dort über 16.000 Menschen ihr Leben verloren - über 4.000 gelten bis heute als vermisst”, stellte der Diplomat in perfektem Deutsch fest. “Japan hat in dieser Zeit viel Hilfe erfahren - gerade und insbesondere auch aus Deutschland. Dadurch fühlen die Japaner, dass sie in der Weltgemeinschaft nicht allein gelassen sind”, lobte Nishimura, der darauf hinwies, dass Bundespräsident Christian Wulff in diesen Tagen in Japan weile, um des 150. Jahrestages der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu gedenken. “Am 15. November werden wir dann aus diesem Anlass in Frankfurt ein großes Fest feiern, bei dem dann die japanische Kultur im Mittelpunkt steht”. Dazu lud Nishimura auch alle Besucher dieses Konzertes ein und wies gleichzeitig darauf hin, dass gerade die 5. Symphonie von Beethoven in Japan überaus populär sei. Vielleicht, weil sie der Komponist selbst mit dem Zusatz “Schicksals-Symphonie” bezeichnet habe und sie so für viele Japaner für eine ihrer zentralen Tugenden stünde - die Unbeugsamkeit auch in schwerster Zeit.

Eröffnet wurde das Konzert dann aber mit eher weniger schicksalsbehafteten Tönen, sondern mit romantischer Emotion pur: Robert Frank, 1. Konzertmeister beim Orchester des Nationaltheaters Mannheim und mit Leo Krämer von Kindesbeinen an eng befreundet, hatte die “Romanze in F-Dur” von Ludwig van Beethoven mitgebracht, die er, begleitet von einem Orchester aus Mitgliedern der führenden Ensembles aus der Region, mit viel Ausdruck und Schmelz darbot und so die Herzen der vielköpfigen Besucherschar eindrucksvoll für die nachfolgenden Kompositionen vorbereitete.

Die 5. Symphonie von Beethoven geriet dann sicher zu der großen Überraschung dieses Nachmittags: Weltweit alljährlich hundert-, wenn nicht gar tausendfach gespielt, kennt sie der Konzertgänger als ein Werk mit “dicker Besetzung” - sechs bis acht Kontrabässe, darüber acht bis zwölf Celli - Streicher satt bis hin zu den zehn bis zwölf Ersten Geigen. Dann Holz- und Blechbläserbläser, oft doppelt besetzt - kurz, ein Übermaß an Instrumentierung, die dann nur all zu oft in Gefahr gerät, zu flächig, zu starr und unbeweglich zu verharren.

Anders bei Leo Krämer: Er hatte sich an dem Vorbild des Komponisten selbst orientiert und ein Orchester in sparsamster Besetzung zusammengestellt, so wie es Beethoven bei der Uraufführung der “Fünften” am 22. Dezember 1808 in Wien zur Verfügung stand: Zwei Bässe, drei Celli und eine entsprechende Zahl I. und II. Geigen, Bratschen und - statt der üblichen Ventilhörner mit Naturhörnern und ihrem “speziellen” Klang - bestückt.

Heraus kam eine Symphonie voller Musizierfreude, Beweglichkeit und durchsichtiger Klarheit. Das erinnerte an jene denkwürdige Aufführung der “Fünften”, die Leo Krämer vor Jahren mit “seinen” Petersburgern “auf das Speyerer Konzertpodium gestellt hatte. Um so beeindruckender, dass ihm dies nun mit einem Orchester, mit dem er zuvor noch nie zusammengearbeitet hatte, kaum weniger gut gelang - und das mit einem Minimum an Probenzeit - die Mannheimer stecken ja derzeit mitten in den Schlussproben für das “Rheingold”.

Leo Krämer gelang es einmal mehr, ein Orchester zu Höchstleistungen anzuspornen - man denke nur an das Fugato im dritten Satz - von den Bässen aufsteigend - oder im Finale, wo er jeden einzelnen Musiker zu einer geradezu sportlichen Höchstleistung anfeuerte.

Beethoven sollte es gefreut haben, wenn er diese “Fünfte” aus “lichten Höhen” verfolgt hat - das Publikum jedenfalls zeigte sich zu Recht begeistert und konnte diese Begeisterung mitnehmen in den dritten Teil dieser Beethoven-Gala.

Hier stand die Messe C-Dur op. 86 für Soli, Chor und Orchester auf dem Programm, nach Mozart’s “Krönungsmesse” eine der wohl am häufigsten aufgeführten Orchestermessen im 19. und 20. Jahrhundert. Hier geht es weit weniger “stürmisch” zu als in der zuvor gehörten “Schicksals-Symphonie” - die kontemplativ-feierlichen Abschnitte wechseln sich in liturgisch angemessener Form mit leidenschaftlichen Ausbrüchen ab. Prof. Krämer hatte dazu seine Chorensembles, das palatia Classic Vocal Ensemble, den Philharmonischen Chor an der Saar und den Chor der Saarländischen Bachgesellschaft - wie von ihm gewohnt - gründlich auf dieses Konzert vorbereitet und die verschiedenen Stimmen sehr gut aufeinander intoniert. Die bestens disponierten Vokalsolisten Susanne Bernhard, Sopran, Susanne Schäffer, Mezzosopran, Uwe Eikötter, Tenor und Vinzenz Haab, Bariton fühlten sich in dem von Chor und vorzüglich agierendem Orchester bestens bereiteten Klangbett hörbar wohl und konnten - jeder in seiner Art - seine besonderen Fähigkeiten ausspielen.

Ein in jeder Hinsicht gelungenes Konzert von hohem musikalischem Rang und einer in jeder Beziehung gleichgewichteten Sinnstiftung, für das das Publikum bewegt und langanhaltend Beifall spendete. Blumen und Wein für die Solisten waren nicht zuletzt äußere Zeichen überschwänglicher Dankbarkeit - in die - ganz am Schluss - im Benedictus und Agnus Dei der Messe auch noch einmal das Gedenken an die Opfer von Fukushima hineinschwang.

Ein großer Konzertnachmittag - ein großes musikalisches Erlebnis, das allen, die zu dieser ungewöhnlichen Stunde in die Gedächtniskirche gekommen waren, sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. Foto: Kienipress

24.10.2011