Kleiner Luther, großes Theater
Gemeinschaftsprojekt: Oberbürgermeister Thomas Hirsch (r.), Dekan Volker Janke vom Protestantischen Kirchenbezirk Landau sowie Felix S. Felix und Thomas Kölsch (l.) vom Chawwerusch-Theater haben gemeinsam das Stationentheater „Der kleine Luther“ auf den Weg gebracht.
Kartenvorverkauf für das
Stationentheater „Der kleine Luther“ des Chawwerusch Theaters
startet am 24. August
Landau- Der Countdown läuft! Vom 21. September
bis einschließlich 3. Oktober präsentiert das Chawwerusch Theater
rund um die Landauer Stiftskirche das Stationentheater „Der kleine
Luther“. Veranstalter sind die Stadt und der Protestantische
Kirchenbezirk Landau. Während die Vorbereitungen auf Hochtouren
laufen und fleißig geprobt, gebaut und genäht wird, beginnt der
Kartenvorverkauf für das Highlight im Landauer Lutherjahr in Kürze.
Ab 24. August sind die Karten für die 36 Vorstellungen des
Stationentheaterprojekts im Büro für Tourismus Landau, unter der
Ticket-Hotline 0 63 41 / 13 41 41 oder online unter www.ticket-regional.de für
18 Euro, ermäßigt für 14 Euro, erhältlich.
„Der kleine Luther – eingebettet in die große Geschichte der
Reformation. Auch wenn wir uns in der Stadt in diesem Jahr auf
vielfältige Weise mit dem Reformationsjubiläum beschäftigen, so ist
das Stationentheater mit Sicherheit zu Recht als das Highlight der
Veranstaltungsreihe zu nennen“, erklärt Oberbürgermeister Thomas
Hirsch. „Mit „Der kleine Luther“ gewinnen wir nicht nur eine
weitere schöne Kulturveranstaltung für unsere Stadt, sondern können
für verschiedene gesellschaftspolitische Themen sensibilisieren und
historische Themen für interessierte Bürgerinnen und Bürger
niederschwellig erfahrbar machen“, so der Stadtchef. Sein
ausdrücklicher Dank gelte dem Team der städtischen Kulturabteilung
für die Organisation, dem Chawwerusch Theater für Inhalt und
Gestaltung, dem Land, das als Förderer dieses Großprojekts in
Erscheinung trete und auch allen weiteren Sponsorinnen und
Sponsoren, ohne deren Engagement das Projekt nicht möglich sei.
Die Vorfreude auf das Stationentheater sei riesig, bekannte
Dekan Volker Janke. Janke war angesichts des Reformationsjubiläums
auf das Chawwerusch Theater zugegangen und hatte ein gemeinsames
Stationentheater rund um die Stiftskirche angeregt. Sein Dank gelte
sowohl dem Herxheimer Theater-Ensemble als auch der Stadt Landau,
die gemeinsam mit der Kirche als Veranstalter auftrete, so Janke.
„Die Zeit der Reformation hat vor 500 Jahren die Welt verändert –
durch unseren Stadtpfarrer Johannes Bader haben wir in Landau einen
besonderen Bezug zur Reformation und den theologischen und
kulturellen Veränderungen, die mit ihr einhergingen.“ Zugleich
seien Fragen zu Themen wie Meinungs- und Religionsfreiheit heute
aktueller denn je, so der Landauer Dekan.
„Für die rund 100 Amateurschauspielerinnen und -schauspieler und
das gesamte Team geht es jetzt in die heiße Phase“, erklärt Thomas
Kölsch, der das Projekt „Der kleine Luther“ beim Chawwerusch
Theater gemeinsam mit Felix S. Felix (Projektassistenz: Dagmar
Brade) leitet. Bei dem generationenübergreifenden Großprojekt
wirken etwa 160 Theaterbegeisterte auf und hinter der Bühne mit.
Neben den Amateurschauspielerinnen und –schauspielern arbeitet auch
eine Nähgruppe unter Anleitung der Kostümbildnerinnen Hannah
Bachmann und Kristina Baumert an den zahlreichen Kostümen für
das Großereignis und auch die Landauer Liederleute proben bereits
fleißig für ihren Einsatz. In 36 Vorstellungen werden die Zuschauer
etwa zwei Stunden lang von Szene zu Szene flanieren und die
Geschichte des Landauer Reformators Johannes Bader erfahren. „Die
Zuschauer treten ein in die Welt des beginnenden 16. Jahrhunderts.
Kein großer Luther-Epos, sondern eine regionale Geschichte der
Reformation in und um Landau“, so Felix S. Felix über das
Projekt.
„Der kleine Luther“ wird vom Ministerium für Wissenschaft,
Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz im Rahmen des
Kultursommers, der Sparkassenstiftung Südliche Weinstraße, der
Feldbausch-Stiftung, der VR Bank Südpfalz, der Energie Südwest, der
Hornbach Stiftung, der Dieter-Kissel-Stiftung, den Versicherern im
Raum der Kirchen und dem Ingenieurbüro Lackner.pm gefördert.
Das Stationentheater wird an folgenden Terminen zu sehen
sein:
Donnerstag, 21. September: 19.00 Uhr: Premiere
Donnerstag, 21. September: 19.50 Uhr
Freitag, 22. September: 19.00 und 19.50 Uhr
Samstag, 23. September: 11.00, 11.50, 12.40, 15.00, 15.50, 16.40
und 17.30 Uhr
Sonntag, 24. September: 11.00, 11.50, 12.40, 15.00, 15.50 und
16.40 Uhr
Freitag, 29. September: 19.00 und 19.50 Uhr
Samstag, 30. September: 11.00, 11.50, 12.40, 15.00, 15.50, 16.40
und 17.30 Uhr
Sonntag, 1. Oktober: 11.00, 11.50, 12.40, 15.00, 15.50 und 16.40
Uhr
Dienstag, 3. Oktober: 11.00, 11.50, 12.40 und 13.30 Uhr
Der Einlass befindet sich an der Ecke Stiftspassage / Kronstraße
38. Für Rollstuhlnutzerinnen und -nutzer ist eine vorherige
Anmeldung bei der städtischen Kulturabteilung unter der Telefon 0
63 41 / 13 41 01 erforderlich.
Pressemitteilung der Stadt Landau in der Pfalz, des
Chawwerusch-Theaters und des Protestantischen Kirchenbezirks
Landau,; Foto: Stadt Landau
18.08.2017
Pfingstfest im Zeichen der Reformation und der Ökumene
Kirchenpräsident spricht am „Tag der
Gemeinschaftserneuerung“ der Diakonissen
Speyer/Neustadt/Ludwigshafen- Im 500.
Jubiläumsjahr der Reformation steht das Pfingstfest 2017 im Zeichen
der Erneuerung und der Ökumene. Auch die Diakonissen
Speyer-Mannheim als größter freier diakonischer Träger in der
pfälzischen Landeskirche seien „stets im Werden“, erklärt der
pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad anlässlich des Tages
der Gemeinschaftserneuerung der Evangelischen Diakonissen am
Pfingstsonntag, 4. Juni. Schad hält die Ansprache im
Festgottesdienst um 10 Uhr in der Speyerer Gedächtniskirche, die
Predigt hält Oberin Diakonisse Anke Frickmann aus Bethel. Im
Gottesdienst wechselt Oberin Schwester Isabelle Wien nach 25 Jahren
der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Diakonissen in das Amt der
Diakonisse neuer Form über, Pfarrerin Corinna Kloss wird als
Diakonisse neuer Form eingesegnet.
Gerade heute spürten die Menschen die Sehnsucht in sich,
Diakonie in Gemeinschaft zu leben, ihren Glauben zu vertiefen und
für Andere da zu sein, erklärt Kirchenpräsident Schad, der auch
Vorsitzender des Verwaltungsrates der Diakonissen Speyer-Mannheim
ist. Für diesen Dienst am Nächsten brauche es eine Öffnung für
Frauen und Männer unterschiedlicher Lebensformen.
Als äußeres Zeichen der Erneuerung tragen die Diakonissen neuer
Form ab Pfingsten keine Tracht mehr, signifikantes Zeichen bleibt
die Brosche in Form des Kreuzes. Das neue Gemeinschaftskonzept wird
in einer Feierstunde im Anschluss an den Gottesdienst im Festsaal
des Diakonissen-Mutterhauses vorgestellt. Ein Impulsreferat zum
Thema „Der Sehnsucht folgen – Neues wagen – Ein pfingstlicher
Aufbruch im Kontext gesellschaftlicher Veränderungsprozesse“ hält
dazu die Theologin Cornelia Coenen-Marx (Garbsen).
Das Sendungswort spricht Kirchenpräsident Christian Schad bei
einer ökumenischen Pfingstvesper anlässlich des 200-jährigen
Jubiläums der Neugründung des Bistums Speyer am Pfingstsonntag um
16 Uhr im Dom. Zusammen mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann feiern die
Vesper außerdem der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
Christlicher Kirchen in der Region Südwest Pastor Jochen Wagner,
der auch die Predigt halten wird, sowie weitere Vertreter
christlicher Konfessionen. Im Jahr des 500. Reformationsjubiläums
sind Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfessionen zudem
eingeladen, in Koblenz gemeinsam ihren Glauben zu feiern: Am
Pfingstmontag, 5. Juni, findet von 10 bis 18 Uhr auf der Festung
Ehrenbreitstein ein Ökumenisches Christusfest statt. Es steht unter
dem Motto „vergnügt, erlöst, befreit“. Die Evangelische Kirche im
Rheinland, die Evangelische Kirche der Pfalz, evangelische
Freikirchen, Alt-Katholiken sowie Gemeinden und Gruppen aus den
katholischen Bistümern Trier und Speyer sind mit vielfältigen
Angeboten am Festprogramm beteiligt.
Zu einer Pfingstsoiree lädt die Martin-Luther-Kirchengemeinde in
Neustadt/Weinstraße am Pfingstmontag, 5. Juni, ein. Der Lyriker und
Autor Harry Oberländer liest Texte zu den Themen des Pfingstfestes,
die vom Sextett „QuintUno“ musikalisch umrahmt werden. Oberländer
ist seit Januar 2017 als Stipendiat im Künstlerhaus Edenkoben zu
Gast. Anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums hatte die
Evangelische Kirche der Pfalz in Kooperation mit der Stiftung
Rheinland-Pfalz für Kultur ein Stipendium für Lyrik ausgeschrieben.
Die Soiree beginnt um 17 Uhr in der Martin-Luther-Kirche,
Martin-Luther-Straße 44, der Eintritt ist frei.
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in
Ludwigshafen feiert am Pfingstsonntag um 11 Uhr einen
ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Kirche St.Ludwig,
Wredestraße 24 in Ludwigshafen-Mitte. Im Rahmen des
Reformationsjubiläums 2017 drücke dieser Gottesdienst das
Verständnis aus, dieses Jahr vor allem als Christusfest feiern zu
wollen: „Nicht in konfessioneller Abgrenzung, sondern in der
gemeinsamen Bitte um den Heiligen Geist, der Gemeinschaft unter den
Kirchen spenden möge“, teilt Pfarrer Götz Geburek vom
Protestantischen Dekanat Ludwigshafen mit. Liturgie, Predigt und
die weitere Gestaltung des Gottesdienstes übernehmen
protestantischerseits Dekanin Barbara Kohlstruck, der katholische
Dekan Alban Meißner sowie Hans-Erhard Wilms von der
Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) Ludwigshafen sowie
weitere Christen aus Mitgliedskirchen der ACK.
Pfingsten ist das „Fest des Heiligen Geistes“ und nach
Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest des christlichen
Kirchenjahres. Der Name geht auf das griechische Wort „pentekoste“
(der fünfzigste) zurück, weil das Pfingstfest seit etwa Ende des
vierten Jahrhunderts fünfzig Tage nach Ostern gefeiert wird. In
Erinnerung an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen
Geistes wird Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche und Beginn
der weltweiten Mission verstanden, heißt es auf der Seite der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Stichwort
Pfingsten.
Mehr zum Thema: www.diakonissen.de; www.christusfest-koblenz.de.
Text: lk; Foto: spk
01.06.2017
Mensch zwischen Gott und Teufel
Großartiges Rockmusical über Reformator Martin
Luther zweimal in Stadthalle
Von unserem Mitarbeiter Werner Schilling
Speyer- Nach einem heftigen Bühnengewitter mit
Pauken und Trompeten aus dem Orchestergraben und einer Serie von
Scheinwerferblitzen, die laut Legende sein Mönchsgelübde ausgelöst
haben sollen, schlägt der unter seiner Kapuze verhüllte
Augustinermönch Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der
Schlosskirche zu Wittenberg. Mit diesem Hammerschlag beginnt im
Jahre 1517 die Reformation. Sein Ringen um religiöse Erkenntnis ,
die Suche nach einer Gerechtigkeit, die vor Gott gilt,
seine Selbstzweifel und den inneren Kampf des
Reformators lässt das Rockmusical „Luther – Mensch zwischen
Gott und Teufel“ an zwei Abenden in der ausverkauften Stadthalle in
beeindruckender Manier Szene für Szene nachempfinden. Dieses
Erlebnis ermöglicht die Evangelische Kirche der Pfalz, die eine
Neuproduktion des bereits 2011 uraufgeführten Stücks
durch den Verein Talent-Acker mitträgt. Das Kaiserslauterer
Autorenteam Lea Siegfried (Text und Regie) und Jonas Klamroth
(Musik) erntet in Speyer die Früchte seiner Arbeit und
wird mit frenetischem Beifall belohnt.
Wie einen Rockstar umjubelt ihn am Ende das Volk
mit „Martin, Martin!“-Sprechchören und ermuntert den spürbar von
Selbstzweifeln geplagten Theologieprofessor dazu, den
eingeschlagenen Reforrmationsweg weiter zu beschreiten.
Martin Luther, energiegeladen und leidenschaftlich
dargestellt vom jungen Benjamin Link, hat in seiner als Nonne
aufgewachsenen Ehefrau Katharina seinen größten Befürworter.
Die junge aus Frankenthal stammende Sopranistin Melanie
Schlüter verdient sich für ihren glockenklaren Gesang und ihre
Ausdruckskraft die Bestnote in dem rund 50 Laiendarsteller großen
Ensemble aus der gesamten Pfalz. Glanzpunkt der grandiosen
Aufführung ist das einfühlsame Duett „Im Garten“, in dem die beiden
sich das erste Mal bewusst annähern. Katharina hat es Luther auch
zu verdanken, dass der Kirchenerneuerer nicht den Reizen der
teuflischen Domina, exzellent verkörpert von Nora Beisel, erliegt.
In seinem roten Gewand als Kardinal Cajetan überzeugend auch Jan
Keller, der beim Reichstag erfolglos versucht, Luther zum
Widerrufen seines Thesenpapiers zu bewegen. Die
überwiegend lautstarke, aber auch mal nachdenklich stimmende
balladeske Musik liefert eine achtköpfige Band,
zu der neben E-Gitarren auch Geigen und Cello gehören.
„Luthers Geschichte ist eine über Glauben, Macht und Ohnmacht.
Sie hat uns und ganz Europa bis heute geprägt“, meint die junge
Autorin und Regisseurin des Musicals, Lea Siegfried. Auch der
musikalische Leiter des Projekts, Jonas Klamroth, war von dem Stoff
begeistert. Angeregt von dem Lutherfilm mit Joseph Fiennes begann
er schon als Schüler, zum Thema zu komponieren. Die 16 Lieder des
Rockmusicals sind auf einer CD festgehalten. Wer
bedauert, nicht das jugendlich frisch inszenierte
Luther-Rockmusical erlebt zu haben, kann auf eine DVD
zurückgreifen. Es wäre zudem höchstverdient, wenn die
spektakuläre Produktion noch einmal live erlebt werden und
das Ensemble weitere Verpflichtungen an Land ziehen könnte.
Info: Das Libretto wurde komplett
überarbeitet, einige Szenen und Lieder neu geschrieben. Dank
umfangreicher Technik konnte das Rockmusical als „echte
Profiarbeit“ auf die Bühne der Stadthalle gebracht werden.
Verschiebbare Kulissenelemente formieren die fünf Tänzerinnen
und 15 Chormitglieder mrehrfach als Hintergrund zu
einem Kreuz.
Auch Autorin Lea Siegfried und der 24 Jahre junge
Komponist Jonas Klamroth sind inzwischen professionell aufgestellt.
Sie gehören zu Talent-Acker e.V., der sich für die
Nachwuchsförderung in Kunst und Kultur einsetzt.
Die rund 50 Mitwirkenden auf und hinter der Bühne sind junge,
semiprofessionelle Künstler. Die zehn Hauptrollen wurden (unter 150
Bewerbern) aufwändig gecastet. Der 16-jährige „Luther“, alias
Benjamin Link, gewann den Wettbewerb Vocal Heroes. „Katharina“, 18
Jahre alt, alias Melanie Schlüter, profilierte sich beim
Europäischen Jugend Musical Festival 2013. Nur der „Papst“ ist
älter: Michael Marwitz ist 60 Jahre alt und als Kurt Sperling in
der Lindenstraße bekannt. Geprobt hat das Ensemble ein Jahr
lang, nahezu an jedem Wochenende. Foto:: © lk/
Landry
12.04.2017
„Das Gewissen ist der Kern der menschlichen Persönlichkeit“
Reformationsjubiläum: Festabend mit dem Präsidenten des
Bundesverfassungsgerichts
Speyer- In einer demokratischen
Gesellschaft ist nicht Gehorsam, sondern Verantwortung für die
Gemeinschaft die vorrangige Pflicht des Einzelnen. Nur so kann nach
den Worten des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Andreas
Voßkuhle, auch die im Grundgesetz verankerte Gewissensfreiheit
gewährleistet werden. In seinem Vortrag zum Thema „Wie weit reichen
die Grundrechte in Gewissenskonflikten?“ hob Voßkuhle die
gesellschaftliche Herausforderung hervor, immer wieder in einen
ethisch-moralischen Diskurs zu treten und sich so aktiv an einem
offenen, demokratischen Willensbildungsprozess zu beteiligen. „Wir
müssen auf Fehlentwicklungen und moralische Defizite in unserem
Gemeinwesen aufmerksam machen“, appellierte Voßkuhle, der
anlässlich des Reformationsjubiläums am Dienstag in Speyer den
Festvortrag hielt.
Der von Harald Asel vom Rundfunk Berlin-Brandenburg moderierte
Festabend war Abschluss und Höhepunkt des Europäischen
Stationenweges und der Speyerer Kirchen-Kultur-Tage im
Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“. Mit einem Gebet und einer
Schweigeminute zu Beginn des Festabends gedachte Kirchenpräsident
Christian Schad der Opfer von Terror und Gewalt weltweit – und
besonders der Christen in Ägypten, über die am Palmsonntag
schreckliches Leid gekommen sei. Das Recht auf Religions- und
Gewissensfreiheit könne nicht schwerer verletzt werden als dadurch,
dass Menschen während ihrer Religionsausübung Gewalt angetan
werde.
In Anlehnung an
Luthers die Welt verändernden Satz auf dem Reichstag 1521 in Worms
„Hier stehe ich. Ich kann nicht anders“ stellte der Präsident des
Bundesverfassungsgerichts das Gewissen als „Kern der menschlichen
Persönlichkeit“ heraus. Es gebe nicht nur „richtig“ oder „falsch“,
sagte Voßkuhle. Vielmehr werde bei jeder
Gewissensentscheidung der Einzelne „auf sich zurückgeworfen. Er
muss die Verantwortung übernehmen“. Die Verfassung schütze nicht
das Gewissen als solches. Geschützt würden vielmehr
Gewissensbildung und Gewissensentscheidung. Damit ziele das
Grundgesetz nicht nur auf die Freiheit des Gewissens, sondern auch
auf die Unverletzlichkeit dieser Freiheit – „unantastbar“ und
„unbedingt“.
Indes gebe es auch Grenzen der Gewissenfreiheit, sagte der
Jurist und führte als Beispiel etwa die Schulpflicht („staatlicher
Erziehungsauftrag“) an. „Freiheit als rechtliche Freiheit kann
niemals schrankenlos und absolut sein, denn sie muss mit der
Freiheit anderer zusammen bestehen. Keine Verfassungsnorm darf so
verstanden werden, dass sie die Verfassung selbst zu umgehen
erlaubt“, stellte Deutschlands oberster Richter klar.
Für die
inhaltliche Auseinandersetzung mit unterschiedlichen
Glaubensüberzeugungen bedarf es nach den Worten von
Kirchenpräsident Christian Schad nicht nur des
staatlichen Gewaltmonopols, sondern auch eines gesellschaftlichen
Klimas der Toleranz. Gerade jetzt, wo in der Türkei, aber auch in
einigen europäischen Ländern die Gewaltenteilung auf dem Spiel
stehe, sei es „ein Gebot der Stunde, die Unverletzlichkeit der
Freiheits- und Menschenrechte immer wieder neu bewusst zu machen“,
sagte Schad in seiner Begrüßung der rund dreihundert Gäste aus
Politik, Kirche und Gesellschaft. Für diese demokratischen Werte
hätten die Evangelischen Kirchen am Oberrhein auch im Vorfeld der
in diesem Jahr stattfindenden Wahlen geworben. „Wir suchen den
Dialog, gerade auch mit anderen Religionen und Weltanschauungen –
und tragen zu einer Kultur der Aufmerksamkeit bei.“
Wahre Toleranz finde ihre Grenze aber an der Intoleranz, führte
der Kirchenpräsident aus. „Gerade als Religionsgemeinschaften
müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass die Inanspruchnahme von
Religionsfreiheit Konsequenzen hat: Sie setzt das Ja zu den
Bedingungen der Freiheit voraus.“ Der Europäische Stationenweg, der
durch 68 Orte und 19 Länder führt, erinnere an diese gemeinsamen
Überzeugungen und evangelischen Grundorientierungen, sagte der
Kirchenpräsident. Text und Foto: lk
Hinweis: Mehr unter: www.reformation2017.evpfalz.de,
r2017.org, www.luther2017.de und www.diakonie2017.de
12.04.2017
Festabend mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts - Bilderalbum
Luther rockt die Reformation
Musikalischer Höhepunkt der Kirchen-Kultur-Tage vor
ausverkauftem Haus
Speyer- Frenetischer Beifall, stehender
Applaus, mehrere Vorhänge, Zugaben. Das Rockmusical „Luther –
Mensch zwischen Gott und Teufel“ hat die 450 Zuschauer in der
ausverkauften Stadthalle in Speyer begeistert. Das von Komponist
Jonas Klamroth und der Librettistin Lea Siegfried geschriebene
Stück war einer der Höhepunkte der Kirchen-Kultur-Tage aus Anlass
des Reformationsjubiläums 2017. Für die Akteure auf und hinter der
Bühne ging damit eine über eineinhalbjährige Vorbereitungs- und
Probezeit überaus erfolgreich zu Ende.
Aus rund 150 Bewerbern hat die Projektleitung um Manager Marius
Henkel, Cheftechniker Florian Fastnacht, Komponist Jonas Klamroth,
den Regisseuren Daniel Korz und Lea Siegfried ein 60-köpfiges
Ensemble gebildet, „das eine aufregende Reise mit uns angetreten
ist“, wie die Mitglieder des Kernteams erklärten. Musikalisch gab
Dirigent Simon Gräber den Takt an, sorgte für die notwendige
Balance zwischen Bühne und Orchestergraben. In diesem waren von
klassischer Besetzung mit Geigen und Cello, Klarinette, Trompeten
und Posaunen bis zur rockigen E-Gitarre und zum E-Bass,
Schlagzeug und Keys alle Instrumente vertreten, um sowohl
gefühlvolle Balladen wie härtere Töne anzuschlagen.
Im Boot dabei war die Evangelische Kirche der Pfalz, die
das Projekt im Blick auf das Reformationsjubiläum mitentwickelt
hat. „Wir wollten keine fremden Produktionen einkaufen, sondern
jungen, talentierten und ambitionierten Künstlern die Chance geben,
unter professionellen Bedingungen ein Gesamtkunstwerk zu schaffen“,
erklärte der Reformationsbeauftragte der Landeskirche, Wolfgang
Schumacher. Zur Produktion habe neben allen technischen und
künstlerischen Fragen gerade auch die Auseinandersetzung mit der
Geschichte der Reformation gehört.
Viel Lob ernteten alle Beteiligten von den Zuschauern, die sich
sicher waren, „dass wir heute Künstler gesehen und gehört
haben, deren Namen wir bald an Profitheatern lesen werden“, wie ein
Ehepaar aus Landau sagte. Auch wenn sich die Akteure über die
beiden ausverkauften Vorstellungen freuten, viele Kartenwünsche
konnten nicht erfüllt werden. Für all diejenigen, die das Musical
um Luther nicht live miterleben konnten, eine DVD geht bereits in
den nächsten Wochen in Produktion, kündigte die Produktionsleitung
an.
Infos zum Stück unter www.talentacker.de. Text
lk; Foto: © lk/ Landry
09.04.2017
Luther rockt die Reformation - Bilderalbum
Kleiner Luther, großes Theater
Gemeinschaftsprojekt: Stadt, Protestantischer Kirchenbezirk und Chawwerusch-Theater bringen gemeinsam das Stationentheater „Der kleine Luther“ auf den Weg. Am Auftakttreffen nahmen (v.l.n.r.) Dekan Volker Janke, die Leiterin der städtischen Kulturabteilung, Sabine Haas, Projektleiterin Felix S. Felix vom Chawwerusch Theater, Bürgermeister und Kulturdezernent Dr. Maximilian Ingenthron und Projektleiter Thomas Kölsch vom Chawwerusch Theater teil.
Erstes Gruppentreffen des
Stationentheaters „Der kleine Luther“ des Chawwerusch
Theaters
Landau- Der Countdown läuft: Im September und
Oktober dieses Jahres führt das Chawwerusch Theater rund um die
Landauer Stiftskirche das Stationentheater „Der kleine Luther“ auf.
Veranstalter sind die Stadt und der Protestantische Kirchenbezirk
Landau. Die rund 100 Amateurschauspielerinnen und
Amateurschauspieler, die die Geschichte des früheren Landauer
Stadtpfarrers Johannes Bader zum Leben erwecken, kamen jetzt zu
einem ersten Treffen zusammen.
„Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Familientreffen mit neu
angeheirateten Verwandten“, fasste Thomas Kölsch zusammen, der das
Projekt „Der kleine Luther“ beim Chawwerusch Theater gemeinsam mit
Felix S. Felix (Projektassistenz: Dagmar Brade) leitet. Viele der
Spielerinnen und Spieler, die für das aktuelle Projekt ausgewählt
wurden, haben bereits Chawwerusch-Theaterluft geschnuppert und sich
etwa bei den beiden vorangegangenen Landauer Stationentheatern
„Ziegelstein&Musenkuss“ und „Landauer Leben“ engagiert.
Beim ersten Treffen für den „Kleinen Luther“ wurden die
Schauspielerinnen und Schauspieler in insgesamt fünf Gruppen
eingeteilt, die jeweils von einem Chawwerusch-Profi angeleitet
werden. Jede Gruppe bespielt eine Station. Erste Station wird der
Platz vor dem Gemeindesaal der Stiftskirche sein, danach folgen die
Stiftskirche selbst, der Rasenplatz hinter dem Gemeindesaal, der
Gemeindesaal selbst sowie erneut die Stiftskirche. Jede Station
bildet einen anderen Aspekt der Reformationszeit in Landau bzw. im
Leben des damaligen Stadtpfarrers Johannes Baders, des „kleinen
Luthers“, ab.
Landaus
Bürgermeister und Kulturdezernent Dr. Maximilian Ingenthron nahm
ebenfalls am ersten Gruppentreffen teil und zeigte sich begeistert
vom Gemeinschaftsgeist, der durch den Gemeindesaal der Stiftskirche
wehte. „Mein ausdrücklicher Dank als Kulturdezernent gilt den
Schauspielerinnen und Schauspielern, die in den kommenden Monaten
ihre Freizeit opfern, um den «Kleinen Luther» zu einem großen
Erfolg werden zu lassen, sowie den Aktiven des Chawwerusch
Theaters, die das Großprojekt professionell begleiten.“ Er sei
überzeugt, dass sich die Landauerinnen und Landauer auf ein
kulturelles Highlight im Herzen der Stadt freuen dürften, so Dr.
Ingenthron. Vor 500 Jahren sei Weltgeschichte geschrieben worden,
betonte der Kulturdezernent – die Schauspielerinnen und
Schauspieler aus Landau und der Region würden diese nun in die
Gegenwart transportieren und der Stadtgeschichte damit ihrerseits
ein weiteres Kapitel hinzufügen.
Dekan Volker Janke bekannte, für ihn gehe mit der nun
beginnenden Realisierung des Stationentheaters ein Traum in
Erfüllung. Janke war angesichts des Reformationsjubiläums auf das
Chawwerusch Theater zugegangen und hatte ein gemeinsames
Stationentheater rund um die Stiftskirche angeregt. Sein Dank gelte
heute sowohl dem Herxheimer Theater-Ensemble als auch der Stadt
Landau, die gemeinsam mit der Kirche als Veranstalter auftrete, so
Janke. „Die Zeit der Reformation hat vor 500 Jahren die Welt
verändert – durch unseren Stadtpfarrer Johannes Bader haben wir in
Landau einen besonderen Bezug zur Reformation und den theologischen
und kulturellen Veränderungen, die mit ihr einhergingen.“ Zugleich
seien Fragen zu Themen wie Meinungs- und Religionsfreiheit heute
aktueller denn je, so der Landauer Dekan.
Das Stationentheater „Der kleine Luther“ feiert am 21. September
Premiere. Bis einschließlich 3. Oktober wird die Geschichte
Johannes Baders an acht Tagen insgesamt 34 Mal aufgeführt. Karten
für das Highlight im Landauer Lutherjahr sind voraussichtlich ab
Mitte August erhältlich. Die fünf Schauspiel-Gruppen treffen sich
in den kommenden Monaten an mehreren Wochenenden, um das
Stationentheater einzuüben.
Pressemitteilung der Stadt Landau in der Pfalz, des
Chawwerusch-Theaters und des Protestantischen Kirchenbezirks
Landau; Foto: Stadt Landau
30.03.2017
Von Druckern, Reformatoren und Bauernkriegen
Geschichte mal anders präsentieren, das hat sich Michael
Landgraf auf die Fahne geschrieben
jüs. Lustadt- Die Zeit der Reformation
in den Jahren 1500 bis 1529 hat er in einen historischen Roman
gepackt, der den Titel „Der Protestant“ trägt. Passend zum
Lutherjahr 2017, dachten sich der Gemeindepädagogische Dienst
Germersheim, die Prot. Kirchengemeinde und die Gemeindebücherei
Lustadt und holten gemeinsam mit der Buchhandlung „Das
Bücherherz“ den Neustadter Schriftsteller nach Lustadt. Und
auch bei der Autorenlesung im vollbesetzten Rathaus setzte Landgraf
auf unkonventionelle und anschauliche Mittel und Wege.
Im Gewand eines Druckermeisters aus Luthers Zeiten, umrahmt von
Flöten- und Lautenmusik des Duos NORDVIND erzählte er
Geschichtliches und Geschichten aus der Anfangszeit des Buchdrucks
und der Reformation – gepaart mit Bildern und Textpassagen seines
Romans. „Welches Tier hat keine Poren im Fell“ war nur eine der
Fragen des Druckermeisters, als es darum ging, zu erklären, wie die
Druckerschwärze auf das Papier kam.
Und natürlich durften auch ein Ablassbrief, der
Hexenhammer sowie eine der ersten in der Pfalz gedruckten Bibeln im
Fundus bei der Präsentation nicht fehlen.
Landgraf verstand es in seiner Lesung ausgezeichnet, den
Zuschauer in die Pfalz vor 500 Jahren zu entführen und die Zeit der
Reformation und Bauernkriege plastisch näherzubringen. Sein Roman
„Der Protestant“ spielt vornehmlich im Süden Deutschlands und vor
allem an vielen bekannten Stätten der Kurpfalz. Hauptdarsteller des
Romans ist Jakob Ziegler, Sohn eines Neustädter Weinhändlers.
Zunächst in den Ängsten seiner Zeiten gefangen, begegnet der
Protagonist dem Ablasshandel, aber auch Humanisten und
Reformatoren, deren Ideen ihn ansprechen. Als Jurist beobachtete er
Martin Luther bei der Heidelberger Disputation und beim Reichstag
zu Worms. Er wird verstrickt in die Kriege gegen Franz von
Sickingen und gegen die Bauern sowie in die Verfolgung der Täufer.
Auf dem Speyerer Reichstag von 1529 gehört er zu den Protestanten,
die sich gegen den Kaiser auf ihr Gewissen beriefen.
Landgrafs Ziel, dass die Leserinnen und Leser sich am Ende
selbst ein Bild über die Zeit und die Anliegen der Reformation
machen können, ging an diesem Abend voll und ganz auf.
In der Pause und im Anschluss an die szenische Lesung konnten
die Zuhörer bei Brezel und Sekt mit Autor Michael Landgraf ins
Gespräch kommen. Die Lustadter Buchhandlung „Das Bücherherz“
wartete mit entsprechenden Buchexemplaren auf und viele nutzen die
Möglichkeit, eine Ausgabe zu erwerben und vom Autor signieren zu
lassen, während die Gemeindebücherei ihre Pforten zur Nachtausleihe
öffnete. „Eine rundum gelungene Veranstaltung“, war das Fazit der
Ortsbeigeordneten Christine Vollrath, die sich am Ende der Lesung
beim Autor und den Musikern herzlich bedankte. Foto:
jüs
22.03.2017
Michael Landgraf präsentiert Geschichte mal anders - Bilderalbum
Aussöhnung ist eine Lebensaufgabe
Kirchenpräsident und Bischof: Ökumenisches Miteinander
stets neu bezeugen
Otterberg- In einem Buß- und
Versöhnungsgottesdienst am Sonntag in der Otterberger Abteikirche
haben der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad und der
Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann im Reformationsjahr 2017 die
Christen aller Konfessionen dazu aufgerufen, das ökumenische
Miteinander immer wieder in konkretem Reden und Tun zu bezeugen.
„Unsere Identität als Christen ist weit mehr als bloß eine
abstrakte Idee. Sie muss sich zeigen und bewähren“, sagte Bischof
Wiesemann in dem ökumenischen Gottesdienst aus Anlass des Jubiläums
500 Jahre Reformation. Unter dem Titel „Erinnerung heilen – Jesus
Christus bezeugen“ gestalteten die Feier außerdem mit: der
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen – Region
Südwest (ACK), Pastor Jochen Wagner, Erzpriester Georgios Basioudis
von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Ruth
Raab-Zerger als Vertreterin der südwestdeutschen
Mennonitengemeinden sowie die Otterberger Pfarrer Achim Dittrich
(katholisch) und Harry Albrecht (evangelisch).
Die Bereitschaft, sich zu versöhnen, müsse die Grundhaltung
jedes Christen sein, führten Kirchenpräsident Schad und Bischof
Wiesemann in ihrer Dialogpredigt aus, in der sie auch persönliche
Erfahrungen geglückter und misslungener Gemeinschaft schilderten.
„Vorbei sind die Zeiten, in denen wir uns gegenseitig der
Gewissheit der Hölle versicherten, statt der gemeinsamen Suche des
Himmels. Von gestern ist der Fehlschluss, wonach wir aus dem
Anderssein des Anderen nur die Überlegenheit des Eigenen ableiten
konnten“, sagte Schad. Wo die Konfessionen im Namen Jesu versammelt
seien, sei Gott mitten unter ihnen. „Freuen wir uns an der Vielfalt
und demonstrieren wir glaubhaft die Fähigkeit zur Einheit“, so der
Kirchenpräsident.
„Wir verschließen die Augen nicht vor dem, weswegen wir in der
Vergangenheit aneinander schuldig geworden sind und es bis heute
werden“, führte Bischof Karl-Heinz Wiesemann aus. Die Bereitschaft,
sich mit den Mitmenschen auszusöhnen, sei indes „mehr als nur ein
punktuelles Geschehen. Sie ist eine Lebensaufgabe“. Die bewusste
Aufarbeitung negativer Erfahrungen und das vergebende Wort seien
heilsam, „weil sie helfen zu überwinden, was unserer sichtbaren
Einheit noch im Wege steht“, sagte der Bischof. Das
Reformationsjahr diene nicht dazu, Identität durch Abgrenzung zu
gewinnen. „Wir feiern nicht uns, sondern Jesus Christus allein. So
werden wir unserem gemeinsamen Auftrag gerecht“, erklärten Schad
und Wiesemann.
Konkret haben sich in den Kirchengemeinden und Pfarreien bereits
viele Menschen aufgemacht, im Laufe des Reformationsjahres 2017
einen ökumenisch-geistlichen Übungsweg gemeinsam zu gehen: Bis
jetzt haben sich 24 Gruppen, davon sieben außerhalb der Pfalz, dem
bundesweit einzigartigen Projekt unter dem Motto „zusammen wachsen“
angeschlossen. Sie wurden am Sonntag gesegnet und ausgesandt. Der
Übungsweg gibt Impulse für persönliche Glaubensübungen und
-erfahrungen und nimmt in der Form von Exerzitien im Alltag
zentrale Themen der Reformation auf. Der dazu vom Institut für
kirchliche Fortbildung bereits in zweiter Auflage herausgegebene
spirituelle Leitfaden lade dazu ein, sich offen und neugierig auf
den Weg zu machen und „in ökumenischer Gemeinschaft die geistigen
Wurzeln, durch die wir zutiefst verbunden sind, zu erkunden“, heißt
es im Vorwort.
Musikalisch umrahmten den Gottesdienst ein ökumenischer
Projektchor und eine Bläsergruppe unter der Leitung des
Bezirkskantors des katholischen Dekanats Kaiserslautern, Siegmar
Junker, sowie der Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen
Kirche der Pfalz, Jochen Steuerwald, an der Orgel. Die Abteikirche
Otterberg gilt als Symbol für ein gelebtes ökumenisches Miteinander
in der Pfalz. Jahrhundertelang feierten dort Katholiken und
Protestanten ihre Gottesdienste unter einem Dach, aber bis 1979
durch eine Mauer getrennt. Seit 25 Jahren wird sie als
Simultankirche von beiden Konfessionen gemeinsam genutzt.
Hinweis: Das Übungsheft „zusammen wachsen.
Ökumenisch-geistlicher Weg 500 Jahre Reformation“ kann beim
Institut für kirchliche Fortbildung bestellt werden. Es kostet 10
Euro, bei einer Bestellung von zehn Exemplaren 8 Euro und von
hundert Exemplaren 6 Euro.
Kontakt: Institut für kirchliche Fortbildung, Luitpoldstraße 8,
76829 Landau, Telefon 06341 / 55680571, E-Mail: info@institut-kirchliche-fortbildung.de.
Mehr zum Thema: www.institut-kirchliche-fortbildung.de.
lk/is; Foto: spk Archiv
12.03.2017
Ausstellung „Freiheit – Wahrheit – Evangelium“
Neuer Blick auf eine
dramatische Zeit
„Freiheit – Wahrheit – Evangelium. Reformation in
Württemberg“: Das ist der Titel der großen Ausstellung zum 500.
Jubiläum der Reformation, die derzeit vom Landesarchiv
Baden-Württemberg vorbereitet wird. Eröffnet wird die Schau im
September 2017 in Stuttgart sowie in drei Klöstern, die damals eine
wichtige Rolle spielten: in Maulbronn, Bebenhausen und
Alpirsbach.
Stuttgart - Die Ausstellung wird ein Panorama
der dramatischen ersten Phase der Reformation in Württemberg
entfalten: Die Jahrzehnte am Beginn des 16. Jahrhunderts, als die
neue Glaubenslehre Martin Luthers schließlich von Herzog Ulrich
eingeführt wurde, stehen dabei im Zentrum. Ab dem 13. September
wird im Kunstgebäude am Stuttgarter Schlossplatz mit zahlreichen
spektakulären Exponaten eine Zeit sichtbar, in der die Menschen
eine epochale Wende erlebten. Drei weitere Ausstellungen in den
großen ehemaligen Klöstern Maulbronn, Bebenhausen und Alpirsbach
eröffnen jeweils einen Tag später. In Zusammenarbeit mit den
Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg zeigen sie, was
mit der Einführung der Reformation in den Klöstern geschah – und
auch, wie dramatisch und konfliktreich sich ihre Aufhebung
abspielte.
WÜRTTEMBERG ALS FRÜHES BEISPIEL
Was Württemberg besonders interessant und zu einem brisanten
Thema für eine solche Ausstellung im Jubiläumsjahr der Reformation
macht: Nach Sachsen und Hessen war das Herzogtum eines der drei
frühesten Territorien im deutschen Reich, das die Reformation
einführte. Kurator Prof. Dr. Peter Rückert vom Landesarchiv
Baden-Württemberg weist darauf hin, wie wichtig die Ergebnisse der
jüngsten Forschung für die neue Ausstellung sind. Der Blick auf die
Frühe Neuzeit hat sich in den letzten Jahren verändert. Peter
Rückert erläutert: „Wie wichtig etwa der gezielte Einsatz der
Medien für die enorm dynamische Entwicklung der Reformation war,
weiß man jetzt aus aktuellen mediengeschichtlichen Untersuchungen.“
Neu wird auch der Fokus der Ausstellung sein: Sie nimmt die
zeitgenössische Gesellschaft in den Blick und fragt nach den
konkreten Einflüssen der neuen Lehre Martin Luthers in der
württembergischen Bevölkerung. Weniger bekannte Lebensgeschichten
werden sichtbar, etwa die des Reformators Ambrosius Blarer, der als
junger Mann Mönch im Kloster Alpirsbach war. Und die Ausstellung
zeigt auch die „Verlierer“ und die schwierigen Situationen, die
sich aus dem politischen wie religiösen Streit um die Reformation
ergaben. Damit erhält das historische Bild der Reformation eine
markante Abrundung, welche die nachhaltige Durchsetzung der
evangelischen Konfession in Württemberg konturiert.
ERÖFFNUNG AM 12. SEPTEMBER
Die Ausstellung, die sich an alle historisch Interessierten
wendet, wird ab dem 13. September in Stuttgart zu sehen sein. Die
Einzelschauen in den Klöstern eröffnen am 14. September in
Maulbronn, am 15. September in Bebenhausen und am 16. September in
Alpirsbach.
TERMINE. WEITERE INFORMATIONEN
Freiheit – Wahrheit – Evangelium. Reformation in
Württemberg
Stuttgart, Kunstgebäude: 13.9.2017 – 19.1.2018
Kloster Maulbronn: 14.9.2017 – 19.1.2018
Kloster Bebenhausen: 15.9.2017 – 19.1.2018
Kloster Alpirsbach: 16.9.2017 – 19.1.2018
www.reformation-in-württemberg.de
Die Ausstellung wird gefördert durch das Ministerium für
Wissenschaft, Forschung und Kunst. Sie steht unter der
Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg,
Winfried Kretschmann.
Zur Ausstellung erscheinen ein Katalog und ein Aufsatzband.
Anlässlich des Reformationsjubiläums bilden die Institutionen an
der Kulturmeile Stuttgart eine gemeinsame „Reformationsmeile“ mit
einem vielseitigen Programm:
www.reformationsmeile-stuttgart.de
Staatsanzeiger für Baden-Württemberg GmbH
08.03.2017
„Zeit für offizielle Schritte auf dem Weg zur Ökumene“
Kirchenpräsident Schad schildert „ganz persönlichen
Eindrücke“ vom Besuch bei Papst Franziskus im Vatikan – Speyer dem
Pontifex als „Geburtsstadt des Protestantismus“
nahegebracht
spk. Speyer- Zutiefst beeindruckt und noch spürbar
beseelt von der außerordentlich großen Herzlichkeit des
katholischen Kirchenoberhauptes Papst Franziskus sowie
seiner Bereitschaft, sich leidenschaftlich und hingebungsvoll mit
dem Anliegen seiner Amtsbrüder von der Evangelischen Kirche
Deutschlands (EKD) für das Wachsen der Ökumene zu widmen,
zeigte sich jetzt der Präsident der Evangelischen Landeskirche
der Pfalz, Christian Schad. bei einem Pressegespräch
unmittelbar nach seiner Rückkehr von einem Besuch im Vatikan, als
dessen Höhepunkt Schad eine Privataudienz der Delegation unter der
Leitung des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm bei
dem katholischen Kirchenoberhaupt aus Anlass des
Reformationsjubiläums 2017 bezeichnete.
Gerne erinnerte sich der Speyerer Kirchenpräsident bei dem
Pressegespräch noch einmal an die langen Flure und prachtvollen
Räume des Vatikans, die seine Besuchergruppe auf ihrem Weg zu dem
Audienzsaal des Pontifex durchschreiten musste und die auch dem
„nüchternen Pfälzer Protestanten“ Christian Schad wohl noch lange
in Erinnerung bleiben werden.
Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz,
dem Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal
Marx und dem Leiter des „Päpstlichen Sekretariats für die
Einheit der Christen“ und früheren Bischof von Basel,
Kurienkardinal Kurt Koch habe das katholische
Kirchenoberhaupt die deutschen Gäste schon am Eingang zum
Audienzsaal mit großer Herzlichkeit empfangen und sich jeden
einzelnen von Heinrich Bedford-Strohm in ihrer jeweiligen Funktion
vorstellen lassen.
Kirchenpräsident Schad - evangelischerseits gemeinsam mit
seinem katholischen Amtsbruder Bischof Karl Heinz Wiesemann
zugleich auch Vorsitzender des Kontaktgesprächskreises zwischen der
EKD und der Deutscher Bischofskonferenz sowie Vorsitzender der
Union Evangelischer Kirchen in Deutschland (UEK) - erinnerte bei
dem Treffen mit der regionalen Presse ein weiteres Mal daran, dass
das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 das erste sei, „bei dem das
reformatorische Erbe nicht in Abgrenzung zur katholischen Kirche
herausgestellt werde“. Vielmehr – so habe es auch das Oberhaupt der
katholischen Kirche wörtlich betont – gelte es in diesem Jahr vor
allem, „die geistlichen und theologischen Gaben zu schätzen, die
wir von der Reformation empfangen haben“. Beeindruckt zeigte sich
der Kirchenpräsident aber auch von dem eindringlichen Appell des
Papstes, den er gleichermaßen an katholische wie evangelische
Christen gerichtet habe, auf dem Weg der Ökumene „weiter mutige
Schritte“ zu gehen und dabei auch „neue Wege“ einzuschlagen. „Die
Wirklichkeit der einen Taufe macht uns zu Brüdern und Schwestern in
einer bereits versöhnten Verschiedenheit“, zitierte Schad den Papst
weiter. Es sei deshalb die „unwiderrufliche Verpflichtung“ der
christlichen Kirchen, gemeinsam das Evangelium zu bezeugen.
Sehr offen, so Schad weiter. seien indes aber auch noch „offene
und schmerzhafte Punkte“ zur Sprache gekommen, wie etwa die
Tatsache, dass es für konfessionsverschiedene Ehepaare
katholischerseits noch immer keine „eucharistische
Gastfreundschaft“ gebe.
Lesen Sie die Ansprache von Papst Franziskus im Wortlaut
im SPEYER-KURIER
Kirchen können trotz unterschiedlicher Prägungen „Vorbild im
Umgang mit Differenzen“ sein.
„Bei unserem Reformationsjubiläum wollen wir uns in diesem
Jahr nicht auf Kosten der katholischen Kirche profilieren“,
unterstrich Schad im weiteren Gesprächsverlauf. Vielmehr – und
damit nahm er auch den Tenor der Ansprache des EKD-Ratsvorsitzenden
auf - habe zwischen den Delegationsmitgliedern, dem Papst und den
Vertretern des „Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der
Christen“ Einmütigkeit darüber geherrscht, „dass die Kirchen -
trotz unterschiedlicher Prägungen - Vorbild im Umgang mit
Differenzen“ sein könnten. Ziel des gemeinsamen Weges zur Ökumene
dürfe allerdings ebenso wenig eine „diffuse Einheitskirche“ sein;
wie bestehende Unterschiede nicht auf Dauer kirchentrennend bleiben
müssten.
Schad: Reformationsjubiläum „Christusfest mit deutlichem
ökumenischen“ Akzent
Wie verschiedentlich gemeldet, feiert die evangelische Kirche
noch bis Ende Oktober dieses Jahres „500 Jahre Reformation“. Damit
gedenkt sie der Veröffentlichung der 95 Thesen des Reformators
Martin Luther am 31. Oktober 1517, mit denen dieser gegen die
Missstände der Kirche seiner Zeit auftrat. Dieser Thesenanschlag an
der Schlosskirche zu Wittenberg gilt seit damals als Ausgangspunkt
für die weltweite Reformation, die die Spaltung der abendländischen
Kirche zur Folge hatte. Wie Schad hervorhob, werde dieser 500.
Jahrestag und das gesamte Jubiläumsjahr deshalb als „Christusfest
mit einem deutlichen ökumenischen Akzent“ gefeiert.
Ganz im Zeichen der Ökumene habe Papst Franziskus übrigens schon
am 31. Oktober vergangenen Jahres auf Einladung des Lutherischen
Weltbundes an der Eröffnung des Festjahres „500 Jahre Reformation“
im Dom der schwedischen Stadt Lund teilgenommen – in einem
Gotteshaus, das übrigens den maßstabsgetreuen Nachbau des Speyerer
Domes darstellt.
Lesen Sie die Ansprache des Ratsvorsitzenden der EKD,
Heinrich Bedford-Strohm, im Wortlaut im SPEYER-KURIER
In einem zweiten, persönlichen Gespräch zum Abschied habe Schad
schließlich noch die Gelegenheit genutzt, dem katholischen
Kirchenoberhaupt Speyer als „die Geburtsstadt des Protestantismus“
nahebringen und ihn mit der „Union“ evangelisch-lutherischer und
reformierter Christinnen und Christen vertraut zu machen, die sich
schon im Jahr 1818 zu einer Kirche zusammengeschlossen haben. Dabei
habe er auf die Inschrift am Domportal hingewiesen, die mit ihrem
Aufruf zum „Ut unum sint“ - „Auf dass alle eins seien“
(abgeleitet aus dem Johannes-Evangelium 17;11 ) schon früh zur
Gemeinschaft aller Christinnen und Christen gemahnt habe.
Stimme erheben „gegen Mauern und Tendenzen der Abschottung und
für die humanitäre Verpflichtung, Solidarität mit den Schwächsten
zu zeigen“
Wie
Kirchenpräsident Schad weiter berichtete, habe zum Programm der
Romreise auch ein Austausch mit der „Chiesa Evangelica Valdese“,
der Evangelischen Waldenser Kirche und mit der
Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Rom gehört. In seinen
Gottesdiensten habe er die heute noch „in Europa und der ganzen
Welt spürbaren Impulse der reformatorischen Kirchen“ hervorgehoben.
Zugleich habe er aber auch dafür geworben, dass Christen gemeinsam
ihre Stimme erheben sollten „gegen Mauern und Tendenzen der
Abschottung und für die humanitäre Verpflichtung - solidarisch mit
den Schwächsten“, gerade auch mit denen, die auch heute auf der
Flucht vor Krieg und Terror seien.
Lesen Sie die Predigt von Kirchenpräsident Schad im
Wortlaut im SPEYER-KURIER
An der Delegationsreise der EKD hatten außer dem
EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm, auch die
stellvertretende Ratsvorsitzende Präses Annette Kurschus,
die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, die
Ratsmitglieder Andreas Barner, Präses Michael Diener, Bischof
Markus Dröge, Elisabeth Gräb-Schmidt, Kirchenpräsident Volker Jung
und Oberkirchenrat Dieter Kaufmann teilgenommen. Foto:
epd-bild; © L'Osservatore Romano; gc
09.02.2017
Kirchenpräsident Schad schildert „ganz persönlichen Eindrücke“ vom Besuch bei Papst Franziskus - Bilderalbum
Ansprache von Papst Franziskus
Anlässlich der Audienz einer Delegation
der Evangelischen Kirche in Deutschland im Vatikan am 6.
Februar 2017
Liebe Brüder und Schwestern,
mit Freude heiße ich Sie willkommen und begrüße Sie
herzlich. Ich danke Herrn Landesbischof Bedford-Strohm für seine
freundlichen Worte und freue mich über die Anwesenheit von Kardinal
Marx: Dass der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz die
Delegation der evangelischen Kirche in Deutschland begleitet, ist
eine Frucht langjähriger Zusammenarbeit und Ausdruck einer im Laufe
der Jahre gereiften ökumenischen Beziehung. Ich wünsche Ihnen, dass
Sie auf diesem segensreichen Weg des geschwisterlichen Miteinanders
vorankommen und mutig und entschlossen auf eine immer vollkommenere
Einheit hin fortschreiten. Wir haben die gleiche Taufe: Wir müssen
zusammen gehen, ohne müde zu werden!
Es ist bedeutsam, dass anlässlich des 500.
Jahrestags der Reformation evangelische und katholische Christen
das gemeinsame Gedenken der geschichtsträchtigen Ereignisse der
Vergangenheit zum Anlass nehmen, um Christus erneut ins Zentrum
ihrer Beziehungen zu stellen. Gerade „die Frage nach Gott“, die
Frage: „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“ war „die tiefe
Leidenschaft und Triebfeder [des] Lebens und [des] ganzen Weges“
von Martin Luther (BENEDIKT XVI., Begegnung mit den Vertretern
der evangelischen Kirche in Deutschland, 23. September
2011). Was die Reformatoren beseelte und beunruhigte, war im Grunde
der Wunsch, den Weg zu Christus zu weisen. Das muss uns auch heute
am Herzen liegen, nachdem wir dank Gottes Hilfe wieder einen
gemeinsamen Weg eingeschlagen haben. Dieses Gedenkjahr bietet uns
die Gelegenheit, einen weiteren Schritt vorwärts zu tun, indem wir
nicht grollend auf die Vergangenheit schauen, sondern im Sinne
Christi und in der Gemeinschaft mit ihm, um den Menschen unserer
Zeit wieder die radikale Neuheit Jesu und die grenzenlose
Barmherzigkeit Gottes vor Augen zu stellen: genau das, was die
Reformatoren in ihrer Zeit anregen wollten. Dass ihr Ruf zur
Erneuerung Entwicklungen auslöste, die zu Spaltungen unter den
Christen führten, war wirklich tragisch. Die Gläubigen erlebten
einander nicht mehr als Brüder und Schwestern im Glauben, sondern
als Gegner und Konkurrenten. Allzu lange haben sie Feindseligkeiten
gehegt und sich in Kämpfe verbissen, die durch politische
Interessen und durch Machtstreben genährt wurden, und scheuten
bisweilen nicht einmal davor zurück, einander Gewalt anzutun,
Bruder gegen Bruder. Heute hingegen sagen wir Gott Dank, dass wir
endlich „alle Last […] abwerfen“ und brüderlich „mit Ausdauer in
dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus
blicken“ (Hebr 12,1–2).
Ich bin Ihnen dankbar, weil Sie vorhaben, mit
diesem Blick gemeinsam in Demut und mit Freimut eine Vergangenheit
anzugehen, die uns schmerzt, und in Kürze miteinander einen
bedeutenden Akt der Buße und der Versöhnung zu vollziehen: einen
ökumenischen Gottesdienst unter dem Leitwort „Erinnerung heilen –
Jesus Christus bezeugen“. So werden Sie – Katholiken und
Protestanten in Deutschland – betend auf den starken Ruf antworten
können, den Sie im Ursprungsland der Reformation gemeinsam
vernehmen: in Gott das Gedächtnis zu reinigen, um innerlich
erneuert und vom Heiligen Geist ausgesandt, dem Menschen von heute
Jesus zu bringen. Mit diesem Zeichen und weiteren für dieses Jahr
vorgesehenen Initiativen – der gemeinsamen Pilgerreise ins Heilige
Land, der gemeinsamen Bibeltagung zur Vorstellung der neuen
Bibelübersetzungen und dem ökumenischen Tag zum Thema der
gesellschaftlichen Verantwortung der Christen – beabsichtigen Sie,
dem Christusfest, das Sie anlässlich des Reformationsgedenkens
gemeinsam feiern wollen, eine konkrete Gestalt zu verleihen. Mögen
die Wiederentdeckung der gemeinsamen Glaubensquellen, die Heilung
der Erinnerung in Gebet und Nächstenliebe sowie die praktische
Zusammenarbeit bei der Verbreitung des Evangeliums und dem Dienst
an den Mitmenschen Impulse sein, um noch rascher auf dem Weg
voranzukommen.
Dank der geistlichen Verbundenheit, die sich in
diesen Jahrzehnten des ökumenischen Miteinanders gefestigt hat,
können wir das beiderseitige Versagen an der Einheit im Kontext der
Reformation und der nachfolgenden Entwicklungen heute gemeinsam
beklagen. Zugleich wissen wir – in der Wirklichkeit der einen
Taufe, die uns zu Brüdern und Schwestern macht, und im gemeinsamen
Hören auf den Geist – in einer bereits versöhnten Verschiedenheit
die geistlichen und theologischen Gaben zu schätzen, die wir von
der Reformation empfangen haben. In Lund habe ich am vergangenen
31. Oktober [2016] dem Herrn dafür gedankt und für die
Vergangenheit um Vergebung gebeten. Für die Zukunft möchte ich
unsere unwiderrufliche Verpflichtung bekräftigen, gemeinsam das
Evangelium zu bezeugen und auf dem Weg zur vollen Einheit
voranzuschreiten. Indem wir dies gemeinsam tun, kommt auch der
Wunsch auf, neue Wege einzuschlagen. Immer mehr lernen wir, uns zu
fragen: Können wir diese Initiative mit unseren Brüdern und
Schwestern in Christus teilen? Können wir zusammen eine weitere
Wegstrecke zurücklegen?
Die weiter bestehenden Differenzen in Fragen des
Glaubens und der Ethik bleiben Herausforderungen auf dem Weg zur
sichtbaren Einheit, nach der sich unsere Gläubigen sehnen. Der
Schmerz wird besonders von den Eheleuten empfunden, die
verschiedenen Konfessionen angehören. Besonnen müssen wir uns mit
inständigem Gebet und all unseren Kräften darum bemühen, die noch
bestehenden Hindernisse zu überwinden durch eine Intensivierung des
theologischen Dialogs und durch eine Stärkung der praktischen
Zusammenarbeit unter uns, vor allem im Dienst an denen, die am
meisten leiden, und in der Fürsorge für die bedrohte
Schöpfung. In einer Zeit, in der die Menschheit durch tiefe Risse
verwundet ist und neue Formen von Ausschließung und Ausgrenzung
erfährt, ruft die dringende Aufforderung Jesu zur Einheit (vgl.
Joh 17,21) uns wie auch die gesamte Menschheitsfamilie auf
den Plan. Auch daher ist unsere Verantwortung groß!
In der Hoffnung, dass diese Begegnung die
Gemeinschaft zwischen uns weiter stärkt, bitte ich den Heiligen
Geist, der Einheit schafft und erneuert, Sie auf Ihrem gemeinsamen
Weg mit dem Trost, der von Gott kommt (vgl. 2 Kor 1,4), zu
kräftigen und Ihnen seine prophetischen und kühnen Wege
aufzuzeigen. Von Herzen rufe ich den Segen Gottes auf Sie alle und
auf Ihre Gemeinschaften herab und bitte Sie, im Gebet an mich zu
denken. Ich danke Ihnen sehr [und möchte Sie einladen, jetzt
zusammen das Vaterunser zu sprechen]. © Copyright – Libreria
Editrice Vaticana
09.02.2017
Rede vor Papst Franziskus am 6. Februar 2017
Landesbischof Heinrich
Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in
Deutschland
„Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch
geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und
euch ein fleischernes Herz geben.“
Mit diesen Worten aus dem Ezechiel-Buch – es ist
die ökumenische Jahreslosung 2017 in Deutschland - grüßen wir Sie
sehr herzlich, hochverehrter Papst Franziskus und Bruder in
Christus. Wir sind dankbar für die Möglichkeit, nach unserem ersten
Treffen im April letzten Jahres und der Begegnung mit meiner
Stellvertreterin Annette Kurschus vor wenigen Wochen nun mit einer
Delegation der EKD Ihnen persönlich begegnen zu können.
Eine besondere Freude ist es für uns alle, dass uns
Kardinal Marx begleitet, ist dies doch Ausdruck einer tiefen
ökumenische Verbundenheit unserer beiden Kirchen in Deutschland.
Und diese Verbundenheit gründet nicht zuletzt in der Sehnsucht nach
„einem neuen Herz und einem neuen Geist“, der nicht nur uns
verbinden kann, sondern auch die Welt um uns herum verbinden kann
in der Barmherzigkeit Gottes.
I.
Barmherzigkeit - dieses Leitmotiv ihres Pontifikats ist für uns
eng mit dem Geschenk der Gnade (sola gratia) verbunden. Es
treibt auch uns an, der Vergebung und der Güte weiten Raum zu
geben.
Die Welt im Jahre 2017 braucht das gemeinsame
Zeugnis der christlichen Kirchen. Wo Barmherzigkeit und Mitgefühl
verweigert werden, bedroht die „soziale Sünde“ das Zusammenleben
der Menschen. Unsere Mitmenschlichkeit soll eingemauert werden.
Ein neuer Populismus in verschiedenen Ländern überhöht die
eigene Nation und grenzt große Gruppen von Menschen aus.
Flüchtlinge sind keine „Flut“ und kein „Strom“. Sondern Menschen
mit Würde, geschaffen zum Ebenbild Gottes. Verantwortlich handeln
im christlichen Sinne heißt, mitzuhelfen, dass Menschen, die vor
Terror und Gewalt fliehen, einen Ort finden, an dem sie sicher
leben können. Im Namen Jesu Christi sind wir gemeinsam Botschafter
der Barmherzigkeit gegen Angst, gegen Hass, Gewalt und Ausgrenzung.
Die christlichen Kirchen sollten 2017 weltweit gemeinsam ihre
Stimme erheben, um in unseren Ländern Mut zu machen, auch in
Zukunft solidarisch mit Menschen auf der Flucht vor Terror und
Krieg zu sein und die Lasten dabei so breit wie möglich zu
verteilen. Die Länder in den Krisenregionen dieser Welt, die vielen
Millionen Menschen Zuflucht geboten haben, gilt es zu stärken; und
die Fluchtursachen gilt es in den Ländern, aus denen sie fliehen,
zu bekämpfen. Mit Mauern, Zäunen oder Gleichgültigkeit kommt die
internationale Staatengemeinschaft ihren humanitären
Verpflichtungen nicht nach.
Unsere Welt muss sich auf den Weg machen - hin zu einem neuen
Herz und zu einem neuen Geist der Buße und Umkehr. So wie es Martin
Luther in seiner ersten These vor 500 Jahren auf den Punkt gebracht
hat: „Unser ganzes Leben sei Buße“.
II.
Die Erinnerung an die Ereignisse vor 500 Jahren beschäftigt
unsere beiden Kirchen in Deutschland seit vielen Jahren; es ist ein
„Wunder vor unseren Augen“ (Psalm 118, 23), dass wir nach so langer
Zeit der Feindschaft und des gegenseitigen Verurteilens nun dieses
Datum gemeinsam als Christusfest bedenken und feierlich gestalten
können. Der Verweis auf Jesus Christus und der von ihm erwirkten
Rechtfertigung des Sünders war vor 500 Jahren die entscheidende
Intention der Reformatoren (solus Christus), sie ist auch heute das
vornehmste Ziel aller Jubiläumsgestaltung. Denn in ihr gründen die
kritischen Kräfte des reformatorischen Glaubens, der uns befreit,
in die Verantwortung ruft, uns Gewissheit schenkt und unsere Liebe
zur Bibel bis heute motiviert.
Es ist uns darum ein großes Anliegen, ein Gastgeschenk
mitzubringen, das die theologische Basis dieser Überzeugung
spiegelt: Die Hochschätzung der Heiligen Schrift (sola scriptura).
Es ist mir eine Ehre, Ihnen heute eine besondere Ausgabe der jüngst
revidierten Heiligen Schrift in der Übersetzung von Martin Luther
zu überreichen. Die Lutherbibel prägt nicht nur Sprachempfinden und
Bildreichtum, sondern trägt bis heute den neuen Geist der
Barmherzigkeit und das lebendige Herz der Empathie in viele Herzen
und Häuser.
III.
Hochgeschätzter Papst Franzskus, nicht zuletzt auf der
gemeinsamen Pilgerreise zu den Quellen unseres Glaubens in Israel
und Palästina haben wir wieder erfahren, wie gut und auch belastbar
unsere Gemeinschaft ist. Und doch mussten wir auch erfahren, wie
schmerzhaft es ist, dass manche Differenzen zwischen unseren
Kirchen uns und viele Menschen beschweren. In Familien ist das
mitunter schmerzhafte Realität: Wer Kinder, Enkel und Freunde
teilt, wird am Tisch des Herrn getrennt. Und so hat auch unsere
gemeinsame Israel-Reise den Schatten bleibender Trennung am Tisch
des Herren erfahrbar gemacht. Im Geist der Versöhnung haben wir
bereits viele ökumenische Fortschritte erzielt, die unsere
Ausstrahlungskraft und Glaubwürdigkeit vor der Welt (Joh 17,20)
stärken. Deswegen freuen wir uns sehr, wenn wir miteinander
den Weg zu noch größerer eucharistischer Gemeinschaft suchen. Es
gibt ein tiefes Bedürfnis so vieler Menschen, die Gemeinsamkeiten
unserer Kirchen trotz bleibender Unterschiedenheit gestärkt zu
sehen.
IV.
Unsere Kirchen empfinden dabei eine besondere Verantwortung für
die Weiterentwicklung der Ökumene, denn bei uns in Deutschland
brachen die Trennungen auf. Und wir sind davon überzeugt, dass wir
ein neues Kapitel aufzuschlagen gerufen sind, um neue Wege zur
Verständigung zu finden. Dabei wollen wir anknüpfen bei einer
besonderen Versöhnungsgeschichte in unserem Land: Im Jahr 2007
konnte die sogenannte Magdeburger Tauferklärung in großer
ökumenischer Gemeinschaft beschlossen werden, gemäß der alle
Kirchen die auf den Namen Jesu Christi vollzogene Taufe gegenseitig
anerkennen. Dies war ein bedeutsamer Schritt, ist doch die Taufe
„das sakramentale Band der Einheit aller Christen“ (Unitatis
redintegratio, 22). Die Taufe gliedert uns ein in den einen
Leib Christi. Wir sind in ihm immer schon gemeinsam berufen,
Zeugen*innen Jesu Christi und seiner Barmherzigkeit zu sein. Diesen
Gedanken haben auch Sie, lieber Papst Franziskus, vor einem Jahr in
besonderer Weise unterstrichen: Die Teilhabe am Taufsakrament
bildet für alle Christen ein unlösbares Band. Wir sind ein
„heiliges Volk“, auch wenn wir aufgrund unserer Sünden noch nicht
völlig geeint sind: „Gottes Barmherzigkeit ist stärker als unsere
Spaltungen“. Darum suchen wir einen vertieften Dialog mit Ihrer
Kirche über die Taufe und ihre Bedeutung für weiterführende Wege
der Ökumene. Wie damals mit Ihrem verehrten Vorgänger Johannes Paul
II neue Gespräche im Blick auf die Frage der Lehrverurteilungen
angeregt wurden, wollen wir heute gemeinsam einen neuen Ansatz
suchen, um keine Stagnation in der Ökumene aufkommen zu lassen.
Dafür wünschen wir uns Ihre Unterstützung. Denn unsere Situation in
Deutschland ist eine durch die Leuenberger Konkordie von 1973 sehr
besondere, sind doch in der EKD lutherische, reformierte und
unierte Kirchen zusammengeschlossen, die in ein Gespräch mit den
katholischen Geschwistern eintreten. So kann in der Konzentration
auf Jesus Christus die Vielfalt theologischer Perspektiven und der
Reichtum reformatorischer Einsichten einfließen in die Suche nach
neuen gemeinsamen Wegen zur Versöhnung unserer Kirchen.
V.
Hochverehrter Papst Franziskus, Sie haben den Ton der Güte und
Barmherzigkeit für jeden Menschen neu und stark erklingen
lassen. Die Freude des Evangeliums, so haben Sie zu Beginn Ihres
Pontifikates geschrieben, erfüllt das Herz und das gesamte Leben
derer, die Jesus begegnen. Wir sind als Geschwister in Christo
dankbar für die klaren Orientierungen, die von Ihnen
ausgehen. Denn die Konzentration auf den Kummer eines jeden
Einzelnen und auf seine je konkrete Situation als gefallener,
zerrissener, `lazarettbedürftiger´ Mensch ist auch unser zentrales
Anliegen. Unsere Kirchen sind kein Selbstzweck, sondern gemeinsam
die eine Kirche für andere. Wir rufen in versöhnter Verschiedenheit
der geistlichen Gaben unserer Kirchen zusammen den Gott an, der uns
allen ein neues Herz und einen neuen Geist geben will. Im Gebet und
in dieser festen Hoffnung sind wir schon heute vereint.
09.02.2017
Predigt von Kirchenpräsident Christian Schad im Abendmahlsgottesdienst
Am 6. Februar 2017, in der Christuskirche der
Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Rom
Predigttext: Lukas 15, 11-32
Liebe Gemeinde!
Gibt es etwas Schöneres, als in der Epiphaniaszeit im Jahr des
Reformationsjubiläums nach so reichen ökumenischen Begegnungen
heute mit Papst Franziskus und Kardinal Koch einen Gottesdienst zu
feiern, der uns als Christen am Tisch des Herrn zusammenführt –
hier, in der Christuskirche der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde
in Rom?!
Noch schmerzt die Trennung, die wir gerade bei der Feier des
Abendmahles erfahren. Besonders die konfessionsverbindenden Paare
und Familien sehnen sich hier nach sichtbarer Einheit. Darüber
haben wir gesprochen!
Kein anderer als Martin Luther teilt diese Sehnsucht. Er betet
in seinem Betbüchlein von 1522:
„Wir … bitten dich und flehen dich an: Du wollest durch den
Heiligen Geist alles Zerstreute zusammenbringen, das Geteilte
vereinen und ganz machen, wollest auch geben, dass wir uns zu
deiner Einigkeit wenden, deine einzige, ewige Wahrheit suchen, von
allem Zwiespalt lassen,
auf dass wir eines Sinnes gerichtet seien auf Jesus
Christus.“
Freilich, seine Hinwendung zum Evangelium hat im 16. Jahrhundert
neue Mauern entstehen lassen. Mauern, über die wir springen wollen:
„Mit meinem Gott kann ich Mauern überspringen!“, so heißt es
im 18. Psalm. Gott selbst also hilft uns dabei!
Er will, dass die jahrhundertealten Mauern zwischen unseren
Kirchen eingerissen werden, damit es zur versöhnten Vielfalt kommen
kann: zu Begegnungen zwischen uns Menschen und dem auf uns
wartenden, immer neu auf uns zukommenden gnädigen Gott!
Denn Gott ist, wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Wir haben die Lesung aus dem Lukasevangelium gehört. Und schon die
Eingangsszene hat es in sich: „Ein Mensch hatte zwei Söhne.“ Der
Jüngere von beiden sucht das Weite. Er lässt sich sein Erbe
auszahlen und macht sich vom Acker. Und das ganz wörtlich: Er lässt
den Acker zurück, den Boden, den Vater, den Bruder, das Haus, die
Heimat. Er nimmt sein Erbe und geht. Hier haben wir das ganze
Familiendrama: von Ablösung und Geschwisterrivalität, von
Autoritätskonflikten und Freiheits-Sehnsucht.
Eine geradezu mythische Aufladung schwingt da mit: Sohn und
Vater, Bruder und Bruder, Erbe und Scholle, Heimat und Fremde.
Es ist ein Männermythos – eng verwoben mit der patriarchalen
Welt seiner Zeit. Und dennoch aktuell, durchlässig auch: für die
Dramen der Töchter – und ihren Wunsch nach Emanzipation – und der
Suche nach dem eigenen Weg.
Der jüngere Sohn zieht davon. Zieht in die Fremde, in das Land
ohne Namen. Endlich frei sein von den Normen väterlicher Autorität!
Endlich nicht mehr nur „das Gutsherrensöhnchen“ sein. Schluss mit
dem ewigen Gemessen Werden am Älteren. Endlich entdecken, wer man
selber ist: jenseits der Rollen, der Zuschreibungen und
Erwartungshorizonte der Anderen.
Diese Freiheit ist ein hohes Gut: Sehnsucht aller Geknechteten
dieser Erde, aller Abhängigen und Eingesperrten und auf Rollen,
Stand und Tradition Fixierten.
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und
niemandem untertan“,
mit diesem Ruf zur Freiheit begann
auch die Reformation. So wollte Luther seine Kirche erneuern, sie
zur Freiheit befreien: Sie nicht trennen – keine neue Kirche
gründen, sondern sie re-formieren.
Die im 16. Jahrhundert dann doch entstandene Kirchenspaltung,
sie ist zu beklagen. Und wie schmerzhaft sie ist, macht die
fehlende Gemeinschaft am Tisch des Herrn jeder und jedem offenbar.
Diese Wirkungsgeschichte aber darf nicht den Blick verstellen auf
die Grundanliegen der Reformation, die als Ruf zur Freiheit und zur
geistlichen Erneuerung heute neu zu hören sind.
Freilich, Luther hat erkannt: Die Freiheit, sie ist immer
Verheißung und Abgrund zugleich. Denn das Leben reißt so leicht.
Etwas schlingert, gerät aus der Spur und schon ist aus dem
Freiheitsdrang ein Sturz in die Einsamkeit geworden.
Liebe Gemeinde, zahllos sind die Dramen, die aus missglückter
Freiheit entspringen. Zahllos die Geschichten familiärer und
politischer Niederlagen, in denen die Freiheit ihr Maß nicht findet
und in Zerstörung umschlägt.
Eine Zeit lang lief alles gut auch: für den Sohn, in jenem
fernen Land. Er fand einen Haufen junger Leute, die dachten, wie
er. Einige hatten Geld, andere keins – das war egal. Man teilte
alles und feierte viel: Schlug über die Stränge, kannte keine
Grenzen, keine Verbote, kein Maß.
Als das Geld ausging, kümmerte sich jeder zuerst um sich selbst.
Was mit einem freien Leben begann – mit Genuss in vollen Zügen –,
gerät in Jesu Gleichnis bald auf eine abschüssige Bahn. Der Weg,
der als Wanderung in die Freiheit begann, ist an sein Ende
gekommen. Dass der verlorene Sohn dies erkennt, leitet die Wende
ein.
Liebe Schwestern und Brüder, selbstverständlich ist das nicht!
Wie oft klammern wir uns an Verhältnisse, die längst unhaltbar
geworden sind: an Beziehungen, die uns ins Verderben stürzen, an
Einsichten, deren Zeit längst abgelaufen ist. Wie oft klammern wir
uns an Strukturen, die wir als überholt erkannt haben – auch in
unseren Kirchen und Gemeinden. Wie viel Verdrossenheit und falsches
Beharren gibt es, weil gehalten werden soll, was längst nicht mehr
zu halten ist. Wie oft verbunkern wir uns in törichtem Trotz.
Es ist schwer, zuzugeben, dass man am Ende ist. Denn diese
Einsicht ist – in einer auf Stärke und Unabhängigkeit versessenen
Welt – das Schlimmste!
Es heißt von dem Sohn, er sei „in sich gegangen“. Und:
„In-sich-gehen“ meint, nach innen zu schauen: genau hinzusehen, was
eigentlich los ist. Die Wahrheit nicht zu scheuen. Mich nicht
selbst zu täuschen über meine Absichten, meinen Weg, meine Lage.
Hinsehen auch dann, wenn es weh tut und die Scham zu brennen
beginnt: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.
Ich bin nicht wert, dein Sohn zu heißen.“ Zweimal steht dieser Satz
im Gleichnis.
Sind wir bereit, ihn zu hören? Oder möchten wir ihn am liebsten
überspringen, um sogleich zum Vater zu schwenken, der dem Sohn –
kaum hat er ihn am Horizont entdeckt – entgegenläuft?
Das ist ja das Umwerfende: Wie dieser alte Patriarch seine Würde
fahren lässt und läuft, dass ihm die Kleider um die Beine wehen und
die Arme sind weit ausgebreitet, ganz weit, so dass sich der Sohn
in sie hineinwerfen, in sie hinein flüchten kann: „Alles ist wieder
gut. Du musst gar nichts sagen – du bist wieder da, nichts anderes
zählt!“
Unvermittelt befinden wir uns in einem Happy End und die
Geschichte bekommt eine Süßlichkeit, einen kitschigen, falschen
Ton. Aber so, liebe Gemeinde, geht das Gleichnis nicht! Groß steht
da der Satz: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor
dir!“ Ohne dieses Bekenntnis geht es nicht. Ohne die Einsicht in
das Versagen, ohne die Einsicht, dass die Verlorenheit, in die der
Sohn geraten ist, etwas mit seiner Schuld zu tun hat.
Aber schon höre ich die Abwehr: Muss das denn sein: diese
Selbst-bezichtigung? Dieses verzweifelte Schlagen an die eigene
Brust? Brauchen wir – im Jahr des Reformationsjubiläums – überhaupt
einen zentralen Buß- und Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim?, so
fragen entsprechend die Kritiker.
Von einer „Schuldkultur“ hat der Psychoanalytiker Alexander
Mitscherlich gesprochen. Und er meinte damit jenen unrühmlichen
Zusammenhang aus Christentum und Kirche auf der einen und
autoritärer Erziehung auf der anderen Seite, mit dem Menschen klein
und ängstlich und manipulierbar gemacht werden sollten. Es gibt in
der Tat eine Missbrauchsgeschichte der Schuld: das ist wahr! Wir
sollten das nicht vergessen. Es gibt aber auch die andere Gefahr
und die heißt Oberflächlichkeit! Verlust jeder Tiefendimension.
Verdrängung der dunklen Seiten, gerade auch in mir. Schuld wird
dann nur noch außen gesucht: bei den Anderen, den Strukturen, den
Verhältnissen.
Was aber uns selbst betrifft, das wird allenfalls unter dem
Begriff: „Schuldgefühl“ abgehandelt – jenes unfruchtbare und
beklemmende Rumoren, das einem das Leben vergällen kann und das man
mit sich ‘rumschleppt, wie den eigenen Schatten, über den zu
springen doch so schwer ist. Das Schuldbekenntnis, das der Sohn
ausspricht, hat mit diesen Schuldgefühlen nichts zu tun. Das
Schuldbekenntnis hier ist vielmehr ein Schritt zur Klarheit: das
Ende der Selbsttäuschung, ein Blick in die Tiefe der eigenen
Existenz. Erst dadurch wird der Weg frei: zum Vater!
Darum, liebe Schwestern und Brüder, ist es gut, auch die
Schuldgeschichte unserer je eigenen Kirchenfamilien beim Namen zu
nennen und Gott um Vergebung zu bitten. So haben kürzlich der Papst
und Vertreter des Lutherischen Weltbunds in Lund offen benannt, was
an Entwürdigendem zwischen uns stand. Und indem wir es als Schuld
vor Gott bringen, wird auch der Weg zueinander und füreinander
frei. Nichts soll sich mehr zwischen uns stellen: Versöhnung ist
möglich!
Doch wir sind noch nicht am Ende. Da gibt es noch den anderen
Sohn, den, der täglich seine Pflichten getan hat: der zu Hause
geblieben ist, die Arbeit für den Bruder mit erledigt hat. Er sieht
die Freude des Vaters, hört von der Vorbereitung des Festes und in
ihm steigt die Wut hoch. Er kann es nicht verstehen: Hat er nicht
den Hof am Leben gehalten? Hat er nicht den Vater versorgt und sich
um alles gekümmert? Und nun kommt der Bruder zurück, zerlumpt und
mit leeren Taschen und der Alte rennt ihm entgegen, lässt ein
kostbares Gewand holen, Schuhe und Ring, und ein Fest soll es geben
mit deftigem Braten. „Sollen sie doch aber ohne mich!“
Verstehen Sie ihn, diesen älteren Sohn? Ich verstehe ihn!
Verstehe sein Verletztsein, seine Empörung. Es ist: wie eine große
Ent-Täuschung. Denn er war der Täuschung aufgesessen, er sei der
einzig wahre Sohn, der die Tradition der Familie am Leben
erhält.
Das Herz des Vaters aber war größer, als er dachte: „Mein lieber
Sohn, was mein ist, das ist auch dein. Du solltest fröhlich und
guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder
lebendig geworden. Er war verloren und ist wiedergefunden.“
Am Ende, liebe Gemeinde, bleibt offen, ob der Erstgeborene sich
versöhnen lässt: ob er sich einladen lässt und die Freude mit
empfindet, die sein Vater ihm ans Herz legt; nein, Gott hört nicht
auf, zu rufen. Auch uns ruft er heute zu: Lasst euch versöhnen!
All die falschen Bilder vom jeweils Anderen, all die Vorurteile
gegen Protestanten, Katholiken, Orthodoxe, Freikirchler, sie sollen
aus unseren Köpfen und Herzen weichen! Ein gemeinsames Fest soll
gefeiert werden: wie das vorweggenommene Mahl im Reich Gottes: die
versöhnte Gemeinschaft der Vielen, der Verschiedenen, die doch eins
sind im Vaterhaus.
Und so, wie die Barmherzigkeit des Vaters den Alltag seiner
Söhne verändert, so gehört auch für uns die Verantwortung für
Notleidende zur not-wendenden Freiheit eines Christenmenschen.
Entsprechend formulierte Luther seine zweite These: „Ein
Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann
untertan.“ Und das bedeutet heute: die Verantwortung für
Menschen auf der Flucht vor Krieg und Terror; die Verantwortung für
Asylsuchende, die in Angst vor ihrer Abschiebung leben; für
entwurzelte Menschen in unserer Stadt; für solche, die sich von
unserer immer schneller verändernden Welt überfordert sehen; für
verarmte Menschen, die nicht mehr mithalten können: mit den
Anforderungen dieser Gesellschaft: Auch sie sollen die
ausgestreckten Arme des Vaters spüren.
Freiheit und Dienst, liebe Schwestern und Brüder, gehören
notwendig zusammen! Und so ist es unsere gemeinsame, unsere
ökumenische Aufgabe das Evangelium klar zu bezeugen in Wort und
Tat, damit alle etwas spüren von Gottes Barmherzigkeit, von seiner
Gerechtigkeit und von seinem Frieden.
Amen.
09.02.2017
Schulterschluss im Wahl‐ und Reformationsjahr 2017
Evangelische Jugend der Pfalz und Bund der Deutschen
Katholischen Jugend (BDKJ) Speyer vereinbaren enge
Zusammenarbeit
Speyer/Kaiserslautern- „Was uns
vereint, ist ein festes Zusammenstehen für eine starke Demokratie“.
In den vergangenen Tagen trafen sich die Leitungen, Referentinnen
und Referenten der Evangelischen Jugend Pfalz und des Bundes der
Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Speyer in Kaiserslautern. Im
Zentrum des jährlichen Austausches standen die großen
Herausforderungen, denen sich Demokratien aktuell weltweit stellen
müssen. Die Vertreter der evangelischen und der katholischen Jugend
sind überzeugt: Eine starke Demokratie ist Ziel allen
jugendpolitischen Handelns der großen Kirchen in Deutschland. Beide
Jugendvertretungen arbeiten seit Jahren eng vernetzt im
Landesjungendring Rheinland‐Pfalz. Im Wahl‐ und Reformationsjahr
2017 möchten sie ihre Gemeinsamkeiten, insbesondere in der
politischen Arbeit deutlich herausstellen und sich gemeinsam als
Jugend der Kirchen positionieren.
„Wir beobachten sehr aufmerksam, wie sich undemokratisches
Verhalten und Gedankengut ausbreitet, auf welchen fruchtbaren Boden
es fällt und unsere Gesellschaft immer mehr aushöhlt.
Konfessionelle Jugendverbände sind seit jeher „Schulen der
Freiheits‐ und Demokratiefähigkeit“ und gerade jetzt gefordert,
Jugendverbandsarbeit als Grundlage einer starken Zivilgesellschaft
neu ins Bewusstsein zu rufen“, betont Florian Geith,
Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche Pfalz.
"Unsere Demokratie hat nur dann eine Zukunft, wenn sie jungen
Menschen Räume bietet, sich zu beteiligen. Sie ist nur dann stark,
wenn sie rechtspopulistischer Meinungsmache die Stirn bietet und
für Gerechtigkeit und Freiheit eintritt", erklärt
BDKJ‐Diözesanvorsitzende Lena Schmidt. "Wir machen das, weil uns
die Botschaft Jesu dazu antreibt", ergänzt BDKJ‐Diözesanpräses
Carsten Leinhäuser. "Weil sie uns davon überzeugt, dass Gott eine
bunte, vielfältige Welt erschaffen hat. Keine eintönig‐ braune
Welt, in der nur Ausgrenzung und Hass das Sagen haben."
Mit dem
symbolischen Schulterschluss wollen die Jugendorganisationen beider
Kirchen im Wahl‐ und Reformationsjahr ein deutliches Zeichen für
Freiheit, Frieden und eine starke Demokratie setzen. Diese Anliegen
haben durch den erstarkenden Rechtspopulismus und das große
Misstrauen in die Medien im vergangenen Jahr deutlich an Brisanz
gewonnen.
Die Jugendorganisationen beider Konfessionen führen 2017
parallel zwei Kampagnen durch: Am 16. September 2017
veranstaltet die Evangelische Jugend Pfalz anlässlich des Jubiläums
„500 Jahre Reformation“ ein großes Jugendfestival in Kaiserslautern
rund um die Stiftskirche. Es steht unter dem Motto "FreiTräume".
Unter diesem Leitgedanken sind alle Gremien und Gruppierungen der
Evangelischen Jugend Pfalz aufgerufen, eigene Beiträge zu
entwickeln, so dass sich Evangelische Jugend an diesem Tag mit
ihren Inhalten, Themen, Zukunftsvorstellungen und
gesellschaftspolitischen Forderungen als lebendiger und
zukunftsorientierter Jugendverband präsentieren wird.
Der BDKJ Speyer wird im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 mit der
Aktion "Zukunftszeit" symbolisch 35.000 Stunden für ein buntes Land
sammeln. Die Stundenzahl entspricht in etwa der Dauer einer
Legislaturperiode des Deutschen Bundestages. Der BDKJ positioniert
sich mit der bundesweiten Aktion für ein weltoffenes Deutschland.
Der Abschlussevent der Zukunftszeit findet zeitgleich zum
FreiTräume‐Festival am 16. September statt. Beide Kampagnen
verbindet das klare Ziel, als kirchliche Jugend gemeinsam
politische Stärke zu zeigen.
Weitere Informationen finden Sie hier:
> http://www.ev‐jugend‐pfalz.de/
> www.bdkj‐speyer.de |
zukunftszeit.bdkj‐speyer.de
Text: BDKJ Speyer; Foto: (BDKJ Speyer/Evangelische
Jugend Pfalz).
26.01.2017
„Luther in Laach“
Dr. Annette Gerlach (Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz) und Pater Dr. Augustinus Sander OSB (Benediktinerabtei Maria Laach) präsentieren den Flyer der Ausstellung "Luther in Laach".
Die Ausstellung der Benediktinerabtei Maria Laach und des
Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz als Beitrag zum
Reformationsjahr
Koblenz- Im Jahr 2017 wird mit zahlreichen
Veranstaltungen an die kirchlichen Reformimpulse erinnert, die vor
500 Jahren von Wittenberg aus ihren Anfang nahmen. Traditionsgemäß
wird der zeitliche Beginn mit der Veröffentlichung der Ablassthesen
Luthers am 31. Oktober 1517 in Verbindung gebracht.
Auch in Rheinland-Pfalz wird es Ausstellungen, Vorträge und
vieles mehr geben. Einen besonderen inhaltlichen Akzent setzen die
Benediktinerabtei Maria Laach und das Landesbibliothekszentrum
Rheinland-Pfalz mit der gemeinsamen Ausstellung „Luther in Laach“.
Sie wird vom 25. Juni bis 24. August 2017 in der historischen
Jesuitenbibliothek des Klosters zu sehen sein und vom 21. September
bis 31. Oktober 2017 im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz in
Koblenz. Zum Jahresende wird sie zudem in der Vertretung des Landes
Rheinland-Pfalz in Berlin gezeigt sowie Anfang 2018 im
Landesbibliothekszentrum in Speyer. Kuratiert wird die Ausstellung
vom Reformations- und Ökumenespezialisten Pater Dr. Augustinus
Sander OSB in Kooperation mit der Leiterin des
Landesbibliothekszentrums, Dr. Annette Gerlach.
In der
Ausstellung geht es hauptsächlich um zwei Fragen: "Woher hat Luther
das, was er sagt?" und: "Was wurde aus dem, was Luther gesagt hat."
Die Ursprungs- und die Wirkungsgeschichte(n) der Wittenberger
Reformbewegung werden anhand ausgewählter Exponate veranschaulicht.
Alle Exponate stammen aus der Bibliothek der Benediktinerabtei und
zeigen somit ebenfalls anschaulich das Wachsen und die Besonderheit
einer (historischen) Bibliothekssammlung.
Die Ausstellung präsentiert sowohl die innerkatholische
Verortung der Reformanliegen Luthers (insbesondere auf dem
Hintergrund seiner klösterlichen Prägung) als auch die
unterschiedlichen Weisen der späteren Rezeption (reformkatholisch,
konfessionell, polemisch, ökumenisch). Die Ausstellung gibt einen
kritischen Impuls zum Reformationsgedenken, weil sie Luther weder
isoliert und oberflächlich noch verklärend betrachtet.
In Maria Laach gibt es in den Monaten Juli und August ein
umfangreiches Begleitprogramm zur Ausstellung. Weitere
Informationen sind den Websites der Veranstalter (www.maria-laach.de und www.lbz.rlp.de) zu entnehmen sowie dem
Flyer, der der Öffentlichkeit nun erstmals präsentiert wurde.
Text und Foto: Landesbibliothekszentrums
Rheinland-Pfalz
05.01.2017
Reformation 2017 - Veranstaltungen im Kirchenbezirk Germersheim
"ecclesia semper reformanda", die Kirche muss beständig
reformiert werden, so lautet eine der zentralen Einsichten der
Reformation. Im Jahr 2017 wird der 500. Jahrestag des
Thesenanschlags in Wittenberg und des Beginns der Reformation
gedacht.
Germersheim- Dieses Jubiläum lädt dazu ein zu
feiern, zu erinnern und auf die Ereignisse von damals
zurückzublicken.
Dieses Jubiläum lädt aber vor allem auch dazu ein, darüber
nachzudenken und miteinander zu diskutieren, was Kirche und Glaube
denn heute sein sollen. Wie sollen Kirche und Glaube heute in
unserer modernen Gesellschaft aussehen? Sie sind herzlich dazu
einladen mitzufeiern und mitzudiskutieren.
Die Gemeinden des Protestantischen Kirchenbezirks Germersheim haben
zum Jubiläumsjahr "Reformation 2017" ein buntes und vielfältiges
Programm aufgestellt mit Gottesdiensten und Musik, Kunst und
Kulinarischem, Aktionen und Diskussionen.
In Lustadt selbst startet das Jubiläumsjahr am Mittwoch, den
15.03. um 19 Uhr mit einer Lesung des Buches „Der Protestant“ von
Michael Landgraf in Kooperation mit der Bücherei und der
Buchhandlung „Bücherherz“ im Rathaus statt. Der Neustadter
Autor und Pfarrer Michael Landgraf beleuchtet in seinem Roman die
Zeit der Reformation in den Jahren 1500 bis 1529 und wird selbst
aus seinem Buch Interessantes vorstellen.
Neben einem Bibeldinner in Schwegenheim am 23. April und dem
Dekanatsfrauentag am 04. Mai in der Zeiskamer Fuchsbachhalle wird
am Samstag Abend, dem 24. Juni vor der Apostelkirche das
historische Singspiel: Tempora Reformanda – von Rittern, Bauern,
Schriftgelehrten aufgeführt werden. Das „Historical“ spielt in der
Zeit der Reformation und des Pfälzer Bauernkriegs 1525. Nicht nur
der „Nussdorfer Haufen“ ist in Aufruhr. Reichsritter Franz von
Sickingen und der 1504 in Rheinzabern geborene Pfarrer und
Reformator Paul Fagius spielen neben einem aufständischen
Bauernführer die Hauptrollen.Rebellen, Ritter und Schriftgelehrte
werden in diesem mittelalterlichen Spektakelwieder belebt. Eine
„Gaudi mit regionalem, kirchen-historischem Hintergrund".
Neben den zahlreichen Veranstaltungen steht den Kirchengemeinden
im Kirchenbezirk Germersheim für Veranstaltungen eine eigens
kreiierte Kirchentür zur Verfügung. Die Thesen-Tür ist eine mobile
Kirchentür, die durch die Gemeinden unseres Kirchenbezirks wandert.
Sie lädt dazu ein, eigene Thesen zu Kirche und Glaube heute
anzuschlagen.
Die Thesen-Tür kann für Veranstaltungen, Gemeindefeste usw.
ausgeliehen werden. Am Ende soll ein Fotoband von allen Stationen
zusammengestellt werden.
Alle Veranstaltungen des Reformationsjahres 2017 sind ein einer
Veranstaltungsbroschüre zusammengefasst, die z.B. über die
Pfarrämter und Gemeinden kostenlos erhältlich ist. Ebenfalls sind
alle Termine zu finden auf der Webseite des Kirchenbezirks:
www.dekanat-germersheim.de
bzw. auf der Seite: www.r2017.dekanat-germersheim.de
Herzliche Einladung!
22.12.2016
500. Luther-Geburtstag, Reformationsjubiläum und Protestation von 1529 in Gesamtschau zusammenführen
Prot. Dekanat Speyer und Stadt mit über 100 gemeinsamen
Veranstaltungen dabei
cr. Speyer- Für Speyers Protestanten und alle Bürgerinnen
und Bürger der Stadt beginnen die Feierlichkeiten zum
Reformationsjubiläum 2017 nicht erst am Reformationstag, am 31.
Oktober 2017 - nein, in Speyer startet dieses Jubiläumsjahr schon
am 8. Januar 2017, wenn der im Elsass wirkende Pfarrer, Journalist
und Autor Martin Graff in der Reihe der
„Prominentenpredigten“ in der Speyerer Gedächtniskirche auf die
Kanzel steigen wird. Das konnten jetzt Speyers Oberbürgermeister
Hansjörg Eger und der Dekan des Protestantischen
Kirchenbezirks Speyer, Markus Jäckle, bei der Vorstellung der
unter ihrer Ägide entwickelten gemeinsamen Programminhalte zur
Feier des 500. Geburtstages des Reformators Martin Luther
bei einem gemeinsamen Pressegespräch im Dienstzimmer des
Oberbürgermeisters im Speyerer Stadthaus ankündigen. Mit
seiner Predigt zum Thema „Grenzgänger“, in der Martin Graff
Antworten geben will auf die bis heute unverändert aktuelle Frage
„Darf ich alles machen, was ich will?“ eröffnet der Prediger einen
Reigen von mehr als 100 Veranstaltungen, die, verteilt über das
ganze Jahr, in einer umfangreichen Broschüre des Dekanat Speyer
zusammengefasst wurden. Hinzu kommen noch Veranstaltungen der
Bibliothek der Protestantischen Landeskirche, des
Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz, des Landesarchivs, der
Stadtbibliothek, des Stadtarchivs und des Kinder- und
Jugendtheaters der Stadt Speyer sowie zahlreiche weitere private
und vereinliche Aktivitäten. Kurzum, es wird im neuen Jahr
flächendeckend mehr als genug Wissenswertes zum Thema „Martin
Luther, Reformation und Protestation“ zu erfahren sein.
Doch damit sind wir auch schon bei einem Spagat, den die
Verantwortlichen von Kirche und Stadt ins Jubiläumsjahr aushalten
müssen: Denn eigentlich wird Speyer in diesem Jahr wohl, mehr als
dem Luther-Geburtstag, der für die Stadt so bedeutsamen
„Protestation“ vom 19. April 1529 gedenken, mit der sechs
Landesfürsten und 14 Reichsstädte vor dem Reichstag zu Speyer für
die Aufhebung des Edikts über die religiöse Selbstbestimmung
eintraten, nach dem - „cui regio, cujus religio“ - allein der
Landesfürst über die Religionszugehörigkeit seiner Untertanen zu
bestimmen hatte. Mit ihrer Speyerer „Protestation“, ihrem
„Einstehen für eine Sache“, wollten die Verfasser aber zugleich
auch gegen die Verhängung der Reichsacht über den Reformator
Martin Luther eintreten. Und damit wären wir auch schon bei dem
großen „Zeitenwender“ Dr. Martinus Luther angelangt, der, obwohl
nie selbst in Speyer weilend, der Stadt Speyer doch zu hohen Ehren
wie zur Aufnahme in die Liste der „Lutherstädte“ verhalf, wo Speyer
die einzige Stadt ist, die der Reformator nie besucht hat. Kein
Wunder, dass die Veranstalter ihren Fokus auch für andere große
Reformatoren wie Philipp Melanchton, Johannes Calvin, Huldrich
Zwingli oder Martin Butzer öffnen werden.
Bei den Hauptereignissen – dem Luther-Geburtstag und der
„Protestation von 1529“ - will eine ambitionierte Speyerer
Laienspielgruppe um den Leiter des Kinder- und Jugendtheaters,
Matthias Folz, mit dem Historienspiel „Verraten und
Verkauft“ gerecht werden. Darin werden beide Ereignisse mit der
nötigen künstlerischen Freiheit zu einem Stück zusammengefügt. Das
Historienspiel selbst wird am 21.,22. und 23. April 2017 in der
pittoresken Kulisse des „Paradiesgartens“ bei der
Dreifaltigkeitskirche zur Aufführung gelangen.
Eine kleine Kostprobe aus diesem Stück überbrachten - zeitgemäß
gewandet - Theater-Leiter Matthias Folz als „Bruder
Martinus“ und Ralph Gölzer als „Protocollarius“ beim
Reichstag vor den Teilnehmern des Pressegesprächs exklusiv zur
Aufführung.
Theater jedoch nur eines von vielen Highlights dieses
Jubiläumsjahres. Dazu kommen Theater-Spaziergänge zu den Stätten
des Reichstags, Vorträge, Promi-Predigten u.a. mit dem
Heimat-Poeten Michael Bauer, dem Politiker Dr. Gregor
Gysi oder der Kabarettistin Alice Hoffmann u.a.
Vorträge, sowie Podiums-Diskussionen mit so illustren Gästen wie
Bundespräsident a.D. Dr. Christian Wulff, dem Präsidenten
des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Andreas Voßkuhle
oder dem SZ-Journalisten Dr. Heribert Prantl.
Natürlich werden auch Fest- und Themen-Gottesdienste sowie
Ausstellungen und große Musikereignisse wie die große Messe h-Moll
von Johann Sebastian Bach am 1. November 2017 zum Glanz dieses
Jubiläumsjahres beitragen.
Wie Dekan Jäckle betonte, will das Dekanat die Reformation nicht
zum Gedenktag stilisieren, sondern damit Antworten auf die Frage
geben, wie die Reformation in unsere heutige Gesellschaft
hineinwirkt.
Oberbürgermeister Eger, der sich der Mitgestaltung des
Jubiläumsjahres mit erkennbar großem Engagement und Leidenschaft
widmet, zeigte sich abschließend für seine Stadt höchst erfreut
darüber, welch außerordentlich großes Maß an hochrangigen Gästen
die Veranstaltungsreihe zum Reformationsjubiläums in seine Stadt
bringen wird.
Einen Gesamtüberblick über die Veranstaltungen des
Reformationsjahres finden Sie unter www.reformation2017.evpfalz.de
Foto: cr
21.12.2016
500. Luther-Geburtstag, Reformationsjubiläum und Protestation - Bilderalbum
Lutherrock als Weihnachtsgeschenk
„Luther – Das Rockmusical. Mensch zwischen Gott und
Teufel“ geht in den Vorverkauf
Speyer- Luther rockt die Stadt Speyer. Für
die Aufführung des Musicals mit jungen Talenten am 8. und 9. April
2017 in der Stadthalle gibt es ab sofort Karten. Die Evangelische
Kirche der Pfalz bringt das Stück des Vereins Talent-Acker e.V. in
neuem Gewand und mit neuem Schwung auf die Bühne.
Der Stoff ist bühnenreif. Martin Luther hämmert 95 Thesen an die
Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Mit einem Hammerschlag 1517
beginnt die Reformation. Das Bild hat sich eingeprägt. Ein Mönch
gegen den Rest der Welt, die er kräftig mit verändert hat. Dabei
war er in seiner Art nicht weit vom Rockstar entfernt. Luther war
leidenschaftlich, wortgewaltig, wütend, ungerecht: „Ein Mensch
zwischen Gott und Teufel.“
„Luthers Geschichte ist eine über Glauben, Macht und Ohnmacht.
Sie hat uns und ganz Europa bis heute geprägt“, meint die junge
Autorin und Regisseurin des Musicals, Lea Siegfried. Auch der
musikalische Leiter des Projekts, Jonas Klamroth, war von dem Stoff
begeistert. Angeregt von dem Lutherfilm mit Joseph Fiennes begann
er schon als Schüler, zum Thema zu komponieren. Es entstand „Luther
– Das Rockmusical“, das bereits 2012 in erster Fassung aufgeführt
wurde.
Zum 500. Jubiläum der Reformation wird das Stück aktuell
inszeniert. Im Rahmen der Kirchen-Kultur-Tage zum Europäischen
Stationenweg ist es am 8. und 9. April 2017 in der Stadthalle
Speyer zu sehen, als Neuproduktion im Auftrag der Evangelischen
Kirche der Pfalz.
Das Libretto wurde komplett überarbeitet, einige Szenen und
Lieder neu geschrieben. Die Stadthalle bietet zudem eine
umfangreiche Technik, so dass das Rockmusical als „echte
Profiarbeit“ auf die Bühne gebracht wird. Auch Siegfried und
Klamroth sind inzwischen professionell aufgestellt. Sie gehören zu
Talent-Acker e.V., der sich für die Nachwuchsförderung in Kunst und
Kultur einsetzt.
Die rund 50 Mitwirkenden auf und hinter der Bühne sind junge,
semiprofessionelle Künstler. Die zehn Hauptrollen wurden aufwändig
gecastet. Der 16-jährige „Luther“, alias Benjamin Link, gewann den
Wettbewerb Vocal Heroes. „Katharina“, 18 Jahre alt, alias Melanie
Schlüter, profilierte sich beim Europäischen Jugend Musical
Festival 2013. Nur der „Papst“ ist älter: Michael Marwitz ist 60
Jahre alt und als Kurt Sperling in der Lindenstraße bekannt. Das
Musical ist für Besucher jeden Alters geeignet. Ein jugendlicher
Luther, eine provokante Teufelin, moderne Kulissen und historische
Kostüme, E-Gitarren Sound, nachdenkliche und humorvolle Szenen
sorgen für Kontraste.
Talent-Acker existiert seit 2012 in Kaiserslautern. Der Verein
richtet unter anderem das Open Air Festival „Rock im Shop“ aus, das
regionalen Bands eine Plattform verschafft. Mit dem Luthermusical
hat sich der Verein ein weiteres ambitioniertes Projekt
vorgenommen. „Wir machen ja alles selbst, Kostüme, Bühnenbild,
Musik, Dramaturgie. Das ist eine Riesenherausforderung, aber auch
eine Riesenfreude“, erläutert Produktionsleiter Florian
Faßnacht.
Hintergrund: Allein der Glaube. Ein Gedanke, der seit 500
Jahren Menschen bewegt. Allein vor Gott stehen. Wie Martin Luther.
Frei sein. Selber glauben, denken, handeln. Mit Luthers 95 Thesen
1517 in Wittenberg hat die Reformationsbewegung Kirche und Welt
erfasst. Bis heute. Im Jahr 2017 wird national, international und
ökumenisch nach den reformatorischen Kräften in Kirche und
Gesellschaft gefragt. Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit bilden
den Schwerpunkt der Evangelischen Kirche der Pfalz. Der Europäische
Stationenweg gastiert vom 8. bis 11. April 2017 in der Stadt der
Protestation, in Speyer. Neben diesem Höhepunkt sind zahlreiche
weitere Veranstaltungen, Ausstellungen, Aktionen und Gottesdienste
in den Gemeinden geplant. Im Jahr 2018 feiert die Landeskirche ihr
200-jähriges Jubiläum als „Kirche der Union“.
Hinweis: „Luther – das Rockmusical“, Aufführungen Samstag,
8. April 2017, 19.30 Uhr sowie Sonntag, 9. April, 16 Uhr,
Stadthalle Speyer. Karten gibt es online unter www.reservix.de, Stichwort: „Speyer
Luther Musical“ oder bei der Touristinformation Speyer,
Maximilianstraße 11, 67346 Speyer,
Telefon: 06232/142392. Eintritt für Erwachsene 12 Euro und
Kinder 8 Euro. Gruppenpreise ab zehn Personen Erwachsene 10 Euro
und Kinder 5 Euro.
Mehr zum Thema: : www.talent-acker.de; www.reformation2017.evpfalz.de
; www.r2017.org und
www.luther2017.de.
lk
15.12.2016
Prominente predigen zu „9,5 Thesen“ in der Gedächtniskirche
Reformatorische Grundfragen heute - in Kunst, Kultur,
Politik und Arbeitswelt
(Speyer) - (lk). Mit den 95
Thesen Martin Luthers hat die Reformation im Jahr 1517 ihren Lauf
genommen. Er war so frei, Kritik zu üben, am Ablasshandel und an
kirchlichen und gesellschaftlichen Missständen. Wie steht es heute
um Glaubens- und Gewissensfragen, um das Verhältnis zu Freiheit,
Leistung, Geld und Gott? Um diese Fragen dreht sich die
Predigtreihe „9,5 Thesen“ im Jubiläumsjahr der Reformation. Ab
Januar 2017 „predigt“ monatlich eine Persönlichkeit des
öffentlichen Lebens im Gottesdienst der Speyerer
Gedächtniskirche.
„Eine Reihe zu 95 Thesen wäre zu viel des Guten gewesen“, meint
Hausherr und Dekan Markus Jäckle, „aber unsere 9,5 sollen Stoff zur
Diskussion bieten“. Neun Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens
wie Politiker Gregor Gysi, Kabarettistin Alice Hoffmann, alias
Vanessa Backes, oder Handwerkskammerpräsidentin Brigitte Mannert
werden zu Wort kommen. „Gesucht waren Menschen, die eben keine
professionellen Kanzelreden halten sondern aus ihrer Profession und
Erfahrung heraus einen eigenen Akzent setzen“, erläutert Pfarrerin
Mechthild Werner. Sie gab den Anstoß zur Reihe und entwickelte die
Thesen zu Grundfragen der Reformation, die neben einschlägigen
Zitaten Luthers den Vortragenden als Impuls an die Hand gegeben
werden.
Frische Predigtgedanken bringen angehende Pfarrerinnen und
Pfarrer der Landeskirche mit. Am 11. April, zum Festwochenende des
Europäischen Stationenwegs in Speyer, befassen sie sich angesichts
der Reformatorenfenster der Gedächtniskirche in kurzen
„Fensterpredigten“ mit der provokativen, protestantischen These:
„Wir sind Papst!?“
Den Auftakt der Reihe machen Martin Graff am 8. Januar und
Michael Bauer am 12. Februar. Graff ist lutherischer Pfarrer aus
dem elsässischen Münstertal, mehrfach ausgezeichneter Autor,
Filmemacher und Kolumnist bei der „Rheinpfalz“. Sein letztes Buch
befasst sich mit der Reformation und heißt „Der lutherische
Urknall“. Er spricht zur These „Ich darf machen, was ich will!?“
Der Freiheitsgedanke und ein verantwortliches Miteinander in Europa
stehen dabei im Mittelpunkt.
Michael Bauer ist Heimatdichter und Sprachkünstler. Bekannt ist
er vor allem durch seine Figur „De klääne Pälzer“ und seine Stücke
für das Chawwerusch-Theater in Herxheim bei Landau. Der katholische
Christ aus Kaiserslautern stellt sich als preisgekrönter
Schriftsteller, aber auch als Hörfunk- und Fernsehautor immer
wieder den Fragen nach dem Woher, Wohin und Warum. „Ich darf so
bleiben, wie ich bin!?“ Dieser These zwischen Selbstgerechtigkeit,
Selbstperfektionierung und Gnade stellt sich Bauer im Februar auf
seine eigene Weise.
Predigten zu „9,5 Thesen“ 2017 in der Gedächtniskirche
Speyer, jeweils am zweiten Sonntag im Monat um 11 Uhr.
08. Januar
|
Martin Graff
|
Grenzgänger
|
1. Ich darf machen, was ich
will!?
|
12. Februar
|
Michael Bauer
|
Heimatpoet
|
2. Ich darf so bleiben, wie ich
bin!?
|
12. März
|
Britta Buhlmann
|
Direktorin Pfalzgalerie
|
3. Nicht ohne Gott!?
|
09. April
|
Fensterpredigten
|
Angehende PfarrerInnen
|
4. Wir sind Papst!?
|
07. Mai
|
Gregor Gysi
|
Politiker, MDB
|
5. Ich muss immer besser
werden!?
|
11. Juni
|
Michael Kaufmann
|
Intendant Staatsphilharmonie
|
6. Nicht ohne Lehrbuch!?
|
09. Juli
|
Alice Hoffmann
|
Kabarettistin
|
7. Nicht ohne Bibel!?
|
13. August
|
Werner Simon
|
GF
Unternehmerverbände
|
8. Wir machen die Erde
untertan!?
|
10. September
|
Brigitte Mannert
|
Präsidentin Handwerkskammer
|
9. Wir machen Politik!?
|
08. Oktober
|
Mechthild Werner
|
Pfarrerin
|
9.5 Hier stehe ich ...!? Fazit der
Reihe
|
Hintergrund: Allein der Glaube. Ein Gedanke, der seit 500
Jahren Menschen bewegt. Allein vor Gott stehen. Wie Martin Luther.
Frei sein. Selber glauben, denken, handeln. Mit Luthers 95 Thesen
1517 in Wittenberg hat die Reformationsbewegung Kirche und Welt
erfasst. Bis heute. Im Jahr 2017 wird national, international und
ökumenisch nach den reformatorischen Kräften in Kirche und
Gesellschaft gefragt. Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit bilden
den Schwerpunkt der Evangelischen Kirche der Pfalz. Der Europäische
Stationenweg gastiert vom 8. bis 11. April 2017 in der Stadt der
Protestation, in Speyer. Neben diesem Höhepunkt sind zahlreiche
weitere Veranstaltungen, Ausstellungen, Aktionen und Gottesdienste
in den Gemeinden geplant. Im Jahr 2018 feiert die Landeskirche ihr
200-jähriges Jubiläum als „Kirche der Union“.
Mehr zum Thema: www.reformation2017.evpfalz.de;
www.r2017.org und www.luther2017.de.
05.12.2016
Der kleine Luther - Eine Landauer Reformationsgeschichte in mehreren Stationen
Oberbürgermeister Thomas Hirsch (2.vl.) und Dekan Volker Janke (3.v.l.) unterzeichnen den Kooperationsvertrag für das Stationentheater „Der kleine Luther“. Das Chawwerusch Theater ist durch die Projektleiter Felix S. Felix und Thomas Kölsch vertreten.
Landau - Der Protestantische Kirchenbezirk Landau und die
Stadt Landau in der Pfalz werden anlässlich des
Reformationsjubiläums 2017 in besonderer Weise an die Reformation
erinnern. Mit einem Stationentheater des Chawwerusch Theaters rund
um die Stiftskirche soll ein regionaler Beitrag zum
Reformationsjahr entstehen.
Mit den Projekten „Ziegelstein und Musenkuss – 100 Jahre
Jugendstil-Festhalle Landau“ und „Landauer Leben – ein Theaterweg
durch die Jüdisch-Landauer Geschichte“ ist es dem Chawwerusch
Theater in Kooperation mit der Stadt Landau in den vergangen Jahren
gelungen, einen zentralen kulturellen Begegnungsort und regionale
Geschichte aus neuen Blickwinkeln zu betrachten.
An diese erfolgreiche Zusammenarbeit anknüpfend wird im
kommenden Jahr die regionale Reformationsgeschichte in Szene
gesetzt. Ziel des Projektes sind neue Blickwinkel auf und
Erkenntnisse über eine Zeit sich überschlagender Ereignisse des
Wandels: einer Stadt, einer Region und einer Religion. Eine
Gesellschaft sieht sich mit radikalen Änderungen konfrontiert, die
an den Grundfesten der „alten Ordnung“ rütteln. Verunsicherung
greift um sich, Ängste werden geschürt, aber es entsteht auch
völlig Neues. Neue Wege, Perspektiven, Glaubens- und Denkweisen tun
sich auf, eine gesellschaftliche Situation der Herausforderung und
Umbruchs, ähnlich unserer heutigen.
Erzählt wird die „große“ Geschichte, die nicht mehr und nicht
weniger als die Welt veränderte, am Beispiel des ehemaligen
Landauer Stadtpfarrers Johannes Bader. Baders Lebenslauf mit
offenem Widerstand gegen die Missbräuche der römisch-katholische
Kirche, Heirat und Bann weist starke Parallelen zu dem des großen
Reformators auf. Deshalb wird dieses Projekt den Namen „Der
kleine Luther“ erhalten.
Johannes Bader war ein mutiger, belesener, kluger und
streitsüchtiger Mann, der im Jahre 1518 die Stelle des Pfarrers in
der Landauer Stiftskirche antrat. 1517 hatte Luther in Wittenberg
seine Thesen veröffentlicht. Kurz nach seiner Berufung fängt Bader
an in Luthers Sinne zu predigen.
Daraufhin wurde er beim Bischof in Speyer angezeigt. 1523 und
1524 muss sich Bader in Speyer verteidigen. Er tut dies vehement,
dennoch wird der Kirchenbann über ihn verhängt, sein freies Geleit
aufgekündigt. Wohlgesinnte Landauer lassen ihn in einem Korb von
der schwerbewachten Stadtmauer in Speyer herab und verhelfen ihm so
zur Flucht.
Bader ist ein engagierter Kirchenmann und ein politischer
Mensch, der viel publiziert (so schreibt er unter anderem den
ersten evangelischen Katechismus überhaupt) und der bis zu seinem
Tod 1545 immer wieder Missstände anprangert.
Es ist eine außergewöhnliche und unruhige Zeit, auch in Landau.
Gegenüber der Stiftskirche treffen sich die deutschen Ritter 1522
im „Haus zum Maulbeerbaum“ und gründen, unter Vorsitz von Franz von
Sickingen, den „Deutschen Bund“. 1525, am Sontag Quasimodogeniti
(23. April), rebellieren die Bauern von Nußdorf und reihen sich ein
in das Ereignis, welches als „Bauernkrieg“ in ganz Süddeutschland
für Unruhe sorgt.
Und so könnte es aussehen….
In den Nischen der Stiftskirche gehen die Ablasshändler ihren
windigen Geschäften nach. Jeder hat sich auf eine bestimmt Sünde
spezialisiert, jeder hat seine entsprechende Preisliste. In die
mittelalterlich anmutenden Sünden haben sich aber auch ganz moderne
Sünden und Verfehlungen eingeschlichen.
Posaunen sind vom Turm der Stiftskirche zu hören.
Es gehen Gerüchte um, eine hochgestellte Persönlichkeit werde in
Landau erwartet. Die einen meinen gehört zu haben, dass Martin
Luther auf dem Weg nach Straßburg in Landau Halt machen wolle, die
anderen meinen zu wissen, dass der Bischoff von Speyer sich den
Johannes Bader holen komme, wieder andere befürchten, dass der
Franz von Sickingen die Stadt plündern wolle. Die Geschichte, Bader
habe einer Bäuerin, die eine Gans unter dem Arm trug, das Sakrament
reichen wollen, wobei die Gans die Hostie erhascht habe und so
ungerechtfertigter Weise ein Tier das heilige Abendmahl erhalten
habe, macht ebenfalls die Runde.
Hinter der Stiftskirche wird eine Beerdigungsgesellschaft
aufgehalten, weil ein Protestant unmöglich in der gleichen Erde
neben einem Papisten liegen könne.
Reaktionen
„Im Mittelpunkt des Stationentheaters steht die Person des
Landauer Reformators Johannes Bader. Da sich in seiner Person und
in Landau auf lokaler Ebene die Wittenberger Geschehnisse um Martin
Luther wie in einem Brennglas spiegeln, haben wir ihn den „kleinen
Luther“ getauft. An seiner Person, der Vereinigung der Ritter zum
Landauer Bund und den Ereignissen rund um den Bauernkrieg in
Nußdorf wollen wir die Bedeutung der damaligen Umwälzungen in
Kirche und Gesellschaft für unsere heutige Zeit verdeutlichen,
insbesondere die Errungenschaften der Glaubens-, Gewissens- und
Religionsfreiheit für eine freiheitliche, offene und solidarische
Gesellschaft.“ Dekan Volker Janke
„Ich freue mich, dass wir 2017 zum dritten Mal ein
Stationentheater mit dem Chawwerusch Theater in Landau erleben
dürfen. Zum dritten Mal wird Landauer Geschichte lebendig und ich
bin mir sicher, dass „Der kleine Luther“ ein Highlight im
Reformationsjahr sein wird. Die Reformation hat nicht nur die
Geschichte der Kirche nachhaltig verändert, sondern auch die
Stadtgeschichte Landaus in besonderer Weise geprägt. Insbesondere
durch Johannes Bader war die Stadt von Beginn an in die
gesellschaftlichen und politischen Umbrüche dieser Zeit involviert.
2017 ehren wir den „kleinen Luther aus Landau“ nicht nur mit dem
Stationentheater, sondern auch durch die Benennung des
Johannes-Bader-Platzes neben der Stiftskirche. Beides soll die
Bedeutung Baders für unsere Stadt noch einmal verdeutlichen und auf
besondere Weise würdigen.“ Oberbürgermeister Thomas Hirsch
Spiel-und experimentierfreudige Mitwirkende gesucht
Für dieses außergewöhnliche Projekt können sich
theaterbegeisterte Akteure (ab 16 Jahren) melden. Voraussetzung ist
die Spielerfahrung aus einem früheren Projekt oder einer
Theaterproduktion mit dem Chawwerusch Theater.
Da sicherlich mehr Anmeldungen eingehen, werden die ca. 100
SpielerInnen aus allen Anmeldungen ausgewählt.
Alle Mitwirkenden teilen sich auf verschiedene Gruppen und
Referenten auf, die zum Thema „Zeit der Reformation“ mit
unterschiedlichen Theaterformen arbeiten.
Die Gruppen entwickeln eine Präsentation für die jeweilige
Station. Die Aufführungen werden mehrfach hintereinander
wiederholt.
Ebenso werden Interessierte gesucht, die in einer Nähgruppe die
Kostümbildnerinnen oder im organisatorischen Bereich die
Projektleitung unterstützen wollen.
Anmeldungen bis zum 16.01.2017 unter kleiner-luther@chawwerusch.de
oder unter Chawwerusch Theater, Obere Hauptstr. 14, 76863
Herxheim
Das künstlerische Team
Das Team: Felix S. Felix, Ben Hergl,
Monika Kleebauer, Walter Menzlaw, Stephan Wriecz
Projektleitung:
Felix S. Felix und Thomas Kölsch
Assistenz:
Dagmar Brade
Ausstattung:
Kristina Baumert, Hannah Bachmann
Technische Leitung:
Thomas Kölsch
Technik:
Kim Acker und Patrick Frautschi u.a.
Die Premiere wird am 22. September 2017 sein. Bis zum 3. Oktober
werden dann an acht Aufführungstagen bis zu 3300 ZuschauerInnen die
Möglichkeit haben, das neue Chawwerusch Stationentheater zu
erleben.
Veranstalter: Protestantischer Kirchenbezirk Landau und die
Stadt Landau in der Pfalz
Das Projekt wird finanziell unterstützt vom Ministerium für
Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, der Evangelischen
Kirche der Pfalz, Sparkassen-Stiftung SÜW, VR Bank SÜW, Dr.
Feldbausch-Stiftung, Energie Südwest, Dieter Kissel Stiftung,
Versicherer im Raum der Kirchen.
Chawwerusch Theater
06.12.2016